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Schiffsbetrieb am Galgenmoor – Das traditionelle Schaufahren der Modellbauer in Cloppenburg

Sollten Sie einmal angesprochen und zu einer Veranstaltung nach Cloppenburg (Niedersachsen) ins Galgenmoor eingeladen werden, dann stellen Sie sich alles darunter vor – nur keine gruselige Angelegenheit.

Glauben Sie mir, auch wenn sich der Teilbegriff Galgen schon reichlich tödlich anhört und der Zusatz Moor die düstere Vorstellung durchaus verstärkt – es ist lediglich ein Name. Einer, der heute mehr für Idylle steht, als für Aufhängen oder Versacken im Morast.
In unserer Zeit handelt es sich um einen im Westen Cloppenburgs gelegenen Ortsteil, und hauptsächlich ist damit der (Bade-)See gemeint. Rund 400 m lang, etwa 90 m breit. Das Ganze eingerahmt von Bäumen und anderem Grün sowie begleitet von allgegenwärtigem Vogelgezwitscher. Um den See führt ein Rundwanderweg. Östlich und nordwestlich weitet sich der Baumbestand noch aus, ansonsten schließt ein Wohngebiet mit vielen Gärten an.
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Cloppenburg - Am Galgenmoor - Blick auf den See im Mi mit frischen Baumgrün und Spiegelungen im Wasser

Cloppenburg – Am Galgenmoor

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Vor urlanger Zeit waren die Bodenbedingungen im Galgenmoor wirklich so, wie man sie sich in einer Moor– bzw. kargen Heidelandschaft vorstellt. Diese damalige Kargheit begünstigte Auswehungen, die wiederum den See entstehen ließen. Attraktiv für alle, die die Natur mochten! So strömten sie heran, die Spaziergänger und die, die ein Bad nehmen wollten. Bei Eis im Winter wurden die Kufen untergeschnallt und ein paar Runden gedreht.
Das Galgenmoor wurde ein Luft- und Lichtbad und 1927 bereits zu einem Naturdenkmal.

Einen Galgenberg gibt es heute noch. Er befindet sich etwas östlich vom See. Sie wissen sicherlich, dass Sie – wann immer die Bezeichnung Berg in Norddeutschland auftaucht – kein Zugspitzenkaliber erwarten dürfen.
Eher ein Hügelchen. Aber da wir auf dem platten Land nun einmal nichts anderes haben, heißt alles, was Maulwurfshaufen überragt, eben Berg.
Der Spitze des Galgenbergs in 47 m Höhe ragt etwas heraus – die Differenz zum restlichen Gebiet Cloppenburgs (32 bis knapp 39 m über NN) ist jedoch eher bescheiden. Und ob hier tatsächlich jemals ein Galgen gestanden hat, darüber streiten sich ebenfalls die Gemüter.
Manche sagen ja. Die letzte Hinrichtung soll danach zum Ende des 18. Jahrhunderts stattgefunden haben. Als Beleg dienen zwei Skelette, die man bei Sandabtragungen entdeckte. Da in einem anderen Bereich in einer Sandgrube weitere Knochenüberreste auftauchten, könnte diese Theorie natürlich stimmen. Ein absoluter Beweis für die Existenz des Galgens sind beide Funde indes nicht.
Und diese anderen ca. 300 Urnen und Grabbeigaben, die ein Bauer auf seinem Land am Nordufer um die Wende des 20. Jahrhunderts entdeckte, die deuten auf eine Begräbnisstätte hin, die allerdings aus vor-
christlicher Zeit stammen muss.

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb ausgerechnet das Galgenmoor Ziel des Tages werden sollte. Ich will es
Ihnen gern verraten.
Es findet dort alljährlich Anfang Mai ein Hobbytreffen von Modellbauern statt, die am See zu einem Schaufahren ihrer Marineschiffe zusammenkommen. Dabei geht es nicht um Modelle moderner Schiffe, sondern die meisten Vorbilder waren Schiffe der Kaiserlichen Marine, d. h. die Originale stammen aus der
Zeit 1872 bis 1918.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der IG Marine auf dem See

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der IG Marine auf dem See

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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Marineboote

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Marineboote

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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Marineboote_

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Marineboote

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Lothar Wischmeyer aus Cloppenburg, selbst ein begnadeter Modellbauer, veranstaltet seit 14 Jahren das jährliche Treffen am Galgenmoorsee. Mitglieder der IG MARINE sowie vom „Arbeitskreis Historischer Schiffbau“ nutzen die Gelegenheit zum Austausch, vor allem aber die eher seltene Chance zum gemeinsamen Fahrbetrieb.
Besucher sind willkommen, Spaziergänger gesellen sich gern spontan dazu. Da mein Mann seit Jahrzehnten Mitglied im Arbeitskreis ist und schon sein ganzes Leben Schiffsmodelle baut, zog es ihn natürlich dorthin.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der IG Marine auf dem See

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der IG Marine auf dem See

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Seit es diese Treffen in Cloppenburg gibt, sind die Anreisen zumindest für einige Modellbauer etwas kürzer geworden. Vor dieser Zeit wurden derartige Meetings in Wuppertal (NRW) und Rendsburg (SH) ausgerichtet. Wenn die Veranstaltung im hohen Norden angesagt war, stöhnten alle aus den südlichen Bundesländern über die Entfernung oder blieben gleich daheim. Hieß der Austragungsort Wuppertal, hatte wiederum die nord-
deutsche Teilnehmerschaft das Nachsehen und erschien nur spärlich.
Nun brechen jedes Jahr aus allen Richtungen und Bundesländern die „Schiffseigner“ mit ihrem Modell im Kofferraum zum Galgenmoor auf – oder stoßen auch mal mit leeren Händen dazu, wenn sie einfach nur schauen, sich wiedersehen und fachsimpeln möchten.
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Wir sind am Morgen aus Hamburg Richtung Cloppenburg aufgebrochen. Der erste wirklich größere Tages-
ausflug seit 2016, doch die Tagesform ließ es zu. Die gute Wetterlage feuerte natürlich zusätzlich an.
Wissen Sie, woran mir aufgefallen ist, dass wir uns wesentlich weiter von daheim entfernten als sonst?
Es gab kaum noch Fahrzeuge mit Hamburg-Kennzeichen!
Die Strecke nach Osnabrück und weiter Richtung Ruhrgebiet ist nicht nur gut, sondern auch bunt gemischt befahren. Sie sehen bald so nette Kennzeichen wie DO-G, NOR-M, BOT-E, OD-IN, H-UT oder AUR-A. Mit dem Hamburger Kennzeichen HH können Sie in dieser Hinsicht leider überhaupt keinen Blumentopf gewinnen. Hier aber ließen sich sogar Sätze kreieren: H-AT  NOR-M PI-LZ  AUR-A?  Oder auch: DO-G  H-IT  MA-N.

Als wir ankamen, ging es schon recht geschäftig zu. Die Modellbauer versammeln sich jedes Jahr am Südufer des Sees und nutzen die dortige große Holzplattform am Wasser, die explizit für Veranstaltungen gedacht ist.
Mitte letzten Jahrhunderts drohte der See eine Zeitlang zu versanden, wurde im Abstand von gut zehn Jahren zunächst durch eine Interessengemeinschaft (1974), später durch die Stadt Cloppenburg selbst ausgebaggert und zuletzt 1985 durch Uferbefestigung, Sandfang und eben die Errichtung des richtig großen Holzstegs verschönert.
Zu den Treffen werden dort lange Bänke und Tische aufgestellt, auf denen zahlreiche Modellschiffe auf nähere Betrachtung geradezu warten. Einige sind als reine Standmodelle gebaut, sollen also gar nicht ins Wasser. Die anderen, die am Schaufahren teilnehmen, finden dort vor oder nach ihrem Einsatz einen Ausstellungsplatz.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Blick vom gegenüberliegenden Seeufer auf die Holzplattform mit der Veranstaltung

Cloppenburg – Galgenmoor – Blick vom gegenüberliegenden Seeufer auf die Holzplattform mit der Veranstaltung

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Bei der Umgestaltung 1985 entstand obendrein auf einer kleinen Insel im See ein Schwanenhaus. Heute wird es jedoch nicht von den eleganten, weißen Tieren bewohnt, sondern von einer Kolonie Nilgänse, die sich dort breitgemacht gemacht hat. Wir haben es hier mit Neozoen zu tun, eingewanderten Tieren, die ursprünglich aus Afrika stammen, doch offenbar mit dem hiesigen Klima bestens zurechtkommen.
Nilgänse (Alopochen aegyptiaca) verfügen über einen ziemlichen Dickkopf. Ihr Verhalten ist nicht gerade zimperlich. Eher aggressiv, penetrant, speziell zur Brutzeit. Sie tolerieren kaum Konkurrenz  – und dadurch wird diese Art invasiv. Sie breitet sich unverhältnismäßig aus und verdrängt im Laufe der Zeit vielerorts leider komplett die heimische Wasservogelpopulation. Speziell auf Stockenten haben sie es abgesehen, die werden rabiat vertrieben.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren Modellboote - An der Insel vorbei ....

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren Modellboote – An der Insel vorbei ….

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Haben Sie Nilgänse schon einmal gesehen? Sie laufen auf auffällig hohen, rötlichen Beinen, die Flügel sind mehrfarbig und fast als bunt zu bezeichnen. Auf dem Rücken fällt ein Farbton auf, den ich als Fuchs(rot)braun beschreiben würde, und sie haben einen sehr markanten, braunen Fleck rund ums Auge. Eine Einrahmung. Ich hätte Ihnen gern ein Foto zur Ansicht mitgebracht, nur Nahaufnahmen scheiterten infolge einer recht kuriosen Begebenheit, die mir diese Chance vermasselte.
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Bei unserer Ankunft am See starteten die Teilnehmer des Treffs mit ihren Modellbooten gerade ein Formationsfahren. Selbstverständlich war ich grundsätzlich auch als nicht direkt beteiligter Nur-Angehöriger eines Modellbauers mit dem nötigen Ernst bei der Sache. Doch ich muss unumwunden gestehen, ich konnte trotz bewundernswert akkurater Fahrmanöver ein Lachen bald nicht mehr unterdrücken.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Modelle auf dem See - Die Nilgänse starten ebenfalls

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Modelle auf dem See – Die Nilgänse (rechts) starten ebenfalls ….

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Während vom Steg aus mehrere Boote in Reihe hintereinander auf den See hinausfuhren, einen kleinen Halbkreis zogen und in eleganter Kurve allesamt Richtung Westen schwenkten, startete die Nilganstruppe von ihrer Insel mit einem ebensolchen Formationszug auf den See. In östlicher Richtung. So fuhren beide Gruppen nach kurzer Zeit direkt aufeinander zu.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Marineschiffe und Nilgänse auf Kollisionskurs ...

Cloppenburg – Galgenmoor – Marineschiffe und Nilgänse auf Kollisionskurs …

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Es war hochspannend! Zu Beginn sah es tatsächlich so aus, als wollten die Nilgänse selbst angesichts einer Flotte grauer Schiffe nicht klein beigeben. Sie hielten unbeeindruckt weiter ihren Kollisionskurs.
Als Modellbauer hätte ich an diesem Punkt ein wenig Sorge um mein Boot gehabt. Nicht so hier. Vielleicht kennen sich die Herrschaften schon vom Vorjahr. Die Herren an ihren Funksteueranlagen öffneten allenfalls
die Reihe minimal zu einem leichten V. Die Gänse glitten in diese Öffnung hinein.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Es scheint zunächst fast, als würden sich Marine und Vogelvolk arrangieren ...

Cloppenburg – Galgenmoor – Es scheint zunächst fast, als würden sich Marine und Vogelvolk arrangieren …

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In dem Moment, als sich Marineboote und Gansgeschwader direkt Seite an Seite befanden und die Tiere sich zusätzlich wohl etwas eingekesselt vorkamen, war es mit ihrer Ruhe vorbei. Verschwunden aller Mut. Auf die vorher zur Schau gestellte Coolness folgte wildes Geschnatter mit teils richtig lauten, erbost klingenden Rufen. Die Vögel richteten sich erregt im Wasser auf, schlugen hektisch mit den Flügeln. Da all ihre Drohgebärden die Schiffe nicht vertreiben konnten, entschied sich das Inselvolk kurzerhand zur Aufgabe und zur gemeinsamen Flucht. Ende des Gefechts. Sieg für die Kaiserliche Marine.

Die Nilgänse kehrten danach bis zum Ende der Veranstaltung nicht zurück. Daher gibt es hier lediglich die herangezoomten Aufnahmen vom Aufeinandertreffen auf der anderen Seeseite.

Nach diesem Manöver kehrten die Boote zunächst ans Ufer zurück oder drehten einzeln weitere Runden …
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Marineboote - Allein auf weiter Flur ... (Einzelnes Fahrmodell zieht seine Bahn auf dem See)

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Marineboote – Allein auf weiter Flur …

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Manche Boote starten beim jährlichen Schaufahren ihren Ausflug aufs Wasser in einem kleinen, in Ufernähe angelegten, Hafen …
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Cloppenburg - Galgenmoor - Kleine Hafenanlage in Ufernähe beim Schaufahren der IG Marine

Cloppenburg – Galgenmoor – Kleine Hafenanlage in Ufernähe beim Schaufahren der IG Marine

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… oder ihre Besitzer manövrieren dort ein wenig.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Manövrieren an der kleinen Hafenanlage beim Schaufahren

Cloppenburg – Galgenmoor – Manövrieren an der kleinen Hafenanlage beim Schaufahren

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Andere, gerade diejenigen, die mit sehr großen, schweren und durch diverse Aufbauten zusätzlich sehr unhandlichen Modellen hier vertreten sind, setzen ihre Boote meist vom Holzsteg aus in den See. Das wird durch einen extra tiefer angelegten Teilbereich der Plattform schon einmal generell erleichtert, doch wesent-
lich besser geht es, wenn man dazu eine spezielle Haltevorrichtung für sein Fahrmodell benutzt.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Das Modell des Linienschiffs "HESSEN" in der Haltevorrichtung ...

Cloppenburg – Galgenmoor – Das Modell des Linienschiffs „HESSEN“ in der Haltevorrichtung ….

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In dieses Metallgestänge wird der Rumpf eingelassen, das Ganze – an der oberen Querstange gehalten –
zu Wasser gelassen. Genauso funktioniert es beim Herausnehmen nach der Fahrt. Längs des Stegs anlanden, hinhocken, Halterung eintauchen, Schiff mit dem Tragegestell einfangen und hochhieven.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Modell vor bzw. nach der Fahrt mit seiner "Ein- und Aussteighilfe"

Cloppenburg – Galgenmoor – Modell vor bzw. nach der Fahrt mit seiner „Ein- und Aussteighilfe“

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Cloppenburg - Galgenmoor - Wenn einem fürs Foto die FÜRST BISMARCK einmal aus der Nähe gezeigt wird ...

Cloppenburg – Galgenmoor – Wenn einem fürs Foto die FÜRST BISMARCK einmal aus der Nähe gezeigt wird …

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Auch als Nichtmodellbauer gab es für mich einiges zu entdecken. Mir wurde also keineswegs die Zeit lang am Galgenmoorsee. Ich traf bei der Gelegenheit auch einige Hobbykollegen meines Mannes wieder, die ich ewig nicht gesehen hatte. Sogar einen Bekannten, der vor mehreren Jahrzehnten unser Hochzeitsgast war!
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Cloppenburg - Galgenmoor - Der See, vom Westufer aus blickend

Cloppenburg – Galgenmoor – Der See, vom Westufer aus blickend

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Natürlich habe ich mich zwischendurch doch hin und wieder abgesetzt. Ich bin um den See gelaufen. Hoffte, die Nilgänse noch einmal zu entdecken, doch sie waren wohl noch zu aufgeregt oder schwer beleidigt nach der Störung. Dabei können sie fast von Glück sagen, dass sie in heutiger Zeit hier leben, denn stellen Sie sich vor, wären die Einwanderer bereits Mitte des 19. Jahrhunderts nach Cloppenburg gezogen, hätten sie – statt nur mit der Miniaturmarine – Bekanntschaft mit den seinerzeit am Galgenmoor stationierten Dragonern gemacht.

Damals reichten die Kapazitäten der Oldenburger Kasernen nicht aus. Einige Soldaten des Oldenburgischen Dragoner-Regiments wichen hierher aus, bis sich die Lage besserte und sie 1884 zurückkehren konnten.
Bis dahin aber führten sie im Galgenmoor Schießübungen durch. Damit ihre Kanonenkugeln nicht gefährdeten oder wahllos in der Gegend landeten und Schäden anrichteten, feuerten sie auf die vorhandenen Sanddünen. (Sie erinnern sich? Die karge Gegend mit den Auswehungen …) Einen dieser Kugelfänge sieht man als Spaziergänger heute noch in der nordwestlichen Uferecke des Sees. Er trägt passenderweise den Namen Kugelberg.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren - Ganz hinten am Ufer der Kugelberg

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren – Ganz hinten am Ufer der Kugelberg

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Sie merken, dass auch hier die Bezeichnung „Berg“ wieder heillos übertrieben wirkt. Norddeutsch eben. Kugelhügel oder Kugelfanghäufchen beschriebe die Sache eher.

Was hätten sich die Nilgänse erst über die damaligen Zustände aufgeregt! Kein vernünftiger See zu der Zeit, immer dieser Radau, kein Rückzug ins Schwanenhaus, welches ja noch nicht existierte  – und zu allem Übel auch noch im Visier der Dragoner! Ständig diese herumflitzenden Kanonenkugeln …

Nun, damals hatten sie es am Nil, generell auf dem afrikanischen Kontinent, vermutlich  besser. Hätten die Briten sie nicht mit nach Europa gebracht und seit dem 18. Jahrhundert als Ziergeflügel gehalten, wären sie vielleicht nicht vor knapp 50 Jahren via Holland nach Deutschland eingewandert.
Irgendeinem gelingt es ja immer, aus der Gefangenschaft auszubüxen. Das kennen wir bereits von anderen Tierarten wie Marderhunden, Waschbären, Bisam, Nutria etc. (Selbst von Schildkröten, Halsbandsittichen und Nandus!)
Für die Nilgänse war der Weg von der Insel zum Kontinent jedenfalls kein Hindernis.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Herrliches Wetter, idyllische Umgebung .... (Uferbereich mit herabhängenden Weidenzweigen)

Cloppenburg – Galgenmoor – Herrliches Wetter, idyllische Umgebung ….

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Nachdem der mir angetraute Modellbauer genug gesehen und geplaudert hatte, machten wir uns wieder auf den Heimweg. Das Auflösen der Gruppe gestaltet sich traditionell bröckelweise. Die Zeit des Aufbruchs jedes Einzelnen ist meist abhängig von der Länge der bevorstehenden Heimfahrt.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Modellboote - Guter Blick von der Plattform auf das Geschehen ...

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Modellboote – Guter Blick von der Plattform auf das Geschehen …

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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Marineboote

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Marineboote

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Falls Sie einmal im Mai unversehens Lust auf Modellschiffe, auf Schaufahren, auf einen See, auf Ruhe von der Stadt oder aber auf ein Nilgansgeschwader verspüren, wissen Sie nun, wohin Ihr Weg Sie führen könnte.  Richtung Cloppenburg. Zum Galgenmoor.
Im Frühjahr ist auch mückentechnisch noch alles im grünen Bereich. Planen Sie hingegen im Sommer einen Ausflug an den Galgenmoorsee, sorgen Sie ein bisschen vor, sollten die Viecher Sie besonders gern haben. Neben den Nilgänsen fühlen sich auch die stechenden Plagegeister sehr wohl hier …
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Das war’s für dieses Mal vom Galgenmoor, vom Schaufahren und von den Bewohnern des Sees!
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Hinweis für Modellbau- und Schiffsinteressierte:

Fotos der Veranstaltung vom 5. Mai 2018, auf denen Sie mehrere Modelle aus der Nähe betrachten können, finden Sie z. B. beim Arbeitskreis Historischer Schiffbau.
http://www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/termine/veranstaltungen/clop17/

Dort zu sehen sind u. a. Aufnahmen des japanischen Kreuzers SHIKISHIMA, des Panzerkanonenboots SMS WESPE, der HMS MOHAWK, des Zerstörers MÖLDERS (D 186), des englischen Monitors HUMBER von 1914 und eines Monitors aus der M-Klasse von 1915.
Weiterhin Bilder von SMS VON DER TANNSMS GROSSER KURFÜRST, vom Kleinen Kreuzer Emden II sowie dem Leichten Kreuzer EMDEN III.
Des Weiteren die eines französischen Minensuchers und eines Minensuchbootes vom Typ M 35.
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Cloppenburg - Galgenmoor - Schaufahren der Marineboote auf dem See

Cloppenburg – Galgenmoor – Schaufahren der Marineboote auf dem See

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Quellen:
Einzelne Daten und Informationen entstammen:
– Gedenksteinen am See sowie der Informationstafel der Interessengemeinschaft
– Wikipedia-Artikeln (Galgenmoor, Cloppenburg, Nilgänse)
– Einem Bericht der Neuen Zeitung – Ausgabe Cloppenburg KW 29,  Juli 2011 (See)

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©by Michèle Legrand, Mai 2018
Michèle Legrand

 

 

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Bom Dia, MADEIRA – Part 4: Lavabecken, Strände, Fischer und Piraten …

Heute:
Entlang des Atlantiks (Panorama Promenade) nach Câmara de Lobos / Piscinas Naturais, Porto Moniz / Madeiras Schwarzer Degenfisch (Espada)
 

Frisch ist der April bei uns! Kalte Windböen, kräftige Hagelschauer. Es wird allerhöchste Zeit, sich zurück
auf die Insel im Atlantik zu begeben, auf der Sonnenschein nicht so selten ist und die ohnehin sympathischen Temperaturen mittlerweile weiter klettern.
Part 3 der MADEIRA-Serie endete im Westen der Hauptstadt Funchal. Sie erinnern sich, am Stadtrand ent-
stand ein großes Hotelviertel. Hier und dort sind natürlich schon blühende Pflanzen vorhanden, speziell in den einzelnen Hotelanlagen selbst, es gibt neu angelegte Promenaden, viele Restaurants, Cafés, Kneipen, den Meerblick, der ebenfalls nicht zu verachten ist, nur grundsätzlich wirkt alles enorm konzentriert und vollgebaut. Ein Areal mit hohen, sehr wohl praktischen, doch nicht allesamt schön anzusehenden Bauten, um die wir uns daher heute nicht weiter scheren.
Hier nur ein Beispiel, das belegt, es gibt mittendrin durchaus auch farbenfrohere und einfallsreichere Formen
als den klotzförmigen Kastenbau.
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Madeira - Lido (Hotelviertel) - Einige Bauten heben sich vom Klotzbau wohltuend ab ...

Madeira – Lido (Hotelviertel) – Einige Bauten heben sich vom Klotzbau wohltuend ab …

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Wir steuern das Viertel allerdings lediglich an, um gleich am Beginn nach links zu einer Art Küstenwanderweg abzubiegen, der sich Panorama Promenade nennt. Bei all den Steilküsten, Klippen und nicht zu vergessen den Hängen, die ebenfalls oft bis nah ans Wasser heranreichen, finden Sie hier erstaunlicherweise einmal einen Bereich, der vergleichsweise eben daherkommt. Direkt entlang des Atlantischen Ozeans lässt es sich tat-
sächlich ohne allzu große Anstrengungen und mit wenigen moderaten Höhendifferenzen westwärts bis zum alten Fischerdorf Câmara de Lobos wandern. Eineinhalb Stunden sind Sie dafür etwa unterwegs, haben ein schönes Ziel, und sollte die Kraft für den Rückweg nicht ausreichen, fahren ab dort Busse zurück in die Hauptstadt.

Lobos – denken Sie auch spontan an Wölfe …? Nur – ein Fischerort ohne Wald und dann diese Tiere? Direkt am Wasser? Überhaupt wären Wölfe auf Madeira mehr als verwunderlich; wie es heißt, gibt es auf der Insel
wild respektive freilebend keine größeren Tiere als Kaninchen. Die abgeschiedene Lage im Atlantik hat eine Besiedelung durch andere Landtiere stets verhindert. Des Rätsels Lösung lautet deshalb auch anders:
Es gab in der Bucht von Câmara de Lobos früher Seebären bzw. Seelöwen. Sogar eine ganze Menge. Die gehören zu den Ohrenrobben und heißen auf Portugiesisch lobos marinhos. Wenn Sie an den letzten Blogpart und den Entdecker Madeiras, Zarco, zurückdenken, wissen Sie, dass er damals den Ort gründete und sich erst dann um das Fenchelroden in der Bucht von Funchal kümmerte. Er gab dem Fischerdorf den Namen, den es bis zum heutigen Tage trägt.

In unserer Zeit werden entlang dieser Küste kaum Robben erspäht, Es leben noch einige Exemplare einer weltweit extrem selten gewordenen Robbenart (Mittelmeer-Mönchsrobben) auf den ebenfalls zum Archipel gehörenden, unbewohnten Ilhas Desertas (portugiesisch für: verlassene Inseln), die als Naturschutzgebiet erklärt wurden und sich ca. 30 km südöstlich von Madeira befinden.
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Von Madeiras Küste aus gut zu sehen: Die unbewohnten Ilhas Desertas, südöstlich gelegen

Von Madeiras Küste aus gut zu sehen: Die unbewohnten Ilhas Desertas, südöstlich gelegen

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Was Sie wiederum gelegentlich auf den Wellen des Ozeans ausmachen können, ist ein vermeintlich altes Segelschiff mit dem Namen Santa Maria de Colombo. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Nachbau der echten „Santa Maria“, mit der Christoph Kolumbus 1492 in Amerika eintraf. 19 Jahre ist es her, dass in eben diesem Fischerdorf Câmara de Lobos ein Holländer zusammen mit sieben einheimischen Handwerkern innerhalb nur eines Jahres den 22 m langen Dreimaster aus Holz fertigstellte. Woher der Bezug zu Kolumbus rührt? Der berühmt gewordene Seefahrer war mit einer Portugiesin verheiratet, lebte einige Jahre auf Madeiras Nachbarinsel Porto Santo (ca. 40 km nordöstlich) und erkundete natürlich auch die Hauptinsel des Archipels. Warum nicht seine Bekanntheit ein bisschen nutzen, nicht wahr …?

Heute fahren hauptsächlich Touristen mit dem Schiff hinaus, in der Hoffnung, Wale zu sichten. Ein umfang-
reiches Bordprogramm wird dazugeboten. Die Besatzung erscheint als Piraten verkleidet, die Mitfahrenden bekommen den inseltypischen Honigkuchen (Bolo de Mel) oder auch den bekannten Madeirawein, und wenn es im Sommer richtig warm wird, dürfen Sie als Passagier sogar die Badehose herausholen und von der Santa Maria de Colombo in den Atlantik hüpfen.
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Apropos baden …
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Madeira - Südküste - Die Santa Maria de Colombo ist unterwegs ....

Madeira – Südküste – Die Santa Maria de Colombo ist unterwegs ….

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Wo geht’s denn hier zum Strand? / Baden auf Madeira

Madeira kann in vielen Dingen punkten. Es hat grandiose Bergwelten, tolle Wandergebiete, eine üppige Vegetation mit farbenprächtigen Blüten, ist enorm vielfältig und verfügt über ein subtropisches, ganzjährig überaus angenehmes Klima. Doch was Bademöglichkeiten und Strandexistenz bzw. -beschaffenheit angeht, gibt es recht geteilte Meinungen und Ansichten.

Lassen Sie es mich so formulieren: Begeisterung und Enttäuschung liegen überraschend eng beieinander. Es kommt extrem darauf an, was der Reisende unter der Bezeichnung Strand versteht, was er von ihm erwartet und sich generell als Haupturlaubsbeschäftigung vorstellt. Ausschließliche Badeurlauber und Dauerstrand-
läufer, die von feinsandigen Untergründen so weit das Auge reicht träumen, sollten dafür vielleicht doch die Wahl eines anderen Ziels als Madeira erwägen.

Weshalb? Der Atlantik erwärmt sich in diesen Breiten nie in dem Maße, wie es beispielsweise im Sommer für weite Teile des Mittelmeers oder für das Rote Meer der Fall ist. Madeiras Lufttemperaturen, die selbst im Hochsommer für den Menschen angenehme 25-26 °C kaum einmal überschreiten, sind gar nicht in der Lage, das Wasser in Küstennähe in kurzer Zeit extrem aufzuheizen. 19 °C in den Wintermonaten, max. 23 °C erreicht die Wassertemperatur im August/September.

 

Badebuchten …

Ob Norden, Süden, Westen oder Osten, die Küsten Madeiras sind mehrheitlich rau und zerklüftet. Grund und Boden sind aufgrund des vulkanischen Ursprungs von Natur aus dunkel, von einem Rotbraun bis hin zu dunkelstem Anthrazit. Die fruchtbare Erde erscheint vielerorts torffarben, jegliches Gestein jedoch – ob als großer Brocken, kieselförmig oder in Sandkorngröße – kommt vorzugsweise in dunklem Grau daher.

Wenn daher auf Madeira überhaupt die Rede von Strand ist, dann gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass
es sich nicht um kilometerlange goldgelbe Sandstreifen handelt, sondern um ein Plätzchen innerhalb einer kleinen Badebucht, in der es mehr oder weniger steinig ist und nur im Idealfall ein Teil der Fläche einen dunklen, feineren, sandartigen Grund besitzt.

Solche Strände gibt es mittlerweile häufiger u. a. in Porto da Cruz (Praia de Lagoa) oder beispielsweise in Form einer Badebucht (Prainha) an der östlichsten Halbinsel, der Ponta de São Lourenço. In Funchal selbst wartet die Praia da Barreirinha am Ende der Avenida do Mar auf Badegäste.

Machico, Madeiras ältestes Städtchen, hat einen steinigen, grauen Strand, doch zusätzlich einen neuen, für den extra heller Sand aus Marokko eingeführt wurde. Ein sehr schön angelegter Strand, der ebenfalls künstlich mit Saharasand aufgepeppt wurde, entstand bei Calheta.
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Madeira - Badebucht von Machico mit Kieselstrand (ein weiterer hat hellen Sand aus Marokko)

Madeira – Badebucht von Machico mit Kieselstrand (ein weiterer hat hellen Sand aus Marokko)

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Auf viel Besuch eingestellt .. Strandpromenade von Machico (Madeira) (Großes gepflastertes Areal mit hohen Palmen in Wassernähe)

Auf viel Besuch eingestellt .. Strandpromenade von Machico (Madeira)

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In Caniço findet sich nicht nur der Lido Galomar, es gibt dort außerdem einen Unterwassernationalpark! Unter Anleitung, bei entsprechender Erfahrung auch auf eigene Faust, können Sie Tauchgänge unternehmen und dabei zu bestimmten Zeiten des Jahres sogar Rochen sichten (Manta-Tauchen von etwa Juli bis Oktober).

Bei unserer heutigen kleinen Küstenwanderung von Funchal nach Câmara de Lobos treffen Sie gleich auf gute Beispiele der unterschiedlichen Bademöglichkeiten.

Zunächst das bekannteste Schwimmbad der Insel, der Lido (Funchal) mit zwei verschieden großen Meerwasserpools und Zugang zum Atlantik, falls jemand lieber direkt im Meer schwimmen mag.
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Madeira - Funchal - Öffentliches Baden im Lido (mit Kinderrutsche)

Madeira – Funchal – Öffentliches Baden im Lido

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Wie es früher einmal aussah, verraten alte Aufnahmen, die hier in Form von Klebefolien auf die Glastüren aufgebracht wurden.
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Madeira - Funchal - Lido (Badeanstalt, wie sie früher einmal war ...)

Madeira – Funchal – Lido (Badeanstalt, wie sie früher einmal war …)

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Im weiteren Verlauf folgt ziemlich schnell eine Strandansammlung der Sorte Kiesel, Steine und dunkler Sand. Sie liegt im Bereich der Praia Formosa, wo im Grunde vier Strandstückchen verbunden wurden. Wiederum nicht weit davon entfernt findet sich ein kleiner, recht felsiger Badebereich, der unter dem Namen Doca do Cavacas bekannt ist. Er liegt direkt hinter einem Tunnel, der für diesen Panoramaweg durchs Gestein geschlagen wurde.
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Madeira - Panorama Promenade (Funchal-Câmara de Lobos) - Badeplatz Doca do Cavacas.

Madeira – Panorama Promenade (Funchal – Câmara de Lobos) – Badeplatz Doca do Cavacas.

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Madeira - Panorama Promenade - Der Weg führt ein kleines Stück als Tunnel durch Felsen hindurch ....

Madeira – Panorama Promenade – Der Weg führt ein kleines Stück als Tunnel durch Felsen hindurch ….

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Madeira - Panorama Promenade - Am Ausgang des Tunnels angekommen ...

Madeira – Panorama Promenade – Am Ausgang des Tunnels angekommen …

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Madeira - Panorama Promenade (Funchal-Câmara de Lobos) - Teilweise auf Stelzen angelegter Weg ...

Madeira – Panorama Promenade (Funchal-Câmara de Lobos) – Teilweise auf Stelzen angelegter Weg …

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Strand nach Madeirer Art - Dunkler Sand und grobe Kiesel ...

Strand nach Madeirer Art – Dunkler Sand und grobe Kiesel …

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Badebecken …

Neben befestigten natürlichen Felsbadebuchten mit eventuell zusätzlich künstlich etwas verschönerten Strandbereichen, gibt es noch etwas Besonderes. Etwas Madeira-Spezifisches. Wenn Sie nämlich schon hier sind und baden wollen, dann sollten Sie sich nicht wegen fehlenden hellen Rieselsandes grämen, sondern frohen Mutes einmal ganz anders eintauchen und dafür gezielt Ausschau nach Felsbadebecken halten. Das sind Meeresschwimmbecken der natürlichen Art.
Ein ganz besonderer Platz mit ziemlich umtosten Piscinas naturais, wie sie hier heißen, ist der Ort Porto Moniz an der Nordküste. Oben im westlichen Zipfel der Insel gelegen.
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Madeira - Naturbadebecken (Piscinas Naturais) bei Porto Moniz

Madeira – Naturbadebecken (Piscinas Naturais) bei Porto Moniz

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Lavagestein gibt es nicht nur an Land. Lavamasse tropfte in früheren Zeiten auch bizarre Felsformationen vor der Küste ins Wasser, hinterließ kleine Inseln und Becken, die sich dank starker Brandung und entsprechend hohem Wellengang mit Wasser füllen.
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Porto Moniz - Naturlavabecken

Porto Moniz – Naturlavabecken

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Madeira - Piscinas Naturais bei Porto Moniz - Die Becken füllen sich ...

Madeira – Piscinas Naturais bei Porto Moniz – Die Becken füllen sich …

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Das dunkle Lavagestein erwärmt sich gut in der Sonne, sodass gleichzeitig ein ideales Plätzchen zum Sonnenbaden entsteht. Um vor zu heftigen Wellen zu schützen, teilweise auch, um das Wasser am kompletten Ablaufen zu hindern und einen Teil in den Becken zu halten, wurden Barrieren gemauert, die zum Meer hin etwas abschirmen.
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Madeira - Piscinas Naturais in Porto Moniz - Gratisdusche ...

Madeira – Piscinas Naturais in Porto Moniz – Gratisdusche …

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Madeira - Porto Moniz - Die Brandung ist beachtlich ...

Madeira – Porto Moniz – Die Brandung ist beachtlich …

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Madeira - Porto Moniz - Atlantik eben ....

Madeira – Porto Moniz – Atlantik eben ….

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Echter Sandstrand …

Wer dennoch absolut nicht auf seinen echten Sandstrand verzichten mag, der schnappt sich die Fähre für einen Tagesausflug zur Nachbarinsel Porto Santo. Dort gibt es tatsächlich einen fast neun Kilometer langen hellen Strand. Einen richtigen! Und der feine Sand, der dort liegt, soll sogar eine heilende Kraft besitzen.

Diesen Strand nutzen auch die Madeirer selbst gerne, in ihren Ferien. Es ist interessant, wie sich Touristen und Einheimische zeitlich arrangieren.
Auf Madeira geht die Hauptsaison von Oktober bis Mai, die Nebensaison von Juni bis Ende September. Speziell im Herbst und Winter flüchten die (Nord-)Europäer vor Kälte und ewig grauem Himmel und quartieren sich auf der Atlantikinsel ein. Dann kommen die geschichtlich bedingt stark vertretenen Engländer, die Franzosen, die Deutschen, deren Anteil sehr zugenommen hat, die Skandinavier, Holländer und andere, allerdings in geringerer Zahl.
Viele Engländer und Deutsche haben sich auf Madeira schon Eigentum angeschafft und verbringen regelmäßig Zeit im milden Klima. Nur im europäischen Sommer, zieht es sehr viele dieser Wintergäste offensichtlich an ganz andere Orte. Die Skandinavier tauchen dann so gut wie gar nicht auf.
Wer aber stattdessen einfliegt und nun einen Teil der gerade freistehenden Hotelbetten belegt, das sind die Portugiesen ebenso wie deren spanische Nachbarn, denen die heißen Festlandsommer und insbesondere die kaum abkühlenden Nächte auf dem Kontinent einfach zu anstrengend werden.
Die Madeirer wiederum, sie machen, wenn der Tourismus zwischen Ende Juni und Anfang September abflaut, endlich selbst Urlaub. Auf Porto Santo, dieser gut 40 km nordöstlich von Madeira liegenden Insel mit dem herrlichen Sandstrand …
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Câmara de Lobos

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Madeira - Blick am Morgen aus dem Westen auf Câmara de Lobos

Madeira – Blick am Morgen aus dem Westen auf Câmara de Lobos

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Wir sind angekommen! In Câmara de Lobos – einem der ältesten Fischerdörfer der Insel! Es im Laufe der Jahre zur Stadt angewachsen, doch rund um den Hafen hat es immer noch den alten Charakter. Kunterbunte Fischerboote, Stockfisch, der zum Trocknen hängt, enge Gassen, in denen bis heute in einigen Häusern Fischer mit ihren Familien leben.
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Madeira - Panorama Promenade - Die ersten Häuser von Câmara de Lobos tauchen auf ...

Madeira – Panorama Promenade – Die ersten Häuser von Câmara de Lobos tauchen auf …

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Madeira - Katzen lieben die warmen Steine ...

Madeira – Katzen lieben die warmen Steine …

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Oben am Hang können Sie das wohl wichtigste Anbaugebiet der Insel (Estreito de Câmara de Lobos) für den bekannten Madeirawein erkennen.
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Madeira - Camara de Lobos - Anbau von Wein etc. auf den Terrassen am Hang ...

Madeira – Camara de Lobos – Anbau von Wein etc. auf den Terrassen am Hang …

 

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Madeira - Hafen von Câmara de Lobos

Madeira – Hafen von Câmara de Lobos

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Madeira - Camara de Lobos (Boote im Hafen an Land)

Madeira – Camara de Lobos

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Madeira - Câmara de Lobos - Nur wenig Betrieb im Hafenbecken ... (Einzelne kleine Boote, in der Bucht verankert)

Madeira – Câmara de Lobos – Nur wenig Betrieb im Hafenbecken …

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Madeira - Câmara de Lobos - ... doch im Hafenviertel tobt das Leben. (Gastronomie gut besucht.)

Madeira – Câmara de Lobos – … doch im Hafenviertel tobt das Leben.

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Sie kommen unten im Hafen übrigens an einer Gedenktafel vorbei. Sie erinnert an Winston Churchill, der einst gern hier weilte und malte. Sich von seinem stressigen Job entspannte, indem er den Pinsel schwang und dabei gleichzeitig lernte, generell im Leben genauer hinzuschauen, besser wahrzunehmen … Um 1950 herum war das, vom Berg gegenüber aus. Hut auf dem Kopf, Zigarre im Mund, die Augen leicht zusammengekniffen, Câmara de Lobos und das Meer im Blick. So bannte er Dorf, Hafen und Atlantik auf seine Leinwand. Auf diese Weise fand der kleine Fischerort auf einmal international Beachtung.
Kennen Sie Churchills Malstil und Farbgeschmack? Er mochte auffällige Farben und nutzte mit Vorliebe viel kraftvolles Rot, Pink und Gelb. Schwarz existierte für ihn nicht. Er drückte sich bezüglich möglicher anderer Farben recht drastisch aus. So stufte er Grau als selbstmordgefährdend ein oder behauptete, Braun käme ihm erbärmlich vor …
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Madeira - Vom Hang hinabgeschaut auf Câmara de Lobos ...

Madeira – Vom Hang hinabgeschaut auf Câmara de Lobos …

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Fischer unterwegs …

Wenn wir schon in einem Fischerdorf sind, sollten wir uns über den Fischfang unterhalten. Der spielt allgemein auf Madeira eine recht große Rolle. Selbst in heutiger Zeit. Hier in Câmara de Lobos stechen die Fischer meist am Abend in See …
Der Atlantische Ozean rund um Madeira ist der Lebensraum vieler Fischarten. Sollten Sie einmal die Markthallen in Funchal (siehe Part 3) besuchen und dort im hinteren Teil den Bereich des Fischmarktes ansteuern, können Sie die Vielfalt sehen. Brassen, Makrelen, Barracudas, Trompetenfische, Zackenbarsche, Papageienfische u. v. m.
Zwei Fischarten werden jedoch besonders häufig gefischt und auch überall in den Restaurants vielfältig zube-
reitet angeboten. Zum einen ist dies Thunfisch, der vorrangig im östlichen Bereich rund um die Insel gefangen wird. Das Wasser dort profitiert ein wenig mehr vom Golfstrom, ist etwas wärmer als das im Westen und für den Thunfisch gerade richtig. Um Câmara de Lobos herum und in den kühleren westlichen Gewässern Madeiras fischt man den Schwarzen Degenfisch, den typischen Speisefisch der Insel, der zumindest in Europa an keinem anderen Ort als hier vorkommt.

Auf Madeira ist der Degenfisch unter dem Namen Espada (portugiesisch für: Degen / gesprochen: Eschpáda) bekannt und als Speise äußerst beliebt. Können Sie sich vorstellen, dass man gebratenen Fisch zusammen mit Banane anrichtet? Klingt verwegen oder scheint geschmacklich zumindest ungewöhnlich. Es harmoniert jedoch sehr gut, denn der Espada ist ein Fisch, dem der eindeutige Fischgeschmack fehlt. Er hat ein weißes, sehr zartes und lockeres Fleisch, so gut wie überhaupt kein Fett und ähnelt im Geschmack – das ist ein bisschen abhängig von der Zubereitungsart – dem von Geflügel. Selbst Menschen, die um Fisch sonst einen Bogen machen, greifen bei Espada zu.
Sie bekommen ihn auf Madeira als Filet gebraten, zu Röllchen zusammengesteckt, als gebackenen Fisch, paniert, sie finden Stückchen im Salat, in der Suppe, aus ihm wird Espada-Lasagne, es gibt ihn in Form von Kroketten, mild oder pikant gewürzt, mit oder ohne Soße … Sie könnten vermutlich dreimal ihren Urlaub dort verbringen, ehe sie alle Varianten getestet hätten.
Verwechseln Sie es bei der Bestellung nur nicht mit „Espetada“, was ähnlich klingt. Das ist Ochsenfleisch am Spieß und ebenfalls ein typisches Gericht der Insel Madeira.

Espada – der Fisch, der aus der Tiefe kommt

Achtung:
Wenn Sie empfindsam sind und vorhaben, den Degenfisch (Espada) irgendwann zu probieren, lassen Sie den folgenden Abschnitt vorsorglich aus und lesen bei Hinweis weiter. Sollten Sie neugierig sein und schnell wieder vergessen können, fahren Sie hier fort.

Espada ist ein Tiefseefisch, der nicht mehr mit Netzen gefangen werden kann. Der Meeresbewohner ist nicht besonders … apart. Es ähnelt ein wenig einer relativ schlanken Muräne, wird bis zu 1,5 m lang, verfügt über Reißzähne, relativ große Augen und hat eine dunkle, ledrige, recht schleimige Haut ohne Schuppen. Die Schwanzflosse ist unauffällig, fällt im Vergleich zur Gesamtgröße winzig aus. In der Markthalle konnte ich mir Exemplare anschauen und dachte, bevor ich die Zähne erblickte, an einen fetten Aal bzw. eine enorm korpu-
lente Schlange.
Die Degenfische halten sich am Tag meist in Bereichen zwischen 1 000 und 1400 m Tiefe auf, teilweise sogar darunter (1 700 m). Nachts jedoch steigen sie ein beträchtliches Stück auf, bewegen sich nun etwa im Bereich der 800-m-Marke, weshalb die Fischer sich ausschließlich zu dieser Zeit auf Espada-Fang begeben.
Sie lassen entsprechend lange Angelleinen hinab, an deren Enden sich weitere Leinenstücke samt Haken befinden. Hilfsangeln quasi. Stufenartig, versetzt angebracht. Rundherum. Bis zu 50 Hilfsangeln sind an einer der langen Leinen befestigt. Inzwischen gibt es noch modernere Methoden, die Angelleinen auszubringen, noch wesentlich mehr Haken zu platzieren, viel mehr Degenfische zu fangen … Die Folge: Langsam wird es kritisch für den Bestand!

Wenn die Tiere angebissen haben und hochgezogen werden, vollzieht sich die Druckveränderung schnell und zwar in einem Maße, dass die Fische nicht erst an der Luft verenden, sondern bereits vorher im Wasser regel-
recht „platzen“. Ihre Schwimmblase, die Kiemen … Die Farbe der Haut wechselt dadurch von kupferfarben zu schwarz. Und die Augen werden arg in Mitleidenschaft gezogen … Kein schöner Anblick, kein schönes Ende. Es ist zu hoffen, dass dieses wenigstens schnell kommt.

Es heißt übrigens, dass es einem Fischer aus Câmara de Lobos vor etwa 100 Jahren per Zufall gelang, den ersten Degenfisch zu fangen, den bis dato gar keiner kannte.
Er befand sich mit seinem Boot draußen, hatte die Angel ausgeworfen. Man munkelt, erheblicher Weingenuss sei mit im Spiel gewesen. Jedenfalls wurde der gute Mann müde und schlief ein. Die Angel, die über eine lange, aufgerollte Schnur verfügte, weiterhin neben sich. Aus irgendeinem Grund löste sich das Ganze, die Restleine spulte nach und nach ab, senkte sich dank des bleibeschwerten Hakens mit dem Köder in ungeahnte Tiefen. Als er beim Aufwachen die Leine einholte, hatte er einen dieser unheimlichen, etwas verunstalteten und zu seiner Verwunderung bereits verendeten, schwarzen Tiefseeraubfische am Haken …

Hinweis: Sie können jetzt alle wieder mitlesen.

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Die kleine Farm am Hang …

Mit Fisch ist Madeira demnach gut versorgt. Ob das mit anderen Nahrungsmitteln auch der Fall ist? Muss man alles aus Portugal und von den Azoren importieren, oder ist Madeira ein Selbstversorger? Lässt sich überhaupt etwas anpflanzen bei all den steilen Hängen, und angesichts der etwas ungleichen Wasserverteilung auf Nord- und Südhälfte der Insel stellt sich die Frage, ob Gewächse überall gedeihen.
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Madeira - Stützwände und Terrassenfelder am Hang für den Anbau ...

Madeira – Stützwände und Terrassenfelder am Hang für den Anbau …

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Insellage und Gebirgssituation hin oder her, Madeira wäre im Stande, sich selbst zu versorgen, wenn nicht … wenn nicht jährlich eine Million Touristen und noch einmal eine halbe Million Kreuzfahrer kämen und Hunger und Sonderwünsche mitbrächten! Die einheimische Bevölkerung hätte jedenfalls ausreichend, um damit gut selbst über die Runden zu kommen.
Die Schwierigkeit mit den steilen Hängen wird gemeistert, indem dort errichtete Stützwände ein Rutschen der Erde verhindern und die Anlage terrassenförmiger Felder Anpflanzungen ermöglicht. Die Auswahl sowie eine gekonnte Kombination und Anordnung der Nutzpflanzen sichert zudem den bestmöglichen Ertrag. Jeder Madeirer kennt genau die Ansprüche seiner Erntepflanzen. Die sonnen- und wärmeliebenden Weinreben stehen oben, darunter wachsen auf mehreren Ebenen unterschiedliche Gemüsesorten, längs an den Seiten stehen häufig Obst und Zuckerohr. Bananenpflanzen sind robust und können auch weiter unten klarkommen. Früchte reifen dank des vorherrschenden subtropischen Klimas und bei gleichzeitig fruchtbarem Boden wun-
derbar, so kann sich der Ertrag sehen lassen.
Das nötige Wasser, das speziell im Südteil der Insel nicht so üppig vorhanden ist wie in der Nordhälfte, die mehr Regen abbekommt, wird seit Jahrhunderten durch Wasserkanäle, die Levadas, aus den feuchten Bergregionen in die tiefer gelegenen trockenen Zonen geleitet und zur Bewässerung genutzt.
Dass man es schafft, bedeutet nicht, dass es leicht wäre. Die Bewirtschaftung der Hanganlagen bereitet große Mühe, denn der Einsatz von Maschinen ist nicht möglich. Hier geschieht alles von Hand und selbst erklettert …

Die zahlreichen eher kleineren Bananenplantagen der Insel liefern Bananen rund ums Jahr. Die Ernte ist nicht auf eine bestimmte Saison beschränkt. Auf diese Weise kommt einiges zusammen. Es ließen sich theoretisch sogar welche exportieren, nur lässt das die EU nicht zu. Die findet nämlich, dass die Inselbananen zu klein sind. So kann man höchstens welche ans portugiesische Festland abgeben …
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Madeira - Bananenplantage

Madeira – Bananenplantage

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Natürlich halten die Insulaner ebenso ihre Nutztiere. Nur man sieht kaum Vieh. Ab und zu krähen irgendwo Hähne, ein paar Schafe oder Ziegen tauchen in den Dörfern auf. Rinder gibt es, nur Kühe können nicht an den steilen Hängen weiden. Sie würden herunterpurzeln und sich Beine oder Genick brechen. Kühe auf Madeira sind Stalltiere, bzw. stehen nah am Haus. Mir ist nur einmal auf der großen Hochebene Paúl da Serra im Zentrum des Westteils der Insel ein Rindvieh im Freien begegnet … Und ehe Sie nachfragen, ja, ein tierisches.

Kennen Sie die elegante Blume Calla, deren Blüten manchmal ein wenig an die von Lilien erinnert? In Deutsch-
land haben wir die zu den Aronstabgewächsen zählende Schönheit meist als grünblättrige Topfpflanze, mühen uns mit der Pflege und hoffen, dass sie endlich einmal blüht. Oder wir kaufen sie als Schnittblume, dann ist sie meist in ein höherpreisiges Bouquet integriert.
Auf Madeira wird die Calla längst nicht so gepäppelt. Sie ist nichts Außergewöhnliches. Im Gegenteil, hier wächst sie sogar wild! Und wissen Sie, wer schwer hinter ihren Blüten her ist? Die Kuh! Also bekommt das Vieh manchmal eine Extraportion Calla gestiftet – das ist in den Augen der Madeirer genauso normal wie in unseren die Portion Löwenzahn, mit der wir das Kaninchen daheim erfreuen. Ein kleines Leckerli …
Erstaunlich allerdings angesichts der Tatsache, dass Aronstabgewächse hochgiftig sind und als gefährlich auch für Tiere gelten. Wer weiß, vielleicht ist die Madeira-Calla mittlerweile mutiert, hat eine besondere Spezie hervorgebracht, die nur dort vorkommt. Eine endemische Art, die kuhverträglich ausfällt …

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Endet gelegentlich als Kuhfutter: Die auf Madeira oft wild wachsende Calla

Endet gelegentlich als Kuhfutter: Die auf Madeira oft wild wachsende Calla

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Ich bekomme Hunger beim Schreiben … Sie sind mit einer Pause einverstanden? Wir haben wieder lange zusammengehockt. Ich hoffe, Sie haben ein paar zusätzliche Teile für Ihr Madeira-Puzzle erhalten, und das Bild der Insel wird detaillierter.
Aufgepasst! Unangekündigter Test! Worauf ist auf Madeira zu achten? Na, was haben Sie heute gelernt?

A)  .Strand ist nicht gleich Strand.
B)  .Zum Degenfisch-Tauchen brauchen Sie mehr als einen Schnorchel.
C)  .Halten Sie Ihre Calla nicht zu nah an eine Kuh!
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Part 5 wird Sie mit auf eine Seilbahnfahrt nehmen und in zwei Gärten führen. Wenn Sie Lust haben, seien Sie gern wieder mit von der Partie.
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Falls Sie die ersten Teile der MADEIRA-Serie versäumt haben sollten oder noch einmal etwas nachschauen möchten, können Sie Part 1, 2 und 3 jeweils per nachstehendem Direktlink aufrufen:

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Bom dia, MADEIRA – Part 1: Atlantikinsel voraus …
Bom dia, MADEIRA – Part 2: Bergwelten, grandiose Ausblicke – Serpentinen stets inklusive …
Bom dia, MADEIRA – Part 3: Funchal, Madeiras Hauptstadt

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© by Michèle Legrand
Michèle Legrand

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51 Kommentare

Bom dia, MADEIRA – Part 3: Funchal, Madeiras Hauptstadt

Heute haben Sie die Möglichkeit, ein oder sogar zwei Augen auf Funchal, die Hauptstadt Madeiras, zu werfen. Am Ende des letzten Parts deutete ich bereits an, dass es nicht um touristische Attraktionen allein gehen wird. Lassen Sie uns Funchal von unterschiedlichen Seiten betrachten und so ein bisschen Rückblick und Einblick wagen.

Funchal. Eine Stadt, die sich im Laufe der Zeit an einer eher sanft geformten Bucht an Madeiras Südostküste nicht nur entlang des Ufers in Westrichtung ausgebreitet hat, sondern die ganz allmählich den zum Teil recht steilen Hang dahinter halbkreisförmig in Beschlag nahm und an ihm hinaufkletterte. Direkt unten in der Bucht und entlang der Hauptstraßenzüge sind zwischen niedrigen auch typische Stadtbauten höherer Natur (Hotels, öffentliche Gebäude) vertreten, den Hang hinauf überwiegen die kleineren Wohngebäude  Überall erblickt man sie, mit zunehmender Entfernung scheinbar kleiner werdend, dicht an dicht errichtet. Helles Mauerwerk, in der Mehrzahl terracottafarbene Ziegeldächer, die im Sonnenschein warm aufleuchten.

Selbst am Abend funkelt es! Mit dem Einbruch der Dunkelheit blitzen am Hang plötzlich Tausende kleiner Lichter auf. Straßenbeleuchtungen, Licht, das aus unzähligen Zimmern dringt, der Schein von Glühbirnen, die als lange Ketten um die Stämme von Palmen oder anderen Bäumen gewickelt wurden und nun ihren großen Auftritt haben. Nur wenn Wolken und Dunst von Norden her über den Gipfel geschoben werden und im oberen Berg-
bereich hartnäckig hängenbleiben, ist es, als hätte jemand das Licht ausgeknipst, sämtliche Farben geschluckt und dazu noch Häuser geklaut.

Ziemlich weit oben, in 600 bis 800 m Höhe über dem Meeresspiegel liegt der Villenvorort Monte. Die Straßen, die hinaufführen, sind schmal, enorm steil und mit zahlreichen engen Kurven. Zu Fuß ist es ungeübt eine Herausforderung. Mit dem Auto im Prinzip auch. Anfahren am Berg ist hier keinesfalls eine Ausnahme, sondern die Regel. Selbst wenn Autos und Busse dabei permanent zu röcheln scheinen – sogar ein voll besetzter Bus schafft es hinauf. Herunter geht es wesentlich schneller … Egal auf welche Art.

Mit Sicherheit haben Sie schon von den Korbschlitten („carros de cesto“) gehört, mit denen direkt von Monte aus ein ganzes Stück auf Kufen hinabgerutscht und -geschlittert werden kann. Heute eher aus Jux oder als kleines Abenteuer, ursprünglich jedoch, um sich zumindest einen Teil des beschwerlichen Abstiegs zu ersparen. 1850 wurde die Schlittenidee ausbaldowert. Damals ging die Strecke bis ganz hinunter, heute endet die Tour eher (nach 2 km) und stellt nur noch eine Touristenattraktion dar. Vor 167 Jahren – d. h. noch vor der Zeit der Korbschlitten – gab es für die Anwohner keinerlei Alternative zum Fußmarsch, denn Straßen waren bis in diese Höhen noch gar nicht angelegt worden. Später, zwischen 1893 und 1943, fuhr eine Zahnradbahn hinauf, heute gibt es die Seilbahn. Die zeige ich Ihnen in einem separaten Teil, wenn es hoch zum Tropischen Garten von Monte geht.

Denken Sie sich jedoch gern noch einmal für einen Moment zeitlich zurück. Noch etwas weiter zurück als bis 1850. Etwa 600 Jahre…

Der weite Atlantik, Wellen bis zum Horizont. Der typische Geruch nach See. Ein Segelschiff nähert sich aus nordöstlicher Richtung. Bereits im Vorjahr war es in nicht allzu großer Entfernung hier entlanggekommen, musste bei widrigen Verhältnissen auf der Nachbarinsel Porto Santo Schutz suchen und hatte dabei entfernt weiteres Land erspäht. Der Segler stammt aus Portugal, fährt im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer und ist schon geraume Zeit unterwegs. Plötzlich meldet der Posten im Ausguck: Land in Sicht!

 

Madeira - Ostküste

Madeira – Ostküste

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Das hölzerne Boot steuert auf die vor ihm liegende Insel zu. Vulkangestein, vereinzelt reckt sich erstarrte Lavamasse in unterschiedlicher Form vor der Küste aus dem Wasser. Die Brandung tost und bricht sich an diesen Widerständen.
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Madeira - Der östlichste Zipfel: Ponta de São Lourenço (eine Halbinsel, Naturreservat) - "Lavatropfen" im Meer ...

Madeira – Der östlichste Zipfel: Ponta de São Lourenço (eine Halbinsel, Naturreservat) – „Lavatropfen“ im Meer …

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Überhaupt ist das Ufer rau, recht dunkel der Grund. In der Ferne ragen einige Berggipfel auffällig hoch in den Himmel empor. Selbst direkt an der Küste erwarten die Ankömmlinge Felsen und Hänge, doch der Boden scheint sehr fruchtbar zu sein. Die Vegetation ist üppig, Teile der Insel sind von subtropischem Regenwald bedeckt.
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Madeira im Nordosten - Faial - Blick auf Penha de Águia (dt. Adlerfelsen)

Madeira im Nordosten – Faial – Blick auf Penha de Águia (dt. Adlerfelsen)

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Man weiß aus Aufzeichnungen und Erwähnungen, dass die Insel offensichtlich schon weit früher gesichtet wurde, doch die richtige Zeitrechnung Madeiras beginnt im Jahr 1419, als der portugiesische Wiederentdecker João Gonçalves Zarco mit seiner Besatzung am Archipel eintraf, sie im Osten an einer günstigen Stelle anlandeten, sich umschauten und wahrscheinlich sagten: „Ach, komm, sieht gut aus. Wir bleiben hier!“
Vielleicht war es Zarco selbst, der angesichts des damals hohen Anteils an Regenwald ergänzte: „Männer, hier gibt es so viel Holz. Nennen wir die Insel Madeira!“ Denn nichts anderes bedeutet es, wenn man ihren Namen ins Deutsche übersetzt.
An diesem ersten Ankerplatz der Portugiesen entstand – und befindet sich noch heute – die älteste Stadt der kleinen Atlantikinsel: Machico. Sie liegt nicht wie Funchal westlich vom Flughafen (Santa Cruz), sondern etwas östlich davon.
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Madeira - Machico - Igreja Da Nossa Senhora Da Conceicao (15. Jh.)

Madeira – Machico – Igreja Da Nossa Senhora Da Conceicao (15. Jh.)

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Madeira - Machico - Coral ist das Madeira eigene Bier ... (Wandmalerei mit einer Bierflasche CORAL)

Madeira – Machico – „Coral“-Bier ist die Eigenmarke der Madeirer …

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Warum die Ankömmlinge damals nicht gleich weiterzogen und sofort das Land um die großzügigere Bucht von Funchal herum für sich einnahmen und besiedelten?
So schnell ging das nicht! Es war unmöglich, denn exakt dort wuchs wilder Fenchel in Hülle und Fülle, der vor jeglicher Nutzung der Fläche zunächst mühsam gerodet werden musste. (Das portugiesische Wort funchal hat die Bedeutung von „viel Fenchel“.)

Man kreiste den Bereich folglich zunächst etwas ein. Zog von Machico allmählich westwärts, an der „Fenchel-
bucht“ vorbei und gründete einige Kilometer darüber hinaus an der Küste das Fischerdorf Câmara de Lobos. Von hier aus wurde operiert, bis endlich alles so weit vorbereitet war, dass der Gründung der Stadt Funchal 1421 nichts mehr im Wege stand.
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Madeira - João Gonçalves Zarco ( von Augusto Cid)

Madeira – João Gonçalves Zarco ( von Augusto Cid)

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Funchal, entstanden auf dem alten Fenchelgrund, ist heute als Hauptstadt das Zentrum der Insel.
Gesicherte Einwohnerzahlen zu finden, ist eigenartigerweise unmöglich. Jede Quelle, ob Reiseleiter, Reise-
führer in Buchform, Reisekatalog oder Internet, nennt andere. Vermutlich beziehen sie sich auf Zählungen
aus unterschiedlichen Jahren, basieren auf Schätzungen oder machen Unterschiede zwischen dem reinen Stadtgebiet und dem Kreis Funchal.
So gebe ich Ihnen gleich unter Umständen keine korrekt definierten oder brandaktuellen Zahlen, sondern Durchschnittswerte, doch ich möchte Ihnen anhand dessen einfach ein Gefühl für die Wichtigkeit und die zentrale Rolle Funchals vermitteln. Hier konzentriert sich nämlich alles!

Natürlich existieren weitere Städte, doch lassen sich diese an einer Hand abzählen und können an Madeiras Hauptstadt nicht im Entferntesten heranreichen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich viele Orte herausgeputzt, haben investiert, um auch eine Scheibe vom Touristenkuchen abzukriegen. Doch weder hinsichtlich ihrer Häfen, noch bezüglich städtebaulicher Aspekte, Ausstattung oder pflanzlicher Gestaltung, weder wenn es um das Freizeit-, Sport- oder Kulturangebot noch um sonstige Kriterien geht, kann auch nur eine von ihnen mithalten. Keine einzige übernimmt eine vergleichbare Funktion, hat diese Konzentration des Tourismus, keine spielt als Arbeitgeber eine derart große Rolle, nirgendwo sonst auf der Insel ist das Schul-
und Ausbildungsangebot für die Bevölkerung auch nur annähernd vergleichbar mit dem in der Hauptstadt.

Einige Zahlen machen die markanten Unterschiede etwas deutlicher:

Auf Madeira leben insgesamt ca. 280 000 Menschen. Davon um die 165 000 direkt in Funchal! Städte wie Caniço im Südosten mit ca. 23 000 Bewohnern, das besagte Machico in dessen Nähe, welches nach einigen Aussagen sogar die zweitgrößte Stadt der Insel mit einer Einwohnerzahl ebenfalls in diesem Bereich sein soll oder auch Câmara de Lobos westlich von Funchal mit über 20 000 Einwohnern sowie das kleinere Ribeira Brava im Südwesten mit ca. 15 000 Ansässigen, sie fallen im Vergleich weit zurück.
Alles was sonst noch kommt, sind kleine Ortschaften und Gemeinden. Und überall merkt man angesichts der stark schwankenden Zahlenangaben, dass umliegende Gemeinden wohl häufig zur Bevölkerung der nächsten Stadt hinzugerechnet werden, im Hauptstadtfall sicherlich, da die Bebauung nahtlos ineinander übergeht und daher Vorortcharakter besitzt – mehr denn den einer völlig eigenständigen Gemeinde.

Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass auf Madeira inzwischen mehr als 30 000 Gastbetten zur Verfügung stehen und auch hier der Fokus auf Funchal liegt, dass jährlich fast eine Million Touristen anreisen und dazu noch einmal eine halbe Million Kreuzfahrturlauber in Funchals Hafen eintrifft und einen Zwischenstopp auf der Insel einlegt, dann wird schnell klar, dass die meisten Angestellten des Tourismusgewerbes im Zentrum, in der Hauptstadt, gebraucht werden.

Nur als Bewohner Madeiras direkt in Funchal wohnen? Inzwischen kann es sich kaum noch ein Einheimischer leisten, dort eine Immobilie in Form von Haus oder Wohnung zu erstehen. Und das, wo der Madeirer doch eher zum Kaufen als zum Mieten tendiert! Hypotheken werden von den Banken allerdings nur vergeben, wenn beide Ehepartner arbeiten …
Der Mindestlohn auf Madeira liegt bei 525 €, der Durchschnittslohn bei etwa 800 €. Nur Studierte mit sehr verantwortungsvollen Posten erreichen Löhne im Bereich von 1 000 bis 1 200 €. Wohnungen kosten jedoch schnell Beträge von 300.000 € und mehr. Der Traum von der eigenen Immobilie erledigt sich so im Nu, und selbst das eher ungeliebte Wohnen zur Miete stellt preislich keine wirkliche Alternative dar.
Bei einem angenommenen Kaufpreis von 300 000 € für eine Wohnung in Funchal, wird für eine Wohnung gleicher Größe und Ausstattung in z. B. Machico allerdings lediglich ein Drittel, also 100 000 €, verlangt …

Folglich wohnt ein Großteil der in Funchal arbeitenden Bevölkerung Madeiras in den umliegenden Dörfern und Kleinstädten und fährt jeden Tag zum Arbeiten in die Hauptstadt.
Dadurch, dass in den letzten Jahrzehnten – auch dank EU-Fördermitteln – viel in die Infrastruktur investiert wurde, gibt es heute Schnellstraßen und eine immense Anzahl von Tunneln, die quer durch die Berge gebaut wurden. Es verkürzt Arbeitsweg und Fahrzeit ganz enorm.
Während Sie als Gast des Seeblicks oder der angestrebten Bergziele wegen die ellenlangen Serpentinen-
routen nehmen und der Ausflugsbus Sie gewöhnlich dort ebenfalls entlangkutschiert, düsen die Madeirer direkt. Auch hier staune ich immer wieder, dass in Gesprächen die Zahl der Tunnel locker zwischen 145 und 300 schwankt …

Welche Einnahmequellen die Madeirer haben und wovon sie leben, kommt demnächst noch einmal zur Sprache, doch viele, die hier sind, sehen ihre Chancen natürlich am größten in der Tourismusbranche.
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Madeira - Funchal - Hotelanlagen in der Stadt ... (Anlage mit Pool)

Madeira – Funchal – Hotelanlagen in der Stadt …

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So ist es nicht verwunderlich, dass eine gute Tourismusfachschule ihren Standort auf der Insel hat und die angehenden Fachkräfte dort gleich mehrere Sprachen lernen. Englisch, Französisch und Deutsch stehen auf dem Plan, und ich staune und bewundere, wie das erlernte Wissen in der Praxis später angewandt und die Kenntnisse vervollkommnet werden.
In den Hotels und Restaurants und sämtlichen Bereichen, die vom Tourismus betroffen sind, wird nahezu mühelos von einer Sprache zur anderen gewechselt.
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Madeira - Funchal - Hotelanlagen in der Stadt

Madeira – Funchal – Hotelanlagen in der Stadt

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Studieren können Sie in Funchal ebenfalls, nur nicht alle Fachrichtungen. Für Studiengänge wie Medizin, Architektur oder Ingenieurwesen müssen Studenten ans Festland.
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Madeira - Funchal - Hotelanlagen in der Stadt ... (kleine gelbe und rote Bungalowhäuser)

Madeira – Funchal – Hotelanlagen in der Stadt …

 

Die Altstadt

Funchals erste Bauten entstanden seinerzeit im Osten des heutigen Stadtareals, direkt am Wasser. Dieses Viertel zieht besonders viele Besucher an. Die Altstadt ist sehenswert, jedoch in der Saison sehr bevölkert und bei zusätzlichem Eintreffen von Kreuzfahrtschiffen auch überlaufen. Reisegruppen schieben sich durch die schmalen Gassen, doch nach ein paar Stunden ist der Zauber oft schon wieder vorbei. Ein Restaurant reiht sich an das nächste. Die Außensitzplätze sind beliebt, machen ein Durchkommen jedoch nicht leichter.
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Madeira - Funchal - Altstadt - Schlendern in den Gassen ...

Madeira – Funchal – Altstadt – Schlendern in den Gassen …

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Ein Kunstmuseum in einem alten Fort, kleine Läden, Bars etc. ergänzen das Angebot.
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Madeira - Funchal - Kunstmuseum im alten Forte de São Tiago (Foto © W. Bohlayer)

Madeira – Funchal – Kunstmuseum im alten Forte de São Tiago (Foto © W. Bohlayer)

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Madeira - Funchal - Altstadt - Santa Maria (Kapelle)

Madeira – Funchal – Altstadt – Santa Maria (Kapelle)

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Madeira - Funchal

Madeira – Funchal

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Madeira - Funchal - Altstadt - Blütenpracht Anfang März

Madeira – Funchal – Altstadt – Blütenpracht Anfang März

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Die Häuser, die noch vor gar nicht so langer Zeit eher farblos und leicht verfallen wirkten, wurden inzwischen vielfach sehr schön wiederhergerichtet und die Fassaden farbenfroh gestaltet. Vor allem haben die Gebäude durch ein Kunstprojekt äußerst interessante Türen! Zu Beginn dieses Jahrzehnts lautete das Motto: „artE de pOrtas abErtas“, die Kunst der offenen Türen. Diese wurden malerisch phantasievoll gestaltet, die Resultate können Sie heute noch bewundern.
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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Es sind in den darauffolgenden Jahren weitere Türmotive hinzugekommen, die womöglich gar nicht mehr zum ursprünglichen Kunstprojekt gehören. Andererseits wurde das Projekt wahrscheinlich einfach nie wirklich komplett abgeschlossen, sondern es steht jedem Hauseigentümer der Altstadt weiterhin frei, seine Tür auch jetzt noch in diesem Sinne positiv zu verändern. Sinn war und ist, dass das Viertel mit seinen Gassen wieder menschlicher und anziehender wirkt und dass manch einer den Eindruck gewinnen könnte, er befände sich gar nicht draußen, sondern in einem Raum.
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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Madeira - Funchal - Altstadt - Kunstprojekt offene Türen

Madeira – Funchal – Altstadt – Kunstprojekt offene Türen

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Am Rande der Altstadt liegen die Markthallen (Mercado dos Lavradores), deren Besuch lohnenswert ist. Hier werden unzählige Früchte, Gemüsesorten und Blumen angeboten, im hinteren Teil, ein wenig tiefer gelegen, findet der Fischmarkt statt.
Es ist einfach ein schöner Anblick, man darf auch gern probieren. Die Preise sind dort eher auf der höheren Seite …
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Madeira - Funchal - Markthallen (Mercado dos Lavradores)

Madeira – Funchal – Markthallen (Mercado dos Lavradores)

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Madeira - Funchal - Markthallen (Mercado dos Lavradores)

Madeira – Funchal – Markthallen (Mercado dos Lavradores)

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Madeira - Funchal - Markthallen (Mercado dos Lavradores)

Madeira – Funchal – Markthallen (Mercado dos Lavradores)

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Madeira - Funchal - Markthallen (Mercado dos Lavradores)

Madeira – Funchal – Markthallen (Mercado dos Lavradores)

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Richtung Westen wird Funchal moderner. Ein Mix aus Altbestand und neuen Bauten, die sich ihren Platz dazwischen erobert haben. Entweder, weil noch ein Lücke da war, oder, weil nach Abriss Raum für z. B. ein
Hotel entstand. Dennoch bleibt Platz für Grün …
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Madeira - Funchal - Kleine Schluchten auch in der Stadt ....

Madeira – Funchal – Kleine Schluchten auch in der Stadt ….

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… und kleine Gassen bestehen weiterhin.
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Madeira - Funchal (Gasse mit aufgehängten, aufgespannten Regenschirmen)

Madeira – Funchal

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Madeira - Funchal - Kunst in der Altstadt

Madeira – Funchal – Kunst in der Altstadt

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Schöne Parkanlagen lockern immer wieder das Bild auf, die Straßen der Stadt sind häufig baumgesäumt.
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Madeira - Funchal

Madeira – Funchal

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Madeira - Funchal - Mitten in der Stadt einen Leberwurstbaum (Kigelia africana) entdeckt!

Madeira – Funchal – Mitten in der Stadt einen Leberwurstbaum (Kigelia africana) entdeckt!

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Wenn die Avenida Arriaga im April mit ihren zu beiden Seiten blühenden Jacaranda-Bäumen die Straße mit  luftigen blasslila Wolken überzieht, muss das ein grandioser Anblick sein …
Hin und wieder streift der Blick ein Hotel, ansonsten Geschäfte, Wohnhäuser, die Kathedrale (momentan mit eingerüstetem Turm), Banken, Museen, Cafés und Restaurants, Ticketshops, Souvenirläden, Dienstleistungsgeschäfte, ein Einkaufszentrum.
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Madeira - Funchal - Banco de Portugal und Avenida Arriaga mit Madeiras Entdecker Zarco

Madeira – Funchal – Banco de Portugal und Avenida Arriaga mit Madeiras Entdecker Zarco

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Madeira - Funchal

Madeira – Funchal

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Madeira - Funchal - Das Militärmuseum unten am Hafen ...

Madeira – Funchal – Das Militärmuseum unten am Hafen …

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Entlang des Hafens führt die Avenida do Mar mit der neuen Uferpromenade. Das ganze Geröll, was bei dem schweren Unwetter im Jahr 2010 den Hang heruntergerutscht kam, wurde am Hafen aufgestaut und genutzt. Als Untergrund z. B. für einen weiteren Anleger und die neuen Terrassen …
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Madeira - Funchal - Am Hafen - Promenade

Madeira – Funchal – Am Hafen – Promenade

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Madeira - Funchal - Die neuen Terrassen (Stufen) am Hafen ...

Madeira – Funchal – Die neuen Terrassen (Stufen) am Hafen …

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Madeira - Funchal - Hafen - Im Hintergrund das Design Centre

Madeira – Funchal – Hafen – Im Hintergrund das „Design Centre“

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Madeira - Funchal - Yachthafen

Madeira – Funchal – Yachthafen

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Dieser Herr darf natürlich auch nicht fehlen. Fußballer Cristiano Ronaldo, geboren in Funchal auf Madeira.
Es gibt hier ein eigenes Cristiano Ronaldo Museum (CR7)! Haben Sie es mitbekommen? Seit ein paar Tagen (Ende März 2017) trägt sogar der Flughafen seinen Namen! Man ist stolz auf ihn und zeigt jedem Fremden die Statue, die seit drei Jahren am Hafenrand zu finden ist …
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Madeira - Funchal - 2,40 m groß -Cristiano Ronaldo (Bildhauer: Ricardo Velosa, 2014)

Madeira – Funchal – 2,40 m groß -Cristiano Ronaldo (Bildhauer: Ricardo Velosa, 2014)

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Fußball gibt es auf der Insel seit 1875. Sie wissen, dass Engländer eine sehr enge Bindung zur Insel haben. Einer der englischen Übersiedler, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts auf Madeira dauerhaft niederließ, schickte seinen Sohn zum Studium nach England. Der schnappte dort das Spiel samt seiner Regeln auf und – begeistert wie er war – exportierte er es bei seiner Rückkehr auf die Atlantikinsel.
Madeirer sind ziemlich fußballverrückt. Weiter oben am Hang in Funchal gibt es ein großes Stadium (Estadio da Madeira) und gleich drei Vereine spielen in der ersten portugiesischen Liga. Das Stadion hat übrigens auch zu weiten Teilen Ronaldo finanziert. 5 500 Zuschauer finden auf den Sitzplatztribünen an beiden Längsseiten des Spielfelds Platz.
Sie erinnern sich noch, dass Madeira kleiner als Rügen ist? Ein großes Stadion? Nötig? Aber klar! Der kickende oder fußballaffine „Funchalese“ braucht es einfach.

Der Hafen

Funchals Hafen wird seit beinahe einem Jahrhundert von Fahrgastschiffen angelaufen, die ihre Fahrgäste zur Blumeninsel transportieren. Nur in den Anfängen existierten keine richtigen Kais und auch die Mole fehlte! Die Schiffe mussten auf Reede vor Anker gehen. Das, was wir bereits als Kreuzfahrttourismus bezeichnen würden, kam in den 50er Jahren auf und nahm seitdem kontinuierlich zu. Heutzutage steuern jährlich mehr als hundert Kreuzfahrtschiffe Funchal an. Sie legen im durch die Mole geschützten Hafenbecken an, haben allerdings auch Anlegestellen außerhalb dieser Zone. Der Kai 8 liegt beispielsweise offen zum Meer – was jetzt eigentlich wieder eine Verlängerung der Mole notwendig machte, da Kai 8 im Herbst und Winter starken Winden ausgesetzt ist und das Meer (gelinde gesagt) zu der Zeit „sehr bewegt“ ist. Nicht ganz ungefährlich, nicht einfach für die Crew und überhaupt nicht angenehm für die mitfahrenden Schiffspassagiere.
Manch Kreuzfahrerkapitän weigert sich, Madeira anzulaufen, wenn er unter widrigen Wetterverhältnissen genau diesen Kai zugewiesen bekommt.
Sie merken, nicht nur der Flughafen (siehe Part 1)  hat so seine Besonderheiten und riskanten Situationen in bestimmten Wetterlagen, auch der Hafen ist eben der einer Insel, die mitten im rauen Atlantik liegt.
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Madeira - Kreuzfahrertreffen im Hafen von Funchal

Madeira – Kreuzfahrertreffen im Hafen von Funchal

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Madeira - Funchal - Hafenanlagen

Madeira – Funchal – Hafenanlagen (Die Mole könnte zum Schutz der Anleger schon wieder länger sein …)

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Im äußersten Westen Funchals, zum Kreis Funchal gehörend, liegt São Martinho. Hier befindet sich der Küstenabschnitt mit dem Lidos (Meeresschwimmbad), und es entstand zu beiden Seiten der langen Estrada Monumental ein großes, mehr oder weniger reines Hotelviertel.
Sollten Sie eine Bleibe in Funchal suchen, so können Sie zwar davon ausgehen, dass Sie in einem dieser modernen Gebäude renommierter Hotelketten sicherlich eine hervorragende Ausstattung finden, vermutlich einen guten Service und zumindest in der ersten Baureihe direkt am Wasser einen sagenhaften Atlantikblick genießen können – nur untergebracht in so extrem dicht gebauten, hohen Anlagen, die oft schneller wuchsen als mageres Restgrün in den verbliebenen Betonritzen drumherum, zudem zusammengeballt hausend in einem reinen Touristengebiet … Man muss es mögen.
Die einzelnen Hotels, die in der Stadt verstreut angesiedelt sind, wirken in der Hinsicht persönlicher, gemütlicher.

Sie merken, die Stadt ist vielseitig und vielfältig. Altes und Neues vermischt sich größtenteils gekonnt, Land-
schaftsformung, Vegetation und wohltuendes Klima tun ein Übriges. Bei allem Vorantreiben des Tourismus muss man sich vor Ort nur vor Augen halten, was Funchal besonders und liebenswert macht. In welchem Ausmaß sind immer neue Besucherattraktionen notwendig, und müssen sich Denkfehler und vor allem Bausünden, wie man sie teilweise von den Kanarischen Inseln kennt, hier wirklich erst wiederholen …?

Im Westen werden wir beim nächsten Mal starten, nicht um die riesigen Gebäudekomplexe zu betrachten, sondern um an der Küste Richtung des alten Fischerdorfes Câmara de Lobos zu spazieren. Dabei wird u. a. das Thema Baden eine Rolle spielen. Gibt es auf Madeira Strände oder gibt es sie nicht? Und wenn es schon
in ein Fischerdorf geht, stellt sich die Frage: Was fischen die eigentlich? Und was machen die Madeirer noch
so auf ihrer Insel? Wie pflanzt man bloß, wenn das Grundstück ein steil ansteigender Hang ist?

Demnächst mehr dazu in Bom dia, MADEIRA – Part 4.

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Ein kleiner Gruß bis dahin mit einem Schatten-Selfie …
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Madeira - Funchal - Schattenselfie mit dem Gemahl bei alten Fundamentresten ...

Madeira – Funchal – Schattenselfie mit dem Gemahl bei alten Fundamentresten …

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Bis bald!

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© by Michèle Legrand, April 2017
Michèle Legrand

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48 Kommentare

Bom dia, MADEIRA – Part 2: Bergwelten, grandiose Ausblicke – Serpentinen stets inklusive …

Gelandet! Sie erinnern sich? In Part 1 stellte sich heraus, dass der Flughafen von Madeira doch in vielerlei Hinsicht recht speziell ist. Haben Sie eventuell die Kommentare verfolgt? Zwei meiner Leser aus Großbritannien bzw. Finnland hinterließen noch ihre ganz eigenen Landeerlebnisse …! Alle jedoch, die bereits dort waren, ka-
men wohlbehalten an, nur gelegentlich kann es wetterbedingt länger als geplant dauern, tatsächlich mehrere Anläufe nötig machen und sogar zu Umleitungen der Flüge kommen. Auch Abflüge von der Insel sind hin und wieder davon betroffen – wenn der Wind zu stark weht, hat sich mancher Urlaub plötzlich ein wenig verlängert …

Doch Sie haben nun Ihren Koffer, und welche Frage stellt sich gern nach der Ankunft? Meist ist es diese: Wie komme ich auf der Insel am gescheitesten voran! Wie lässt sich mein einige Kilometer entferntes Hotel, wie die unterschiedlichen Ziele, die auf der Wunschliste stehen, aber quer über die Insel verstreut liegen, erreichen. Was ist am schlauesten, was am bequemsten oder aber am günstigsten im Hinblick auf Kosten bzw. Zeitauf-
wand.

Vielseitig, vielfältig sei Madeira. So schrieb ich zu Beginn des ersten Teils. Kennen Sie noch die obligatorische Frage, die vielen früher vor dem Urlaub gestellt wurde?
„Wo geht’s denn hin? Fahrt ihr an die See oder in die Berge?“ Entweder man war der Wassertyp oder man wollte hoch hinaus. Schwimmen und sonnenbaden oder kraxeln und wandern. Auf Madeira kommt theoretisch jeder zu seinem Recht, und auch das Klima findet vermutlich allgemein Beifall. Zumal es je nach Himmels-
richtung, Küste und Höhenlage noch einmal variiert und sich daher ein ideales, typgerechtes Ziel finden lässt.
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Madeira - Grün rund ums Jahr ... (Ansicht auf Palmen und grüne Vegetation)

Madeira – Grün rund ums Jahr …

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Madeira! Grundsätzlich mild, im Winter nicht zu kalt, im Sommer erfreulicherweise selbst in den Hochsommer-
monaten nicht zu heiß. Landschaftlich enorm reizvoll, farblich stimulierend, denn genügend Feuchtigkeit in den Bergen und das Wasser aus den seit langer Zeit existierenden Wasserkanälen (Levadas), die von den Höhen herabführen, sorgen dafür, dass Pflanzen in den tieferen und tendenziell trockeneren Zonen und Böden nicht verdorren. Die Umgebung besitzt dadurch auch in der warmen Jahreszeit keinen wüstenartigen Charakter, stattdessen blüht und wächst es rund ums Jahr.
Auf der Insel endet der Winter offiziell Anfang März, und ich habe überhaupt nicht erwartet, dass mich bereits Ende Februar eine derartige Blütenvielfalt begrüßt!
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Madeira - Funchal am Hafen - Die Bougainvillea blüht überall und mit kleinen Pausen ganzjährig ...

Madeira – Funchal am Hafen – Die Bougainvillea blüht überall, in mehreren Farben und mit kleinen Pausen ganzjährig …

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Madeira - Blüten rund ums Jahr - Ende Februar geht der Winter auf der Insel offiziell zu Ende ... (Rote Blüten ranken an Geländern empor)

Madeira – Blüten rund ums Jahr – Ende Februar geht der Winter auf der Insel offiziell zu Ende …

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Madeira - Es gibt keine blütenlose Zeit auf der Insel ... (weiße Blüten einer Blütenhecke)

Madeira – Es gibt keine blütenlose Zeit auf der Insel …

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Rundherum der Atlantik, im Landesinneren im Ostteil hohe Berge, im Westen zwar Gipfel etwas niedrigeren Kalibers, jedoch immer noch herrscht eindeutig der Gebirgscharakter vor. Dort gibt es allerdings ein Hoch-
plateau veritabler Ausmaße! Ein schöner Kontrast zum Osthochgebirgsteil!
Eine solche Vielfalt auf einer Insel dieser doch begrenzten Ausmaße ist naturgemäß etwas enger zusammen-
gepackt. Das wirkt sich auf Ihr Vorankommen und somit ganz enorm auf die Wahl des passenden Verkehrs-
mittels aus.

Auf Madeira sind Sie in Höhen von 0 m (Meeresspiegel) bis über 1 800 m unterwegs. Gleich drei Gipfel des Hochgebirges auf der Ostseite der Insel liegen noch darüber. Der Pico Ruivo, mit  1862 m höchster Berg – nicht nur Madeiras, sondern ganz Portugals. Quasi daneben der Pico das Torres (1851 m) sowie der Pico do Arieiro (1818 m). Letzteren, den dritthöchsten, schauen wir uns ein bisschen näher an. Zu seinem Gipfel führt sogar eine Straße hinauf, während die anderen beiden Berge nur erwandert bzw. erstiegen werden können.
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Madeira - Hochgebirge im Ostteil - Blick vom Pico do Arieiro

Madeira – Hochgebirge im Ostteil – Blick vom Pico do Arieiro

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Madeira - Pico do Arieiro - Ein ständiger Wechsel zwischen blauestem Himmel und Wolken ....

Madeira – Pico do Arieiro – Ein ständiger Wechsel zwischen blauestem Himmel und Wolken ….

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Im östlichen Gebirgsmassiv ist das Lavagestein besonders zerklüftet. Sie finden teilweise recht ungewöhnliche Felsformationen vor. Während es heißt, dass im Westen der Insel ein angenehmeres Wandern möglich ist, und dazu durch die dortigen eher mittleren Berghöhen und etwas offeneren Flächen die Flora und Fauna ab-
wechslungsreicher ist als hier in Höhen, in denen es bereits recht karg wird, entpuppt sich das Erkunden der Bergregion im Osten vielleicht als anstrengender, aber absolut nicht als langweiliger. Es wirkt durch seine Schroffheit auf seine ganz eigene Art imposant. Nicht allein oben zwischen den Gipfeln mit dem Ausblick ins Massiv, sondern dieses Schroffe und Raue findet sich auch direkt an der Küste.
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Madeira - Gebirgsmassiv im Ostteil der Insel - Zerklüftet ...

Madeira – Gebirgsmassiv im Ostteil der Insel – Zerklüftet …

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Hier auf dem Gipfel des Pico do Arieiro haben die portugiesischen Luftstreitkräfte eine Radarstation. Die große Kuppel ist schon aus einigen Kilometern Entfernung zu sehen.
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Madeira - Radarstation der portugiesischen Luftstreitkräfte auf dem Pico do Arieiro

Madeira – Radarstation der portugiesischen Luftstreitkräfte auf dem Pico do Arieiro

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Sie können von diesem Gipfel aus direkt eine etwa dreistündige Wanderung hinüber zum höchsten Berg, dem Pico Ruivo, unternehmen. Der Weg führt um den Pico das Torres herum, und seit es gesicherte Treppenwege über Grate gibt und der Tunnel durch den Pico do Gato existiert, ist das Ganze auch keine halsbrecherische, höchst riskante Angelegenheit mehr, die allein den sehr erfahrenen Profis vorbehalten ist. Fordernd und an-
strengend ist es dennoch!
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Madeira - Wandertour direkt vom Pico do Arieiro aus ...

Madeira – Wandertour direkt vom Pico do Arieiro aus …

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Nicht nur im Landesinneren sind Berge prägend für diese Insel. Erhebungen gibt es überall! Hänge und Klippen bestimmen das Bild immer wieder an der Küste – egal an welcher Seite der Insel. Unweigerlich bewegen Sie sich bei nahezu jeder Tour, die Sie planen, automatisch in unterschiedlichen Klimazonen. Ausgelöst einerseits (wie oben erwähnt) durch die Richtung, die Sie wählen, verursacht andererseits durch Höhenwechsel.
Gleich drei Klimazonen werden bei einer Fahrt von der Küste (Meeresspiegelniveau) ins Bergige einerseits erlebt, sind andererseits aber auch zu bewältigen. Was u. a. bedeutet, dass Sie kleidungstechnisch immer nach dem Zwiebelprinzip gekleidet sein sollten, so dass Sie etwas weglassen oder dazugeben können, sobald sich die Temperatur nach oben oder unten verändert. Genau das passiert unweigerlich, wenn Sie von rauer Nord-
küste, aus windigen Zonen oder nach häufig – zumindest abschnittsweise – wolkenverhangenen Bergregionen in windgeschütztere Täler und in sonnige Küstenabschnitte wechseln.
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Madeira - Am Abgrund .... und dichte Wolken ...

Madeira – Am Abgrund …. und dichte Wolken …

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Hafenbereich in Fuchal, in dem die Freizeitsportler aktiv sind (Kanuten)

Madeira – Zur gleichen Zeit an der Südküste in Funchal: Kleidungsstücke abwerfen …

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Madeira ist durch all seine Besonderheiten ein Ziel, bei dem eine einheitliche Empfehlung bezüglich des Verkehrsmittels ein Ding der Unmöglichkeit ist. Es hängt alles vom Fahrempfinden, der eigenen Robustheit und der Fahrpraxis ab.

Es wird sich vermutlich kaum jemand während des gesamten Aufenthalts allein in der Hauptstadt aufhalten wollen. Dazu gibt es viel zu viele landschaftlich attraktive Ziele außerhalb. Viele kommen extra für Wanderungen, kennen die Stadt bereits von Vorbesuchen. Nun können Sie auf Madeira mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Busse, denn Züge gibt es nicht) gut vorankommen. Je näher an Funchal dran, umso mehr Linien verkehren und umso häufiger fahren sie. Es stehen Unmengen an Taxis zur Verfügung, die für Ausflüge auch Fixpreise anbieten, es werden Jeep-Safaris offeriert, es gibt ein vielfältiges Angebot an Ausflugsfahrten mit dem (Klein-)Bus von öffentlichen Plätzen aus oder aber, Sie werden dazu direkt am Hotel eingesammelt und ab-
geliefert, was besonders nach längeren Wandertouren sehr angenehm sein kann. Last but not least können Sie sich selbstverständlich einen Leihwagen nehmen.
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Madeira - Funchal - Taxis warten schon auf Sie ... (gelbe Taxis in Reihe am Park)

Madeira – Funchal – Taxis warten schon auf Sie …

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Das hört sich ziemlich gut und einfach an, besonders die Sache mit dem Leihauto. Es verschafft einem schließlich erhebliche Flexibilität und Mobilität. Nur angesichts der o. g. Verhältnisse, besonders der geo-
logischen, sollten Sie vorab mit sich selbst ein Zwiegespräch führen und klären, was auch realistisch ist:

Wie viel Zeit möchte ich als Fahrer wirklich selbst hinter dem Steuer verbringen? Wie entspannt fahre ich,
wenn die Straßen eng, schmal und kurvig sind und direkt am Hang bzw. Abgrund entlang führen? Wie vertrage ich (längere) Serpentinenfahrten mit engen Kurven? Wie stecke ich dabei Höhenunterschiede weg? Halte nicht nur ich das gut aus, kommt auch mein Beifahrer damit klar? Bleibt es für mich als Fahrer selbst dann noch stressfrei, wenn ich ins dichte Touristengetümmel gerate? Kein Parkplatz, keine Wendemöglichkeit …
(An beliebten Aussichtshaltepunkten oder an Startstellen für Levada-Wanderungen ist das unvermeidlich.)
Mag ich Tunnelfahrten? Finde ich mich schnell zurecht? Kann ich mich bemerkbar machen und auch ver-
ständigen, wenn ich oben in den Bergen eine Panne haben sollte …? (Die ist nicht völlig abwegig, da nicht
alle Leihwagen im Topzustand sind).

Sie ahnen, je nach Typ sind manche Fortbewegungsmöglichkeiten unter Umständen gleich von der Liste zu streichen. Wenn Sie die Kurven zwar vertragen, solange Sie nicht Beifahrer sind, sondern selbst am Steuer sitzen, lässt sich das vielleicht entsprechend arrangieren. Aber wenn Sie anschließend als Fahrer einen Horror davor haben, auf einer der vielen in der Breite knapp bemessenen Bergstraßen (gefühlt Einbahnstraßen) immer wieder dicken einheimischen Reisebussen ausweichen zu müssen und sich schon in der Schlucht landen sehen, dann bringt das alles auch nichts, und Sie sollten sich per Bus kutschieren lassen. Setzen Sie sich entspannt irgendwo in der vorderen Hälfte auf die hangabgewandte Seite oder machen Sie einfach die Augen zu, wenn es mal wieder haarscharf am Abgrund entlanggeht.

Vor ein paar Tagen und nach meiner Rückkehr kam ich mit einem Bofrost-Ausfahrer hier in Hamburg ins Gespräch. Er verbrachte vor einigen Jahren seinen Urlaub auf der Insel und war damals per Leihauto unterwegs. Erinnern Sie sich an die Größe der Insel? 57 x 22 Kilometer sind ihre ungefähren Abmessungen. Man sollte meinen, man würde stets im Nu am nächsten Ziel sein, könnte am Tag problemlos eine komplette Inselrundfahrt unternehmen und würde insgesamt mit seinem Leihwagen sicher nicht viel an Kilometern zu-
sammenfahren. Das täuscht gewaltig! Die Serpentinen vervielfältigen das Tagespensum an Kilometern enorm. Die Wege führen fast nie direkt auf Ihr angestrebtes Ziel zu. Wie oft müssen Sie außen herum. Manche Straßenabschnitte sind gern einmal gesperrt, weil wieder etwas vom Hang auf die Straße gerutscht ist und
diese blockiert. Dann heißt es umkehren. Ein neuer Anlauf …
Der Bofrost-Herr verriet mir, wie viele Kilometer er in einem Zeitraum von knapp 12 Tagen auf Madeira zurückgelegt hat. Halten Sie sich fest! 1 600 km!

Die Reisebusse wählen natürlich sehr bewusst die Straßen mit schönem Ausblick. Sie wollen Ihnen ja etwas bieten. Sie fahren gezielt Aussichtspunkte auf Klippen, einen Berggipfel oder das Plateau an, um sich anschließend, diesmal herunterkurvend, der nächsten Attraktion, nun aber wieder direkt an der Küste auf Meereshöhe, zu nähern. In dem Fall bleibt gar keine andere Möglichkeit, als die Serpentinenroute zu nehmen.
Als Fahrgast im Taxi oder als Leihwagenfahrer könnten Sie immerhin zeitweise wählen und die in den letzten Jahrzehnten in großer Zahl entstandenen Tunnel samt der Schnellstraßenabschnitte mit einer relativ geraden Streckenführung bevorzugen. Vielerorts führt der Weg nun mitten durch die Berge hindurch; das Außenherum oder Rauf und Runter lässt sich dadurch oft ersparen.
Nur sehen Sie dann bedauerlicherweise vieles nicht …

Ohne allzu große Kurverei gelangen Sie zwar von Funchal via Câmara de Lobos bis nach Cabo Girão an der Südwestküste der Insel, aber nicht unmittelbar bis an die Stelle, für die der Ort berühmt ist. Dort befindet sich die höchste Steilklippe Europas, die zweithöchste der Welt! Nur eine in Taiwan ist noch höher.

Madeira - Cabo Girão - Europas höchste Steilklippe

Madeira – Cabo Girão – Europas höchste Steilklippe

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Senkrecht fällt die Felswand vor Ihnen ab, 580 m in die Tiefe! Seit einiger Zeit gibt es eine Glasplattform, die
Sie betreten können, damit das Gefühl für die Höhe noch intensiver ausfällt und der Blick nach unten noch imposanter ist. Angeblich wird vielen beim Betreten mulmig und verstohlen wird nach der Hand des Partners gesucht … Ich empfand dort zu stehen als relativ sicher, denn erstens führt der Glassteg nicht wie ein Laufsteg auf das Meer hinaus, sondern ist mehr ein Balkon, der an den Hang und die feste (blickdichte) Aussichts-
plattform angebaut wurde, und zweitens ist das Glas bewusst nicht komplett durchsichtig gehalten, sondern hat ein Muster aus gleichmäßig verteilten kleinen, milchigen Punkten. Es bewirkt, dass der Glasboden nicht brüchig und unsicher, sondern sehr massiv und stabil erscheint.
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Madeira - Cabo Girão - Steilklippe, die Tiefe real vor Ort noch wesentlich gewaltiger ...

Madeira – Cabo Girão – Steilklippe, die Tiefe real vor Ort noch wesentlich gewaltiger …

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Wir könnten jetzt … Nein, wissen Sie was? Mit diesem Ausblick bzw. Tiefblick werden wir für heute unterbrechen. Ich möchte Ihnen zunächst eine kleine Pause nach dieser Höhe und vor allem nach all den Serpentinen gönnen. Wir werden sogar beim kommenden Part 3 die Kurverei noch beiseitelassen. Stattdessen würdigen wir die Hauptstadt der Insel mehr als nur eines einzigen Blickes.
Sicher, es wird optische Eindrücke von Plätzen geben, für die Funchal bei den Touristen beliebt sind, doch hat es nicht auch seinen Reiz, sich zusätzlich ein wenig ihrer räumlichen Weiterentwicklung (Ausdehnung), der fast schon Einzelstellung dieser Stadt oder z. B. seinen Bewohnern zu widmen?
Zu schönem Anblick und Ausblick gesellen sich in Part 3 Rückblick und Einblick.

Vielleicht sind Sie wieder mit dabei …
Bis demnächst!
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© by Michèle Legrand, März 2017
Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

 

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44 Kommentare

Neue Blogserie: Bom dia, MADEIRA! – Part 1: Atlantikinsel voraus …

Seit einigen Tagen bin ich zurück von Madeira. Verblüffend vielfältig! Das fällt mir spontan ein, wenn ich an die Insel zurückdenke. Waren Sie schon dort? Falls nicht, können Sie Madeira im Laufe der nächsten Zeit via Blog näher kennenlernen.
Heute startet eine kleine Serie, in der es um die Atlantikinsel gehen wird. Wenn Sie hier bei mir bereits ein wenig länger mitlesen, dann ahnen Sie, dass es auch diesmal nicht auf ein bloßes Ansteuern der typischen Touristen-
ziele hinausläuft, sondern dass ebenso Dinge einen Platz finden werden, über die man im Vorbeigehen stolpert. Oder die aus einem unerfindlichen Grund beeindrucken. Dazu gesellen sich Unterschiede oder aber Gemein-
samkeiten, die auffallen. Wenn es passt, werde ich Zusammenhänge erwähnen. Die Erzählungen der Ein-
heimischen bringen doch manches Mal Licht in eine Sache oder etwas lässt sich plötzlich von mehreren Seiten betrachten.

Schließen Sie sich gern an, wenn es ums Fühler ausstrecken, um eine erste Erkundung der Insel geht, wenn Funchal, die Inselhauptstadt sich präsentiert, wenn Gärten, Gebirgslandschaften, die Steilküste, Lavabecken, Lorbeerwälder u. v. m. einladen oder es sich zwischendurch um das Leben, den Alltag und das Auskommen der Madereinser (auch: Madeirer) dreht.

Weil Madeira so vielseitig ist, bietet sich ein Blogmehrteiler an, der wie immer meine persönlichen Eindrücke und Gedanken(sprünge) wiedergibt und somit weder ein reiner Bericht noch ein weiterer Reiseführer und keines-
wegs objektiv ist. Sie wissen also, worauf Sie sich einlassen.

Heute findet die erste Annäherung an die Insel statt. Mir ist immer danach, für neues Terrain zunächst ein Ge-
fühl zu entwickeln. Für seine Entfernung, seine Lage, die groben Umstände. Sie reisen also mit mir an. Und den Auftakt vor Ort macht der Flughafen, der für mich wirklich ein Thema für sich ist …

Lassen Sie uns beginnen!
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Madeira - Ostküste mit Adlerfelsen

Madeira – Ostküste mit Adlerfelsen

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Bom dia, MADEIRA! – Part 1: Atlantikinsel voraus …

Irgendwann im Januar haben der Gemahl und ich beschlossen, so geht das nicht weiter, wir nehmen Reißaus. Wochenlanges Grau im Norden, Kälte, nur Erkältungskranke um einen herum, keine Besserung in Sicht. Auf der Suche nach milderen Temperaturen und ein bisschen Blau am Himmel fiel die Wahl des Reiseziels auf Madeira.
Im Laufe der Jahre war der Name der Insel bei der Urlaubsplanung bereits hin und wieder gefallen. Immer wenn wir es gegenüber anderen, Menschen, die schon dort gewesen waren, erwähnten, fiel die Reaktion bzw. Beurteilung der Insel überraschend unterschiedlich aus.
Es gab die enttäuschten Einmalurlauber genauso wie die notorischen, weil schwer begeisterten, Wiederho-
lungstäter. Madeira for ever! Ich selbst habe vor Ankunft bewusst keine präzise Vorstellung, geschweige denn eine feste Erwartung, doch was mir nach Gesprächen über die Insel hängenblieb, sind einerseits die Begriffe mild, viele Blumen, schön grün, andererseits solche Aussagen wie: „Da werden jeden Tag Unmengen von Rentnern von den endlos eintreffenden Kreuzfahrtschiffen ausgespuckt und fallen dann heuschreckenartig in Funchal ein.“ Überhaupt soll das ältere Publikum bei den Touristen in der Mehrzahl sein.
Meine verstorbene Schwiegermama fand es vor Jahrzehnten etwas enttäuschend, weil „die Wege so steil waren“ und „gar nicht so viel blühte, wie sie gesagt haben“. Gelegentlich wird bemängelt, dass „überhaupt kein netter Sandstrand“ existiert. Mein ehemaliger Chef, der Anfang der Achtzigerjahre im (deutschen) Winter dort seinen Urlaub verbrachte, kam wiederum aus dem Schwärmen nicht heraus. „Es gibt so viel zu entdecken! Angenehmes Klima, tolle Natur – man kann herrlich laufen!“
Die Ausgangslage ist spannend. Wir werden im Laufe der Serie sehen, was zutrifft und was eher nicht.

Wo liegt eigentlich dieses manchmal als Blumeninsel, als Perle im Atlantik, Paradiesinsel oder gelegentlich als Insel des ewigen Frühlings beschriebene Madeira?

Denken Sie sich nach Nordafrika, an die marokkanische Atlantikküste. Etwa auf halber Strecke zwischen Casablanca und Marrakesch befindet sich die Stadt Safi. Wenn Sie am Strand von Safi auf den Atlantik hinaussehen, liegt Madeira ziemlich genau gegenüber. Allerdings 727 km entfernt. Luftlinie. Selbst mit Adleraugen haben Sie keine Chance, Land in der Ferne zu erblicken. Es wäre so, als würden Sie versuchen, von Flensburg an der dänischen Grenze durch ganz Deutschland südwärts bis fast nach Basel (CH) zu schauen.
Von den Kanarischen Inseln wiederum Richtung Norden geblickt, sind es je nach Insel lediglich etwa 450 km. Nahezu ein Klacks, jedenfalls gegenüber der mehr als doppelten Distanz (974 km Luftlinie), die die zu Portugal zählende Insel vom heimatlichen Festland und der Hauptstadt Lissabon entfernt liegt. Bei dem großen Abstand ist es absolut berechtigt und mit Sicherheit hilfreich, zumindest den Status einer autonomen Region zu haben.
Hamburg hat übrigens auch ein Eiland im Meer! Die Insel Neuwerk draußen westlich von Cuxhaven in der Nordsee. Allein. Völlig für sich. Rund 100 km von der Hansestadt entfernt gelegen, gehört sie dennoch zum Bezirk Hamburg-Mitte. Unser Madeira. Mit Watt. Doch das nur nebenbei. …

Madeira also ein autonomes Gebiet mitten im Atlantik und besonders im Osten der Insel unter dem Einfluss des Golfstroms. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und Teil eines Archipels, zu dem noch einzelne kleinere Nebeninseln gehören. Die letzten vulkanischen Aktivitäten sind Urzeiten (über 6400 Jahre) her, da ist nichts mehr zu erwarten, doch die Ausbrüche haben gewaltige Spuren hinterlassen. Spuren in Form von schroffen Bergmassiven, die im Osten und Westen jeweils im Inselinneren ihre höchsten Punkte haben. Dort hat die Landschaft den Charakter eines Mittel- und Hochgebirges (inklusive eines Hochplateaus im Westteil), während es speziell zur Ost- und Südostküste hin etwas großzügiger, offener erscheint, jedoch immer noch in veritablen Hängen ausläuft und Klippen am Wasser das Bild bestimmen. Sie werden davon später mehr sehen.
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Madeira - Westteil der Insel (Landesinnere, Bergmassiv nahe Paúl da Serra)

Madeira – Westteil der Insel (Landesinnere)

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Nach unten, also ins Meer hineingeblickt, ist noch lange nicht Schluss! Die sichtbare Insel ist ja nur der oberste Teil des Vulkansystems. Dreiviertel befindet sich aber unter Wasser! Sie können wegen der in der Tiefe zunehmenden Dunkelheit nur gar nicht sehen, wo eigentlich Ende ist.
Manche fragen sich, ob so große Schiffe wie zum Beispiel die QUEEN MARY 2, die nicht gerade wenig Tiefgang hat, eine derart kleine Insel wie Madeira anlaufen kann. Klar, kann sie das! Kein Problem beim Anlegen an der langen Hafenmole. Die Meerestiefe rund um Madeira beträgt 4 000 bis 5 000 m!
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Madeira - Hafeneinfahrt Funchal (mit Mole rechts)

Madeira – Hafeneinfahrt Funchal (mit Mole rechts)

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Als Hauptinsel für sich gesehen, misst Madeira 741 km². Ohne Vergleich kann man sich das nie so recht vorstellen. Haben Sie Rügen vor Augen? Madeira ist von der Fläche her ein wenig kleiner als die Ostseeinsel (926 km²). Wenn Sie eher von der Größe Sylts eine Vorstellung  haben, dann binden sie Sylt (mit knapp 100 km² Fläche) gedanklich einfach sieben bis acht Mal aneinander oder – um noch einmal zur Insel vor Cuxhaven zurückzukommen – Sie könnten genauso gut 247 kleine Neuwerks (à 3 km²) auf Madeira unterbringen.

Jetzt stellen Sie sich noch vor, dass die Insel von links nach rechts 57 km breit ist und von oben nach unten 22 km. An der Südküste liegt die Inselhauptstadt Funchal und 15 min. mit dem Auto entfernt östlich davon befindet sich bei Santa Cruz der Flughafen.

Apropos Fliegen. Einer meiner Reisesitznachbarn sprach mich beim Einsteigen in Hamburg an.
„Sitzen Sie am Fenster oder im Flur?“
Das gab mir trotz der bevorstehenden Flugstrecke von 3 145 km ein irgendwie heimeliges, behagliches Gefühl. Gedanklich war es jetzt nicht mehr weit zum Wohnzimmer. Was doch die Wortwahl ausmacht … Der Nachbar fiel nachträglich selbst über seinen Ausdruck.
Zwei Stunden später, die Monitore waren über den Sitzen an der Decke ausgeklappt, raunte ich mich ihm zu: „Darf ich Sie kurz stören und aus Ihrem Fernsehsessel bitten? Ich würde gern ins Bad … “  Ich erntete nach dem ersten Erstaunen ein Grinsen.

Zurück zur Insel, der wir uns nähern. Ein Landeanflug auf Madeira ist eine Sache für sich. Wussten Sie, dass der Flughafen von Funchal immer noch als einer der am schwierigsten anzufliegenden und somit auch als einer der Sorte „gefährlich“ gilt? Das heißt nicht notgedrungen, dass dort tatsächlich mehr passiert, doch bestimmte Umstände machen besondere Kenntnisse und Fähigkeiten erforderlich.
Wenn Sie nach etwa viereinhalb Stunden Flugzeit im Landeanflug auf die Insel sind, dann hat ein Teil des Sinkflugs bereits entlang der marokkanischen Küste nordöstlich von Madeira begonnen. Die Maschine biegt in Höhe der Insel quasi nur noch nach rechts ab. Sie haben bald einen sehr schönen Blick auf die Berge und fliegen ein Stück parallel zur Südküste Madeiras, über den Flughafen hinaus, Richtung Funchal. Die Landepiste befindet sich direkt neben dem Berghang, läuft parallel zum Ufer.
Immer noch draußen über dem Meer, inzwischen jedoch bei Funchal angekommen, fliegt der Pilot eine ziemlich enge Rechtskurve, in der sich die Maschine samt ihrer Flügel wirklich schräg stellt (und Sie reichlich schief in der Luft hängen), um nach dieser Wende die Landebahn anzupeilen. Viel Zeit zum endgültigen Herunter-
kommen ist nicht und viel Platz ebenfalls nicht, weder nach links zum Hang noch nach vorne zum Flughafen – und vor allem nicht bis zum Erreichen des Endes der Landebahn!
Der Pilot muss dabei in dieser Phase extrem auf Fallwinde achten und mit Windscherungen rechnen. Während dieses gesamten Quer- und Endanflugs fliegt er auf Sicht, denn über ein Instrumentenlandesystem verfügt der Flughafen von Funchal gar nicht.
Sie werden vielleicht einwenden, ja, aber es gibt doch immer noch die Lichter auf der Start- und Landebahn oder die Anflugbefeuerung. Anflugbefeuerung? Wo denken Sie hin! Dort, wo die eigentlich ihren Platz hat, ist in Funchal der Atlantik.
Wasser? Direkt neben … hinter …?
Ja, denn man hat die Landepiste mehrfach, zuletzt im Jahr 2000 von 1 781 auf 2 777 Meter verlängert, damit angesichts des wachsenden Touristenzustroms auch größere Maschinen in Funchal landen können. Nur für diese letzte Erweiterung standen die Madeirer vor einem enormen Problem: Das Land war dort, wo es gebraucht wurde, zu Ende! Es ging nicht weiter.
Eine Idee musste her. Aus der Idee wurde ein Plan und eine Wahnsinnskonstruktion entstand. Man verlängerte an der Klippe direkt in eine Bucht hinein indem man insgesamt 180 hohe Betonpfeiler als Stelzenträgerwerk setzte und darauf eine 180 m breite Bahn mit einer Gesamtlänge von 1 020 m errichtete.
Sie können heute teilweise mit dem Auto darunter durch fahren, dann wird erst bewusst, um was für ein Riesenunterfangen es sich handelt. Pfeiler mit drei Metern Durchmesser, die knapp 60 Meter oberirdisch zu sehen sind. Der Rest der bis zu 120 m langen Stelzen verschwindet unterirdisch oder ist in der Bucht im Meeresboden verankert.
Die Einheimischen sprechen angesichts des Aufwands und der Kosten, die bei diesem Projekt entstanden,
gern vom „Bau der zweiten Kathedrale Madeiras“.
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Madeira - Mit dem Bus unter der Landepiste des Flughafens .... (Betonstelzen)

Madeira – Mit dem Bus unter der Landepiste des Flughafens ….

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Nun ist der Runway zwar länger, doch dafür kommen auch größere Maschinen, die entsprechend mehr Piste benötigen. Viel einfacher ist es für die Piloten deshalb nicht geworden. Daher ist es nach wie vor vorge-
schrieben, dass nur der Kapitän selbst landen darf und dass jeder Pilot, der vorhat Funchal anzufliegen, ein Spezialtraining durchlaufen und nachweisen muss.
Was denken Sie, was passiert, wenn es nicht auf Anhieb klappt und der Pilot durchstartet und hochzieht, um es erneut zu versuchen. Darf er das endlos? Bis die Landung irgendwann erfolgreich verläuft? Nein, auch dafür existiert eine Regel. Höchstens sechs Versuche. Wenn es dem Flugkapitän bis dahin nicht glückt, muss er leider wieder zurück bis zum Festland.

Ich hoffe, bei Ihnen ist jetzt vorrangig die Neugier auf den Flughafen geweckt. Nicht, dass Ihnen die neuen Kenntnisse den Mut nehmen, auf dem Luftweg nach Madeira zu gelangen. Die Insel ist doch ein sehr beliebtes und häufig angeflogenes Ziel. Somit haben die Piloten inzwischen einige Übung. An meinem Abflugtag waren
es weitere 17 große Maschinen, die allein ab Mittag Funchal noch verlassen sollten und zwangsläufig ja irgendwann davor auch sicher gelandet sein müssen.

Eine Alternative zum Fliegen wäre die Ankunft mit einem Schiff. Entweder mit einer gelegentlich zwischen den Kanarischen Inseln und Madeira verkehrenden Fähre oder aber per Kreuzfahrtschiff …
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Madeira - Hotelblick - Der Hafen von Funchal mit Kreuzfahrtschiffen ...

Madeira – Hotelblick – Der Hafen von Funchal mit Kreuzfahrtschiffen …

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Kreuzfahrtschiffe und der Hafen von Funchal werden uns in einem der nächsten Teile der Blogserie ein weiteres Mal begegnen, doch für heute verabschiede ich mich von Ihnen.
Seien Sie gern beim nächsten Mal wieder mit dabei, wenn die ersten Schritte auf der vielseitigen Perle im Atlantik angesagt sind!

Fortsetzung folgt.

 

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© by Michèle Legrand, März 2017
Michèle Legrand

 

 

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Glückstadt: Elbluft und ein Test …

Zeit für einen kleinen Plausch? Ich habe nichts Weltbewegendes, völlig Umwerfendes für Sie aus dem Ärmel
zu schütteln, aber ich hätte gerade welche. Zeit, meine ich. Und Lust auf eine nette Unterhaltung. Sollte das
bei Ihnen auch der Fall sein, rutschen Sie gern näher.

Sind Sie bei Facebook aktiv? Ja? Haben Sie auch schon festgestellt, dass man sich dort von Betreiberseite
her große Mühe gibt, mit Ihnen zu kommunizieren, dabei mehr und mehr dazu übergeht, Sie sehr persönlich anzusprechen, um dadurch eine Art Beziehung – oder nennen wir es eher Bindung – aufzubauen?
„Guten Tag, Michèle“, heißt es zum Beispiel, sobald ich mich einloggt habe, „wie geht es dir?“ „Hallo Michèle, was machst du gerade?“ Immer mit namentlicher Ansprache. Vergleichbar mit der Serienbrieffunktion bei herkömmlicher Briefmassenpost. Gleicher Text an alle, jedoch geänderter Name. Des Empfängers im Adressfeld, der Anspracheform im gesamten Text. Personifizierung. Vertraulichkeit. Ankuscheln …
Facebook bezeichnet sich selbst immer als „wir“.
„Wir haben uns gedacht, du würdest dich und deine Freunde vielleicht gern an Ereignis XYZ von vor vier
Jahren erinnern. (Ein Uraltpost ist bereits herausgekramt.) Teile mit deinen Freunden … “
„Uns ist aufgefallen, dass du dein Profilfoto seit Langem nicht geändert hast. Michèle, willst du nicht deinen Freunden …?“ Anschmeicheln. Neues herauskitzeln …
Oder man hat Tipps, die mir das Leben und den Alltag erleichtern sollen.
„Hallo Michèle, morgen soll es in Hamburg regnen. Packe lieber deinen Regenschirm ein.“

Ist das nicht rührend? (Sekunde … mein Taschentuch …) Wie für einen gesorgt wird? Der Mensch benötigt in Zukunft bald wirklich keine realen Freunde mehr. Die sind völlig überflüssig. (Die Ironie kommt durch, oder?)
Bei mir können die Wir-Poster lange auf eine Reaktion warten, ich schreibe, wann ich lustig bin und teile nach eigenem Ermessen. Und wenn mein Foto fünf Jahre alt ist, dann ist das eben so.

Um auf die Wettervorhersage zurückzukommen, die ist bekanntlich nicht immer das Gelbe vom Ei. Am Montag herrschte wider Erwarten richtig Sonnenschein – angekündigt waren Regen und vereinzelte Schneeregen-
schauer. Auf diese Vorhersage vertraute auch mein fürsorgliches soziales Netzwerk. Ging ihr auf den Leim!
Tja, liebe WirPoster, und nun? Was mache ich jetzt mit dem Schirm? Für diesen Fall wäre irgendwo ein per-
sönliches Schließfach zwecks Ablage gar nicht schlecht.

Letzten Sonnabend wiederum fuhr ich mit einer Dauersonnenscheinankündigung der Wetterfrösche im Gepäck Richtung Glückstadt. Und die angepriesene Sonne? Untergetaucht. Oder sie hatte sich heillos verirrt. Blinzelte jedenfalls bis zum späten Nachmittag lediglich dreimal versuchsweise jeweils für knapp fünf Minuten uninspiriert durch ein Miniaturwolkenloch, und das war’s dann gewesen.
Nichtsdestotrotz empfand ich es als feine Sache, Elbluft zu schnuppern! Graue Wolken hin oder her.
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Elbe bei Glückstadt mit Deichvorland (Niedrigwasser)

Elbe bei Glückstadt

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Sie werden sich vielleicht wundern. Warum fährt sie dafür nach Glückstadt? Elbluft gibt es doch in Hamburg auch! Der Fluss fließt doch quasi vor der eigenen Haustür …
Ja, schon, das ist aber anders!

Hamburg bedeutet Großstadt. Um die 1,8 Mio. Einwohner. Großstadt mit Hafenbetrieb, mit Gewerbe und Industrie, mit Verkehr nahezu rund um die Uhr und einem dementsprechend hohen Lärmpegel. Hamburg hat Stadtluft. So gern ich meine Stadt generell habe, im Winter fehlt das Grün. Als Farbklecks, als Luftfilter, als Lärmschutz. Bei Kahlheit und dazu permanent grauem Wetter wie in diesem Winter, verliert jede Großstadt enorm von ihrem Charme. Draußen zumindest.
Zudem herrscht hier – völlig wetterunabhängig – immer Trubel, am Wochenende speziell an Elbe und Alster. Einheimische, Besucher und Touristen machen sich alle gleichzeitig auf den Weg. Die einen zum Entdecken und Besichtigen, die anderen zum Spazieren, zum Joggen, Radeln, Hund ausführen etc.

Glückstadt hingegen ist selbst im Winter ein hübsches, kleines, exakt 400 Jahre altes Städtchen mit nur etwa 12.000 Einwohnern sowie einer charmanten Altstadt. Viele historische Gebäude, alles sehr gepflegt. Extrem gut geeignet für kurzzeitiges Stadtflüchten, ebenso geschätzt mittlerweile allerdings auch als Wohnsitz von Pendlern, die den Wert der Ruhe kennen. Ich erzähle Ihnen ein anderes Mal mehr davon. Heute nur soviel:

Glückstadt liegt ca. 60 km (nord)westlich von Hamburg direkt an der Elbe. Es gibt einen Außenhafen, zusätz-
lich einen durch ein Sperrwerk abgetrennten Binnenhafen, und der Tourismus hält sich im Winter sehr in Grenzen.
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Glückstadt an der Elbe - Hafenbereich

Glückstadt an der Elbe – Hafenbereich

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Die Luft ist spürbar besser, man merkt es sofort bei der Ankunft. Ganz besonders fällt es jedoch bei der Rückkehr in die Großstadt auf! Der Fluss hat hier draußen inzwischen immerhin eine Breite von fast drei Kilometern, Elbmündung und Nordsee liegen nur noch 50 km entfernt, und landschaftlich ist das alles natürlich ebenfalls ein ganz anderes Ding.
Drumherum weite Flächen mit Ackerland und Wiesen, Begriffe wie Engelbrechtsche Wildnis oder Blomesche Wildnis deuten schon an, dass man mit Riesenandrang eher nicht rechnen muss. Das Flüsschen Herzhorner Rhin, das später als Rhin mit dem Schwarzwasser zusammen den Glückstädter Binnenhafen bildet und dort in die Elbe mündet, schlängelt sich durch die Region.
Grasbewachsene Deiche und etwas Vorland schützen Stadt und Einwohner vor Elbhochwasser und Über-
schwemmungen. Von Frühjahr bis Herbst ziehen Schafe über diese Grünflächen. Lebende Rasenmäher …
Hinter dem Deich die Elbe, ruhig, gelassen wirkend, denn eine schmale, parallel zum Ufer liegende, langge-
streckte Insel, die Rhinplate, befindet sich direkt vor der Stadt mitten im Strom. Sie unterteilt den Fluss optisch, trennt gleichzeitig Glückstadt von der tiefen Fahrrinne. Das Fahrwasser der großen Pötte, die Hamburg an-
laufen oder den Hafen Richtung Nordsee verlassen, liegt nämlich zur anderen Seite, im Bereich zwischen der Insel und dem niedersächsischen Ufer.
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Glückstadt - Elbe - Gut zu erkennen, dass die Fahrrinne hinter der Insel verläuft ... (Frachter durch Lücke zu erkennen)n?

Glückstadt – Elbe – Gut zu erkennen, dass die Fahrrinne hinter der Insel verläuft … Sie sehen den Frachter durchblitzen?

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Diese spezielle Lage Glückstadts ist übrigens mit ein Grund dafür, dass es nie so recht geklappt hat mit dem Vorhaben, eine Art Konkurrenzhandelsplatz zu Hamburg zu werden. Mit einem konkurrierenden Hafen an der Unterelbe. Der ließ sich einfach nicht so ideal und vor allem tief genug ausbauen.
Dennoch können hier heute immerhin Frachter bis 130 m Länge, 16 m Breite und mit bis zu 5,80 m Tiefgang den Außenhafen anlaufen. So kann doch einiges vor Ort umgeschlagen werden.
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Glückstadt an der Elbe - Leitfeuer Nordmole

Glückstadt an der Elbe – Leitfeuer Nordmole

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Vielleicht ist Ihnen auch die Fährverbindung von Glückstadt (Schleswig-Holstein) nach Wischhafen (Niedersachsen) ein Begriff. Schon selbst genutzt? Oder in den Verkehrsnachrichten davon gehört?
Die Anlegestelle liegt von Glückstadt aus gesehen bereits ein Stück elbabwärts, doch muss die Fähre beim Übersetzen nach Wischhafen immer noch in einem Bogen um die Inselspitze (links im Bild) herum fahren …
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Glückstadt (Elbe) - Hinten rechts der Anleger der Fähre Glückstadt-Wischhafen mit gerade ablegender Fähre, links die Insel Rhinplate und Frachtverkehr

Glückstadt (Elbe) – Hinten rechts der Anleger der Fähre Glückstadt-Wischhafen mit gerade ablegender Fähre

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Wenn Sie ganz genau hinschauen, erkennen Sie trotz Dunst sogar die zwei sich begegnenden Frachter im Elbfahrwasser. (Ein Klick aufs Bild vergrößert die Ansicht.)

In Planung ist eine Autobahn als Nord-Süd-Verbindung. Ihr würde als Elbquerung natürlich die kleine Fähre nie reichen. Die Neubaustrecke wird einen Tunnel zur Unterquerung der Elbe erhalten.

Mich führen seit Spätherbst letzten Jahres familiäre Gründe nach Glückstadt, was mich sehr freut, und am Sonnabend hatte ich die Gelegenheit, einen für mich interessanten Test zu starten. Ich fuhr am selben Tag die Hinstrecke mit dem Zug, legte jedoch den Rückweg am Steuer meines Autos zurück. So hatte ich die Chance, unmittelbar zu vergleichen:
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.                   .Wie gelangt man besser ans Ziel? Per Auto oder per Bahn?

Eine Frage, die sich derart allgemein gehalten mit Sicherheit nie beantworten lässt. Es hängt von so vielen Faktoren ab. Hier wird es jedoch interessant, weil eine Strecke zur Verfügung steht, die einen Vergleich zulässt, während sonst meist schon Gründe wie schlechte Verbindung, häufiges Umsteigen, lange Fahrtdauer, mühsamer Gepäcktransport, keine Möglichkeit vom Endbahnhof zum eigentlichen Ziel zu gelangen etc. schnell die Bahnreise von vornherein als den Testverlierer darstellen.
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Glückstadt - Elbe - Leitfeuer Südmole

Glückstadt – Elbe – Leitfeuer Südmole

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Hamburg und Glückstadt bieten sich deshalb als Versuchsstrecke an, weil sich – ob per Zug oder Auto – zunächst zeitmäßig kein allzu großer Unterschied ergibt. Außer, sie leben bereits im Westen Hamburgs
und sind daher sofort an der Autobahnauffahrt.
Ansonsten müssen sie jedes Mal erst durch Hamburgs dichten Stadtverkehr, um auf die Autobahn (A23)
zu gelangen. Später hinter Elmshorn geht es von der Autobahn ab. Für die restliche Strecke Richtung Elbe
stehen Land-/Bundesstraße zur Verfügung.
Per Zug gibt es ab Hamburg eine Direktverbindung und genügend Regionalbahnen, die täglich via Glückstadt Richtung Itzehoe aufbrechen bzw. die Gegenrichtung bedienen. Selbst am Wochenende.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was heißt eigentlich „besser“ ans Ziel kommen. Ich definiere es für mich einfach als ruhiger, entspannter. Und unter dem Aspekt geht für mich die Bahn als klarer Sieger dieses Wettbewerbs hervor!
Was habe ich es genossen, nicht überall im Stau zu stecken! Stattdessen abschalten, Beine ausstrecken, Gedanken freien Lauf lassen, hinaussehen. Keine Kuppelei, kein Stop and Go, keine mühsame Schlängelei durch einspurige Autobahnbaustellenbereiche.
Und vor allem, was kann man alles während der Bahnfahrt stattdessen machen oder einfach von außen aufnehmen. Was entdeckt man nicht alles unterwegs! Dinge, die einem konzentriert fahrenden, gestressten Autofahrer verborgen bleiben – ganz abgesehen davon, dass er genau dort gar nicht lang käme.
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Glückstadt - Hafen - Wandverschönerung am Fischpark (Wandmalerei mit Wal und Taucher)

Glückstadt – Hafen – Wandverschönerung am Fischpark

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Fazit: Mit Ausnahme der Landstraßenabschnitte in Schleswig-Holstein, die für Autofahrer recht entspanntes Fahren bedeuten, würde ich für diese Strecke jederzeit wieder die Bahn bevorzugen. Autofahren im Hamburger Stadtbereich oder der Peripherie ist eben absolut kein Vergnügen und das Argument Zeitvorteil kommt hier nicht zum Tragen.

Wissen Sie, was von der Zugfahrt besonders hängengeblieben ist? Der unabgelenkte Blick ins Weite!
Dunst, der über Feldern und Äckern liegt und langsam aufsteigt. Der aufreißt und sich verflüchtigt.
Die Ausschau auf Wiesen mit hunderten von Maulwurfshügeln. Einer neben dem anderen. Ich frage mich ernsthaft, wie viele Maulwürfe dort aktiv waren oder anders herum gesagt, wie viele Haufen ein einzelner Maulwurf wohl üblicherweise aufwirft. Wo sein Revier endet und der Kollege am buddeln ist.
Faszinierend auch der Anblick des Bussards, der von einem Zaunpfosten abhob, aufstieg und nach ein paar Flügelschlägen bereits in den Gleitflug verfiel …

Auf Hamburger Gebiet war es eher der ungewohnt geballte Anblick von Malereien an Gebäuden und Wänden entlang der Strecke. Oft wirklich keine Schönheit, nur Tags oder wilde Kritzeleien. Manchmal dazwischen plötzlich fantasievolle Fassadenmalerei, lebhafte, farbenfrohe Graffiti und zwischendurch Aussagen wie diese:
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.              Och, nö …

.              Du bist. Bist du? Du bist du!

.            .Wir wollen die Freiheit der Welt und Straßen aus Zucker.
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Hinter Hamburg-Eidelstedt bzw. -Stellingen enden die vielen Kurven und Gleiswechsel und mit ihnen das ge-
fühlte Schleichen. Nun kann die Regionalbahn richtig Gas geben. Die Autobahn des Bahnreisenden beginnt, hier werden Kilometer geschafft. Und das Schöne im Zug, ich muss selbst nichts dafür tun …

In Elmshorn hält der Zug regelmäßig etwas länger im Bahnhof, wartet auf andere Züge und Umsteiger. Mich beschlich irgendwann das Gefühl, wir kämen gar nicht wieder los, was offenbar an etwas unschlüssigen Menschen auf dem Bahnsteig lag. Kurz darauf erklang die freundlich-mahnende Durchsage des Zugführers:

„Bitte entscheiden Sie jetzt: Entweder rein in den Zug oder im schönen Elmshorn bleiben!“

Gerumpel, sich schließende Türen, Abfahrt. Der trotz Freundlichkeit offenbar genügend energisch herüberkommende verbale Anstupser hatte Wirkung gezeigt.

In Glückstadt riss übrigens tatsächlich der Himmel später etwas auf! Bei diesem Stadtnamen vielleicht kein Wunder, sondern Programm? Geht es Ihnen auch so, dass es sich für Sie netter, positiver und wünschens-
werter anhört, wenn Sie verkünden, Sie fahren nach Glückstadt, als – beispielsweise – nach Kummerfeld oder Elend?
Nichts gegen Kummerfeld und Elend! Ich spreche nur vom Namen und vom Gefühl!
Ich würde mich magisch von Glückstadt angezogen fühlen …
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Glückstadt - Die Elbe bei Niedrigwasser ...

Glückstadt – Die Elbe bei Niedrigwasser …

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Jetzt habe ich Ihnen tatsächlich schon wieder viel mehr erzählt, als ich ursprünglich vorhatte. Wie die Zeit vergeht! Lassen wir es für heute gut sein. Genügend Glückstädter Elbluft inhaliert. Für den Moment zumindest.

Nur eines noch: Haben Sie schon einmal einen Erpel landen sehen? Auf Eis? Auf nur einem, genauer gesagt dem linken Bein? Den rechten Patschfuß in die Luft und wie ein Stechpaddel elegant nach hinten rechts weggestreckt? Nicht?
Im Stadtpark von Glückstadt mit seinen Wasserläufen gibt es einen Artisten, der nach durchaus stürmischer Landung nicht etwa einbricht, sondern nach dem Aufsetzen mit lässiger Eleganz über hauchdünne Eisflächen glitscht. Ein Bild für die Götter!
Aller Aufwand nur, um danach Spaziergänger an Land zu Fuß zu begleiten …
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Glückstadt - Stadtpark - Als Spaziergänger fühlt man sich etwas verfolgt .... (Rechts vorne übrigens der Artistenerpel)

Glückstadt – Stadtpark – Als Spaziergänger fühlt man sich etwas verfolgt …. (Rechts vorne übrigens der Artistenerpel)

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Feierabend! Wenn Sie mögen, lesen wir uns demnächst wieder. Ich habe nur momentan einige Abendtermine und komme nicht so häufig an den Laptop wie gedacht.
Was nehmen Sie heute an Gelerntem mit? Genau: Aufpassen bei Facebook, Glückstadt ist schön, Elbluft ist nicht gleich Elbluft, Bahn fahren kann sehr entspannend sein, und es lohnt sich, auf landende Erpel zu achten.

Bis zum Wiederlesen! Lassen Sie es sich bis dahin gutgehen!

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© by Michèle Legrand, Februar 2017
Michèle Legrand

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Neues vom Bodensee (3) – Hanglage mit Aussicht: Meersburg

Nur einmal angenommen, Ihnen würde jemand ein Grundstück aufdrängen. Einschließlich Wohnung oder Haus. Befindlich in der Bodenseeregion, in unmittelbarer Wassernähe. Geschenkt! Und Sie sollten obendrein auswählen, wo Sie es denn gern hätten!

Nach der ersten Euphorie werden Sie vermutlich ziemlich ins Schwitzen geraten bei Ihren Überlegungen.
Diese Auswahl! Es gibt so viele schöne Lagen – wo ist es am Bodensee schon hässlich!
Je länger Sie allerdings nachdenken, desto mehr Dinge fallen Ihnen ein, die aus einer schönen, eine optimale Lage machen würden. Es nimmt Formen an, bis sich plötzlich seltsamerweise Vorstellungen hinzugesellen, die sich zunächst zu widersprechen scheinen.

Meersburg - Oktober am Bodensee - Die Vegetation täuscht eine Mittelmeerkulisse vor ...

Direkt am Wasser?

Direkt am Wasser, war vielleicht Ihr erster Gedanke. Aber was, wenn Hochwasser herrscht oder dieser Nebel wieder direkt über dem See festhängt? Oder wenn jeden Tag Massen von Touristen an ihrem Gartenzaun entlangflanieren, weil Sie ja nun unmittelbar an der beliebten Uferpromenade wohnen?
Der Standort ist etwas heikel.

Außerdem möchten Sie auf gar keinen Fall komplett auf Weitblick verzichten! Das andere Ufer und vor allem das Alpenpanorama, … das reizt!
Für die Fernsicht wäre eher ein Plätzchen oben auf einem Hügel zu empfehlen. Nur wenn von dort das Ufer gar nicht zugänglich ist …? Oder Sie es sehr weit hätten, um endlich zu einem Ort mit einem Anleger der Bodenseeschiffe und -fähren zu gelangen?
Das ließe wieder neue Überlegungen aufkommen. Was wäre noch ein Auswahlkriterium?

Am Schwäbischen Meer - Bodenseeschiff läuft Meersburg an ...

Schwäbisches Meer – Ein Plätzchen am Bodensee mit Aussicht ….

Sie mögen Wein. Weinanbau vor Ort würden Sie begrüßen. Weinstuben natürlich auch. Sie essen gern gut. Und so hypermodern brauchen Sie es nicht. Ein gemütlicher, gepflegter Altstadtbereich, das wäre doch ideal!

Meersburg am Bodensee - Hafen - Oberhalb des Weinhangs das Verwaltungsgebäude des Staatsweinguts Meersburg (gelb) und das Neue Schloss

Meersburg am Bodensee – Hafen – Oberhalb des Weinhangs das Verwaltungsgebäude des Staatsweinguts Meersburg (gelb) und das Neue Schloss

Heimlich stehen Sie sogar auf etwas Rustikales wie eine Burg. Und vor Ihrem Auge taucht automatisch gleich ein großer Marktplatz mit auf, auf dem Sie unkompliziert Bekannte treffen oder Touristen beobachten.
Genau! Was Sie – abgesehen von Wassernähe und gleichzeitiger Fernblickmöglichkeit – brauchen, ist eine gepflegte Auswahl an Gastronomie, die Möglichkeit zur Geselligkeit! So in der Art wäre es goldrichtig. Alles in der Größe überschaubar und ohne Hektik.

Meersburg am Bodensee - Schlossplatz

Meersburg am Bodensee – Schlossplatz

 

Bodensee - Alte Bauten ...

Bodensee – Alte Bauten …

 

Meersburg am Bodensee - Unterstadt

Meersburg am Bodensee – Unterstadt

 

Meersburg am Bodensee

Meersburg am Bodensee

 

Meersburg am Bodensee - Schlossmühle mit oberschlächtigem Wasserrad (noch funktionsfähig) unterhalb der Burg ...

Meersburg am Bodensee – Schlossmühle (noch funktionsfähig) unterhalb der Burg …

 

Das oberschlächtige Wasserrad der Schlossmühle Meersburg ...

Das oberschlächtige Wasserrad der Schlossmühle Meersburg …

Moment! Es sollte natürlich auch nicht total in der Pampa liegen! Eine gute Verkehrsanbindung muss gegeben sein – nur bloß nicht die Riesenstraße direkt vor der Nase!
Vielleicht noch ein bisschen südliche Gefühle, ein leicht mediterranes Flair – sehr erbaulich, während Sie irgendwo Ihren täglichen Cappuccino trinken.

Meersburg am Bodensee - Überbordende Blütenpracht auch noch im Oktober ....

Meersburg am Bodensee – Überbordende Blütenpracht auch noch im Oktober ….

 

Meersburg am Bodensee - Café Zierat (mit nur einem 'r')

Meersburg am Bodensee – Café Zierat (mit nur einem ‚r‘)

 

Meersburg am Bodensee - Unterstadt

Meersburg am Bodensee – Unterstadt

Ein Kulturbanause sind sie ebenfalls nicht, es wäre also nett, würde Kulturelles nicht unter den Tisch fallen. Und Sport! Sportmöglichkeiten wären ebenfalls nicht zu verachten.
Kurzum, anspruchsvoll sind Sie ja so gut wie überhaupt nicht, und einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht ins Maul, aber im Prinzip suchen Sie schon einen Standort mit sowohl Erholungs- als auch Unterhaltungswert in exzellenter und zugleich vielseitiger Lage.

Farbenfrohe Häuserfassaden in der Unterstadt von Meersburg ...

Farbenfrohe Häuserfassaden in der Unterstadt von Meersburg …

Geschafft! Die Wunschvorstellungen wären geklärt.
Die Frage ist nur: Existiert ein solcher Ort überhaupt?
Sie werden vielleicht staunen, aber Meersburg entspricht tatsächlich all den genannten Kriterien!

Meersburg am Bodensee - Uferpromenade und Blick auf die Meersburg

Meersburg am Bodensee – Uferpromenade und Blick auf die Meersburg

Das Städtchen führt ganz offiziell die Bezeichnung „Erholungsort“, hat sogar vor einiger Zeit eine eigene Therme erhalten.
Auf der Karte finden Sie Meersburg, wenn Sie mit dem Finger am nördlichen Bodenseeufer bis zu dem Punkt entlangfahren, an dem der Obersee in den Überlinger See übergeht.
Was Meersburg von zahlreichen anderen Orten am See abhebt und so enorm vielseitig macht, ist seine Hanglage. Der Ort ist nämlich nicht nur unten am Wasser oder allein oben angesiedelt, sondern Meersburg besteht aus einer Unter- und einer Oberstadt. Insgesamt auf einer Höhe von etwa 400 bis 500 Metern gelegen, wobei allein dieser Unterschied zwischen Meersburg oben und Meersburg unten gut 40 Meter ausmacht.
Der Hang ist natürlich optimal nach Süden ausgerichtet, so dass Sie sich lange die wärmende Sonne auf ihre Nasenspitze scheinen lassen können, und durch das milde Klima und die Sonnenreflexion des Seewassers klappt auch der Weinanbau so vorzüglich; die Trauben schmecken sehr aromatisch. Verdursten können Sie in Meersburg sowieso nicht. Nach einer Auskunft von 2011 gibt es dort zwanzig (!) Kleinbrenner, die ihre Produkte herstellen.

Meersburg am Bodensee - Weinhang mit Staatsweingut Meersburg (gelbes Gebäude) und Neuem Schloss (rechts)

Meersburg am Bodensee – Weinhang mit Staatsweingut Meersburg

 

Meersburg am Bodensee - Häuser mit Geschichte - Hotel "Wilder Mann" (seit 1623)

Meersburg am Bodensee – Häuser mit Geschichte – Hotel „Wilder Mann“ (seit 1623)

Die Verkehrsanbindung ist gut und trotzdem müssen Sie nicht unter Stau vor der Haustür leiden. Der Altstadtbereich ist nämlich Fußgängerzone. Der Autoverkehr wird außen herum über eine Serpentinenstrecke, die B33, geleitet und landet erst ein Stück entfernt auf der gut ausgebauten und viel befahrenen B31. Von der hört und sieht man jedoch in Meersburg nichts.

Meersburg am Bodensee - Unterstadtstraße mit Stadttor

Meersburg am Bodensee – Unterstadtstraße mit Stadttor

Wer lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist hier praktischerweise direkt auf dem Bodenseeradweg
bzw. dem Bodenseerundweg.
Busverbindungen existieren in die umliegenden Städte, selbst nach Ravensburg gelangt man auf diese
Art.
Was viele sehr gern nutzen, ist außerdem die Möglichkeit, Strecken auf dem Wasserweg zu bewältigen. Bodenseeschiffe legen in Meersburg an und verkehren zu diversen andere Uferstädtchen sowie der Insel Mainau. Darüber hinaus gibt die Autofähre, die alle 15 Minuten ablegt und zwischen Meersburg und
Konstanz pendelt. Selbst nachts verkehrt die Fähre stündlich.

Eine der zwischen Meersburg und Konstanz verkehrenden Autofähren (hier_ MF TABOR, 2004 in Dienst gestellt)

Eine der zwischen Meersburg und Konstanz verkehrenden Autofähren (hier „MF TABOR“, 2004 in Dienst gestellt)

 

Meersburg am Bodensee - Die Anlegestelle der Autofähren etwas westlich vom allg. Hafen

Meersburg am Bodensee – Die Anlegestelle der Autofähren etwas westlich vom allg. Hafen

Wie vielseitig die Geschichte und Einflüsse, wie sehenswert die Bebauung ist, das erkennen Sie vorab –
bevor Sie jegliche eigene Erkundungen vor Ort gestartet haben – schon an folgender Tatsache:
Meersburg ist Teil aller möglichen Ferienstraßen!
Die Stadt ist sowohl ein Punkt an der Oberschwäbischen Barockstraße als auch ein Endpunkt der Schwäbischen Dichterstraße. Dann gehört sie mit zum weit verzweigten Netz der Deutschen Fachwerkstraße genauso wie sie an der sogenannten Route Verte, der Grünen Straße, liegt, die in den Vogesen startet und hinter Meersburg noch weiter bis Lindau geht, wo sie auf dieser Route endet.

Meersburg am Bodensee - Fachwerkbauten

Meersburg am Bodensee – Fachwerkbauten

Wie Sie die Erkundung von Meersburg vielleicht einmal real starten, ob in der Oberstadt oder eher unten am Wasser, ist – salopp ausgedrückt – eigentlich gehopst wie gesprungen. Sehen werden Sie ja so oder so alles.
Was allerdings für einen Beginn in der Unterstadt spricht, ist die Tatsache, dass es wesentlich angenehmer ist, den Höhenanstieg auf der schmalen, autofreien Altstadtstraße zu bewältigen und zum Ende die Rieschentreppe für den Abstieg hinunter zur Schiffsanlegestelle zu wählen. Das gemächliche Erklimmen entlang interessanter Bauten, entlang des Burggrabens, vorbei an vielen Blumenarrangements, Brunnen und kleinen Läden, ist wesentlich entspannter und führt durch das Schauen, Stehenbleiben, Fotografieren etc. zu einem Tempo, das Sie nicht aus der Puste geraten lässt. Wohingegen 171 Stufen ohne Ablenkung und non-stop hinauf schon spürbar sind!

Meersburg am Bodensee - Schloss und Schlossgarten

Meersburg am Bodensee – Schloss und Schlossgarten

 

Meersburg am Bodensee - Schlossgarten - Blick auf die Meersburg und den Bodensee

Meersburg am Bodensee – Schlossgarten – Blick auf die Meersburg und den Bodensee

Die vielen Stufen sind wesentlich besser für den Abstieg geeignet. Dabei haben Sie auch die Möglichkeit, in verschiedenen Höhen auf der Treppe einen Halt einzulegen, um immer wieder den Ausblick auf den See oder den Weinhang des Staatsweinguts zu genießen. Ohne ständiges Umdrehen, wie es beim Aufstieg nötig wäre. Denn jetzt ist Laufrichtung gleich Seh- bzw. Seerichtung.

Meersburg am Bodensee - Hanglage mit Aussicht ...

Meersburg am Bodensee – Treppenabstieg – Hanglage mit Aussicht …

Ich frage mich manchmal bei solch kleinen Gassen und gewundenen Wegen, wie denn dort so profane Dinge wie die Müllabfuhr funktionieren. Zumindest was die Gelben Säcke angeht, kann ich Ihnen berichten, dass kein Spezial-Liliput-Müllfahrzeug auftaucht, um gelbe Miniaturmülltonnen zu leeren, sondern dass die Anwohner all ihre Säcke hinunter zur Uferstraße bringen. Dort wird zentral gesammelt und zur Abholung ein riesiger Haufen aufgeschichtet. (Ich hoffe, dieser Extraaufwand beeinflusst ihre Entscheidung für ein geschenktes Grundstück in Meersburg jetzt nicht negativ …)

Meersburg am Bodensee

Meersburg am Bodensee – … die schmale Straße hinauf. Müllsäcke werden unten deponiert und von der Müllabfuhr abtransportiert.

 

Meersburg am Bodensee - Schmale Gassen, die zur Oberstadt und zur Burg hinauf führen...

Meersburg am Bodensee – Schmale Gassen, die zur Oberstadt und zur Burg hinauf führen…

 

Meersburg am Bodensee - Unterstadt - Entlang alter Mauern und durch kleine Gassen ...

Meersburg am Bodensee – Unterstadt – Entlang alter Mauern und durch kleine Gassen …

 

Meersburg am Bodensee - Der Name Alemannen-Torkel für eine Weinstube ist auch nett gewählt ...

Meersburg am Bodensee – Der Name Alemannen-Torkel für eine Weinstube ist auch nett gewählt …

 

Verhungern kann man in Meersburg nicht .... (Restaurants in der Unterstadt)

Verhungern kann man in Meersburg nicht ….

Wo sie auch einmal hineinschauen könnten – neben dem Burgmuseum, dem Schloss, der Mühle etc. – ist Omas Kaufhaus. Dort finden Sie so unheimlich viele Dinge aus alten Zeiten. Puppenstuben, Bären, Blechspielzeug, Dampfmaschinen, Hummel-Figuren, altes Emailgeschirr, Kunsthandwerk. Kinder mögen es auch sehr, weil dort eine Modelleisenbahn aufgebaut ist. Sie dreht auch tatsächlich ihre Runden!
Und es zieht sich ein Wasserkanal durchs Kaufhaus.  Auf ihm fahren relativ große handgefertigte Sammlerblechschiffe  – und es gibt die „Reise der Titanic“, die natürlich nicht sinkt, sondern ankommt!

Meersburg am Bodensee - Unterstadt - Omas Kaufhaus

Meersburg am Bodensee – Unterstadt – Omas Kaufhaus

 

Meersburg am Bodensee - Unterstadt - Eingang zu Omas Kaufhaus - Der Pustefix-Bär bläst Seifenblasen ...

Meersburg am Bodensee – Unterstadt – Eingang zu Omas Kaufhaus – Der Pustefix-Bär bläst Seifenblasen …

Wofür ist Meersburg eigentlich überregional bekannt? Mit wem verbindet man Meersburg? Jede Stadt hat doch gerne Ihre „Kinder“, ihre Künstler, ihre Prominenten, mit denen sie punkten kann.
Geboren, gelebt, gestorben … Wenigstens eins davon!
Haben Sie einmal darauf geachtet?
Es wird manchmal ein wenig getürkt dabei! Da wird sich bewusst bei der Verbundenheit der betroffenen Person zum Ort etwas diffus und schwammig ausdrückt, und manchmal reicht es, dass ein namhafter Mensch eine einzige Nacht in einem Hotel übernachtet oder in der Bar einen Drink genommen hat, um dazu zu führen, dass dieses Hotel umbenannt wird und jetzt seinen Namen trägt, er als Sohn oder Tochter der Stadt gehandelt und zum Ehrenbürger geadelt wird oder nach seinem Tod ein Denkmal erhält.

Für Meersburg steht Annette von Droste-Hülshoff  („Die Judenbuche“, „Der Knabe im Moor“), und ich behaupte nicht, dass es bei ihr so war! Ihr Leben lässt sich mit Meersburg schon verknüpfen. Ihr Werk ist hier daher überall präsent, Bilder, aber auch Zitate der Dichterin, die nebenher Musikerin und Komponistin war, begegnen einem vielerorts.
Sie lebte in der Burg, sagt man. Und das lässt Raum für eigene Gedanken. Macht sie im Geist vielleicht sogar zur Meersburgerin, wenigstens zu jemandem, der schon immer da war. Dass sie in Münster geboren wurde, fast ihr ganzes Leben anderswo verbrachte und erst in den letzten Jahren vor ihrem Tod zeitweise in einem Zimmerchen auf der Meersburg weilte, weil ihre Schwester mit dem Burgherrn verheiratet war, ist zweitrangig. Aber sie hat dort gewirkt, hat sich von ihren Aufenthalten am Bodensee für ihre (Meersburg-)Gedichte und ihr lyrisches Schaffen inspirieren lassen. Letztendlich starb sie sogar auf der Burg, und ihr Grab befindet sich auf dem Meersburger Friedhof.
Dass die Stadt Münster natürlich auch sagt, Annette von Droste-Hülshoff wäre eine Tochter ihrer Stadt gewesen, gehörte zweifellos dorthin, ist klar …
Sie wissen, wie die Dame aussah? Erinnern Sie sich noch an den alten Zwanziger aus vor-Euro-Zeiten? An die 20-DM-Banknote und deren Porträtbild auf der einen Seite? Dort war Annette zu sehen, und als Vorlage diente eine Zeichnung, die ihre Schwester Jenny von ihr gemacht hatte, die Burgherrin von Meersburg.

Die Meersburg

Die Meersburg

Annette von Droste-Hülshoff taucht sogar an Meersburgs Magischer Säule, einer Skulptur an der Hafeneinfahrt von Meersburg, ganz oben auf dem Pfosten in Gestalt einer Möwe auf. Der Bildhauer Peter Lenk hat sich eine Zeile ihres sehr bekannten Gedichts „Am Thurme“ herausgegriffen und die Dichterin in dieser Form symbolisiert. Dort schrieb sie nämlich, sie würde gern „zischend über das brandende Riff wie eine Seemöve streifen“.

Meersburg am Bodensee - Hafen mit "Magischer Säule" von Peter Lenk

Meersburg am Bodensee – Hafen mit „Magischer Säule“ von Peter Lenk

Diese Magische Säule ist generell eine sehr interessante, filigrane Skulptur. Peter Lenk ist bekannt dafür, dass er sehr gern karikaturhaft darstellt. Er zeigt auch mit Vorliebe gesellschaftliche Missstände auf – natürlich aus seiner Sicht als solche empfundene – was gelegentlich provokant ausfällt, weil es obendrein auf eine satirische Art und Weise geschieht.
Wenn Sie seine Skulpturen (die Magische Säule, die Imperia-Figur in Konstanz oder z. B. der Bodenseereiter in Überlingen) interessieren, weil sie so besonders sind und Sie mehr zu den jeweils dargestellten Figuren erfahren möchten, dann schauen Sie einmal auf die Website des Künstlers.

Blick vom Wasser bzw. Boot zurück auf Meersburg, rechts die "Magische Säule" von Peter Lenk

Blick vom Wasser bzw. Boot zurück auf Meersburg, rechts die „Magische Säule“ von Peter Lenk

Wir sind mittlerweile wieder unten am Hafen angelangt und müssten uns jetzt übrigens ein bisschen sputen, falls Sie nach der Erkundung Meersburgs noch vorhaben, mit auf das Schiff Richtung Konstanz zu kommen. Das Boot legt gleich ab. Auch eine ulkige Sache, die einem häufiger passiert:
Wenn Sie länger am See sind, die Orte ringsherum aufsuchen und die Uferpromenaden mit den Anlegestellen entlanggehen, haben Sie häufig den Eindruck, Sie werden von gewissen Schiffen verfolgt! Überall tauchen sie wieder auf. Sind vor Ihnen dort. Oder treffen irgendwann während Ihres Aufenthaltes ein.
Die „Austria“ ist auch so ein Kandidat!

Meersburg am Bodensee - Uferpromenade mit Anlegestellen für Bodenseeschiffe - Die AUSTRIA nimmt direkten Kurs ...

Meersburg am Bodensee – Uferpromenade mit Anlegestellen für Bodenseeschiffe – Die „Austria“ nimmt direkten Kurs …

Aber davon vielleicht beim nächsten Mal mehr. Für heute soll es wieder reichen.

Meersburg am Bodensee - ... alles gutgegangen, die "Austria" hat rechtzeitig gedreht.

Meersburg am Bodensee – … alles gutgegangen, sie hat rechtzeitig gedreht.

Sie wissen nun, wohin es Sie verschlagen könnte, sollte Sie jemals ein Grundstücksverschenker nötigen, sich für einen Ort am Bodensee zu entscheiden.
Nach Meersburg!
Unten Wasser, oben Ausblick. Und auch dazwischen, einfach überall schön!

Vielleicht lesen wir uns bald wieder? Dann bis demnächst!

Meersburg am Bodensee - Die attraktive Lady (Metallene Silhouette einer Dame mit Hut) steht in der Unterstadtstraße ...

Gruß aus Meersburg!

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© by Michèle Legrand, November 2015
Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

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Neues vom Bodensee (2) – Herbst am See, Friedrichshafen und der Ausblick der Mme Punaise

Es ist tatsächlich heller geworden! Und etwas trockener. (Ich bilde es mir jedenfalls gern ein.)
Lassen Sie den Schnorchel vorerst wieder daheim und heften die Bauanleitung für Ihre Arche erst einmal ab.

Sehr schön! Endlich bequemt sich dieser Stefan abzuziehen! Der hielt sich mit seinem nasskalten Tiefdruckgebiet wie festgetackert über Deutschland! Mittlerweile hängt zwar wieder etwas über Norwegen, was wohl zu seiner Verwandtschaft zählt, doch warten wir ab …
Zum Glück startete dieses graue Dauerelend erst nach meiner Rückkehr. Vorher herrschten speziell am Bodensee noch milde Tagestemperaturen und nach leicht verhangenen Morgenstunden brach ab Mittag sogar meist die Sonne durch!

Bodensee - Friedrichshafen

Bodensee – Friedrichshafen

 

Bodensee bei Friedrichshafen (steiniger Uferbereich und Blick auf den See)

… die Sonne bahnt sich ihren Weg.

Eindrücke von dort – so schrieb ich im Flughafen- und Zeppelinpart (1) – wollte ich via Blog in weiteren Beiträgen einstreuen. Das Streuen ist tatsächlich so gemeint. Es wird weniger um eine komplette Stadtführung gehen, als vielmehr um Herausgepicktes, was ich Ihnen – der Jahreszeit angemessen – so wie bunte Herbstblätter auf den Tisch zu wehen gedenke. Oder es wie kleine Laubhaufen vor Ihnen ausschütten, sollte es thematisch mehr als drei Sätze benötigen.
Beim diesjährigen Aufenthalt habe ich mich von Friedrichshafen ausgehend zwischen Lindau und Meersburg bzw. Konstanz bewegt, d. h. das Gepickte für die Blogreihe stammt aus dieser Region. Den Schwerpunkt bildet heute bei den Fotos die Zeppelinstadt.

Friedrichshafen am Bodensee - Hafen (startender Zeppelin im Hintergrund)

Friedrichshafen, die Zeppelinstadt am Bodensee – Hafen

Wissen Sie, was mich immer wieder überrascht, wenn ich innerhalb Deutschlands unterwegs bin?
Das abweichende Erscheinungsbild der Jahreszeiten! Der jeweils aktuelle Stand draußen in der Natur. Das Staunen entsteht zunächst aufgrund des recht schlichten Gedankengangs, dass man doch im gleichen Land bleibt. Ganz offensichtlich gehe ich unwillkürlich davon aus, es würden sich draußen saisonal nicht besonders viele Unterschiede auftun.
Klar, es ist bekannt, die Süddeutschen haben im Sommer meist die höheren Temperaturen, im Winter mehr Frost und Schnee. Es gelten halt andere Faktoren, die für das Wetter eine Rolle spielen. Für uns sind diese nicht immer in gleichem Maße relevant – dafür fehlt im Süden der bei uns im Norden vorherrschende Atlantik- und Golfstromeinfluss. Aber ist der Rest nicht recht einheitlich, zumindest vergleichbar? Die Zeitzone ist schließlich identisch …

Ich verdränge zeitweilig einfach großzügig die Tatsache, speziell, wenn es nonstop und ohne seichten Übergang per Flugzeug von einem Punkt zum anderen geht, dass Deutschlands Nordzipfel und sein Südende doch ein ganzes Stück voneinander entfernt sind.
Nur diese Lage ist eben ausschlaggebend dafür, dass der Herbst am Bodensee stets ein wenig früher Einzug hält. So, wie sie dieser Region üblicherweise ebenfalls einen zeitigeren Start des Frühlings beschert.
Früher Herbst am See ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit großer Kälte und früherem Bibbern, sondern ist – für ein Nordlicht wie mich – vorrangig optisch wahrnehmbar. Die Tage sind deutlich kürzer. Es wird später hell. Es wird spürbar eher dunkel und – vor allem – es passiert gefühlt von einem zum anderen Moment! Da gibt es keinen Dimmer; es ist als würde jemand den Lichtschalter ausknipsen.
Die Phase der Dämmerung im Norden ist länger, denn wenn die Sonne hier untergeht, macht sie das – bezogen auf den Horizont – weitaus schräger, als einige Hundert Kilometer südlicher.

Die Bäume im Norden hatten vor meiner Abreise am Monatsbeginn noch nicht so extrem viele Blätter gelassen, geschweige denn eine Herbstfärbung angenommen. Wie bunt hingegen präsentierte sich im ersten Oktoberdrittel die Landschaft entlang des Sees!

Herbst am Bodensee ... (Laubfärbung)

Herbst am Bodensee …

Farbenfroh vielerorts – an einigen Stellen entlang der Uferpromenade wirkten bestimmte Baumarten allerdings mittlerweile fast schon ein wenig kahl. Die Vegetation hat also auch bemerkt, dass die Lichtausbeute rapide nachlässt und auf Sparflamme, d. h. Vorbereitung auf den Winter, umgestellt.
53,55° (Hamburg) zu 47,55° (Lindau am Bodensee) – Die Breitengrade der Städte in Zahlen. Knapp drei Wochen Vorsprung, so würde ich schätzen, machen also sechs Grade Differenz (à 111,12 km = Abstand zwischen zwei Graden) in Süd-Nord-Richtung aus.

Friedrichshafen - Bodensee - Laubfall - Der Herbst ist schon etwas näher als im Norden ....

Friedrichshafen – Uferpromenade – Der Herbst ist schon etwas näher als im Norden ….

 

Das Klima ist dennoch mild, die Sonne am Tag hat durchaus noch Kraft, der See hat Wärme gespeichert. Die Umgebung kühlt nicht so schnell aus – nur es entwickeln sich jetzt oft Frühdunst und Nebel, die sich momentan zum Glück noch relativ schnell auflösen.

Ausblick auf den Bodensee - Friedrichshafen

Der Bodensee bei Friedrichshafen – Der Morgendunst ist noch nicht ganz verzogen …

 

Kormoran im Bodensee mit Alpenpanorama - Die Sonne braucht noch etwas ...

… der Kormoran ist noch mit seiner Morgentoilette beschäftigt.

 

Einheimische wissen jedoch, dass dies später im Herbst anders ist: manchmal herrscht tagelang dicke, undurchdringliche Suppe, und die klamme Kälte, sie will nicht weichen. Die grauen Massen hängen dann über dem Wasser und in den angrenzenden Niederungen fest. Die Alpen auf deutschem, österreichischem und Schweizer Terrain verhindern gern einen schnellen Abzug. In der westlichen Bodenseeregion sind es auf deutscher Seite noch die Ausläufer des Schwarzwalds, die als Blocker wirken.
Wenn ersichtlich ist, dass es ein hartnäckiger, aber eher bodennaher Nebel ist, der die höheren Lagen gar nicht erreicht, flüchten deprimierte Anrainer oft als letzte Rettung kurzzeitig auf einen der Alpengipfel, um durchzuatmen, blauen Himmel und Sonnenschein zu sehen. Der Pfänder bei Begrenz oder auch der etwas weiter im Landesinneren gelegene Säntis auf Schweizer Seite, sind zwei dieser „Rettungsberge“.

Doch von derartigem Nebel ist jetzt glücklicherweise noch nichts zu spüren. Nur eine leise Andeutung dessen … Nebensaison ist noch keine echte Nebelsaison.
Die Nebensaison am Bodensee beginnt im Oktober. Im Frühjahr ist es die Zeit zwischen Ostern und Anfang Mai. Die Zahl der Veranstaltungen für Touristen geht merklich zurück, die Schifffahrt auf dem Bodensee begnügt sich mit einem etwas reduzierten Angebot an Fahrten und Verbindungen, die Öffnungsdauer der Geschäfte und Lokale an Land ist verkürzt.

Nebensaison am Bodensee - Der Andrang auf der Fähre Friedrichshafen hält sich in Grenzen

Nebensaison am Bodensee – Der Andrang auf der Fähre „Friedrichshafen“ hält sich in Grenzen …

 

Der sehr angenehme Effekt ist, dass der Touristenstrom in den beliebten hübschen Altstadtbereichen zahlreicher Städtchen merklich nachlässt. Die Wirtschaft passt sich entsprechend an. Sobald jedoch gegen Mittag mehr Andrang herrscht und aus ankommenden Reisebussen die Tagesgäste ausschwärmen, erwacht alles wieder zum Leben. Radler sind auch noch zahlreich unterwegs. Für sie scheint die Nachsaison gerade richtig.

Anfang Oktober hängen in den halbhohen Apfelbäumchen der riesigen Obstanbaugebiete immer noch jede Menge sehr appetitlich anzusehende, rote, knackige Äpfel, und rund um den See in den weiten, geschwungenen Hängen wird weiterhin Wein gelesen. In dem milden Klima wächst und gedeiht er natürlich exzellent.

Weinhänge am Bodensee bei Hagnau, einige Kilometer westlich von Friedrichshafen

Weinhänge am Bodensee bei Hagnau, einige Kilometer westlich von Friedrichshafen

 

Bei mir im Norden wird das nicht so richtig was mit wohlschmeckenden, aromatischen Trauben. Geschützte Hanglagen finden Sie im platten Land naturgemäß selten, und es fehlt der beständige Sonnenschein. Kühler, feuchter, windiger – alles Umstände, die der Wein nicht so prickelnd findet. Letztes Jahr jedoch, als es diesen norddeutschen Traumsommer gab, wurde sogar in Hamburg geerntet. Im Hafen an den Landungsbrücken gedeihen seit vielen Jahren an einem Elbhang Weinstöcke. In guten Weinjahren entsteht aus den Trauben der „Hamburger Stintfang Cuvée“.
Sie ahnen es, die Abfüllung ergibt eine sehr überschaubare Anzahl an Flaschen …

Haben Sie so ein kleines Gefühl für den Herbst am See bekommen? Auf jeden Fall hatten Sie viel zu lesen … Zur Entspannung hätte ich einen Vorschlag:
Kommen Sie doch virtuell mit auf den Aussichtsturm von Friedrichshafen!
Sie haben von dort oben einen sehr schönen Panoramablick, sehen mehr von der Stadt, der Uferpromenade, vom Hafen mit seinen Fähren und Fahrgastschiffen, blicken wesentlich weiter hinaus auf den See, erspähen sogar die Alpen und kommen den von Zeit zu Zeit über Sie dahinziehenden Zeppelinen immerhin 22 m entgegen.

Friedrichshafen am Bodensee - Aussichtsturm mit Plattform in 22 m Höhe

Friedrichshafen am Bodensee – Aussichtsturm mit Plattform in 22 m Höhe

Es gibt außer der offenen noch eine zusätzliche Plattform darunter. Falls schlechtes Wetter herrscht, hat der Besucher etwas Schutz und ein Dach über dem Kopf.

Was an Brücken inzwischen fast zur Normalität geworden ist, hat auch am Gitter auf der Plattform seinen Platz gefunden: Das gravierte Vorhängeschloss in diversen Ausfertigungen. Interessant zu beobachten: Kleine Kinder sämtlicher Nationen, die oben mit ihren Eltern ankommen, vergessen die Aussicht und sind damit beschäftigt, nahezu jedes Schloss umzudrehen und anzuschauen …

Friedrichshafen am Bodensee - Aussichtsturm - Schloss an Schloss (Gitter mit Vorhängeschlössern)

Friedrichshafen am Bodensee – Aussichtsturm – Schloss an Schloss …

 

Aussichtsturm Friedrichshafen - Seeblick mit Alpenpanorama in der Ferne ...

Aussichtsturm Friedrichshafen – Seeblick mit Alpenpanorama in der Ferne …

 

Friedrichshafen am Bodensee - Blick hinab vom Aussichtsturm

Ausblick auf Friedrichshafen

In dem weißen Gebäude, das Sie auf dem nächsten Foto am Hafen sehen können, befindet sich das Zeppelin-Museum.

Friedrichshafen im Oktober - Zugeklappte Sonnenschirme und im Hafen ist es ruhig - Vorne die Schnellfähre nach Konstanz

Friedrichshafen im Oktober – Zugeklappte Sonnenschirme und im Hafen ist es ruhig – Vorne die Schnellfähre nach Konstanz

Auf der Seestrecke zwischen Friedrichshafen und Konstanz werden Katamarane als Schnellverbindung eingesetzt. Das Schiff auf dem obigen Bild ist die „Ferdinand“. Es gibt auch – in Anlehnung an den Namens des Zielhafens – eine „Constanze“.  Dieser Katamaran trägt auf dem Rumpf den doppelsinnigen Slogan:  „Mehr Konstanz im Leben“

Bekommen Sie beim nächsten Foto bitte keinen Drehwurm! Ich möchte Ihnen nur zeigen, wie steil ein Zeppelin aufsteigt. Es hat mich überrascht, denn ich dachte, er würde wesentlich flacher an Höhe gewinnen. Legen Sie den Kopf einmal schief, so dass sie in der richtigen Position zum Wasser und zum Land sind …

Friedrichshafen am Bodensee - Zeppelin gewinnt an Höhe (schräges Bild)

Friedrichshafen am Bodensee – Zeppelin gewinnt an Höhe …

Darf ich Ihnen jetzt Madame Punaise, die Beerenwanze vorstellen? Sie flog mich in 22 m Höhe – sozusagen aus heiterem Himmel – auf dem Turm an, beobachtete mein Tun und beschloss, im Einklang mit meiner Blickrichtung, ebenfalls den Ausblick auf die Stadt zu genießen.

Friedrichshafen - Die Beerenwanze möchte den Panoramablick mit genießen

Mme Punaise, die Beerenwanze, befindet sich ebenfalls auf dem Panoramaturm …

 

Und damit Sie nicht nur die Wanze scharf sehen, sondern auch die Häuser, hier Variante 2:

Blick auf Friedrichshafen vom Aussichtsturm - Ein Gast (Beerenwanze) hat sich dazugesellt ...

Friedrichshafen

Lassen Sie uns wieder hinabsteigen, denn einen klitzekleinen Nachteil hat dieser Turm: Wenn viele Menschen am Treppensteigen sind und sich bewegen, dann schwankt das Ganze ein bisschen …

Friedrichshafen - Medienhaus am See k42 (Karlstraße 42)

Friedrichshafen – Medienhaus am See k42 (Karlstraße 42)

Sehen Sie auf dem nächsten Bild die eiförmigen Gebilde in verschiedenen Farben?
Das sind aufklappbare Sitze. Die angrenzende Fläche hat kleine Wasserfontänen, ein beliebter Spielplatz bei Kindern. Das Wasser schießt von Zeit zu Zeit aus dem Boden oder blubbert auf halber Höhe vor sich hin. Die Klappsitze sind bei den Eltern sehr beliebt, denn so schnell kommen sie nicht wieder weg …

Friedrichshafen am Bodensee

Friedrichshafen am Bodensee

 

Friedrichshafen - Uferpromenade mit Yachthafen - Hinten die Kuppeltürme der Schlosskirche

Friedrichshafen – Uferpromenade mit Yachthafen – Hinten die Kuppeltürme der Schlosskirche

Im Schlossgarten steht dieser Pavillon, der den schönen Namen Monplaisir trägt. Von der Uferpromenade aus erhaschen Sie einen Blick auf ihn – durch ein Gitter hindurch. Da das Schloss in heutiger Zeit der Wohnsitz von Friedrich Herzog von Württemberg ist, ist es innen nicht zu besichtigen und das Grundstück nicht grundsätzlich frei zugängig. Wenn der Pavillon ein wenig Rostansatz zeigt, ist das kein Wunder, denn so über den Daumen 140 Jahre ist es her, dass er errichtet wurde. Wer sich dort wohl schon alles getroffen hat …?

Friedrichshafen am Bodensee - Pavillon Monplaisir (1872-1878) im Schlossgarten

Friedrichshafen am Bodensee – Pavillon Monplaisir (1872-1878) im Schlossgarten

 

Ein Brunnen der besonderen Art wurde seit seiner Einweihung 2001 zum neueren Wahrzeichen von Friedrichshafen. Der Gernot und Barbara Rumpf, einem Bildhauer-Ehepaar geschaffene Buchhornbrunnen.

Friedrichshafen - Buchhornbrunnen am Adenauerplatz , links das Haus des Südkuriers (Buchstabenfassade)

Friedrichshafen – Buchhornbrunnen am Adenauerplatz , links das Haus des Südkuriers (Buchstabenfassade)

Die Skulptur in der Mitte ist eine Buche, im Wasser liegt u. a. ein Horn. Friedrichshafen hieß ursprünglich Buchhorn, bevor es zusammen mit dem Dorf und Kloster Hofen zusammengelegt wurde und seinen jetzigen Namen erhielt. Und so hat der Brunnen viele weitere Elemente, die mit der Stadt direkt zu tun haben. Zum Beispiel mit der ortsansässigen Industrie! Wenn Sie auf den Fotos einen Motorblock im Wasserbecken erkennen, sehen Sie richtig. Er weist auf die MTU (inzwischen Tognum) hin. Ein Füllhorn voller Zahnräder steht für die ZF, die Zahnradfabrik. Derart gibt noch einiges zu entdecken …

Friedrichshafen am Bodensee - Der Buchhornbrunnen mit ungewöhnlichen Elementen ... (Motor - Hinweis auf MTU)

Friedrichshafen am Bodensee – Der Buchhornbrunnen mit ungewöhnlichen Elementen …

 

Friedrichshafen - Buchhornbrunnen, im Hintergrund (Mitte) das Rathaus)

Friedrichshafen – Buchhornbrunnen, im Hintergrund (Mitte) das Rathaus)

 

Friedrichshafen am Bodensee - Das Klangschiff "Im Augenblick" von Helmut Lutz

Friedrichshafen am Bodensee – Das Klangschiff „Im Augenblick“ von Helmut Lutz

 

Friedrichshafen am Bodensee - Schulausflug ...

Friedrichshafen am Bodensee – Schulausflug …

Ich würde Ihnen durchaus die Nebensaison für einen Ausflug oder eine Reise an den Bodensee ans Herz legen.
Den Norddeutschen ganz besonders!
Denn wenn Sie im April am Schwäbischen Meer aufkreuzen, ist die Natur schon weiter als bei Ihnen daheim, Sie haben erste laue Frühlingstage; im Herbst wiederum erscheint Ihnen die Atmosphäre lange südlich, mediterran. Palmen lachen Sie auch dann noch an und neben dem bunten Laub der Bäume blühen trotzdem weiterhin die Sommerblumen in voller Pracht. Der vernichtende Frost lässt sich noch nicht so früh blicken.

Friedrichshafen am Bodensee - Uferpromenade - Kaiser-Wilhelm-Denkmal - Trotz Herbstanzeichen weiterhin Blütenpracht und südliches Flair durch Palmen ...

Friedrichshafen am Bodensee – Uferpromenade – Kaiser-Wilhelm-Denkmal – Trotz Herbstanzeichen weiterhin Blütenpracht …

Mögen im Oktober auch die Sonnenschirme zugeklappt sein, man kann immer noch gemütlich im Freien sitzen und seinen Kaffee genießen.

Herbst am Bodensee heißt Laubfall und trotzdem draußen sitzen ...

Herbst am Bodensee heißt Laubfall und trotzdem draußen sitzen …

 

Einige Städtchen entlang des Bodenseeufers sind besonders malerisch. In einem weiteren Teil werde ich Ihnen Meersburg etwas genauer zeigen. Ebenso Lindau.

Es ist übrigens doch nass draußen. Aber der Blick hinaus zeigt mir außerdem, dass im Norden die Laubfärbung auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Auch bei mir im Garten geht es los …

Herbst im eigenen Garten - Die Laubfärbung hat begonnen ...
Verehrte Blogleser, für heute lassen Sie uns auseinandergehen.
Vielleicht schauen Sie demnächst wieder vorbei.

Ich wünsche Ihnen ein vergnügliches Wochenende!

Mehr Bodensee-Beiträge finden Sie im Archiv unter folgender Kategorie:
Auf Entdeckung … am Bodensee (CH, A und D)

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© by Michèle Legrand, Oktober 2015
Michèle Legrand

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Neues vom Bodensee (1) – Flughafen Friedrichhafen, Luftschiffe und eine Erstfliegerin

Ich war weg. Geben Sie es ruhig zu, Sie haben bisher gar nichts davon gemerkt. Die Lückenlänge beim Posten gilt noch als unauffällig.
Einige Tage verbrachte ich in der Bodenseeregion etwa zwischen Konstanz und Lindau, und es könnte gut sein, dass ich Ihnen davon im Laufe der Zeit wieder ein paar Eindrücke hinterlasse. Aus Friedrichshafen, Lindau, Meersburg, Konstanz
Letztes Jahr waren Sie weiter westlich am See bei den Pfahlbauten mit von der Partie, bei der Storchenkolonie und den Berberaffen von Salem, der Insel Mainau, der Rheinfahrt nach Schaffhausen und vielem mehr. Diesmal nun ist das östliche deutsche Ufer Schwerpunkt.

Für mich ging es von Hamburg auf dem Luftweg nach Friedrichshafen und retour. Intersky, eine österreichische Regionalluftfahrtgesellschaft, bietet diese Direktverbindung an. Sie fliegt mit Turboprop-Maschinen (Typ Bombardier Dash 8 Q300 für 50 Personen). Alternativ im Einsatz ist bei dieser Linie noch das leiseste Turboprop-Flugzeug, das gebaut wurde – der Typ ATR 72-600, welcher sogar zwanzig Passagiere mehr aufnehmen kann.

Mit Intersky von Hamburg nach Friedrichshafen ... (Turboprop-Maschine auf dem Rollfeld)

Mit Intersky von Hamburg nach Friedrichshafen …

Sind Sie schon einmal mit einer Propellermaschine geflogen? Nicht?
Ich vorher auch nicht. Selbst mein lang zurückliegender erster Flug im Jahre 1977 fand mit einer de Havilland Comet statt, einem Flugzeug mit Düsentriebwerk, und bei dieser Antriebsform blieb es. Im Laufe der Jahre sind lediglich die Maschinen immer größer geworden. Stehen Sie nun mit einem Mal vor einem Hüpfer von nur knapp 26 m Länge, ist das reichlich ungewohnt, und auch der Anblick von Propellern versetzt ein wenig zurück in vergangene Zeiten.

Diese kleinen Luftfahrtgesellschaften haben nicht das Riesenaufgebot an Personal, das Lufthansa, KLM oder Air France für die Abfertigung ihrer Flugzeuge besitzen. Sie brauchen es auch nicht. Während Sie bei den „Großen“ auf Ihrem Weg vom Einchecken bis zum Platznehmen in der Maschine diverse Angestellte kennenlernen, ist das bei den „Kleinen“ anders. Sie treffen beim Einchecken – nennen wir ihn – David Mantoff, und er erklärt Ihnen, dass Ihr Gepäck vorläufig auf „stand by“ bleibt.
Nicht, dass man sich sorgen müsste, womöglich nicht mitzukommen! Nein, nein. Es wäre ja alles gebucht und die Maschine sei von der Passagieranzahl her auch noch gar nicht ausgelastet. Es ginge vielmehr um die Trimmung.
Bei den kleinen Maschinen muss alles ordentlich gestaut, die Passagiere müssen korrekt verteilt werden. Wenn der Ballast nur auf einer Seite ist, entsteht womöglich Schlagseite. Nicht auszudenken, dass der Vogel bereits auf dem Rollfeld umkippt …
Sie bekommen deshalb zu diesem Zeitpunkt unter Umständen auch noch keinen Sitzplatz zugeteilt. Sie verstehen, man muss ja erst einmal schauen, wo Ihre persönlichen Körperkilos noch benötigt werden! Rechts hinten, links vorne … Vielleicht müssen Sie auch Ihr Bein während des gesamten Fluges in den Gang ragen lassen – wegen der Balance.
David sagt Ihnen also während der Gepäckaufgabe, dass Sie sich, sobald das Boarding beginnt, beim Personal melden sollen, damit Sie Ihre endgültige Sitzplatznummer erhalten. Gut, wird gemacht.
Wer kommt nach Schließung des Check-In-Schalters oben herbeigeeilt, um im Abflugbereich unten das Boarding zu erledigen? David Mantoff. Er regelt auch die Sache mit der Busanforderung. Der muss heute offenbar ausnahmsweise eingesetzt werden, da die Maschine wohl weiter weg parkt als gewöhnlich und nicht zu Fuß erreicht werden kann. Und wer taucht obendrein draußen am Bus auf, um noch etwas vor Abfahrt zu klären? David Mantoff. Soll ich Ihnen etwas verraten?
Es hätte mich überhaupt nicht gewundert, wenn in der Maschine folgende Durchsage über Lautsprecher erklungen wäre:
„Guten Morgen, verehrte Fluggäste, hier spricht Ihr Kapitän. Ich begrüße Sie recht herzlich an Bord zu unserem heutigen Flug von Hamburg nach Friedrichshafen. Mein Name ist David Mantoff, und ich …“
Der fliegt doch garantiert auch noch selbst!

Die Maschine ist nicht ganz voll. Einen Sitzplatz habe ich mittlerweile, einen neuen Nachbarn dazu. Beim engagierten Trimmen hat man mich kurzerhand vom Gemahl getrennt. Der sitzt nun zwei Reihen weiter vorne auf der anderen Seite und hat ebenfalls einen fremden Sitznachbarn. Gewogen hat man uns vorher nicht. Menschengewicht unbekannt, demnach irrelevant. Warum wir trotzdem anders zusammengewürfelt wurden, dürfen Sie mich nicht fragen. Ich habe keine Ahnung!
Ansonsten läuft alles reibungslos. Der Grundton, dieses beständige Brummen während des Fliegens, wirkt beruhigend. Jedenfalls solange es gleichmäßig bleibt. Sobald es irgendwie hakelt, schauen Sie automatisch hinaus zum Propeller … Nein, alles okay, und die Entfernung zum Schwäbischen Meer schrumpft schnell.
Praktisch – so eine Direktverbindung an den Bodensee.

Der Flughafen Friedrichshafen ist klein, aber fein. Er hat jetzt gerade am Sonnabend (10. Oktober 2015) sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Das Dornier Museum für Luft- und Raumfahrtgeschichte befindet sich gleich nebenan. Bei der Anfahrt zum Flughafen sehen Sie bereits zwischen dem eigentlichen Museumsgebäude und dem Rollfeld des Flughafens einige der dort ausgestellten Flugzeuge.
Nicht diese Flugzeuge, aber die unmittelbare Umgebung und das Geschehen am Flugplatz hat man im Blick, wenn man die Aussichtsterrasse des Airports besucht. Da vor dem Rückflug etwas Wartezeit entstand, nutzte ich diese Gelegenheit. Die Dachterrasse hat der Flughafengröße entsprechende Abmessungen und befindet sich in der schwindelerregenden Höhe eines ungefähr zweiten Geschosses. Ich frotzele etwas herum, aber in Wirklichkeit finde ich sie schön und Sie sind dort sehr nah dran am Geschehen!

Der enorme Andrang auf dem Rollfeld von Friedrichshafen ... Blick von der Dachterrasse - und in der Ferne erklingt Eselgeschrei.

Der enorme Andrang auf dem Rollfeld von Friedrichshafen … Blick von der Dachterrasse – und in der Ferne erklingt Eselgeschrei.

 

Dachterrassenatmosphäre ... Metall trifft auf Dachbegrünung

Dachterrassenatmosphäre … Metall trifft auf Dachbegrünung

Sportflugzeuge und kleine Privatmaschinen nutzen einen Teil des Geländes, starten und landen dort. Die Zahl der sonstigen Abflüge ist verhältnismäßig überschaubar, doch neben einigen innerdeutschen Kurzstreckenverbindungen mit den erwähnten kleineren Propellermaschinen, gibt es durchaus auch große Maschinen, die Richtung Istanbul oder Las Palmas starten. Wenn Sie in Friedrichshafen in der Stadt oder an der Uferpromerande flanieren, fällt es richtig auf, wenn eines dieser Düsenflugzeuge startet oder landet. Der Lärm ist so selten und in geringer Höhe direkt über Ihnen so herausragend, dass Sie es wahrnehmen müssen! (Und froh sind, wenn der Flieger Höhe erreicht hat bzw. gelandet ist und das Röhren der Triebwerke nachlässt.)

Dachterrasse Flughafen Friedrichshafen - Schatten-Selfie auf der Dachterrasse ...

Dachterrasse Flughafen Friedrichshafen – Schatten-Selfie auf der Dachterrasse …

Ein kleiner Flughafen wie dieser bietet den Vorteil, dass im Terminal keine langen Wege anfallen, Sie überall an den Schaltern schnell fertig sind, Ihr Gepäck bei Ankunft im Nu bereitsteht – und Sie ansonsten alles aus nächster Nähe mitbekommen. Kein kilometerlanges Rollfeld, dessen Ende Sie nicht mehr erblicken. Keine angrenzenden Areale mit interessanten Aktivitäten, die Sie nur bedauerlicherweise aus Entfernungsgründen kaum erkennen.
Und das mit der Nähe trifft sich gut!
Sie wissen, dass Friedrichshafen die Zeppelinstadt ist. Ferdinand Graf von Zeppelin gründete hier 1908 seine Luftschiffbau Zeppelin GmbH.

Ferdinand Graf von Zeppelin - Friedrichshafen (F. Muller-Belecke, Hemmoor , 2000)

Ferdinand Graf von Zeppelin – Friedrichshafen (F. Muller-Belecke, Hemmoor , 2000)

In heutigen Zeiten fliegen über dem See Zeppeline vom Typ Zeppelin NT, die in den 1990er Jahren entwickelt wurden. Es sind halbstarre Luftschiffe, die Passagierflüge unternehmen. In ihren Gondeln bzw. der Kabine ist Platz für zwei Piloten und bis zu 14 Mitreisende. (Falls Sie keine zahlenmäßig zu große Verwandtschaft haben, die unbedingt mit dabei sein und in der Gondel Platz finden muss, können Sie mit Ihrer Gesellschaft sogar während eines Zeppelinflugs heiraten!)
Diese modernen Luftschiffe starten und landen am Flughafen, was Sie durch Ihren Logenplatz auf der Dachterrasse prima mitverfolgen können!

Friedrichshafen Flughafen - Start- und Landeplatz der Zeppeline

Friedrichshafen Flughafen – Start- und Landeplatz der Zeppeline

 

Startender und landender Zeppelin in Friedrichshafen

Startender und landender Zeppelin in Friedrichshafen

Zeppelin aus Friedrichshafen (über dem Bodensee fliegend)

Zeppelin aus Friedrichshafen

 

Auch er verlässt den Flughafen zu einem neuen Rundflug ... (Zeppelin NT in Friedrichshafen)

Auch er verlässt den Flughafen zu einem neuen Rundflug …

 

Am Flughafen startender Zeppelin vom Hafen aus betrachtet ... (Friedrichshafen)

Am Flughafen startender Zeppelin vom Hafen aus betrachtet …

 

Mein Rückflug verlief technisch gesehen genauso ruhig und unspektakulär wie der Hinflug. Nur hatte ich auf der Heimreise hinter mir eine siebenjährige Erstfliegerin. Eine Stunde und vierzig Minuten Action pur mit Dauerton! Anstrengend, doch ich mochte nichts dagegen unternehmen, denn die Lütte war einfach nur extrem aufgeregt und wohl generell ein Kind der recht lebhaften Sorte. Start und Landung wurden jedenfalls von panikfreiem Kreischen begleitet, einem Kreischjuchzen. Dauergeplapper im Wechsel mit Gesängen folgte während des Flugs.
Anfangs – sie war halt in froher Erwartung – ging es ihr nicht schnell genug mit dem Start.
„Mama, wann hebt das Flugzeug ab?“
„Gleich. Wir rollen erst einmal zur Startbahn.“
Diskussion über die Funktion einer Startbahn. Die Maschine setzt sich in Bewegung.
„Mama, fliegt der jetzt los?“
„Nein, noch nicht. Wir sind noch zu langsam. Der muss erst noch viel schneller werden.“
Drei Sekunden später:
Jetzt?“
„Nein, noch nicht.“
Das Flugzeug verliert stattdessen an Geschwindigkeit und biegt in eine Kurve.
„Mama, der wird aber langsamer!“
„Ja, der muss jetzt diese Kurve nehmen. Dann steht er am Anfang der Startbahn und kann durchstarten.“
Die Kurve ist geschafft, das Kind fiebert. Stillstand. Nichts passiert.
„Der steht aber immer noch!“
„Der Pilot muss warten, bis er starten darf.“
„Warum?“
„Weil die Bahn frei sein muss, sonst stößt er noch mit einer anderen Maschine zusammen.“
Kreisch.
Beruhigung. Sekundenstille. Kritischer Blick hinaus.
„Mama, aber da ist doch keine andere Maschine!“
Glücklicherweise rollt das Flugzeug an. Der Pilot gibt Gas …
Kreisch.
„Mama“, brüllt sie gegen den Startlärm an, „fliegen wir schon?“
„Noch nicht, aber gleich. Du merkst das, wenn das Flugzeug vorne hochgeht.“
„Nur vorne? Hinten nicht?“
„Doch, auch!“
Das Flugzeug ist in der Luft.
„Wie hoch fliegt das denn noch?“
„Bis über die Wolken.“
Pause. Gesang.
„Mama, der ist aber schon hoch. Kommt der auch wirklich wieder runter?“
„Ja, kommt er.“
„Guck mal, wie klein alles ist!“
„Ja, wie Spielzeug, nicht wahr?“
„Mama, haben wir was zum Spielen mit?“
Assoziationen.
Wir haben die ersten Wolkenpakete erreicht, und es wird etwas ruppig beim Durchfliegen. Ein kleiner Zwischenkreischer, der aber nach einer Erklärung der Mutter sofort stoppt.
Und dann startet mit unverminderter Wucht ein kaum endender Begeisterungsausbruch, als wir aus der Wolkendecke auftauchen, die Sonne strahlt und sich eine weiße Pracht unter uns wie ein flauschiger Teppich ausbreitet. (Ich möchte den sehen, der dann einem kleinen Mädchen sagt, es solle jetzt bitte schön leiser sein und seine Begeisterung bremsen …)

Wolkenmeer ... Wolkengebirge ... (Blick aus dem Flugzeug bei langsam sinkender Sonne)

Wolkenmeer … Wolkengebirge …

Wir sitzen in Tragflächennähe und haben Blick auf einen der Propeller. Das Mädchen hat ihn zuletzt im Stillstand auf dem Rollfeld beachtet.
„Mama! Wir haben keine Propeller mehr!“
Kreisch.
„Joana, die drehen sich nur zu schnell. Du kannst sie nicht sehen.“
„Nein, die sind weg!!“
„Nein, sind sie nicht!“
Es geht über in Gesänge. Englischsprachig. Jedenfalls hört sich ein Teil danach an. Ich würde auf Slang eigener Kreation tippen. Die Flugbegleiterin hat eben Kekse und einen Apfel verteilt. Für eine kurze Zeit ist es stiller. Dafür rüttelt die junge Dame leidenschaftlich an meiner Rückenlehne. Übt wohl auf ihrer Seite, das Tischchen auf- und zuzuklappen. Jetzt wird es mir und vor allem meinem Rücken doch etwas zu anstrengend. Doch als ich mich umdrehe und mich mit ihr darüber verständigen will, hat die Mutter gerade selbst eingegriffen.
„Mama, kann man auf den Wolken laufen?“
„Nein, da fällst du durch.“
„Ich bin doch leicht!“
„Trotzdem.“
„Das ist aber doof …“

Ich habe den Spätflug nach Hamburg gewählt und genieße den Sonnenuntergang. Ich kreische zwar nie so los wie Joana hinter mir, aber jedes Mal bin ich innerlich, still begeistert von dem, was ich sehe. Sind Sie auch so hin und weg beim Hinausblicken aus dem Flugzeugfenster? Für Aufnahmen müsste man natürlich kurz das Bullauge öffnen können … Ach, leben wir einfach mit dem leichten Schleier auf dem Foto, oder?

Blick hinaus bei untergehender Sonne ... (Sonnenübergang aus dem Flugzeug gesehen)

Blick hinaus bei untergehender Sonne …

Mit Gesang von hinten erreichen wir Hamburg, das schon in tiefer Dunkelheit liegt. Noch einmal ertönen Juchzer und zahlreiche Begeisterungsrufe von meiner Mitfliegerin, die die vielen Lichter der Stadt unter sich voll cool findet. Und vor allem gefällt ihr ein grün leuchtendes, hell angestrahltes Fußballfeld. Sie hat tausend Fragen zu dem, was sie entdeckt.
„Wir kommen vom Land …“, erklärt die Mutter anderen Passagieren, als die Aufregung nicht abebben will.
Die Piste ist erreicht, das Flugzeug fliegt dicht über dem Boden. Die Erregung hinter mir steigert sich erneut spürbar. Sie verschluckt sich, ein Hustenanfall behindert leicht ihre folgende Frage:
„Mama, stürzen wir jetzt ab?“
„Nein, wir landen.“
Das Aufsetzen fällt recht hart aus und wird dementsprechend von einem hohen weiblichen Quietschen begleitet. Die nachfolgende Vollbremsung löst das bereits bekannte Kreischen aus. Die Bremsen kreischen auch.
„Sind wir jetzt da?“
„Ja, wir sind da.“
Die Mutter klingt erleichtert, doch ihre letzte Antwort war nicht mehr durchdacht. Sie löst bei Joana augenblicklich Hektik aus. Sie will sich viel zu früh abschnallen, hat Sorge, nicht rechtzeitig aus dem Flieger zu kommen. Gedanklich erfolgte bereits eine Umschaltung. Der Flug ist abgehakt. Es beschäftigt sie nun Onkel Horst, der sie abholen wird. Alles ist eilig, eilig, eilig …
Ich lasse sie vor mir hinaus, hole tief Luft und genieße die Ruhe. Wundere mich über den Hamburger Großflughafen, der mir plötzlich still vorkommt.

Hamburg. Daheim! Das eigene Bett wird es heute auch wieder sein.
So schön es unterwegs ist, ich freue mich immer wieder enorm auf Zuhause.
(Denken Sie sich hier bitte ein leises Begeisterungskreischen.)

 

© by Michèle Legrand, Oktober 2015
Michèle Legrand - freie Autorin - Michèle. Gedanken(sprünge) @wordpress.com

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Auf nach Dithmarschen: Kanalblick, Heulerquartier, Plattfischberechnungen u. a.

2. Oktober. Haben Sie es auch wahrgenommen? Die Dämmerung setzt inzwischen dermaßen früh ein, die absolute Dunkelheit folgt rasant. Die Restwärme des Tages ist plötzlich verschwunden. Garantiert rüsten sich mit einem leicht hinterhältigen Grinsen auch schon Regen und Nebel irgendwo im Hintergrund. Also nichts wie raus, solange es tagsüber noch so mild ist und sich der Himmel strahlend blau zeigt!
Nach der Dünenlandschaft von Boberg und dem Vorgeschmack auf Strand, brach bei mir die große Lust auf eine Meeresergänzung durch.
Nordsee!
Heute geht es daher nach Friedrichskoog – inklusive eines kleinen Abstechers nach Büsum.

Darf ich kurz einen Abschweifer machen? Mich beschäftigt es irgendwie gerade.
Sie wissen, wie das beim Hoch- oder Weitsprung abläuft, nicht wahr?
Anlauf – hüpf, hüpf – Sprung – Landung. Oder so ähnlich.
Beim Bloggen funktioniert es im Prinzip auch so. Ein Thema wird anvisiert, man konzentriert sich, läuft los,
nimmt die Hürde respektive schafft es samt Post über die Querlatte und landet den Beitrag anschließend in
der Menge. Wie gesagt, meistens.
Diesmal aber … Mensch, was habe ich mir einen abgebrochen! Um bei der Springerei zu bleiben:
Anlauf – hoppel, hoppel – Hüpfabsicht – wiederholter Nichtsprung!
Fast folgte eine komplette Aufgabe des Vorhabens, doch gestern gab es eine kuriose Entwicklung, die dann so aussah:
Nichtanlauf – versehentliches Gehoppel – Hüpflust – Sprung!
Und die Landung ganz woanders als gedacht!

Mir ist schon klar, Sie können da gar nicht folgen. Passen Sie auf, ich versuche es anders:
Meine Ursprungsidee war, die Seehundstation in Friedrichskoog zu besuchen und danach darüber zu berichten. Bebildert.
Nun, ich war dort. Doch zunächst entpuppte sich das Ziel als etwas anders als gedacht, dann sind Fotos leider nur für den privaten Gebrauch gestattet und obendrein existiert die hauseigene Website, die hinreichend Informationen bietet und die zu wiederholen mich a) langweilt und b) Ihnen keinen Mehrwert böte.
Mehrere Tage war ich folglich am schwanken. Abhaken? Schreiben? Nein. Ja. Nein. Doch! Nein!
Nein. Schluss. Zeit ist eh knapp. Plan in die Tonne. Obwohl – schade ist es schon …

Gestern laufe ich an „Steffi-Moden“ vorbei. Sehe im Fenster eine Schaufensterpuppe, die eine hüftlange Daunenjacke trägt. Die Farbe der Jacke, bzw. der Farbverlauf des Aufdrucks, täuscht von Weitem vor, das verwendete Material sei Seehundfell. Vielleicht kennen die Reiferen unter Ihnen noch die echten Seehundfellmäntel. Sehr kurzhaarig das Fell, meist relativ steif der Fall der Mäntel. Hellgrundig mit dunklen Schattierungen. Ich habe seit mindestens 30 Jahren keinen Menschen mehr damit gesehen. Ich glaube, der letzte war ein Inuit in dem Film „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Nach Leoparden- und Tigerprint hat die Modebranche nun also den gedruckten Seehundlook für sich entdeckt.
Kurz darauf bemerke ich außerdem – ebenfalls im Vorbeigehen – beim Fischhöker Schollen.
Moment! Seehundfell, Schollen …
Die Seehundstation! Da war doch auch etwas mit Fischen!

Und nun kam gedanklich etwas in Gang (hoppel-hoppel), was vom Alleinthema Aufzuchtstation abwich. Was auch ohne Fotos der Robben und Seehunde funktionierte. Der Entschluss lautete, Sie einfach bereits auf der Fahrt dorthin einsteigen zu lassen, mich später auf einige persönliche Nebenerkenntnisse aus der Station zu beschränken und Sie am Ende in Büsum Ihrem Schicksal zu überlassen.
Hört sich grausam an, doch Sie werden sehen, ich bringe Sie gut unter!

Nord-Ostsee-Kanal

Wenn Sie Richtung Westküste und Nordsee aufbrechen, Hamburg erst einmal hinter sich gelassen haben, um auf der Autobahn (A 23) Richtung Heide/Husum zu fahren, wird es nach einigen Kilometern Fahrt merklich entspannter und ruhiger. Ein wirklich großer Vorteil, wenn man die typische Nord-Süd-Durchgangsroute Deutschlands, die A 7, verlassen kann und in Gegenden kommt, deren Bevölkerungsdichte nicht extrem hoch ist und deren Transitverkehrsaufkommen keine so große Rolle spielt. (Die Meldung am Mittwoch, dass ein LKW, der Schweine transportierte, umkippte und dadurch eine stundenlange Vollsperrung der Autobahn bei Itzehoe erfolgen musste, bildet tatsächlich eine seltene Ausnahme.)

Sollten Sie dennoch vor Heide eine kleine Fahrpause und Bewegung brauchen, steuern Sie den Parkplatz zwischen Bokhorst und Schafstedt an. Er liegt direkt vor dem Nord-Ostsee-Kanal, fast am Beginn der Auffahrt zur Autobahnhochbrücke Hohenhörn, die über die Wasserstraße führt.
Sie werden kaum einen Parkplatz finden, der zunächst weniger spektakulär wirkt. Nur ein Fahrstreifen zum Anhalten, keine besondere Ausstattung, kein WC. Das erste, was Ihnen auffällt, ist, dass weder ein Mensch bei seinem Auto ist, noch irgendjemand in Sichtweite. Und der Bereich ist absolut überschaubar.
Das kleine Geheimnis: Es gibt einen Spazierweg, der vom Parkplatz zu den mächtigen Brückenpfeilern (h= 37,30 m) am Kanal führt. Dort am Ufer befindet sich direkt am Pfeiler ein Stück unterhalb der Fahrbahn eine Aussichtsplattform. Aus dieser Höhe haben Sie einen exzellenten Blick auf den Kanal, der Ihnen beim schnellen Überqueren der Brücke im Auto nicht vergönnt ist und in dessen Genuss Sie als Fußgänger ebenfalls nie kommen werden, weil das Begehen der Brücke nicht möglich ist.

Nord-Ostsee-Kanal - ... über einem die A23 (Brücke Hohenhörn)

Nord-Ostsee-Kanal – … über einem die A23 (Brücke Hohenhörn)

 

Nord-Ostsee-Kanal - Hohenhörn - Blick Richtung Rendsburg ...

Nord-Ostsee-Kanal – Hohenhörn – Blick Richtung Rendsburg …

Sie können den Kanalverlauf (nordöstlich) Richtung Rendsburg betrachten oder den Blick südlich Richtung Brunsbüttel richten. In der Ferne taucht die Brücke von Hochdonn auf. Während hier die Autobahnbrücke
mit 390 m Länge auskommt, u. a. weil Autos auf kürzere Distanz Steigungen überwinden können, hat die Hochdonner Brücke als Eisenbahnstrecke für die Kanalquerung nahezu die sechsfache Länge, nämlich
2218 m.

Nord-Ostsee-Kanal - Blick von Hohenhörn hinüber zur 6 km entfernten Eisenbahnbrücke von Hochdonn

Nord-Ostsee-Kanal – Blick von Hohenhörn hinüber zur 6 km entfernten Eisenbahnbrücke von Hochdonn

Selbst wenn das Bauwerk auf dem Foto nur schwach zu erkennen ist – beeindruckend, oder? Mit all
seinen Verstrebungen! Und bald 100 Jahre alt! (Bereits 1920 erbaut und 2008 vollständig saniert.)

Nord-Ostsee-Kanal - Brücke von Hochdonn in der Ferne ...

Nord-Ostsee-Kanal – Brücke von Hochdonn in der Ferne …

 

Nord-Ostsee-Kanal bei Hohenhörn - Fährverbindung ...

Nord-Ostsee-Kanal – Höhe Hohenhörn – Fährverbindung …

Friedrichskoog / Seehundstation

Hinter der Brücke Hohenhörn geht es an der Ausfahrt Schafstedt bereits von der A 23 ab und weiter Richtung Küste und Friedrichskoog. Der Weg zur Seehundstation ist vor Ort gut ausgeschildert.
Im August feierte sie ihr 30jähriges Bestehen!

Hier in Schleswig-Holstein ist Friedrichskoog die Anlaufstelle für Heuler, in Niedersachsen existiert eine entsprechende Auffangstation in Norddeich. Ziel beider ist es, verwaiste junge Seehunde, die während der Säugezeit aus unterschiedlichen Gründen den Kontakt zu ihrer Mutter verloren haben (die sogenannten „Heuler“), aufzunehmen, aufzupäppeln und wieder auszuwildern. Gleichzeitig werden Verhalten und Lebensraum erforscht oder auch Untersuchungen unternommen, die sich beispielsweise mit den Auswirkungen der Geräusche durch die Installation von Ölplattformen in der Nordsee auf die Tiere und ihr Befinden beschäftigen.
Mehr insgesamt auf der Seite der Station.

Friedrichskoog - Schafe und Windräder nahe der Seehundstation

Friedrichskoog – Nahe der Seehundstation

Obwohl die jungen Seehunde generell zwischen Anfang Juni und Mitte Juli auf den Sandbänken vor der Küste zur Welt kommen und sich daran die Säugezeit von normalerweise vier bis sechs Wochen anschließt, sind auch jetzt im Herbst noch Aufzupäppelnde in der Station. Es sind in dieser Jahreszeit keine typischen Heuler, vielmehr hilfsbedürftige, schwächere Jungtiere, die allein am Strand aufgefunden wurden.
Obendrein gibt es erwachsene Dauerbewohner in der Station; fünf Seehunde und zwei Kegelrobben. Auswilderung ist nämlich nicht immer möglich; kam ein Tier bereits in Gefangenschaft zur Welt, ist es sogar gesetzlich untersagt.
Falls Sie also vorhaben, der Station einen Besuch abzustatten, treffen Sie auf jeden Fall Tiere an, können bei ihrer Fütterung vom Beckenrand aus zusehen oder sie beim Schwimmen bzw. von einem Kelleraum aus durch Glasscheiben hindurch sogar bei deren Tauchaktionen beobachten.
Haben Sie sich auch schon gefragt, warum Seehunde und Robben offenbar gern und häufig auf dem Rücken schwimmen? Das Dahingleiten sieht immer ausgesprochen relaxt aus, als diene es allein der Entspannung oder als sei es ein Zeichen, dass sich das Tier sicher fühlt. Mag durchaus sein, doch es hat zudem einen recht speziellen Grund: Die Tauchkünstler sind hinter Plattfischen wie z. B. Schollen her, die typischerweise am Boden schwimmen. Statt nun selbst weiter „Brust“ zu schwimmen und den Kopf zum Schauen ständig nach unten zu kippen, ziehen sie die Rückenlage vor und haben ihre Augen zum Absuchen des Gewässergrunds gleich in der richtigen Position.

Friedrichskoog - Seehundstation mit der alten Kugelbake der Insel Trischen

Friedrichskoog – Seehundstation mit der alten Kugelbake der Insel Trischen

Heuler und Jungtiere haben in der Station einen separaten Bereich mit einigen kleineren Becken. Zu den Kleinen müssen Sie leider gehörig Abstand halten. Weil sie wieder freigelassen werden und sich selbst versorgen sollen, beschränkt sich der Kontakt zum Menschen auf ein Minimum. Nur die Pfleger erledigen natürlich ihre Aufgaben. Für die jungen Tiere wäre alles andere auch purer Stress.
Auf der Homepage der Station steht, wie man sie trotzdem zu sehen bekommt.

Es gibt in der Ausstellung einige Nachbildungen zur Veranschaulichung und eine Vielzahl von Informationstafeln. Zu den Seehunden, den verschiedenen Robbenarten, zu ihren Verbreitungsgebieten, zur Nahrung etc. Was mir u. a. hängenblieb sind Angaben zur Lebenserwartung. Einerseits der der Robben, aber auch der ihrer Beutefische!
Wenn er jetzt nicht gerade vorher von einem hungrigen Seehund oder eine Robbe vertilgt wird, lebt ein Kabeljau bis zu 25 Jahre. Sein Maximalgewicht beträgt ca. 40 kg.
Ein Hering kann auch so alt werden. Wiegt aber höchstens ein Kilo.
Gewicht und mögliches zu erreichendes Höchstalter hängen offenbar nicht zusammen.
Aber jetzt passen Sie auf!
Eine Scholle mit maximal 7 kg Gewicht schafft es, bis zu 50 Jahre alt zu werden! Doppelt so alt!
Können Sie mir das erklären?
Es geht ja bei der Lebenserwartung nicht allein darum, wie lange ein Fisch es schafft, seinem Jäger auszuweichen! In dem Fall würde ich einfach sagen, die Scholle ist plietscher, kennt die besseren Verstecke, lässt sich platt, wie sie ist, eventuell schwerer fangen und wird deshalb so alt. Nein, es geht mehr um die generelle Konstitution und um die Fähigkeit des Körpers, das Alter tatsächlich zu erreichen!
Welche Voraussetzungen die Scholle wohl erfüllt?
Was bei ihr wohl genetisch anders tickt als bei ihren Nachbarn Kabeljau und Hering?

Seehundstation Friedrichskoog - Die Nordsee in Sicht ...

Seehundstation Friedrichskoog – Die Nordsee in Sicht …

Robben, las ich in der Station weiter, werden um die 30 Jahre alt. Je nach Art gibt es Abweichungen davon. (Bartrobben 25-30 Jahre, Kegelrobben 20-35 Jahre, Largha Robben 30-35 Jahre). Seehunde erreichen ein Alter von etwa 15-20 Jahren. Alle Angaben dazu schwanken allerdings heftig. Einiges bezieht sich vermutlich nur auf freilebende Tiere, anderes auf Wesen, die in Gefangenschaft gehalten werden.
Ein Robbenleben von rund 30 Jahren … Ist es nicht irgendwie beachtlich, wie viele Generationen einer Familie Kegelrobbe die Scholle in ihrem langen Leben rein theoretisch kennenlernen könnte – oder wie häufig sie einem der rückenschwimmenden, zahlreichen Robbenfamilienmitglieder entkommen müsste?
Rechnen Sie die Wahrscheinlichkeit gern nach! Ein Kegelrobbenweibchen wird mit vier bis sieben Jahren geschlechtsreif …
Sagen wir es so: Die Scholle könnte noch den Ur-Ur-Ur-Enkel einer mit ihr zur gleichen Zeit geborenen Robbe kennenlernen!
Wenn Sie mit dem Rechnen fertig sind und alles gesehen haben in der Station, schauen Sie sich unbedingt noch Friedrichskoog selbst an! Es ist ein sehenswertes Plätzchen!

Büsum

Die Nordsee und den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer direkt vor der Tür – das haben sie beide. Friedrichskoog und Büsum liegen sogar an der gleichen Bucht!
Friedrichskoog befindet sich allerdings am unteren Ende, Büsum hingegen am oberen Abschluss der Ausbuchtung. Was beim Blick über die Wellen einmal quer hinüber so nah wirkt, dass Sie von Friedrichskoog aus sogar das einzeln stehende Hochhaus am Strand von Büsum erkennen können, ist außen herum über Land doch etwas weiter. Sollten Sie rein zufällig kein Boot dabeihaben und mit dem Auto nach Büsum weiterfahren, rechnen Sie ungefähr 45 km Wegstrecke ein.

Büsum - Auf Tourismus eingestellt und viel neu errichtet in den vergangenen Jahren ...

Büsum – Auf Tourismus eingestellt und viel neu errichtet in den vergangenen Jahren …

Die Stadt Büsum ist Nordseeheilbad und lebt heute stark vom Tourismus. Man hat sich in den letzten Jahren einige zusätzliche Attraktionen ausgedacht und viel neu gestaltet.
Interessant, dass Büsum bei den Übernachtungszahlen – die Nordseeküste betreffend – gleich an dritter Stelle hinter St. Peter-Ording und Westerland (Sylt) auftaucht. Das hätte ich nicht vermutet. Von mir gibt es weniger Sympathiepunkte, da das Strandgefühl nicht so recht aufkommen mag. Büsum besitzt keinen Sandstrand. Stattdessen säumt Rasen das Meer bzw. Watt. Die Strandkörbe stehen im Grünen.

Büsum mit seinem Rasen ... (und dem einzelnen Hochhaus, das man bereits von Friedrichskoog aus sehen kann)

Büsum mit seinem Rasen … (und dem einzelnen Hochhaus, das man bereits von Friedrichskoog aus sehen kann)

Was mir als Fakt nicht so behagt ist aber keine Macke der Stadt, sondern liegt darin begründet, dass es im Wattenmeer vor Dithmarschen enorme Gezeitenunterschiede gibt. Oft mehr als 3,20 Meter! Hochsande oder auch Inseln haben sich als Barrierekette (und Schutz) vor der Küste also nie gebildet. Eine Folge: Man muss Sand überall künstlich auftragen.

Nordsee - An der Promenade in Büsum

Nordsee – An der Promenade in Büsum

Die Gäste, die kommen, sind – so heißt es – fast ausschließlich aus Deutschland. Lediglich ein halbes Prozent stammt aus anderen Ländern. Tatsächlich habe ich noch nie von einem Fremdsprachler vernommen, er hätte seinen Urlaub in Büsum verbracht oder würde es namentlich zumindest kennen. „Wästerländ“ oder „Säint Pieter-Ording“ sind hingegen durchaus ein Begriff. Diese Orte haben ihren Bekanntheitsgrad jedoch zusätzlich durch internationale Sportveranstaltungen (Surf World Cup (Sylt), Kite World Cup, (St. Peter-Ording)) und die weltweite Berichterstattung darüber erlangt. Und sie haben Sand …

Büsum - Hafen

Büsum – Hafen

An manchen Tagen und speziell am Wochenende herrscht enormer Trubel in Büsum. Dann schieben sich die Menschenmengen auf der Promenade und am Hafen entlang. Andenken kaufen, Möwen knipsen, Krabbenbrötchen vertilgen. Oder anstehen, um zu den Sandbänken der Seehunde hinauszufahren. Einige Ausflugsboote laufen sogar Helgoland an, das übrigens bis zum 30. September 1922 zu Dithmarschen gehörte!

Büsum - Hafen - Hier legen auch die Ausflugsboote ab ...

Büsum – Hafen – Hier legen auch die Ausflugsboote ab …

 

Büsum - Hafen

Büsum – Hafen

 

Büsum - Am Hafen

Büsum – Am Hafen

 

Büsum - Reger Betrieb ...

Büsum – Reger Betrieb …

 

Büsum - Am Hafen

Büsum – Am Hafen

Es gibt es noch viel zu entdecken, doch für mich wird es Zeit für den Heimweg. Ich lasse Sie nun allein. Falls es Ihnen irgendwann zu wühlig wird oder der Grasstrand Ihre Stimmung irgendwie niederdrückt, dann folgen Sie bitte dem Wegweiser und melden sich bei der Urlauberseelsorge. Ja, …?

Hinweisschild Urlauberseelsorge in Büsum

Urlauberseelsorge in Büsum

Gut, dann wäre alles klar …  (Zick-Zack-Sprung vollendet – Landung geschafft)

Ein schönes Wochenende für Sie! Bis zum nächsten Mal!

© by Michèle Legrand, Oktober 2015
Michèle Legrand ©Foto Andreas Grav (Ausschnitt)

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