Beiträge getaggt mit Nachbarn

… und schon ist’s eine ABM uexA!

Heute möchte ich Sie warnen. Passen Sie bloß auf, worauf Sie sich einlassen!
Schon im Fall von Kompromissen, die geschlossen werden, ist gesunde Vorsicht angebracht, doch bei denen
teilen Sie im Normalfall wenigstens gerecht damit eventuell verbundenen Aufwand, Ärger, entstehende
Kosten etc.
Nein, ich warne heute eindringlich vor den Folgen, die bei einseitigen Sachen, den Zugeständnissen, auf einmal über Sie hereinbrechen!
Geben Sie acht, wenn jemand penetrant quengelt! Bezüglich der Durchsetzung höchst eigener Vorstellungen anhaltend nervtötend insistiert. Sie finden dieses Verhalten und derart geäußerte Wünsche und Forderungen zwar völlig unangemessen, nur irgendwann steht es Ihnen bis Unterkante Oberlippe. Trotz anderer Auffassung knicken Sie ein und geben nach. Weil Sie die Dauerstreitfrage aufregt, weil Sie friedliebend sind.
Ein ganz kurzer Moment, ein unbedachter Entschluss, der mit einem laut geäußerten Satz aus nur acht Wörtern öffentlich wird. Der Sie festnagelt! Das war’s; von da an sind Sie plötzlich Wochen beschäftigt!

Eine Kettenreaktion startet, die Ihnen ungefragt eine ABM uexA beschert. Ich spreche aus Erfahrung!
Der Gemahl und ich hatten sie selbst gerade am Wickel. Gerade? Seit Wochen! Nein, Monaten!
Nur für den Fall, dass Sie mit der Entschlüsselung des Kürzels kurz hadern:
Bei der ABM uexA handelt es sich um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ungeahnt extremen Ausmaßes!

Die Chronik der Ereignisse

Zur Sache

Erinnern Sie sich noch an die Erwähnung des heiklen Themas „Efeu an der Grenze“? Nun, das war der Anfang, der Auslöser. Heute zeige ich Ihnen, wie daraus eine intensive und auch nicht ganz billige ABM wird. Diese oder eine UBT (unerwünschte Beschäftigungstherapie) der übelsten Sorte.

Die Ausgangslage

Der hintere Grundstücksbereich schließt zum Nachbarn mit einem hohen Holzsichtschutzzaun ab. Die Elemente sind teils blickdicht mit eng gesetzten Diagonallatten, teils sind es zur optischen Auflockerung offene, schmalere Rankgitter mit Sprossen.
Der Zaun steht ca. 20 Jahre, ist seit einigen Jahren komplett mit Efeu bedeckt, der regelmäßig gestutzt wird. Eine grüne Wand, die wir lieben. Die Tiere vergöttern sie auch. Der Nachbar liebt sie in dieser Form nicht. Leider schummelt sich der Efeu auch auf seine Seite, Richtung Licht.

Efeutapete an der Sichtschutzwand ... (efeuberankte Holzwand)

Efeutapete an der Sichtschutzwand …

Nachbars und unsere Vorstellungen von Natur und Garten weichen grundsätzlich ein wenig voneinander ab. Bei ihm lautet die Devise generell: Alles, was höher als 30 cm wächst, kommt raus bzw. wird abgeholzt.

Die Entwicklung

Der Efeu ist inzwischen zum mehr als leidigen Thema geworden. Können Sie nachempfinden, dass man irgendwann der Diskussion dermaßen überdrüssig ist? Soll das ständig wiedergekäut werden?

Der entscheidende Moment

Ende März. Der Nachbar fühlt wieder einmal auf den Zahn, nörgelt. Er hat bei mir einen schwachen Tag erwischt. Ich bin es leid. Es fällt der verhängnisvolle Seufzersatz:
„In Ordnung, ich werde den Efeu komplett entfernen.“

Die auf dem eigenen Grundstück unmittelbar vor der Holzwand gesetzten Büsche sind glücklicherweise mittlerweile so hoch, dass die optische Auswirkung durch ein Entfernen des Efeus nicht ganz so fürchterlich ausfallen wird. Die anschließende Kahlheit der Wand wird durch die Sträucher weitgehend verdeckt.

Als der Zaun im Hintergrund noch efeubewachsen und grün war ...

Als der Zaun im Hintergrund noch unauffällig, efeubewachsen und grün war …

Das Roden unterschätzt!

Amseln nisten noch im Efeu, der Beginn der Aktion verschiebt sich in den April. Es ist ungemütlich draußen, und es ist eine Mordsarbeit. Das Kappen geht zunächst, die Abfallmengen sind allerdings schon dabei enorm. Zusätzliche gebührenpflichtige Müllsäcke (damit die Müllabfuhr sie abfährt) fallen in großer Stückzahl an.

Efeu wächst überall hindurch ...

Efeu wächst überall hindurch …

Die Stunden vergehen. Jetzt tritt zu Tage, dass der Efeu im Laufe der Jahre richtige Stämme ausgebildet hat, die nicht allein an der Wand haften, sondern sich klammheimlich durch Ritzen der Wand geschlängelt haben. Anfangs zart und dünn, mit zunehmendem Alter und größerem Durchmesser haben sie die Latten förmlich gesprengt.

Solange der Efeu dort wuchs, alles hielt und bedeckte, herrschte beste Ordnung. Er schützte das Holz sogar vor Nässe und vor Fäunis. Nun kommen mir beim Zurückschneiden jedoch die Latten einzeln entgegen, denn das ganze Holzelement ist verzogen, der Rahmen auseinandergedrückt, die Diagonallatten auf einmal zu kurz und losgelöst.

Ich versuche, möglichst von meiner Seite aus alle Pflanzenreste zu entfernen. Auf der Leiter stehend und weit über die Holzwand nach drüben gebeugt, erwische ich die Enden, die zum Nachbarn herüberhwachsen und kann sie vor dem Abschneiden zu mir heranziehen. So fällt nichts auf seine Pflanzen … und ich muss nicht hinüber. Das würde ich ihm vorerst gern ersparen – und mir auch!

Sichtschutzzaun - Der Efeu hat sich seinen Weg gebahnt ...(Efeu durchwächst Sichtschutzzaun)

Sichtschutzzaun – Der Efeu hat sich seinen Weg gebahnt …

Schadensaufnahme

Das Wetter spielt nicht immer mit. Mal hindern pralle Sonne und Schattentemperaturen, die bereits bei 35 °C liegen, mal komplett verregnete Tage am Vorankommen, und ab und zu verlangt – zumindest nach langen Stunden draußen – auch der Rücken eine Unterbrechung. Doch irgendwann, nach insgesamt mehrtägigen Aktionen, sind die Pflanzenreste entfernt. Jedenfalls fast. Einiges ist in den Dichtzaun-Elementen dermaßen verwachsen, dass es nicht zu lösen ist. Diese Zaunteile sind wahrscheinlich gar nicht zu retten.
Die offenen Rankgitter haben offenbar nicht so gelitten, sie können weiter verwendet werden. Oder?

Begutachtung

Der Gemahl betritt nun ebenfalls die Szene und begutachtet mit fachkundigem Auge.

Der Entschluss

Wir entscheiden uns, neue breite, blickdichte Elemente gleicher Größe und Machart zu erstehen, die zu dem Rest – den Rankgittern, die nicht ersetzt werden sollen – passen.

Sichtschutzzaun - Nicht zu fassen, mit welcher Kraft Efeu unterwegs ist und Latten sprengt ...

Sichtschutzzaun – Nicht zu fassen, mit welcher Kraft Efeu unterwegs ist und Latten sprengt …

Sisyphusarbeit

Es ist mühsam und dauert, ehe eine Quelle aufgetan ist, die sämtliche Voraussetzungen erfüllt. Es soll lang haltbares, gutes Holz sein, nicht Fichte, Kiefer etc. Es soll außerdem mit den restlichen offenen Teilen harmonieren. Das vorherige Holz ist auch ein qualitativ gutes gewesen.
In dem Zusammenhang wird bald klar, dass es nur in diesen Holzqualitäten überhaupt ein Modell ähnlichen Stils (diagonal verarbeitete Latten) und vor allem derselben Maße gibt. Das ist wichtig, damit die vorhandenen, einfundamentierten Pfosten weiter genutzt werden können und nicht auch noch versetzt werden müssen.

Der gefundene Hersteller sitzt in Niedersachsen, dessen Vertragshändler im Norden Hamburgs.
Telefonisch bestellen lässt sich das Gewünschte dort nicht. Wir müssen selbst hinfahren.
Kurz danach ist auch das erledigt. Die Bestellung läuft, die Lieferzeit beträgt leider sechs Wochen. Wieder eine längere Unterbrechung. Die Frist verlängert sich später sogar auf acht Wochen. Doch immerhin werden die neuen Teile bereits in einem passenden Farbton vorlasiert. Eine Arbeitserleichterung. Wirklich?
Es wäre zu schön, denn die Aktion entpuppt sich mittlerweile bereits als ein recht arbeitsintensives und auch nicht ganz billiges Vergnügen.
Der Rechnungswert liegt jedoch praktischerweise knapp über dem Betrag, ab dem die Anlieferkosten entfallen. Und es gibt Skonto bei früher Zahlung! Wenigstens etwas.

Nebenerscheinungen

Während der Arbeiten am Efeu bin ich von einer Zecke erwischt worden. Vorsichtshalber zeige ich die Stelle dem Arzt. Ich habe bisher keine eigene Erfahrung mit diesen Viechern, und der Biss sieht nicht gerade harmlos aus. Nach einer Borreliose steht mir nicht der Sinn.
Ich habe außerdem wieder einmal Kratzer und Schrammen wie nach dem Kampf mit einer Wildkatze, da mich die am Zaun wachsenden Büsche attackieren. Auch der Feuerdorn, der nicht umsonst so heißt! Seine Dornen und die Absonderungen aus frischen Schnittstellen sind sehr aggressiv, Hautverletzungen heilen nur langsam.
Als Krönung folgt eine allergische Reaktion auf irgendeine Substanz, die eine dicke Beule, eine 2-Euro-Stück-große, brandblasenähnliche Reaktion am Arm hervorruft. Doch in den Wochen bis zur Lieferung hat ja alles genügend Zeit abzuklingen …

Feuerdorn (Pyracantha coccinea)

Feuerdorn (Pyracantha coccinea)

Diesmal stutze ich kurz bevor die Wartezeit vergangen ist vor dem Restzaun zusätzlich einen breiten Arbeitsbereich zur besseren Montage der neuen Teile. Immerhin sind wir dann mindestens zu zweit dort auf engem Raum tätig.
Wieder bedeutet es Stunden im Garten zu verbringen, wieder türmen sich Abfallberge und der Kauf einer Unmenge weiterer Müllsäcke der Stadtreinigung steht an. Dazu gesellen sich neue Striemen und andere Verwundungen. Sie lassen sich auch durch lange Ärmel und Handschuhe nicht verhindern.
Hat man irgendwo eingekürzt und insgesamt zurückgenommen, sieht der Anschlussbusch von der Größe her völlig unpassend aus und muss angeglichen werden. Eine unendliche Geschichte …

Vögel, Eichhörnchen und Co.

Die Fauna ist beleidigt. Zu viel Unruhe im Garten, zu viel Geliebtes, was plötzlich nicht mehr da ist. Einige bleiben vorerst demonstrativ weg …

Die Rechnung

Obwohl die Ware schon bezahlt ist, trifft kurz vor dem Liefertermin eine Rechnung mit einem höheren Endbetrag ein. Eine Differenz ist demnach noch offen. Wie das? Der Clou: Dadurch, dass Skonto abgezogen wurde, sinkt die Endsumme unter den Betrag, der für das Entfallen einer Liefergebühr relevant ist.
Das kann doch nicht wahr sein!
Man überredet uns erst zu vorzeitiger Zahlung mit dem Lockmittel Skonto, und danach kommt als Belohnung eine Liefergebühr, so dass wir mehr bezahlen als ohne Skontoabzug?
Nachfrage per Telefon. Es löst sich alles in Wohlgefallen auf. Man ist „kulant“.

Überraschungen

Die neuen Zaunelemente treffen ein und sorgen für einige Überraschungen.

Überraschung 1
Sie wiegen doppelt so viel wie die alten. Wir brauchen einen zusätzlichen Helfer bei der Montage. Der Sohn (kräftig) lässt sich zum Glück freiwillig rekrutieren.

Die neuen Sichtschutzzaunelemente - sehr kompakt, sehr schwer ...

Die neuen Sichtschutzzaunelemente – kompakt, aber massiv und sehr schwer …

Überraschung 2
Wir dürfen netterweise auf das Grundstück des Nachbarn, um auch von dort arbeiten zu können. Jetzt stellt sich heraus, dass der Zaun von dieser Seite leider viel miserabler aussieht als von unserer! Besonders im unteren Bereich. Bei den Rankgittern ist von Nachbars Seite aus unten Erde in die U-förmigen (offenen) Rahmen geraten. Das Holz ist in diesem Bereich gemodert und bricht weg.

Überraschung 3
Die Farbe der alten und der neuen Elemente passt schlechter zusammen, als angenommen. Das Farbmuster aus dem Bestellkatalog des Zaunherstellers trifft nicht wirklich zu.

Ein neuer Plan …

Angesichts der neuen Lage werden wir in den sauren Apfel beißen und jetzt nachträglich Rankgitter aus derselben Zaunserie bestellen. Ebenfalls vorlasiert, dann ist die Farbe identisch.
Der Plan ist gut, die Durchführung nicht möglich. Das Werk stellt generell überhaupt keine Rankgitter in den gesuchten Abmessungen her. Wir können aufgrund der gesetzten Pfosten jedoch keine andere Größe verwenden.
Die Idee ist, auf einen anderen Fabrikanten auszuweichen. Eine akribische Suche liefert das Ergebnis, dass dieses Maß mittlerweile in ganz Deutschland und bei sämtlichen Herstellern unüblich ist. Früher einmal, ja …
Ein einziger Produzent bietet ein passendes, aber wesentlich engmaschigeres Gitter an. Was uns nicht gefällt, weil es dadurch eher wie ein geschlossenes Element wirkt und die gewünschte Auflockerung nicht gegeben ist.

… und seine Abänderung

Der Gemahl inspiziert erneut die demontierten, maroden Rankgitter. Er untersucht ebenfalls die für den Sperrmüll gedachten ausrangierten und jetzt ersetzten Dichtzaunelemente. Die Entscheidung fällt mit einem vernehmlichen Seufzer: Es geht an die Rekonstruktion und Restaurierung der alten Rankgitter. Dazu demontiert er Teilrahmenstücke der ausrangierten Teile, um damit die unteren verrotteten Rahmenteile der zu erhaltenden Rankgitter zu ersetzen. Die Rahmenbreite ist immerhin identisch.
Er passt an, verbindet, schraubt, bohrt, leimt …

Auf zum Nachbarn

Der Nachbar hat sich während der Aktion Zaunabbau und Teilneuaufstellung bisher angenehm zurückhaltend gezeigt, was wir schon ganz anders kennen und daher zu schätzen wissen. Dafür, sowie für die Erlaubnis, sein Grundstück zu betreten, besuche ich ihn mit einem Dankeschön-Blumenstrauß und erkläre bei der Gelegenheit, warum weiterhin Lücken sind und sein werden. Man scheidet in Frieden und Harmonie.
Weiter geht es am Zaun. Was jetzt noch fehlt, ist eine Behandlung mit Tiefengrund und Lasur.

Lasur – aber welche?

Die Vorbehandlung der Holzsprossen ist abgeschlossen, der Tiefengrund aufgetragen. Aber welche Lasur passt? Eine kleine Herausforderung.
Die Lasur, die für die neuen Zaunteile werkseitig verwendet wird, hat die Farbbezeichnung „mahagony“. Unter Mahagoni stellt man sich farblich eigentlich etwas anderes vor. Einen dunkleren, brauneren Ton. Richtung Kastanie. Die neuen Zaunteile sind hingegen relativ hell mit rötlichem Stich.
Ein Test mit einer entsprechenden Lasur zeigt, dass der herbeigeschaffte Mahagoni-Farbton aus dem Baumarkt überhaupt nicht hinkommt.

Ich rufe hoffnungsfroh beim Zaunfabrikanten an. Frage, Lasur welcher Firma sie selbst verwenden. Erkundige mich, ob ich diese direkt beziehen kann.
Mir wird das Fabrikat genannt. Ja, man hat es im sogar Programm. Die kleinste Einheit ist eine Dose mit 2,5 Litern Inhalt, der Preis dafür liegt bei knapp 70,00 Euro! Beziehen kann man es bei ihnen allerdings nicht direkt, sondern lediglich über den Vertragshändler, bei dem wir bereits die Zaunteile orderten.
Ein Anruf in diesem Baumarkt ergibt, dass die Lasur nicht Teil des Standardprogramms ist. Man kann sie natürlich beim Zaunhersteller bestellen – aber nur als Sammelbestellung. Und das dauert dann ein paar Wochen, ehe genug dafür zusammengekommen ist …
Der Produzent der Lasur, der wiederum in Mannheim seinen Sitz hat, verkauft nur an die Industrie und das Handwerk, nicht an Privatkunden. Tja.

Ein erneuter Besuch in den Farbabteilungen umliegender Baumärkte steht an. Laut Prospekt sieht „Rotzeder“ als Farbton recht vernünftig aus. (Bitte lesen Sie jetzt nichts mit Rotz daraus!) Das Farbmuster auf der Blechbüchse ist allerdings wieder komplett anders als beispielsweise die Farbansicht im Prospekt. Danach scheint „Palisander“ eher zu harmonieren. Wenn das nicht rotstichig genug sein sollte, haben wir ja theoretisch noch den Mahagoni-Fehlkauf zum Mischen. Versuchen wir es.

Sperrmüllabfuhr

Unterdessen möchten wir die alten, großen Holzelemente endlich aus dem Garten loswerden. Ich rufe bei der Stadtreinigung wegen eines Sperrmülltermins an. Es lohnt sich, es sind nämlich noch einige weitere Sachen da, die gleich mit abgeholt werden können. Die anderen Sachen sind nicht das Ding – doch Holz aus dem Außenbereich wird nicht akzeptiert. Das ist vorbelastetes Holz. „Das können wir nicht mitnehmen.“ Und nun? „Sie können es hier im Recyclinghof direkt abgeben.“
Es passt aber nicht ins Auto!
Stichsäge heraus, Elemente vierteilen. Ich staue es in meinen Kleinwagen (Ein Wunderauto, was den Platz angeht, sobald die Rücksitze umgeklappt sind) und fahre zur Abgabestelle. Dort finde ich bereits auf der Straße einen Riesenstau vor. Andere Leute in ihren Fahrzeugen, die ebenfalls warten. Die Sonne scheint unbarmherzig und macht die Blechkisten zur Sauna. Es geht nicht weiter. Es tut sich absolut gar nichts, denn auf dem Recyclinghof werden Container und Pressen geleert bzw. gewechselt.
Anderthalb Stunden später befinde ich mich auf dem Rückweg. Das Holz bin ich los.

Geständnis
So langsam schwindet die Lust. Am liebsten hätte ich auch mein Efeu zurück. Und wäre nicht immer so ein dösiges Tamtam, könnte man sich das hier alles ersparen …

Anstrich

Allmählich ist das Ende in Sicht. Die restaurierten Gitter sehen beinahe besser aus als die fertigen Teile, die vorher geliefert wurden. Der Anstrich macht’s. Man arbeitet mit der Lasur irgendwie sorgfältiger und akkurater. Ganz zusammen passen Alt und Neu immer noch nicht, doch da die Rankgitter eine andere Struktur als flache Diagonallatten haben, wirkt es nicht übel. Lasur aufgetragen auf verwittertem Holz fällt dazu nun einmal anders aus als auf unbehandeltem, frischem Holz.

Endmontage

Es regnet. Das Anbringen der letzten Rankgitter muss noch etwas warten. Am 2. September ist es soweit. Endmontage. Obendrein gibt es neue Abdeckhauben für die Pfosten. Die Wand ist endlich wieder komplett!

Es muss sich noch alles wieder etwas zurechtwachsen, aber der Zaun steht ...

Es muss sich noch alles wieder etwas zurechtwachsen, aber der Zaun steht …

Die Lehre

Zugeständnisse sind (Entschuldigung) sauriskant! Man selbst rotiert, das Gegenüber hat den Nutzen. Und vor allem: Man ahnt vorab nie so recht, was für ein Rattenschwanz dranhängt!
Hätte ich damals im zeitigen Frühjahr schon gewusst, was durch mein Okay alles ins Rollen kommt, wie viele Arbeitsstunden, Kosten und Mühen es mit sich bringt, hätte ich mir diesen Satz verkniffen. Definitiv!

Der Alltag kehrt zurück

Sie erinnern sich an Scotty, das Eichhörnchen? Seine heißgeliebte Rennstrecke oben auf dem meterlangen Abschlussrand des Sichtschutzzauns war einige Wochen unterbrochen. Prompt blieb er weg. Er schmollte ernstlich, als auch sein Napf auf der Terrasse umstellt war von gerade lasierten Rankgittern, die dort unter dem Balkonüberstand vor Nässe geschützt waren. So mutig er bei Irma, der renitenten Taube, gewesen war – diesmal traute er sich nicht nah heran. Der Sturkopf wollte seinen Napf aber auch nicht an einem völlig anderen Platz. So blieben ihm die Nüsse verwehrt.
Sie glauben gar nicht, wie happy er ist, seitdem der Zaun wieder durchgängig ist und er freien Zugang zum Napf hat! Momentan erscheint er gleich mehrmals täglich, flitzt auf der Zaunoberkante, vertilgt auf der Terrasse schmatzend eine Unmenge an Nüssen und scheint Versäumtes so nachholen zu wollen.
Die Vögel zeigen sich ebenfalls wieder in größerer Zahl. Offenbar normalisiert sich die Lage. Efeu gibt es weiterhin wenigstens noch an der Hauswand. Vielleicht sucht sich das fliegende Volk für künftige Nistvorhaben dort ein Ausweichquartier.

Stresszeit vorbei ... Der Napf steht wieder am alten Platz und Scotty (Eichhörnchen) schwelgt in Nüssen.

Stresszeit vorbei … Der Napf steht wieder am alten Platz und Scotty schwelgt in Nüssen.

Und nun?

Entspannte Lage. Trotz allem – neue Zugeständnisse?
Erwähnen Sie bitte dieses Wort eine Weile nicht in meiner Gegenwart. Ich bin vorerst kuriert! Oh, es werden mit Sicherheit neue „Wünsche“ auftauchen, doch ich werde mich taub stellen.
Zumindest die nächsten drei bis fünf Jahre …

Und Sie passen bitte ebenfalls auf, ja? Für Ihre Mitmenschen, die ungern Kompromisse eingehen, lieber ohne Gegenleistung fordern und deren Erwartungen demzufolge möglichst große Zugeständnisse Ihrerseits sind, für solche Kontrahenten wird genau dieses freundliche Entgegenkommen sehr leicht zur willkommenen Normalität und zum gefühlten Gewohnheitsrecht.
Obacht also! Bleiben Sie dennoch gelassen und bedenken Sie:

Wer weiß, wie der Hase läuft, kann ebenfalls Haken schlagen …

 

© by Michèle Legrand, September 2015
Michèle Legrand - freie Autorin - Michèle. Gedanken(sprünge) @wordpress.com

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Gewitterstimmung …

Drückende Hitze. Saunaluft. Und dann ein Gewitter mit heftigem Platzregen.
Bei Ihnen auch?
Rote Kletterrose nach Regen ...
Ich grüße Sie und wollte mich kurz melden. Hätte es diesen enormen Guss nicht gegeben, wäre es gar nicht dazu gekommen. Er hat mich davor bewahrt, einen weiteren Tag mit richtig harter Gartenarbeit zu verbringen.
In diesem Jahr wächst er einem fast über den Kopf. Vielleicht liegt es an dem sagenhaften norddeutschen Sommer des letzten Jahres mit seinem anschließenden milden Winter. Es könnte diesen wahnsinnigen Austrieb aller Gehölze gefördert haben.
Irgendwie bin ich nur am sägen und ausschneiden. Selbst um diese Jahreszeit noch – oder wieder, jetzt nachdem die Vögel die Nester mit ihrem Jungvolk verlassen haben. Es ergibt so viel Biomüll, dass ich mit Komposthaufen, Biotonne und sonstigen Verwahrmöglichkeiten einfach nicht auskomme. Jede Woche fallen säckeweise Extramüll an.

Ohne zusätzliche Müllsäcke läuft in diesem Jahr gar nichts ...

Ohne zusätzliche Müllsäcke läuft in diesem Jahr gar nichts …

Meine Büsche kommen mir vor wie Bambus im Regenwald. Der wächst pro Tag 30 cm, und ich habe das dumpfe Gefühl, meine Gewächse hinken dem kaum hinterher.
Zusätzlich habe ich mich neulich aus rationalen Gründen und aus einem gewissen Harmoniebedürfnis heraus mit einem anstrengenden Nachbar wieder vertragen und versuche natürlich, neue kritische Diskussionen möglichst zu vermeiden. Persönlich aus dem Weg zu gehen. Keinen Anlass, aber auch keine Gelegenheit für weitere merkwürdige Ansinnen bezüglich Gehölzschnitt und -höhe etc. zu geben.  Schneide stattdessen vorsorglich, aber so, dass es mir noch gefällt.
Gerade herrscht also mit dem einen (seitlich) wieder Friede, Freude, Eierkuchen, da luchst mir mein hinten anschließender Nachbar in einer schwachen Minute bereits ein neues Zugeständnis ab.
Hätte ich bloß nicht!

Ich erzähle Ihnen gleich mehr darüber, doch wissen Sie was?
Falls Sie mit einem Grundstückskauf liebäugeln, denken Sie nicht, nur weil Sie ein Eckgrundstück oder Eck(reihen)haus erstehen und dadurch an einer Seite ein Nachbar wegfällt, ergibt sich automatisch weniger Zündstoff! Pustekuchen!
Schauen Sie vielmehr darauf, wie die anderen Häuser um Ihr Grundstück drumherum positioniert sind. Die, die gar nicht direkt Grenze an Grenze mit Ihnen sind, aber fast …
Ich habe zwar das sagenhafte Glück. dass ich einerseits nebenan richtig nette und verträgliche Tür-an-Tür-Nachbarn habe, aber andererseits auch das Pech, dass sich an meiner Grundstückslängsseite zusätzlich vier mit ihren Stirnseiten anschließende Nachbarn befinden.
Sie verstehen das jetzt schon richtig mit den Stirnseiten, oder?
Es geht um die Ländereien, nicht um die Köpfe.
Dazu kommt ein weiterer Nachbar an meinem Grundstücksende. Obwohl alle, die mit den schmalen Stirnseiten anstoßen, als Abstand erst noch ihren eigenen Vorgarten, den öffentlichen Gehweg und einen Seitengrünstreifen haben ehe meine Grenzhecke überhaupt beginnt, besteht dort in einem Hause die Ansicht, dass bei mir Gepflanztes trotz dieser Distanz Licht klaut.
Verdunkelt! (In einem Film würden jetzt beängstigende Töne erklingen …)
Wohlgemerkt es geht um einen Strauch, der in mein Grundstück hinein, nicht nach außen wächst und obendrein um einen, der nicht einmal direkt vis-à-vis des besagten Hauses steht, sondern mindestens 15 m weiter rechts. Mir will nie so ganz in den Kopf, wie dieses Gewächs die Erschaffung der Finsternis hinbekommen soll …
Friedliebend wie ich bin, hat er inzwischen doch wieder seinen Willen gekriegt. Der Nachbar, nicht der Busch. Er ist geschrumpft. Jetzt der Busch, nicht der …

Genug davon. Diesmal geht es zur Abwechslung um etwas anderes.

Ich habe als zusätzlichen Sichtschutz eine Holztrennwand zum Nachbarn hinten. Efeubewachsen. Es hat ihn genervt, weil das immergrüne Gewächs leider nicht nur auf meiner Seite wuchs, sondern sich zu ihm herüberschlängelte. Diese Art der natürlichen, grünen Wände sah von beiden Seiten superschön aus – und die Vögel liebten es ebenfalls.
Sie merken, ich spreche in der Vergangenheit.
Aus dem Bedürfnis heraus, endlich Ruhe vor den ewigen Klagen zu haben, habe ich zugesagt, den Efeu komplett zu entfernen. Gesagt, getan. Nun habe ich den Salat!
Zutage trat, dass der Efeu die Holzwand einerseits ramponiert, aber andererseits auch perfekt zusammengehalten hat. Jetzt, nachdem ich alles herunter- und herausgeschnitten und Hindurchgewachsenes herausgebrokelt habe, lösen sich nämlich die diagonalen Zierlatten, brechen teilweise weg.
Der neue Anblick gefällt weder meinem Nachbarn noch mir. Folglich steht die nächste Aktion an: Zaun erneuern. Sichtelemente austauschen. Das lässt sich nämlich garantiert nicht wieder zusammenschustern mit den verzogenen, geschrumpften, angebrochenen Teilen …
Ich sag’s Ihnen: Reichst du den kleinen Finger, wird gleich nach der ganzen Hand gegrabscht!
Gut, der Nachbar kann nicht wirklich etwas für den jetzt desolaten Zustand der Sichtschutzwand, aber hätte man alles so belassen, hätte es gehalten und wäre noch jahrelang wunderbar gewesen.
Wie sagt man bei uns im Norden: Alles unnützer Tüdelkram!
Ich bin also demnächst wieder im Garten beschäftigt – gerade als ich dachte, ich hätte jetzt erst einmal das Gröbste hinter mir. Nun ja, vielleicht spielt das Wetter …
Wann startet in Deutschland nochmal die Regenzeit …?

Gestern war ich gleich nach dem Gewitterregen draußen! Barfuß. Als alles noch tropfte und dampfte. Eine Waschküche ist nichts dagegen! Die Äste hingen alle ganz tief unter der schweren Last.
Was unerwartete Einblicke gewährte!
Mein Blumenhartriegel (Cornus kousa var. Chinensis) beginnt gerade zu blühen. Seine Äste sind etagenförmig angeordnet, stehen fast waagerecht ab.  Da ich ihn mehr als Baum, denn als Strauch gezogen habe, beginnt die Verästelung erst in gewisser Höhe und die Brakteen genannten Blüten auf ihren kleinen Stielen sieht man meist lediglich von der Seite.
Gestern gab es die Gelegenheit zur Draufsicht:

Auch die Zweige des Blumenhartriegels (Cornus kousa var. chinensis) drückt es herunter - so sind die Brakteen besser zu sehen!

Auch die Zweige des Blumenhartriegels (Cornus kousa var. chinensis) drückt es herunter – so sind die Brakteen besser zu sehen!

 

Die gelbe Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) hat sich wacker gehalten bei dem Platzregen …

Kapuzinerkresse  (Tropaeolum majus) im Regen ...

Auf den Blättern des Ginkgo biloba perlt der Regen besonders gut ab …

Ginkgo biloba mit Wasserperlen ...

Ginkgo biloba mit Wasserperlen …

Manche Blätter erinnern wirklich enorm an Schmetterlinge  …

Ginkgo biloba - Blätter wie Schmetterlinge ...
Auch die Kletterrosen ( „Lykkefund“, weiß und eine rote Kletterrose, beides Rambler) wirken zwar etwas zerzaust, haben den harten Niederschlag dennoch recht gut überstanden…

Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Spierstrauch und Rose Lykkefund im Regen ...

Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Spierstrauch und Rose „Lykkefund“ im Regen …

 

Rote Kletterrose (regennass)

Es ist also kein allzu großer Schaden entstanden. Morgen sieht wahrscheinlich alles wieder so aus, als wäre nichts geschehen.

Der Türkische Mohn (Papaver orientale) hat allerdings seine letzten Blütenblätter opfern müssen …

Mohnkapsel ... (Papaver orientale, Türkischer Mohn)
Das Orangerote Habichtskraut (Hiracium aurantiacum) schüttelt vermutlich nur noch kurz die Restfeuchtigkeit ab, dann strahlt es wieder wie hier kurz vor dem Guss …

Orangerotes Habichtskraut (Hiracium aurantiacum)

Ich ahne, dass der Garten nach dieser Dusche und bei milden Temperaturen erneut den Drang verspüren wird, mir über den Kopf zu wachsen. Die Hecke wird schießen! Irgendwie habe ich auch den Eindruck, der Rasen ist in den letzten Stunden schon wieder höher geworden!
Ach, ja …
Doch seien wir ehrlich: Ohne Garten wäre es auch nichts!
Hält fit. So muss man das sehen. Und bietet natürlich ebenfalls Entspannung. Zumindest gelegentlich.^^

Ich hoffe, Sie haben nicht nur zu wurschteln, sondern können  ein wenig entspannen. Ihnen allen einen schönen Sonntag, möglichst unverhagelt und gewitterfrei!

© by Michèle Legrand, Juni 2015
Michèle Legrand  ©Foto Andreas Grav (Ausschnitt)

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