Beiträge getaggt mit Wolkenbruch. Wandsbek

Trendfrei: Hock, Gehölz und Wolkenbruch

Ich lese gerade, welche Topthemen und Trends angesagt sind (bei Twitter u. a.  Eurovision Song Contest, GNTM, Bundesliga, Werder Bremen, Hoffenheim, Relegation), lehne ich mich genüsslich zurück und denke darüber nach, was wir uns heute hier im Blog gönnen werden.
Die gleiche Arie?
Oh, Entschuldigung, das Gähnen kam eben ganz plötzlich …
Vielleicht schaue ich später tatsächlich kurz beim Song Contest herein. Via TV, nicht persönlich!
Aber alles vorher durchhecheln und hinterher wieder ewig durchkauen …

Diese Gähnerei ist echt schlimm!

Vermutlich habe ich in letzter Zeit zu viele Großveranstaltungen erlebt. Zu viel ist natürlich relativ, doch für mich reicht es jetzt erst einmal. Keine Frage, vieles ist schön – nur ebenfalls anstrengend. Das Gefühl,  davon erschöpft zu sein, kommt immer erst mit etwas Verspätung.
Stattdessen zieht es mich nun magisch ins Grüne.
Ein Ausgleich? Mit Sicherheit auch das, doch die Natur schafft etwas Besonderes: sie bekommt es hin, dass sich der Mensch nicht nur währenddessen, sondern besonders auch danach gut und gestärkt fühlt.
Daher Eventpause. Stopp mit Berieselung durch Lärm.
Apropos Berieselung!
Ich bin immer noch entrüstet! Über diesen Wolkenbruch!
Wissen Sie was?
Der Entschluss ist gerade gefallen. Ich habe keine Lust auf Trendthemen! Lassen Sie uns ignorant sein und heute einfach gemütlich plaudern! Einen „Hock“ veranstalten – den Begriff hörte ich in der Schweiz. Völlig trendfreies vorpfingstliches Zusammenhocken.
Hier ist jetzt Bloghock.

Kommen Sie zufällig auch aus Hamburg oder dem Umland?
Haben Sie das Unwetter am Mittwochabend mitbekommen? Diesen Hagel, das Blitzen und Donnern? Den folgenden Wolkenbruch?
Mich hat er richtig erwischt! Auf dem Fahrrad!
Nirgends sind Sie so ausgeliefert wie dort. Es bleibt absolut keine Stelle trocken!
Sie sind danach der Inbegriff von triefend nass und nicht nur das! Sie sind auch sehr viel schwerer! Die Kleidung und ihre Haare saugen sich voll wie ein Schwamm und stieße man sie in diesem Zustand in die Elbe, würden Sie sinken wie ein Stein …
Mit anderen Worten: Es hat geschüttet wie aus Kübeln!
Und ich kam mir dermaßen veräppelt vor!
Den Tag über – selbst noch am frühen Nachmittag – hatte strahlend die Sonne geschienen, das Blau am Himmel hatte unverschämt geleuchtet und die Temperaturen waren sommerlich gewesen!
Wer ahnt denn, dass …
Warten Sie, der Reihe nach:

Ich war nicht so spät heim gekommen am Nachmittag und hatte beschlossen, mir mein Fahrrad für eine Fahrt ins Gehölz zu schnappen. Sie kennen das Wandsbeker Gehölz schon ein wenig aus einem Herbst-Blogpost (siehe auch Link am Ende des Artikels).
Ich liebe es, mit dem Rad in kürzester Zeit das Stadtgewühl hinter mir zu lassen und in den Laubwald einzutauchen. Momentan ist es besonders anziehend. Die Vögel zwitschern gut aufgelegt, am Waldboden blühen teilweise noch die Buschwindröschen. Das frische Frühlingsgrün der Bäume, speziell der Buchen, ist momentan unschlagbar, und da sich das Laub noch nicht komplett entfaltet und zu seiner endgültigen Blattgröße entwickelt hat, kann noch relativ viel Licht ins Unterholz vordringen. Es ist eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre.

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 -  Frühling - und noch viel Licht im Unterholz!

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Frühling – und noch viel Licht im Unterholz!

Damit ich gar nicht erst auf die Idee käme, später für den Weg zur Stepptanzgruppe das Auto hervorzuholen, packte ich – selbstüberlistend – die Steppschuhe gleich mit in den Beutel im Fahrradkorb. Parat zur direkten Weiterfahrt zum Sport.
Das war der Fehler. Der eine.

Der zweite Fehler bestand darin, dass ich wieder einmal der Wettervorhersage keine Beachtung schenkte. Ich traue der Vorschau nie so recht, da die Trefferquote mir ein bisschen mickrig erscheint.
Und mit einer Wetterprognose, die sich als leicht daneben erweist, ist es doch so:
Ist sie zu gut, kommt schnell Frust auf, wenn es doch regnet. Ist sie zu schlecht, ärgert man sich womöglich schon drei Tage vorher über die miesen Aussichten. Und höchstwahrscheinlich zusätzlich, wenn sich später herausstellt, dass alles lediglich blinder Alarm war! Dann wegen unnütz mitgeschleppter Schirme, Jacken oder weil der Mensch sich dadurch von etwas hat abhalten lassen. Rein vorsorglich darauf verzichtete!
„Ne, du, lass mal lieber. Es soll noch regnen …!“
Ha!
Fakt ist, ich ärgere mich so furchtbar ungern! Es ist dermaßen sinnlos und überflüssig! Eine Zeitvergeudung!
Ein Blick zum Himmel reicht. Den Zeigefinger in die Luft gestreckt. Zwei drei Pflanzen angeschaut. Das Thermometer gecheckt. Fertig.
Das funktioniert oft gut.
Gestern nicht.
Doch sagen Sie selbst: Denkt man bei diesem Licht im Gehölz an ein kommendes Unwetter?

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 - Laubfarbe: frühlingsgrün

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Laubfarbe: frühlingsgrün

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 - Insel ...

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Insel …

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 - Sonnenlicht im Unterholz

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Sonnenlicht im Unterholz

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 - ... zwischendurch Wildnis

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – … zwischendurch Wildnis

Als ich mit dem Fahrrad das Gehölz wieder verließ, sah es plötzlich grau statt blau aus. Nicht kritisch. Halt das helle Grau unspektakulär wirkender Wolken. Die Luft war ein wenig schwüler geworden, doch der Fahrtwind lenkte davon ab.
Der Zustand blieb unverändert bis zur Tanzschule. Der Kurs begann. Noch war alles gut, doch innerhalb weniger Minuten wandelte sich der Himmel komplett! Dunkelheit I brach herein. Hagel machte den Anfang und hämmerte hart auf das Flachdach (wir trainieren im obersten Stockwerk), schmiss sich mit Karacho schräg an die Fensterscheiben und bildete ansehnliche Häufchen auf dem Sims.
Er ging nach einigen Minuten in Regen über, der erstaunlich schnell nachließ. Danach zeigte sich ein traumhafter, doppelter Regenbogen – vor dramatisch dunklen Wolken!
Weiter hinten über der Stadt schien es inzwischen etwas heller zu werden …
Und was ist mit nötig, damit ein Regenbogen entstehen kann?
Genau! Sonne!
Regen allein bringt es nicht.
Also nahm ich an, das Unwetter sei bereits vorbeigezogen.

Das Steppen endete. Die, die Wetterprognosen nicht beachtet, wollte gern heim, ging zum Fahrrad, wunderte sich geringfügig, dass es wieder etwas dunkler wurde (Dunkelheit II!), stieg in den Sattel und legte insgesamt noch beachtliche zehn Meter relativ trocken zurück –  bis sich der Regen entschied:
Ich ende nicht, ich starte jetzt durch!
Donnerkrachen! Grell aufleuchtende, zuckende Blitze! Einsetzender Wolkenbruch! Mordsmäßiges Prasseln. Niederstürzende Wassermassen!
Fußgänger, die mit Schirmen kämpften und flitzende Wesen, die keinen Schirm hatten. Staubildung auf den Straßen.  Autofahrer hinter schwer beschlagenen Windschutzscheiben, überforderte Scheibenwischer  und somit kaum einer, der noch vernünftig etwas sehen konnte. Gehupe. Riesenpfützen, die in Nullkommanichts entstanden und  Schlaglöcher, die sich rasant füllten. Sie sorgten für zusätzliche Vollbäder, sobald ein Fahrzeug an mir vorbeifuhr. Dazu Wind, der aus wechselnden Richtungen peitschte und kurz vor dem trockenen Heim ein längerer Zwischenhalt vor unnötig lang geschlossener Bahnschranke.

Bitte? Wie ich es empfand?

Nun, natürlich stört es mich, wenn die Haare wie Seetang im Gesicht kleben und Niagarafälle über Stirn und Wangen schießen! Ich bin auch kein ausgesprochener Fan von Sturzbächen, die einem vorne in den Ausschnitt und hinten den Rücken hinunterlaufen. Doch, ich verrate Ihnen, was mich wirklich in dem Moment am meisten nervt: das sind eklig nasse Hosenbeine, die einen wie eine Wurstpelle umschließen und dabei beim in die Pedale treten in den Kniekehlen zwicken.

Gut, ganz generell verzichte ich zu diesem Zeitpunkt auch gern darauf, jemandem zu begegnen, der mir bekannt ist. Einen, der womöglich mit tadelloser Frisur im trockenen Auto sitzt!
Wenn Sie allerdings mit anderen, Ihnen fremden Leidensgenossen zusammenrasseln, läuft das meist sehr fröhlich ab. Geteiltes Leid ist halbes Leid und unbekanntes Wesen macht doppelte Freude.
Ach, genug zum Thema Einnässung und Verunstaltung.
Sie wissen ja nun, dass ich nass war.

Die Natur ist eben unberechenbar und eigen. Inzwischen bin ich trockengelegt und wieder vorzeigbar. Zum Glück, denn heute musste ich zu einer Hochzeit – und der Himmel öffnete schon wieder seine Schleusen, um neue Sintfluten hinunterzulassen.

Bitte? Mit dem Fahrrad zur Kirche?

Mein Fahrrad blieb in der Garage!
Es wird jedoch bei nächster Gelegenheit und Verdacht auf Sonnenschein wieder Richtung Gehölz zum Einsatz kommen. ^^

Wir lösen jetzt unseren Bloghock auf, denn die Pflicht ruft. Bis hierhin ging es trendfrei zu. Nur eben sah ich, jetzt ist auch Pfingsten ein Topthema. Das möchte ich nun doch nicht völlig ausklammern, denn ich wünsche Ihnen Frohe Pfingstfeiertage!
Lassen Sie es sich gut gehen – selbst wenn es weiterregnet!
Lenken Sie sich notfalls ein bisschen mit den Fotos aus dem sonnigen Gehölz ab …

Bis zum nächsten Mal!

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013

Wandsbeker Gehölz - 15.ö05.2013 ... natürliche Brücke aus Totholz

Wandsbeker Gehölz – 15.ö05.2013 … natürliche Brücke aus Totholz

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013  - Ein Meer von gerade erst ausgeblühten Buschwindröschen (Anemone nemorosa)

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Ein Meer von gerade erst ausgeblühten Buschwindröschen (Anemone nemorosa)

Wandsbeker Gehölz - 15.05.2013 - Spiegelung

Wandsbeker Gehölz – 15.05.2013 – Spiegelung

Das Wandsbeker Gehölz im Herbst – Hier der Link zum Blogpost:
-> https://michelelegrand.wordpress.com/2012/10/16/herbst-im-geholz-tanzendes-licht-tarntalentierte-pilze-tauchende-blatter/

©Mai 2013 by Michèle Legrand
Michèle Legrand (WordPress)

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