Archiv für die Kategorie Garten: spezielle Pflanzen näher betrachtet (z. B. Aralia elata, Wisteria …)
Aralia elata – Ein Jahr mit dem Teufelskrückstock …
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Garten (und Natur allgemein), Garten: spezielle Pflanzen näher betrachtet (z. B. Aralia elata, Wisteria ...) am 23/01/2013
Er wird in diesem Jahr 17. Von klein auf an lebt er hier, wurde von mir hochgepäppelt, und ich mag ihn. Meinen stachligen Kumpel. Er soll heute das Thema sein.
Ganz richtig, es geht diesmal nicht um ein Kontorhaus, sondern um einen speziellen Baum bzw. Großstrauch.
Schön, dass Sie aufgepasst haben … ^^
So sieht er just am heutigen Tag aus, nachdem ihn Schnee leicht überzogen hat.
Erkannt? Nicht?
Nur mäßig begeistert?
Warten Sie einmal ab …
Sie kennen vorangegangene Blogposts der Kategorie Garten?
Falls nicht, sollten Sie um meine Einstellung wissen, die besagt, dass ich kein weiteres Lexikon bin und dass es höchst überflüssig und unschön ist, wenn bereits existierende (gute) Texte und Beschreibungen en masse aus Lexika (Wikipedia) oder Fachliteratur kopiert und dann im Blog erneut aufgetischt werden. Identisch!
Wozu? Was soll Ihnen das bringen?
Ich denke, nach etwas googlen können Sie selbst, dazu brauchen Sie nicht mich. So wie Sie mich eigentlich überhaupt nicht brauchen – es kann nur sein, dass Sie mich brauchen möchten …^^
Kennen Sie den Japanischen Angelikabaum, die Stachel-Aralie oder den Teufelskrückstock?
Das sind nicht drei verschiedene Dinge, sondern damit ist immer ein und dieselbe Pflanze gemeint, die ich fortan (obwohl es ca. 73 Arten der Aralia gibt) hier nur kurz Aralie nenne.
Teufelskrückstock klingt sowieso viel zu gemein für den schönen Baum.
Dieses – eines meiner Lieblingsgehölze – stelle ich heute unter anderem anhand einer Reihe von Bildern vor, die ich über ein ganzes Jahr hinweg aufgenommen habe, beschreibe seinen Weg in meinen Garten, stelle Überlegungen an, wie man die Wahl einer Pflanze überhaupt angeht und möchte Ihnen vermitteln, warum diese ein richtiger Jahreszeitenanzeiger ist.
Vielleicht haben Sie Lust, die Aralia elata kennenzulernen. Selbst wenn Sie sonst kein Gartenfreak sind, könnten Sie heute einfach mitmachen. Spontan hierbleiben …
Wenn Sie ein neues Gewächs für Ihren Garten suchen oder bereits im Auge haben, was ist wichtig zu klären, bevor Sie es definitiv anschaffen und auspflanzen?
Richtig, Sie sollten sich Gedanken machen und ein paar Dinge überprüfen:
Was können Sie ihrem Neuzugang bieten? Wie viel Platz steht zur Verfügung? Nicht nur am Beginn, sondern auch mit Hinblick auf die endgültigen Maße der ausgewachsenen Pflanze.
Wie ist die Lage (Ausrichtung)? Wie ist das Licht? Nur Schatten? Heiße Mittagssonne? Irgendetwas dazwischen?
Wie ist die Bodenbeschaffenheit? Sandig, lehmig, humusreich, herrscht Staunässe?
Ist er tiefgründig? Sauer, neutral oder fast schon basisch? Trocken, verwurzelt, … irgendwie schwierig?
Wie ist das Klima? Nicht nur die allgemeinen klimatischen Verhältnisse spielen eine Rolle, auch das Mikroklima ist wichtig – in diesem Fall ist damit gemeint, wie die klimatischen Umstände in ihrem Garten, ihrer unmittelbaren Umgebung sind. Was muss ihre Pflanze aushalten oder kompensieren können?
Andererseits sollten Sie sich auch fragen, welche Eigenschaften Sie wiederum bei der Pflanze vorzufinden erhoffen.
Welchen Zweck hat sie zu erfüllen? Soll sie Sichtschutz sein, Sonnenschutz/Schattenspender, Windschutz, oder soll sie einfach nur optisch schön sein?
Soll sie einheimisch sein oder darf sie auch anderswo herstammen?
Soll sie duften? Insektennahrung sein? Eher die Wildform oder eine spezielle Züchtung? Viel Aufmerksamkeit beanspruchen oder pflegeleicht sein? Nur in einer Jahreszeit der Hingucker, aber ansonsten unscheinbar? Schnell wachsend, langsam aufstrebend? Kann sie sich ausbreiten oder wollen Sie sie in Form schneiden? Sommergrün, wintergrün, immergrün …?
Fragen über Fragen.
Und was tun Sie dann?
Sie haben keine Ranch, auch nicht den Hyde Park, also beginnen Sie nach einer ersten Sichtung und Favoritenermittlung mit der Größenklärung.
Sie googlen brav und nach ungefähr einer halben Stunde sind Sie in diesem Punkt nicht wesentlich schlauer als zuvor.
„ … der 3-4 m hohe Strauch kann sehr in die Breite gehen.“
„ … ist aufrecht mit einer Höhe bis 5 m und einer Breite von 2 m.“
„ … kann sich jedoch zu einem bis zu 9 m hohen, ausladenden Baum entwickeln.“
„ … stammt aus Asien und wird in seiner Heimat 25-30 m hoch.“
„ … in den Heimatgebieten erreicht er Wuchshöhen von bis zu 10 Metern.“
„ … der Strauch ist raschwüchsig …“
„ … der Strauch wächst recht langsam …“
„ … der Baum ist eher ein Großstrauch …“
„ … diesen Großstrauch, den man fast eher als Baum bezeichnen könnte …“
Das in etwa kommt dabei heraus, wenn Sie versuchen, genauere Informationen über die Wuchshöhe/–breite oder die Wuchseigenschaften diese Aralienart zu bekommen.
Als ich vor 18 Jahren nach ihr suchte, hatte ich zum Glück noch keinen Internetzugang. Dann hätte ich womöglich an diesem Punkt überfordert aufgegeben. Doch so entschied ich mich 1995 – aus heutiger Sicht relativ unwissend – für einen Strauch/Baum, weil er mir einfach gefiel!
Ich hatte ihn im Frühjahr in einem Garten gesehen, als er gerade austrieb, entdeckte später im Sommer erstaunt das enorm üppige Grün. Mir gefiel das gefiederte Laub, das bewirkte, dass alles trotz der beachtlichen Blattfülle nicht erdrückend und schwer wirkte, sondern im Gegenteil leicht und luftig.
Ich sah im Juli den Blütenansatz, der sich auszubilden begann und das machte mich neugierig auf mehr.
Ich beobachtete also sehr angetan die Blütezeit, stellte erstaunt fest, dass sich danach zudem tolle, kontrastreiche Früchte ausbildeten und bewunderte die interessante Herbstfärbung. So etwas wünschte ich mir für meinen Garten auch.
Folglich forschte ich nach dem Namen – fand die Pflanze danach jedoch nicht in den Gartenzentren! Ich interviewte einen Baumschulgärtner, der auf dem Wochenmarkt einen Stand hatte, und dieser brachte Monate danach, inzwischen war das Frühjahr 1996 angebrochen – in Ermangelung einer schön vorgezüchteten Container-Pflanze, die er ebenfalls nirgends aufzutreiben vermochte – einfach einen „Strunk“ mit.
Einen pieksigen Schössling (einen Ausläufer, die Aralie ist wurzelaustreibend) von 30 bis 40 cm Höhe, der in einem mit Wasser gefüllten Gewürzgurkenglas auf mich wartete. Die somit recht empfindliche, weil nackte Wurzel, überstand dank der sorgsamen Umwicklung mit einem getränkten Tuch den Transport nach Hause, wurde in frisches, vorbereitetes Erdreich gesetzt, begossen, gehegt und gepflegt. Vermutlich aus Freude darüber, wuchs das kleine Ding prompt an.
Ich habe kein Originalfoto von damals, doch ein späterer Ableger zeigt es auch. So klein war die Aralie ursprünglich, und wenn im Herbst alle Blätter fielen, dann stand nur noch ein kleines, stacheliges Stämmchen wie ein Stock im Topf.
Hier aus der Nähe erkennen Sie besonders gut, wie das gesamte Laubblatt (nicht nur die einzelnen kleinen Blätter daran!) angeordnet und beschaffen ist.
Der Blattaufbau ist zusammengesetzt, die Anordnung wechselständig, die Blattform ist gefiedert. Die Fiedern selbst sind glattrandig. Das Laub hat ein – wie ich finde – überaus frisches, lebendiges Grün. Die Blätter (nennen wir sie „Blattwedel“) werden bis 100 cm lang, sind unterseits stachelig. Dieses ganze große Teil wird im Herbst insgesamt abgeworfen! Es sind keine kleinen Äste, die am Baum behalten werden!
Ich erwähnte, dass die Aralie sowohl als Großstrauch, als auch als Baum bezeichnet wird. Sie hat die Tendenz mehrere Grundtriebe auszubilden, was ihr den Strauchcharakter verleiht. Doch wer rechtzeitig unerwünschte Nebentriebe entfernt und den Haupttrieb bis zu einer gewissen Höhe entastet und freihält, der bekommt die typische Baumform. Man kann die Aralie dazu animieren (erziehen), einen schönen Kronenaufbau auszubilden (etwas pilz- oder schirmförmig ist ihr „Kronen-Naturell“ sowieso)

Aralie (Aralia elata) … vier Jahre nach dem Auspflanzen des Schösslings: Die Pflanze ist mir über den Kopf gewachsen (ca. 1,80 m Höhe)
Die Stammform bildet sich heraus. Auch hier fallen die ganz oben wie ein Dach sitzenden Laubblätter („Blattwedel“) komplett ab, so dass im Winter zunächst nur noch etwas dort steht, was wie ein einsamer, unbenutzter Fahnenmast aussieht.
Weitere vier Jahre später ist der nach einem Hausanbau neu angelegte Grenzstreifen des Grundstücks samt Aralie ziemlich eingewachsen. Die Kamera in gleicher Höhe hingehalten, zeigt nur noch den Stamm rechts im Bild. Sie ahnen es, die Aralie hat in der Zwischenzeit mächtig zugelegt, obwohl sie durch Bruchschäden nach einem extrem starken Sturm in ihrem Wachstum zurückgeworfen wurde.
Nach 17 Jahren kann ich übrigens bezüglich der Endgröße etwas exaktere Angaben machen. Der Baum ist nun ca. 6,50 m hoch (gleichbleibend) und die Krone an der breitesten Stelle misst etwa 5 m.
Der Stamm der mittlerweile erwachsenen Aralie sieht aus der Nähe jetzt so aus:

Aralie (Aralia elata) – Der Stamm … eine stachlige Angelegenheit: Vorsichtiges Annähern ist angebracht.
Etwas Respekt einflößend, nicht wahr? Es ist ratsam gut aufzupassen, wenn Sie in der Nähe am werkeln sind. Man vergisst anfangs, dass gebogene Stacheln nur auf einen warten, stützt sich gedankenlos beim Aufrichten mit der Hand am Stamm ab. Doch wenn Sie einmal derart abgehobelt oder geschrammt wurden (je nach Bewegung), denken Sie zukünftig besser daran.
Nicht doch lieber eine einheimische Pflanze?
Diese Frage ist berechtigt. Natürlich ist das die beste Lösung. Nun ist die Aralie asiatischen Ursprungs. Weitgereist und hier heimisch geworden.
Soll man oder nicht?
Schon damals bevorzugte ich zwar grundsätzlich einheimische Sträucher und Gehölze, doch einige wenige Ausnahmen lasse ich zu.
Ein Kriterium z. B. ist, dass es sich um eine Art handelt, die mit dem nordeuropäischen Klima inkl. Frost ohne besondere Vorkehrungen gut klarkommt. Das ist hier der Fall. Die Aralie soll bis -25° C vertragen. Diese Temperaturen hat sie noch nicht erlebt, bis -16° C ist sie jedoch erprobt und trug keine Frostschäden davon.
Ich schaue weiterhin, wie der Charakter der Pflanze ist. Tendiert sie dazu, alles zu dominieren? Ist voraussehbar, dass sie andere (einheimische Pflanzen) verdrängen wird? Sie gnadenlos überwächst, ihnen Nährstoffe raubt, etc.?
Ist sie oder sind Teile von ihr giftig? Nicht nur bei Verzehr, sondern vielleicht schon bei Berührung? Das ginge gar nicht.
Auch hier fiel die Pflanze eher positiv auf. Sie ist zwar Flachwurzler und entnimmt dem umliegenden Boden naturgemäß Feuchtigkeit, nur lassen sich die Anrainer-Pflanzen durchaus entsprechend auswählen (tiefwurzelnd und trockenheitsverträglich).
Sie selbst hat recht geringe Ansprüche, muss z. B. nicht zwangsläufig kontinuierlich mit Dünger versorgt werden.
Giftig? Ihre ganz jungen Blattaustriebe werden in Japan sogar gegessen!
Wie steht es um die Robustheit? Ist sie krankheitsanfällig für z. B. Pilzkrankheiten, Rost oder anderes? Auch der Einsatz entsprechender Gegenmittel sollte nicht schon vorprogrammiert sein. (Obwohl hier die Einschränkung gilt: krank wird oft nur das, was nicht die richtigen Standortbedingungen hat und lässt sich in vielen Fällen reduzieren, wenn nicht gar ganz verhindern – muss also nicht notwendigerweise das Nein für diese Pflanze bedeuten).
Als nächstes achte ich darauf, ob die ins Auge gefasste Pflanze eine Nahrungsquelle für allerlei Getier darstellt. Die Aralie ist in dieser Hinsicht empfehlenswert, denn sowohl Vögel als auch Bienen und andere Insekten besuchen sie rege. Während der Blütezeit im August/September ist vom Morgen bis zum Einbruch der Dunkelheit heftigstes Brummen ganzer Insektenschwärme zu vernehmen. Später herrscht Vogelandrang bei den Früchten.
Und dann gibt es einen Punkt, der besonders in kleinen Gärten zum Tragen kommt, in denen Sie oft nicht die Möglichkeit haben, eine große Vielfalt an Büschen, Sträuchern und Bäumen zu pflanzen.
Das, was ich Ihnen jetzt sage, trifft sowohl auf einheimische als auch auf „zugereiste“ Gehölze zu.
Sie brauchen Pflanzen, die nicht nur für eine kurze Zeitspanne attraktiv sind!
Wenn Sie aus Platzgründen nicht 12 Pflanzen setzen können, die alle irgendwann versetzt ihren einen Höhepunkt haben, und Ihnen auf diese Art monatlich ein neues Oh! und Ah! entlocken, brauchen Sie eine, die mehreres bietet.
Ideal sind Gewächse, die außer interessanten Laubformen inkl. einer frischen Farbe sowie eigenwilliger Laubentwicklung auch eine anziehende Blüte präsentieren, Fruchtschmuck ansetzen, mit sich im Herbst verfärbendem Laub deutlich die kalte Jahreszeit einläuten und im Winter gerüstgebend weiterhin dort sind, jedoch viel Licht durchlassen – also möglichst einen lockeren, wenig verzweigten Aufbau haben.
Die Aralie ist so ein Multitalent und wenn auch Sie sehen möchten, wie sich das Jahr und die Natur weiterentwickeln und gern einen Sie führenden Jahreszeitenbegleiter und –anzeiger hätten, dann schauen Sie hier und heute unverbindlich zur Probe.
Ganz oben im Blogpost entdeckten Sie bereits das Januar-Winterbild mit Schnee. Die nachfolgenden Fotos setzen mit dem Monat Februar fort:

Aralie (Aralia elata) in den Wintermonaten. Gut zu erkennen der aufrechte Wuchs und die lockere Verästelung

Aralie (Aralia elata) – Meist Anfang April werden die Blattknospen immer dicker, Mitte April sieht es bereits so aus …

Aralie (Aralia elata) – Ende April – Der Blattaustrieb inzwischen erheblich länger, doch insgesamt immer noch etwas spärlich wirkend …

Aralie (Aralia elata) – Mitte Juli – die Blattwedel sind ausgewachsen. Die Blüten treiben bereits aus …

Aralie (Aralia elata) – Mitte August öffnen sich immer mehr fünfzählige Einzelblüten an den Blütenrispen der Trugdolden, deren Durchmesser ca 50 cm beträgt

Aralie (Aralia elata) – Zweite Hälfte August: die Insekten schieben Extraschichten ein, seit die Aralie blüht …

Aralie (Aralia elata) – Ende August: die unteren Dolden sind zum Teil ausgeblüht und bilden (noch grüne) Früchte

Aralie (Aralia elata) – 20. September – Die beerenartigen Steinfrüchte sind dabei, sich auszubilden. Sie sind tiefblau bis schwarz und später bei Vögeln begehrt

Aralie (Aralia elata) – Nur zehn Tage später – 30.09. – die Herbstfärbung hat eingesetzt. Die Aralie wird bunt …

Aralie (Aralia elata) – 15. Oktober: die ersten großen wechselständigen Laubblätter (sind bis zu 100 cm lang und ein- bis dreifach gefiedert), die sich verfärbten, wurden bereits abgeworfen.

Aralie (Aralia elata) – Ende Oktober – Ein Blick in die Höhe zeigt lichter gewordenes, buntes Laub …

Aralie (Aralia elata) – Ein bisschen wie Patchwork. Von grün über gelb bis hin zu orange und braun ….

Aralie (Aralia elata) – Ende Oktober: leuchtendgelbes, herabgefallenes Laub – von der Hecke gestoppt

Aralie (Aralia elata) – Der November beginnt – Kalte Nächte, Regen, am Tag kommt noch einmal die Sonne durch. Doch lange bleiben die restlichen Blätter nicht mehr am Baum …

Aralie (Aralia elata) – Es wird licht. Die abgeblühten Blüttenrispen mit einem Teil der Früchte halten sich oft noch ein Weilchen.
Ich weiß, man soll sich nicht über andere lustig machen. Sie müssen es ja nicht weitererzählen …
Ich amüsiere mich immer köstlich über die Amseln, wenn sie versuchen, sich im Herbst die kleinen, schwarzen Früchte der Aralie zu holen. Auf dem Foto direkt hierunter, sehen Sie, wie die Rispen, die noch nicht abgefallen sind, irgendwann kopfüber herunterhängen. Den Meisen macht das nichts aus. Sie fliegen sie direkt an, pendeln an ihnen herum wie an den Meisenknödeln, picken ein paar Früchte und fliegen davon.
Die Amseln landen hingegen zuerst auf den Ästen. Hüpfen sehr sorgsam näher an das Objekt der Begierde, wobei ich sie bewundere, dass sie mit ihren Füßen die Stacheln der Äste abkönnen. Sie sind schließlich keine Fakire.
Oder sind die Abstände groß genug, dass sie quasi dazwischen spazieren?
Wie dem auch sei, sie versuchen sich zu dem Hängesträußchen hinab zu beugen und Beeren zu erwischen. Amseln vergessen nur, dass sie keinen Schwanenhals haben. Sie reichen nicht heran! Die Gier ist immer noch da, daher kommt Wegfliegen nicht in Betracht. Nun gucken sie bei den Meisen ab und springen ebenso beherzt in die Rispen hinein. Ihr Gewicht (beträgt teilweise das Fünffache dessen, was eine Kohlmeise wiegt) und der Schwung sind beachtlich, die Rispen sehr empfindlich, nur noch an einem Eckchen haltend. Schon lösen sie sich, reißen vom Ast ab. Die schwarzgefiederten Kollegen merken das Malheur, flattern wild mit den Flügeln, um nicht mit abzustürzen und schimpfen entrüstet. Es sieht jedesmal urkomisch aus!
Immerhin sind sie so schlau, den heruntergefallenen Leckerbissen zu folgen und die Früchte dann am Boden zu verzehren.

Aralie (Aralia elata) … irgendwann kippen die Blütenrispen nach unten und hängen wie ein Trockenstrauß.

Aralie (Aralia elata) – Ende November – Blütenrispenreste und Beeren zum Teil am Boden … (Hier kommen auch die absturzgefährdeten Amseln zum Zuge …^^)
Und dann ist schon Dezember, das Jahr neigt sich dem Ende zu, und wir würden mit dem Bild von ganz oben, vom Anfang des Blogposts, wieder beginnen … vielleicht auch mit einem richtigen Schneebild wie diesem:
Haben Sie es bemerkt?
Die Aralie schafft es, nicht nur die vier Jahreszeiten anzuzeigen, sondern sie verrät Ihnen sehr genau, welcher Monat gerade ist, unter Umständen sogar welche Monatshälfte. Es hängt ein bisschen davon ab, wie lang der jeweilige Winter dauert. Doch um mehr als ein bis knapp zwei Wochen verschiebt sich der Einsatz der Blütenbildung im Endeffekt nie. Die Pflanze scheint im Laufe des Jahres aufzuholen, selbst wenn sie wetter- und temperaturbedingt später loslegte.
Ein Blick hinaus erspart ihnen den Kalender, und auf irgendeine Art beruhigt es kolossal, diesen Zyklus immer wieder aufs Neue zu beobachten.
Sollte Sie jemand von dieser Pflanze mit dem Hinweis abbringen wollen, dass sie Ausläufer treibt, dann bleiben Sie ganz ruhig. Sie sind bei Weitem nicht so zahlreich, lästig und schwer zu entfernen wie beim Sumach (Rhus typhina) oder beim Ranunkelstrauch (Kerria japonica). Es hält sich wirklich in Grenzen, lässt sich sehr leicht abstechen oder herausziehen und gibt den einen oder anderen kostenlosen Nachzögling.
Sie überlegen, ob die Standortbedingungen bei Ihnen gegeben sind?
Die Ansprüche an den Boden sind gering. Er sollte durchlässig sein, so dass Wasser gut ablaufen kann und keine Staunässe entsteht. Leicht saurer Boden scheint ihr gut zu bekommen, ab und zu etwas Kompost oder anderen organischen Dünger beigeben. Wer die Möglichkeit hat, sollte einen windgeschützten Platz wählen, der auch nicht komplett austrocknet. Alles außer richtigem Schatten ist genehm. Selbst da wächst sie, blüht aber kaum und zeigt auch nicht so ausgeprägt die Herbstfärbung – was beides extrem schade wäre.
Winterschutz ist gar nicht nötig. Einfach das Laub als Schutz liegen lassen oder deponieren Sie extra eine Schicht im gesamten Wurzelbereich.
Hat die Aralie nach einigen Jahren begonnen, sich für die Baumform in gewünschter Höhe zu verzweigen und nach ca. 10-12 Jahren das Endmaß erreicht, fällt auch nicht viel Pflege an. Kein lästiges dauernd Auslichten oder Einkürzen.
Ja, so sieht es aus, lieber Blogleser, liebe Blogleserin. Überlegen Sie es sich mit der Aralie … ^^
Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum dieses zauberhafte Gewächs den Namen Teufelskrückstock bekommen hat, muss ich leider bei der Antwort passen. Ich leite es zurück auf die etwas krumme Form der Äste und die sehr stachelige Beschaffenheit der Rinde bzw. Borke. Falls Sie eine passendere Erklärung finden sollten oder im Internet darauf stoßen, lassen Sie es mich gerne wissen!
©Januar 2013 by Michèle Legrand
Du machst mir Rost …!
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Audio (Hördatei), Foto, Garten (und Natur allgemein), Garten: spezielle Pflanzen näher betrachtet (z. B. Aralia elata, Wisteria ...) am 27/06/2011
(Folgender Link führt Sie zur Hörversion ->
https://www.sugarsync.com/pf/D6851760_7339928_788562 )
Sie war erhitzt. Ihr Haar wirkte leicht verstruwelt, der Atem ging ein wenig schwerer. Ein leichtes Rinnsal, welches sich aus Schweißtropfen gebildet hatte, floss zwischen ihren Brüsten hinab. Es erreichte quälend langsam den Bauchnabel. Ein Teil versickerte, der Rest tastete sich unbeirrt seinen Weg weiter abwärts…
Er war direkt vor ihr und streckte seine langen Arme gierig nach ihr aus. Sie stöhnte, griff dann jedoch kurzentschlossen nach hinten, bis sie Metall fühlte.
Die Schere! Damit konnte sie ihn in Schach halten.
Es war einfach zu oft. Das sechste Mal …!
Warum beginnen Gartenartikel nicht einfach einmal so?
Ein bisschen Erotik, ein bisschen Thriller.
Treibt sie es jetzt mit ihm? Bringt sie ihn um? Wer ist dieser Wüstling? Findet sie ihn toll, wenn sie bei ihm so ins Schwitzen gerät und stöhnt? Himmel, wer ist er?
Nun, er ist eine Pflanze, und das ist diesmal der Anfang meines Blogartikels, der somit durchaus zum Thema Garten gehört!
(Das andere könnte eventuell irgendwann eine neue, eigenständige Geschichte in einer anderen Rubrik werden …^^)
Heute geht es ‚nur’ um ihn, den Blauregen. Er ist es, der mich zum Schwitzen und Stöhnen bringt. Der Blauregen – auch Glyzinie oder Wisteria genannt. Es existieren mehrere Schreibweisen, und wer sich generell für die Pflanze interessiert oder nach diesem Artikel zu interessieren beginnt, der findet hier mehr:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wisteria
Ganz kurz nur zum allgemeinen Verständnis: Es ist eine sehr schnell und stark wachsende Kletterpflanze (Lianengewächse), die zudem auch stark verholzt. Wer ein wenig unbedarft ein Pflanzencenter betritt und die kleinen zierlichen Pflänzchen mit dünnen Trieben und hellgrünem, zart geteiltem Laub entdeckt, der kann sich oft nur schwer vorstellen, was ihn erwartet, sobald der kleine Gartenzuwachs sich daheim erst einmal eingewachsen hat und loslegt.
„Oh, guck’ mal! DAS sieht doch hübsch aus! Stell dir vor, wenn das bei uns an der Pergola rankt! Kann man ja ein bisschen zurückschneiden, wenn es zu lang wird …“
Ein bisschen. Darauf komme ich gleich zurück.
Ja, Blauregen sieht superschön aus. Besonders, wenn er – meist im April – blüht. Dann riecht es zudem noch angenehm, leicht süßlich. Später im Jahr gibt es sogar eine kleine Nachblüte, die aber aufgrund der dann vorhandenen Laubmassen gar nicht mehr richtig auffällt. Das Gewächs gehört ebenfalls zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler, hat also sehr hübsch geformte Blüten (ähneln Löwenmäulchen-Blüten), die in langen Trauben herunterhängen. Je nach Sorte in kräftigem oder hellem Violett oder auch in Weiß.
Die Pflanzenbeschreibung weist schon darauf hin, dass eine Wuchshöhe bzw. –länge von 30 m nicht ungewöhnlich ist. Und diese Angabe ist wirklich nicht übertrieben! Es wird auch erwähnt, dass ein sehr stabiles Rankgerüst notwendig ist. Aber, seien wir ehrlich, was steht nicht immer alles in Büchern, und woran hält man sich im Endeffekt?
Ach, erst mal schauen, wie sie anwächst …
Nun, sie ist angewachsen und verspürte diesen kolossalen Ausbreitungsdrang. Ihr Vorteil: in meinem Fall hatte sie vor Jahren mich als noch relativ unkundigen Gartenbesitzer und ein Balkongeländer, das sehr stabil wirkte. Stabil ist.
Die zarten dünnen Ausläufer suchten sich ihren Weg automatisch. Wo etwas zum Halten war, wurde sich auch herumgewunden. Manchmal wickelten sich erst drei Triebe um sich selbst, bevor sie sich dann gemeinschaftlich ‚weiterschlingerten’.
Anfangs war ich schwer begeistert. Prima, das Balkongitter sollte über die volle Länge berankt werden. Dadurch hätte die darunterliegende Terrasse eine lauschige Begrünung und der Sitzplatz bekäme etwas Idyllisches. An heißen Tagen würde die Belaubung zudem das grelle Sonnenlicht filtern und ein wenig Schatten spenden.
Der Mensch denkt, die Natur hat ihre ureigenen Regeln. Nichts steht still oder stoppt auf einmal. Wenn ich als Betroffene irgendwann beschließe: So, jetzt brauchst du nicht mehr weiter zu wachsen! – dann lacht sich die Pflanze einen Ast und scheint spitzbübisch grinsend zu sagen: Hindere mich doch!
Was bleibt auch anderes übrig. Diesen Stand habe ich jetzt seit ca. 18 Jahren. Die fünf Jahre davor konnte sie noch halbwegs wie sie wollte.
Die Glyzinie treibt in der Zeit von April bis September dermaßen stark aus, dass teilweise alle zwei bis drei Wochen – abhängig von der Witterung – ein Rückschnitt erforderlich ist. Anderenfalls käme niemand mehr ins Haus oder könnte noch aus den Fenstern schauen. Rolllädenkästen wären eingewachsen, Dachantennen überzogen und jeder Spalt in Besitz genommen.
Im Laufe der Jahre verholzen die Triebe und werden dicker. Wie Baumstämme trotzen sie jedem Sturm und schaffen es – wenn man nicht sehr gut aufpasst – Balkongeländer fast zu zerquetschen. Es ist unmöglich, diese verholzten Teile noch mit einer Gartenschere abzuschneiden, da einfach keine Lücke vorhanden ist, um richtig anzusetzen. Es bleibt wirklich nur die Säge. Mit viel Geduld und in kleinen Teilstückchen, lassen sich Geländer oder Rankgerüst damit wieder freilegen.
Nachdem mir das einmal passiert ist, verspürte ich wenig Lust auf Wiederholung. Ich zog zusätzlich zum Balkongeländer eine davorliegende Querverstrebung, an der ich von da an den Blauregen entlangleitete. So blieb das Geländer untenherum relativ frei, um auch gelegentlich mal Ausbesserungsarbeiten wie Entrosten oder Streichen vornehmen zu können. Das horizontale Leiten ist auch wichtig, damit die Pflanze richtig zum Blühen kommt. Beim Schneiden und Einkürzen gibt es natürlich noch einige wichtige Tricks, um den Blütenansatz zu fördern. Sie stehen aber auch in der einschlägigen Literatur, genauso wie Boden- und Lichtbedürfnisse.
Was dort nicht steht ist Folgendes:
Wenn Sie Ihren Blauregen schneiden, rate ich Ihnen, dunkle, am besten schwarze Kleidung zu tragen!
Ich habe es anfangs natürlich nicht getan, sondern bin – gerade, weil es so häufig ist – einfach so, wie ich gerade war, mit einer Schere ans Werk gegangen. Ich habe mich nur relativ häufig gewundert, auf welche Art ich wieder einmal mein Oberteil oder auch meine Hose mit kleinen, braunen und nicht zu entfernenden Flecken verunstaltet hatte.
Schokolade? Teespritzer?
Ich bin nicht der typische Essenskleckerer. Zumindest bemerke ich es ….
Irgendwann kam es heraus: der Blauregen ist der Verursacher! Die frischen, knackigen Triebe, die gestutzt werden, haben viel Saft, der fast durchsichtig ist. Er wirkt absolut harmlos, und es fällt überhaupt nicht auf, wenn etwas auf die Kleidung spritzt. Sobald er jedoch angetrocknet ist, ist alles zu spät. Im Laufe von zwei Tagen verfärbt sich alles dunkel, und es sieht aus wie Rostflecken.
Ein weiterer Hinweis bezüglich ‚idyllisch am Sitzplatz’:
Wenn im April oder Mai die ersten warmen Tage sind, an denen gerne ein Teil des Lebens auf die Terrasse verlegt wird, dann sind zeitgleich die Blütentrauben des Blauregens am Welken. Ganze Wolken von vertrockneten Blüten fallen kontinuierlich auf Ihren Tisch, und Sie dürfen dann ganz getrost wirklich von ‚Blütentee’ sprechen.
Um ein Fazit zu ziehen:
Die Pflanze ist hübsch anzuschauen, ich möchte sie gar nicht missen. Sie ist recht robust, kälteresistent, hitzevertragend und ausdauernd. Ihr Laubdach ist ein sehr angenehmer Schattenspender, und durch das recht locker aufgebaute, hellgrüne Laub wirkt nichts erdrückend oder duster.
Kleines Manko:
Wuchsbeobachtung und –lenkung tut wirklich Not! Sehr stabile Rankgerüste oder Rankgitter sind dringend erforderlich, sonst nimmt sie sich selbst ungeeignete ‚Haltegriffe’ (und reißt alles mit sich).
Häufiges Rückschneiden ist zwingend erforderlich!
Vorsicht beim Kontakt mit dem Saft und basteln Sie sich besser eine Abdeckvorrichtung für Ihre Teetasse (Rieseltendenz der Blüten).
… das sechste Mal. In diesem Jahr! Der Kerl war unersättlich. Sie nahm kurzentschlossen einen Trieb in die Hand und schnitt ihn mit der Schere weit zurück. Und dann den nächsten. Seine sie umschlingenden Arme verschwanden nach und nach. Was blieb, war ein Blauregen, der sie in zwei Wochen erneut zum Stöhnen bringen würde. Vielleicht würden dann Tropfen über ihre Wange gleiten …
Denn sie schnitt auch bei Regen.
©Juni 2011 by Michèle Legrand