Archiv für die Kategorie Garten- und Parkanlage „Planten un Blomen“ (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!)
Verblüffend! So entsteht Hamburgs Laubfärbung – Wahr oder unwahr?
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten (und Natur allgemein), Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!), Hamburg am 10/11/2016
Es gibt neue Erkenntnisse darüber, was grüne Blätter wirklich in dieses prächtig bunte Herbstlaub verwandelt. Wir gehen heute einer erstaunlichen These am konkreten Beispiel Herbst in Planten un Blomen nach.
Es gibt inzwischen Zeugenberichte und aufschlussreiche Fotos, die uns nicht länger zweifelnd mit bis dahin bloßen Annahmen stehen lassen, sondern endlich Fakten schaffen.
Nur … Stimmt das Folgende, oder werden Sie furchtbar hinters Licht geführt?
Urteilen Sie selbst.
Blenden Sie einen Moment die letzten beiden Tage mit all den eintrudelnden Schneefotos aus. Davor wurden Sie bestimmt zwei Wochen oder länger von sämtlichen Medien und speziell durch das Internet großzügig mit Fotos zur aktuellen Laubfärbung versorgt und fragten sich vielleicht angesichts der fantastischen Farben-
pracht, wie es angehen kann, dass mancherorts das Herbstlaub der Bäume so unverschämt gelb leuchtet
oder einige Baumarten fulminant zu Fackeln mutieren.
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Beim Anblick dermaßen intensiver Farben kommt automatisch der Gedanke, ob das alles natürlich und echt
ist. Wenn der Fotograf jedoch schwört, er hätte nichts bearbeitet oder wenn Sie die Pracht sogar mit eigenen Augen gesehen haben, stellt sich doch unweigerlich die Frage: Natur pur?
Kommen Sie, glauben Sie wirklich, das alles funktioniert allein deshalb, weil der Tag kürzer wird, die Tempera-
turen sinken und Proteine abgebaut werden? Sind Sie tatsächlich überzeugt, dass der bloße Chorophyllumbau und -abbau ausreicht? Sicher, es wird dadurch der Blick auf die gelblich-roten Carotinoide frei. Und klar, für das Rot hält sich der Farbstoff Anthocyan parat. Das ist das ganze Geheimnis? So etwas sorgt in Deutschland für einen vielerorts derart grandiosen Indian Summer?
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Die Antwort lautet nein. Was kaum einem zu Ohren kommt und woran folglich niemand einen Gedanken verschwendet, ist die Tatsache, dass in allen Bundesländern unerkannt Laubdesigner am Werke sind.
Hier in Hamburg ist es die Aufgabe von Außerirdischen und ganz speziell in Planten un Blomen sind es
32 Beauftragte vom Asteroiden B611, die für die Laubfärbung sorgen. Publik wurde dies in Hamburg rein
zufällig im Herbst dieses Jahres.
Zuvor hatten es die eine maximale Körperhöhe von 96 cm erreichenden, drahtig-schlanken Wesen mit der auberginefarbenen Haut, dem zitronengelben Kopf und den recht großen Händen immer unbemerkt in die Hansestadt geschafft und konnten sogar ihr bemanntes Flugobjekt nachts ungesichtet in Planten un Blomen landen.
In diesem Jahr vernahm man auf B611 jedoch frühzeitig die Botschaft, dass aufgrund eines bevorstehenden Gipfeltreffens von Politikern in den angrenzenden Messehallen ein Teil der Parkanlage zur Sicherheitszone ernannt werden würde. Streng kontrolliert und mit eingeschränktem Zugang. Ungünstigerweise gerade der, in dem sich der übliche Landeplatz für das Raumschiff befindet. Sie verlegten ihr Kommen daraufhin verschreckt terminlich vor und riskierten wegen der Uneinschätzbarkeit der Lage vor Ort und zwecks besserer Sicht sogar eine Taglandung.
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Normalerweise ist der Bereich, den Sie auf dem nächsten Foto sehen, der Ufo-Ankunftsplatz. Die außer-
irdischen Besucher peilen beim Anflug zunächst den weithin gut sichtbaren Fernsehturm an, um anschließend Richtung Parksee beizudrehen. Sie lassen einen Großteil des Seewassers ab und nutzen gern die dort neben den Wasserdüsen vorhandenen zahllosen Lichtstrahler zur Ausleuchtung des Flugfelds.
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Mit der Furcht vor Beeinträchtigungen ihres Flugverkehrs zur Laubeinsatzzeit auf dem gewohnten Terrain, fiel der Entschluss zu handeln. Anders als sonst wurde diesmal ein Trupp vorweg geschickt, dessen Aufgabe darin bestand, außerhalb der Sicherheitszone am Tropenschauhaus eine Alternativfläche für Start- und Landezwecke zu roden.
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Hamburg – Planten un Blomen im Herbst – Anlegen des neuen Landeplatzes …
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Die Wesen vom fernen Asteroiden besitzen bei Aufenthalt in der Erdatmosphäre zeitlich begrenzt (max. neun Stunden hintereinander) die Fähigkeit, sich auf ein Hundertstel ihrer eigentlichen Größe zu schrumpfen.
Die für die Vorbereitung der neuen Landefläche auserkorene Vierergruppe wurde am 21. Oktober mit dem Raumschiff am noch zugänglichen herkömmlichen Platz abgesetzt. Die Tage verlebten die Gesandten unbeachtet auf dem Gelände von Planten un Blomen – als Miniaturen in einem eigens dafür mitgebrachten Haus. Dessen Bauweise orientierte sich bewusst am menschlichen Vorbild. Am Abend jedoch, mit Wieder-
erlangung ihrer Originalgröße, arbeiteten sie nach Schließung des Parks in der Dunkelheit intensiv an der Fertigstellung der Ersatzfläche …
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Hamburg – Planten un Blomen – Haus für die geschrumpften Bewohner von Asteroid B611 in exponierter Lage …
Großflächige Erdarbeiten strengen an und machen durstig. Abhilfe schaffte in diesem Fall das Leertrinken der in Planten un Blomen angelegten Bäche bzw. das Abschlürfen allen restlichen Wassers von den vorhandenen Steintreppen …
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Lediglich das Wasser des Wallgrabens haben sie nicht angerührt, weil die resoluten Möwen dort lautstark ihr Terrain verteidigen. Was den Größenunterschied angeht zwischen einem Außerirdischen von B611 und einer ortsansässigen Möwe, so müssen Sie sich den in etwa so vorstellen, als käme Ihnen eine Deutsche Dogge entgegen. Obendrein knurrend.
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Hamburg – Planten un Blomen im Herbst – Der Wallgraben wurde verteidigt …
Die mitgebrachte pulverisierte Trockennahrung in Kapseln ist relativ vitaminarm und eintönig. Für das bloße Laubfärben reicht diese Art der Verpflegung aus, der erhöhte Kraftaufwand in diesem Jahr erforderte hingegen die zusätzliche Aufnahme von Hagebutten …
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Hamburg – Planten un Blomen im Herbst – Vitaminreiche Hagebutten …
… Früchten
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… sowie den Verzehr von zarten Asternblütenblättern …
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… und Blüten des Oktobersteinbrechs
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Der AUA (Alternative Ufo-Ankunftsbereich) wurde Ende Oktober fertig, woraufhin das komplette 32-köpfige Team der Laubfärber folgte und sich in der Parkanlage verteilte. Grundsätzlich wird mit den gelb zu färbenden Bäumen begonnen. Die zitronengelben Köpfe der Fremden sind in der Lage, einen farblich entsprechenden, intensiven Farbstoff abzugeben. Anstelle von Haaren sprießen auf den Häuptern der Asteroid-Bewohner stecknadelgroße, extrem feine Düsen, mit deren Hilfe sich der Farbstoff fein versprühen lässt.
Sie werden sagen: Ja, aber, die sind doch alle recht klein, wie kommen die denn so bis in die Baumkrone?
Um die Arbeit zu erleichtern, aber auch um den größtmöglichen Effekt zu erzielen, wird das Ufo nachts direkt über den betreffenden Baum dirigiert, die große, kreisrunde Bodenplatte öffnet sich hydraulisch, und die Außerirdischen hängen sich kopfüber aus der Luke heraus …
(Hiervon existiert leider kein Foto, es war zu dunkel.)
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Das Vorgehen beim Rotfärben von Gehölzen unterscheidet sich ein wenig. Das notwendige Mittel wird produziert, indem sich die Wesen extrem anspannen, hoch konzentrieren und dabei den in der auberginefarbenen Haut befindlichen, sich kontinuierlich nachbildenden Farbstoff, in Richtung ihrer schaufelartigen, großformatigen Hände dirigieren. (Wer genau hinsieht, erkennt zudem zwischen den
Fingern feine Schwimmhäute.)
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Hamburg – Herbst in Planten un Blomen – Rotfärbung wurde vorgenommen, das Bachbett auch hier leergetrunken
Dieser Prozess des Farbabzugs aus Hautpartien aller Körperteile hin zu den Händen, hat eine leichte chemische Reaktion zur Folge. So schwächt sich der Blauanteil in der Farbe ab, und das vormals dunkle Lila wandelt sich nach und nach zu einem warmen Burgunderton.
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Sobald sich genügend Farbpartikel auf den Handflächen gesammelt haben, wird dicht neben einem Busch in die Hände geklatscht, alternativ die Farbe weit nach oben bzw. in die Strauchmitte oder in Gehölzgruppen geschleudert. Um einen Orangeton zu erzielen, werden das Zitronengelb und der Burgunderton kurzerhand gemischt.
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Hamburg – Planten un Blomen im Herbst – Bis zu dieser Strauchhöhe reicht das in die Hände klatschen und Wegschleudern aus ….
So läuft es laut den jetzt vorliegenden Aussagen der Außerirdischen bereits seit 319 Jahren. Nie hat ein Mensch etwas bemerkt. Wäre nicht diese unerfreuliche Sicherheitszone angekündigt worden, hätte obendrein der Bau des neuen Landeplatzes nicht die Aufmerksamkeit eines Gärtners erregt, und hätten nicht drei Jogger bei ihrer Runde das Ufo im Anflug gesehen, es wäre wohl weitere 319 Jahre ein Geheimnis geblieben.
Wie weiter zu vernehmen war, entschieden die ertappten Besucher aus dem All nach kurzem Zögern, dass
sie trotz des nicht beabsichtigten Bekanntwerdens ihrer Existenz und ihres Wirkens weiterhin ihre Arbeit im herbstlichen Planten un Blomen verrichten werden. Bei dieser Entscheidung dürfte auch das freundliche Verhalten eines Mitarbeiters des Gewächshauses eine Rolle gespielt haben, der beim Wintereinbruch vor
zwei Tagen kurzerhand beschloss, die durchgefrorenen Gäste zum Aufwärmen in die Tropenabteilung des Hauses einzuladen.
Ungeachtet dessen bittet die Laubdelegation des Asteroiden B611 allerdings darum, dass politische Treffen zukünftig nicht zu Sperrungen ihres gewohnten Landeplatzes führen oder den Aktionsradius einschränken. Sonst könnten sie für nichts garantieren.
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Nun sind Sie an der Reihe. Hand auf Herz: Funktioniert so die Laubfärbung? Die Beweise wirken doch recht eindeutig: Aufnahmen des Ufos, des Tagesrückzugshauses, dazu der Landeplatz, die Neufläche …
Sie wissen außerdem selbst, dass gerade am Morgen die Feststellung gemacht wird: Mensch, was haben die Blätter über Nacht für eine Farbe bekommen! Über Nacht, wohlgemerkt!
Sagt das nicht alles?
Also: Wahr oder unwahr?
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© by Michèle Legrand, November 2016
„Der trainiert für den Gondelführerschein …“ Unterwegs in Hamburg – Kür und Pflicht / Kesselfallen, Menschen auf Brettern und Édouard Manet
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!), Hamburg, Hamburgs Binnen- und Außenalster am 05/06/2016
Geht es Ihnen auch manchmal so, dass Sie es als ich will nicht behaupten sinnlos, aber als reichlich unbe-
friedigend empfinden, sich irgendwo hin zu begeben, nur mit der Aussicht, dort etwas zu erledigen, wozu
Sie keine Lust haben? Irgendein aufgehalstes Pflichtding, was sie aber auch nicht abbiegen oder ausfallen lassen können?
Einzig und allein für etwas gar nicht Erbauliches, Ungewolltes wird unter einigem Aufwand ein Ziel angepeilt, es fallen (Fahr-)Zeit plus Fahrtkosten an und letztendlich geht es lediglich darum, etwas hinter sich zu bringen?
Ein bisschen frustrierend ist das schon, oder? Nun, am Ende können Sie sich zwar lobend auf die Schulter klopfen und ein Sternchen dafür eintragen, wie brav und überhaupt nicht aufmüpfig Sie waren – aber es ist
und bleibt eine ziemlich lustlose Angelegenheit.
Ich sage mir immer, wenn man heimgekehrt ist und es einen selbst hinterher noch wurmt, dass man dazu los war und seine Zeit opfern musste und obendrein das Gefühl hochkommt, gleichzeitig käme jeglicher Ausgleich in Form von positiven Erlebnissen, jegliches Kontrastprogramm oder einfach die Entspannung zu kurz, dann wird es Zeit, sich Gedanken über eine praktischere, für die Stimmung förderliche Art der Abwicklung dieser Pflichtdinge zu machen.
Mir kam wieder unverhofft ein weiteres Pflichtding in die Quere. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen wieder. Eine ganze Weile spult man sein Muss-Programm, selbst wenn es einseitig ist oder komprimiert anfällt, ja klaglos herunter, hofft auf bessere Stunden, doch in meinem Fall hatte ich kürzlich genau in dem Moment gelinde gesagt die Faxen dicke. Schon wieder! Und dann am Sonnabend! Und dafür extra los? Nur dafür?
Allerspätestens wenn dieser Punkt erreicht ist, wende ich gern einen Trick an.
Es handelt sich nicht um eine ultrageheime oder einzigartige Methode, andere werden es sicher auch so halten. Kindische Verweigerung bringt rein gar nichts, genauso wenig, wie etwas ständig weiter vor sich herzuschieben. Nein, ich kombiniere ganz gezielt Ungewolltes mit Erwünschtem. Das demotiviert nicht so. Es nimmt der Pflicht die Wucht und all das, was die Stimmung gern in den Keller befördert, was letztendlich mehr und mehr zu Frust, Tiefs und Leistungsabfall führt.
Bei einer Mischung und einer anderen Gewichtung hingegen verliert das Muss-Programm an Einfluss, die frei gewählte Ergänzung bringt den positiven Input. Und das Merkwürdige ist, selbst bei Zeitknappheit funktioniert dieses Prinzip.
Logisch schiene, je mehr ich einbaue in mein Programm, desto länger brauche ich insgesamt und desto länger habe ich wohl auch damit zu tun, ehe meine leidige Pflicht erledigt ist. Doch es läuft anders.
Eine gesunde Balance zu schaffen ist das beste Mittel, Energie nicht zu vergeuden, sondern zusätzliche zu sammeln und diese nicht für Frust zu verschießen oder vom Ärger und Stress fressen zu lassen. Stattdessen wird sie in die richtigen Bahnen gelenkt. Man ist insgesamt sehr viel besser drauf, was bewirkt, dass besonders die ungeliebten Programmpunkte schneller und leichtherziger ausgeführt sind.
Am freiwilligen Programm lässt sich notfalls etwas kürzen, wenn es ganz eng wird. Das ist immer noch besser, als gar nichts anderes einzuplanen und auf Ausgleich komplett zu verzichten. Für Skeptiker dieser Theorie möchte ich es so formulieren:
Sie würden nur dann kaum etwas auf die Reihe bekommen, wenn Sie auf einmal von einem Extrem ins andere verfielen. Es geht jedoch nicht von der Hektik ins Koma, Sie sollen nicht vom Duracell-Hasen zur menschge-wordenen Schlaftablette mutieren. Wir reden nicht von Pflichten ausklammern oder ewig vor sich herschieben. Es geht einzig und allein darum, statt nur Pflicht auch Kür zu haben. Frust und Lust. Was zu Beginn, mittendrin oder am Ende eingebaut wird, das mag jeder für sich entscheiden.
Wie es an dem bewussten Sonnabend kürzlich ablief?
Arbeitsauftragsmäßig hätte ich am Hauptbahnhof Halt einlegen müssen, bin stattdessen jedoch mit diebischem Vergnügen ein paar Stationen darüber hinausgefahren und so ausgestiegen, dass ich (leider, leider …) zurücklaufen musste und mich mein Gang dabei durch einen Teil der traumhaften Parkanlage Planten un Blomen führte. Bevor ich regulär vom Hauptbahnhof aus wieder heimfuhr – natürlich erst, nachdem auch die leidige Sache erledigt war – , blieb mir tatsächlich noch etwas Zeit für einige andere kleine Erkundungen (die bereits seit vier Monaten viel zu kurz kommen).
Wunsch und angepeiltes Resultat:
Das Muss-Ding sollte sich quasi nebenher erledigen, und ich wollte dafür sorgen, dass mir bei späteren Rückfragen nach der nennen wir es Qualität des Wochenendes, nicht dieser Pflichtrohrkrepierer als erstes einfiel und noch einmal sauer aufstieß.
So, Sie schnappe ich mir jetzt (falls Sie mögen) und zeige Ihnen die Dinge, die nicht mit der Pflicht zu tun hatten.
Planten un Blomen Ende Mai/Anfang Juni …

Hamburg – Planten un Blomen – Ende Mai 2016
Im Winter wurde diesmal im gesamten Park sehr viel und stark zurückgeschnitten, so dass es im zeitigen Frühjahr bei kühlem Wetter ein bisschen länger dauerte, bis alles neu austrieb. Doch bereits jetzt merkt man kaum noch etwas von der Auslichtungsaktion. Es ist wieder richtig schön dort!

Hamburg – Planten un Blomen – Ende Mai 2016
Die vielen Stauden lösen gerade die Zwiebelblüher ab, und bei dem feuchtwarmen Wetter explodiert ihr Wachstum.

Hamburg – Planten un Blomen – Hohe Farne mit ausgeprägtem Stiel
Bäume und Sträucher sind mittlerweile alle grün bzw. blühen sogar. Der Taschentuchbaum zeigt seine weißen Zipfeltücher und Ende des vergangenen Monats produzierten besonders die Rhododendren, Azaleen und Ginster ein sehr intensives Farbenmeer.

Hamburg – Planten un Blomen – Zeit der Rhododendronblüte – Lauschige Plätzchen nahe der Mittelmeerterrassen

Hamburg – Planten un Blomen – Ende Mai 2016 – Rhododendren und Ginster, im Hintergrund der helle Austrieb der Sumpfzypressen
Der Höhepunkt der Blüte ist jedoch schon überschritten, und die starken Regengüsse der letzten Woche haben danach ziemlich gewütet.

Hamburg – Planten un Blomen – Ende Mai 2016 – Rhododendren und Azaleen, Ginster gesellt sich dazu
Der Uferbereich unterhalb der Mittelmeerterrassen wächst wieder ein. Bei schönem Wetter flanieren hier Hunderte entlang des alten Wallgrabens und unverschämtes Glück hat, wer bei solchem Andrang noch einen weißen Liegestuhl am Hang oder direkt beim Gewächshaus ergattert und von oben genüsslich auf das Wasser und die Blütenpracht herunterschauen kann. Es ist dort immer ein wenig wärmer als anderswo, denn das Schiefergestein der Mauern speichert viel Wärme und gibt sie langsam wieder ab. Auch ein Grund, warum sich dort so viele Pflanzen aus der Mittelmeerregion wohlfühlen.

Hamburg – Planten un Blomen – Am alten Wallgraben (Irisblüte)
Der Park und speziell auch die Wiese am großen See (mit Wasserspielen und Lichtorgel) sind bei warmem Wetter dicht bevölkert. Wenn Sie in den Park möchten und freie Zeitwahl haben, dann wählen Sie vorzugsweise einen Wochentag. Schön ist er zwar immer, aber wochentags ist es wesentlich entspannter.

Hamburg – Planten un Blomen – Am alten Wallgraben
Wer sich keine großen Sorgen um einen guten Platz machen muss oder sonst notfalls übereinander liegt, sind die im und am Wallgraben lebenden Wasserschildkröten …

Hamburg – Planten un Blomen – Am alten Wallgraben – Schildkröten an ihrem Lieblingsplatz in der Sonne
Für Kinder stets die Attraktion schlechthin. Sie hören dann auch häufig Bemerkungen wie:
„Guck mal, das sind Doppeldecker!“, „Ich habe Stapeltiere gesehen!“ oder „Und wo haben die ihre Flossen?“

Hamburg – Planten un Blomen – Sonnenanbeter
Schon des Öfteren gab es aus gegebenem Anlass Neues aus Planten un Blomen (bei Interesse am Archiv werfen Sie bitte einen Blick auf die Kategorien auf der Startseite rechts). Einige unter Ihnen kennen daher das große Gewächshaus mit seinen unterschiedlichen Abteilungen. Das Schöne ist, dort gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Irgendetwas blüht zum ersten Mal, eine Pflanze ist neu hinzugekommen, etwas fruchtet nach Jahren endlich …
Heute habe ich Ihnen aus dem Tropenteil zwei sehr unterschiedliche, baumhohe Pflanzen herausgepickt, die gerade in Blüte sind.
Schauen Sie einmal, dies hier ist ein Saraca asoca, auch Heiliger Ashok-Baum genannt, da er in Indien in der Nähe von Hindu-Heiligtümern anzutreffen ist. Ashoka ist ein Begriff aus dem Altindischen (Sanskrit), hat die Bedeutung „ohne Sorge“. Es gibt ihn auch in weiteren Ländern der Region, doch ist seine Art inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten als vulnerable (gefährdet) aufgeführt.

Hamburg – Planten un Blomen – Saraca asoca, der heilige Ashok-Baum
Hier steht er nun im Gewächshaus. Ein immergrüner Baum, der im Freien etwa zehn Meter hoch wird, hier im Laufe der Zeit immerhin bis zum Glasdach gewachsen ist und dort in dieser Höhe im Moment eine dekorative, leuchtend orangefarbene Blütenpracht präsentiert. Der Ashok-Baum trägt große Dolden bzw. schirmrispige Blütenstände mit unzähligen Einzelblüten, die unheimlich lange Staubfäden haben. Die farbintensiven Kelchblätter verändern ihre Farbe. Die Blüte startet in Gelb, wird orange und zum Ende der Blütezeit schließlich fast scharlachrot. Und wie das duftet! Am stärksten in der Nacht, auf diese Art lockt der Baum seine Bestäuber an. Natürlich gewöhnlich draußen, aber die Blüte ändert ja nicht auf einmal ihr Verhalten, nur weil sie das Leben einer Gewächshauspflanze führt. Das Duften deshalb abstellen? Nein, auf die Idee kommt sie nicht.
Wer morgens bereits das Tropenhaus besucht und durch die Glastür tritt, registriert, der Duft der Nacht schwebt noch im ganzen Raum!
In der Natur entwickeln sich nach der Blüte 15 bis 25 cm lange Hülsenfrüchte. Bei Reife platzen sie auf und geben vier bis acht Samen ab. Wie gesagt im Freien, mit entsprechenden Bestäubern im Umfeld des Baumes.
Wissen Sie daher, was eigenartig ist und auch für die Fachleute vor Ort momentan noch ein kleines Rätsel darstellt?
In Stammnähe sind einige Sämlinge zu sehen, was heißt, dass die Pflanze Samen angesetzt hatte. Nur wer hier drinnen im Gewächshaus den Pollentransport vornimmt, das weiß keiner …

Hamburg – Planten un Blomen – Die Doldenblüten der Saraca asoca (Heiliger Ashok-Baum)
Dies hier nun, ist die eigenwillige Blüte eines Baumes, der sich Aristolochia arborea nennt.

Hamburg – Planten un Blomen – Blüten der Aristolochia arborea
Die Blüten der Aristolochia arborea sind Kesselfallen und was die Gestaltung angeht sehr speziell. Optisch besonders auffällig! Wenn Sie einmal genau hinschauen, erkennen Sie, dass sich in der Mitte der sogenannten Perianthröhre etwas befindet, was auf den ersten Blick wie ein kleiner Hutpilz aussieht.
Man geht davon aus, dass diese Blüte von der Pilzmücke bestäubt wird. Ein Insekt, das sich – wie sein Name sagt – auf Pilze konzentriert und selbst seine Eier dort ablegt. Die Pilzmücke fällt tatsächlich auf diese Attrappe herein, zumal die Blüten oft sehr weit unten in Bodennähe am Stamm auftauchen, an einem Platz, an dem Pilzwuchs durchaus realistisch erscheint.

Hamburg – Planten un Blomen – Im Innern einem Hutpilz täuschend … Aristolochia arborea
Die Pilzmücke forscht nun, ob sich das Gebilde für ihre Eiablage eignet und untersucht dafür angelegentlich die Hutpilzkopie. Sie bemerkt dabei nicht, dass eine kleine Öffnung für sie zur Gefahr werden könnte, fällt prompt hindurch und sitzt in der Kesselfalle.
Weil aber oben durchscheinende Zellen fast wie ein Fenster wirken, meint sie, dort einen Ausgang zu entdecken, Versucht sie daraufhin, dadurch zu entkommen, berührt sie die klebrigen Narben und überträgt dabei Pollen, den sie selbst mitgebracht hat. Raus kommt die Pilzmücke auf diese Art nicht, aber sie überlebt es trotzdem, denn schon am nächsten Tag öffnen sich die Antheren (Staubbeutel), und nun werden wiederum die Pilzmücken mit Pollen eingestäubt.
Die Blüte der Aristolochia arborea welkt, was die Zwangsinhaftierung der Pilzmücke beendet und ihr erlaubt, der Falle zu entkommen.
Über die kühlere Subtropen-Abteilung geht es Richtung Farnhaus …

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhaus (Farnbereich)
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… zum Sukkulentenhaus. Dort leuchten schon von weitem die großen Blüten einer Kaktuspflanze, die den Namen Cactaceae Echinocereus salm-dyckianus trägt.

Hamburg – Planten un Blomen – Sukkulentenhaus – Cactaceae Echinocereus salm-dyckianus
Ich müsste ganz allmählich irgendwie wieder Richtung Hauptbahnhof kommen. Sie wissen, die Pflicht …
Erkenntnisse an der Binnenalster
Von Planten un Blomen, Ausgang Stephansplatz, geht es daher weiter Richtung Esplanade. Diese Straße führt zur Lombardsbrücke, und die überquert gemeinsam mit der parallel zu ihr verlaufenden Kennedybrücke die Alster. Die beiden Brücken trennen Binnen- und Außenalster optisch voneinander ab. Wenden wir uns heute der Binnenalster zu.

Hamburg – Binnenalster – Chillen …
Dort fahren nicht nur die Boote der Alstertouristik oder der schon betagte Alsterdampfer St. Georg, der wirklich Dampf ablässt, hier sind auch Ruderer unterwegs oder Tretbootfahrer.

Hamburg – Binnenalster – Alsterdampfer St. Georg unterquert die Lombardsbrücke Richtung Außenalster
Und wie Sie unschwer erkennen, ebenfalls einige auf Brettern stehende Menschen mit langen Stechpaddeln …

Hamburg – Binnenalster – Die Stehpaddler sind unterwegs …
Ein älterer Herr schaute sich das Szenario an. Als seine Frau einen der Paddler geraume Zeit mit den Augen verfolgt hatte, fragte sie ihren Gemahl, was das dort denn bloß sei, das hätte sie ja noch nie gesehen!
„Der trainiert für den Gondelführerschein“, antwortete er bierernst.
„Du spinnst“, lautete ihre Reaktion, woraufhin er nur seelenruhig erwiderte:
„Dann sag du mir doch, was das sonst sein soll!“
Auch wenn sich das Stand Up Paddling oder Stehpaddeln als Freizeitsport enorm verbreitet, es ist bisher nicht überall und jedem bekannt. Wo die Möglichkeiten nicht gegeben sind, weil Wasserflächen fehlen, kommt eben keiner damit in Berührung. Das wiederum schafft Platz für kühne Phantasievorstellungen …
Warum sollte jeder beim Anblick sofort eine Verbindung zu den polynesischen Fischern und ihren Kanus, die sie im Stehen paddelnd vorwärts bewegten, sehen. Und folglich darin den Ursprung dieser Disziplin erkennen. Warum eine schnelle Art der Fortbewegung auch über weite Strecken oder reines Sportvergnügen daraus ableiten, wenn man gerade komplett andere Assoziationen hat.
Diese Idee des Herrn bezüglich des Gondelführtrainings ist nicht völlig abwegig!
Man hat hier in Hamburg, das gern als das Venedig des Nordens (aufgrund seiner vielen Brücken und Fleete) bezeichnet wird, tatsächlich schon überlegt, sich bei den Venezianern die Sache mit den Gondeln abzugucken. Hauptsächlich für die Touristen. Wo allerdings Gondeln eingeführt werden, wären natürlich auch Gondolieri dringend gebraucht. In Venedig sieht man das als sehr anspruchsvollen Job. Das darf erstens nicht jeder Hans und Franz, und zweitens muss der zukünftige Gondoliere eine recht schwere Prüfung ablegen. Wieso sollte das Prozedere in Hamburg anders sein …
Wenn es nach der Vorstellung unseres geschätzten Kommentators ginge, erfolgte das Training also auf dem Surfbrett, die Erlangung des Führerscheins und eine Gondola wären danach vermutlich nur noch eine Frage der Zeit.
Auf der Alster für sein segelloses Surfbrett ein langes Stechpaddel dabeizuhaben, ist auf jeden Fall nicht verkehrt. Denn Sie werden hier recht lange auf tosende Brandung und hohen Wellengang warten müssen, um auf diese Weise, wild über die exorbitanten Wellenkämme reitend, vorwärtszukommen …
Hamburger Kunsthalle – Sonderausstellung Édouard Manet
Ist die Lombardsbrücke überquert, sehen Sie bereits auf der linken Seite die Hamburger Kunsthalle. Beide auf dem Foto auftauchenden Gebäude gehören dazu! Insgesamt sind es mit einer Erweiterung zur anderen Seite sogar drei Bauten. Links der weiße Kubus mit fünf Stockwerken ist die Galerie der Gegenwart, dazwischen befindet sich das Plateau (auf dem z. B. schon die Riesenspinne „Maman“ von Louise Bourgeois ausgestellt wurde), das was Sie rechts als Backsteingebäude erkennen, ist der Gründungsbau von 1869.

Hamburg – Kunsthalle (links und rechts)
Die Hamburger Kunsthalle kann ich Ihnen empfehlen! Generell und besonders jetzt!
Sie haben sicher aus der Presse vernommen, dass nach langer und millionenteurer Umgestaltungs-
und Renovierphase zum Mai Wiedereröffnung war und Gebäude, Außengelände und vor allem die Ausstellungsräume und damit die Präsentation der Werke jetzt viel schöner als vorher sind.
Der Eingangsbereich wurde nach fast 100 Jahren von der Seite, die Richtung Hauptbahnhof zeigt, wieder zurück in das alte Backsteingebäude und dort Richtung Plateau verlegt. Schauen Sie sich das Ergebnis an,
es ist recht gelungen!
Viel einladender und imposanter allein schon bei der Ankunft durch die interessante Fassade mit ihren Säulen, Verzierungen und Figuren. Freundliche, warme Farben nun auch innen, dazu großzügige Marmortreppen, Stuck (goldverziert), ein Terrazzoboden mit geometrischem Muster, gute Aufteilung, ansprechende Beleuchtung.
Sie merken, ich habe es mir nicht verkneifen können, auch dort einen Halt einzulegen. Ein weiterer Kürpunkt und direkter Anlass war für mich allerdings nicht allein die Wiedereröffnung, sondern die gerade gestartete und noch bis zum 4. September 2016 laufende Sonderausstellung mit einer Vielzahl von Werken des Malers Édouard Manet.
Da der gesamte erste Monat nach Umbau für alle Besucher der Kunsthalle eintrittsfrei war, habe ich mir gedacht, selbst wenn ich nur kurz für diese Ausstellung bleiben kann, so ist es nicht tragisch. Anders, als hätte ich 12 bzw. 14 € (wochentags bzw. am Wochenende und feiertags) Eintritt zu bezahlen und müsste dann bereits nach einer knappen Stunde wieder gehen.

Hamburg – Hamburger Kunsthalle – Die Seite, an dem sich jetzt wieder der Eingang befindet …
Die Manet-Ausstellung ist vielseitig! Zeigt wirklich Exponate aus unterschiedlichen Phasen seines Schaffens, ebenfalls Gemälde einer Schülerin. Es lohnt sich!
Sie finden die Werke im Untergeschoss des Gründungsbaus, und ich denke, dass es jetzt im Juni und mit regulärem Eintritt nicht mehr diesen Andrang gibt, den ich Ende Mai erlebte. Aus diesem Grund gab es spezielle Zeitfenster-Tickets, die man sich aushändigen lassen musste. Ohne sie kam man nicht hinein, und theoretisch wurde daraufhin immer im Abstand von 15 min. eine Besuchergruppe durchgeschleust. Theoretisch deshalb, weil in der Praxis keiner herausgezerrt wurde, der mit dieser Zeit nicht auskam. Wer länger brauchte, durfte in Ruhe zu Ende schauen, während das Gros der Besucher wechselte. So entstand kein Gewühl und die Bilder ließen sich wirklich aus der Nähe betrachten.
Warum seine?
Ich kann gar nicht sagen, dass Manet mit der Wahl mancher Motive, egal ob es sich um lyrische, weltliche oder gar sakrale Szenen handelt, dass er damit und mit seinem Stil und seiner Umsetzung unbedingt zu meinen absoluten Lieblingsmalern gehören würde, aber ich finde Einzelwerke, ihn und seine Entwicklung interessant.
Da sehe ich einen talentierten Mann, der sich als Künstler trotzdem zunächst wie andere auch an die eigene und später ganz typische Art von Darstellung herantastete, sich und Techniken ausprobierte, manches wieder verwarf. Ich entdecke einen, der anfangs Vorbilder suchte und den ganz offensichtlich die spanische Malerei anzog. Beim etwas genauerem Betrachten entdeckt man bei einigen Gemälden, dass ein Tizian, ein Veláquez Einfluss ausübten oder auch ein de Goya y Lucientes und ein Tintoretto für ihn und sein neu geschaffenes Werk Pate standen.
Sie finden keine 1:1 Kopien! Er hat eigene Motive, jedoch ähnliche Szenen und Anordnungen. Hin und wieder gibt es durch seine Maltechnik und besonders durch eine fast identische Platzierung oder die Körperhaltung seiner Hauptfigur ein kleines Déjà-vu-Erlebnis. Man sucht im Gedächtnis, an was es einen erinnert … bis eben Tizian oder ein anderer ausgeworfen wird.
Im Fall jener Gemälde, auf oder besser gesagt aus denen seine Figuren einen ungewöhnlich direkt anblicken, kommt mir z. B. spontan sein Malerkollege und Vorbild Goya mit seinem Werk „Die nackte Maja“ in den Sinn. Auch sie schaut sehr offen (für damalige Zeiten), bei Manets Versionen erscheinen die Blicke fast noch etwas selbstbewusster, beinahe ein wenig herausfordernd.
Er hat sich definitiv bei anderen Malern Inspiration geholt, wie es wiederum später Eva Gonzalès als seine Schülerin auch bei ihm tat. Der Meister hatte so viel Einfluss auf ihre Darstellungsart, dass das Hamburger Abendblatt dadurch kürzlich sogar versehentlich den Urheber eines in dieser Zeitung verwendeten Gemäldeabdrucks, der für Manet selbst und die Ausstellung werben sollte, verwechselte. Das Werk war nicht von ihm, sondern von Eva Gonzalès.
Ich sehe im Falle von Manet außerdem einen fast schon Einzelgänger, der mal eben kurz die Regeln der Moral in den Wind schoss und zeitweilig mit Bildnissen von nackten („Olympia“, „Frühstück im Grünen“) oder auch nur für damalige Verhältnisse unzüchtig bekleideten Frauen („Nana“) für Skandale sorgte. Die „Olympia“ ist es übrigens, die sofort an die Venus von Urbino von Tizian erinnert!
Vor seinen Werken stehend fällt mir ebenfalls auf, dass dieser Mann nicht rein akademisch malte, er sich nicht immer um absolute Korrektheit scherte. Nicht immer passen die Proportionen optimal, nicht überall ist alles akribisch ausgemalt, klar dargestellt und bis in die letzte Ecke deutlich. Verwischt, vertupft … Es sind Kleinigkeiten, die das eigene Empfinden zwiegespalten registriert. Der Ordnungssinn moniert das „Schludern“, der kreative Part findet es klasse und betrachtet es eher als besonderen Anziehungspunkt.
Sehr stark finde ich bei Manet auch, welche Wirkung er auf seinen Gemälden mit der Farbe Schwarz erzielt, einer Farbe, die ja eigentlich als Nichtfarbe zählt. Er verwendet sie in vielen Abstufungen. Schwarz ist nicht gleich schwarz – Sie wissen selbst wie das ist, sobald sie verschiedene schwarze Kleidungsstücke zusammen anziehen wollen. Die Hose wirkt auf einmal grau-schwarz, das Oberteil kommt in tiefmitternachts- oder kohlengrubenschwarz daher. Und dazwischen liegen mindestens zehn bis 15 Abstufungen …
Das nutzt er und zwar durchaus großflächig. Trotzdem wirken die Bilder nicht grundsätzlich düster. Gerade mit dem Einsatz von Schwarz schafft er Kontraste und für mich insofern ein etwas anderes visuelles Erlebnis, da alle anderen Farben dadurch eine besondere Leuchtkraft zu bekommen scheinen („Frühstück im Atelier“). Schon toll!
So langsam muss ich allerdings …
So viel entdeckt … Bewegung, Frischluft, neue Anregungen. Die Kürelemente … Mensch, war das schön!
Wie bitte? Die Pflichtsache?
Eine kurze Angelegenheit, die kurzfristig dazugekommen war, hatte ich nebenher auf dem Weg schon erledigt, davon haben Sie gar nichts mitbekommen. Die eigentliche Muss-Sache verlief am Ende erstaunlicherweise viel besser und schneller als gedacht! Ich vermute stark, es lag daran, dass die Pflicht nach allem anderen keine Chance mehr hatte, ihren elend hohen Nervfaktor auszuspielen.
Konfuzius meinte ja weise, der Weg sei das Ziel. Und ich ergänze pseudoweise:
Erscheint das Ziel als eher aufgedrücktes Muss-Ziel und wenig attraktiv, dann spicke wenigstens den Weg dorthin mit erfreulichen Zwischenstopps.
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© by Michèle Legrand, Juni 2016
Es läuft wieder! Wasser marsch … und ein Endemit in Planten und Blomen!
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!), Hamburg am 06/05/2015
Hamburg besitzt einige Stellen, die ein sehr hohes Suchtrisiko bergen. Dabei geht es nicht um Orte, an denen das Volk mit ominösen Getränken, Pulvern oder Pillen versorgt und abhängig gemacht wird, sondern um enorm anziehende Plätze. Planten un Blomen ist für mich einer dieser Orte mit Magnetcharakter, und ich weiß aus diversen Gesprächen, dass ich in diesem Fall nicht allein suchtgefährdet bin.
Während ein Teil der Menschheit am 1. Mai losgeht und demonstriert, gehen andere eher in sich und beschließen lediglich demonstrativ, stattdessen besagten Platz mit der Sogwirkung anzusteuern. Es gibt durchaus einen ganz aktuellen Grund!
Wasser!
Das Wasser im Park hat wieder Plätscher- und Glucksrecht, und obendrein können Sie zurzeit in Planten un Blomen ungefährdet rotsehen. An mehreren Stellen!
Mit dem Start des Monats Mai läuft das Wasser endlich wieder über Steintreppen, durchs Kiesbett, die Kaskaden sind nicht länger trockengelegt, und die zahlreichen Düsen im See versprühen nachmittags um 14, 16 und 18 Uhr erneut meterhoch ihre Wasserfontänen. Jeden Abend um 22 Uhr ergänzen musikalische Untermalung und die Beleuchtung durch farbige Unterwasserstrahler das Spiel der Wasserorgel. Momentan erklingt dazu Die Moldau, nach zwei Wochen wechselt jeweils das Programm.
Näheres zu den Wasserspielen erfuhren Sie schon in einem früheren Beitrag 2012, der seinerzeit ebenfalls Fotos vom abendlichen Farbenrausch enthielt.
Aktuelle Mai-Eindrücke vom Tag habe ich natürlich frisch dabei!
Frühling im Park …
Farben!
Ein Spaziergang in Planten un Blomen ist Anfang Mai nicht nur aufgrund der „Wasserrückgewinnung“ besonders empfehlenswert, sondern es ist obendrein Tulpenzeit, und so ganz allmählich gesellen sich die ersten Rhododendron- und Azaleenblüten hinzu. Das schafft attraktive Farbfelder, sinnliche Eindrücke und kreiert manchmal so etwas wie Gemälde in der Landschaft.
Hat das Frühjahr farblich bei der Blüte anfangs durch Weiß, später auch durch Gelb- und Blautöne von sich reden gemacht, so bricht nun die Zeit der spektakulären Kontraste an. Blattgrün erscheint in allen Schattierungen und starke Komplementärfarben kommen zum Einsatz. Erdbeerrot, Lachs, Dunkelrot mit einem Stich ins Lila … es ist noch weitaus mehr vertreten. Manchmal bilden sich Dreiklänge, und die Blütenköpfe der Tulpen tanzen in luftiger Höhe über Vergissmeinnicht, Lerchensporn, Beinwell oder zwischen austreibenden Funkien, Frauenmantel und anderen Stauden.
Man kann hier wirklich rotsehen … Im positiven Sinne!
Sie wissen zudem sicher um die Wirkung von Komplementärfarbenpaaren. Es entsteht für den Betrachter immer ein bewegtes, ein lebhaftes Bild, dessen unbekümmerte Stimmung sich gern schnell auf die eigene überträgt. Doch sie wären nicht die Farben, die sich auf dem Farbkreis gegenüberstehen, wenn sie es nicht auch gleichzeitig schafften, einen Eindruck von Harmonie und Vollständigkeit zu vermitteln. Solche Farbenpaare ergeben stets ein abgerundetes Bild.
Tropengewächshaus!
Einen eingefleischten Anhänger Planten un Blomens kann natürlich selbst gutes Wetter nicht davon abhalten, trotzdem jedes Mal auch einen Blick ins Tropengewächshaus an den Mittelmeerterrassen oberhalb des alten Wallgrabens zu werfen.

Hamburg – Planten un Blomen – Die Magnolie lässt Blütenblätter regnen … (Im Hintergrund das Tropengewächshaus)
Als Stammleser erinnern Sie sich gewiss an die ungewöhnlichen Pflanzen (Menschenfresser-Tomate, Leberwurstbaum, „Sockenbaum“ etc.), an besondere Blüten (Titanenwurz, Agave weberi u. a.) und weitere seltene Attraktionen, die hier auch schon Eingang in meinen Blog gefunden haben.
(Alles stets rechts bei den alphabetisch geordneten Kategorien unter Garten- und Parkanlage Planten un Blomen zu finden!)
Rot ist auch hier angesagt. Der Hängende Zylinderputzer (Callistemon viminalis, Weeping Bottlebrush) im Subtropenhaus schmückt sich momentan mit aparten Blüten in dieser Signalfarbe.

Hamburg – Planten un Blomen – Tropengewächshaus – Blühender Callistemon viminalis (Hängender Zylinderputzer, Weeping Bottlebrush)
Um was es hier geht, erkennen Sie mit Sicherheit sofort! Im Tropenteil reifen in luftiger Höhe Bananen (Musa). Tatsächlich sind viele Kinder und selbst einige Erwachsene immer wieder überrascht, dass die Früchte aufrecht wachsen und nicht hängen!
Können Sie sich vorstellen, was dies hier ist?

Hamburg – Planten un Blomen – Tropengewächshaus – Nahaufnahme Stamm des Sago-Palmfarns (Cycas circinalis)
Es ist keine Vergrößerung, sondern lediglich ein Nahfoto des Stamms eines Sago-Palmfarns (Cycas circinalis). Interessante Strukturen und ein recht vielseitiges Muster, nicht wahr?
Der Endemit!

Hamburg – Planten un Blomen – Tropengewächshaus – Echium wildpretii (Wildprets Natternkopf, Tajinaste rojo)
Die Besonderheit, die ich Ihnen heute vorstellen möchte, steht im Sukkulentenhaus. Es geht um diese Pflanze, Echium wildpretii.
Sagt Ihnen der Begriff endemisch etwas?
Nicht auf Anhieb? Tasten wir uns heran. Vielleicht mit dem Wort Endemie. Es fällt hin und wieder im Zusammenhang mit dem Ausbruch von Krankheiten. Nämlich dann, wenn in einer Region dauerhaft gehäuft bestimmte Infektionskrankheiten auftreten. Und zwar zahlenmäßig auffällig mehr, als es in anderen Gebieten der Fall ist. Bitte nicht verwechseln mit Epidemie, denn dort ist das Auftreten zeitlich begrenzt. Und Pandemie wiederum hieße, es würde sich auf andere Länder oder Kontinente ausbreiten.
Was ist nun aber endemisch bei Pflanzen sowie Tieren?
Sie sind dann Endemiten, wenn sie – weltweit gesehen – nur in einem bestimmten, recht kleinen Verbreitungsgebiet vorkommen bzw. ansässig sind. Nirgendwo sonst. Denken Sie bei Tieren z. B. an die Kiwis auf Neuseeland, die Darwinfinken und Riesenschildkröten der Galapagos-Inseln oder auch an die Anolis (Echsen, leguanartig) auf Kuba.
Bei Pflanzen ist es genauso. Ihre endemischen Gebiete sind irgendein Tal, ein spezieller Bereich eines Gebirges, ein See oder vielleicht eine Insel. Immer dann, wenn Samen einen Weg irgendwohin fanden, sich dort weiter entwickelten, sich aber aufgrund der ganz spezifischen Lage an besondere Bedingungen anpassen mussten, in solch einem Fall entstand hin und wieder eine ganz neue Unterart, die ihre Bedürfnisse exakt darauf abstimmte. Allerdings so genau, dass sie nur dort und sonst nirgends gedieh, weil letztendlich nirgendwo sonst die Voraussetzungen gegeben waren.
Dem Bayerischen Löffelkraut (Cochlearia bavarica) in Deutschland geht es so, in Österreich dem Steirischen Federgras im oberen Murtal, in der Schweiz dem Ladiner Hungerblümchen. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.
Echium wildpretii (Wildprets Natternkopf) ist auch so ein Fall. Die Pflanze wächst ausschließlich auf Teneriffa, heißt dort entsprechend Tajinaste rojo, wird aber auch gern el orgullo de Tenerife, der „Stolz von Teneriffa“, genannt. Eine andere Unterart dieses Natternkopfes gedeiht zwar auf La Gomera, doch die ist „nur“ rosa. Das zählt folglich nicht als ein und dasselbe.
Sie ist höchstwahrscheinlich der dortige Endemit. Wer weiß, vielleicht ist sie el orgullo rosa de La Gomera …

Hamburg – Planten un Blomen – Tropengewächshaus – Echium wildpretii (Wildprets Natternkopf, Tajinaste rojo) – Blüten aus der Nähe …
Der rote Natternkopf wächst zweijährig. Zunächst bildet sich die Grundrosette mit einigen hundert lineal-lanzettlichen Blättern. Sie hat immerhin einen Durchmesser von bis zu einem Meter. Die Blätter, die auch gut auf dem ersten Foto zu sehen sind, werden bis zu 30 cm lang und etwa 2 cm breit. Wenn man genau darauf achtet, wachsen auf beiden Seiten Borsten oder relativ steife Haare, das gibt den Blättern ein leicht weißfilziges Aussehen, sorgt aber dafür, dass um das Blatt herum Luftpolster als Kälteschutz entstehen. Schon genial.
Im zweiten Jahr entsteht der Blütenstand. Schmal und kegelförmig strebt er aus der Mitte der Rosette, kann durchaus eine Höhe von drei Metern erreichen, und da sich die Blüten nach und nach entwickeln und entrollen, zieht sich die Blütezeit über mehrere Wochen hin. Auf Teneriffa erfolgt sie im Zeitraum von Juni bis August. Echium wildpretii ist somit nicht nur äußerst ansehnlich, sondern zugleich ein sehr wertvoller und längerfristiger Nektarspender!
Später werden sich kleine Früchte, die wie Nüsschen aussehen, ausbilden.
Ein sehr interessanter Endemit, diese Kanare. Leicht haben es endemische Pflanzen nicht. Ein relativ kleiner Bestand einer Unterart ist stets auch schnell gefährdet. Ändern sich die lokalen Bedingungen, ist immer die Frage, ob sich die Pflanze schnell genug umzustellen und anzupassen vermag. Sonst stirbt diese Unterart aus. Oder lebt durch vorhandenen Samen und künstliche Nachzucht letztendlich höchstens noch in Gewächshäusern dieser Erde, welche am ehesten die klimatischen Voraussetzungen erfüllen und besondere Licht- und Bodenansprüche nachahmen können.
… und Gedanken!
Für mich sind Endemiten bei näherer Betrachtung und nach einigen lockeren Gedankensprüngen irgendwie Alibi-Pflanzen, können unter Umständen jedoch ebenso ein kleines Risiko in sich bergen.
Nehmen wir an, Sie wären ein Prominenter, der ständig von allen verfolgt wird. Sie wollten endlich in Ruhe Urlaub machen, könnten es jedoch nicht lassen, hin und wieder ein Selfie bei Twitter zu posten. Irgendwie haben Sie sich schließlich an den Ruhm gewöhnt und kommen ganz ohne Aufmerksamkeit nicht mehr klar. Ein paar Likes brauchen Sie zum Frühstück …
Doch nun erscheint unabsichtlich im Hintergrund Echium wildpretii mit auf Ihrem Foto. Verräterisch!
Am nächsten Tag landet die Fotografentruppe auf Teneriffa und drückt sich um den Inselvulkan Pico del Teide herum. Der Natternkopf ist schnell entdeckt, bereits eine Stunde später hat man Ihre Finca umzingelt. Das Geheimnis um Ihren Aufenthaltsort ist gelüftet. Nichts mit Ruhe.
Also, Vorsicht mit endemischen Pflanzen auf Selfies!
Sie könnte Ihnen allerdings ebenso ein Alibi liefern, sollten Sie irrwitzigerweise eines Mordes auf z. B. Mallorca bezichtigt werden. Das Bild von Ihnen mit Meer im Hintergrund gilt als Indiz für ihre Anwesenheit auf der Balerareninsel. Die Schlinge zieht sich langsam aber sicher zu.
Hier kommt nun Ihr großer Auftritt als kenntnisreicher Hobbybotaniker. Sie weisen mit hochgezogener Augenbraue – ich will nicht sagen überheblich, aber doch äußerst gelassen – auf Wildprets Natternkopf, der ebenfalls auf der Aufnahme zu sehen ist. Die leidige Angelegenheit ist damit ruckzuck vom Tisch.
Was halten Sie davon, wenn wir für heute Schluss machen?
Als kleine Belohnung fürs Aufpassen eben gibt es abschließend einen Besuch auf dem großen Spielplatz von Planten un Blomen.
Oder Sie dürfen wahlweise an die Wasserspritzen …
Obwohl sich die Spritzen in ziemlich alle Richtungen drehen lassen, achten Sie bitte darauf, dass es darum geht, die Bälle zu treffen, nicht ahnungslos vorbeiziehende Menschen! ^^
Machen Sie es gut! Vielleicht lesen wir uns demnächst wieder?
Zum Aufwärmen und als Augenschmaus an grauen Tagen: Das Tropenschauhaus!
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!) am 06/03/2015
Wir hier oben im Norden der Republik sind seit Jahresbeginn nicht gerade reichlich gesegnet mit freundlichem Wetter und blauem Himmel. Beides macht sich extrem rar. Wir haben allerdings auch keinen Schnee, der dafür alles ein wenig aufhellen würde … Einige wenige Sonnentage für Hamburg – arg spärlich!
Und dann kam die vollmundige Wettervorhersage für Donnerstag, die sinngemäß Folgendes ausdrückte: Nehmen Sie sich bloß einen Tag Urlaub! Der Tag wird ein Kracher! Genießen Sie den Sonnenschein!
Ja, und? Ich habe gewartet!
Morgens war der Himmel grau. Es konnte noch etwas werden, abwarten … Es wurde Mittag. Immer noch grau. Gegen 15 Uhr versuchte die Sonne, sich durch die Wolkendecke durchzunagen. Sie gab nach zwei Minuten bereits wieder auf, verzichtete in der nächsten halben Stunde auf weitere Aktivitäten. Doch kurz vor vier! Freundliches Wetter! Verschämt angebläuter Himmel! Bis 16.40 Uhr …
Dafür die Vorwegeuphorie? Den ganzen Urlaubstag?
Sie können den Bikini wegpacken. Das war wohl alles nicht für Hamburg und Norddeutschland gedacht. Vielleicht wird es Sonntag etwas damit, doch vorerst bleibt es weiter unbeständig und kühl.
Gestern hat es gedonnert! Bei Ihnen auch? Seit wann haben wir denn Anfang März Gewitter?
Aufenthalt im Garten ist momentan auch so … nun ja. Zwischen Graupel- und Hagelschauern wirkt das alles nicht einladend. Hinzu kommt, der respektlose Maulwurf schlug wieder zu! Nachdem im letzten Spätsommer endlich Ruhe einkehrt war!
Irgendwie ist das doch Schikane. Ich hatte die Schäden gerade überall ausgebessert, jetzt sind wieder Pflanzen angehoben, und auf dem Rasen reiht sich erneut Hügel an Hügel! Ein sehr ungeliebtes Déjà vu! Keine Stelle, die nicht untergraben wäre. Die reinsten Stolperfallen!
Haben Sie es zufällig mitbekommen? Das Geschehen bei den Lübecker Nachrichten?
Um deren Verwaltungsgebäude toben ebenfalls die Maulwürfe. Gestalten den Rasen neu nach ihren eigenen Traumvorstellungen. Doch nicht nur dort sind sie aktiv! Die breiten Wege auf dem Gelände sind durch einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb profimäßig rot gepflastert. Es ist nicht zu fassen, aber die schwarzen Helden des Untergrunds schieben nicht nur Erde und Rasen weg, sie drücken auch die rechteckigen, großen Pflastersteine hoch!
Ein Maulwurf mit max. 170 Gramm Eigengewicht (inkl. Dickschädel) gegen ein Steingewicht von 1,7 Kilogramm!
Stellen Sie sich das bitte einmal umgerechnet auf einen Durchschnittsmenschen von 70 kg Gewicht vor. Könnten Sie 700 kg anheben?
Die Armen in Lübeck verzweifeln allmählich, denn schon zigmal war der Arbeitstrupp da und hat alles wieder neu verlegt. Erschien mit Rüttelmaschinen und Walzen und dem ganzen Aufgebot an Maschinen, was es so gibt. Samtfell mit den Schaufelhänden bleibt hartnäckig und ausdauernd. Spätestens zwei Tage danach geht alles von vorne los. Bis die Gartenbaufirma erneut vor Ort eintrifft, um die Geröllwüste zu beseitigen, werden als Zwischenlösung nett die orange-weißen Hütchen zwecks Absicherung und Warnung weiträumig verteilt.
Hier in Hamburg hingegen sind drei Sportplätze des Niendorfer Turn- und Sportverbands durch Tunnelgrabungen und Hügel nur unter Verletzungsgefahr nutzbar, sodass der zuständige Bezirk Eimsbüttel eine Ausnahmegenehmigung zum Jagen bzw. Bekämpfen erteilte – obwohl Maulwürfe sonst unter strengem Naturschutz stehen und solche Ausnahmeregelungen bisher nie gewährt wurden …
Haben wir tatsächlich mittlerweile eine regelrechte Maulwurfplage?
Wir waren eigentlich beim Wetter.
Vorrangig kalt, grau, ungemütlich. Immerhin gibt es mittlerweile deutliche Frühjahrsboten. Ich habe bei meinen diversen Blogvisiten anderenorts anhand der geposteten Fotos gesehen, dass die Entwicklung der Vegetation in Deutschland sehr unterschiedlich weit gediehen ist. Schneebedeckte Landschaften, jedoch auch milde Ecken, dadurch kahle Felder neben ersten leuchtenden Zwiebelblühern – alles ist vertreten. So langsam trudeln allerdings von überall her die Krokusteppich- und Märzenbecherbilder ein, bilden freundliche Lichtblicke und die Hoffnung auf angenehmere Zeiten.
Ende Januar und Anfang Februar sah es noch wesentlich desolater aus. Sie sahen fast gar keinen Farbtupfer draußen! Eine einsame und bei Kälte eher zaghaft blühende chinesische Zaubernuss (Hamamelis mollis) als höchstes der Gefühle!
Das war der Zeitpunkt, an dem ich mir einen Besuch im Hamburger Tropenschauhaus (Planten und Blomen) genehmigte. Wärme anstelle der Kälte draußen. Farben sehen, Düfte einatmen! Es war eine gute Idee, denn der Unterschied zwischen drinnen und draußen … Lassen Sie es mich so sagen: Innen hui, außen pfui.
Wenn Sie hier regelmäßig mitlesen, wissen Sie, dies ist nicht der erste Besuch im Tropengwächshaus, doch als Besucher kann man hinkommen so oft und wann man will, irgendetwas ist immer neu, irgendetwas blüht jedesmal, irgendetwas ist bestimmt besonders oder war bei den letzten Besuchen gerade in einer „unauffälligen“ Phase und blieb unentdeckt. Was Sie bereits kennen hat vielleicht an Größe oder Umfang zugelegt oder Blüte bzw. Fruchtansatz treten erstmalig auf bzw. fallen reichlicher aus.
Erinnern Sie sich noch an den Leberwurstbaum (Kigelia africana)? Er trägt erneut und sogar mehr als zuvor!
Im Tropenbereich habe ich diesmal diese Blüten entdeckt:
Sieht die Blüte des Rosenapfels (Syzygium jambos) mit den vielen, langen Staubblättern nicht sehr apart aus? Er trägt später auch Früchte! Selbst im Gewächshaus! Ein bisschen erinnert mich seine Blüte an die des Puderquastenstrauchs (Calliandra hamatocephala), die so ausschaut:

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die Blüte einer Calliandra hematocephala (Puderquastenstrauch aus Südamerika)
(Der Strauch blüht allerdings erst im April, das Foto entstand bei einem früheren Besuch.)
Wenn man die Glastür zum Subtropenbereich öffnet, riecht es um diese Zeit des Jahres besonders gut. Ein immergrüner, sehr langsam wachsender Strauch, trägt kleine, filigrane, weiße Blüten, die ganz ausgeprägt nach Zitrone und Honig duften. Es sind die Blüten der Fleischbeere (Sarcoocca confusa).
In diesem Gewächshausteil, im Bereich der Kamelien, deren Blüte bereits Ende Januar einsetzt, steht mittendrin ein recht großes Exemplar der Camellia tsaii, die in Burma, Nord-Vietnam oder auch in Yunnan (China) verbreitet ist. Sie gehört zur Familie der Teestrauchgewächse und ist übersät mit schlichten, kleinen, weißen Blüten, die ebenfalls einen angenehmen, sehr dezenten Duft verbreiten.

Planten un Blomen – Ende Januar 2015 – Camellia tsaii (aus der Familie der Teestrauchgewächse) blüht und duftet!
Auch die Blüten dieses Strauchs ersetzen an trüben Tagen mit ihrem leuchtenden Gelb ein wenig die fehlende Sonne …
Spätestens beim Anblick der Apfelsinen (Citrus sinensis) vergessen Sie für ein Weilchen das Grau draußen und wähnen sich in südlichen Gefilden …
Das Sukkulentenhaus wartet wie immer am Ende des Rundgangs. Viele denken, Kakteen und Sukkulenten wären ein- und dasselbe. Kakteen sind aber nur gleichzeitig auch Sukkulenten. Sukkulenten jedoch noch lange nicht ausschließlich Kakteen.
Sukkulent zu sein heißt nicht, einer Gattung anzugehören, sondern eine bestimmte Eigenschaft zu besitzen. Nämlich die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Sukkulenten passen sich so an besondere Klima- und Bodenverhältnisse an. Dadurch, dass sie so saftreich sind, schaffen sie es, auch in niederschlagsarmen Gegenden zurechtzukommen.
Ihr Standort ist nicht auf einen Kontinent begrenzt, es muss nicht nur die Wüste sein! Auch in Hochgebirgsregionen, tropischen und subtropischen Zonen kann es Perioden geben, die dürreähnlich sind.
Sollten Sie gerade rätseln, welche „paar“ Pflanzen vielleicht noch zu den Sukkulenten zählen: nicht ein paar! Ganz viele! Auch Orchideen gehören dazu! Bei ihnen wird das Wasser weniger in den Blättern oder dem Stiel, als vielmehr in den Bulben gespeichert. Das sind diese zwiebelähnlichen Verdickungen.
Doch hier im Tropenhaus erstaunt mich immer wieder, dass mitten im Winter bei ungünstigsten Lichtverhältnissen plötzlich bei diversen sukkulenten Bewohnern die große Blühlust ausbricht.
Ich hatte lange angenommen, dass es allein vom Licht, von der Tageslänge, von der Wasserzufuhr, von Nährstoffen, Ruhepausen … etc. vor Ort abhinge, wann eine Pflanze letztendlich blüht. Doch dieses vor Ort scheint eine wesentlich geringere Rolle zu spielen. Die Fachleute vom Gewächshaus sagen, dass z. B. ein Dickblattgewächs, die Echeveria pulvinata aus Mexico ganz unabhängig von allem gerade jetzt blüht, weil es ihr quasi in den Genen steckt. Sie hat irgendwann abgespeichert, wie Regenzeit und die Jahreszeit, in der der Regen auftritt, zusammentreffen, und es steht für sie einfach fest, wann sie blühen muss. Das tut sie offenbar weiterhin konsequent zum gewohnten Zeitpunkt, egal in welcher Ecke der Welt sie sich jetzt befindet.

Planten un Blomen – Sukkulentenhaus – Ende Januar 2015 – Sukkulentenhaus – Echeveria pulvinata aus Mexiko blüht um diese Zeit

Planten un Blomen – Ende Januar 2015 – Sukkulentenhaus – links Cotyledon tomentosa, rechts Echeveria pulvinata, vorne Crassula rupestris ssp. marnieriana
Auch Aloen gehören zu den Sukkulenten und mögen es farbenprächtig und durchaus üppig …

Planten un Blomen – Ende Januar 2015 – Sukkulentenhaus – Aloe arborescens (Baumaloe – Candelabra Aloe, Octopus Plant)
Ich stelle gerade mit Schrecken fest, dass meine Schreibzeit für heute zur Neige geht! Beenden wir den Besuch. Es muss ja nicht das letzte Mal gewesen sein …
Haben Sie ein bisschen Farbe und Wärme aufgetankt? Ich hoffe, es hält bis zu den wirklichen Frühlingstagen vor.
Ansonsten finden Sie rechts auf der Startseite in der Kategorie Planten un Blomen noch reichlich Überbrückungs- und Aufwärmmaterial.
Alles Gute für Sie und bis demnächst!
Ein Sockenbaum!? Wenn Deherainia smaragdina im Tropenschauhaus blüht …
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Allgemein, Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!), Hamburg am 25/04/2014
Socken unterschiedlicher Farbe hängen an seinen Ästen lang herab. Eben ein Sockenbaum …
Man bezeichnet ihn hier so – aber gibt es den wirklich? Sie erinnern den realen Leberwurstbaum neulich? Danach wäre im Grunde nichts mehr verwunderlich …
Ich muss Sie vorweg etwas fragen. Sie können ruhig offen und ehrlich antworten – wir sind hier ja schließlich unter uns!
Wie? Nicht allein? Sind Sie sicher? Ach, pfeifen wir drauf, ja?
Wenn Sie etwas hervorheben möchten, wenn Ihnen daran liegt, dass andere eine bestimmte Sache wahrnehmen, tricksen Sie dann manchmal ein bisschen herum, wenn das Ding jetzt von sich aus nicht so viel hergibt und voraussichtlich kein Mensch genauer hinschauen würde?
Doch, oder? Nein? Ach, kommen Sie!
Gut, also anders herum. Was würden Sie sagen, worauf Sie selbst am ehesten achten? Was lenkt Ihren Blick zielsicher auf eine Sache oder auch eine Person? Wann fällt Ihnen etwas sofort auf?
Bitte, was meinten Sie gerade?
Wenn es farblich herausragt? Wenn es ordentlich Lärm macht? Wenn es mit merklichem oder ungewöhnlichem Geruch verbunden ist? Wenn bizarre Dekorationsgegenstände dazu arrangiert oder ein starker Kontrast (Stil, Farbe etc.) erzeugt wurde?
Nun, vielleicht fallen Ihnen jetzt doch Beispiele ein, Begebenheiten, wo Sie selbst schon nachgeholfen haben, damit es augen– oder generell auffällig wurde. Sie haben laut Musik aufgedreht oder Parfum versprüht, um den Ohren bzw. der Nase zusätzlich einen Reiz zu bieten. Als optische Optimierung bekam ein öder, lehmbrauner Kuchen eine farbenfrohe Obstauflage oder einen bunten Zuckerguss, Ihre Frisur wurde durch Haarspangen und asymmetrisches Festklipsen aufgepeppt, der unscheinbar taubenblaue VW Polo erhielt überdimensionale, weiße Rallyestreifen.
Falls Sie das alles weit von sich weisen, kennen Sie aber bestimmt jemanden, der – normalerweise leicht zu übersehen – plötzlich Aufmerksamkeit erlangte, weil er trendige Hosenträger mit Edelweißblütendessin anlegte oder weil ihn auf einmal ein (abwischbares) Riesentattoo mit aufgerichteter, zischender Kobra zierte.
Anstrengungen dieser Art werden meist aus zwei Gründen auf sich genommen: Entweder – was seltener ist – um vom eigentlichen Objekt z. B. wegen Makeln abzulenken bzw. sie damit zu kaschieren oder aber, um durch einfallsreiche Vorkehrungen ganz gezielt auf es hinzuweisen.
Und nun wären wir im Gewächshaushaus von Planten und Blomen und beim ungewöhnlichen Sockenbaum (Deherainia smaragdina).
Wer den gewundenen Gang im Tropenteil der Schauhäuser entlangschlendert, erlebt eine große Vielfalt von Pflanzen. Alle Größen sind vertreten, von Bodendeckern bis hin zu Palmen, die einige Meter hoch bis an die Glashausdecke stoßen. Es versammeln sich sämtliche Blattformen, von zierlichem, lanzettlichem oder fast nadelförmigem Grün bis hin zu großen Wedeln und Riesenlaubblättern (z. B. die der Bananenstaude Musa x paradisiaca u. a.). In diesem Dschungel aus Formen und Grüntönen wird automatisch speziell auf Blüten geachtet. Denn jede andere Farbe als Grün fällt besonders ins Auge.
Das ist schön für die Pflanzen, die knallrote Blüten oder leuchtendgelbe Früchte aufweisen können. Auch besondere Blütenformen fallen sofort auf. Sie alle werden wahrgenommen. Hier von den Besuchern, in der freien Natur glücklicherweise auch von Vögeln, Insekten, Schmetterlingen … all jenen, die bei der Bestäubung wichtig sind, wenn der Wind alleine nicht ausreicht.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Kakao (Theobroma cacao) – Jede Frucht enthält 20 bis 50 Samen (Kakaobohnen)

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die Blüte des Schößlings-Drachenbaums (Dracaena surculosa) wirkt sehr filigran
Nur sind andere, unauffälligere Pflanzen deshalb weniger besonders? Nehmen wir die Deherainia Smaragdina, den „Sockenbaum“.
Die Blätter sind hübsch, dennoch würden Sie vielleicht daran vorbeilaufen, weil sich sowohl Strauch als auch Blattgrün nicht kolossal von anderen Pflanzen abheben. Die Blätter wachsen rosettenförmig, der Zuwachs bildet sich etwas etagenförmig.
Nett. Und sonst?

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Deherainia Smaragdina – Ein Blick nach oben ins Grün des Strauchs : Die Blätter formen Blattrosetten und wachsen etagenförmig … eher unauffällig.
Sie spazierten vorbei und – speziell morgens! – würden Sie auf Höhe des Bäumchens die Nase rümpfen, mit mühsam unterdrückter Empörung Ihre Begleitung anschauen oder – falls Sie alleine kamen – einen leicht vorwurfsvollen Blick auf den Ihnen am nächsten stehenden Besucher werfen. Sie hätte den Verdacht, jemand wäre in lang nicht gewaschenen Socken erschienen bzw. hätte im Rucksack relativ streng, auch etwas säuerlich riechenden Käse mit eingeschleppt. Selbst wenn Ihre Nase etwas unempfindlicher und toleranter wäre, käme Ihnen beim Schnuppern trotzdem der Gedanke:
Mensch, die könnten hier aber auch mal lüften! Riecht ganz schön abgestanden … Schnell weiter!
Und schon hätten Sie es verpasst!
Die Blüte des Strauches, der in Wirklichkeit für das Müffeln zuständig ist. Ein gar nicht so großes Bäumchen mit dem Namen Deherainia smaragdina. Das Smaragdgrün bezieht sich auf die Farbe der kleinen, nur zwei bis max. vier Zentimeter großen Blüten, die fast das Grün des Laubs besitzen und somit auf den ersten Blick kaum auffallen. Wir wissen, das ist unvorteilhaft, weil Insekten eben auf leuchtende Farben fliegen und – ganz im Sinne der Pflanze – die Bestäubung doch gesichert sein sollte. Nun, wenn sie schon farblich nicht mit Auffälligkeit punkten kann, dann eben mit Geruch. Üblem Geruch!
Beides, grüne Blüten und Gestank, deuten auf Fliegen als Bestäuber hin.
Sie ist trotz allem irgendwie hübsch! Man muss nur wissen, dass diese Blüte da ist und genau hinschauen!
Interessant bei dieser Blüte ist, dass sie zwittrig ist. Es gibt unterschiedliche Reifezeitpunkte der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane, was die Blüte nun wieder funktionell eingeschlechtlich macht.
Sehr speziell!
Bei dieser Pflanze erfolgt die Bestäubung, wenn sich die Blüte in der ersten, der männlichen Phase befindet. Diese Phase erkennt man daran, dass die Staubblätter in der Mitte der Blüte alle am Griffel angelagert sind. Der Pollen wird abgegeben, sobald sich die Staubbeutel nach außen öffnen. Der Pollen (männliches Geschlechtsorgan) ist also in dieser Phase bereits ausgereift, während der Stempel (weibliches Geschlechtsorgan) noch unausgereift ist.
Wenn die sterilen Staubbeutel den Weg zur Narbe für den Pollen freigegeben haben, ist die Blüte in der zweiten, der weiblichen Phase. Erst dann ist die Narbe des Stempels empfängnisbereit.
Durch diese zeitliche Trennung ist es fast unmöglich, dass eine Selbstbestäubung stattfindet und sich somit auf Dauer zu wenige genetische Möglichkeiten zur Rekombination ergeben. Das birgt immer die Gefahr, dass die Pflanze auf Dauer nicht überleben kann.
Praktisch, oder? Die Natur ist schon ziemlich schlau, wenn Sie durch diesen Trick der versetzten Reife die Fremdbestäubung durch den Pollen einer anderen Pflanze begünstigt.
Nach und nach bewegen sich die Staubblätter jetzt nach außen. Am Ende schaut es so aus, als würde ein Stern auf den Kronblättern liegen.
Auf dem folgenden Foto können Sie beim genauen Hinsehen Blüten in unterschiedlichen Stadien der Reife erkennen. Oben im Foto ein Exemplar im ersten Stadium, weiter unten und zurückliegend zwei Blüten, die bereits in die zweite Phase eingetreten sind.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die smaragdgrünen Blüten der Deherainia smaragdina – Unterschiedliche Reifezeitpunkte von männl. u. weibl. Geschlechtsorganen.
So, hätten Sie denn nun im Vorbeigehen auf diese kleinen, smaragdgrünen Blüten geachtet?
Die Mitarbeiter im Tropenhaus waren sich dessen nicht so sicher, und so hat man etwas getrickst. In Anlehnung an den üblen Käsemauken- und Sockengeruch, hängte man als Blickfang formschöne Exemplare eines roten, weißen und schwarzen Strumpfes in den Strauch und nannte die Neukreation kurzerhand „Sockenbaum“.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Deherainia Smaragdina – Damit man ihn wahrnimmt … In Anlehnung an seinen müffelnden Geruch wurde aus ihm ein gut sichtbarer Sockenbaum
Was wir mit Hosenträgern, Haarspangen, Rallyestreifen, Tattoos oder Tortenguss hinbekommen, können die nämlich auch:
Aufmerksamkeit gewinnen!
Märzsonnenbäder lassen Eiszapfen ziemlich schnell vergessen …
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten (und Natur allgemein), Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!) am 14/03/2014
Herrlich dieses Frühlingswetter, oder? Nutzen Sie momentan auch jede Gelegenheit, draußen zu sein? Und wenn es für ein paar Minuten zwischendurch ist?
Morgens täuscht der strahlend blaue Himmel zwar etwas hinterhältig mehr Wärme vor, als wirklich vorhanden ist, doch gegen Mittag verfügt die Sonne tatsächlich über genügend Kraft, um der Menschheit einzuheizen. Derart, dass die ersten Unverwüstlichen bereits im Top und mit nackten Beinen daherkommen. Splitternackte Haut und belüftete Zehen neben in Wollschals eingewickelten Hälsen und stiefelgeschützten Beinen und Füßen. Dick vermummt sind immer jene gut erkennbar, die schon im Dunkeln früh morgens bei 4° C aus dem Haus mussten. Weiterhin jene Skeptiker, die allem, was momentan wettermäßig abgeht, nicht so recht trauen mögen oder auch jene Vorsichtigen unter uns, die generell bis Mitte Mai Daunenmäntel mit Fell eingefasster Kapuze tragen.
Egal, wie das Wetter ist, bevor die Strickjacke eine Chance hat oder gar Haut freigelegt wird, werden konsequent erst die Eisheiligen abgewartet. Vor der Kalten Sophie geht gar nichts. Man könnte sonst Spätfrostschäden erleiden.
Ach, das gilt nur für Pflanzen?
Das Kuriose am (Vor-)Frühling 2014 ist, er ist diesmal Überraschungsgast, extrem früh dran und zwischen Eiszapfenzeit und lauer Frühlingsluft, Fellstiefeln und Sandalen liegen in diesem Jahr obendrein nur gut vier Wochen.
Hier im Norden (im Süden und Westen Deutschlands war es nicht so ausgeprägt) gab es Ende Januar eine Frostperiode mit Temperaturen von -8 bis -10°, doch nur einen Monat später, Ende Februar, stürmte der Frühling förmlich mit kontinuierlich ansteigenden Temperaturen heran.
Seit mittlerweile einer Woche hält es sich so traumhaft schön. Jede freie Minute zieht es einen hinaus und für mich z. B. bedeutete es eine beachtliche Anzahl von Stunden, die ich mit Gartenarbeit verbrachte. Wenn man so lange Zeit frische Frühlingsluft atmet, Sonne tankt, die Hormonproduktion in Schwung kommt etc., dann passiert etwas.
Im Körper. Im Gehirn!
Die Wärme radiert die Vorstellung an Frost aus. Man hält weitere Kälte langsam für unmöglich. Hält es zumindest für höchst unwahrscheinlich, dass der Winter jetzt noch einmal richtig zurückkommt.
Ausgeschlossen! Kann doch auch gar nicht sein! Die Vegetation! Leute, das treibt doch alles aus! Winter passt doch nun wirklich nicht mehr in die Landschaft!
Das menschliche Gedächtnis möchte – wer kann es ihm verübeln – liebend gern vergessen, dass es graues, nasses Wetter und Bibbertemperaturen gibt. Doch sein Besitzer, der Mensch, macht sich – ebenfalls liebend gern – selbst etwas vor.
Haben Sie es auch schon vergessen? Oder erinnern Sie sich noch daran? Wenn Sie während der letzten Tage zum Fenster herausschauten, dürfte es Ihnen schwergefallen sein, die Eisbilder von vor knapp fünf Wochen aufzurufen. Wollen wir kurz einmal das Gedächtnis auffrischen?
Zu der Zeit war der Wallgraben in Planten un Blomen leicht überfroren, immerhin doch so dick, dass die Vögel auf dem Eis sitzen konnten. Mir wäre das definitiv zu kalt am Hintern – und sagen Sie selbst, sie sehen doch irgendwie ziemlich verfröstelt aus.
Die Krähenvögel an Land plusterten sich dick auf und erhofften sich in menschlicher Nähe Nahrungsreste. Brötchenreste, Krümel, Heruntergefallenes …

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar – Die Krähenvögel wirken verfroren. Hoffnung auf Nahrung in Menschennähe …

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar – Die zwei haben es sich auf dem Holzzaun gemütlich gemacht. Etwas wärmer als der Steinboden …
Und wenn Ihnen Ihr eigenes Haupt lieb und teuer war und Sie seine aktuelle Form und Funktionalität hoch schätzten, sollten Sie zur bewussten Zeit den Bereich unmittelbar an den Scheiben des Tropenschauhauses gemieden haben. Ein weiß-rotes Plastikabsperrband hat Ihnen auch mahnend angezeigt, dass Sie lieber etwas Distanz halten sollten. Der Blick nach oben offenbarte warum …

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar – Am Tropenschauhaus brechen Eiszapfen und schwere Eisstücke vom Dach herunter …
Bei diesen Spießen und Keilen, die sich durchaus lösen und wie ein Fallbeil herunterstürzen, bleibt man automatisch in gebührlichem Abstand.

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar – Am Tropenschauhaus – Sie sehen schön aus, die Eiszapfen, sind aber nicht ungefährlich …
Nein, nein, Winter – selbst in seiner schönsten Form – mit frischem, knirschendem Schnee, kunstvoll geformten Eiskristallen, filigranen, überfrorenen Spinnennetzen etc. mag an einzelnen Sonnentagen recht nett wirken, Fakt ist aber:
a) Man braucht das nicht ewig.
b) Man friert irgendwann doch.

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar — Kalt ist es. Schön auf den Holzwegen links bleiben, der Rest sind nur mit einer sehr dünnen Eis- und Schneeschicht überzogene Wasserbecken

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Januar – Gräser zusammengebunden, Wurzelbereich geschützt, eine leichte Schneedecke …. und FROST!
Als ich Ende Februar wieder im Park weilte (u. a. den Leberwurstbaum (Kigelia africana) im grünen, warmen Tropenschauhaus anschauen, Sie kennen vielleicht den entsprechenden Blogpost), war es draußen nicht zu übersehen: Der Lenz hatte es auf einmal eilig!

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Februar – Nur vier Wochen weiter und man ahnt den Frühling. Kein Eis mehr auf dem Wallgraben dahinter …

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Februar – Beim Alpinum zeigen sich auch schon Blüten (Im Hintergrund das Radisson Blu Hotel am Dammtor)

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Februar – Christrosen (Helleborus niger) bahnen sich ihren Weg durchs alte Laub.
Die ersten Blattknospen öffnete sich und zeigten ihr frisches Grün, die ersten Blüten an Sträuchern reckten sich der Sonne entgegen, die Zwiebelblüher bildeten bunte Teppiche.

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Februar – Frostfrei und es blühen Krokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen und Märzenbecher
Am wieder eisfreien Wallgraben jagten die Herren Erpel lautstark quakend die Entendamen. Pflügten energisch durchs Wasser und hatten die Hormone kaum im Griff. Es herrschte Männerüberschuss, entsprechend beherzt waren die Werbeaktionen und entsprechend durchdringend klang es. Eine (Menschen-)Dame, die etwas oberhalb auf einem der weißen Stühle an den Mittelmeerterrassen saß und wohl vergeblich versuchte, lesend ein paar Zeilen in ihrem Buch voranzukommen, bat sich irgendwann genervt Ruhe aus.
„Jetzt ist aber mal gut hier! Sie hat es ja nun gehört, Jungs!“
Mag sein, dass die Entendame die engagierten Herren gehört hatte, sie tat allerdings höchst desinteressiert. Taktik?
Die Amseln sonnten sich am Boden und pickten, was sich so alles zwischen den alten Blättern befand.
Was dieser Amselmann mit dem Kronkorken vorhatte?
Man weiß es nicht …
Blauer Himmel, Sonnenschein. Der Regenschirm hatte ausgedient. Neugierige Tauben checkten die Möglichkeit, ein ausgedientes Exemplar eventuell für den Nestbau zu gebrauchen und gegebenenfalls in Gemeinschaftsarbeit abzuschleppen.
Tauben-WG-tauglich? ^^

Planten un Blomen, Hamburg – Ende Februar – Drei Tauben auf der Suche nach Nistmaterial … „Kommt, das schauen wir uns mal genauer an …!“
Wissen Sie, was in diesen Tagen noch einmal besonders für einen Winter-Frühling-Kontrast sorgte und den Unterschied warm-kalt sehr deutlich zeigte?
Die Eisbahn in den an Planten un Blomen angrenzenden Wallanlagen!

Planten un Blomen, Hamburg – Eisbahn in den Wallanlagen – In der Sonne bilden sich Pfützen auf der Eisbahn …
Anfang März: Dort ist noch richtiges (jaja, natürlich künstlich erzeugtes) Eis! Kein Eisersatz, keine lediglich schlittschuhtauglichen Bodenplatten, welche zwar weiß daherkommen (und ökologisch als empfehlenswert gepriesen werden), aber wie verlegtes Laminat aussehen und so gar kein Eislauf-Feeling vermitteln.
Die echte Eisfläche gibt der unmittelbaren Umgebung weiterhin einen sehr winterlichen Touch. Optisch und akustisch! Man hört das ganz typische Kratzen der Kufen, wenn die Schlittschuhläufer ihre Bahnen ziehen und besonders, wenn die Künstler unter ihnen Pirouetten drehen oder nach einem Sprint abrupt abbremsen. Dann spritzt feiner Eisnebel auf.
Eisige Kulisse, doch die Kleidung ist plötzlich alles andere als winterlich. Sobald momentan die Frühlingssonne scheint, fahren viele im T-Shirt. Wer mehr Kleidung anlässt, friert nicht notgedrungen, sondern möchte für den Fall des Hinplumpsens eine Schutzhülle besitzen.
Dass die Sonne ein ganz beachtlicher Heizstrahler ist, merkt man auch daran, dass das Eis auf dem Teil der Bahn, der nicht im Schatten liegt, zu tauen beginnt. So viel kann gar nicht hinterhergekühlt werden! Große Pfützen haben sich gebildet und werden mit gebührendem Respekt und geringerem Tempo durchquert. Wer das kennt, fährt momentan sogar mit Regenhose. Ein Ausrutscher ohne diese Vorkehrungen bedeutet sonst: die Büx trieft! Und wer hat schon jedes Mal Ersatzkleidung mit dabei.
Jetzt, da ich Ihnen davon erzähle, ist allerdings Ende mit dem Eislauf. Die Eisbahn hat für diese Saison ihre Pforten geschlossen. Am 10. März war der letzte Öffnungstag. Nun heißt es wieder warten bis zum November … Oder vielleicht friert es draußen doch noch einmal heftig, sodass natürliche Flächen …
Wie bitte? Sie möchten keine Herumunkerei?
Warten Sie es ab. Das Erdreich riecht noch nicht richtig nach Frühling! Nicht ganz, ich habe im Garten intensiv geschnuppert. Dieser ganz typische, erdige und dabei etwas modrige Geruch, der vermischt mit Wärme und den ersten Düften von Frühlingszwiebelblühern vermengt etwas Unvergleichliches ergibt! Er war noch nicht ganz entstanden, wirkte gebremst. Und wenn man aufs Moos klopft, staubt es bisher nicht genügend.
Fazit: Da kommt noch wieder kühleres Wetter auf uns zu …
Als nervender Frühlingsdableibinfragesteller und alter Spielverderber muss ich Ihnen weiterhin (als anschauliches Beispiel) mitteilen, dass mein Großvater ein Widder-Geborener war, der am 31. März Geburtstag hatte. Wenn er feierte, dann hatten wir temperaturmäßig im Laufe seines Lebens an diesem Datum alles nur erdenklich Mögliche an Witterungs- und Saisonzuständen.
Man saß bei beinahe sommerlichen Temperaturen in Hemdsärmeln, die Balkontür weit auf, man kam in anderen Jahren mühsam bei einsetzendem Glatteis zu ihm oder – wenn er zufällig Ostern Geburtstag hatte – fiel die Eiersuche auch schon mal bedingt durch heftigen Neuschnee völlig aus. Mal waren die Hecken noch komplett kahl, mal grünte es sichtlich. Ein Jahr war vorher durchgehend Frost gewesen, im nächsten kam pünktlich zum Geburtstag Ende März die Wärme und blieb. Doch auf sehr frühe Wärme folgte stets das große Klappern!
Auch noch Ende April!
Gehen Sie also tunlichst jetzt hinaus, solange die Sonne sich zeigt, nutzen und genießen Sie die milden Temperaturen, aber packen Sie ihren Wintermantel noch nicht so weit weg.
Jammern Sie bitte nicht rum, wenn er demnächst noch einmal gebraucht wird.
Freuen Sie sich stattdessen, dass er zwischendurch unnötig war.
Die schöne Zeit kann Ihnen ja schließlich keiner mehr nehmen …
Hinweis:
Planten un Blomen hat im Blog eine eigene Kategorie (siehe Startseite rechts). Hier finden Sie zahlreiche bebilderte Artikel, die Ihnen die Außenanlagen, aber auch die Tropengewächshäuser näherbringen. Außergewöhnliche Pflanzen, besondere Blühereignisse etc. können Sie via Blogbesuch und natürlich vor Ort kennenlernen.
Wo Leberwurst wächst … Kigelia africana, der Leberwurstbaum
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!), Hamburg am 01/03/2014
Ein was? Ein Leberwurstbaum?
Fast hätte ich Ihnen heute von zarten Krokussen erzählt. Etwas blumiger halt, damit es Sie nicht zum Einschlafen gebracht hätte. Einen ganzen, leuchtenden Krokushang, nur für Sie – das war es, was ich im Sinn hatte, als ich aufbrach, um Fotos zu machen, die im Kopf bereits vorhanden waren. Als ich jedoch am Ort der erhofften Attraktion eintraf – gähnende Leere! Ein kahler Hang, mit vereinzelten, verschüchterten Schneeglöckchen.
Ende des Blogposts?
Nein, ich habe etwas anderes für Sie dabei! Leberwurst sage ich nur.
Würden Sie sich am Südseestrand entspannt unter eine Kokospalme legen? Eine, die reif wirkende Kokosnüsse trägt? Ja? Doch nicht?
Aha, Ihnen fiel auch gerade ein, dass von oben …
Und in Afrika?
Worunter würden Sie sich nachts zum Schlafen legen, falls Sie einmal in die Versuchung kämen, in der Wildnis umherzuwandern und draußen zu übernachten? Keine Strand- oder Palmengegend, aber durchaus genügend andere Bäume zur Auswahl.
Sie sollten auf gar keinen Fall unter einem Leberwurstbaum bleiben! Denn entweder würden Sie mit bis zu sieben Kilogramm schweren Leberwürsten beschmissen, schlimmstenfalls brutal erschlagen! – oder aber, Sie hätten nachts aufdringlichen Besuch abzuwehren. Hungrige Elefanten und ggf. obendrein gegen Morgen neidische Kaffernbüffel und Giraffen, die Sie aus dem Weg zu schubsen versuchten. Denn sie sind echte Leberwurstfans bzw. manch Tier mag zusätzlich die nektarreichen Blüten, die an diesem Baum blühen.
Leberwurstfans. Leberwurstbaumfruchtfans!
Sie haben es geahnt, echte Wurst aus tierischen Bestandteilen ist am Baum unrealistisch, doch dieser Baum trägt Früchte, die tatsächlich so aussehen, als würden schwere, in Naturdarm gepresste Leberwürste wie an Schnüren an ihm herabhängen. In Afrika, in der freien Natur, nicht selten sogar derart dicht an dicht, wie es oft beim Metzger mit den Würsten, die am Haken baumeln, der Fall ist.

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Kigelia africana – Leberwurstbaum – Vorerst nur ein hohes Gewächs, doch ein bisschen näher geschaut …

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Kigelia africana – Leberwurstbaum – links Blüten, rechts eine der wie an Schnüren hängenden „Würste“
Spontan erinnert die bei einigen Früchten anfangs leicht tailliert wirkende Form ein bisschen an eine überdimensionale Erdnuss, doch die Farbe dunkelt offenbar leicht nach, die Oberfläche verändert sich, die Taille schwindet und mit zunehmender Größe entsteht die frappante Ähnlichkeit mit Würsten. Geben Sie gern einmal als Bildersuchbegriff den Baum ein, dann haben Sie eine Vorstellung, was in seinem Herkunftsgebiet an ihm gelegentlich für eine Wurstfülle herrscht.
Leberwurstbaum. Trotzdem ein komischer Name, oder? Andererseits, ich hatte Ihnen im Blog bereits einmal einen Taschentuchbaum gezeigt. Auch dem wuchsen natürlich keine echten Tempos, aber es wirkte, als hingen an ihm zahllose weiße, zipfelige Papiertaschentücher.
Blüten- und Blätterformen, Farben, Fruchtaussehen, Wuchsformen etc. von Pflanzen werden – zur einfacheren Vorstellung Ihrer Optik – sehr gerne nach bereits bekannten Gegenständen und vor allem Tieren benannt. Fischschwanzpalme, Hirschzungenfarn, Ochsenauge, Elefantenohr, Storchenschnabel, Papageientulpe, Zebragras u. a. oder eben Trompetenblume, Glockenblume u. v. m.

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Elefantenohr – Kalanchoe beharenris – (Felt Plant, Felt bush)
In einigen Bezeichnungen kommt nicht einmal mehr der Begriff Blume oder Strauch vor, z. B. Pfaffenhütchen, Schneeball etc.
Oder der Name nimmt sich als Zusatz denjenigen zu Hilfe, der sie verzehrt. Vogelbeerbaum. Sie erinnern sich noch an die Menschenfressertomate vor einigen Wochen?
Einige Namensschöpfungen gibt es nur auf nationaler Ebene oder zumindest innerhalb eines Sprachraums, andere sind international geläufig. Der Wurstgedanke ist international. Der Leberwurstbaum wird auch im englischsprachigen Raum sausage tree genannt.
Das Exemplar auf dem Foto befindet sich nicht in Afrika, sondern steht im Tropenschauhaus von Planten un Blomen in Hamburg. Ich hatte das Glück, Heiko Lüdke, einem Mitarbeiter des Botanischen Gartens über den Weg zu laufen, der mir „sein“ Exemplar zeigte.
Richtig schöne, dunkelweinrote Blüten lassen sich erkennen, doch nicht aus jeder Blüte entsteht auch eine Frucht. Keiner weiß, warum sich drei Früchte relativ nah beieinander entwickelt haben, an anderer Stelle hingegen keine einzige!
Die Blüte bzw. ihr Nektar, von dem sie eine ganz erkleckliche Menge produziert, soll etwas dumpf riechen, ein wenig nach Kohl. Der Geruch ist im Tropenhaus jedoch nicht wahrnehmbar, dazu sind es zu wenig Blüten und zu viele weitere, ablenkende Duftstoffe, die hier in der Luft schweben. Sie öffnen sich übrigens nachts richtig. Die Bestäubung erfolgt durch Fledermäuse, Nektarvögel und sogar Affen, die kommen, um Vitamine zu naschen. Morgens, wenn viele Blüten zu Boden fallen, machen sich die Büffel und Buschschweine schmatzend über sie her.
Im Gewächshaus sieht es mit Affen und Fledermäusen eher schlecht bestellt aus und doch hat die Bestäubung geklappt. Die natürliche Bestäubung. Alle Versuche, zusätzlich ein wenig per Handbestäubung nachzuhelfen, mit einem Pinsel zu bestreichen o. ä. blieben erfolglos.
Und nun hängen hier drei Früchte und werden stolz beobachtet. Sie haben unter Gewächshausbedingungen schon einiges an Gewicht zugelegt, sind aber von den sieben Kilo, die sie in freier Natur erreichen, noch weit entfernt.
Was macht man in ihrem Herkunftsland damit? Sind sie essbar?
Im unreifen Zustand sind sie für den Menschen giftig. Besonders schmackhaft sind sie auch reif nicht, daher hält sich der Ansturm auf sie sehr in Grenzen. Wie damals die Menschenfressertomate enthält auch diese Frucht Inhaltsstoffe, die recht schwer verdaulich sind. Hin und wieder werden die Samen geröstet, und wenn Hungersnöte herrschen, ist die Leberwurstbaumfrucht immerhin eine weitere mögliche Nahrungsquelle.
Doch Bestandteile der Frucht (ebenso der Rinde und der Wurzeln) der Kigelia africana landen in Heilmitteln gegen diverse Krankheiten oder sogar in kosmetischen Produkten. Selbst als Aphrodisiakum wird es verwendet, was vermutlich allein schon im phallusartigen Aussehen der Frucht begründet ist.
Hier im Tropenschauhaus hängen die Früchte in sehr sicherer Höhe, so dass kein Fremder eine Chance hätte – käme er denn auf die Idee – Leberwürste zu ernten, um eigene Kleinmengen bruststraffender Cremes, Mittel gegen Rheuma, Bandwürmer sowie Syphilis herzustellen oder sein nächstes Date durch vorherige Pulvereinnahme ein wenig aufzupeppen.
Falls sich die Tropenschauhäuser in für Sie erreichbarer Nähe befinden, schauen Sie doch einmal vorbei! So etwas wie Leberwurstbaumfrüchte sieht man nicht alle Tage!
Und es gibt zudem stets noch so viel mehr zu entdecken.

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – … und hier etwas dichter. Cycas circinalis (Sago-Palmfarn, False Sago)

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Sukkulentenbereich – Die Blüte der Aloe spinosissima leuchtet weithin …

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – … und hier noch einmal blühend: Elefantenohr – Kalanchoe beharenris (drake) – (Felt Plant, Felt bush)

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Im Farnhaus entrollt sich gerade der Hohe Bootfarn (Angiopteris evecta)

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – … der später „ausgerollt“ so aussieht: Hoher Bootfarn (Angiopteris evecta)

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Schon mal die Blüte des Geld- oder Pfennigbaums (Crassula ovata, Jade Plant) gesehen?

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Im Subtropenhaus: Erica curvirostris, die Kapheide blüht!

Hamburg – Planten un Blomen – Tropenschauhäuser – Sukkulentenbereich – Was sagt man dazu: Hier hat jemand ein Stück aus der Opuntie (Opuntia scheeri) herausgebissen …^^
Für heute ist der Besuch im Schauhaus beendet, doch im Blog geht es demnächst auf dem Gelände der Parkanlage Planten un Blomen weiter. Im Außenbereich ist der Kontrast zwischen dem Frost von vor knapp vier Wochen und den warmen Frühlingstagen der letzten Zeit ein – auch fotografisch – sehr reizvolles Thema.
Kommen Sie doch wieder mit!
Alte Bekannte, Menschenfresserzeugs und Heimatgefühle: Das Tropenschauhaus von Planten und Blomen
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Allgemein, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!) am 15/11/2013
Es gibt Menschen, einige sogar, die zieht es immer wieder in ihre Stammkneipe. Sie biegen nach Feierabend noch schnell in die bewusste Nebengasse und schieben einen kurzen Besuch ein. Zur Entspannung, zum Abschalten. Dort fühlen sie sich wohl, dort kennen sie sich aus, alles ist vertraut. Trotzdem ist der Ort auch immer wieder gut für Überraschungen. Man erfährt dabei Neues! Oder stößt auf Bekannte.
Es gibt Fälle, da steigen Lebewesen, obwohl sie eigentlich durchfahren und mit der Bahn direkt nach Hause wollten, plötzlich an einer früheren Station aus. Sie legen spontan einen Zwischenhalt ein, um solch eine angenehm vertraute Stelle anzusteuern. Nur muss es nicht zwangsläufig ein Stammlokal sein! Es braucht lediglich eine Stätte, welche all die genannten Merkmale aufweist und die gleiche Funktion erfüllt.
Vertraut, heimelig, anziehend – genau mein oder Ihr Ding.
Bei mir ist das Tropenschauhaus von Planten un Blomen quasi die Ersatzkneipe und ein Ort mit erstaunlicher Anziehungskraft. Zog es mich vergangenen Wochenende doch tatsächlich am Dammtor-Bahnhof aus dem Zug! Dort oder über den Ausgang des U-Bahnhofs Stephansplatz kommen Sie schnell und ohne weitere Umwege in die Parkanlage, in der sich die Gewächshäuser befinden.
Im Zug konnte ich förmlich spüren, wie jemand kurz vor dem Halt am Dammtor an meinem Hosenbein zerrte und dabei sirenengleich säuselte: Komm! Komm mit! Du willst es doch auch!
Widerstand zwecklos. Ja, selbstverständlich wollte ich und war in Sekundenschnelle überzeugt! Der Zug präsentierte sich kalt und muffig. Ich wollte da raus, mich entlüften, allerdings auch wieder warm werden. Ich wünschte mirm die Beine zu vertreten, ich war süchtig nach Entspannung, ich brauchte Vertrautes. Einen Ort wie eine Stammkneipe. Eine für Nichttrinker.
Möchten Sie virtuell mitkommen? Es ist überhaupt nicht weit. Ich wollte Ihnen diesmal im Tropenschauhaus ein Gewächs mit einem merkwürdigen Namen und einem interessanten Hintergrund zeigen und auch Dinge, die Sie vielleicht – allerdings etwas anders ausschauend – von zwei vorherigen Besuchen erinnern.
Der kurze Weg vom Bahnhof führt am Congress Center Hamburg (CCH) und dem direkt daneben errichteten Hotel Radisson Blu entlang. Eine Fußgängerbrücke leitet Sie vom Bahnhofsvorplatz hinüber zum Park. Die Sumpfzypressen, von denen ich im Oktober unter anderem sprach (siehe auch rechts auf der Startseite des Blogs die Extrakategorie Planten un Blomen im Gartenbereich für sämtliche Artikel und Fotos), sind inzwischen ziemlich braun, doch haben sie ihre Nadeln bisher nicht abgeworfen.

Planten un Blomen – November 2013 – Sumpfzypressen (Taxodium distichum) mit inzwischen braunen Nadeln …
Von dort aus ist es nur noch ein kleines Stück Weg bis zum Tropenschauhaus.
Immer wenn ich dort die Tür öffne und eintrete, habe ich einen ganz bestimmten Geruch in der Nase. Im Grunde habe ich ihn schon kurz vorher irgendwo – als Erinnerung. Er ist gar nicht so spezifisch, denn die eigentlichen Abteilungen des Gewächshauses beginnen erst hinter den nächsten Türen, es ist also im Eingangsbereich noch kein Regenwald- oder Tropenfeeling. Dort kommt jedoch Verschiedenes zusammen. Ich glaube, mit einer Augenbinde dort hingeführt, wüsste ich nach kurzer Zeit, wo ich mich befinde.
Viele blinde Menschen besuchen diesen Blog, sie können sehr gut nachempfinden, wenn ich jetzt sage, wie es sich anfühlt.
In den Minuten, in denen Sie – am besten mittig – im Eingangsbereich stehen, öffnen und schließen sich im Wechsel die Tür nach draußen, die Glaseingangstür zum warmen Tropenhausteil und die Ausgangstür vom Sukkulentenhaus. In der Luft, die von draußen eindringt, schwingt immer irgendein Rest Pflanzenaroma mit, und gelegentlich dringt Vogelgeschrei mit hinein. Besonders jetzt im Herbst, wenn sich die relativ lauten Möwen unterhalb der Mittelmeerterrassen im Wallgraben breit gemacht haben. Ansonsten ist mehr menschliches Gemurmel zu vernehmen.
Öffnen Besucher die Tropenhaustür, dringt ein kleiner Schwall feuchte Luft und Wärme ins Foyer. Ein bisschen Regenwaldklima schleicht sich jedes Mal mit hinaus, dazu gesellt sich der leicht modrige Geruch der Erde. Doch sobald ein Besucher den Sukkulentenbereich des Schauhauses, der wesentlich kühler ist und trockene Luft besitzt, verlässt, dann geht, nachdem sich diese Glastür geöffnet hat, mit kurzer Verzögerung ein ganz leichtes Frösteln über ihre Haut.
Und manchmal, während Sie dort stehen und herauszufinden versuchen, wo Sie sind, sagt jemand belustigt: Oh, guck mal! Der Fisch! Das ist dann höchst verräterisch! Es gibt nämlich Wandaquarien im Vorraum, und einer der schwimmenden Bewohner hat es wirklich drauf: Er hängt sich gern mit weit geöffnetem Maul platt an die Frontscheibe und starrt Besucher an.
Doch ich wollte ja hinein mit Ihnen und nicht nur mit Augenbinde im Vorraum verweilen …
Im Moment ist gleich beim Eintreten rechts ein eigentlich bekannt aussehendes Gewächs mit einem allerdings sehr merkwürdigen Namen zu finden. Die Menschenfressertomate!

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Menschenfressertomate (Solanum viride) – Wirkt recht harmlos …
Denken Sie auch immer erst so einfach gestrickt wie ich? Aha, eine Tomate, die Menschenfresser frisst … Und wundern sich dann, was die angeblich so kann?
Willkommen im Club!
Sie kann es nicht! Es ist im Grunde nur ein Wort wie z. B. Berufskillercroissant. In dem Fall jedoch würden Sie wahrscheinlich nicht annehmen, das Croissant könnte Berufskiller killen, sondern Ihr Gehirn würde richtig erkennen:
Aha, ein Croissant, welches vermutlich besonders gern von Berufkillern verzehrt wird.
Und so ist das mit dieser Tomate, der Solanum viride, ebenfalls. Es gibt auch einen guten Grund, warum die Kannibalen der Fidschi-Inseln sie lieben. Menschenfresser haben es offenbar gar nicht so leicht beim Verzehr von Artgenossen. Sie kennen mit Sicherheit den Ausdruck: Du, das liegt mir jetzt aber schwer im Magen! Bei uns ist es im übertragenen Sinn gemeint, nur die Kannibalen haben tatsächlich ein Problem mit der nur gemächlich voranschreitenden Verdauung von Menschenfleisch, die etwa zwei bis drei Tage benötigt, egal wie sympathisch oder fies der Verzehrte war. Fleisch ist Fleisch bzw. Bokola ist Bokola. Es liegt schwer wie Blei und sorgt selbst bei ansonsten eher Hartgesottenen für einen verdorbenen Magen. Sagen wir lieber sorgte, denn offiziell gibt es keinen Kannibalismus mehr.
Etwas Abhilfe schaffte bei dieser unbeliebten Situation die leicht bittere, verdauungsfördernde Menschenfressertomate, die auch zu einer Tomatensoße verarbeitet wurde. Die Blätter der Pflanzen wiederum wurden häufig wie bei einer Kohlroulade genutzt: Man wickelte sie um das Fleisch, das dann auf heißen Steinen gebacken wurde.
Sven Bernhard vom Tropenschauhaus in Planten un Blomen hat Informationen dazu auf einer Schautafel hinterlassen. Etwas seriöser als ich, mehr fachsprachliche Ausdrücke als Worte wie Berufskillercroissants, Kohlrouladen etc. ^^ Er geht dort noch auf drei weitere Pflanzen ein, deren Blätter ebenfalls auf diese Art bei der Fleischzubereitung verwendet wurden.
Wer heutzutage schwer Verdauliches isst, schwört häufig auf Magenbitter (Kräutertrank) oder hat sonst irgendwelche Tricks auf Lager, die das Wohlbefinden danach wiederherstellen sollen. Vielleicht sollten Sie die wirkungsvolle Tomate anbauen. Ihre Wirkstoffe helfen sicher auch bei anderen Gerichten. Eisbein etc. Sie müssen jetzt deshalb nicht mit Bokola anfangen …
Diese schöne Pflanze, ein afrikanischer Losbaum, blüht auch im November:

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Blüht momentan: Der afrikanische Losbaum (Clerodendrum splendens)
Ein Stückchen weiter gelangen Sie an den Platz der Titanenwurz, die Ende Juli blühte und hier im Blog einen eigenen Artikel erhielt.
Damals sah sie so aus:
Der Blütenkelch verwelkte und der gesamte Rest – ich nenne es einmal salopp – vergammelte mehr oder weniger, jedenfalls blieb danach oberirdisch nicht viel übrig. Manchmal stirbt die Pflanze danach sogar ab. Nicht generell, doch einige Knollen überleben den Kraftakt zuvor nicht. Wenn die Knolle sich allerdings erholt, treibt die Titanenwurz ein Blatt. So las ich es damals und stellte mir daher wirklich einen langen Trieb mit mehr oder weniger einem großen Blatt vor. Nichts da! Wollen Sie einmal schauen, wie sie im Moment aussieht?
Ein völlig anderer Eindruck, nicht wahr? Spannend, ob sie nun innerhalb von etwa 12-20 Monaten eine weitere (neue, etwa doppelt so schwere) Knolle ausbildet, die nach einer Ruhepause entweder auch ein Blatt treibt oder aber einen erneuten Blütenansatz zeigt und daraufhin ihren gewaltigen Kelch eines Nachts öffnet. Man wird sehen …
Eine Dame traf ich dort, die auch das zarte Grün betrachtete. Irgendwie kam mir ihr Gesicht bekannt vor. Es stellte sich heraus, dass sie auch zur Blüte in der Julinacht gekommen war. Eine alte Bekannte gewissermaßen, mit der man prima fachsimpeln und auch in Erinnerungen schwelgen konnte.
Kommen Sie doch noch ganz kurz mit in den Sukkulentenbereich, denn ich möchte Sie fragen, ob Ihnen das etwas trockene Gestrüpp, das hinten an der Wand lehnt, irgendwie bekannt vorkommt.

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich mit der abgetrockneten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr
Nicht? Ich gehe ein bisschen näher heran …

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich- … und Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus der Nähe gesehen
2012 blühte im Herbst hier in diesem Teil der Gewächshäuser eine Agave weberi und ragte dabei meterhoch aus dem Schauhaus hinaus. Ein Fenster wurde damals dafür extra entfernt, weil die vorhandene Höhe drinnen bei Weitem nicht ausreichte. Als sie abgeblüht war, wurde der lange Blütenstiel nicht weggeworfen, kompostiert! Oh, nein! Der ist wirklich selten und besonders! Als ich im Juli hier war, lag er aufbewahrt – besser gesagt: aufgebahrt – hinter den Kakteen.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich mit den Resten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr – Juli 2013 – „Aufgebahrt …“
Nun steht er und erinnert dadurch besonders an die Zeit, als es so aussah:
Die nächsten zwei Pflanzenarten sind ebenfalls gerade am blühen. Die gelben Blüten auf dem ersten Foto erinnern auf Anhieb an Mohn, auch die Samenkapseln. Aber so pieksig? Doch, es gibt auch eine stachelige Variante der Mohngewächse (Papaveraceae)! Den mexikanischen Stachelmohn (Argemone mexicana):

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich – Mexikanischer Stachelmohn (Argemone mexicana)

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich – Auch sie blüht im Moment: Aloe bellatula aus Madagaskar
Genug gesehen, oder? Beim Verlassen des Gewächshauses lohnt sich ein kleiner Gang auf die Johan-van-Valckenburgh-Brücke, auf der Fußgänger den Wallgraben überqueren können. Von dort haben Sie u. a. einen schönen Blick auf das Radisson Blu Hotel am CCH.

Planten un Blomen – November 2013 – Der Blick von der Johan-van-Valckenburgh-Brücke am Wallgraben hinüber zum Radisson Blu Hotel am Dammtor
Und beim Verlassen des Parks am Ausgang U-Bahn Stephansplatz, zieht dieses Farbenspiel am inzwischen trockengelegten Bachbett die Blicke noch einmal auf sich. Ein Kommentator bei Facebook, wo ich das Bild vorab veröffentlichte, äußerte, er hätte zu gern noch Schnee dazu gehabt. Das stelle ich mir von der Farbkombination her auch wunderschön vor.

Planten un Blomen – November 2013 – Intensive Laubfärbung neben dem inzwischen trockenen Bachbett am Ausgang Stephansplatz
Nachdem wir für heute alles entdeckt haben, frage ich Sie: Was sagen Sie zu der gewagten These vom Tropenschauhaus als Ersatzstammkneipe? Diesem Vergleich. Hinkt gar nicht so sehr, oder?
Sie kommen in vertraute Umgebung, was Ihnen dieses Heimatgefühl vermittelt, Sie fühlen sich wohl, kommen ins Gespräch, treffen Bekannte, erfahren, was es Neues gibt, freuen sich dennoch ungemein, das meiste wie gewohnt anzutreffen und gehen irgendwann zufrieden und entspannt nach Hause. Sogar nüchtern!
Planten un Blomen im Herbst – Farbenpracht und Blättermeer locken
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!) am 14/10/2013
Hätten Sie Lust auf einen kleinen Streifzug? Ich würde Sie gern mitnehmen, um ein weiteres Mal durch die Parkanlage von Planten und Blomen in Hamburg zu spazieren. Ein bisschen pirschen, entdecken und beobachten …
Haben Sie es schon bemerkt?
Hier im Blog hat Planten un Blomen jetzt eine eigene Kategorie rechts auf der Startseite erhalten. Noch schneller sind die Artikel zu finden …
Warum erneut dorthin?
Sie waren als Stammgast des Blogs im Frühling, Früh- und Hochsommer und bei besonderen, weil seltenen Anlässen wie der mehrere Meter hoch aufragenden Agaven– oder der riesigen, nach Verwesung riechenden, nächtlichen Titanenwurzblüte dabei.
Sie haben die Wasserspiele – Fontänen bei Tag oder Konzert mit Wasserlichtorgel bei Nacht – erlebt, Sie kennen den Sommerflor der Staudenbeete. Sie saßen auf den Mittelmeerterrassen, liefen am alten Wallgraben, besuchten Kaskaden und Tropengewächshäuser. Auch den Narzissenhang, kleine Wege und geheime Winkel.
Was bleibt da noch für heute?
Heute sieht alles wieder ganz anders aus! Herbstpracht! Herbstzauber ist angesagt!

Planten un Blomen – Herbst – Die Blätter der Funkien (Hosta) sind gelb, die Gräser haben Blütenstände. Einige Farnarten wirken noch frisch. Der Laubbaum strahlt …

Planten un Blomen – Herbst – Am Apothekergarten (Auf die Skulpturen bin ich bereits in einem früheren Bericht eingegangen)
Diese Jahreszeit hat andere Farben und bringt eine andere Atmosphäre. Riecht anders! Klingt anders! Es ist ruhiger im Park. Das emsige Treiben, das sonst an warmen Sommernachmittagen herrschte, hat nachgelassen. Das Tempo hat sich verlangsamt.
Es hängt jetzt sehr häufig ein feiner Dunst in der Luft, Feuchtigkeit, die die Haare kräuseln lässt, für die jedoch das Aufspannen eines Schirms zu viel wäre. Manchmal mildert dieser Dunst ein wenig die Farbkontraste, wirft sich wie ein leichter Schleier über die jetzt noch blühenden Stauden, lässt das Bild etwas milchig und unscharf erscheinen, wie ein Gemälde von Monet.

Planten un Blomen – Herbst – Wenn die Intensität der Farben nachlässt, wenn die Zahlen der Blüten zurückgeht, wenn die Form nicht immer akkurat ist … wunderschön!
Die Sonne schafft es häufig gar nicht, die Wolkendecke zu durchdringen und dennoch leuchtet es momentan im Park. Die Laubfärbung ist im vollen Gange und so scheint es, als hätten einige Bäume und Gehölze einen kleinen internen Lichtschalter angeknipst und damit für Beleuchtung gesorgt, die sie wirkungsvoll in Szene setzt. Unterschiedliche Glühbirnen verwenden sie obendrein – sämtliche Rot-, Orange- und Gelbtöne sind eingeschraubt.

Planten un Blomen – Herbst – Am alten Wallgraben – Nicht nur das Laub der Bäume verfärbt sich, auch die Blätter des Rohrkolben am Wasser und das Laub der Funkien wird gelb-bräunlich.
Neulich habe ich von der IGS, der Internationalen Gartenschau, berichtet, die am zurückliegenden Sonntag (13.Okt.2013) zu Ende ging. Obwohl ich im Endeffekt positiv überrascht war (nach der vorausgegangenen, eher negativen Berichterstattung), blieb mir erstaunlich wenig haften oder berührte mich derart, dass der dringliche Wunsch entstand, wieder einmal dort vorbeizuschauen. Stattdessen stelle ich nach einem Besuch in Planten un Blomen aufs Neue fest, welche Pluspunkte diese Parkanlage hat und was im Umkehrschluss der IGS nach meinem Empfinden vielleicht gefehlt haben könnte.
Planten un Blomen erhielt mit dem Gartenarchitekten Karl Plomin einen Erschaffer, der nicht nur ein immenses Pflanzenwissen vorweisen konnte, sondern die Parkanlage bekam mit ihm gleichzeitig einen begnadeten Gärtner und Gestalter, welcher über eine führende, eine malende Hand verfügte, die ein Gesamtbild komponieren konnte. Eine Einheit, etwas Harmonisches.
Möglicherweise ist es das, was ich auf der IGS trotz vieler positiver Einzeleindrücke und der ein oder anderen schönen Stelle am Ende vermisste. Es wurde aus dem vielen Einzelnen im Endeffekt kein Ganzes, nichts Ineinandergreifendes und nichts Zusammengehöriges.
Um bei dem Beispiel mit dem Gemälde zu bleiben: Sie können zwanzig tollen Malern Pinsel und Farbtopf geben, ihnen freie Hand lassen bei der Auswahl ihrer Motive … alles gut. Sie werden tolle Ergebnisse haben! Aber nur so lange, wie Ihre Künstler Solisten bleiben und sie sie nicht zwingen, alle unabgesprochen auf derselben Leinwand zu malen.
Die Folge ist dann sehr häufig hier eine Prise Disharmonie (bis hin zum totalen Stilbruch), dort eine Unterbrechung, ein Stück daneben Überladung, etwas weiter der Farbschock für die Augen. Überforderung. Unterforderung. Reizüberflutung. Langeweile. Alles.
Planten un Blomen hingegen wirkt trotz Vielseitigkeit bei der Landschaftsgestaltung, trotz verschiedenster Wuchsformen und trotz Farbenvielfalt alles in allem miteinander verbunden. Alles ist fließend, geht ineinander über. Die Natur ist wohl geordnet, aber unauffällig. Nichts Oberakkurates.
Die Geräusche sind natürlich. Das Zwitschern der Vögel, das Murmeln und Plätschern des Wassers, der Wind in den Bäumen, nur sehr gedämpft der Lärm der Stadt. Menschlicher Lärm ist komischerweise kaum vorhanden. Entweder wird er geschluckt, ausgeblendet, oder es ist einfach so, dass sich die Ruhe, die der Park ausströmt, auf die Anwesenden überträgt. Wenn Sie richtig Radau brauchen sollten, dann müssen Sie schon zum Spielplatz gehen und dort mitmischen.
Ansonsten finden Sie hier Entspannung. Sie haben zwar unheimlich viel fürs Auge, doch es liegt an Ihnen, wie viel Sie wahrnehmen möchten. Sie werden nicht mit Reizen überladen, es gibt nichts, was Sie „schafft“, weil es sich Ihnen gnadenlos in den Weg stellt und ungefordert aufdrängt.
Es war eben ein Meister bei der Gestaltung am Werk – und sein Werk wird erhalten!
Farben, Formen und auch die Blühzeiten der Pflanzen waren für Karl Plomin im Park immer die Mittel des künstlerischen Ausdrucks. So wie Monet seine Gärten malte, so schuf er mit Gehölzen, Stauden, Sommerblühern oder Zwiebelpflanzen seine Werke, hatte dabei wie ein Maler ein Auge für Proportionen und Perspektive, für Linien, Sichtachsen etc. und besaß obendrein die Fähigkeit, wirklich ein artgerechtes und gleichzeitig optisch gefälliges Umfeld für bestimmte Pflanzenarten und -gruppen zu schaffen. Auch im Norden Deutschlands wirken diese Orte, so wie sie gestaltet wurden, völlig natürlich. Selbst ein Alpinum an einem kleinen Hang oder der japanische Garten wirken nicht deplatziert. Sie sind immer Teil mittendrin, nicht herausgepickt und mit der Pinzette irgendwo einzeln künstlich aufgesetzt. Der Übergang ist stets fließend.

Planten un Blomen – Herbst – Das Teehaus im Japanischen Garten, in dem gelegentlich Teezeremonien stattfinden …
Kommen Sie, lassen Sie uns ein bisschen über das Gelände streifen, mehr davon sehen und auch von der Herbstatmosphäre schnuppern. Denn die Erde riecht jetzt anders als noch vor einigen Wochen. Modriger, pilziger, erdiger …

Planten un Blomen – Herbst – … kontinuierlich fallen die Blätter. Bleiben Sie einen Moment stehen, werden Sie berieselt.
Manche Bäume wirken von Weitem, als seien es Laubbäume. Beim Näherkommen erkennen Sie jedoch, dass es sich bei dem relativ hellgrünen „Behang“ um eine Benadelung handelt. Es sind Sumpfzypressen, die ursprünglich in den Sümpfen Floridas und Louisianas beheimatet sind, jedoch mit dem Klima hier und sogar den Verschmutzungen der Stadtluft recht gut zurechtkommen. Ruß, der sich auf den feinen Nadeln (man spricht eigentlich vom Blättern!) absetzt, behindert die Fotosynthese, denn weniger Licht kommt durch. Außerdem wird der Gasaustausch negativ beeinflusst, da die Spaltöffnungen blockiert werden. Doch bevor wirklich Schäden auftreten können und der Baum zu kränkeln beginnt, wirft er im Herbst einfach die kurzen benadelten Triebe ab. Die Sumpfzypressen befreien sich somit regelmäßig von schädlichen Umweltbelastungen. (Sie kennen das Nadeln abwerfen auch von den Lärchen)
Lassen Sie uns nachsehen, wer sich sonst noch im Park aufhält, dort lebt, sich ernährt, sich sonnt …
Gelegentlich haben SIe das Gefühl, Sie werden beobachtet. Und das Gefühl täuscht nicht.
Oder wenn Sie sich dem alten Wallgraben zuwenden …

Planten un Blomen – Leichter Dunst am Wallgraben – Stauden und Gräser haben Farbe angenommen – Der Blick geht Richtung Stephansplatz zur Alten Oberpostdirektion.

Planten un Blomen – Herbst – Die Königskerze hat noch ein paar Blüten … farblich passend zum gelb werdenden Laub der Bäume.
Wen haben wir denn da …? Eine Ralle (Teichhuhn) gleitet – vor sich hin erzählend – durch eine bunte Blätterschicht.

Planten un Blomen – Herbst – Am alten Wallgraben – Auch der zweite bekannte Lieblingsplatz ist – wie im Sommer – von einer Schildkröte belegt.
Im Wallgraben leben außer den Rotwangen-Schildkröten noch Goldorfe, Goldfische, Brassen, Goldkarpfen und Rotfedern.

Planten un Blomen – Herbst – Der Sonnenhut an den Mittelmeerterrassen lässt noch ein Gefühl von Sommer und Sonnenschein aufkommen …

Planten un Blomen – Herbst – Dem Tosen gefolgt … Das Wasser rauscht auch im Oktober noch die Steintreppen hinab.
Und auch am See geht es sehr entspannt weiter. Die Vögel relaxen und strecken beim Putzen hingebungsvoll ihre „Ruder“ von sich.
Schön, oder? Falls Sie mittlerweile Lust bekommen und außerdem die Möglichkeit dazu haben, besuchen Sie den Park doch selbst noch einmal, bevor alles Laub zu Boden gefallen ist, bevor die Kälte Sie nicht mehr herauslocken kann, bevor die Blütenpracht ganz vorbei ist!
Es tut gut!
Bis Ende Oktober finden auch weiterhin die Wasserspiele und die abendlichen Konzerte statt, die momentan allerdings bereits um 21 Uhr beginnen.
Ich werde jetzt leider nach Hause müssen, daher verabschiede ich mich nun. Schön, dass Sie heute wieder als Begleitung dabeiwaren!
Oh, Moment …!

Planten un Blomen – Herbst – … noch sind die Wasserfontänen in Betrieb – und auch das abendliche Konzert mit Wasserlichtorgel findet statt.
Wissen Sie, was ich mir just in diesem Moment überlegt habe?
Vielleicht – nein, setzten Sie sich lieber erst – vielleicht gehen wir auch noch einmal im Winter dorthin. In den Park. Bei Schnee und Eis.
So, jetzt wissen Sie’s! ^^
Packen, Titanenwurz, Bescheid sagen, Aufbruch, Pause – pffft. Bevor es losgeht jedoch …
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Allgemein, Foto, Garten- und Parkanlage "Planten un Blomen" (inkl. Besonderheiten im Tropenschauhaus!) am 21/07/2013
Liebe Bloggäste,
ich bin im Aufbruch und werde wieder einige Tage ohne Netzverbindung sein. Eine kurzfristige Nichtreaktion meinerseits ist momentan daher nicht als Desinteresse oder als ein Fall von keine Lust anzusehen, sondern mehr als ein Ding der Unmöglichkeit. Ich melde mich dafür hinterher schnellstmöglich zurück!
Mittendrin beim Zusammenpacken meiner Sachen erreichte mich heute die Nachricht, dass die Blüte begonnen hat. Die Titanenwurz hat sich tatsächlich überlegt, doch noch vor meiner Abfahrt ihre Blütenblätter zu entfalten!
Ich gebe zu, ich habe kurz gezögert – dann machte ich mich allerdings doch schleunigst auf den Weg zum Tropenschauhaus.
Es hieß, es begann aus heiterem Himmel.
Nichts mit morgendlichem Ankündigungsduft als Vorwarnung!
Nein! Ratzdifatz ging es am Nachmittag auf einmal los!
Und während Queen Elizabeth immer noch auf ihr Urenkelkind wartet, durfte ich mich freuen, weil Amorphophallus titanum quasi in den Wehen lag. Nun, recht frühe Wehen, eine längere Geburt …
Bis 23 Uhr hatten die Tropenschauhäuser am 20. Juli 2013 ihre Öffnungszeit extra für dieses Ereignis verlängert. Sie hätten persönlich sogar noch länger ausgedehnt, nur schließt der Park Planten un Blomen um diese Zeit. Das hieße, die Besucher wären entweder gezwungen, im Park zu nächtigen oder in großen Scharen über hohe Eisentore zu klettern.
Das würde ein Foto geben! Und eine Überschrift …!
Ich war gegen 22 Uhr vor Ort und habe in meinen – diesem vorangehenden – Blogpost, der sich um die Titanenwurz dreht, jetzt einen Nachtrag eingeschoben.
Mit aktuellen Bildern!
Ich lasse Ihnen jedoch auch hier eines. (Kommt gleich noch …)
Zuvor möchte ich Ihnen für die Zeit der Abwesenheit alles Gute wünschen! Genießen Sie das sommerliche Wetter, nehmen Sie sich vor Sonnenbrand und zu viel Hitze in Acht, und wenn Sie möchten, hätte ich für Sie einige weitere Fotos aus der Parkanlage Planten un Blomen, die den Sommer wirklich von seiner schönsten Seite präsentieren.

Planten un Blomen – Juli 2013 – An den Mittelmeerterrassen … Die Kugeldisteln sind bereits leicht bläulich …
Und hier die Entwicklung bei der Titanenwurz. Stand 20. Juli 2013 gegen 22 Uhr:

Planten un Blomen – 20.07.2013 – Titanenwurz (Amorphophallus Titanum) – Die Blüte öffnet sich … (Stand 22.00 h)
Bis demnächst!