Neid, reife Mütter, Heino, Lärmschutz und die #53

Es führt kein Weg daran vorbei, ich muss Ihnen diese Woche das kredenzen, was sich nebenher ergeben hat. Dazu, Größeres zu unternehmen, bin ich nämlich gar nicht gekommen. Tragisch würde ich diesen Umstand jetzt nicht nennen. Plaudern wir heute eben lediglich kurz, und Sie haben auf diese Art endlich einmal mehr Zeit vom Sonntag übrig als sonst nach der Bloglektüre.
Der Titel enthält übrigens so ziemlich sämtliche Ingredienzien des heutigen Eintrags, die Sie beim Lesen – falls der kleine Kontrollfreak in Ihnen durchkommt – checken und abhaken dürfen.

Verraten Sie es mir auf keinen – hören Sie, keinen! – Fall, falls bei Ihnen schon wieder oder immer noch die Sonne scheint und der Himmel vor Blau nur so strotzt! Das ist alles sehr schön für Sie, aber bei mir kommt so langsam Neid auf. Ich laufe schon grünlich an. Was auch durch Moosansatz verursacht sein könnte.
Feuchtigkeit aus allen Richtungen. Der Norden ist dermaßen gebeutelt!
Seit gefühlt ewigen Zeiten wird es im Grunde maximal an einem Tag der Woche für zwei, drei Stunden etwas heller, ansonsten herrscht absolutes Einheitsgrau. Gestern gab es zur Krönung stundenlang Regen und heftige Windböen gratis dazu.
Der Gedanke an Umzug oder Auswanderung liegt mir inzwischen gar nicht mehr fern, was allerdings absolut dagegen spricht, ist die Tatsache, dass meine echt sympathische Familie samt meiner fast noch nagelneuen, äußerst umwerfenden Enkelin hier wunderbar nah wohnt. Das zählt dann doch vier- bis neunfach in der Wertung und entschädigt für Tiefs en masse, die vom Atlantik kommend mal wieder Hamburg anpeilen.

In der vergangenen Woche hatte ich die Kleine bei mir, war mit ihr in ihrem fahrbaren Untersatz draußen unterwegs und dabei auch kurz im Einkaufszentrum.
Zweifeln Sie auch hin und wieder ein wenig an der Sehkraft bzw. der Wahrnehmung Ihrer Mitmenschen? Ich hatte diesmal diesen Moment, als ich hörte, wie eine ältere Dame mit kritischem Blick auf mich und das Baby missbilligend zu ihrer Freundin oder vielleicht auch Schwester sprach:
„Der Anteil der (hier folgte eine kleine Pause zum Anlauf nehmen) … reifen Mütter hat wirklich ganz schön zugenommen!“
Da beide weiter herüberstarrten, überlegte ich kurz, ob ich sagen sollte, dass ich mindestens noch die Niederkunft dreier weiterer Kinder plante, aber ich entschied mich letztendlich dagegen. Ich wippte die Enkelin, die sich mittlerweile auf meinem Arm befand und sagte stattdessen lächelnd zu ihr gewandt und betont langsam
„So, Mademoiselle. Wir beide – OMA (überdeutlich) und Milou – gehen jetzt nach Hause. Die Mama wartet bestimmt schon auf dich.“
Wie heißt es so schön? Ruhe im Karton. Fortan herrschte Funkstille.

An einem anderen Tag stand ich bei Karstadt an der Kasse an. Ebenso ein junger Mann mit seiner Freundin, der aus der Karnevalsecke hochbeglückt mit einer blonden Heino-Perücke nebst schwarzer Brille herbeistolziert kam und diese nun bezahlen wollte. Er hielt die recht gelb ausfallende Haarpracht schon einmal provisorisch an den Kopf, alberte herum und rief dabei mehrfach:
„Hossa! Hossa!“
Gelegentlich kommt auch in mir der Klugscheißer hoch und so fragte ich ihn beiläufig:
„War das nicht Rex Gildo mit dem Hossa?“
„Wer is’n das?“, wollte er wissen.
(In dem Moment kam ich mir doch sehr alt vor.)
„Ist der wenigstens auch blond?“, erkundigte er sich noch hoffnungsfroh.
„Nein, er hatte dunkelbraune Haare. Teint stark gebräunt, keine Brille …“
„Schiet …!“

Lassen Sie mich kurz nachdenken. War sonst noch etwas …?
Stimmt! Am Donnerstag klingelte es an der Haustür. Vor mir standen zwei Herren. Sie trugen rote Warnwesten mit der Aufschrift „Lärmschutz“.  Seitdem sie dort waren, überlege ich doch wieder die Sache mit der Auswanderung. Nein, wirklich!
Ich wohne nahe der Bahnlinie nach Lübeck, die man auszubauen plant. Ein weiteres Gleis für die S-Bahn soll hinzukommen.
Nicht nur, dass seit gut zwei Jahren und noch für zwei weitere Jahre Baulärm durch umfangreiche Umbauten an einem nahe gelegenen Bahnübergang (Aufhebung durch zukünftige Untertunnelung) sowie zusätzlicher Verkehr durch deshalb in meine Straße umgeleitete Fahrzeuge zur Tagesordnung gehören und mir irgendwann mit dem neuen Gleis auch noch ein Extrabahnhof fast vor der Haustür droht – nein, jetzt kündigten die beiden Besucher für Mitte Februar obendrein Baumfällarbeiten an.
Ich weiß nicht, ob ich eher heulen oder mich stattdessen freuen sollte. Eine große Anzahl Bäume, die zu nah entlang der Gleise wächst, muss weichen, weil dort eine Lärmschutzwand errichtet wird, eine etwas über drei Meter hohe Barriere.
Die Bäume, auf die man jetzt noch blicken kann und die im Sommer eine grüne Wand bilden, die selbst eine Lärmschutzfunktion übernehmen, für bessere Luft sorgen und vielen Tiere bisher ein Heim bieten oder zumindest eine Nahrungsquelle darstellen, sie hingegen sind ausgewachsen, um die 20 bis 25 m groß, breit, imposant, schön …
Ich tendiere doch zum Heulen. Für sie wird nie Ersatz kommen.

Diese Fällaktion steht fest, was alle weiteren Planungen angeht, so sage ich: Gemach, gemach !
Das gesamte Projekt des Streckenausbaus Richtung Bad Oldesloe, um den es letzendlich geht, ist immerhin eine erhebliche Geldangelegenheit – und jede Hinauszögerung … Ich meine, billiger wird es schließlich nicht mit der Zeit.

Auch die Aufgabe des Bahnübergangs bei mir – ich habe hier noch einen fast direkt vor der Tür – ist schon ein alter Bart. Seit ewigen Zeiten geplant, bisher aber nie realisiert!
Ich entsinne mich, als ich im Jahre 1986 herzog, stand ich eines Mittags mit einem sehr alten Mann und Ureinwohner dieser Gegend vor der geschlossenen Schranke. Gerade kurz zuvor hatte ich in der Zeitung einen Bericht über eine „demnächst“ geplante Aufhebung der Schranken zugunsten einer Unterführung gelesen.
Er schmunzelte damals weise und verriet mir, dass schon der Kaiser diese Pläne gehabt hätte und dass ganz sicher noch Jahrzehnte bis dahin vergehen würden. Er musste es wissen, er stammte schließlich aus Kaiserzeiten. Das Gespräch wiederum ist im Sommer 30 Jahre her. Die Schranken gibt es immer noch.
Daher – ruhig Blut.
Wissen Sie, was ich egenartig finde? Hier bereits eine Lärmschutzwand entlang der Schienen zu setzen, obwohl man doch offenbar vorhat, genau an dieser Stelle in absehbarer Zeit ein weiteres Gleis zu verlegen …

Da ich mich jetzt von dem bevorstehenden ätzenden Kahlschlag ablenken möchte, werde ich mich an die #53 von Leon Collins machen. Die #53 ist eine spezielle Stepptanzübung. Macht bewegliche Füße – und ist gleichzeitig eine nette Choreographie, die sich zu ganz unterschiedlichen Musiktiteln und somit in unterschiedlichem Tempo ausführen lässt. Ich versichere Ihnen, die dafür erforderliche Konzentration lässt einfach keinen Platz für Gedanken an Kettensägen und kippende Baumriesen.

Die Fußarbeit können Sie zum Beispiel in diesem Video sehen. Und ja, ich finde Anzug oder lange Hose à la Fred Astaire oder Gene Kelly auch weitaus attraktiver  … ^^

Ich bin also jetzt metallbeschlagen am klackern und verabschiede mich daher.

Ihnen wünsche ich einen schönen Sonntag!

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©by Michèle Legrand, Januar 2016
Michèle Legrand (WordPress) - freie Autorin

 

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  1. #1 von mannigfaltiges am 31/01/2016 - 09:04

    Ich kann mich geht nicht entscheiden oben das –

    ein kahlschlagender Rundumschlag
    oder ein rundumschlagenden Kahlschlag

    durch Hans Hummels Sorgen ist.

    Mitfühlend,
    trotzdem einen
    schönen Sonntag & eine interessante Woche
    wünschend
    Erich

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    • #2 von ladyfromhamburg am 31/01/2016 - 15:11

      Trifft beides zu, da fällt die Wahl wirklich nicht leicht. ^^
      Ich danke dir für Vorbeischauen und deinen Kommentar, Erich. Auch für dich eine gute und inspirierende neue Woche!

      LG Michèle

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  2. #3 von absengeralois am 31/01/2016 - 09:41

    Auswandern in die Südsteiermark.Die ganze Woche Sonnenschein pur,bis 20 Grad.LG.Alois

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    • #4 von ladyfromhamburg am 31/01/2016 - 15:13

      Ich komme darauf zurück, wenn sich hier nix ändert, Alois. :-) Freut mich, dass sich bei euch das Wetter so von seiner angenehmen Seite zeigt! Fotowetter obendrein! Obwohl du ja aus jedem Wetter und bei allen Bedingungen etwas daraus machst.
      Schönen Sonntag!

      LG Michèle

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  3. #5 von leonieloewin am 31/01/2016 - 11:11

    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag und eine gute Woche mit etwas besserem Wetter. Für den Notfall biete ich Dir gerne auch Asyl auf Teneriffa an :-). Liebe Grüße und alles Gute für Deine Vorhaben, Leonie

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    • #6 von ladyfromhamburg am 31/01/2016 - 15:15

      Oh, das ist ja ein verlockendes Angebot, Leonie! Kann Teneriffa momentan mit der Südsteiermark (siehe Kommentar von Alois) mithalten? :-) Ich muss mich ja jetzt schon zwischen zwei Alternativen unterscheiden. Puh! ^^

      Auch von mir sehr liebe Grüße und vielen Dank für deine Wünsche! Alles Gute auch für dich!
      Michèle

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      • #7 von leonieloewin am 31/01/2016 - 15:29

        Warm genug ist es – der wärmste und sonnigste Winter seit 30 Jahren. Staune selber. Liebe Grüße und viel Spaß bei der Qual der Wahl :-)

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  4. #8 von kowkla123 am 31/01/2016 - 13:30

    Liebe Michelle, einen schönen Sontagg wünsche ich dir, Klauus

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  5. #10 von marliesgierls am 31/01/2016 - 19:50

    Ich dachte, ich würde Dich jetzt mal steppen sehen, Michele! Schade, aber auch hübsche Beine.
    Die Baumfällaktion erfüllt mich mit Wut, werden jetzt Bäume gefällt, für etwas, was nachher so gar keinen Sinn macht? Man zäumt das Pferd wohl mal wieder vom Schweif her auf.
    Ist ja eigentlich ein Riesenkompliment, wenn man fälschlicherweise für die Mutter gehalten wird, allerdings kann man auch vermuten, dass die Damen nicht so ganz die richtige Brille, oder aus Eitelkeit gar keine, auf hatten. Aber die Grenzen sind da ja heute wirklich sehr fließend, alte Mütter, jung aussehende Omas, alles ist möglich…
    Ich habe heute diesen erstaunlich sonnigen Tag, nach der gestrigen Katastrophe ( 3 Regenjacken durchgeweicht) genossen, zwar eisig kalter Wind, aber Sonne!
    Dir noch einen ruhigen, erholsamen Sonntag-Abend
    Liebe Grüße Marlies

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    • #11 von ladyfromhamburg am 01/02/2016 - 15:32

      Liebe Marlies, vom eigenen Steppen habe ich leider kein Video, bzw. wenn wir als Gruppe mal irgendwo mit der Kamera eingefangen wurden, kann ist das ein privates Video für das alle zustimmen müssten, wenn ich es in der Öffentlichkeit zeige. Also muss ich leider den Profi von YouTube vorschicken. ^^
      Und bei dir war gestern schönes Wetter? Hier war die Sonne nur ganz früh morgens einmal da und dementsprechend war der Sonnenaufgang richtig schön. Damit endete es aber auch schon wieder.
      Ich habe auch schon nachgedacht, warum ich diese Verwechslung „Oma wird für Mutter gehalten“ nicht eher positiv sah. Ich glaube, es war diese Missbilligung der Tatsache, dass Mütter heute eben erst später ihre Kinder bekommen und mein Wissen, dass sie mit mir als Beispiel für eine späte Mutter ja komplett falsch lagen. Diese Meinen, man müsste es rügen, obwohl es noch nicht einmal zutraf.
      Tja, nun steht mit am 15. Februar dieser Kahlschlag bevor. Mal sehen, was danach noch so kommt …

      Vielen Dank für deine Zeilen, Marlies. Sehr liebe Grüße zu dir aufs Land und ich hoffe, wir haben bald wieder etwas trockeneres Wetter, so dass auch du bei deiner Arbeit ohne drei Jacken auskommst.

      LG Michèle

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      • #12 von marliesgierls am 01/02/2016 - 16:46

        Stimmt, die Kritik war das Falsche an der Geschichte. Heute ist es leider sehr, sehr ekelig und ich bin schon recht nass geworden, da muss ich wohl durch!
        Liebe Grüße Marlies

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  6. #13 von Silberdistel am 31/01/2016 - 20:53

    Tja, vom Wetter sollte ich nicht reden, aber von hier gäbe es eh nichts Neid Erweckendes zu berichten. Wir könnten uns höchstens gegenseitig Trost zusprechen. Ich hätte die beiden Damen übrigens in ihrem Glauben gelassen, dass Du die Mutter bist ;-) Da hätten sie noch lange ein Thema, mit dem sie sich beschäftigen könnten ;-)
    Die Sache mit den Bäumen finde ich auch furchtbar. Mir blutet jedes Mal das Herz, wenn solche oft sinnlosen Baumfällaktionen durchgeführt werden. Hier wurde an einer Straße auch alles weggeholzt. Da ging es nicht einmal darum, dass die Bäume einer Straßenverbreiterung weichen mussten. Für mich war nicht erkennbar, was das sollte. Es waren Kopfweiden, die noch nicht einmal eine Gefahr für Straßenverkehr und Fußgänger darstellten. Ich denke, sie haben nur jemanden gestört und da mussten sie eben weg – wunderschöne alte Weiden. Die Straße sieht nun hässlich und langweilig aus und der kleine Schattenspender, den sie im Sommer für die Fußgänger und Radfahrer darstellten, ist nun auch fort. Mitunter können einem da wirklich die Tränen kommen.
    Das Video ist sehr interessant – mal ein kleiner Einblick in Deine Freizeitbeschäftigung, obwohl ich natürlich auch lieber Dich dabei gesehen hätte ;-) Ich kann mir schon vorstellen, dass man da in der Tat hochkonzentriert sein muss und keinen Gedanken mehr für etwas anderes übrig hat. Lange Hose wäre aber wirklich netter gewesen, auch wenn sich die Beine durchaus sehen lassen können ;-) Also dann Dir viel Spaß beim Üben – ist sicher auch ganz schön schweißtreibend :-)
    Liebe Grüße und einen schönen Rest vom Sonntag wünscht die Silberdistel

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    • #14 von ladyfromhamburg am 01/02/2016 - 15:42

      Liebe Silberdistel,
      danke für deine Anteilnahme am Geschehen hier und auch für deinen Bericht über eure entfernten Kopfweiden. Das verstehe ich auch nicht so recht, weil gerade diese Form von Weiden, die ja in regelmäßigen Abständen in Höhe und Volumen wieder zurückgenommen werden, von der Größe und der Art der „Bedrängnis“ nie so das Thema sind. Waren sie eventuell brüchig? Ich kann es mir kaum vorstellen … Sehr schade um sie und ja, danach sieht alles immer so dermaßen kahl und nackt aus, dass es zum Heulen ist.
      Ob die Fällung jetzt bei uns sinnlos ist, kann ich nicht definitiv sagen. Für die Veränderungen an der Bahn scheinen sie ja nötig zu sein. Sei es nun für den Lärmschutz, der in Kürze aufgebaut wird oder aber dafür, dass dann später genau dort das zusätzliche Gleis verläuft. Die Bäume ständen so oder so im Weg.
      Nur was mich wurmt, ist, wenn du als privater Grundbesitzer irgendetwas entfernen möchtest, weil es im Laufe der Jahre für die Grundstücksgröße zu viel geworden ist, bekommst du a) gar nicht so einfach (teure) Genehmigungen zum Fällen oder Einkürzen und b) erhältst gleichzeitig Auflagen für die Nachpflanzung. Das kümmert die Stadt bei ihren eigenen Aktionen aber herzlich wenig. Dafür kommt nie an anderer Stelle Ersatz. Und ich selbst dürfte aus eigener Initiative heraus natürlich auch nicht einfach auf öffentlichem Grund auf meine Kosten und mit eigener Arbeit irgendetwas an der neuen Lärmschutzwand anpflanzen. Platz wäre jedoch …

      Ich sende liebe Grüße an dich, den werten Herrn Silberdistel und das reizende Katzenvolk! Danke für deinen so ausführlichen Kommentar!
      Michele

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  7. #15 von Rainer Franke am 01/02/2016 - 00:00

    Ich kann Dich beruhigen, mein kleiner Kontrollfreak schläft um diese Zeit längst (ca. 23 Uhr). Kleine Kontrollfreaks gehören beizeiten ins Bett. Einen großen Kontrollfreak habe ich nicht, hätte ich längst rausgeschmissen.
    Hier in Frankfurt scheinen im Moment weder Sonne noch Mond. Außerdem: Im Norden ist es im Winter immer dunkler als anderswo. Zum Ausgleich habt Ihr es nicht so weit bis zum Nordpol und im Sommer sind die Tage dafür tagelang.
    Hat es so sehr an Deiner Ehre gekratzt, als reife Mutter bezeichnet zu werden? Hättest die Damen lieber im Dunklen stehen lassen sollen. Und eine reife Mutter bist Du doch allemal – oder was meinen Deine Kinder? Ich könnte wetten, schon damals, als Du die eingenen Kinder im Wagen geschoben hast, war Dir ein tüchtig Maß an Reife nicht abzusprechen. Und: „Reife Mutter“: das klingt irgendwie komisch, skurril, doppeltgemoppelt. Das erinnert mich an eine Spam-Mail, die man mir kürzlich unterschieben wollte: „Rainer: Reife Frauen warten auf Dich.“ Bestimmt waren diese zwei mächtig dusselige Tussis gemeint, die Dir da begegnet sind.
    Als Heino verkleidet zum Fasching gehen: Das ist eine gute Idee, da fällt man auf. Nur singen sollte man vorher üben. Entweder man wird aus der Veranstaltung herausgeprügelt oder man trifft plötzlich ganz viele Freunde. Eine gewisse Vorsicht ist also angebracht.
    Heul nicht so laut, wegen des Lärmschutzes. Ich heule leise mit, ganz solidarisch. Bäumefällen ist immer die einfachste Lösung. Selten sind einfache Lösungen gut oder gar die besten.
    #53 ist auch nicht so gut: ist lärmverursachend. Was sagen Deine Nachbarn dazu? Wohnst Du wenigstens parterre? Wenn ich in einem meiner nächsten Leben als tanzbegeisterter Mensch zur Welt komme, was allerdings recht unwahrscheinlich ist, probiere ich #53 auch aus. Bestimmt ist man dann schon bei #53000 angekommen. Ich werde in meinem Blog davon berichten.
    Viele Grüße
    Rainer

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    • #16 von ladyfromhamburg am 01/02/2016 - 16:14

      Hallo Rainer,
      ich habe gerade stellenweise sehr über deinen Kommentar geschmunzelt! Vielen Dank für dein sehr nettes und ausführliches Eingehen auf meine diversen kleinen Dilemma der Woche. ^^ Freut mich, um das gleich am Anfang loszuwerden, dass du so gar kein Kontrollfreak bist. Sehr schön! :-)

      Ob es mich gewurmt hat, für eine reife Mutter gehalten zu werden? Nein, es war ein bisschen anders. Aus der Situation heraus entstand ein ablehnendes Gefühl. Ich habe es gerade im Antwortkommentar an Marlies schon versucht zu erklären.
      Heutzutage gibt es doch für viele junge Menschen, die durchaus eine Familie gründen möchten, gar keine andere Möglichkeit mehr, als erst einmal zu warten, bis alles mit Job, sicherem Einkommen, überhaupt festem Partner, einem längerfristigen Wohnsitz (Stichwort: Mobilität) irgendwie geregelt und zustande gekommen ist oder aber – ganz anderer Punkt – es mit einer erfolgreichen Schwangerschaft klappt (unerfüllter Kinderwunsch ist kein selten auftretender Fakt mehr)!
      Insofern ärgerte mich einfach die Art und Weise, wie die Bemerkung vom Stapel gelassen wurde (ich sah die Dame ja dazu und hörte den Klang der Stimme, nicht nur den bloßen Satzinhalt. Es war eine Absage an und unübersehbare Missbilligung von Müttern jenseits der 30 und die aber dann nicht einfach offen gestellte Frage, warum die jungen Frauen nicht wie früher eher ihre Babys bekommen. Eine irgendwie vorgefertigte Meinung, die Ursache nicht hinterfragt. Sie kann ja davon halten, was sie will, ich fänd’s nur schön, würde sie – salopp gesagt – ihren Senf für sich behalten und obendrein nicht noch Omas für die ungeliebten alten Mütter halten.

      Ich werde mich selbstverständlich genau an deine Empfehlung (Nicht laut heulen aufgrund des Lärmschutzes ^^) halten. Danke für dein solidarisches Mitgeflenne. :-)
      Mein Steppen könnte allerhöchstens meinen Mann fertigmachen. Ich übe im Keller, aber im Grund nur, wenn er nicht da ist. ^^ Er ist nämlich ebenfalls dort „hobbyierende Langzeitkellerassel“. Ich nutze nur ein Fleckchen des „klingenden“ teppichfreien Bodens für meine gelegentlichen Heimübungen. Die Nachbarn bekommen davon nichts mit. Länger kann ich hier nichts machen, sonst geht es auf die Gelenke. Zementboden schwingt ja nicht wie Holztanzboden.
      Überleg es dir noch einmal mit der eigenen Tanzaktivität. Es gibt so viel unterschiedliche Sachen, dass fast für jeden etwas dabei ist. Auf jeden Fall würde ich Blogberichte von dir zu diesem Thema ebenfalls fieberhaft verfolgen! Ganz klar! ;-)

      Ich wünsche dir eine schöne Woche, Rainer. Danke für so viel Reaktion auf einen einzigen Post!
      LG Michèle

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  8. #17 von ernstblumenstein am 02/02/2016 - 11:12

    Die Baumfäll-Aktion betrübt mich auch und man fragt sich manchmal schon, ob solche Eingriffe immer durchdacht sind, umso mehr, als sich die Natur ja nicht wehren kann.

    Ansonsten ist es ein herrlicher Bericht mit viel Verve, der mich schmunzeln lässt liebe Michèle. Der intellektuelle Meinungsaustausch mit dem jungen Heinoperückenträger fand ich speziell fein, auch wenn Du dich nach seiner Antwort auf deine Frage Wer is’n das? nicht sehr wohl gefühlt hast. Wobei die Episode mit den älteren Damen, die dich als reife Mutter begutachteten, die Folgen des vorherigen Heino-Vorfalles wieder ins Lot brachten. Übrigens zweifle ich nicht daran, dass die Sehkraft der starrenden Dame noch intakt ist.

    Hab eine frohe gute Woche mit hoffentlich viel Sonnenschein. Das wünscht dir Ernst

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    • #18 von ladyfromhamburg am 03/02/2016 - 14:13

      Lieber Ernst, vielen Dank für deine Reaktion auf meine Wochenerlebnisse, die diesmal in den Blogpost einflossen. Ich kann dir bezüglich Natur nur beipflichten.
      Bei Heino und Rex Gildo sieht man mal wieder, dass das Geburtsjahr der Künstler nicht automatisch garantiert oder ausschließt, dass ein junger Mann diese Herren (noch) kennt. Heino mischt konsequent weiter mit (und wenn es über Werbeauftritte ist), Rex Gildo ist nun schon seit 1999 tot. Ein junger Mensch kann ihn gar nicht mehr bewusst als Künstler erlebt haben. Was die meisten im Ohr haben, kommt über Veranstaltungen wie den „Schlager Move“ in Hamburg und anderen Städten oder über das Aufleben der bekanntesten Songs von damals bei irgendwelchen Revival-Events. Und dort wird gar nicht immer der Originalinterpret genannt (oder tritt auf), sondern Cover-Sänger.
      Ich wundere mich nur häufig bei Erlebnissen wie dem mit dem jungen Mann, wo all die Jahre (z. B. seit 1999) geblieben sind. Mir kam das alles noch gar nicht so ewig lang her vor …

      Ich wünsche auch dir noch eine gute Woche. Wir haben heute hier tatsächlich völlig unerwartet Sonnenschein mit dabei. Herrlich!
      LG Michèle

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  9. #19 von finbarsgift am 02/02/2016 - 14:11

    Hi liebe Michèle,

    tolles locker-flockiges Allerlei, feine Unterhaltungslektüre, danke dafür!

    Mit EINEM schwermütigen, schwerwiegenden Thema: das HH-Wetter *g*

    Immer wieder wandern Leute aus, klar, aber gibt es eine schönere Hafenstadt
    weltweit als HH? (Sei bitteschön ehrlich zu dir selbst…)

    Na also *lächel*
    alsooooo… hübsch zuhause bleiben :-)

    Liebe Wintersturmregengrüße vom Lu

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    • #20 von ladyfromhamburg am 03/02/2016 - 13:57

      Ich wandere ja auch gar nicht aus, Lu. ^^ Das ist immer nur so eine spontane Reaktion auf eine Aversion gegen etwas, was sich hier tut oder stattfinden soll. Es gibt ja glücklicherweise auch noch mindestens hundertneunundfünfzigeinhalb schöne Dinge. Als Hafenstadt ist Hamburg wirklich kaum schlagbar.
      Aber lauter und voller ist alles geworden in den Jahren, und das macht manchmal zu schaffen. Im Winterhalbjahr ohne alles Grün und die Dämmung durch Laubmassen sowie bei zusätzlich über lange Zeit unwirtlichem Wetter ohne Sonne schlaucht das Stadtleben dann plötzlich.
      Bei dir sieht es ja leider auch nicht besser aus, wenn ich sehe, welche Grußvariante heute hier eintrifft. :-D

      Heute ist’s hier (noch) recht aufgelockert, also sende ich schnell eine paar trockene Februarwetteraufundabgrüße Richtung Kesselstadt.
      Schönen Tag, Lu!
      Michèle

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      • #21 von finbarsgift am 05/02/2016 - 09:19

        Den schönen Tag wünsche ich dir, wenn auch etwas zeitversetzt, sehr gerne nach…

        Ich finde, dass der heurige Winter seeeeehr gnädig mit uns umgeht, angenehm regnerisch und milde,

        die Natur braucht das Wasser, und das bekommt sie nicht bei Sonnenschein…

        Liebe Morgengrüße vom Lu

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  10. #22 von kowkla123 am 02/02/2016 - 14:56

    mein Gruß nach Hamburg, wünsche einen möglichst regenfreien Tag

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    • #23 von ladyfromhamburg am 03/02/2016 - 13:47

      Im Moment sieht es gar nicht so schlecht aus, Klaus. Trotz anderer Vorhersage gibt es blaue Flecken am Himmel und hin und wieder sogar etwas Sonnenschein. Ich hoffe, auch bei dir hat nicht nur der Regen das Zepter in der Hand.

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  11. #24 von Garden Walk Garden Talk am 04/02/2016 - 03:38

    Forgive me if I get any of this wrong. I even used Google Translate which confused me more. You are talking about the rail lines and all the noise from the rail and the construction for the new line. Also, you speak of removing tall trees that provided a noise buffer. I agree, taking down the tress to put in a 3 meter tall wall is not a nice option. I did get lost in the conversation about the baby though. Not sure where that line of thought was going.

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    • #25 von ladyfromhamburg am 04/02/2016 - 19:26

      Donna, in case I post a longer text but not a single photo which could help you to get the (German) contents, you are always „allowed“ to ignore it completely! :-D
      I wouldn’t like you to spend hours in front of your laptop and getting forehead wrinkles when trying to translate the bloody whole blogpost. I know full well that Google Translate is not able to handle longer sentences or to recognize any playing with words respectively the use of words with a double meaning.
      On the other hand, you were quite successful in getting the meaning regarding the noise buffer. Congrats! Very good! The construction of a noise-insulating wall is planned.
      I can briefly explain what happened with the baby. My little grand-daugther (3 months) and I made a walk. When entering the shopping centre at the end, two elderly women kept an eye on us. They strongly disapproved the fact that nowadays women tend to wait much longer until they get pregnant. (Many of them are around mid thirty or even forty when the first child arrives.) One of the older ladies made an unmistakeable remark to her friend which revealed her disapproval and staring at me made clear, she was convinced that I would be one of these „old“ mothers she dislikes. It made me a bit angry. Firstly, she had a kind of stupid preconception and obviously didn’t care for reasons WHY women (have to) start later these days. She simply didn’t like them. But the real unpleasant thing in my eyes is that: a) she talked over my head and b) she took me as a new proof for her theory that more and more women are old when the baby arrives.
      I didn’t like to start a longer conversation but copied her style instead, turned to the baby, talked to the little girl and could make clear that I’m her granny. You should have seen their faces …^^

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      • #26 von Garden Walk Garden Talk am 05/02/2016 - 00:19

        That is so funny, but I am sure not to you at that time. People can be so judgmental, but I never thought Germans to be that inconsiderate by talking in your presence. Germans are so polite generally from my experience. I am so glad you translated because I would have really gotten any comment to this portion of the post so wrong. I knew there was a conversation about your granddaughter and knew there was a bit of snarkyness (impolite snide remarks) involved. I could just not follow the conversation to the correct understanding. I am glad you set them right and in such a nice way.

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  12. #27 von kowkla123 am 04/02/2016 - 17:46

    Ist bei euch in Hamburg auch viel Karneval, bei uns nicht, wünsche einen guten Tag

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    • #28 von ladyfromhamburg am 04/02/2016 - 18:24

      Bei uns gibt es keine Umzüge oder dergleichen. Auch von Weiberfastnacht merkst du hier so gut wie nichts. Es finden in der nächsten Zeit einige große Faschingsfeten statt, da kommen die Karnevalsanhänger ein wenig auf ihre Kosten. Die Kinder machen ihre Faschingsfeier in Schule und Kindergarten meist am Rosenmontag.
      Ich wünsche dir auch einen schönen Tag, Klaus.

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      • #29 von kowkla123 am 05/02/2016 - 13:21

        so ist es bei uns auch, Freitag-Wochenende, viel Spaß

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  13. #30 von kowkla123 am 08/02/2016 - 15:40

    lass dich nicht weg wehen, eine gute Woche soll es werden

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