Archiv für die Kategorie Hamburgs City (Rathaus, Alsterarkaden, Skulpturen, Erkundungsgänge …)

Zwischen Altstadt und Neustadt (2) – Ein neuer Streifzug durch Hamburg


Es geht wieder weiter! Mit leichter Verzögerung folgt heute der zweite Teil des Streifzugs durch Hamburgs Alt- und Neustadt. Ich verwende weiterhin Aufnahmen, die Ende November entstanden, denn seinerzeit schien die Sonne, ein Ereignis, das bekanntermaßen nicht nur hier in Hamburg seit Monaten Seltenheitswert hat. Grau haben Sie sicher genug gesehen, bringen wir via Foto ein bisschen Farbe ins Leben.

Erinnern Sie sich? Wir waren im ersten Teil in der Altstadt im Bereich zwischen der U-Bahn-Station Meßberg und dem Mahnmal St. Nikolai unterwegs. Mit Zwischenstopp an architektonisch interessanten Kontorhäusern sehr unterschiedlichen Alters, an der Brauerei Gröninger und der inzwischen entrüsteten (im Sinne von Gerüst weg, nicht etwa einer furchtbar aufgebrachten) Kirchenruine von St. Nikolai.

Heute streben wir zunächst den Nikolaifleet an, werfen danach einen Blick auf eine der Hauptkirchen Hamburgs, St. Katharinen, und spazieren anschließend am Zollkanal entlang Richtung  Binnenhafen und Baumwall. Auf die Art werden Sie diesmal zu Beginn in der Altstadt unterwegs sein und sich am Ende auf Neustadt-Boden von mir trennen.

Start am Mahnmal …

Unsere letzte Tour endete bei St. Nikolai in der Willy-Brandt-Straße. Halten Sie sich dort westlich, so erreichen Sie nach kurzer Zeit die Straße Holzbrücke. In südlicher Richtung führt Sie diese über den Nikolaifleet auf die Fleetinsel Cremon. In der Verlängerung – nun mit der Straßenbezeichnung Mattentwiete  – geht es weiter zum Zollkanal und Binnenhafen.
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Hamburg - Altstadt - Nikolaifleet mit Blick auf "Holzbrücke" und Mahnmal St. Nikola

Hamburg – Altstadt – Nikolaifleet mit Blick auf „Holzbrücke“ und Mahnmal St. Nikolai

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Im Verlauf der Straße Holzbrücke gibt es tatsächlich immer noch die gleichnamige Brücke, nur ist das, was
Sie heute vor sich haben, ein dreibogiger Nachfolgebau, der vor gut 130 Jahren (1887) nicht mehr aus Holz, sondern aus Stein erreichtet wurde.
Wären Sie ein bisschen eher – so um 1170 oder auch noch in den folgenden Jahrhunderten – in der Altstadt unterwegs gewesen, hätten Sie die Vorläufer aus Holz selbst in Augenschein nehmen können und hätten auch die Zeit erlebt, als es am Nikolaifleet einen großen Hafen mit regem Betrieb gab, in dem mit Schuten u. a. viel Hopfen angelandet wurde. Gröninger und andere Betriebe brauchten schließlich kontinuierlich Nachschub zum Brauen ihrer Biere.

„Das Schiff“

Heute finden Sie am Fleet direkt an der Holzbrücke möglicherweise keine Schute, dafür jedoch „Das Schiff“, das dort seinen Stammplatz hat. Hamburgs Theaterschiff. An Bord ist politisches Kabarett angesagt, hin und wieder auch Kindertheater. Und gelegentlich wird Literatur zum Thema.
Man feierte 2015 sein 40jähriges Bestehen. Zwar hat vor geraumer Zeit schon (2000) sein bekannter Gründer, Kabarettist Eberhard Möbius, die Leitung in andere Hände übergeben, dennoch läuft der Betrieb weiter.
Noch vor einigen Jahren fuhr man hin und wieder sogar zu Gastspielen nach Kiel, Stade oder Buxtehude.
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Hamburg - Altstadt - Nikolaifleet - _Das Schiff_ (Theater) mit Stammplatz an der Holzbrücke

Hamburg – Altstadt – Nikolaifleet – „Das Schiff“ (Theater) an seinem Stammplatz nahe der Holzbrücke

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„Das Schiff“ ist ein Privattheater, das meist so viel einnimmt, dass laufende Kosten gedeckt sind. Nur was tun, wenn altersbedingt am Schiff umfangreiche Reparaturen notwendig werden? Wenn dazu sein Innenleben überaltert ist? Wenn obendrein Arbeiten am Liegeplatz erforderlich werden, z. B. für einen neuen Bodenbelag des Pontons, der rissig ist. Oder für den Ersatz der vorhandenen Treppe durch eine Art tideunabhängige Gangway, die den Zugang zum Schiff auch für ältere, nicht mehr ganz so rüstige und sportliche Menschen sichert bzw. erst möglich macht. Das ist im Budget nicht drin. Dafür ist man auf  Unterstützung angewiesen. Letzten Dezember standen die Chancen sehr gut, Gelder (über 300.000 Euro) aus einem Sanierungsfond bewilligt zu bekommen.

Schön häufig, wenn ich von der Holzbrücke das Schiff betrachtete, schoss  mir der Gedanke durch den Kopf: Mensch, ist das beachtlich, was der betagte Kahn alles miterlebt hat, seitdem es als Besansegel-Ewer 1912 in Holland das Licht der Welt erblickte! Wie lange das her ist!
Der erste Weltkrieg hatte noch gar nicht stattgefunden. In den Niederlanden saß damals die Uroma des heutigen Königs, Königin Wilhelmina, auf dem Thron, während bei uns Kaiser Wilhelm II herrschte. Zu jener
Zeit misst er lediglich 20,19 m. Der Kahn, nicht der Kaiser. Ein deutscher Kunde ersteht den Segler aus Holland und baut irgendwann eine Hilfsmaschine ein. Für ihn verrichtet der Ewer als „Seemöve“ seinen Dienst.
Ein paar Jahre darauf entscheidet sich der nächste Eigner für einen stärkeren Motor, ein Schiffsmast fällt, der Klüverbaum wird gekappt. So weit so gut. Doch dann! Stellen Sie sich vor, im zweiten Weltkrieg sinkt das Schiff im Hamburger Hafen! Geht komplett unter!
Es wird gehoben, repariert und bei dieser Gelegenheit gleich umgebaut. Plötzlich ist der Rumpf 34,50 m lang und das Boot kein Besan-Ewer mehr, sondern ein Küstenmotorschiff. So hört er bald darauf nicht mehr auf den Namen „Seemöve“, sondern nennt sich fortan „MS Rita Funck“. Dieses Schiff schauen sich Herr Möbius und sein Frau aus, um es nach dem Kauf auf einer Werft in Rothenburgsort für den Theaterbetrieb herrichten zu lassen.
Seit 1975 steht es für diesen Zweck zur Verfügung. Mitte der 80er Jahre war ich selbst einmal an Bord für eine Vorstellung …
Ein abwechslungsreiches Schiffsleben bis dahin mit Hochs und Tiefs. Doch seitdem es Theaterschiff ist, wurde nichts Größeres mehr daran erneuert, gerichtet, saniert oder verschönert, während gleichzeitig unablässig Wind, Wetter und vor allem das Fleetwasser an ihm „nagen“ – wie auch der Zahn der Zeit …

Vielleicht hat „Das Schiff“ im Alter von 106 Jahren nun bald einen längeren Kuraufenthalt.
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Lassen Sie uns ein Stück weiterspazieren …
In vielen dieser Altstadtstraßen stoßen Sie immer wieder auf besondere Eingangstüren oder Portale.
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Hamburg - Altstadt - ... und immer wieder sehenswerte Eingangstüren.

Hamburg – Altstadt – … und immer wieder sehenswerte Eingangstüren.

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Hinter der Holzbrücke, direkt links abgebogen in die Katharinenstraße,  geht es im sanften Bogen bis vor zur Kirche St. Katharinen.
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Sankt Katharinen
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Hamburg - Altstadt - Hauptkirche St. Katharinen

Hamburg – Altstadt – Hauptkirche St. Katharinen

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Von den fünf Hauptkirchen, die es bei uns gibt, ist St. Katharinen die dritte. Sie entstand um 1250 herum. Damals wuchs Hamburg, der Platzbedarf stieg erheblich, und Stadtflächen sollten durch Eindeichungen ver-
größert werden. Gesagt, getan. Doch ist nicht unmittelbar nach Eindeichung gleich alles knochentrocken. Das Gelände hier war noch feuchtes Marschland, und so wurden für das Fundament der Kirche 1 100 Lärchen-
stämme in den Grund getrieben.
Wir sprachen vorhin davon, dass der Hafen früher im Bereich des Nikolaifleets regen Betrieb aufweisen konnte. Ein aufstrebender Hafen zudem, der natürlich viele anzog. St. Katharinen wurde damals die Kirche für die sich neu niederlassenden Kaufleute, die Bierbrauer und Schiffbauer.
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Hamburg - Altstadt - Hauptkirche St. Katharinen (Rückseite)

Hamburg – Altstadt – Hauptkirche St. Katharinen (Rückseite)

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Ob Kirchgänger damaliger Zeit sich eine Vorstellung davon hätten machen können, wie sich die Zeiten wandeln, wie sich die Menschheit in Glaubensfragen und damit auch die Beziehung zwischen Mensch (Volk) und Kirche ändern würde? Die Kirche selbst findet sich mit anderen Aufgaben und Erfordernissen konfrontiert, so dass es nicht verwunderlich ist, wenn sich das Kirchenleben der Neuzeit hin und wieder überraschend anders gestaltet …

In Zeiten, in denen die Finanzlage der Kirchen aufgrund sinkender Kirchensteuereinnahmen und gleichzeitig steigender Pensionsansprüche sowie erhöhter Ausgaben jeglicher Art gehörig in die Schieflage gerät, denkt man mancherorts neben Einsparungen über zusätzliche Einnahmequellen nach. Was lobenswert ist und nicht grundsätzlich schlecht sein muss.
Unabhängig von Sparzwängen oder gar Profitdenken, gilt es manchmal auch nur sich hervorzuheben, sich von anderen Gemeinden bzw. Glaubensrichtungen abzuheben und zu positionieren. Seht her, so machen wir das. Wir sind anders. Fortschrittlicher, konservativer, offener … was auch immer.
Nähe, Erreichbarkeit – nicht nur im örtlichen Sinn – zu demonstrieren, scheint ein weiteres Ziel. Nicht selten erleben Sie den Versuch einzelner Kirchen (Pastoren, Kirchenvorstände), das Image des Starren, des Welt-
fremden, des ewig Gestrigen abzulegen.
Wenn Kirchen viele Mitgliedsaustritte verzeichnen und dazu die Bänke im Gottesdienst stets reichlich freie Plätze aufweisen (womit auch die Kollekte mager ausfällt), ist schon die Frage erlaubt, wie Kirche von heute bei den Menschen auszusehen hat, damit sie wahrgenommen, angenommen, obendrein im Idealfall (finanziell) unterstützt wird.
Es ist wohl immer ein bisschen von allem, was zum Tragen kommt und irgendwann  ein – ich nenne es einmal – Testballons starten auf Kirchenseite hervorruft. Die Katharinenkirche z. B. nutzte die Klimawoche 2015 dazu, ein „Klimakonzert mit grüner Modenschau“ im Kirchenschiff zu genehmigen und durchzuführen.  Mit Models, Lichteffekten und allem, was dazugehört. Das ist mittlerweile salonfähig und kein Aufreger mehr. Es bringt Einnahmen, sorgt für Gesprächsstoff, und immerhin steht dahinter der positiv behaftete „grüne“ Gedanke.
Ein Teil der Gemeinde schreit Hurra, der andere ist etwas pikiert, und morgen ist das Thema abgehakt.
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Hamburg - Altstadt - St. Katharinen vom Zollkanal aus gesehen

Hamburg – Altstadt – St. Katharinen, diesmal vom Zollkanal aus gesehen

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Als allerdings 1996 rund 2 000 Raver in St. Katharinen eine Technoparty feierten, gab es mehr als hanseatisch leicht gerümpfte Nasen. Da half es auch nichts, dass Rauchen nicht erlaubt war. Es gab reichlich Alkohol, seltsame „Energy Drinks“, leichtbekleidete Wesen zwischen Heiligenstatuen, ekstatische Tänzer und viel Remmidemmi.
Warum man es in der Kirche gestattete? Oh, es war eine Art Kreuzzug der Techno-Tänzer („Crusade“). Es sollten die beiden Kulturen Gregorianik und Techno miteinander verbunden werden. Immerhin war auch ein Kieler Gregorianik-Chor mit von der Partie. Auf diese Art erhoffte man, Menschen in die Kirche zu locken, die sonst nie hinfänden. Das hat man sicher auch geschafft, nur ob die danach je wiederkamen?

Finanziell hat es sich gelohnt. Man musste zwar einen Sicherheitsdienst engagieren, der zehn Stunden im Dauereinsatz war, aber bei damals 60 DM Eintritt kam doch ein erkleckliches Sümmchen von ca. 120 000 DM zusammen. Damit waren die Kosten kein Thema  mehr, und der ansehnliche Rest half, den der Kirchen-
technoparty folgenden Stress und Ärger leichter zu verdauen.
Danach fanden in St. Katharinen interessanterweise ebenso Abende mit Gegenveranstaltungen statt, in
denen genau dieses Verhalten (Konsumdenken, Profit egal wodurch) angeprangert und kritisiert wurde.
Kirchenleben ist also bunt. Vielfältig, mit einem Hauch Unberechenbarkeit.

Schauen Sie einmal zur Turmspitze. Diese als Krone geformte Goldverzierung soll gerüchteweise mit Gold
aus dem verschollenen Goldschatz Störtebekers hergestellt worden sein. Sie wissen schon, der berühmt-berüchtigte Pirat. Der Begriff Störtebeker – übersetzt aus dem Plattdeutschen – bedeutet „Stürz den Becher“. Man munkelt, der Pirat konnte einen Vierliter-Krug Wein, wahlweise Bier, in einem Zug austrinken. Ob er deshalb so genannt wurde?
Ich zweifle ein wenig daran, ob jemand überhaupt vier Liter auf einmal in sich hineinbringen kann …
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Hamburg - Altstadt - Turmspitze St. Katharinen mit kronenförmiger Goldverzierung

Hamburg – Altstadt – Turmspitze St. Katharinen mit kronenförmiger Goldverzierung

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Sie können auch in St. Katharinen die Aussicht von oben genießen, allerdings, wenn Sie hier auf den Turm möchten, müssen Sie es im Rahmen einer Führung machen. 292 Stufen hinauf, vorbei an fünf Glocken …
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Plaza oder Turm? Elbphilharmonie vs. Kirchtürme …

Apropos Turmbesteigung. Die Kirchen, und vorneweg der Pastor der Hauptkirche St. Michaelis, klagen, dass seit Eröffnung der Elbphilharmonie vor einem Jahr die Zahl der Kirchturmbesteigungen massiv zurückge-
gangen sei und damit eine wichtige Einnahmequelle versiege. Im Gegensatz zum kostenfreien Besuch der Plaza in der Elbphilharmonie kostet die Besteigung der Türme Geld.
Der Michel-Pastor hat jetzt nicht explizit gefordert, dass die Begehung der Plaza umgehend Eintritt kosten muss, doch hätte er angesichts der Umstände natürlich nichts dagegen. Sein nachvollziehbares Wunschdenken wurde in den Medien vielfach gleich in Richtung Forderung verdreht, und schon rief seine Bemerkung einen Sturm der Entrüstung hervor.

Lassen wir kurz den Punkt Plaza-Eintritt ja oder nein außen vor und betrachten die Situation ganz generell. Zum einen können nicht alle Kirchen diese Entwicklung uneingeschränkt oder in gleichem Maße bestätigen. Beim Mahnmal St. Nikolai ist es nicht eindeutig, weil gerade nach der Sanierung und Wiedereröffnung des Turms im letzten Herbst besonders viel Zustrom zu verzeichnen ist. Dort herrscht Andrang, obwohl die Fahrt mit dem gläsernen Panoramalift fünf Euro kostet. Also ebenso viel, wie beim Michel zu löhnen ist. Ob der Zulauf so bleibt, wird man sehen.
Andere verzeichnen ebenfalls einen Rückgang, der jedoch trotz verlangter Gebühr für die Turmbesichtigung geringer ausfällt.
Die Hauptkirche St. Petri in der City wiederum meldet zwar weniger Zulauf, nur hatte sie dabei eher mit den Auswirkungen des berüchtigten G20-Gipfels im letzten Jahr zu kämpfen. Währenddessen (im Monat Juli) erschienen gleich 17 000 Besucher weniger als im Folgemonat August (39 000 zu 56 000).

Wenn ein Hamburger Ur-Wahrzeichen wie der Michel von eklatantem Rückgang der Turmbesucher spricht, dann sind es vermutlich weniger die Einzelreisenden, als vielmehr – und zahlenmäßig relevanter – die Teilnehmer von Gruppen- und organisierten Städtereisen, die ausbleiben. Wer allein, auf eigene Faust kommt, plant meist mehr Zeit ein, steuert viele Attraktionen und Ziele an und hängt notfalls dafür noch einen Tag dran.
Bei organisierten Städtetrips (z. B. Wochenendtouren) ist irgendwann Schluss mit der Programmstraffung. Wenn keine zusätzliche Zeit zur Verfügung steht und jeder Reiseteilnehmer erwiesenermaßen vor allem die Elbphilharmonie gesehen haben möchte, wird kurzerhand der Michel entweder komplett herausgenommen oder aber zumindest der Turmbesuch gestrichen. Gerade die Besteigung kostet Zeit, ganz abgesehen davon, dass nicht jeder in der Lage ist, daran teilzunehmen. Die Aufzugfahrt ist nicht von ganz unten bis direkt zur Aussichts-
plattform möglich. Es bleiben einige Treppen, die weiterhin zu Fuß bewältigt werden müssen. Nehmen wir jetzt noch das mehr als unvorteilhafte Wetter des letzten Jahres mit entsprechend schlechter Aussicht, so ist es nicht verwunderlich, wenn weniger Interesse als sonst besteht, bei niedrigen Temperaturen und Nässe den Aufstieg für einen zugigen Turmausblick anzugehen.
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Hamburg - Hafen (Höhe Baumwall) - Restaurant _Feuerschiff_

Hamburg – Hafen (Höhe Baumwall) – Restaurant „Feuerschiff“ – Im Blick haben Sie auch die Elbphilharmonie …

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Es kann nicht allein an den Kosten liegen. Über ein reizvolleres Kombiticketangebot (Kirche mit Krypta plus Turm) ließe sich trotzdem nachdenken. Warum nicht auch als Anreiz den Treppensteigern einen günstigeren Preis anbieten als den Lift-Nutzern oder eventuell einen Tag festlegen, an dem es nur die Hälfte kostet …
Ja, und ein bisschen enthusiastischer die Besonderheiten einer solchen Turmbesteigung und vor allem die des Ausblicks hervorheben! Rundumblick vom Turm aus 106 m Höhe und Plaza-Ausblick sind nun wirklich nicht vergleichbar. Michel und Elbphilharmonie müssten so gesehen gar keine Konkurrenten sein.
(Ich lasse Ihnen am Ende einen Link zu einem Blogbeitrag meiner Michelklettertour da, falls Sie Lust darauf haben. Auch Glockengeläut ist zu hören!)
Angewiesen sind die Kirchen auf die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, selbst wenn sie im Grunde nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind, betrachtet man die Kosten, die zum Erhalt der Gebäude nötig sind. Es ist also leider keine Option, grundsätzlich auf Eintritt zu verzichten.

Der Plaza-Besuch in der Elbphilharmonie wiederum würde unter Garantie bei den Reiseveranstaltern weiter im Programm bleiben, selbst wenn der Zutritt kostenpflichtig werden würde. Für den Reisegesamtpreis bedeutet es letztendlich keine dramatische Erhöhung. Einzelpersonen hingegen und speziell die Hamburger …

Nun, viele Hamburger fühlten sich doppelt ausgenommen, sollte es dazu kommen. Erst wird das Jahrhundert-
bauwerk und neue Wahrzeichen so hundsteuer, dass mehrfach immense Summen aus Steuergeldern der Hamburger Bürger nachgeschoben werden müssen, und nun soll womöglich noch einmal geblecht werden, bevor man als Einheimischer und Mitfinanzierer einmal einen Blick auf das Ganze werfen kann? Das sieht nicht jeder ein …

Wir werden die Entwicklung weiter verfolgen.
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Hamburg - Altstadt - Zollkanal (Bei den Mühren) mit Speicherstadt im Hintergrund

Hamburg – Altstadt – Zollkanal (Bei den Mühren) mit Speicherstadt im Hintergrund

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Wir sind inzwischen von St. Katharinen ein Stück entlang des Zollkanals gewandert und haben den Binnenhafen erreicht.
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Hamburg - Altstadt - Am Binnenhafen

Hamburg – Altstadt – Am Binnenhafen

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Hamburg - Altstadt - Binnenhafen - Blick Richtung Niederbaumbrücke

Hamburg – Altstadt – Binnenhafen – Blick Richtung Niederbaumbrücke

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Flussschifferkirche

Sehen Sie das blaue Schiff (Foto unten)? Das ist die Flussschifferkirche, Deutschlands einziges Gotteshaus auf dem Wasser, auf Schiffsplanken zumindest. Mit Gottesdiensten, einer Binnenschifferseelsorge, und „Hausbesuchen“. Man fährt zweimal die Woche mit einer alten Arbeitsbarkasse im Hafengebiet herum und besucht die Binnenschiffer direkt an ihrem Arbeitsplatz.
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Hamburg - Altstadt - Binnnhafen mit Flussschifferkirche links (blaues Boot) - Speicherstadt rechts

Hamburg – Altstadt – Binnenhafen mit Flussschifferkirche links (blaues Boot) – Speicherstadt rechts

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Nachdem wir uns bisher die ganze Zeit auf Altstadtgebiet befanden, wechseln wir hier nun auf Neustadtgebiet. Die Grenze verläuft etwa auf der Otto-Sill-Brücke, von der aus das obige Foto aufgenommen wurde. Der Baumwall liegt voraus – doch wenn ich es mir recht überlege, ist eigentlich dieser Wechsel des Stadtgebiets eine wunderbare Gelegenheit, für heute die Tour zu beenden. Mit einem Blick aus der Neustadt zurück in die Altstadt
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Hamburg - Hafen - Niederbaumbrücke - Blick von der Neustadt Richtung Altstadt

Hamburg – Hafen – Niederbaumbrücke – Blick von der Neustadt Richtung Altstadt / Ganz hinten St. Katharinen, links der Turm von St. Nikolai (Mahnmal)

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Sind Sie bei einem weiteren Streifzug wieder mit dabei? Sie haben gemerkt, obwohl es stets seine Zeit braucht, müssen Sie keine Riesenentfernungen schaffen oder tausend Dinge durchhecheln. Es bleibt entspannt.

Bis demnächst! Ich vermeide es allerdings, mich zeitlich festzulegen, denn das klappt erfahrungsgemäß nur mittelprächtig.

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Hier noch der Link zur oben erwähnten St.-Michaelis-Turmbesteigung:
=> „Der Hamburger Michel: Wem die Glocke schlägt“

Und so gelangen Sie bei Interesse zum ersten Teil des Altstadt/Neustadt-Streifzugs:
=>„Zwischen Altstadt und Neustadt (1): Ein neuer Streifzug durch Hamburg“
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© by Michèle Legrand, Januar 2018
Michèle Legrand

 

 

 

 

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50 Kommentare

Hoch oben über der Stadt: Vogelperspektive! – Ausblick von St. Petri …

Morgen werde ich vermutlich Muskelkater haben. Ordentlichen! In den Waden, Oberschenkeln und wer weiß,
wo sonst noch. Schon wenn ich nach dem Schreiben nachher den Versuch unternehme, wieder vom Stuhl hochzukommen, wird das wohl nur unter dezentem Stöhnen vonstatten gehen.

Eingebrockt habe ich mir das Ganze durch einen Spontanentschluss während zweier Erledigungen in der Innenstadt von Hamburg. Ich kam in der Mönckebergstraße an der Hauptkirche St. Petri vorbei und konnte einfach nicht anders:
Ich musste plötzlich unbedingt auf den Turm! Ein unbezwinglicher Drang …
544 Stufen hinauf, 544 Stufen wieder hinunter. 1088 Stufen. Anders gelangen Sie nicht zum Aussichtspunkt
in der Turmspitze. Nach 544 Stufen befinden Sie sich auf einer Höhe von ca. 123 Metern. Könnten Sie sich
wie ein Vogel oben auf das äußerste Ende der Turmspitze setzen, so kämen noch einmal neun Meter hinzu.
Vögel haben es schon gut, oder? Ich meine nicht wegen der läppischen paar Meter, die sie höher säßen, ich
spreche davon, dass die sich diese mühselige Steigerei ersparen können.

Falls Sie einmal dort hinaufklettern, teilen Sie sich bloß Ihre Kräfte gut ein! Nicht forsch lospreschen und nach dem ersten Viertel heftig japsen … Die Zahl der Stufen ist nicht nur von der Summe her höher als z. B. die Stufenanzahl beim Michel (Hauptkirche St. Michaelis), sondern das Ersteigen ist nach meinem Gefühl gene-
rell anstrengender. Mein kleiner Schrittzähler empfand es sicher ebenso – er hatte ordentlich zu tun.

Die ersten gut 100 Stufen sind aus Stein. Eine sich kontinuierlich, recht eng windende Treppe, bei der Sie allmählich einen kleinen Drehwurm züchten, doch rechtzeitig, bevor es kritisch wird, haben Sie das Ende erreicht. Danach folgen Holzstufen in großzügigeren Radien und Wendungen, es geht tatsächlich auch hin
und wieder geradeaus hinauf. Nur – die Abstände bis zu einem Absatz bzw. Zwischenboden zwecks Unter-
brechung sind recht groß!

Hamburg - Eine der Glocken von St. Petri ...

Hamburg – Eine der Glocken von St. Petri …

Drei Böden in verschiedenen Höhen der Turms bieten dann doch die Möglichkeit zu stoppen und so zu tun, als würden Sie interessiert eine Glocke, Wände und Dielen begutachten und lediglich deshalb anhalten. In Wahrheit pfeifen Sie natürlich zu dem Zeitpunkt unauffällig auf dem vorletzten Loch und brauchen diesen Halt zwingend zum Überleben.
Mit unergründlicher Miene setzen Sie Fuß vor Fuß und aufrecht und stolz erreichen Sie so auch noch die auf dieser Ebene eingesetzten Aussichtsbullaugen …

Vor dem Ausblick gibt es Treppen und Stufen .... (Turmaufstieg St. Petri, HH)

Vor dem Ausblick gibt es Treppen und Stufen ….

Wenn Puls und Atmung sich beruhigt haben, geht es weiter. Ab Stufe 424 bis zur letzten, der Nummer 544, wird es noch einmal hart. Keine weitere Unterbrechung ist möglich, die Beine sind abwechselnd bleischwer oder wie Pudding.

Aber dann! Fünfhundertvierundvierzig.
Geschafft!
Und Sie werden für alles entschädigt!
Selbst bei Bewölkung und keiner allzu großen Fernsicht.

Oben erwartet Sie ein kleines Turmzimmerchen und jeder Ankömmling sinkt zunächst erhitzt auf einen der drei dort aufgestellten Stühle. Sie können zwar nicht (wie beim Michel) direkt nach draußen – der Turm ist spitz und schmal in dieser Höhe, hat keine umlaufende Galerie. Die rundherum eingelassenen großen Bullaugenfenster bieten Ihnen dennoch einen traumhaften Überblick über die gesamte Stadt!
(Panorama im Uhrzeigersinn angeordnet)

Hamburg - Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri - Links St. Jakobi, rechts am Wasser das SPIEGEL-Verlagshaus

Hamburg – Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri – Links St. Jakobi, rechts am Wasser das SPIEGEL-Verlagshaus

 

Hamburg - Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri Richtung Hafen mit Speicherstadt und HafenCity dahinter

Hamburg – Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri Richtung Hafen mit Speicherstadt und HafenCity dahinter

 

Hamburg - Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri - Gut zu erkennen: das eingerüstete Mahnmal St. Nikolai

Hamburg – Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri – Gut zu erkennen: das eingerüstete Mahnmal St. Nikolai

 

Hamburg - Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri - Rathaus, im Hintergrund St. Michaelis (der Michel)

Hamburg – Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri – Rathaus, im Hintergrund St. Michaelis (der Michel)

Oben entwickelte sich noch ein sehr angeregtes Gespräch mit einem Touristenpaar, welches ebenfalls kurz nach mir hechelnd in der Luke auftauchte. Sie hatten schnell herausgefunden, dass ich aus Hamburg bin.
Wenn man schon eine Einheimische vor sich hat, muss man das zur Klärung einiger auf der Seele brennender Fragen nutzen …

Hamburg - Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri - Binnenalster, Jungfernstieg und Neuer Jungfernstieg. Links die Alsterarkaden, im Hintergrund der Heinrich-Hertz-Turm (Fernsehturm)

Hamburg – Blick vom Turm der Hauptkirche St. Petri – Binnenalster, Jungfernstieg und Neuer Jungfernstieg. Links die Alsterarkaden, im Hintergrund der Heinrich-Hertz-Turm (Fernsehturm)

 

Hamburg - Bllick vom Turm der Hauptkirche St. Petri - Binnenalster mit Fontäne, Lombards-/Kennedybrücke, dahinter Außenalster

Hamburg – Bllick vom Turm der Hauptkirche St. Petri – Binnenalster mit Fontäne, Lombards-/Kennedybrücke, dahinter Außenalster

 

Man kann sich irgendwie schwer trennen … Hamburg ist aus dieser Perspektive sehr reizvoll!

Der Abstieg stand noch aus. Anstrengend? Sie kennen es aus eigener Erfahrung; hinunter geht es immer wesentlich besser als hinauf. Ich hatte schon einiges geschafft, als mir auf der schmalen, steinernen Wendeltreppe zwei Personen entgegenkamen. Als ich die Schritte hörte, wich ich aus, indem ich mich in
eine Wandnische drückte.
Die beiden hatten mich ebenfalls zuvor schon akustisch wahrgenommen und registrierten erleichtert, dass
der Weg nun doch frei war.
„Ach, so geht das hier bei Gegenverkehr“, sagte die Dame, bereits schwer atmend, zu ihrer Begleitung.
„Ich habe mich schon gefragt, wie man bloß aneinander vorbeikommt!“
„Ich glaube, das ist die einzige Nische auf dem Weg hinauf“, erwiderte ich. „Ich habe keine andere wahrgenommen. Sie haben das gerade sehr gut abgepasst.“
„Die einzige …? Und sonst …? Na ja, ist ja nicht so schlimm, wir sind ja bald oben …“
Ich musste etwas schlucken, denn – kurz nachgerechnet – nach gerade im besten Fall 100 erklommenen
Stufen
folgen schon noch weitere 444 bis zum Ziel!
Nur was soll man die Leute verrückt machen, nicht wahr? Nachher wird gleich mutlos aufgegeben und umgedreht. Das will man ja auch nicht … ^^

Wieder am Fuß des Turmes angelangt, war ich zwar diesmal nach 544 Stufen entschieden fitter als zuvor
bei meiner Ankunft oben, aber mich quälte ein Mordsdurst! Die Schleimhäute fühlten sich an wie ein lang herumliegendes Fensterleder. Knochentrocken und knitterig. Derart ausgedörrt fragte ich im Kirchenshop,
der ein kleines Café betreibt, nach Wasser. Wollte es kaufen. Nur siehe da, Wasser gibt es gratis!
Die wissen offenbar ziemlich genau, wie St.-Petri-Turmbesteiger sich hinterher fühlen …

Soviel für heute. Ich hoffe, Sie haben einen kleinen Eindruck Hamburgs von oben erhalten.

Jetzt werde ich versuchen, mich zu erheben. Das wird vermutlich dauern. Deshalb verabschiede ich mich
lieber vorher und wünsche Ihnen noch eine schöne Woche!

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© by Michèle Legrand, Oktober 2016
Michèle Legrand ©Foto Andreas Grav (Ausschnitt)

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68 Kommentare

90 Jahre später …

Heute geht es um Kacheln. Sie kamen mir vor zwei Stunden über einen kleinen gedanklichen Umweg in den Sinn. Erwähnenswerte Kacheln und Fliesen. Und sonderbare Umstände. Das ganze Drumherum ist jedenfalls bemerkenswert.
Erstaunlich finde ich auch, wie so ein gedanklicher Umweg einen gelegentlich ganz schön weit außen herum leitet, bevor er urplötzlich das Ziel anzeigt. Ehe jedenfalls das Blinkzeichen „Kacheln!“ im Kopf auftauchte, floh ich vorhin zunächst vor sintflutartigen Regengüssen. Sonst säße ich jetzt gar nicht seelenruhig am Laptop, sondern würde weiter den sich entwickelnden Gartendschungel bändigen.
Was hier zwischendurch immer wieder in allerkürzester Zeit an Wassermassen herunterrauscht, ist schier unglaublich! Alles wächst, doch ganz gleich ob eher hoch oder niedrig, ob Baum, Strauch oder Staude –
Zweige und vor allem frische Triebe werden von diesen Niederschlägen komplett zu Boden gedrückt. Sind platt angesichts des Gewichts, das auf ihnen lastet. Man glaubt kaum, dass sich zarte Pflänzchen und Blüten davon erholen. Blumenstängel überhaupt noch einmal aufrichten! Doch erstaunlicherweise ist oft genau das der Fall. Hartgesotten, diese Blumen.

Blumen! Das Stichwort! Der Gedankenauslöser in der Kachelsache! Warum?
Blumen Petzoldt! Sie werden das gleich verstehen …

Hamburg - Wandelhalle Hauptbahnhof - Blumen Petzoldt (Ansicht von außen)

Hamburg – Wandelhalle Hauptbahnhof – Blumen Petzoldt

Nur einmal angenommen, Ihre (Ur-)Großeltern Lene und Paul wären im Jahr 1926 per Zug nach Hamburg gereist, um dort an der Hochzeit der Patentante Ihrer Oma teilzunehmen. Nach der Ankunft hätten Sie vermutlich beim Verlassen des Hauptbahnhofs schnell noch am Ausgang die gute Gelegenheit genutzt, einen aparten Gratulationsstrauß bei Blumen Petzoldt zu erstehen, denn ein direkt von daheim mitgebrachtes Blumengebinde hätte die lange Fahrt ohne Wasserversorgung mit Sicherheit nicht überstanden.
Wahrscheinlich entschieden sie sich für zart duftende Rosen mit Schleierkraut.
So wie sie sich daran später hätten erinnern können, so hätten Ihre Großeltern garantiert in einer Ecke ihres Gedächtnisses auch die Ladeneinrichtung abgespeichert, weil ihnen die Fliesen- und Kachelkombination auffiel, das gesamte Interieur sehr heimelig und besonders wirkte und daher spontan ihr Gefallen fand.
Besonders die Wand- und Deckendekoration. Diese ins Türkis gehenden, farblich changierenden, an vielen Stellen eher grünlich schimmernden, quadratischen Wandkacheln. Nicht versetzt gefliest, sondern gerade,
die Fugen exakt über- und nebeneinander angepasst. Immer wieder kleine Kachelkunstwerke mit expressio-
nistischen Ornamenten, mit einem etwas abgesetzten, farblich passenden Zierfries mit einer Art Zackenmuster als oberen Abschluss. Die türkisfarbenen Fliesen kommen auch für die Gestaltung der Einrichtung selbst zur Verwendung. Podeste für Vasen, Tresen etc. sind ebenfalls damit verkleidet.
Dazu finden sich auf einigen kleineren Wandstücken in Nischen sowie knapp unter der Decke und schließlich als gesamte Deckenverkleidung im Format etwas kleinere, ebenfalls quadratische, nicht völlig glatte, sondern leicht strukturierte Kacheln. Sie leuchten in verschiedenen braun-gold-ocker Tönen, vom dezenten und indirekten Licht mehrerer walzenförmiger Deckenlampen aus mattem, weißem Glas und mit feinen, gleich-
mäßigen, dunklen Streben in Längsrichtung verziert, zusätzlich effektvoll in Szene gesetzt. Solche Röhren finden sich nicht nur unter der Decke, sondern auch senkrecht ausgerichtet an den Wänden.
Keine strohhalmdünnen, kalt leuchtenden Neonröhren! Denken Sie eher an Bananen ohne Schale, dann stimmen die Proportionen und die Farbe besser. Auch bei diesen braun-goldenen Kacheln finden sich wieder farblich passende Zierelemente, die einzelne Stellen hervorheben, kleine Absätze betonen und ebenfalls einen Abschluss bilden. Die Decke ist nicht eine langweilige Fläche ohne Unterbrechungen, sie hat Versatz, hat kasettenähnliche Aussparungen und Vertiefungen.
Im Raum verteilt an den Wänden tauchen nahezu edel wirkend und geschickt platziert Spiegel auf, die den Raumeindruck bestimmen, ihn beeinflussen und obendrein grandios die üppige, bunte Blütenpracht in den Vasen optisch vervielfachen …

Hamburg - Wandelhalle Hauptbahnhof - Blumen Petzoldt - Kacheln aus den 20er Jahren ...

Hamburg – Wandelhalle Hauptbahnhof – Blumen Petzoldt – Kacheln aus den 20er Jahren …

Sie merken, ich bin ein wenig am schwelgen, obwohl dies in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein nicht unbedingt sensationell außergewöhnlicher Stil war. Dennoch stand für diese Ladengestaltung ganz augenfällig ein aufwändigeres Konzept an, als es im Durchschnitt üblich war.
Die Einrichtung ist eine Sache, doch passen Sie auf, jetzt kommt das etwas Sonderbare:

Nehmen wir nun an, nach der ersten gemeinsamen Tour im Sommer 1926, fährt Ihr Großvater anno 1942 wegen einer ominösen Vorladung alleine nach Hamburg, kommt an der bekannten Stelle im Hauptbahnhof vorbei und erzählt Oma Lene später bei der Heimkehr, er hätte entdeckt, dass der Blumenladen so nicht mehr existiert. Die Kacheln sind nicht mehr da. Lampen weg, alles weg. Ihre Großmutter ist darüber sehr betrübt.

Die Jahre vergehen, mittlerweile haben wir 1960. Nun reist wiederum Oma Lene per Zug zum 70. Geburtstag der Patentante Richtung Norden. Sie entdeckt völlig verblüfft, dass es das schöne Blumengeschäft sehr wohl gibt! Im Hauptbahnhof und ganz so, wie sie es in Erinnerung hat. Mit seinen schönen Kacheln und der gesamten Einrichtung!
Wieder daheim stutzt sie daraufhin Opa Paul ein wenig zurecht, meint, er könne wohl nicht richtig gucken …
Ihr Großvater weist einen Irrtum weit von sich und so hängt der Haussegen kurzzeitig etwas schief.
Auch als Lene in den 70er Jahren nach Hamburg, diesmal leider zu einer Beerdigung, anreist, findet sie das Geschäft wie gewohnt vor. Sehr vorsichtig hat der Paul nachgefragt, als sie zurückkehrte.
„Und …, Lene?“
„Wenn ich’s dir doch sage, Paul! Der Laden ist da!“, erwiderte Lene recht energisch.

Die nächste Fahrt unternimmt daraufhin Ihr Großvater Paul. Ihn führt es im Jahr 1989 erneut in die Hansestadt, da sein Männergesangsverein Gründungsjubiläum hat und dies gebührend mit einem Hamburg-Besuch feiert. Selbstverständlich muss er sich am Hauptbahnhof vergewissern, dass das stimmt, was Lene felsenfest behauptet hat. So, und wo ist nun …? Von wegen, der Laden ist da!
Die Wandelhallenbrücke, an der sich das Geschäft von Blumen Petzoldt befand, ist abgerissen! Kein Laden, keine Kacheln! Brühwarm berichtet er zu Hause den Stand der Dinge und mit einem Hauch von Triumph in der Stimme beharrt er erneut auf einer Nichtexistenz von Kacheln und Co.  Lene tendiert sogar dazu, ihm zu glauben. Wenn da schließlich alles abgerissen wurde …

Ihre Großeltern, mittlerweile hochbetagt  – wundern Sie sich nicht, beide sind sehr alt geworden, sie gehören entfernt zum Clan der  Heesters’ aus den Niederlanden und habe gute Gene – fahren 1992 gemeinsam zur Taufe der Urgroßnichte nach Hamburg. Und nun raten Sie einmal, was sie vorfinden …
Genau, Blumen Petzoldt! Samt der für sie gewohnten Einrichtung und der typischen Verkachelung! Verdutzt geblinzelt, zweimal hingeschaut, doch der Laden ist immer noch da …

Eigenartig, oder? Wie passt das zusammen?
Es ist grundsätzlich vorstellbar, dass ein Geschäft irgendwo in einer kleinen Nebenstraße in einem Altstadtviertel oder vielleicht noch eher auf dem Land in einem Dorf durchgehend seit 1926 besteht und nie etwas an dessen Einrichtung verändert wurde. Aber hier? War der Laden samt ganz spezifischer Kacheln nun immer da oder nicht?
Wer von beiden hat  nach seiner jeweiligen Einzelreise Tüdelkram von sich gegeben. Wer hat nicht richtig hingesehen oder leidet unter Halluzinationen. Oder haben am Ende doch beide recht?

Des Rätsels Lösung sieht so aus:
Blumen Petzoldt eröffnete 1925/1926. Eindeutiges Erkennungsmerkmal und Besonderheit waren damals die farblich lasierten Tonwaren und die spezielle Nutzung und Verarbeitung der Kacheln an Wänden sowie Decke. Und natürlich die darauf abgestimmte Einrichtung mit ihren stilvollen Lampen etc.

Während der Zweite Weltkrieg tobte, musste in Hamburg immer mit der Bombardierung gerade des strategisch wichtigen Hauptbahnhofs gerechnet werden. Es wäre immer schlimm gewesen, doch es hätte auch leidgetan um die Kachelschönheiten … Also nahm man sie in dieser Zeit ab und lagerte sie während der Kriegsjahre außerhalb der Stadt. Wobei ich mir als Laie vorstelle, dass man nicht jede Kachel herunter-
klopfte, sondern dass ganze Wandteile, also inklusive Mauerwerk, herausgenommen wurden. Paul konnte
somit 1942 nichts vorfinden.
Später kam alles wieder an seinen Platz, der Laden erstrahlte im alten Glanz. Lene erwischte folglich in
den 60er und 70er Jahren stets Phasen, in denen alles bildschön hergerichtet war.

Mit der stetigen Zunahme des Zugverkehrs standen bauliche Veränderungen des Hauptbahnhofs an. Unter anderem wurde 1985 die Wandelhallenbrücke abgerissen. Und erneut traf man Vorsorge, dass die Ladeneinrichtung nicht etwa beim Bauschutt landete. Insgesamt 4500 einzelne Einrichtungsteile wurden abermals vorsichtig abgenommen und diesmal im Museum für Kunst und Gewerbe aufbewahrt. Das
war sicher und praktisch zugleich; das Museum befindet sich nämlich in Sichtweite des Hauptbahnhofs.
Der Weg war also denkbar kurz. Paul, der genau in diesen Umbauzeiten eintraf, konnte natürlich wieder
einmal keinen Laden entdecken.

Die Bauarbeiten im Bahnhof und am Südsteg nahmen geraume Zeit in Anspruch. Die neue Wandelhalle mit der Ladenzeile, wie sie in der heutigen Form existiert, feierte erst im Jahre 1991 Eröffnung. Ein weiteres – und vorläufig letztes – Mal fanden Kacheln und Einrichtung ihren Weg zurück an den alten Ort. Das Blumengeschäft feierte erneut seine Auferstehung.

Sie merken, die Großeltern Lene und Paul befanden sich bei ihren Alleinreisen jeweils in ganz unterschiedlichen Zustandsphasen in Hamburg. Beide konnten also ihren Augen durchaus trauen und erzählten stets absolut die Wahrheit.

Hamburg - Wandelhalle Hauptbahnhof - Blumen Petzoldt und eine der über 100 Hummel-Figuren von 2003

Hamburg – Wandelhalle Hauptbahnhof – Blumen Petzoldt und eine der über 100 Hummel-Figuren von 2003

Nun können Sie sich bestimmt vorstellen, dass diese Prozedur des Entfernens und neu Anbringens nicht gerade eine Kur für die Kacheln ist, dass es im Hauptbahnhof durch die Züge Erschütterungen gibt und dass
an ihnen ganz generell der Zahn der Zeit nagt, wie an allem und jedem. So ist es nicht verwunderlich, dass gebranntes Material porös wird, Risse bildet, bricht und irgendwann ein Austausch von Teilen nicht mehr zu vermeiden ist.
Nur das ist nicht so ohne!
Eben weil es eine der ganz wenigen noch erhaltenen Ladeneinrichtungen aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist, steht das Interieur unter Denkmalschutz und das heißt, man kann nicht in den Baumarkt gehen und kurzerhand irgendwelche Ersatzfliesen anschleppen. Es werden originalgetreue, passende Kacheln benötigt, ein Ersatz, der dem alten Material entspricht und ebenfalls die besonderen Farben und Ornamente aufweist.
Es muss ein Profi für das Fehlende heran, der durch sein Fachwissen und Können in der Lage ist, derartige Keramiken nachzubilden und nachzubrennen. Vor etwa zwei Jahren war von 70 Fliesen die Rede, die auf Austausch warteten und von Kosten, die sich ganz schnell im Bereich hoher, fünfstelliger Beträge bewegten.

Gibt es so einen Fliesenkünstler? Falls Sie Stammleser hier sind, erinnern Sie sich möglicherweise noch an Hans Kuretzky. Das war jener Möllner Baukeramiker, der damals für die Restaurierung der Fassade des Kontorhauses Pinçon im Neuen Wall in Hamburg meisterhaft neue Fliesen im alten Stil herstellte. Ihn beauftragte man auch hier mit den Arbeiten. Bei ihm kann man absolut sicher sein, dass er es nicht nur kann, sondern obendrein so gut hinbekommt, dass später keinem der Unterschied zwischen alten und ergänzten, nachgebrannten Kacheln auffällt.

So würden Großmama Lene und Großpapa Paul (wären Sie nicht inzwischen doch aus Altersgründen verschieden) auch heute, 90 Jahre später, bei einer Anreise zur Verlobung der Urenkelin und anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Wandelhalle, wie 1926 wieder inmitten der altvertrauten Einrichtung ihre Blumen aussuchen. Zart duftende Rosen mit Schleierkraut …

Schauen Sie doch einmal herein, wenn Sie am Hamburger Hauptbahnhof vorbeikommen! Die Fotos zeigen lediglich den Eindruck von außen. Erst wenn Sie eintreten, sehen Sie natürlich alles richtig!
Denken Sie daran, eine Garantie dafür, dass die alte Einrichtung noch weitere 90 Jahre in dieser Form gehegt und gepflegt wird, gibt es trotz Denkmalschutz nicht. Lieber rechtzeitig schauen …
(Dabei könnten Sie natürlich auch gleich ein paar Blumen erstehen – das wird hin und wieder durch die ganze Kachelattraktion am Ende komplett vergessen.)
Es ist übrigens nicht die kleine Petzoldt-Dependance am Bahnhofsausgang zum Glockengießerwall und zur Spitaler Straße, sondern es handelt sich um das Geschäft auf der entgegengesetzen Seite Richtung Kirchenallee.

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© by Michèle Legrand, Juni 2016
Michèle Legrand - Freie Autorin

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Hamburg: Zwei Rohrstücke aus der frühen Zischzeit …

Warten Sie möglichst, bis der Bus durch ist. Sonst ergeht es Ihnen wie mir. Verstehen Sie mich nicht falsch, was sich ergab, war gar nicht so übel – nur vielleicht möchten Sie überhaupt nicht, dass an der Haltestelle wartende Menschen Ihr Treiben verfolgen und Ihnen spontan Hilfe anbieten, weil Sie irrtümlich der Ansicht sind, Sie seien auf der verzweifelten Suche nach einem Gegenstand, der Ihnen just durch die Gitterstäbe fiel und in der Tiefe verschwand. Können Sie mir folgen? Ist es zu mittendrin? Hätten Sie es lieber chronologisch? Das lässt sich auch einrichten.

Ich möchte Ihnen heute gerne ein weiteres Relikt aus vergangenen Zeiten zeigen. Mir fiel dessen Existenz am Sonnabend plötzlich wieder ein, als ich durch die noch etwas kahle Parkanlage Planten un Blomen spazierte und beim Blick über den alten Wallgraben auf der anderen Seite am Gorch-Fock-Wall das Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion entdeckte.

Hamburg - Blick von Planten un Blomen hinüber zur ehem. Oberpostdirektion (Gorch-Fock-Wall)

Hamburg – Blick von Planten un Blomen hinüber zur ehem. Oberpostdirektion (Gorch-Fock-Wall)

Im Sommer ist von ihr fast gar nichts zu sehen; das Laub der Bäume verdeckt alles bis auf den ein Stück über die Baumwipfel hinausragenden Turm und den goldenen, fliegenden Merkur, der auf seiner Spitze im Sonnenlicht funkelt.

Hamburg - Turm der ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz

Hamburg – Turm der ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz (Sommerfoto)

Bei Sonnenschein und blauem Himmel leuchtet die wilhelminische Prachtfassade sehr viel freundlicher und intensiver, nur gibt es für Sie heute leider lediglich die gedämpfte Ansicht. Als ich dort war, wollte die graue Wolkendecke partout nicht aufreißen.
Bei fehlendem Lärm- und Sichtschutz aufgrund unbelaubter Bäume offenbart sich ganz besonders, was für ein immenser Verkehr hier an der Kreuzung am Stephansplatz herrscht. Ein Taubenschlag ist nichts dagegen! Doch dieser Umstand ist absolut nicht neu. Bereits 1922 gab es in diesem Bereich ein derart hohes Verkehrsaufkommen, dass genau an dieser Kreuzung die erste Ampel Deutschlands aufgestellt wurde.
(Bevor Sie anmerken, so viel Autos seien gar nicht zu sehen, sei Ihnen verraten, dass ich einen der wenigen ruhigeren Momente zum Fotografieren abpasste.)

Hamburg - Ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz, Ecke Gorch-Fock-Wall

Hamburg – Ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz, Ecke Gorch-Fock-Wall

 

Hamburg - Alte Oberpostdirektion (Dammtorstraßen-Seite)

Hamburg – Alte Oberpostdirektion (Dammtorstraßen-Seite)

Sie sehen auf dem oberen Foto, die alte Oberpostdirektion war in einem Eckgebäude untergebracht. Es ragt mit einem Flügel in die Dammtorstraße, mit dem anderen in den Gorch-Fock-Wall – und genau auf diese Seite würde ich Sie jetzt gern einmal ziehen. Laufen Sie von der Ecke aus entlang des Gebäudes und zählen dabei die Lichtschächte an den Kellerfenstern. Bei Nummer fünf stoppen Sie bitte.
In dem Moment befinden Sie sich außerdem auf Höhe einer Bushaltestelle, was mich wieder zu der am Beginn geschilderten Empfehlung führt …
Das, was es heute zu sehen gibt, verbirgt sich in Lichtschacht Nr. 5, der, wie alle anderen, zu einem Großteil von einem Gitter verdeckt ist.

Hamburg - Ehem. Oberpostdirektion - Lichtschacht Nr. 5 auf der Gorch-Fock-Wall Seite ...

Hamburg – Ehem. Oberpostdirektion – Lichtschacht Nr. 5 auf der Gorch-Fock-Wall Seite …

Sobald Sie sich länger oder tiefer über das Gitter beugen, womöglich obendrein in die Hocke gehen, um das Darunter besser erkennen zu können, wird automatisch der ein oder andere Buswartende aufmerksam. In meinem Fall tauchte mit einem Mal ein Herr neben mir auf. Er zeigte sich leicht besorgt und erkundigte sich äußerst hilfsbereit:
„Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie etwas verloren? Schlüssel …?“
Er reagierte verdutzt, als ich verneinte, und so verriet ich ihm, wonach ich schaute. Überrascht kauerte er sich prompt ebenfalls nieder, um es sich etwas genauer anzusehen.

Hamburg - Ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz, Ecke Gorch-Fock-Wall - Die letzten sichtbaren Überbleibsel der Rohrpost ...

Hamburg – Ehem. Oberpostdirektion am Stephansplatz, Ecke Gorch-Fock-Wall – Die letzten sichtbaren Überbleibsel der Rohrpost …

Wir spähten gemeinsam durch die Stäbe.
„Schauen Sie, sehen Sie diese beiden Rohrstücke, die dort unten quer durch die Öffnung verlaufen?“
„Ja, sehe ich“, meinte er.
„Das sind die letzten sichtbaren Beweise einer einst existierenden Rohrpost.
„Was? Die da?“ Er wirkte verblüfft. „Die sind ja so dünn! War so etwas nicht dicker? Passt da überhaupt was rein?“

„Aber sicher! Was Sie vielleicht in Erinnerung haben, ist die Großrohrpost, die später Teile Hamburgs unterirdisch miteinander verband. Die Rohre dieser ersten Rohrpost, der, die 1864 einführt wurde, waren aber nicht so üppig dimensioniert. Diese hier gehörten zu einer Strecke, die vom Jahr 1887 an die Börse hinterm Rathaus am Adolphsplatz mit dem Telegrafenamt hier am Stephansplatz verband. Die Schriftstücke mit Nachrichten wurden meist gerollt, in kleine Büchsen gelegt – und ab ging die Post.“
Mein hilfsbereiter Mitgucker schien interessiert bis moderat gefesselt, nur kam sein Bus, und so entschwand er mit einem: „Hab ich überhaupt nicht gewusst, und ich komme beinahe jeden Tag hier vorbei!“

Rohrpost in Hamburg

Rohrpost! Sie war seinerzeit enorm flott unterwegs! Vielleicht sind Sie auch erstaunt, wenn Sie hören, dass eine der kleinen zischenden Rohrsendungen von der Börse zum Telegrafenamt keine zweieinhalb Minuten brauchte.
Überlegen Sie doch nur, würden Sie heute aus dem Börsengebäude via Internet eine Mail zum Stephansplatz verschicken, käme die – angesichts notwendiger Spam- und Virenprüfung vorweg – kaum eher beim Empfänger an. Wäre stattdessen aber vermutlich auf dem Weg von A nach B von irgendwelchen Geheimdiensten angezapft, mitgelesen und gespeichert worden.
So etwas konnte bei der Rohrpost nicht passieren. Rein theoretisch hätte jemand irgendwo das Rohr ansägen, öffnen und versuchen können, eine durchflitzende Büchse herauszufischen. Aber die Rohre verliefen unterirdisch, die Sendungen hatten einen enormen Zacken drauf, und es gab sogar einen Alarm bei einigen Verbindungen, der ausgelöst wurde, sobald eine Kartusche nicht zur berechneten Zeit am Zielort ankam. Ein Punkt für die Rohrpost.

Was noch? Was sprach für diese Versandart?
Wenn man die Briefe damals mit Pferdewagen oder später – zunächst mit der Straßenbahn (sie hatte einen Eilpostbriefkasten!), nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr per Auto – via Straße beförderte, gingen dafür statt zweieinhalb mindestens zwanzig Minuten ins Land. (Angesichts der heutigen Laufzeit einiger Briefe dennoch eine Traumzeit, oder?) Meist benötigten sie jedoch auch etwas länger, denn der Innenstadtbereich war schon damals gern verstopft, was zur Folge hatte, dass die Post austeilenden Boten sich ständig verspäteten.
Wen störte es ganz besonders?
Sie erinnern sich, welchen Ausgangsort vorhin die Rohrpost mit Ziel Telegrafenamt hatte? Na …? Genau! Natürlich brachte es die Börsenmakler auf die Palme! Bei denen zählte jede Minute, sonst drohte der Verlust baren Geldes. Sie mussten ihre Nachrichten so schnell wie möglich weitergeleitet haben bzw. zugestellt bekommen.

Das ganze Streckennetz der Rohrpost kam im Stadtbereich bald auf eine Länge von ungefähr 43 Kilometern.
Wie sich die Büchsen bewegten?
Das Versenden funktionierte durch ein Druckluftsystem. Ansaugen und wegpusten und zwar mit erheblicher Power! Mit etwa 40 km/h zischten die Geschosse durch die Rohre.
Was der mitschauende Herr am Lichtschacht ganz richtig in Frage stellte, war die mangelnde Kapazität. Sie können sich vorstellen, so sehr viel passte nicht in die kleinen Kartuschen, doch das Brief- bzw. Postaufkommen insgesamt wuchs rapide. Aus diesem Grund und natürlich, weil der Verkehr auf den Straßen keinesfalls weniger wurde, ersann man nach der ersten Rohrpostversion mit den kleinen Rohrdurchmessern in späteren Jahren eine weitere Variante, die Großrohrpost. Deren Rohre hatten einen Durchmesser von 45 cm und die dort loskatapultierten Transportbehälter (diesmal auf Rollen) fassten ca. 2000 Briefe.

Nur was Ende des 19. Jahrhunderts noch verhältnismäßig einfach ging, nämlich das Verlegen von relativ dünnen Rohren in ein noch nicht so „überfülltes“ Erdreich in einer Tiefe von ca. einem bis maximal zwei Metern, bescherte später in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts beim Projekt Großrohrpost erhebliche Probleme. Nicht allein, dass nun viel dickere Rohre verlegt werden mussten, das gesamte Rohrsystem musste auch tiefer verlaufen. Zum einen geschützter, zum anderen deshalb, weil sich mittlerweile fast überall etwas im Weg befand. Es gab U- und S-Bahnlinien, es verliefen dicht verzweigt die Wasser- und Gasleitungen unter der Stadt und das Telefonnetz behinderte genauso wie viele in der Zwischenzeit entstandene Auto- und Fußgängertunnel.

Doch gestaltete sich nicht nur die Einrichtung mühsam, sondern bedauerlicherweise war das System Rohrpost von jeher trotz vieler unschlagbarer Vorteile auch mit erheblichen Nachteilen behaftet. Es war störanfällig.
Als die Rohrpost noch nicht so tief liegende Rohre hatte, erlitt sie durch Bombardierungen während des Krieges großen Schaden, und die Flickschusterei oder eine Umleitung in andere Rohre half nur kurzfristig. Wenn durch weitere Bombenschäden das angesteuerte Alternativpostamt bereits nicht mehr existierte, brachte es im Endeffekt gar nichts.
Erschütterungen durch die Straßenbahn lösten von Zeit zu Zeit ebenfalls Schäden aus.

Dabei hatten die dünnen Rohre noch den Vorteil, dass sie durchgängig verbunden waren. Die neueren Rohre mit dem großen Durchmesser wurden als einzelne Segmente verlegt. Sie brauchen nur an den Schwerlastverkehr oder auch die vielen Baustellen und Bautätigkeiten in Hamburg – auch schon in früheren Zeiten – denken und schon ist Ihnen klar: Bewegungen im Erdreich waren vorprogrammiert!
Ständig verrutschten die Anschlüsse der Rohrelemente und verschoben sich gegeneinander. Über die entstandenen Absätze im Rohr kamen die Rollen der Behälter nicht hinüber – schon gab es eine neue Störungsmeldung. Und die Suche nach der Blockadestelle begann. Finden Sie mal auf einer mehrere Kilometer langen Strecke unter Tage sofort den Punkt, an dem es hakt …
Irgendwann war man es leid, ständig Unterbrechungen zu haben und beklagte bitterlich die dabei regelmäßig entstehenden hohen Wartungskosten. Das Ende der Ära Rohrpost bahnte sich an. Nach immerhin 112 Jahren – mit leichten Unterbrechungen und Streckenbeschränkungen nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Entstehung der Großrohrpost in den 60er Jahren – nahm Hamburg 1976 endgültig Abschied von dieser Versandart.

Reste der großen Rohre können Sie lange suchen. Entweder wurden sie entfernt, wenn sie bei neuen Bauvorhaben und Straßenanlagen bzw. -änderungen störten oder man verfüllte sie mit Erde. Soweit mir bekannt ist, gibt es nirgendwo vergleichbare Überbleibsel, welche wie die beiden Rohre am Stephansplatz im Lichtschacht der ehemaligen Oberpostdirektion noch direkt sichtbar wären.

Mein Großpapa hat mir einmal einen recht alten Briefumschlag gezeigt, auf dem ein Stempelvermerk zu sehen war, der verriet, dass er einen Teil der Strecke mit der Rohrpost befördert worden war. Vorbei die Zeit. Und vorbei auch die Zeit, in der sich jede Kartusche mit einem durch die Druckluft entstandenem Zischen ankündigte und mit einem eindeutigen Aufprallgeräusch an ihrem Zielort landete.
Die Zischzeit hat ihr Ende gefunden. Endgültig? Komplett? Oder …

Es gibt sie an einigen Stellen noch hausintern! So wie es ja auch immer noch Paternoster gibt. Rohrpostsysteme existieren in einigen Firmen, die ihren Sitz in großen Gebäudekomplexen haben, aber auch in mancher Hochschule oder in Krankenhäusern. Dort wird diese praktische und schnelle Versandart genutzt, um weite Wege zu vermeiden sowie Zeit zu sparen. An diesen Orten werden weiterhin Dokumente oder Wertgegenstände zwischen Kasse und Tresor bzw. Blutproben, Berichte etc. zwischen OP und Labor oder aber Material, Lieferscheine, Anordnungen und was nicht alles zwischen Lager, Werk und Büro hin- und hergesandt.
Zischhhhh – Rummms.
(Doch glauben Sie mir, auch diese Tage sind gezählt … Nur die ganz neu entwickelten, hochmodernen Rohrversandanlagen mögen davon ausgenommen sein.)

Nun haben Sie wieder ein Stückchen altes Hamburg kennengelernt.

Damit Ihnen die Stadt bei Betrachtung der Fotos diesmal nicht nur reichlich grau vorkommt, gibt es zur dezenten farblichen Aufmunterung zum Abschluss  die Blüten der Zaubernuss-Sträucher, die gerade ersatzweise in den Beeten von Planten und Blomen etwas Helligkeit und Sonnengefühl vermitteln.

Hamburg - Planten un Blomen - Die Zaubernuss (Hamamelis) ersetzt fehlenden Sonnenschein ...

Hamburg – Planten un Blomen – Die Zaubernuss (Hamamelis) ersetzt fehlenden Sonnenschein …

 

Hamburg - Planten un Blomen - Die zarten Blüten der Zaubernuss (Hamamelis) ...

Hamburg – Planten un Blomen – Die zarten Blüten der Zaubernuss (Hamamelis) …

 

Eine gute Woche für Sie!
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© by Michèle Legrand, Februar 2016

Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

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Hamburg: Fleete, Bier und die Mahnung an der Tür

Ich war in der vergangenen Woche unterwegs und so habe Ihnen gleich etwas mitgebracht. Aus meiner
Stadt, aus einem Teil, der sich südlich der City am Zollkanal und am Binnenhafen befindet, also nahe der Speicherstadt.

Sie wissen, Hamburg ist eine wasserreiche Stadt. Es gibt nicht nur Elbe, Binnen- und Außenalster, Bille
und Seen, Hamburg hat auch zahlreiche Fleete, die das Stadtgebiet durchziehen.
Die Anzahl dieser Wassergräben war einst erheblich höher, doch viele gibt es mittlerweile nicht mehr.
Wenn sie nicht schon früher zugeschüttet wurden, dann spätestens nach Ende des zweiten Weltkriegs,
als nämlich Unmengen von Schutt aus Trümmern anfielen, die irgendwo hin mussten.

Wenn Ihnen heute jemand als seine Adresse „Am Katharinenfleet“ angibt, dann hüten Sie sich vor der
Idee, derjenige wohnte mit Blick aufs Wasser. Pustekuchen! Diesen Fleet gibt es nicht mehr, lediglich den Straßennamen.
Es gibt aber den Nikolaifleet. Um ihn und seine Umgebung geht es heute.

Hamburg - Blick auf den Nikolaifleet und die Kirche St. Katharinen (von der Straße "Holzbrücke" aus)

Hamburg – Blick auf den Nikolaifleet und die Kirche St. Katharinen (von der Straße „Holzbrücke“ aus)

Erinnern Sie sich an die Badeanstalt, den Tempel der Reinlichkeit, im vorletzten Blogpost, an dessen Platz heute ein rundes Parkhaus steht? Ich erzählte Ihnen, dass Mitte des 19. Jahrhunderts zur Zeit der Erbauung des Bades die Modernisierung der Stadt voranschritt und dabei die Wasser- sowie die Abwassersituation (Kanalisation, Siele) verbessert werden sollte.
Warum? Weil kaum einer regelmäßig, geschweige denn sauberes Wasser hatte! Die Zustände in den eng bebauten Gebieten besonders hier Richtung Hafen waren aus hygienischer und medizinischer Sicht katastrophal! Völlig untragbar.

Gleichzeitig sahen die Einsatzmöglichkeiten bei einem Brand nicht eben rosig aus. Schwierige Brandbekämpfung bei gleichzeitig erheblicher Brandgefahr.
Nahezu jede Häuserzeile hatte damals – üblicherweise an der Rückfront – Anschluss an einen Fleet (man sagt übrigens der, aber auch das Fleet). Vor dem Haus hingegen lief eine enge Straße vorbei.
Es war absolut üblich, Wohnen und Arbeiten an einem Ort zu erledigen. So wuselte es mächtig, wenn Familien dort lebten und gleichzeitig Waren angeliefert, gelagert, in Werkstätten verarbeitet und wieder abtransportiert wurden. Es war voll gestellt, Maschinen liefen, Feuer und Wasser kamen zum Einsatz. Der Anteil an Holz und anderen empfindlichen Rohstoffen und Materialien im Umkreis war beträchtlich, und daher brannte alles im Fall der Fälle wie Zunder.

Man musste in dieser Hinsicht sehr leidvolle Erfahrungen sammeln. Schauen Sie beim folgenden Foto einmal auf die Häuserzeile auf der rechten Seite und denken sich quasi dahinter. Es sind nämlich die Rückfronten der Gebäude der Deichstraße und genau dort, in der Deichstraße, brach 1842 der Große Brand aus, jenes verheerende Feuer, das sich Richtung Binnenalster durchfraß und erst nach drei Tagen gelöscht werden konnte. Die Flammen, die so viele Menschen das Leben kosteten und so viel vernichteten.

Hamburg - Nikolaifleet - Deichstraßen-Häuser rechts, links die Rückseite der Häuser der Straße Cremon

Hamburg – Nikolaifleet – Deichstraßen-Häuser rechts, links die Rückseite der Häuser der Straße Cremon

Die Konsequenz aus diesem Branddrama war, dass man Wohnen und Arbeiten zu trennen begann. Die Familien zogen nun Richtung Außenalster, siedelten links und rechts davon und schoben sich langsam weiter nördlich. Neue Wohnviertel entstanden. Im Zentrum selbst erfolgte die Konzentration auf Arbeit und Beruf.
Als wichtige Handelsmetropole startete Hamburg mit der Planung für den Bau der Speicherstadt sowie erster Kontorhäuser, die um die Jahrhundertwende herum nach und nach entstanden. Im Westen der Innenstadt vereinzelt und meist in Baulücken, im Osten der City wuchs ein richtiges Kontorhausviertel heran.

Hamburg - Kontorhäuser - Konzentration auf Stein,, Fliesen und Metall ...

Hamburg – Kontorhäuser – Konzentration auf Stein,, Fliesen und Metall …

Was denken Sie, warum dort in den Treppenhäusern alles so steinern gelassen wurde und man eher über  Mauerwerk und Fliesen sowie kunstvolle Metallgeländer in den Foyers und Stockwerken Akzente setzte, statt  zusätzliche, hölzerne Schmuckeinbauten vorzunehmen oder Dekoration ins Foyer zu stellen?
Sie ahnen es sicherlich. Man wollte das Brandrisiko minimieren und freie Bahn haben, um schnell eingreifen zu können, sollte doch einmal etwas passieren (Evakuierung, Brandlöschung etc.)

Hamburg - Eingangsbereich eines Kontorhauses ...

Hamburg – Eingangsbereich eines Kontorhauses …

Die Wasserversorgung auf hygienische Art und eine vernünftige Abwasserentsorgung waren die anderen Großprojekte, die angegangen wurden. Es ist kaum vorstellbar aus heutiger Sicht, dass aus den Fleeten das Wasser für die menschliche Versorgung – also auch das Trinkwasser! – gezapft wurde, obwohl gleichzeitig ungeniert und ungefiltert jegliche Abwässer, auch die Fäkalien (!), eingeleitet wurden. Auf welch simple Art die Einleitung sich vollzog, kann man an einer Stelle sogar heute noch erkennen.

Früher hatte jedes Haus zur Fleetseite hin einen Erker, der nach hinten bis über das Wasser hinaus ragte. Plumpsklo und Mülleimer! Der direkte Weg.
Das Haus in der Deichstraße mit der Nr. 37 wurde rekonstruiert, restauriert und selbst der Erker ist wieder an seinem Platz. Es sieht für mich heute allerdings mehr nach einem relativ offenen Balkon aus, doch vielleicht gab es früher mehr „Sichtschutz“ – oder die Menschen waren nicht so genant.

Hamburg - Nikolaifleet - Blick auf die Rückseite der Häuser der Deichstraße (rechts) - Haus Nr. 37 mit Erker (Vorbau) im 1. OG

Hamburg – Nikolaifleet – Blick auf die Rückseite der Häuser der Deichstraße (rechts) – Haus Nr. 37 mit Erker (Vorbau) im 1. OG (links neben dem verhängten Gebäude)

Ich muss Ihnen gestehen, mich hat etwas nachträglich in gewisser Weise leicht erschüttert. Ich bin über ein Relikt aus alter Zeit gestolpert. Es  enthält eine Ermahnung, die der Bierkeller Gröninger für seine Gäste parat hielt. Bereits seit dem 18. Jahrhundert war Gröninger eine der vielen Bierbrauereien der Stadt.

Hamburg - Haus Ost-West-Straße 47 (ehemals Gröningerstraße 22) - Gröninger

Hamburg – Haus Ost-West-Straße 47 (ehemals Gröningerstraße 22) – Bierkeller Gröninger

 

Hamburg - Gröninger - Im Hintergrund das Mahnmal St. Nikolai

Hamburg – Gröninger – Im Hintergrund das Mahnmal St. Nikolai

Als eines der ganz wenigen aus dieser Zeit, existiert das Brauhaus bis heute. Der Bierkeller befindet sich im Vorderhaus, einem barocken Alt-Hamburger Bürgerhaus (1761-1762 erbaut), in der Willy-Brandt-Straße 47.
So heißt sie seit 2005. Viele kennen diesen Teil der breiten und vielbefahrenen Straße immer noch unter der alten Bezeichnung Ost-West-Straße, doch auch die gab es nicht von jeher dort, sondern sie entstand erst einige Zeit nach dem Krieg in den Jahren zwischen 1953 und 1963.
Ursprünglich befand sich an ihrer Stelle ein Fleet, und nur direkt vor dem Haus der Brauerei lief eine schmale Straße, die Gröningerstraße. Damals besaß die Brauerei die Hausnummer 22. (Siehe auch Foto unten Inschrift im Mauerwerk links.)
Das alte Eingangsgewölbe ist immer noch da und mit ihm eine schwere Tür, auf der sich folgende Inschrift befindet:

Hamburg - Gröninger - Die Inschrift in der alten Tür ... (Sinn: Fleetwasser wird mittwochs fürs Bierbrauen gebraucht, daher den Fleet dienstags nicht verunreinigen)

Hamburg – Gröninger – Die Inschrift in der alten Tür …

Für meine blinden Bloggäste und zum generell einfacheren Lesen die Türinschrift noch einmal in Textform:
“Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, daß am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf!”

Oha! Möchten Sie noch ein Bier? … ^^

Die Lage damals verbesserte sich allmählich. Trotz allem kam es relativ spät (1892) doch noch einmal zum Ausbruch einer Cholera-Epidemie. Und wissen Sie warum?
Weil sich Senat und Bürgerschaft über Jahrzehnte nicht über Art und Bau einer Filteranlage an der Elbe einigen konnten und dort das Wasser immer noch ungereinigt verwendet wurde!
Der Sommer 1892 war heiß, der Wasserstand entsprechend niedrig, das Elbwasser dadurch sehr warm. Die Bakterien freuten sich, ideale Voraussetzungen für ihre Vermehrung, und die Stelle flussaufwärts, an der Wasser entnommen wurde, war bei Flut dem verschmutzten Sielwasser ausgesetzt …
Können wir nicht wirklich von Glück sagen, dass zumindest diese Zustände heute nicht mehr herrschen?

Sagen Sie, haben Sie eigentlich gemerkt, dass ich Ihnen ein Bild dazwischengeschummelt habe, das gar nicht „frisch“ ist? Das Laub am Baum (hinter dem schmiedeeisernen Schild des Bierkellers Gröninger) verrät es und die Tatsache, dass das Mahnmal St. Nikolai gut zu erkennen ist. In Wirklichkeit ist die Kirchenruine aktuell komplett eingerüstet – so wie auf diesem Foto.

Hamburg - Mahnmal St. Nikolai komplett eingerüstet ...

Hamburg – Mahnmal St. Nikolai komplett eingerüstet …

Sie haben es natürlich sofort erkannt, Sie sind ja alle allesamt sehr plietsch.

Genug für heute, oder?
Und falls Sie nun neuerdings merkwürdige Biertrinkbedenken bei sich feststellen … Herrschaftszeiten! Ehe Sie an Ihrem Gerstensaft herumwürgen, gehen Sie auf Nummer sicher und fragen nach beim Ordern! Klären Sie die Wasserherkunft einfach persönlich ab. Gerade wenn es vollmundig heißt: „nach uralter Brauart hergestellt“ …

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

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© by Michèle Legrand, Januar 2016
Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

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Unterwegs in Hamburg: „Was finden Sie denn an dem Parkhaus so toll?“

Willkommen zurück! Ein gutes 2016 für Sie!
Die Zeit, sie fliegt bereits wieder, und das neue Jahr ist schon gar nicht mehr so extrem jung.

War bei Ihnen in der letzten Zeit auch wettertechnisch Obertrübnis angesagt? Ein ewig grauer Himmel?
Soweit ich mich entsinne, schien in Hamburg vor dem gestrigen 9. Januar zuletzt am ersten Weihnachtsfeiertag richtig die Sonne. Ich erinnere mich deshalb, da ich nämlich just an diesem Tag in der Küche am brutzeln des großen Familienweihnachtsmahls war und dabei etwas sehnsüchtig nach draußen blickte.
Frühlingshaft, blauer Himmel … Man kommt an solch einem Tag leider erst nicht weg vom Herd und bleibt später mit seinen Gästen in der Regel drinnen. Im Nu wird es auch dunkel. Sonne verpasst …
Vertagen klappte genauso wenig, denn danach zog mit der Kälte besagtes „Grauen“ ein und hielt sich hartnäckig. Mir ging das nach zwei Wochen richtig aufs Gemüt! Lichtmangel, Vitamin-D-Defizit, irgendetwas in der Art wird der Auslöser gewesen sein.
Gestern nun traute sich endlich wieder die Sonne hervor! Schon war ich eingemummt und zog Richtung Stadt.

Startete an der Binnenalster

Hamburg - Binnenalster - Anleger Jungfernstieg mit den Alsterbooten Bredenbek, Goldbek und Eilbek

Hamburg – Binnenalster – Anleger Jungfernstieg

 

Hamburg - Binnenalster - Möwenpickeis ... (Eisschollen auf der Alster, auf ihnen Möwen)

Hamburg – Binnenalster – Möwenpickeis …

 

Hamburg - Binnenalster - ... und es fahren doch Boote, trotz Eis.

Hamburg – Binnenalster – … und es fahren doch Boote, trotz Eis.

 

Hamburg - Binnenalster mit Lombardsbrücke im Winter mit Eisschollen

Hamburg – Binnenalster mit Lombardsbrücke

 

Zog weiter Richtung Planten und Blomen

Hamburg - Planten un Blomen - Winterlich an einigen Ecken ... (Blütenstände von Stauden im Schnee)

Hamburg – Planten un Blomen – Winterlich an einigen Ecken …

 

Hamburg - Planten un Blomen - ... an geschützter Stelle blüht die Zaubernuss (Hamamelis). Hamamelisblüte in orange/rot

Hamburg – Planten un Blomen – … an geschützter Stelle blüht die Zaubernuss (Hamamelis).

 

Ging zu Fuß zurück Richtung Hauptbahnhof – und da fiel mir wieder ein, was ich schon länger vorhatte:
Ich würde Ihnen gern wieder einmal etwas aus meiner Heimatstadt Hamburg zeigen bzw. verraten!
Natürlich hatten Sie auch schon die Fotos gerade eben, aber es gibt obendrein Spezielles, das selbst die Hamburger nicht automatisch kennen oder wenn sie es im Vorbeilaufen gesehen haben, nicht unbedingt ahnen, welche Bewandtnis es damit hat.

Wenn Sie mit der U-Bahn zur Steinstraße (U1) fahren und sich dort dem nördlichen Bahnhofsausgang zuwenden, mit der Rolltreppe oben auf Straßenniveau ankommen, so stoßen Sie direkt auf ein buntes Wandmosaik. Wissen Sie, was es darstellt? Ist es einfach nur nett anzusehen oder steckt mehr dahinter?

Stopp! Warten Sie! Ich erzähle doch „von hinten“. Es passt gerade besser. Dann muss ich nichts doppelt auf Sie loslassen.

Ich habe gestern ein Mosaikbild dort für Sie gesichert und brauchte als Ergänzung die Aufnahme eines bestimmten Parkhauses. Um das Gebäude wirklich ganz aufs Foto zu bekommen, war Abstand zum Objekt vonnöten. Ich überquerte daher die Kreuzung an der Steinstraße. Als günstigster Punkt entpuppte sich der Platz an einer Fußgängerampel schräg gegenüber. So stand ich plötzlich inmitten einiger Wartender und fotografierte über die Straße hinweg.

Hamburg - Das Saturn-Parkhaus nahe des Hauptbahnhofs

Hamburg – Das Saturn-Parkhaus nahe des Hauptbahnhofs

 

„Also da gibt’s doch wirklich schönere Sachen zu knipsen!“, meinte eine Frau zu ihrem Begleiter.
Sie sprach laut und deutlich, so dass ich es beim besten Willen nicht überhören konnte. Ihm war das etwas peinlich und da ich auch noch ungeniert zu ihnen hinschaute, fragte er mit etwas schiefen Lächeln:
„Was finden Sie denn an dem Parkhaus so toll?“
„Ich finde es überhaupt nicht toll.“
„Ja, aber wieso …?“
Die Fußgängerampel sprang auf Grün. Sie warteten weiter. Höflichkeit?
„Möchten Sie weitergehen, solange Grün ist, oder hätten Sie gern die Antwort?“, fragte ich.
Beide blieben stehen …

„Genau dort stand früher die „Wasch- und Badeanstalt Schweinemarkt“. Die war genauso rund
angelegt wie dieses Parkhaus von Saturn.
„Eine Badeanstalt? Dort? Haben wir noch nie gehört!“, meinten sie einstimmig. Obwohl sie hier leben würden.
Das ist nicht verwunderlich. Einerseits sind sie jünger als ich, und selbst ich habe es erst irgendwann durch einen Artikel erfahren, nicht durch Erinnerung an frühere Zeiten. Zu lang ist das alles schon her. Den Bericht dazu hatte ich mir allerdings gerade kurz vor meiner gestrigen Tour wieder einmal geschnappt.
Sie wirkten weiterhin interessiert. Also fuhr ich fort:

„Die Badeanstalt wurde 1855 eröffnet. Sie ist noch unter einem weiteren Namen bekannt; es fällt in diesem Zusammenhang häufig der Begriff „Tempel der Reinlichkeit“.
In den Jahren zwischen 1838 und 1860 arbeitete hier in der Stadt ein englischer Ingenieur namens William Lindley, der ganz erheblich an der Modernisierung Hamburgs beteiligt war. Ein Hauptaugenmerk lag dabei seinerzeit auf der Wasserversorgung und dabei ebenfalls darauf, gerade für die ärmere Bevölkerung durch öffentliche Badehäuser die Bedingungen zu verbessern. Man konnte in diesen Häusern nicht nur baden, sondern auch an über 30 Wäscheständen seine Wäsche waschen und alles verrichten, was in diesem Zusammenhang mit anfiel. Plätten, mangeln …“
„Nicht schlecht …“
„Nein, nicht wahr? Sie müssen sich das mit dem Bad ziemlich gut durchdacht vorstellen. Praktisch angeordnet. Ein eingeschossiger Bau, also längst nicht so hoch wie das Parkhaus heute. Ein runder Grundriss, in der Mitte ein Schornstein, der allerdings hoch und weit sichtbar aufragte. Er maß immerhin 40 Meter!
Ein Innenrund, darum ein Rundgang, von dem durch Holzwände abgetrennte Kabinen abgingen. Massenhaft Badenwannen! Die Angaben über die genaue Zahl sind nicht so ganz einheitlich. Sie schwanken zwischen 50 und 65 Stück, jeweils in Einzelkabinen aufgestellt. Selbstverständlich wurden Frauen und Männer getrennt! Sogar die Eingänge lagen an verschiedenen Straßen! Für die Damen hier an der Steinstraße, für die Herren am Steintor. Die Männer hatten zusätzlich zu den Wannen noch ein „Regenbad“. So nannte man die Duschen damals.
„Regenbad?“ Die Frau grinste amüsiert. „Wie lange gab es denn das Bad überhaupt?
„Bis Anfang 1963 immerhin. Es hatte im Krieg schon arg gelitten, wurde jedoch wieder aufgebaut. Irgendwann Anfang der 50er Jahre verschwand der Schornstein. Der wurde nicht mehr gebraucht. Und schließlich plante man Neues. Die Verkehrsplanung gewann an Gewicht, ein neues Kaufhaus sollte her. Erinnern Sie sich vielleicht noch an Horten? Bevor Saturn hier um die Jahrtausendwende einzog? So fiel letztendlich der Beschluss für die Aufgabe des Bades. Man wollte diese Fläche anders nutzen.“
„Man gibt ja generell in Hamburg gern Bäder auf …“, merkte der Herr an.
Womit er gar nicht so Unrecht hat.

„Waren Sie denn schon unten am Mosaik?“, fragte ich, „beim Abgang zur U-Bahn Steinstraße?“
„Nein, wir kommen direkt vom Hauptbahnhof. Was ist denn dort zu sehen?“
Ich zeigte Ihnen das von der Kamera gespeicherte Foto, das ich gerade zuvor aufgenommen hatte.

Hamburg - U-Bahnhof Steinstraße (U1) - Motiv "Wasch- und Badeanstalt Schweinemarkt" bzw. "Tempel der Reinlichkeit" (Mosaik von Walter Siebelist, 1904-1978)

Hamburg – U-Bahnhof Steinstraße (U1) – Motiv „Wasch- und Badeanstalt Schweinemarkt“ bzw. „Tempel der Reinlichkeit“ (Mosaik von Walter Siebelist, 1904-1978)

„Hier, können Sie etwas erkennen auf dem kleinen Display? So sah das Bad damals in etwa aus. Das Mosaik dazu stammt von dem Künstler Walter Siebelist. Es soll auch heute noch an den Tempel der Reinlichkeit erinnern.“
„Oh, das ist aber echt wesentlich hübscher als das dunkle Parkhaus“, fand sie. „Lass uns doch noch mal eben runter gehen, das ist ja nur ein paar Meter entfernt“, fügte sie, ihrem Begleiter zugewandt, hinzu. „Ich möchte das gern mal groß sehen.“
Wir verabschiedeten uns.
„Viel Spaß!“, wünschte ich den beiden. „Das Saturn-Parkhaus am Steintorwall hat man übrigens extra deshalb rund angelegt. Wegen des ehemaligen, ebenfalls runden Bades. Mein Parkhaus-Fotowunsch diente quasi der Komplettierung meiner Fotoaktion. Nur um noch Ihre Frage von vorhin ganz zu beantworten …“

Und so marschierten die beiden Richtung Mosaik, ich hatte mein Foto des hässlichen Parkhauses, ebenso das des Wandbilds und sogar noch eine Unterhaltung, die Ihnen gleich alles mit erklärt. Zwei bis fünf Fliegen mit einer Klappe erwischt, würde ich das nennen.

Für heute verabschiede ich mich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Sonntag!
Vielleicht ist zufällig bei Ihnen Badetag. Dann gedenken Sie kurz früherer Zeiten, erfreuen sich dann an Ihrem modernen Regenbad oder der komfortablen Wanne und daran, dass Sie selbst den Hahn auf- und zudrehen dürfen. Das war im Bad nämlich alleinige Sache der Angestellten!
Bei Ihnen daheim gibt es sicherlich auch keine Klassengesellschaft. Damals im Tempel der Reinlichkeit existierte hingegen eine Erste und eine Zweite Klasse! Mit entsprechenden Wannenunterschieden! Die bessere war aus Stein mit schöner, weißer Innenlasur. Badehandtücher, Bürste und Kamm inklusive. Die einfachere Version hieß Zinkwanne. Dazu nur ein Tuch. Etwas härter …

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Quelle:
Ich habe einen alten Artikel von Dierk Strothmann aus dem Jahr 2007 aus dem Abendblatt-Journal zurate gezogen. Einige Details sind seinem Bericht entnommen. Weitere Informationen entdeckte ich in folgendem Buch, das ich Ihnen empfehle, wenn Sie die Stadt und seine Geschichte generell interessiert: Es trägt den Titel „Hamburger Geheimnisse“ und wurde vor nicht allzu langer Zeit vom Hamburger Abendblatt herausgebracht. Man ist darin insgesamt 50 Besonderheiten auf der Spur.

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© by Michèle Legrand, Januar 2016
Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

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Lange Reihe, St. Georg – Lang nicht gesehen!

Falls Sie nicht gerade aus Hamburg sind, sagt Ihnen die Lange Reihe wahrscheinlich nichts, denn der Straßenzug ist überregional längst nicht so bekannt wie Jungfernstieg, Elbchaussee – die Adresse der etwas betuchteren Hanseaten – oder mehr noch die berühmt-berüchtigte Reeperbahn.
Lassen Sie sich durch etwaige Unkenntnis nicht abschrecken! Ich vermute nämlich stark, dass Ihnen dafür das Phänomen „Wat haste dir verändert!“ mit Sicherheit bereits untergekommen ist. Und darum geht es heute vor allem.

Nehmen Sie Ihren Heimat- oder Geburtsort – vorausgesetzt, Sie haben seitdem nicht ununterbrochen dort gelebt. Oder ein früheres Urlaubsziel! Die Gegend, in der Sie Ihre Ausbildung absolvierten, die Stadt, in der Sie studierten oder Ihre erste eigene Wohnung mieteten.
Wenn Sie irgendwo lange Zeit nicht waren, gerät der Ort entweder fast vollständig in Vergessenheit – oder aber es kommt irgendwann der Moment erwachender Neugier. Ein kleiner Anstoß von außen, und mit einem Mal interessiert es Sie brennend, ob und wie sich dieser Platz wohl entwickelt hat.
Hat er sich stark verändert? Würden Sie ihn wiedererkennen? Gibt es ihn überhaupt noch?
Kleine idyllische Urlaubsorte mutieren gar nicht so selten zu (Fast-)Städten mit Hotelkomplexen riesigen Ausmaßes, das quirlige Dorf hingegen, in dem Sie im Alter von elf Jahren zwei Wochen auf dem Ponyhof verbrachten, liegt heute wie ausgestorben da. Die Landjugend hat irgendwann die Koffer gepackt und ist Richtung Stadt aufgebrochen …

Mich interessiert so eine Örtlichkeit. Eine bestimmte Straße hier in Hamburg. Die Lange Reihe. Sie befindet sich im Stadtteil St. Georg, nördlich vom Hauptbahnhof. Das Interesse kam in dem Fall einmal nicht aus heiterem Himmel, sondern ich habe sie bereits seit geraumer Zeit auf meinem persönlichen Kieker.
Was ist aus ihr geworden?

Nicht, dass ich dort jemals gewohnt hätte! Ich fuhr jedoch lange Zeit regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche mit dem Bus durch sie hindurch. Abends nach dem Büro auf dem Weg zu Monsieur Bouzoubaa, meinem marokkanischen Französischlehrer, der in der Innenstadt wartete. Das ist nur inzwischen Jahrzehnte her.
Sie war eine gute, aber graue und schludrige Bekannte, die Lange Reihe. Lange Zeit besaß sie überhaupt ein gehöriges Schmuddel-Image! Ungepflegt, ungeliebt wirkend, zudem Rotlichtmilieu. Prostituierte traf man selbst am Tag an. Wo Prostitution stattfindet, ist oft auch das Drogenproblem nicht weit – was wiederum eine erhöhte Kriminalitätsrate zur Folge hat. So auch hier …

Es gab aber nicht nur Negatives. Die verschämt vereinzelt vorhandenen schönen Punkte musste man nur sehr suchen und gezielt ansteuern. Casa di Roma, der Italiener, existierte bereits, ebenso ein beliebtes portugiesisches Restaurant.
Auf den ersten Blick unscheinbare und dennoch irgendwie besondere Läden tauchten zwischendurch auf. Für den einen war es Krimskrams, für den anderen Kunst, was sie anboten. Einen Gemüsehändler mit reichhaltiger Auslage sehe ich noch vor dem inneren Auge. Ich entsinne mich, dass ich gezielt in der Langen Reihe ausstieg, um in einem Eisenbahnmodellbauladen Dinge zum Verschenken für einen Enthusiasten und begnadeten Bastler zu erstehen. Das war lange bevor die Tendenz aufkam, sich solche speziellen Wünsche via Internet zu erfüllen und dies – sowie das generell nachlassende Interesse der jüngeren Generationen an derartigen Hobbys – die Existenz jener Läden mehr und mehr überflüssig machte.
Dann war da noch das Kult-Kaufhaus 1000 Töpfe, in dem auf über 2000 Quadratmetern Fotozubehör aller Art, Fernseher, dazu sogenannte weiße Ware wie z. B. Waschmaschinen und Kühlschränke, jedoch auch Gartengeräte verkauft wurden. Es gehörte fast 60 Jahre zu Hamburg und zu St. Georg einfach dazu.

Als meine regelmäßigen Touren Mitte der 80er Jahre wegfielen, bin ich äußerst selten wieder dorthin gekommen. Die letzten 15 Jahre sicher gar nicht. Sie dürfen annehmen, dass die Sehnsucht auch nicht so gewaltig ausfiel.

Doch in den vergangenen Jahren vermeldete die Presse Erstaunliches über die Entwicklung in der Langen Reihe. Ein Umschwung fand statt. Man versuchte, dem Problem des Drogenhandels Herr zu werden, die illegale Prostitution sollte durch weitere Verbote bzw. Einschränkungen eingegrenzt (wenn nicht gar verhindert) werden. Das Rotlichtmilieu findet sich heute stärker Richtung Hansaplatz. Die Polizeipräsenz wurde erhöht, Kontrollen verstärkt.
Auf einmal wehte ein etwas anderer Wind, einer, der die Schmuddeligkeit etwas wegzublasen schien und die Augen für neue Möglichkeiten öffnete. Es entstanden einige Neubauten, ältere Häuser wurden umgebaut und renoviert. Das Angebot an Geschäften begann sich zu ändern und nahm stetig weiter zu.

1000 Töpfe gab aufgrund hoher Verluste (auch sie litten unter dem zunehmenden Online-Kaufverhalten der Kunden) im Januar 2009 endgültig auf. Als Überbleibsel bestand noch eine Weile die kleine Foto-Fundgrube in der Langen Reihe 99, doch auch sie existiert heute nicht mehr. Auf der frei gewordenen wertvollen Fläche (3000 m²) des nach Schließung abgerissenen Kaufhauses, wurde fünfstöckig neu gebaut. An dieser Stelle finden sich nun u. a. der große, moderne Edeka-Markt Niemerszein mit umfangreichen Sortiment und hochwertigem Feinkostangebot, eine große Tiefgarage sowie Wohnungen. Wohnungen? In der Langen Reihe?
Will denn dort jemand …?
Ja!
Früher hätte man Mieter eher mit Nachdruck hinschubsen müssen. Doch nun zog mit einem Mal die Nachfrage nach Wohnraum an. Mit ihr stiegen die Mieten und Kaufpreise für Wohneigentum. Plötzlich entstanden große Lofts, modernisierter Wohnraum wurde angeboten. Eine noch nicht einmal ganz aktuelle Information nennt bereits Preise von ca. 400.000,00 € für eine relativ kleine 2,5-Zimmer-ETW. Unterkünfte in der Langen Reihe zählen mittlerweile mit zu den teuersten Wohnraumanschaffungen der Stadt. Sie dürfen dabei nicht vergessen, dass auch die Außenalster nicht weit entfernt ist!
Selbst Prominente zeigen Interesse und lassen sich nieder.

Das waren alles Entwicklungen, die ich, ohne bis dahin selbst wieder vor Ort gewesen zu sein, allein aus den Berichten der Medien aufschnappte. Mit einem Mal war von chic, trendy und von lebendig die Rede! Eigenschaften, die völlig das Gegenteil von dem ausdrückten, was ich in Erinnerung hatte.
So etwas weckt schon Interesse!
Vergangene Woche war es schließlich soweit, ich brach auf zur Erkundung der Lage. Ich nahm mir die Straße in Nord-Süd-Richtung vor und startete meinen Spaziergang bereits in der Barcastraße, die im weiteren Verlauf zur Langen Reihe wird, welche wiederum am Ende auf die Kirchenallee am Hauptbahnhof stößt.

Ein Bus fährt auch heute durch die Lange Reihe, doch es ist nicht mehr meine Linie 108 von damals. Der Metrobus, Linie M6, hat diese Tour übernommen.
Auf der rechten Seite entstand das noble Hotel The George im britischen Stil (Einrichtung) und mit akkurat geschnittenen Hecken zur Straße hin. Ich finde es sehr passend, dass man in St. Georg einem Hotel genau diesen Namen gab!
Schauen Sie einmal, was ich an der Einmündung Barcastraße/ Lohmühlenstraße gleich beim The George um die Ecke entdeckte!

Reißverschluss-Fassade an der Außenalster ... (Hamburg-Wappen erscheint)

Reißverschluss-Fassade an der Außenalster … – Das interessant gestaltete Haus in der Barcastraße 1

Ein Haus, das eindeutig eine gewisse Hamburg-Verbundenheit verrät. Schon ohne weitere Fassadengestaltung ein freundlich wirkendes, weißes Mehrparteienhaus, doch mit leicht geöffnetem Reißverschluss und daraus hervortretendem Hamburg-Wappen ein besonderer Hingucker. In meinen Augen trifft die Idee die Wesensart eines (Ur-)Hanseaten recht gut. Er kehrt nicht unbedingt auf den ersten Blick den Hamburger heraus, ist womöglich sogar etwas reserviert, kommt eher dezent daher … Doch dahinter! Wer ein bisschen Mühe aufwendet und an der Schale kratzt, kommt auch zum sympathischen und weichen Kern.
Für Entwurf und Ausführung war Grafiker und Illustrator Nils Baumann zuständig. Für mich ein überaus gelungenes Werk!

In Laufrichtung auf der linken Seite erstreckt sich nach wie vor der Krankenhauskomplex, nur dass er nicht mehr Allgemeines Krankenhaus St. Georg heißt, sondern jetzt zu der Asklepios-Gruppe gehört, die den Zusatz „St. Georg“ immerhin weiter im Namen führt.

Hamburg - St. Georg - Früher AK St. Georg, heute Asklepios Klinik St. Georg

Hamburg – St. Georg – Früher AK St. Georg, heute Asklepios Klinik St. Georg

Hamburg - St. Georg - Barcastraße - Seitenblick auf das The George Hotel ...

Hamburg – St. Georg – Barcastraße – Seitenblick auf das The George Hotel …

Hamburg - St. Georg - Barcastraße - Drinnen im britischen Stil_ The George Hotel Hamburg

Hamburg – St. Georg – Barcastraße – Drinnen im britischen Stil: The George Hotel Hamburg

Im weiteren Verlauf der Straße fällt sofort ins Auge, dass sich Restaurants, Lokale und Cafés verstärkt angesiedelt haben. Spezialisierte Läden, kleine Boutiquen, Kunst und Kurioses gesellten sich hinzu. Als Ergänzung einige kleinere Dienstleistungsbetriebe. Produkte des täglichen Bedarfs gibt es ebenfalls.
Für alles, was fehlt, ist ansonsten die City mit ihren Einkaufsstraßen und Passagen zu Fuß schnell erreichbar.

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg - Kleine Läden, Cafés und Restaurants dicht an dicht ...

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – Kleine Läden, Cafés und Restaurants dicht an dicht …

Wer als Exil-Hamburger oder Langverschollener – so wie ich – die Lange Reihe wiederentdeckt, merkt sofort den Unterschied. Es ist belebter, lebhafter und farbenfroher. Es ist zugleich sauberer, wirkt heute zeitgemäßer trotz vieler älterer Häuser. Von ihnen hat ein Großteil inzwischen nach Umbauten moderne Elemente hinzubekommen.
Unschwer ist auch zu erkennen, dass die bunt gemischte und internationale Gastro-Szene eine wichtige Rolle spielt. Alle paar Meter lädt ein weiteres Restaurant oder Café mit Draußenplätzen zum Verweilen. Das Leben hat sich dadurch in der Langen Reihe auf die Straße hinaus erweitert. Backstuben mit Snackbereich ergänzen das Angebot und sorgen ebenfalls für das leibliche Wohl.

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg - Café Uhrlaub und das Restaurant Vasco da Gama (rechts)

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – „Café Uhrlaub“ und das Restaurant „Vasco da Gama“ (rechts)

Die Namen der Läden orientieren sich gelegentlich am Namen des Stadtteils. Der Hutladen heißt „Chapeau St. Georg“, die Kindermoden „Lütt’n Georg“, und es gibt „Georgie“.
Andere nennen sich leicht merkbar „Hans im Glück“ (Burger, Grillbar), „Frau Möller“ (Eckrestaurant), haben so klangvolle Namen wie „Hortensia“ oder variieren die Schreibweise bekannter Begriffe – wie das „Café Uhrlaub“.

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg - Der Hutladen für den gepflegten Herrn_ Chapeau St. Georg

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – Der Hutladen für den gepflegten Herrn: „Chapeau St. Georg“

„Georgie“ sucht zurzeit Verstärkung im Team. Man tut es kund mit einem in Kreide geschriebenen Hinweis auf dem Blumenkübel am Eingang. „Tapferes Schneiderlein (m/w) gesucht“. Falls Sie Interesse haben, bedenken Sie bitte, dass es sich nicht um ein Änderungsatelier handelt, sondern die Schere bei einem Friseur zum Einsatz kommen soll …

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg - Georgie

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – „Georgie“

Beim Schlendern entdeckte ich auch ein Geschäft, in dem es Apfeltaschen gibt. Leuchtend grüne.
Kennen Sie nicht? Stand aber dran!
Wie die schmecken? Nicht so gut, glaube ich.
Es handelt sich um relativ schwer bekömmliche, froschgrüne, textile iPad-Schutzhüllen

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg -Fassadenmalerei im Hintergrund und die Pflanzen von _Hortensia_ schaffen eine schöne Atmosphäre

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – Fassadenmalerei im Hintergrund und die Pflanzen von „Hortensia“ schaffen eine schöne Atmosphäre

Das Viertel ist unheimlich multi-kulti, das Publikum in jeglicher Hinsicht noch einmal bunt gemischt. Ganz verheimlichen, dass die Lange Reihe einen gewissen Restkiez-Charakter besitzt, lässt sich auch heute nicht. Das ist einfach so und gehört hier hin.

Hamburg - Lange Reihe, St. Georg - Es wird auch weiter umgebaut und saniert. An der Ecke gegenüber entsteht ein Weinbistro ... .

Hamburg – Lange Reihe, St. Georg – Es wird auch weiter umgebaut und saniert. An der Ecke gegenüber entsteht ein Weinbistro … .

In der Straße hinzugekommen sind Männerbars sowie Schwulencafés und Brunos. Ein Shop, der verkündet: Wir lieben Männer. Dort findet sich Fashion und Erotik für den Herrn. Und gleich um die Ecke in der Danziger Straße ist der große katholische Mariendom

Hamburg - Mariendom, St. Georg

Hamburg – Mariendom, St. Georg

... im Dominneren für eine kath.  Kirche überraschend hell, schlicht und beinahe modern

… im Dominneren für eine kath. Kirche überraschend hell, schlicht und beinahe modern

Wissen Sie, was aktuell im Gespräch ist?
In bewusste Danziger Straße, also quasi als Nachbar der Kirche, zieht möglicherweise im Herbst ein Swinger-Club („Voyage Hamburg“).
Eine Disco, die in den jetzt dafür vorgesehenen Räumlichkeiten kurzzeitig ihr Glück versuchte (die angepeilte Wiederauflage des legendären Musikclubs TRAXX, der früher in den 90ern in den Deichtorhallen seinen Standort hatte), musste recht schnell wieder schließen, als keine Erlaubnis zum Betrieb einer Musikanlage erteilt wurde. Das Fehlen derselben macht sich für eine Disco nämlich nicht sonderlich gut.
Wobei … Besucher eines Swinger-Clubs werden sich auch nicht still mit einem Buch in die Ecke setzen wollen. Oder wie würden Sie das sehen?
Man darf gespannt sein, wie die Angelegenheit ausgeht. Der Protest im Stadtteil ist jedenfalls energisch und laut.

Inzwischen ist fast die Kirchenallee und somit das Ende der Langen Reihe erreicht. Sie ist 2015 tatsächlich komplett anders, als ich sie von damals erinnere. Wat haste dir verändert …!
Wesentlich geschäftiger und umtriebiger als zu meinen Buspendelzeiten scheint es mir auch. Teils der Entwicklung und heutigen Situation vor Ort zuzuschreiben, teils höchstwahrscheinlich unserer völlig anderen, „schnelleren“ Zeit.
Wodurch auch immer – mir persönlich ist nach der Erkundung und dem beachtlichem Betrieb jetzt so ein bisschen nach einem geruhsamen kleinen Abstecher an die Außenalster. Die ist im Nu erreicht!

Hamburg - Außenalster

Hamburg – Außenalster

Das machen wir allerdings heute im Blog nicht mehr, sondern treffen uns – sofern Sie denn mögen –  in ein paar Tagen erneut.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag! Bis demnächst!

© by Michèle Legrand, August 2015
Michèle Legrand ©Foto Andreas Grav (Ausschnitt)

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Die Alster im Garten, dazu einen Brunnen wie diesen …

Die heutigen Themen? Sagen wir, es geht diesmal einerseits um gerettete Fotografierrechte und andererseits um so etwas wie Wunschdenken bei Hitze. Das alles eingebettet in eine kleine, neue Hamburg-Erkundungstour.

Mittlerweile ist es nach kurzer Unterbrechung erneut ziemlich warm geworden. Daher habe ich diesmal Hamburgs Binnenalster und einen speziellen Brunnen dazu auserkoren, für Abkühlung zu sorgen, denn es heißt, das Gehirn lässt sich überlisten.
Wer jetzt über Sahara, Dürre und sengende Hitze liest oder Bilder von schwitzenden Saunagängern und fackelnden Kaminöfen anschaut, hat sozusagen selbst Schuld. Wer hingegen Wasser – in welcher Erscheinungsform auch immer – betrachtet, leidet gefühlt weniger unter Temperaturen von über 30 °C. Auch eine entsprechende Fotobeschau erfüllt angeblich schon diesen Zweck …
Glücklicherweise darf man ja weiterhin Fotos zeigen!

Sie haben sicherlich kürzlich in den Medien die Berichterstattung über die gefährdete Beibehaltung der „Panoramafreiheit“ verfolgt. Uns drohte plötzlich die Möglichkeit einer Anpassung an weitaus strengere Regeln anderer Länder der EU, was zur Folge gehabt hätte, dass diverse Aufnahmen nicht mehr hätten gezeigt werden können!
Schluss mit alles ist gestattet, solange sich das fotografisch festgehaltene Objekt nur im öffentlichen Raum befindet bzw. von öffentlichen Verkehrswegen aus fotografiert werden kann. (Personen ausgenommen).
Keinesfalls allein die Aufnahmen mit reinem Architekturmotiv, sondern auch im Außenraum entstandene persönliche Fotos mit zufälligen Gebäudebruchteilen im Hintergrund, der Zehe einer Skulptur, die von links ins Bild ragt … und, und, und. All das wäre auf einmal tabu gewesen. Plötzlich ein Ding der Unmöglichkeit – oder zumindest eines, das Anlass zu vermutlich ausufernden gerichtlichen Auseinandersetzungen gegeben hätte.
Und zwar nicht nur für diejenigen (so wiegelten einige Stimmen lässig ab), die Gewinn aus der Verwendung erzielen! Nein, auch als Privatperson mit nicht kommerziellen Absichten wären Sie unter Umständen in die Bredouille geraten – allein das Posten in Sozialen Netzwerken (Rechte werden dabei abgetreten, Einwilligungen gegeben) oder schon das Präsentieren via Blog (öffentlich mit erheblicher Verbreitung, Anzeigenschaltung zwar nicht durch Sie, jedoch durch Ihren Anbieter, Host, die Plattform oder was auch immer) hätte unklare Situationen geschaffen. Abmahnungen hätten Ihrerseits zumindest mühsam abgewehrt werden müssen.
Man stelle sich das einmal vor:
Sie hätten etwas auf Ihrem Foto gehabt, was Sie vielleicht sogar im Hintergrund gestört hätte, aber – wie Häuser es so an sich haben – sie lassen sich nicht wegschieben. Die Zehe der Skulptur haben Sie nicht einmal wahrgenommen! Sie wären meilenweit davon entfernt gewesen, irgendwie Reibach mit ihrem Schnappschuss machen zu wollen, geschweige denn tatsächlich zu machen, doch Sie hätten Kosten und Stress mit Ihren eigenen Fotografien gehabt, weil Sie hätten belegen müssen, dass Sie nichts daran verdienen!

Urheberrecht zu respektieren ist Ehrensache (und Gesetz), ist wichtig, unstrittig, muss eingehalten werden – aber nach einer derartigen Neuregelung hätte man sich nicht nur (die oft überflüssigen) Selfies verkneifen müssen. Das hätte die Welt verschmerzt. Schlimmer wäre gewesen, man hätte überhaupt nichts mehr fotografisch festhalten und bei öffentlichen Texten/Berichten zur Verdeutlichung anfügen können … Und vieles Vorhandene (und Informative) im Netz hätte gelöscht werde müssen.

Nun sind Thema und Entwurf gottlob seit dem 9. Juli 2015 (vorerst) vom Tisch. Und somit darf ich heute nahezu hemmungslos Gebäudeansichten und anderes vor Ihnen ausbreiten.

Hamburg - Binnenalster - Jungfernstieg - Schön bei Hitze: Der Anblick von Wasser und Booten ...

Hamburg – Binnenalster – Jungfernstieg – Schön bei Hitze: Der Anblick von Wasser und Booten …

Sie haben es mittlerweile erkannt, ich war in der City. Dort tobt zurzeit wieder enorm das Leben! Die Schulferien starteten bereits in einigen Bundesländern; Hamburg selbst ist am Donnerstag hinzugestoßen. Sommerzeit, Sonne und blauer Himmel sind grundsätzlich ein beliebter Anlass für Touristen, gleich in großen Scharen die Hansestadt zu erkunden.

Hamburg - City - Anleger Jungfernstieg - Am Wasser lässt es sich gut aushalten ...

Hamburg – City – Anleger Jungfernstieg – Am Wasser lässt es sich gut aushalten …

Wenn es zu anstrengend wird bei der Fülle, lässt es sich in den Nebenstraßen der Altstadt (Bereich zwischen Mönckebergstraße und Ballindamm) besser aushalten. Es ist nicht nur ein empfehlenswerter Ausweichplatz mit wesentlich mehr Beinfreiheit, es gibt dort außerdem eine große Auswahl an Coffeeshops (mit Draußenplätzen), welche Sie direkt in der Mönckebergstraße wenig finden.
Wenn Sie den Hauptbahnhof Richtung Glockengießerwall verlassen, halten Sie sich gleich rechts Richtung Kunsthalle und streifen dann parallel zu den Haupteinkaufsstraßen (Mönckebergstraße und Spitaler Straße) oder entlang der Binnenalster am Ballindamm Richtung Rathaus, Jungfernstieg und Alsterbootanleger.

Hamburg - High Noon am Hauptbahnhof  ...

Hamburg – High Noon am Hauptbahnhof …

Hamburg - Altstadt - Durch ruhigere Nebenstraßen ...

Hamburg – Altstadt – Durch ruhigere Nebenstraßen …

Hamburg - Ampel verhüllt. Darauf der Hinweis: Ampel außer Betrieb!  Soso ...

Hamburg – Ampel verhüllt. Darauf der Hinweis: Ampel außer Betrieb! Soso …

Am Anleger Jungfernstieg entstehen Selbstportraits im Sekundentakt. Coole Location für ein Selfie-Shooting – wie es neudeutsch heißt. Neben einem ansprechend-intelligenten Grinsen ist ein schöner Hintergrund dafür das A und O! Es geht beim Verbreiten dieser Eigenaufnahmen zwar vorrangig um den Wunsch nach Anerkennung, doch die entsteht nicht allein übers Gesicht. Fast genauso wichtig ist, dass jeder Bildempfänger beim Betrachten sofort (neidvoll) erkennt, wo der Absender war. Je präsentabler das Ambiente, je bekannter und beliebter der Ort, umso mehr Aufmerksamkeit und umso höher der Neidfaktor.
Gelegentlich dient es natürlich zur Auffrischung des eigenen Gedächtnisses. Später beim Fotos durchschauen fällt es einem wieder ein: Mensch, guck mal! Hamburg! Da war ich damals … Bloß – ganz ehrlich – die Erinnerung setzt mit Sicherheit auch ein, wenn auf dem Foto nur die Alster (ohne Gesicht) zu sehen ist.

Hamburg - City - Am Anleger Jungfernstieg

Hamburg – City – Am Anleger Jungfernstieg

Schon interessant, oder? Tausende Selbstbildnisse fürs Netz, und das alles hätten sich die Leute jetzt abschminken können. Alsterhaus im Hintergrund? Abmahnung. Den ehemaligen Alsterpavillon mit erwischt? Abmahnung. Die Hausfassaden am Jungfernstieg? Bloß nicht! Am Ballindamm das Gebäude von Hapag Llyod, am Neuen Jungfernstieg das Hotel Vierjahreszeiten? Lieber nicht. Könnte Urheberrechte eines Architekten betreffen. Außerdem stehen auch noch einige Skulpturen in der Gegend …
Die Alsterarkaden? Die sind vielleicht alt genug, dass es risikolos ginge! Moment! Wie ist es nach Umbauten, Veränderungen? Sind die Lampen davor später hinzugekommen? Gelten Sie als Kunstobjekt? Was ist mit dem Denkmal nahe der Schleuse? Und die Schleuse selbst? Die ist neuer als der Rest …

Hamburg - Binnenalster - Von Schwänen eskortiert und Gänsen beobachtet ...

Hamburg – Binnenalster – Von Schwänen eskortiert und Gänsen beobachtet …

Hamburg - Binnenalster - Anleger Jungfernstieg - Blick zum Ballindamm mit Hapag Llyod Gebäude

Hamburg – Binnenalster – Anleger Jungfernstieg – Blick zum Ballindamm mit Hapag Llyod Gebäude

Hamburg - Blick über die Binnenalster Richtung Neuer Jungfernstieg und Hotel Vierjahreszeiten ...

Hamburg – Blick über die Binnenalster Richtung Neuer Jungfernstieg und Hotel Vierjahreszeiten …

Irgendwie schon schön, dass es keine weiteren Einschränkungen beim Fotografieren gibt. So kann ich eines der Häuser sogar heranholen, um Ihnen zu zeigen, dass sein Dach in fester Hand der Möwen ist. An heißen Tagen sitzen sie dort oben und lassen den Wind durchs Gefieder streifen, an kühleren Tagen hocken sie dicht an dicht auf den Flachdächern der Alsterdampfer, die sich bereits bei leichter Sonne angenehm erwärmen. Fußbodenheizung für das fliegende Volk.

Hamburg - Jungfernstieg - Das Dach des Eckhauses an den Alsterarkaden ist Lieblingsplatz der Möwen ...

Hamburg – Jungfernstieg – Das Dach des Eckhauses an den Alsterarkaden ist Lieblingsplatz der Möwen …

In Ermangelung ausreichender Flugkünste bleibt Ihnen und mir so ein Dachfirst zum Herunterkühlen verwehrt. Daher empfehle ich Ihnen alternativ einen Brunnen. Zur direkten Erfrischung – und weil er eine weitere Besonderheit aufweist!
Lassen Sie uns den kurzen Weg an der Kleinen Alster entlang zum Rathaus hinübergehen. Dort im Innenhof befindet sich das gute Stück …

Hier erkennen Sie gleich einen weiteren Grund für den großen Andrang in der Stadt. Den liefert der anstehende Triathlon, der jetzt am Wochenende erneut ausgetragen wird. Wer momentan als Tourist das Rathaus mit seinem Vorplatz fotografieren will, bekommt es nur gemeinsam mit dem Tribünenaufbau, weißen Zelten und Müllboxen vor die Linse …

Hamburg - Rathausplatz - Der Triathlon wirft seine Schatten voraus ... (Tribünen- und Zeltaufbau)

Hamburg – Rathausplatz – Der Triathlon wirft seine Schatten voraus …

Wissen Sie, wo sich dieser schöne öffentliche Briefkasten befindet? Das ist nicht so ein quietschgelber, wie ihn die Deutsche Post üblicherweise aufstellt oder –hängt. Zwei dieser polierten und edel wirkenden Exemplare befinden sich direkt im Eingangsbereich des Rathauses

Edler öffentlicher Briefkasten im Rathaus Hamburg

Im Innenhof ist von den Triathlon-Vorbereitungen hingegen nichts zu ahnen. Hier steht der Hygieia-Brunnen, ein sehr schönes, schon 120 Jahre altes Kunstwerk.
Hygieia. Ein Name, der nicht ganz so leicht hängenbleibt. Der Name Merkur bzw. Merkur-Brunnen wäre eingängiger und fast wäre es auch so gekommen, denn ursprünglich sollte der Handelsgott gleichen Namens die zentrale Figur des Brunnens darstellen. Als Symbol für Hamburg als Hafenstadt mit seinem Seehandel. Börse und Handelskammer gleich nebenan – das hätte gepasst.
Nur gab es 1892 in Hamburg eine fürchterliche Choleraepidemie, und so schwenkte man beim Brunnenbau 1895 kurzerhand um. Man änderte die Hauptfigur in der Mitte und schuf eine Erinnerung an das dramatische Ereignis und an die 8000 Hamburger, die anlässlich der Tragödie ihr Leben ließen. Die Zentralfigur, die Sie sehen, ist nun Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit (und Namensgeberin der Hygiene). Erkennen Sie das Wesen zu ihren Füßen? Den Drachen, den sie tritt? Er steht symbolisch für die besiegte Cholera …

Hamburg - Der Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses ...

Hamburg – Der Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses …

Die anderen sechs Bronzefiguren, die sich rundherum verteilt am Beckenrand befinden, sagen etwas über die Verwendung und den Nutzen des Wasser aus. Sie erkennen auch, dass das Wasser über mehrere Etagen in Bewegung ist. Aus der Schale, die Hygieia hält, läuft es herab, aus der Brunnenschale wiederum ins Auffangbecken – und es gibt Speier! Das Brunnenwasser ist somit ständig in Bewegung.

Hamburg - Innenhof des Rathauses - Hygieia-Brunnen - Kühles Nass ...

Hamburg – Innenhof des Rathauses – Hygieia-Brunnen (Bildhauer Joseph von Kramer) – Kühles Nass …

Und jetzt kommt das Spezielle! Sehen Sie im Sockel die Öffnungen? Diese Stellen, die mit Ziergittern versehen sind und bogenförmige Abschlüsse haben?
Hier wird ständig die durch das Brunnenwasser heruntergekühlte Luft angesaugt und für die Klimatisierung der Räume im Rathaus genutzt!

Hamburg - Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses - Die Öffnungen im Sockel sind gut zu erkennen.

Hamburg – Hygieia-Brunnen im Innenhof des Rathauses – Die Öffnungen im Sockel sind gut zu erkennen.

Vielleicht fragen Sie sich genauso wie ich, inwieweit das möglich ist. Auf der einen Seite ist dort das große Rathaus mit einer respektablen Grundfläche, mehreren Geschossen und einer doch erheblichen Anzahl von Innenräumen, auf der anderen Seite dieser in seinen Abmessungen recht überschaubare Brunnen mit seinen sechs Bogenöffnungen.
Wie soll das funktionieren? Es kommt doch nicht genügend Frischluft für jeden Quadratmeter und Winkel des Hauses! Wie soll ein aufgeheiztes Riesengebäude hinreichend gekühlt werden?
Vielleicht ist ein Wärmetauscher im Einsatz? Möglicherweise reicht es, wenn ständig irgendein Part einer weiteren Anlage durch diesen Brunnen auf niedriger Temperatur gehalten wird – und die angeschlossene Anlage erst klimatisiert den „Rest“ des Hauses?
Wer mir hier als Techniker, Klima-/Brunnenfachmann oder sonstiger Wissender mehr erzählen kann – herzlich gerne! Ich wäre sehr dankbar und erfreut über jede Information!

Nun muss ich allerdings erst einmal meine eigenen Räume daheim herunterkühlen. Wenn man … Im Grunde … Wenn es es richtig bedenke … Ach, wissen Sie was?
Eigentlich hätte ich liebend gern die Alster im Garten und einen ebenso genialen Brunnen zur Kühlung meines Schlafgemachs!

Womit wir wieder beim Ausgangspunkt des heutigen Blogbeitrags angekommen wären:
Hitze und Wunschdenken.

© by Michèle Legrand, Juli 2015
Michèle Legrand - freie Autorin -

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Wenn es in Hamburg regnet: Rathausplatz, zwei Türme und ein Unterschlupf mit bunter Decke

Heute würde ich gern mit Ihnen in den Regen hinaus. Nicht lange!
Ich möchte Ihnen in Hamburgs City etwas zeigen, bevor in diesem Monat eine weitere Folge der Serie
Stilvolle Treppenhäuser, schöne Fassaden, eigenwilliges Interieur –
der Charme Hamburger Kontorhäuser
hier im Blog erscheint.
Entsinnen Sie sich an das beeindruckende Hildebrand-Haus aus dem dritten Teil und die Feststellung, dass es in der Straße Neuer Wall noch mehr zu entdecken gibt? Folgerichtig heißt es demnächst:
Teil IV – Hübner, Gutruf, Pinçon … ein Blick auf die Häuser im Bereich Neuer Wall

Heute sind wir ganz in der Nähe, nur vernachlässigen wir vorerst die Kontorhäuser, da es auf dem Weg dorthin bereits etwas gibt, was es sich anzuschauen lohnt. Wir kommen gleich dazu …
Wissen Sie, was mich manchmal stört?
Mich stört, dass auf Ansichtskarten fast immer Sonnenschein und blauer Himmel zu sehen sind. Meist sogar noch kräftig retuschiert! So unverschämt blau ist der Himmel selbst im Sommer höchst selten …
Es ist genauso unnatürlich, wie die Eigenart, in Rosamunde-Pilcher-Filmen Schottland oder Cornwall ebenfalls immer nur mit strahlender Sonne zu zeigen.
Es ist nicht so!
Und es ist auch nicht so, dass bestimmte Gegenden und Orte nur bei Sonne Charme hätten. Manches ist gerade bei Regen reizvoll. Die Größenverhältnisse scheinen anders, die Farben sind dunkler und kräftiger. Nasses Pflaster wirkt grundverschieden, Metall spiegelt, Granit glänzt. Geräusche verändern sich. Außerdem sind weniger Menschen da, auf einmal ist alles ganz weit. Mitten in der Stadt.
Diese Schönwetter-Postkarten führen leicht zu einer gewissen Erwartungshaltung und haben gelegentlich zur Folge,  dass schlechteres Wetter gleich fürchterlich krumm genommen wird. Manch einer geht dann gar nicht vor die Tür.
Genau das ist heute unser Glück!
Schnappen Sie sich eine Jacke und den Schirm. Es sieht weiter hinten bereits wieder heller aus, vielleicht wird es schon in ein paar Minuten besser.
Ach, einen kleinen Moment bitte noch!
Wir treffen uns heute auf dem Rathausplatz in Hamburg. Sie können Ihn gar nicht verfehlen …

Die City im Regen - Hamburg, Rathausplatz, Blick Richtung Petrikirche

Die City im Regen – Hamburg, Rathausplatz, Blick Richtung Petrikirche

Ist das nicht ein höchst ungewohnter Anblick? Wie oft habe ich Ihnen Bilder präsentiert, auf denen zumindest Teile des Platzes zu sehen waren. Mal waren chinesische Wochen, ein anderes Mal fand der Triathlon statt und die Fläche des Rathausmarktes war für den Einlauf der Läufer präpariert. Bahnen, Tribünen, künstlicher Bodenbelag.
Oder vor ein paar Wochen! Wissen Sie noch? Der Weihnachtsmarkt hatte gerade begonnen, alles war gefüllt mit Holzbuden, Ständen, Lichterdekoration, Tannenbäumen, Pyramiden.

Aber heute – heute haben wir alles fast alleine für uns! Zumindest momentan …

Die City im Regen - Hamburg, Rathausplatz, Blick zu den Alsterarkaden

Die City im Regen – Hamburg, Rathausplatz, Blick zu den Alsterarkaden

 

Jetzt erst lässt sich erkennen, welche Ausmaße der Platz eigentlich hat! Und wenn Sie sich umschauen, sehen auch die von Alexis de Chateauneuf erbauten Alsterarkaden im Regen schön aus. (Haben Sie bemerkt, der Regen wird weniger – schon strömen alle wieder nach draußen …)

Die City im Regen - Hamburg - Blick Richtung Alte Post (Poststraße)

Die City im Regen – Hamburg – Blick Richtung Alte Post (Poststraße)

Lassen Sie Ihren Blick weitergleiten Richtung Schleuse und hinein in die Poststraße. Sehen Sie das rote Gebäude links mit dem hohen Turm? Es ist die Alte Post.
Sie wurde von 1845 bis 1847 erbaut, und wer sich über gewisse Ähnlichkeiten im Stil wundert, etwas, das ihn an die gerade gesehenen Alsterarkaden erinnert, dem sei gesagt, dass Architekt Alexis de Chateauneuf auch hier zuständig war. Auch bei diesem Gebäude ist wieder italienische Renaissance im Spiel, das venezianische Vorbild, die Palazzo-Bauten – wenn auch hier und dort zusätzlich Ergänzungen durch gotisch anmutende Rundbögen aus Sandstein anzutreffen sind.

Hamburg -  Die Alte Post, Poststraße - Einer der  Seiteneingänge - Im EG befindet sich eine Einkaufspassage

Hamburg – Die Alte Post, Poststraße – Einer der Seiteneingänge – Im EG befindet sich eine Einkaufspassage

Hamburg -  Die Alte Post, Poststraße, diesmal vom Hanseviertel Richtung Rathaus schauend ...

Hamburg – Die Alte Post, Poststraße, diesmal vom Hanseviertel Richtung Rathaus schauend …

Hamburg -  Die Alte Post,  Poststraße - Uhrturm

Hamburg – Die Alte Post, Poststraße – Uhrturm

Sie haben den Turm gesehen? Natürlich!
Es ist der Uhrturm, an dessen Spitze sich ab ca. 1838 ein optischer Telegraf befand, der den Endpunkt der Nachrichtenverbindung bis zur Elbmündung, dem zu Hamburg gehörenden Cuxhaven, bildete. Er bekam später einen oktogonförmigen Baukörper zusätzlich obenauf gestülpt, weil man gemerkt hatte, dass der Turm für seine Zwecke zu niedrig war. In dieser Form sehen wir ihn heute hier, und mit diesem neuen Endpunkt wurde 1848 eine optische Telegrafenlinie Richtung Bremen in Betrieb genommen.

Bemerkenswert, dass es endlich ein erstes öffentlich zugängliches Kommunikationsmedium gab, das von Kaufleuten begründet und genutzt wurde. Andere Systeme zuvor hatten immer nur der Verwaltung gedient oder dem Militär!
Diese Erfindung war natürlich noch nicht das Gelbe vom Ei. Wenn Sie sich vorstellen, dass optische Telegrafen nur kurze Reichweiten hatten und es sich beispielsweise um einfache Blinkspiegel handelte. Oder auch komplexere Spiegeltelegrafen. Dann gab es noch Winkzeichen und Flaggensignale.
Alles ein bisschen unsicher, wetterabhängig, kompliziert, und es wurde schwierig bei ungünstigen Sichtverhältnissen.

Kein Wunder, dass kluge Köpfe weiter forschten, und sehr schnell vollzog sich der Wandel zum elektrischen Telegrafen/zur Morsetelegrafie. Die nötige technische Einrichtung hierfür war billiger, einfacher und letztendlich auch günstiger im Unterhalt. Jahrzehntelang gab es weiterhin beides. Das eine schlich sich dazu, das andere verabschiedete sich in kleinen Schritten.
Im Grunde haben wir sogar heute bei der Eisenbahn (Signale) immer noch einen gewissen Teil an optischen Telegrafen
Und bis heute sind trotz aller neuzeitlichen Erfindungen mancherorts auch weiterhin in der Schifffahrt Morselampen für kurze Entfernungen gebräuchlich.
Es reicht an Information, oder?

So, und was sehen Sie direkt in Verlängerung des Turms?
Einen weiteren Turm!

Die City im Regen - Hamburg -  Blick Richtung Alte Post ... und dahinter ... der Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm)

Hamburg – Der Regen hat nachgelassen – Blick Richtung Alte Post … und dahinter … der Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm)

Den Heinrich-Hertz-Turm, auch Telemichel (Fernsehtum) genannt oder ganz offiziell: die Funkübertragungsstelle 22 Hamburg. Er wurde in den Jahren 1966-1968 erbaut und ist quasi die moderne Variante des Alten Postturms – ein Neuer Postturm, ca. 120 Jahre jünger.  Hier im trauten Beisammensein …

Es regnet schon wieder …
Ach, Sie haben doch keinen Schirm dabei?
Jetzt schauen Sie nicht so unglücklich! Seien Sie froh, dass es momentan nicht so aussieht:

Hamburg - Alsterarkaden, Kleine Alster und Rathausschleuse im Nebel

Hamburg – Alsterarkaden, Kleine Alster und Rathausschleuse im Nebel

Kommen Sie!
Huschen wir einfach in den Arkadengang der Alsterarkaden,  und ich zeige Ihnen einen Durchgang, eine prachtvolle Abkürzung zum Neuen Wall (den wir uns demnächst vornehmen (s. o.)).
In den Alsterarkaden befindet sich die älteste und kleinste Einkaufspassage Hamburgs: die Mellin-Passage. Dort hat u. a. die Hamburger Bücherstube Felix Jud & Co. ihren Sitz.
Die Decken und höhergelegene Teile der Seitenwände des Durchgangs sind mit wunderschönen, farblich sehr stimmigen Malereien verziert. An vielen Stellen werden die Arkadenformen wieder aufgenommen. Ansonsten finden sich im oder am Mauerwerk zahlreiche Verzierungen, dekorative Vorsprünge oder auch weiter oben eingelassene Bogenfenster (geschlossen).

Hamburg - Durchgang Alsterarkaden zum Neuen Wall, Mellin-Passage

Hamburg – Durchgang Alsterarkaden zum Neuen Wall, Mellin-Passage

Hamburg -  Ein Blick an die Decke der Mellin-Passage (Alsterarkaden/Neuer Wall)

Hamburg – Ein Blick an die Decke der Mellin-Passage (Alsterarkaden/Neuer Wall)

Wussten Sie, dass diese Decken- und Wandbemalung mehr durch Zufall wieder zum Vorschein kam?
Nachdem es Silvester 1989 einen Brand in einem der Geschäfte gegeben hatte, musste ein Teil des Hauses abgerissen und wieder neu errichtet werden. Hauptsächlich fanden bauliche Veränderungen an der Westseite, also am Neuen Wall statt, und bei dieser Renovierung entdeckten Handwerker staunend die Malereien im Stil von Alphonse Mucha …

Hier werden wir uns beim nächsten Mal treffen. Ist Ihnen das recht?
Sagen wir in der Mitte der Passage, wo der Lichthof ist.
Und dann gehen wir hierhin (Appetizer)^^:

Hamburg - Kontorhäuser - Das Gutruf-Haus - Stilvoll und elegant - auch die Farbwahl

Hamburg – Kontorhäuser – Das Gutruf-Haus – Stilvoll und elegant – auch die Farbwahl

Ich freue mich, wenn Sie wieder dabei sind!

Quelle:
Wikipedia half mir mit Wissen über die optischen Telegrafen.

Anmerkung/Hinweis:
Wenn Sie generell gern mit durch Hamburg spazieren möchten, rufen Sie doch hier im Blog einfach die KATEGORIE Hamburg! auf.
Dort werden Sie fündig.

©Januar 2013 by Michèle Legrand

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Hamburg – Zeit: später Nachmittag – Zustand: weihnachtlich / Zum Advent ein kleiner Streifzug durch die City

Sonntag, 02. Dezember 2012. Der erste Advent!
Wir haben diesen November tatsächlich herumgekriegt!
Es ist geschafft, erledigt, vorbei!
In der letzten Woche gab es allerdings noch ein Ableben.
Nein, nicht was Sie denken!
Kein Mensch, es handelt sich lediglich um meine Kamera, an der ich jedoch hing. Das gute Stück kränkelte schon länger. Nun ist sie verstorben, letztendlich doch unerwartet, recht abrupt  und überaus stilecht im November. Am Totensonntag! Da sag noch einer,  ein Fotoapparat hätte kein Gefühl für Timing.
Zumindest aus der Sicht der Apparats.
Aus meiner Sicht ein eher bescheidenes Timing, denn hätte sie nicht noch bis Weihnachten durchhalten können? Nein, natürlich nicht …!
Ja, wie? Und hier? Die Fotos heute …
Ein Glücksfall! Ich habe eine Kamera ausgeliehen bekommen für meinen Streifzug durch die Stadt.

Ich hatte am Freitag einen Termin in der City. Leider relativ früh, als es noch hell war. Nichtsdestotrotz habe ich die Gelegenheit genutzt, um im Anschluss eine Ausstellung im Rathaus zu besuchen und ein wenig die Stadt in ihrer vorweihnachtlichen Pracht zu erleben. An vielen Stellen haben in der vergangenen Woche die Weihnachtsmärkte geöffnet und mit zunehmender Dunkelheit erwartet den Flaneur überall ein Lichtermeer bestehend aus beleuchteten Girlanden, Tieren, Tannen, Pyramiden u. a.

Das ist bei Ihnen sicher auch so, oder?

Was mir im November noch zu viel war, was nicht recht zur Zeit, zur Gemütslage und zum Wetter passen wollte – jetzt wirkt es tatsächlich anders. Der Advent ist inzwischen wirklich da!
Offenbar bringt das für einen Teil des Handels noch nicht genug Action mit sich. Das Einkaufzentrum „Hamburger Meile“ (U-Bahn Mundsburg), das generell schon sagt: Wir shoppen nicht, wir kaufrauschen!, dieses EKZ spricht jetzt auch nicht vom Advent sondern von Adventure!
Es ruft bei mir Bilder von rasanten Fechtduellen um den Adventskranz hervor …

Schauen Sie einmal, wie die Innenstadt Hamburgs am Nachmittag bei erst leichter Dämmerung aussieht:

Hamburg - Weihnachtliche City - Ein Blick vom Jungfernstieg in den Neuen Wall

Hamburg – Weihnachtliche City – Ein Blick vom Jungfernstieg in den Neuen Wall

Hamburg - Weihnachtliche City - Der Hingucker im Dunkeln: Der "Hamburger Hof" wünscht Frohe Weihnachten in mehreren Sprachen!

Hamburg – Weihnachtliche City – Der Hingucker, wenn es ganz dunkel geworden ist: Der „Hamburger Hof“ wünscht Frohe Weihnachten in mehreren Sprachen!

Hamburg-Weihnachtliche City - Selbst um 16 Uhr schon gut zu erkennen: Die Rehe bei Juwelier Wempe

Hamburg-Weihnachtliche City – Selbst um 16 Uhr schon gut zu erkennen: Die Rehe bei Juwelier Wempe

Hamburg - Weihnachtliche City - die Märchenschiffe am Anleger Jungfernstieg

Hamburg – Weihnachtliche City – die Märchenschiffe am Anleger Jungfernstieg

Hamburg - Weihnachtliche City - Die umgestylten Alsterdampfer ...

Hamburg – Weihnachtliche City – Die umgestylten Alsterdampfer …

Es herrscht momentan lebhaftes Treiben am Anleger Jungfernstieg. Die Alsterdampfer haben festgemacht, sind „umgestylt“ zu Märchenschiffen und bieten z. B. Backen für Kinder an. Ich begegnete einer Gruppe kleiner Mädchen und Jungen, die gerade mit ihren Eltern eine Dampferbackstube verließen. Eine aufgeregte Stimme verkündete: „Ich habe einen großen Schneemann gemacht!“
Nein, nein, es hat nicht geschneit!
Es ging um Riesenkekse. Alle Jungkeksproduzenten hatten noch rote Bäckchen und teilweise Mehlstaub im Gesicht sowie verräterische Kekskrümel um den Mund. Hüpfend entfernten sie sich …
Die Kinder, nicht die Krümel!
Sie verstehen schon.

Wenn Sie den Neuen Wall bis zur Kreuzung Poststraße vorgehen und dort nach rechts abbiegen, erreichen Sie das Haus 2-4, in dem sich die Parfümerie Sahling befindet. Sie hat in diesem Jahr eine besondere Schaufensterdekoration. Eine Winterlandschaft mit erstaunlich viel Bevölkerung, die zahlreichen Aktivitäten nachgeht. Eine Art Diorama. Faszinierend, wenn man erst einmal genauer hinschaut.
Eine Amerikanerin stand wie ich davor. Wir kamen uns unbeabsichtigt etwas ins Gehege, als wir beide fotografieren wollten. Natürlich die gleiche Szene im Fenster! Minimales Handgemenge, leichte Verlegenheit, und jeder wollte daraufhin den anderen vorlassen. So kam es überhaupt zum Gespräch.
Sie stammt aus Lancaster  (westlich von Philadelphia) im Staat Pennsylvania.  Auf meine Frage, was sie nach Hamburg führt, antwortete sie:
„Christmas shopping!“
Es stellte sich heraus, dass Hamburg nicht die einzige Station ihrer Tour ist. Sie war schon in Kopenhagen, will weiter nach München und Rom. Danach Paris und über London wieder heim. Sie sagte das so entspannt, als würde ich erzählen, dass ich heute den Weihnachtsmarkt in Hamburg besuche, morgen nach Lüneburg fahre und übermorgen Itzehoe anpeile.
Sie fühlte in anderen Dimensionen. Verständlich, denn in Anbetracht der Entfernung zwischen Hamburg und Pennsylvania, liegen die Städte, die sie sich hier ausgesucht hat, nur einen Katzensprung voneinander entfernt.
Um noch einmal auf das Diorama zurückzukommen: Sie fand die Szenen rührend.
„How lovely! I never saw anything like this! It’s amazing!“
Sie entdeckte immer wieder neue Kleinigkeiten und rief jedes Mal aufgeregt:
„Dear, did you see this? Look here! Did you see it?“
Es ist wirklich mit unheimlich viel Liebe zum Detail gemacht. Einige Gegenstände bewegen sich tatsächlich! Menschen kurven auf dem Eis, fliegen in den Sitzen des Kettenkarussells … – und die, die still stehen, wirken trotzdem aktiv! Sie sind mitten bei einer Schneeballschlacht, mit einem Luftgewehr am Schießstand, tanzend im Ballsaal …

Hamburg - Weihnachtliche  City - Winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling in der Poststraße 2-4 - ein sich drehendes Kettenkarussell

Hamburg – Weihnachtliche City – Winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling in der Poststraße 2-4 – ein sich drehendes Kettenkarussell

City - (Bewegte) winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling in der Poststraße 2-4Hamburg - Weihnachtliche

Hamburg – Weihnachtliche City – (Bewegte) winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling

Hamburg - Weihnachtliche City - (Bewegte) winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling in der Poststraße 2-4 - Trubel auf der Eisbahn ...

Hamburg – Weihnachtliche City – (Bewegte) winterliche Szenen im Schaufenster der Parfümerie Sahling in der Poststraße 2-4 – Trubel auf der Eisbahn …

Sehr lustig zu beobachten: Wenn sich zwei vor dem Fenster unterhalten und mit Fingerzeig auf Dinge aufmerksam machen, noch dazu fotografieren – dann bleiben andere Passanten sofort stehen.
Was ist da los? Gibt es was umsonst? Was fotografieren die denn …?
Plötzlich herrscht Gewimmel vor dem Geschäft und Sie haben mindestens acht bis zehn Leute um sich, die Ihr Handy oder eine Kamera für Fotos zücken und mitdiskutieren.
Ich habe mich dann verdünnisiert …

Wie sieht es aus? Sind Sie inzwischen wieder mit dabei?
Dann kommen Sie doch noch ein Stückchen weiter mit!

Hamburg - Weihnachtliche City - Auch die Alsterarkaden sind mit Girlanden geschmückt ...

Hamburg – Weihnachtliche City – Auch die Alsterarkaden sind mit Girlanden geschmückt …

Wir sind einerseits recht früh dran (noch Tageslicht), andererseits zu spät. Der Weihnachtsmann schwebt dreimal täglich (um 16, 18 und 20 Uhr) mit seinem historischen Schlitten über den Rathausplatz.
Es ist kurz nach vier Uhr. Wir erwischen ihn vielleicht gerade noch …

Hamburg - Weihnachtliche City - Der Weihnachtsmann im Schlitten über dem Rathausmarkt ...

Hamburg – Weihnachtliche City – Der Weihnachtsmann im Schlitten über dem Rathausmarkt …

Lassen Sie uns heute nicht ausschließlich auf den Rathausplatz gehen, um den Weihnachtsmarkt dort zu besuchen, sondern kommen Sie vorher mit in die Diele des Rathauses.
(Vielleicht ist es danach auch schon so dunkel, dass die Dekoration draußen noch schöner leuchtet!)

Hamburg - Weihnachtliche City - Ein Blick in die Diele des Rathauses mit der geschmückten Tanne  ...

Hamburg – Weihnachtliche City – Ein Blick in die Diele des Rathauses mit der geschmückten Tanne …

Ich möchte Ihnen im Rathaus gerne eine Ausstellung vorstellen und empfehlen, die sich
„Auch Hände können sehen!“
nennt. Sie läuft noch bis zum 13. Dezember 2012 und zeigt Werke von
Horst W. Müller.
Der Maler stellt besondere, reliefartige, dreidimensionale Bilder her, denn er möchte, dass auch Nichtsehende oder Sehbehinderte seine Werke erfühlen und ertasten können.
Anfassen zum Erfassen, auf diese Art eine Vorstellung von der Darstellung erhalten!
Sehende selbstverständlich auch!
Kunst sei eine Weltsprache, sie dürfe doch nicht Blinde und Sehbehinderte aufgrund dieser Behinderung ausschließen!

Wenn Sie mehr darüber lesen möchten, folgen Sie gern den folgenden Links.
http://www.mueller-artroom.com/
http://www.hamburg.de/ausstellung-hamburg/3695982/auch-haende-koennen-sehen.html
In den vergangenen acht Jahren hat der in den USA lebende Maler Horst W. Müller auch schon in London, Miami, Stuart/Florida, in Toronto, Moskau und Berlin ausgestellt.

Hamburg - Weihnachtliche City - In der Diele des Rathauses zurzeit die Ausstellung "Auch Hände können sehen" mit Kunstwerken von Horst W. Müller

Hamburg – Weihnachtliche City – In der Diele des Rathauses zurzeit die Ausstellung „Auch Hände können sehen“ mit Kunstwerken von Horst W. Müller

Ich habe es sehr genossen, mit geschlossenen Augen einige der Bilder zuerst zu ertasten. Ich bin merkwürdigerweise anfangs mit einer etwas anderen Vorstellung bezüglich der Themen der Bilder in diese Ausstellung gegangen.
Ich nahm an, für Nichtsehende wären es eher realistische Motive, die so tastend nachempfunden werden könnten. Doch hier finden Sie (überwiegend) abstrakte Motive, die genauso interessant sind beim Befühlen.
Was mich jedoch als Sehenden zusätzlich besonders fasziniert, das sind die Farben! Und in diesem Moment bedaure ich unheimlich, dass sich zwar Formen, aber nicht diese Farben und Farbharmonien für Blinde darstellen lassen …

Fertig?
Dann lassen Sie uns das Rathaus verlassen und über den Weihnachtsmarkt gehen. Es riecht nach Glühwein, nach Bratwurst und Kartoffelpuffern. Es gibt viel Gelächter, und eben liefen vier Damen leicht fortgeschrittenen Alters vorbei, die alle rosa Hasenplüschohren auf ihrem Kopf trugen. Hochaufragend!
Ich nehme an ein Erkennungszeichen, etwas zum Wiederfinden, falls man sich hier verlieren sollte …

In der Handwerkergasse gibt es viel zu sehen:
Zwei junge Damen, die rote Mützen wie Rotkäppchen tragen, präsentieren modische Stulpen in allen Varianten. Es gibt Schmuck, Fossilien, …

Hamburg - Weihnachtliche City -  ... netter Empfang auf dem Rathausmarkt (Bilder vom Vorjahr in absoluter Dunkelheit siehe Link unten)

Hamburg – Weihnachtliche City – … netter Empfang auf dem Rathausmarkt (Bilder vom Vorjahr in absoluter Dunkelheit siehe Link unten)

Hamburg - Weihnachtliche City - Interessante Fossilien und Mineralien beim Steinkauz auf dem Rathausmarkt

Hamburg – Weihnachtliche City – Interessante Fossilien und Mineralien beim Steinkauz auf dem Rathausmarkt

Hamburg - Weihnachtliche City - Speiseuhus, Körnerkauze, Futtereulen ... wie auch immer. Auch auf dem Rathausmarkt zu finden.

Hamburg – Weihnachtliche City – Speiseuhus, Körnerkauze, Futtereulen … wie auch immer. Sie sind auf dem Rathausmarkt zu finden.

Und es gibt Holzskulpturen. Tiere!
Ich habe mich von einem Hund hereinlegen lassen! Dieser Lump!
Er saß regungslos aufrecht zwischen den anderen Skulpturen eines Holzbildhauers, und ich dachte, er wäre ein besonders gelungenes Werk!
Wahrscheinlich hielt er sogar die Luft an!
Als ich knipsen wollte, wurde es ihm anscheinend zu blöd. Er ging plötzlich weg!
Hinterließ mich derart verdutzt, dass ich im ersten Moment vergaß, auf den Auslöser zu drücken …

Hamburg - Weihnachtliche City - Holzschnitzereien ... und der echte Hund (siehe Text)

Hamburg – Weihnachtliche City – Holzschnitzereien … und der echte Hund (siehe Text)

Hamburg - Weihnachtliche City - Holzschnitzereien auf dem Rathausmarkt

Hamburg – Weihnachtliche City – Holzschnitzereien auf dem Rathausmarkt

Auch das machen manche Besucher des Weihnachtsmarktes: sie lassen sich wahrsagen!

Hamburg - Weihnachtliche City - ... Sie können sich auch wahrsagen lassen! - Rathausmarkt

Hamburg – Weihnachtliche City – … Sie können sich auch wahrsagen lassen! – Rathausmarkt

Geht es Ihnen vielleicht auch  so, dass es Ihnen ab einem bestimmten Punkt einfach zu voll wird? Ja?
Bei mir ist der Punkt gerade erreicht.
Wir laufen lieber weiter Richtung Mönckebergstraße, zur Petrikirche. Denn auch dort ist ein kleiner Weihnachtsmarkt.

Hamburg - Weihnachtliche City - die Weihnachtsstände an der Petrikirche

Hamburg – Weihnachtliche City – die Weihnachtsstände an der Petrikirche

Ein Stück voran auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der Gerhart-Hauptmann-Platz – ebenfalls mit einem Weihnachtsmarkt.

Hamburg - Weihnachtliche City - Der Weihnachtsmarkt am Gerhart-Hauptmann-Platz

Hamburg – Weihnachtliche City – Der Weihnachtsmarkt am Gerhart-Hauptmann-Platz

Wenn Sie jetzt Richtung Hauptbahnhof schauen, dann liegen Mönckebergstraße und Barkhof/Spitaler Straße vor Ihnen. Gut besucht, überall herrscht Jubel und Trubel.

Hamburg - Weihnachtliche City - ... immer wieder etwas verwegen: Die Lichterketten in den Laubbäumen der Mönckebergstraße ...

Hamburg – Weihnachtliche City – … immer wieder etwas verwegen: Die Lichterketten in den Laubbäumen der Mönckebergstraße …

Hamburg - Weihnachtliche City -  ... ein Blick auf die Weihnachtstanne, -pyramide und in die Spitaler Straße hinein.

Hamburg – Weihnachtliche City – … ein Blick auf die Weihnachtstanne, -pyramide und in die Spitaler Straße hinein.

Hamburg - Weihnachtliche City - Die geschnitzten Figuren der Pyramide

Hamburg – Weihnachtliche City – Die geschnitzten Figuren der Pyramide

Hamburg - Weihnachtliche City - Weihnachtskrippe (hinter Glas, Barkhof-Beginn Spitaler Straße)

Hamburg – Weihnachtliche City – Weihnachtskrippe (hinter Glas, Barkhof/Beginn Spitaler Straße)

Hamburg - weihnachtliche City - gut besucht auch die Spitaler Straße ...

Hamburg – weihnachtliche City – gut besucht auch die Spitaler Straße …

Zum Abschluss unserer kleinen Tour, möchte ich Sie gern noch einmal mit zum Levantehaus in der Mönckebergstraße nehmen. Blogstammgäste waren schon mit mir dort und haben sich den Tierfries von Barry Baldwin angeschaut (Link zum Post siehe unten).
Heute besuchen wir die Einkaufspassage, weil u. a. die große Weihnachtstanne auf eine besondere Art geschmückt wurde.
Das Levantehaus feiert 100. Geburtstag (1912 war das Jahr der Fertigstellung), und aus diesem Grund wurde es im Stil dieser Zeit dekoriert! Historischer Schmuck nicht nur an der Tanne, sondern im ganzen Haus. Insgesamt 1.800 Dekorationsteile heißt es …

Hamburg - weihnachtliche City - Der Eingang zur Einkaufspassage im Levantehaus, welches in diesem Jahr 100 Jahre alt wird (Bj. 1912)

Hamburg – weihnachtliche City – Der Eingang zur Einkaufspassage im Levantehaus, welches in diesem Jahr 100 Jahre alt wird (Bj. 1912)

Hamburg - weihnachtliche City - Der im Stil von vor 100 Jahren (Geburtstag) geschmückte Weihnachtsbaum. Oben der Tierfries von Barry Baldwin (siehe Link unten für mehr Fotos)

Hamburg – weihnachtliche City – Der im Stil von vor 100 Jahren (Geburtstag) geschmückte Weihnachtsbaum im Levantehaus. Oben der Tierfries von Barry Baldwin (siehe Link unten für mehr Fotos)

Ein Blick auf die Uhr.
SO SPÄT?
Tut mir leid, ich muss mich los!
Ich habe einen älteren Herrn daheim, den ich füttern muss. Er hat Zahnprobleme. Drücken Sie mir bitte die Daumen, dass der acht Jahre alte Kaninchenbock bald wieder fit ist. Brei mit der Spritze zu füttern und ständig nach Hause zu flitzen, ist nicht die ideale Dauerlösung.

Nett, dass Sie wieder dabei waren!
Ich wünsche Ihnen einen schönen und geruhsamen ersten Adventssonntag!

Link zum letztjährigen Weihnachtsmarktbummel:
https://michelelegrand.wordpress.com/2011/11/24/richtig-tollen-%E2%80%9Eschrott-gesehen-weihnachtsmarkte-in-hamburgs-city/
Link zum Levantehaus (u. a.):
https://michelelegrand.wordpress.com/2011/12/17/hamburg-eindrucke-aus-der-city-heute-drinnen/

©Dezember 2012 by Michèle Legrand

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