Zwei Paar Socken, eine Fleece-Jacke unter der Winterjacke, einen Wollschal sowie Handschuhe. Meine Zusatzausstattung für einen abendlichen Besuch des Weihnachtsmarktes in Hamburgs City. Es entsteht anfangs das Gefühl, eines dieser Michelin-Männchen zu sein, doch draußen bin ich froh über die Kleiderwahl. Später, beim Blick in die Runde, kommt die Erkenntnis, dass andere die abendlichen Temperaturen auch um den Gefrierpunkt einschätzen und sich für ähnliche Garderobe entschieden haben.
Die Stadt brummt. Gerade 18.30 Uhr, die Menschen strömen in die und aus den Geschäften, die Feierabendfeierer treffen sich bereits für einen Bummel über den – oder die – gerade am Vortag eröffneten Märkte. Hauptanziehungspunkt ist ganz offensichtlich das Weihnachtsdorf direkt vor dem Rathaus.
Hier steht der meiste Platz zur Verfügung, im unmittelbaren Umkreis ist der Autoverkehr sehr reduziert, die Szenerie vor dem eindrucksvollen Gebäude ist hervorragend. Ein Stück weiter glitzert das Wasser der Alster vor der Schleuse, und die weißen Alsterarkaden sind auch in der Dunkelheit ein überaus schöner Anblick.
Ein Lichtermeer erwartet den Besucher des Rathausplatzes. Von der Mönckebergstraße kommend, wird er von einem leuchtenden Tannenbaum empfangen. Weitere Laubbäume haben Lichterketten erhalten. Ein Eingangsportal zum Weihnachtsmarkt erstrahlt hell, bunt leuchtende Girlanden schmücken die Dächer der Buden und auch aus den Hütten selbst dringt heimeliges, warmes Licht. Das Rathaus wird angestrahlt und der leichte Dunst, der momentan jeden Abend aufzieht, lässt es ein wenig mystisch wirken. Die obere Turmspitze verschwindet fast im leichten Nebel. Wandert der Blick weiter in Richtung Wasser und Arkaden, so fällt sofort die große Lichterpyramide mit dem Stern an der Spitze ins Auge.
Das Dorf besteht aus mehreren thematisch geordneten Gängen. Man findet Gassen mit Kunsthandwerk, Keramik und Schnitzereien (Handwerkergasse), Gänge in denen das Kulinarische überwiegt (Spezialitäten- und Naschgasse) und sogar eine reine Spielzeuggasse.
(Im Internet lässt sich sicher noch sehr viel Genaueres darüber finden. Es wird keiner verhungern oder verdursten können angesichts der zahllosen Stände mit alkoholischen und alkoholfreien, kalten und warmen Getränken, mit Würsten, mit belegten Brötchen (Fleisch und Schinken), Bratkartoffeln, Hackklößen, Grünkohlgerichten, Pommes, Fischbrötchen, Kartoffelpuffern, Fladenbroten, Crèpes, Schmalzkuchen, Waffeln, etc.)
Der Weihnachtsmarkt hat Flair und ist überaus gut besucht, was zur Folge hat, dass es bereits um 19 Uhr rappeldickevoll ist, besonders an den Ständen mit den Getränken! Irgendwann kommt der Moment der Entscheidung und die heißt, noch ein bisschen weiterziehen – an der Petrikirche vorbei und dann Richtung Gerhard-Hauptmann-Platz, wo ein kleiner, weitaus überschaubarer Markt aufgebaut wurde. Ein Blick Richtung Fußgängerzone (Spitaler Straße) zeigt, dass auch dort Buden und Stände zu finden sind.
Insgesamt alles sehr lohnenswert und im Dunkeln mit Beleuchtung wirklich schön anzuschauen. Die Interessen der Besucher sind naturgemäß jedoch sehr unterschiedlich, deshalb sollte sich jeder selbst ein Bild machen und erkunden, welcher Markt für ihn das meiste zu bieten hat oder seinem Geschmack am ehesten entgegenkommt.
Als Unterstützung gedacht, sind die hier im Anschluss geposteten und an unterschiedlichen Stellen aufgenommenen Fotos, die Dinge zeigen, die mir unterwegs ins Auge fielen. Darunter befindet sich auch der in der Überschrift erwähnte tolle „Schrott“.
Es gibt am Rathaus einen Stand, der beim Vorbeigehen erst einmal Erstaunen hervorruft. Mitten zwischen all den filigranen Schnitzereien, zwischen Kerzen und Keramikhäusern, schaut man urplötzlich auf rostige Schrauben, Muttern, Wasserhähne, Kronkorken, Flaschenöffner, etc.!
Erster Gedanke: Was hat das jetzt hier zu suchen? Diese Schrotthalde!
Beim zweiten Hinsehen kommt das große Zweifeln und die Ahnung: Ist das …?
Dritter Schritt: fragen. Und ja, es ist alles aus Schokolade, aber so einmalig gut gemacht, dass das Staunen gar kein Ende nimmt. Der Herr am Stand erzählt mir auf Anfrage, dass hinter diesen kleinen Kunstwerken die Firma des Italieners Luca Modolo steckt, der wiederum auch das Eiscafé Veneto in Freising betreibt. Falls also jemand „Schrott“ braucht: A. M. Schoko, Schoko-Werkzeug & Schoko Idee, Obere Hauptstr. 35, 85354 Freising, Tel. 08161-919156.
Noch einige Dinge vom Markt vor dem Rathaus:
Standortwechsel. Die nachfolgenden geschnitzten Holztiere stellt ein Künstler am Gerhard-Hauptmann-Platz aus.

Krähenvolk? Rabengesindel? Mal nicht nur in Schwarz. Vielleicht gehören sie auch einer anderen Rasse an ... ;)
Auch die Spitaler Straße (Fußgängerzone) wartet mit einem Weihnachtsmarkt auf. Vom Gerhard-Hauptmann-Platz kommend, erblickt der Besucher dies:
Ebenfalls in der Spitaler Straße:
Und ein schöner Anblick, für diejenigen, die nicht mit dem Auto kommen:
Und hier erreichen wir das Ende der kleinen Tour durch das weihnachtlich dekorierte Hamburg. Es hieß Abschied nehmen und langsam wieder auftauen. Wer fotografiert weiß auch, dass Handschuhe und Kamera bedienen nicht wirklich zusammenpassen und selbst mit einem warmen Getränk zwischendurch, ist ein Bummel über die Märkte bei winterlichen Temperaturen und mitten in der Woche nicht unendlich ausdehnbar.
Allen, die sich noch auf den Weg machen, wünsche ich einen vergnüglichen Aufenthalt auf dem Weihnachtsmarkt und eine generell schöne Zeit in meiner Heimatstadt!
#1 von taktgefuehle am 24/11/2011 - 21:36
Ich will zurück nach Hamburg. Ich liebe die Weihnachtsmärkte Mönkeberg- und Spitalerstraße, und natürlich auch den auf dem Rathausmarkt. Den Stand mit Schrott-Schokolade kannte ich noch nicht. Ein schöner Artikel, der eindeutig Weinachts-Heimweh macht.
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#2 von ladyfromhamburg am 24/11/2011 - 22:45
Gent ist ja glücklicherweise nicht so ganz aus der Welt und auch eine sehr schöne Stadt ;) Ich kann aber sehr gut nachvollziehen, dass Hamburg einfach Heimweh hervorruft. Schön, dass du über meinen Artikel gesehen hast und ein paar bildhafte Eindrücke von ‚deiner‘ Stadt mitnehmen konntest. Schau bald wieder vorbei – sowohl in Hamburg als auch gerne im Blog (Hamburg kommt immer mal wieder thematisch vor).
Liebe Grüße
Michèle
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#3 von Roberta Franz am 06/11/2012 - 17:27
Ich bin über den Blog gestolpert und habe nach weiteren Adressen von Weihnachtsmärkten mit den „Schrott-Schokos“ gesucht und festgestellt, dass eben jener Luca Modolo eine Website hat, auf der die Märkte aufgelistet sind. Danke für den hinweis, denn nun weiß ich was ich suchen werde, denn da finde ich sicher das eine oder andere Weihnachtsgeschenk. Schade, dass A.M. Schoko keine Endkunden beliefert. Die Website von ihm ist http://www.amschoko.de
Herzliche Grüße aus Rosenheim
Roberta
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#4 von ladyfromhamburg am 06/11/2012 - 18:01
Liebe Roberta,
danke schön für den Kommentar sowie den Hinweis auf die Website der Firma mit der Liste der Märkte. Vielleicht sucht der ein oder andere noch genau danach und wird dadurch jetzt sogar hier im Blog fündig.
Viel Spaß im Advent beim Stöbern auf den Märkten und beim Aussuchen der Geschenke!
Liebe Grüße zurück aus Hamburg,
Michèle
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#5 von sl4lifestyle am 20/12/2014 - 14:53
Schön, dass Du mich auf Deinen Spaziergang mitnimmst. Habe es genossen. Ich war vor vielen Jahren einmal auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus. Dir einen schönen 4. Advent.
LG
Sabine
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#6 von ladyfromhamburg am 20/12/2014 - 20:44
Den wünsche ich dir auch, Sabine! Vielen Dank fürs Mitkommen! Hatte es denn noch Ähnlichkeit mit früher und dem, was du erinnerst?
LG Michèle
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