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Ein Sockenbaum!? Wenn Deherainia smaragdina im Tropenschauhaus blüht …

Socken unterschiedlicher Farbe hängen an seinen Ästen lang herab. Eben ein Sockenbaum …
Man bezeichnet ihn hier so – aber gibt es den wirklich? Sie erinnern den realen Leberwurstbaum neulich? Danach wäre im Grunde nichts mehr verwunderlich …

Ich muss Sie vorweg etwas fragen. Sie können ruhig offen und ehrlich antworten – wir sind hier ja schließlich unter uns!
Wie? Nicht allein? Sind Sie sicher? Ach, pfeifen wir drauf, ja?
Wenn Sie etwas hervorheben möchten, wenn Ihnen daran liegt, dass andere eine bestimmte Sache wahrnehmen, tricksen Sie dann manchmal ein bisschen herum, wenn das Ding jetzt von sich aus nicht so viel hergibt und voraussichtlich kein Mensch genauer hinschauen würde?
Doch, oder? Nein? Ach, kommen Sie!
Gut, also anders herum. Was würden Sie sagen, worauf Sie selbst am ehesten achten? Was lenkt Ihren Blick zielsicher auf eine Sache oder auch eine Person? Wann fällt Ihnen etwas sofort auf?
Bitte, was meinten Sie gerade?
Wenn es farblich herausragt? Wenn es ordentlich Lärm macht? Wenn es mit merklichem oder ungewöhnlichem Geruch verbunden ist? Wenn bizarre Dekorationsgegenstände dazu arrangiert oder ein starker Kontrast (Stil, Farbe etc.) erzeugt wurde?
Nun, vielleicht fallen Ihnen jetzt doch Beispiele ein, Begebenheiten, wo Sie selbst schon nachgeholfen haben, damit es augen– oder generell auffällig wurde. Sie haben laut Musik aufgedreht oder Parfum versprüht, um den Ohren bzw. der Nase zusätzlich einen Reiz zu bieten. Als optische Optimierung bekam ein öder, lehmbrauner Kuchen eine farbenfrohe Obstauflage oder einen bunten Zuckerguss, Ihre Frisur wurde durch Haarspangen und asymmetrisches Festklipsen aufgepeppt, der unscheinbar taubenblaue VW Polo erhielt überdimensionale, weiße Rallyestreifen.
Falls Sie das alles weit von sich weisen, kennen Sie aber bestimmt jemanden, der – normalerweise leicht zu übersehen – plötzlich Aufmerksamkeit erlangte, weil er trendige Hosenträger mit Edelweißblütendessin anlegte oder weil ihn auf einmal ein (abwischbares) Riesentattoo mit aufgerichteter, zischender Kobra zierte.

Anstrengungen dieser Art werden meist aus zwei Gründen auf sich genommen: Entweder – was seltener ist – um vom eigentlichen Objekt z. B. wegen Makeln abzulenken bzw. sie damit zu kaschieren oder aber, um durch einfallsreiche Vorkehrungen ganz gezielt auf es hinzuweisen.
Und nun wären wir im Gewächshaushaus von Planten und Blomen und beim ungewöhnlichen Sockenbaum (Deherainia smaragdina).

Wer den gewundenen Gang im Tropenteil der Schauhäuser entlangschlendert, erlebt eine große Vielfalt von Pflanzen. Alle Größen sind vertreten, von Bodendeckern bis hin zu Palmen, die einige Meter hoch bis an die Glashausdecke stoßen. Es versammeln sich sämtliche Blattformen, von zierlichem,  lanzettlichem oder fast nadelförmigem Grün bis hin zu großen Wedeln und Riesenlaubblättern (z. B. die der Bananenstaude Musa x paradisiaca u. a.). In diesem Dschungel aus Formen und Grüntönen wird automatisch speziell auf Blüten geachtet. Denn jede andere Farbe als Grün fällt besonders ins Auge.
Das ist schön für die Pflanzen, die knallrote Blüten oder leuchtendgelbe Früchte aufweisen können. Auch besondere Blütenformen fallen sofort auf. Sie alle werden wahrgenommen. Hier von den Besuchern, in der freien Natur glücklicherweise auch von Vögeln, Insekten, Schmetterlingen … all jenen, die bei der Bestäubung wichtig sind, wenn der Wind alleine nicht ausreicht.

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Pachystachys coccinea (Aubl.) Nees, (Familie der  Acanthaceae)

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Pachystachys coccinea (Aubl.) Nees, (Familie der Acanthaceae)

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Kakao (Theobroma cacao) - Jede Frucht enthält 20 bis 50 Samen (Kakaobohnen)

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Kakao (Theobroma cacao) – Jede Frucht enthält 20 bis 50 Samen (Kakaobohnen)

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Die Blüte des Schößlings-Drachenbaums (Dracaena surculosa) wirkt sehr filigran

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die Blüte des Schößlings-Drachenbaums (Dracaena surculosa) wirkt sehr filigran

Nur sind andere, unauffälligere Pflanzen deshalb weniger besonders? Nehmen wir die Deherainia Smaragdina, den „Sockenbaum“.
Die Blätter sind hübsch, dennoch würden Sie vielleicht  daran vorbeilaufen, weil sich sowohl Strauch als auch Blattgrün nicht kolossal von anderen Pflanzen abheben. Die Blätter wachsen rosettenförmig, der Zuwachs bildet sich etwas etagenförmig.
Nett. Und sonst?

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Deherainia Smaragdina -  Ein Blick nach oben ins Grün des Strauchs ... unauffällig.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Deherainia Smaragdina – Ein Blick nach oben ins Grün des Strauchs : Die Blätter formen Blattrosetten und wachsen etagenförmig … eher unauffällig.

Sie spazierten vorbei und – speziell morgens! – würden Sie auf Höhe des Bäumchens die Nase rümpfen, mit mühsam unterdrückter Empörung Ihre Begleitung anschauen oder – falls Sie alleine kamen – einen leicht vorwurfsvollen Blick auf den Ihnen am nächsten stehenden Besucher werfen. Sie hätte den Verdacht, jemand wäre in lang nicht gewaschenen Socken erschienen bzw. hätte im Rucksack relativ streng, auch etwas säuerlich riechenden Käse mit eingeschleppt. Selbst wenn Ihre Nase etwas unempfindlicher und toleranter wäre, käme Ihnen beim Schnuppern trotzdem der Gedanke:
Mensch, die könnten hier aber auch mal lüften! Riecht ganz schön abgestanden … Schnell weiter!
Und schon hätten Sie es verpasst!
Die Blüte des Strauches, der in Wirklichkeit für das Müffeln zuständig ist. Ein gar nicht so großes Bäumchen mit dem Namen Deherainia smaragdina. Das Smaragdgrün bezieht sich auf die Farbe der kleinen, nur zwei bis max. vier Zentimeter großen Blüten, die fast das Grün des Laubs besitzen und somit auf den ersten Blick kaum auffallen. Wir wissen, das ist unvorteilhaft, weil Insekten eben auf leuchtende Farben fliegen und – ganz im Sinne der Pflanze – die Bestäubung doch gesichert sein sollte. Nun, wenn sie schon farblich nicht mit Auffälligkeit punkten kann, dann eben mit Geruch. Üblem Geruch!
Beides, grüne Blüten und Gestank, deuten auf Fliegen als Bestäuber hin.
Sie ist trotz allem irgendwie hübsch! Man muss nur wissen, dass diese Blüte da ist und genau hinschauen!

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Die smaragdgrünen Blüten der Deherainia Smaragdina-

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die smaragdgrünen Blüten der Deherainia Smaragdina

Interessant bei dieser Blüte ist, dass sie zwittrig ist. Es gibt unterschiedliche Reifezeitpunkte der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane, was die Blüte nun wieder funktionell eingeschlechtlich macht.
Sehr speziell!
Bei dieser Pflanze  erfolgt die Bestäubung, wenn sich die Blüte in der ersten, der männlichen Phase befindet. Diese Phase erkennt man daran, dass die Staubblätter in der Mitte der Blüte alle am Griffel angelagert sind. Der Pollen wird abgegeben, sobald sich die Staubbeutel nach außen öffnen. Der Pollen (männliches Geschlechtsorgan) ist also in dieser Phase bereits ausgereift, während der Stempel (weibliches Geschlechtsorgan) noch unausgereift ist.
Wenn die sterilen Staubbeutel den Weg zur Narbe für den Pollen freigegeben haben, ist die Blüte in der zweiten, der weiblichen Phase. Erst dann ist die Narbe des Stempels empfängnisbereit.

Durch diese zeitliche Trennung ist es fast unmöglich, dass eine Selbstbestäubung stattfindet und sich somit auf Dauer zu wenige genetische Möglichkeiten zur Rekombination ergeben. Das birgt immer die Gefahr, dass die Pflanze auf Dauer nicht überleben kann.
Praktisch, oder? Die Natur ist schon ziemlich schlau, wenn Sie durch diesen Trick der versetzten Reife die Fremdbestäubung durch den Pollen einer anderen Pflanze begünstigt.
Nach und nach bewegen sich die Staubblätter jetzt nach außen. Am Ende schaut es so aus, als würde ein Stern auf den Kronblättern liegen.
Auf dem folgenden Foto können Sie beim genauen Hinsehen Blüten in unterschiedlichen Stadien der Reife erkennen. Oben im Foto ein Exemplar im ersten Stadium, weiter unten und zurückliegend zwei Blüten, die bereits in die zweite Phase eingetreten sind.

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Die smaragdgrünen Blüten der Deherainia smaragdina - Unterschiedliche Reifezeitpunkte von männl. u. weibl. Geschlechtsorganen.

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die smaragdgrünen Blüten der Deherainia smaragdina – Unterschiedliche Reifezeitpunkte von männl. u. weibl. Geschlechtsorganen.

So, hätten Sie denn nun im Vorbeigehen auf diese kleinen, smaragdgrünen Blüten geachtet?
Die Mitarbeiter im Tropenhaus waren sich dessen nicht so sicher, und so hat man etwas getrickst. In Anlehnung an den üblen Käsemauken- und Sockengeruch, hängte man als Blickfang formschöne Exemplare eines roten, weißen und schwarzen Strumpfes in den Strauch und nannte die Neukreation kurzerhand „Sockenbaum“.

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Deherainia Smaragdina -  Damit man ihn wahrnimmt ... In Anlehnung an seinen müffelnden Geruch wurde aus ihm ein gut sichtbarer Sockenbaum

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Deherainia Smaragdina – Damit man ihn wahrnimmt … In Anlehnung an seinen müffelnden Geruch wurde aus ihm ein gut sichtbarer Sockenbaum

Was wir mit Hosenträgern, Haarspangen, Rallyestreifen, Tattoos oder Tortenguss hinbekommen, können die nämlich auch:
Aufmerksamkeit gewinnen!

©April 2014 by Michèle Legrand
Michèle Legrand ©Foto Andreas Grav (Ausschnitt)

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Alte Bekannte, Menschenfresserzeugs und Heimatgefühle: Das Tropenschauhaus von Planten und Blomen

Es gibt Menschen, einige sogar, die zieht es immer wieder in ihre Stammkneipe. Sie biegen nach Feierabend noch schnell in die bewusste Nebengasse und schieben einen kurzen Besuch ein. Zur Entspannung, zum Abschalten. Dort fühlen sie sich wohl, dort kennen sie sich aus, alles ist vertraut. Trotzdem ist der Ort auch immer wieder gut für Überraschungen. Man erfährt dabei Neues! Oder stößt auf Bekannte.
Es gibt Fälle, da steigen Lebewesen, obwohl sie eigentlich durchfahren und mit der Bahn direkt nach Hause wollten, plötzlich an einer früheren Station aus. Sie legen spontan einen Zwischenhalt ein, um solch eine angenehm vertraute Stelle anzusteuern. Nur muss es nicht zwangsläufig ein Stammlokal sein! Es braucht lediglich eine Stätte, welche all die genannten Merkmale aufweist und die gleiche Funktion erfüllt.
Vertraut, heimelig, anziehend – genau mein oder Ihr Ding.

Bei mir ist das Tropenschauhaus von Planten un Blomen quasi die Ersatzkneipe und ein Ort mit erstaunlicher Anziehungskraft. Zog es mich vergangenen Wochenende doch tatsächlich am Dammtor-Bahnhof aus dem Zug! Dort oder über den Ausgang des U-Bahnhofs Stephansplatz kommen Sie schnell und ohne weitere Umwege in die Parkanlage, in der sich die Gewächshäuser befinden.
Im Zug konnte ich förmlich spüren, wie jemand kurz vor dem Halt am Dammtor an meinem Hosenbein zerrte und dabei sirenengleich säuselte: Komm! Komm mit! Du willst es doch auch!
Widerstand zwecklos. Ja, selbstverständlich wollte ich und war in Sekundenschnelle überzeugt! Der Zug präsentierte sich kalt und muffig. Ich wollte da raus, mich entlüften, allerdings auch wieder warm werden. Ich wünschte mirm die Beine zu vertreten, ich war süchtig nach Entspannung, ich brauchte Vertrautes. Einen Ort wie eine Stammkneipe. Eine für Nichttrinker.

Bahnhof Hamburg-Dammtor vom Congress Center (CCH) aus gesehen - November 2013

Bahnhof Hamburg-Dammtor vom Congress Center (CCH) aus gesehen – November 2013

Möchten Sie virtuell mitkommen? Es ist überhaupt nicht weit. Ich wollte Ihnen diesmal im Tropenschauhaus ein Gewächs mit einem merkwürdigen Namen und einem interessanten Hintergrund zeigen und auch Dinge, die Sie vielleicht – allerdings etwas anders ausschauend – von zwei vorherigen Besuchen erinnern.
Der kurze Weg vom Bahnhof führt am Congress Center Hamburg (CCH) und dem direkt daneben errichteten Hotel Radisson Blu entlang. Eine Fußgängerbrücke leitet Sie vom Bahnhofsvorplatz hinüber zum Park. Die Sumpfzypressen, von denen ich im Oktober unter anderem sprach (siehe auch rechts auf der Startseite des Blogs die Extrakategorie Planten un Blomen im Gartenbereich für sämtliche Artikel und Fotos), sind inzwischen ziemlich braun, doch haben sie ihre Nadeln bisher nicht abgeworfen.

Planten un Blomen - November 2013 - Sumpfzypressen (Taxodium distichum) mit inzwischen braunen Nadeln ...

Planten un Blomen – November 2013 – Sumpfzypressen (Taxodium distichum) mit inzwischen braunen Nadeln …

Von dort aus ist es nur noch ein kleines Stück Weg bis zum Tropenschauhaus.

Planten un Blomen - November 2013 - Vom Dammtor und CCH kein weiter Weg zum Tropenschauhaus ...

Planten un Blomen – November 2013 – Vom Dammtor und CCH kein weiter Weg zum Tropenschauhaus …

Immer wenn ich dort die Tür öffne und eintrete, habe ich einen ganz bestimmten Geruch in der Nase. Im Grunde habe ich ihn schon kurz vorher irgendwo – als Erinnerung. Er ist gar nicht so spezifisch, denn die eigentlichen Abteilungen des Gewächshauses beginnen erst hinter den nächsten Türen, es ist also im Eingangsbereich noch kein Regenwald- oder Tropenfeeling. Dort kommt jedoch Verschiedenes zusammen. Ich glaube, mit einer Augenbinde dort hingeführt, wüsste ich nach kurzer Zeit, wo ich mich befinde.
Viele blinde Menschen besuchen diesen Blog, sie können sehr gut nachempfinden, wenn ich jetzt sage, wie es sich anfühlt.
In den Minuten, in denen Sie – am besten  mittig – im Eingangsbereich stehen, öffnen und schließen sich im Wechsel die Tür nach draußen, die Glaseingangstür zum warmen Tropenhausteil und die Ausgangstür vom Sukkulentenhaus. In der Luft, die von draußen eindringt, schwingt immer irgendein Rest Pflanzenaroma mit, und gelegentlich dringt Vogelgeschrei mit hinein. Besonders jetzt im Herbst, wenn sich die relativ lauten Möwen unterhalb der Mittelmeerterrassen im Wallgraben breit gemacht haben. Ansonsten ist mehr menschliches Gemurmel zu vernehmen.
Öffnen Besucher die Tropenhaustür, dringt ein kleiner Schwall feuchte Luft und Wärme ins Foyer. Ein bisschen Regenwaldklima schleicht sich jedes Mal mit hinaus, dazu gesellt sich der leicht modrige Geruch der Erde. Doch sobald ein Besucher den Sukkulentenbereich des Schauhauses, der wesentlich kühler ist und trockene Luft besitzt, verlässt, dann geht, nachdem sich diese Glastür geöffnet hat, mit kurzer Verzögerung ein ganz leichtes Frösteln über ihre Haut.
Und manchmal, während Sie dort stehen und herauszufinden versuchen, wo Sie sind, sagt jemand belustigt: Oh, guck mal! Der Fisch!  Das ist dann höchst verräterisch! Es gibt nämlich Wandaquarien im Vorraum, und einer der schwimmenden Bewohner hat es wirklich drauf: Er hängt sich gern mit weit geöffnetem Maul platt an die Frontscheibe und starrt Besucher an.
Doch ich wollte ja hinein mit Ihnen und nicht nur mit Augenbinde im Vorraum verweilen …

Im Moment ist gleich beim Eintreten rechts ein eigentlich bekannt aussehendes Gewächs mit einem allerdings sehr merkwürdigen Namen zu finden. Die Menschenfressertomate!

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Menschenfressertomate (Solanum viride)

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Menschenfressertomate (Solanum viride) – Wirkt recht harmlos …

Denken Sie auch immer erst so einfach gestrickt wie ich? Aha, eine Tomate, die Menschenfresser frisst … Und wundern sich dann, was die angeblich so kann?
Willkommen im Club!
Sie kann es nicht! Es ist im Grunde nur ein Wort wie z. B. Berufskillercroissant. In dem Fall jedoch würden Sie wahrscheinlich nicht annehmen, das Croissant könnte Berufskiller killen, sondern Ihr Gehirn würde richtig erkennen:
Aha, ein Croissant, welches vermutlich besonders gern von Berufkillern verzehrt wird.
Und so ist das mit dieser Tomate, der Solanum viride, ebenfalls. Es gibt auch einen guten Grund, warum die Kannibalen der Fidschi-Inseln sie lieben. Menschenfresser haben es offenbar gar nicht so leicht beim Verzehr von Artgenossen. Sie kennen mit Sicherheit den Ausdruck: Du, das liegt mir jetzt aber schwer im Magen! Bei uns ist es im übertragenen Sinn gemeint, nur die Kannibalen haben tatsächlich ein Problem mit der nur gemächlich voranschreitenden Verdauung von Menschenfleisch, die etwa zwei bis drei Tage benötigt, egal wie sympathisch oder fies der Verzehrte war. Fleisch ist Fleisch bzw. Bokola ist Bokola. Es liegt schwer wie Blei und sorgt selbst bei ansonsten eher Hartgesottenen für einen verdorbenen Magen. Sagen wir lieber sorgte, denn offiziell gibt es keinen Kannibalismus mehr.
Etwas Abhilfe schaffte bei dieser unbeliebten Situation die leicht bittere, verdauungsfördernde Menschenfressertomate, die auch zu einer Tomatensoße verarbeitet wurde. Die Blätter der Pflanzen wiederum wurden häufig wie bei einer Kohlroulade genutzt: Man wickelte sie um das Fleisch, das dann auf heißen Steinen gebacken wurde.
Sven Bernhard vom Tropenschauhaus in Planten un Blomen hat Informationen dazu auf einer Schautafel hinterlassen. Etwas seriöser als ich, mehr fachsprachliche Ausdrücke als Worte wie Berufskillercroissants, Kohlrouladen etc. ^^ Er geht dort noch auf drei weitere Pflanzen ein, deren Blätter ebenfalls auf diese Art bei der Fleischzubereitung verwendet wurden.
Wer heutzutage schwer Verdauliches isst, schwört häufig auf Magenbitter (Kräutertrank) oder hat sonst irgendwelche Tricks auf Lager, die das Wohlbefinden danach wiederherstellen sollen. Vielleicht sollten Sie die wirkungsvolle Tomate anbauen. Ihre Wirkstoffe helfen sicher auch bei anderen Gerichten. Eisbein etc. Sie müssen jetzt deshalb nicht mit Bokola anfangen …

Diese schöne Pflanze, ein afrikanischer Losbaum, blüht auch im November:

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Blüht momentan: Der afrikanische Losbaum (Clerodendrum splendens)

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Blüht momentan: Der afrikanische Losbaum (Clerodendrum splendens)

Ein Stückchen weiter gelangen Sie an den Platz der Titanenwurz, die Ende Juli blühte und hier im Blog einen eigenen Artikel erhielt.
Damals sah sie so aus:

Planten un Blomen - Titanenwurz (Amorphophallus Titanum) in Blüte am 20.07.2013

Planten un Blomen – Titanenwurz (Amorphophallus Titanum) in Blüte am 20.07.2013

Der Blütenkelch verwelkte und der gesamte Rest – ich nenne es einmal salopp  – vergammelte mehr oder weniger, jedenfalls blieb danach oberirdisch nicht viel übrig. Manchmal stirbt die Pflanze danach sogar ab. Nicht generell, doch einige Knollen überleben den Kraftakt zuvor nicht. Wenn die Knolle sich allerdings erholt, treibt die Titanenwurz ein Blatt.  So las ich es damals und stellte mir daher wirklich einen langen Trieb mit mehr oder weniger einem großen Blatt vor. Nichts da! Wollen Sie einmal schauen, wie sie im Moment aussieht?

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Titanenwurz (Amorphophallus titanum)

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Titanenwurz (Amorphophallus titanum)

Ein völlig anderer Eindruck, nicht wahr? Spannend, ob sie nun innerhalb von etwa 12-20 Monaten eine weitere (neue, etwa doppelt so schwere) Knolle ausbildet, die nach einer Ruhepause entweder auch ein Blatt treibt oder aber einen erneuten Blütenansatz zeigt und daraufhin ihren gewaltigen Kelch eines Nachts öffnet. Man wird sehen …
Eine Dame traf ich dort, die auch das zarte Grün betrachtete. Irgendwie kam mir ihr Gesicht bekannt vor. Es stellte sich heraus, dass sie auch zur Blüte in der Julinacht gekommen war. Eine alte Bekannte gewissermaßen, mit der man prima fachsimpeln und auch in Erinnerungen schwelgen konnte.

Kommen Sie doch noch ganz kurz mit in den Sukkulentenbereich, denn ich möchte Sie fragen, ob Ihnen das etwas trockene Gestrüpp, das hinten an der Wand lehnt, irgendwie bekannt vorkommt.

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Sukkulentenbereich mit der abgetrockneten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich mit der abgetrockneten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr

Nicht? Ich gehe ein bisschen näher heran …

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Sukkulentenbereich- ... und Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus der Nähe gesehen

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich- … und Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus der Nähe gesehen

2012 blühte im Herbst hier in diesem Teil der Gewächshäuser eine Agave weberi und ragte dabei meterhoch aus dem Schauhaus hinaus. Ein Fenster wurde damals dafür extra entfernt, weil die vorhandene Höhe drinnen bei Weitem nicht ausreichte. Als sie abgeblüht war, wurde der lange Blütenstiel nicht weggeworfen, kompostiert! Oh, nein! Der ist wirklich selten und besonders! Als ich im Juli hier war, lag er aufbewahrt – besser gesagt: aufgebahrt –  hinter den Kakteen.

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Sukkulentenbereich mit den Resten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr - Juli 2013

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich mit den Resten Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss aus dem Vorjahr – Juli 2013 – „Aufgebahrt …“

Nun steht er und erinnert dadurch besonders an die Zeit, als es so aussah:

Planten un Blomen - Agave weberi blühend und aus dem Gewächshaus wachsend im September 2012

Planten un Blomen – Agave weberi blühend und aus dem Gewächshaus wachsend im September 2012

Die nächsten zwei Pflanzenarten sind ebenfalls gerade am blühen. Die gelben Blüten auf dem ersten Foto erinnern auf Anhieb an Mohn, auch die Samenkapseln. Aber so pieksig? Doch, es gibt auch eine stachelige Variante der Mohngewächse (Papaveraceae)! Den mexikanischen Stachelmohn (Argemone mexicana):

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Sukkulentenbereich - Mexikanischer Stachelmohn (Argemone mexicana)

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich – Mexikanischer Stachelmohn (Argemone mexicana)

Planten un Blomen - November 2013 - Tropenschauhaus - Sukkulentenbereich - Auch sie blüht im Moment_(Aloe bellatula) aus Madagaskar

Planten un Blomen – November 2013 – Tropenschauhaus – Sukkulentenbereich – Auch sie blüht im Moment: Aloe bellatula aus Madagaskar

Genug gesehen, oder? Beim Verlassen des Gewächshauses lohnt sich ein kleiner Gang auf die Johan-van-Valckenburgh-Brücke, auf der Fußgänger den Wallgraben überqueren können. Von dort haben Sie u. a. einen schönen Blick auf das Radisson Blu Hotel am CCH.

Planten un Blomen - November 2013 - Der Blick von der Johan-van-Valckenburgh-Brücke am Wallgraben hinüber zum Radisson Blu Hotel am Dammtor

Planten un Blomen – November 2013 – Der Blick von der Johan-van-Valckenburgh-Brücke am Wallgraben hinüber zum Radisson Blu Hotel am Dammtor

Und beim Verlassen des Parks am Ausgang U-Bahn Stephansplatz, zieht dieses Farbenspiel am inzwischen trockengelegten Bachbett die Blicke noch einmal auf sich. Ein Kommentator bei Facebook, wo ich das Bild vorab veröffentlichte, äußerte, er hätte zu gern noch Schnee dazu gehabt. Das stelle ich mir von der Farbkombination her auch wunderschön vor.

Planten un Blomen - November 2013 - Intensive Laubfärbung neben dem inzwischen trockenen Bachbett am Ausgang Stephansplatz

Planten un Blomen – November 2013 – Intensive Laubfärbung neben dem inzwischen trockenen Bachbett am Ausgang Stephansplatz

Nachdem wir für heute alles entdeckt haben, frage ich Sie: Was sagen Sie zu der gewagten These vom Tropenschauhaus als Ersatzstammkneipe? Diesem Vergleich. Hinkt gar nicht so sehr, oder?
Sie kommen in vertraute Umgebung, was Ihnen dieses Heimatgefühl vermittelt, Sie fühlen sich wohl, kommen ins Gespräch, treffen Bekannte, erfahren, was es Neues gibt, freuen sich dennoch ungemein, das meiste wie gewohnt anzutreffen und gehen irgendwann zufrieden und entspannt nach Hause. Sogar nüchtern!

©November 2013 by Michèle Legrand
Michèle Legrand auf WordPress

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Packen, Titanenwurz, Bescheid sagen, Aufbruch, Pause – pffft. Bevor es losgeht jedoch …

Liebe Bloggäste,

ich bin im Aufbruch und werde wieder einige Tage ohne Netzverbindung sein. Eine kurzfristige Nichtreaktion meinerseits ist momentan daher nicht als Desinteresse oder als ein Fall von keine Lust anzusehen, sondern mehr als ein Ding der Unmöglichkeit. Ich melde mich dafür hinterher schnellstmöglich zurück!

Mittendrin beim Zusammenpacken meiner Sachen erreichte mich heute die Nachricht, dass die Blüte begonnen hat. Die Titanenwurz hat sich tatsächlich überlegt, doch noch vor meiner Abfahrt ihre Blütenblätter zu entfalten!
Ich gebe zu, ich habe kurz gezögert –  dann machte ich mich allerdings doch schleunigst auf den Weg zum Tropenschauhaus.
Es hieß, es begann aus heiterem Himmel.
Nichts mit morgendlichem Ankündigungsduft als Vorwarnung!
Nein! Ratzdifatz ging es am Nachmittag auf einmal los!
Und während Queen Elizabeth immer noch auf ihr Urenkelkind wartet, durfte ich mich freuen, weil Amorphophallus titanum quasi in den Wehen lag. Nun, recht frühe Wehen, eine  längere Geburt …
Bis 23 Uhr hatten die Tropenschauhäuser am 20. Juli 2013 ihre Öffnungszeit extra für dieses Ereignis verlängert. Sie hätten persönlich sogar noch länger ausgedehnt, nur schließt der Park Planten un Blomen um diese Zeit. Das hieße, die Besucher wären entweder gezwungen, im Park zu nächtigen oder in großen Scharen über hohe Eisentore zu klettern.
Das würde ein Foto geben! Und eine Überschrift …!
Ich war gegen 22 Uhr vor Ort und habe in meinen – diesem vorangehenden – Blogpost, der sich um die Titanenwurz dreht,  jetzt einen Nachtrag eingeschoben.
Mit aktuellen Bildern!
Ich lasse Ihnen jedoch auch hier eines. (Kommt gleich noch …)

Zuvor möchte ich Ihnen für die Zeit der Abwesenheit alles Gute wünschen! Genießen Sie das sommerliche Wetter,  nehmen Sie sich vor Sonnenbrand und zu viel Hitze in Acht,  und wenn Sie möchten, hätte ich für Sie einige weitere Fotos aus der Parkanlage Planten un Blomen, die den Sommer wirklich von seiner schönsten Seite präsentieren.

Planten un Blomen  -  Juli 2013

Planten un Blomen – Juli 2013

Wallgraben - Planten un Blomen - In der Sonne chillen ...

Wallgraben – Planten un Blomen – In der Sonne chillen …

Planten un Blomen - Juli 2013 - ... ein Meer von Taglilien

Planten un Blomen – Juli 2013 – … ein Meer von Taglilien

Planten un Blomen - Juli 2013 - Wasser!  Erfrischend bei der Hitze ...

Planten un Blomen – Juli 2013 – Wasser! Erfrischend bei der Hitze …

Planten un Blomen - Wallgraben - Juli 2013  - Auch der Sommerflieder ist bereits in voller Blüte ...

Planten un Blomen – Wallgraben – Juli 2013 – Auch der Sommerflieder ist bereits in voller Blüte …

Planten un Blomen - Wallgraben - Juli 2013 - Eine Lachmöwe und Schildkröten beim Sonnenbaden

Planten un Blomen – Wallgraben – Juli 2013 – Eine Lachmöwe und Schildkröten beim Sonnenbaden

Planten un Blomen  - Juli 2013

Planten un Blomen – Juli 2013

Planten un Blomen - Juli 2013  - An den Mittelmeerterrassen ... Die Kugeldisteln sind bereits leicht bläulich ...

Planten un Blomen – Juli 2013 – An den Mittelmeerterrassen … Die Kugeldisteln sind bereits leicht bläulich …

Planten un Blomen am Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen - Juli 2013

Planten un Blomen am Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Juli 2013

Sonnenbad am Wasser - Planten un Blomen - Juli 2013

Amsel beim Sonnenbad am Wasser – Planten un Blomen – Juli 2013

Und hier die Entwicklung bei der Titanenwurz. Stand 20. Juli 2013 gegen 22 Uhr:

Planten un Blomen - 20.07.2013 - Titanenwurz (Amorphophallus Titanum) - Die Blüte öffnet sich ... (Stand  22.00 h)

Planten un Blomen – 20.07.2013 – Titanenwurz (Amorphophallus Titanum) – Die Blüte öffnet sich … (Stand 22.00 h)

Bis demnächst!

©Juli 2013 by Michèle Legrand
Michèle Legrand  - ©Andreas Grav

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Planten un Blomen, Hamburg – Hin! Jetzt? Im Frühjahr? Aber klar!

Momentan sind die Tage schlichtweg zu kurz.
Geht es Ihnen auch so? Sie müssten den üblichen Kram erledigen, die Arbeit ruft …
Sie würden Sie ja auch erledigen!
Wenn da nicht …
Es herrscht doch im Grunde Ausnahmezustand!
Bisher waren Sie sehr dankbar für einen warmen Arbeitsplatz in geschlossenen Räumen oder genossen die Stunden am heimischen PC, machten manchmal sogar freiwillig länger, nur um nicht hinaus zu müssen!
Doch nun …
Nach den langen, kalten und vor allem so grau verhangenen Monaten, sprang der Spring oder – wie wir sagen – hüpfte am Wochenbeginn der Frühling herbei  (es gibt ihn doch!), und alle Welt (wen verwundert’s) zieht es nun hinaus.
Um Defizite auszugleichen. Luft, Licht, Sonne und Wärme zu tanken. Konzentrierte Vitamin D Zufuhr zu sichern. Blässebehandlung einzuleiten.
So etwas ist wichtig!
Wichtiger als Arbeit?
Kommen Sie! Erstens gibt es da meist einen gewissen Spielraum. Und zweitens wissen Sie doch: Alles, was an Verpflichtungen und unerledigter Arbeit klammheimlich in der hintersten Ecke geparkt wird – das ist garantiert später auch noch da! Solche Dinge laufen nicht weg.
Sie dürfen es hinterher immer noch tun.
Nur – wer jetzt nicht die warmen Tage für einen Aufenthalt im Freien nutzt, dem läuft höchstwahrscheinlich das schöne Wetter davon!
Deshalb parken Sie bitte Ihren ach so wichtigen, klebrig-anhänglichen Kram und kommen Sie ein Weilchen mit hinaus. Planten un Blomen besuchen, die große Parkanlage mitten in Hamburg.

Manche Bloggäste waren schon mit mir dort. Im  Mai, im Juli und später im Herbst 2012, als die Agave weberi blühte!  Sie wissen bereits, dass diese wunderschöne Gartenanlage zu verschiedenen Zeiten ihre ganz besonderen Glanzpunkte bietet.
Wer seinerzeit nicht dabei war, kann diese Besuche nachholen. Die Links am Ende des heutigen Blogposts führen Sie in das bunte Pflanzenreich, zu den Mittelmeerterrassen, den vielfältigen Wasserinstallationen, der Agave, die bei der Ausbildung eines Blütenstands meterhoch aus dem Tropenhaus hinauswuchs und zu dem farbenfrohen Spiel der Wasserlichtorgel in der Dunkelheit eines Sommerabends.

Vielleicht fragen Sie sich, was ein Park mit vielen Blumen im zeitigen Frühjahr eigentlich für das Auge zu bieten hat.
Nach so einem Winter!
Es ist berechtigt, Skepsis zu zeigen, fehlen doch die Hauptattraktionen ganz offensichtlich noch komplett.
Die Stauden schauen gerade erst vorsichtig aus dem Erdreich, mancherorts ist obendrein noch der Winterschutz vorhanden. Tannenzweige decken einige besonders empfindliche Pflanzen ab, am Tropenschauhaus wird regelmäßig eine schutzbedürftige Pflanze im Winter mit einem stabilen Holzkasten umbaut. Auch dieser ist noch da.
Es fließt bisher gar kein Wasser in den entsprechenden Einrichtungen! Die Steintreppen sind trocken, die Bachbetten ebenso.
Das Laub fehlt an den Bäumen. Und?
Hört es sich nach reichlich kahlen Aussichten an? Äußerst trist?
Drehen Sie gleich wieder um? Stopp!
Es gibt durchaus Wasser!
Es gibt durchaus Farbe spendende Frühblüher!
Es gibt durchaus Grün und sogar Blüten an so manchem Strauch!

Planten un Blomen - Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen - Die Mahonie blüht bereits ...

Planten un Blomen – Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Die Mahonie blüht bereits …

Wussten Sie, dass man gerade in dieser frühen Zeit des Jahres die Möglichkeit hat, die Strukturen einer Anlage zu erkennen und Formen sehen kann, die sonst halb versteckt sind hinter Laubmassen oder überbordender Blütenpracht?

Planten un Blomen - Jetzt im zeitigen Frühjahr  - ohne Laub, und Stauden und ohne Wasser  sind die Grundformen und die Struktur besonders gut zu erkennen.

Planten un Blomen – Jetzt im zeitigen Frühjahr – ohne Laub, Stauden und ohne Wasser sind die Grundformen und die Struktur besonders gut zu erkennen.

Es fallen auf einmal gartengestalterische Elemente auf, die sonst fast eingewachsen sind, oder Sie haben plötzlich im Uferbereich eine unerwartet weite Sicht, wo sonst hochgewachsenes Schilf bereits ihren Blick stoppte.

Sie werden auf einmal feststellen, dass es Sichtachsen gibt, und dass Sie – besonders wenn Sie kreuz und quer durch das Gelände spazieren – dennoch eine gute Orientierung im Park haben, weil Sie noch „hinausschauen“ können. Die Umgebung erspähen. Sie sehen angrenzende Straßenzüge und markante Gebäude, die Ihnen verraten, wo Sie sich gerade befinden. Es entstehen Durchblicksmöglichkeiten, die Sie im Sommer vergeblich suchen werden.

Planten un Blomen - Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen -  Oben sehen sie das Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion am Stephansplatz.

Planten un Blomen – Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Oben sehen sie das Gebäude der ehemaligen Oberpostdirektion am Stephansplatz.

Nach dem ungemütlichen Winter, entdecken die Menschen  momentan verstärkt den Park wieder für sich.  Die weißen Holzlehnstühle, die überall im Park verteilt aufgestellt sind, sind alle belegt.

Planten un Blomen - Auch  ohne die Blütenpracht der Stauden, sind viele Menschen hier bei den Mittelmeerterrassen, deren Anlage Sie nun gut erkennen können.

Planten un Blomen – Auch ohne die Blütenpracht der Stauden, sind viele Menschen hier bei den Mittelmeerterrassen, deren Anlage Sie nun gut erkennen können.

Einheimische und Touristen genießen das Sonnenbad oder sie flanieren. Die einzigen, die es offenbar eiliger haben, sind die Jogger und Kinder mit dem Plan, möglichst schnell zum großen Spielplatz zu gelangen. Auf dem Hinweg wird voller Vorfreude verbal gedrängelt, und die Elternteile werden hartnäckig in die richtige Richtung gezerrt, auf dem Rückweg hingegen wird  häufig geschlichen und gemeckert. Weil man noch gar nicht wegwollte …
Ein Highlight, das Planten un Blomen zu bieten hat,  steht Ihnen sowieso das ganze Jahr über zur Verfügung: das Tropenschauhaus mit seinen verschiedenen Abteilungen (Tropen, Subtropen, Farngewächse, Sukkulenten). Das nehmen wir heute auf jeden Fall mit …
Und es gibt Tiere, die sich genauso über die warmen Sonnenstrahlen freuen, wie Sie auch.
Welche? Wo?
Lassen Sie uns doch einfach nachschauen!

Wenn Sie an einem der ersten warmen Tage unterwegs sind, werden Sie gelegentlich überrascht bemerken, wie viele Menschen bereits recht beherzt ihre Kleidung von sich werfen. Von einem Tag zum anderen ist gefühlt Sommer ausgebrochen, und die Tops und Flip Flops sind an der Reihe.
Ein richtiger Schock, diese viele nackte Haut auf einmal …!
In der U-Bahn zum Beispiel. Haut und natürlich auch eine dem Frühling angepasste, farbenfrohe Frisur.

U-Bahn-Fahrt zum Stephansplatz ... Es ist Frühling. Und warm. Luftig angezogen, die Haare farbenfroh ...

U-Bahn-Fahrt zum Stephansplatz … Es ist Frühling. Und warm. Luftig angezogen, die Haare farbenfroh …

Sobald Sie das Parkgelände vom Stephansplatz her betreten, befinden Sie sich inmitten lockeren, alten Baumbestands und spazieren auf Wegen, die von Rhododendren und vielen anderen, kleineren Sträuchern gesäumt werden. Sie können überall auf kleine, verwunschene und gewundene Steinplattenwege abbiegen. Munteres Vogelgezwitscher dringt aus dem Geäst neben und über Ihnen.
Ich möchte Ihnen heute etwas Spezielles zeigen: den Narzissenhang an den Mittelmeerterrassen.
Der Name drückt nicht ganz aus, worum es sich in Wirklichkeit handelt, denn er reduziert den Bewuchs dieses Abhangs auf eine einzige Pflanze. Dem ist gar nicht so.
Es ist ein Wunderhügel!

Narzissenhang

Planten un Blomen - Der Narzissenhang - Blick hinunter auf den Wallgraben

Planten un Blomen – Der Narzissenhang – Blick hinunter auf den Wallgraben

Bereits im Februar ist er übersät mit Schneeglöckchen (Galanthus nivalis).
Im März folgt ein Meer an Frühlings-Krokussen (Crocus vernus) und Märzenbechern (Leucojum vernum).

Planten un Blomen - Am Narzissenhang - Selbst jetzt sind noch nicht alle Krokusse verblüht ...

Planten un Blomen – Am Narzissenhang – Selbst jetzt sind noch nicht alle Krokusse verblüht …

Im April blühen Sibirischer Blaustern (Scilla siberica), Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida), Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus und Schneestolz (Chionodoxa luciliae).

Planten un Blomen - Am Narzissenhang blüht auch der Gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida)

Planten un Blomen – Am Narzissenhang blüht auch der Gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida)

Ab Mai erleben Sie die Wildtulpe (Tulipa sylvestris), den Wundersamen Lauch (Allium paradoxum) und Bärlauch (Allium ursinum)
Im Juni erscheint als vorläufiger Abschluss der Wiesenkerbel (Anthriscus silvestris).
Doch nach einer Pause bis etwa September, geht es wieder los mit dem Herbst-Krokus und der Herbstzeitlosen.

Planten un Blomen - Der Narzissenhang beim Tropenschauhaus an den Mittelmeerterrassen ...

Planten un Blomen – Der Narzissenhang beim Tropenschauhaus an den Mittelmeerterrassen …

Sie haben immer ein neues Bild! Manchmal ist es kein durchgehender – geschweige denn einfarbiger Teppich – sondern es fügen sich einzelne bunte Flicken aneinander.
Ein Patchwork-Teppich.
Am auffälligsten sind in der Tat im April die Gelben Narzissen. Vielleicht hat der Hang deshalb diesen prägnanten Namen erhalten.

Durch das Klima (die Witterung) im Frühjahr, kann sich die Blütezeit durchaus um bis zu vier Wochen verschieben. Nach dem kalten Winter blühen jetzt Mitte April weiterhin die Märzenbecher und viele Krokusse, dennoch haben die Blausternchen aufgeholt und mit ihrer Blüte beinahe pünktlich begonnen.
Der Deutsche Wetterdienst zeichnet die Blütedaten übrigens auf. Das heißt, der Blühbeginn wird jeweils in einem sog. „phänologischen Kalender“ eingetragen. Anhand dieser Daten werden auch Veränderungen des Klimas festgehalten.

Der Blick hinunter auf das Wasser des Wallgrabens ist herrlich. Direkt am Ufer führt ebenfalls ein Spazierweg entlang.
Oh, auf dem Wasser tut sich was!
Ich glaube, meine speziellen Freunde sind auch an diesem ersten frühlingshaften Tag bereits am sonnenbaden.
Wollen Sie mal schauen?
Dazu sollten wir allerdings ein bisschen dichter an das Wasser heran …

Wallgraben

Planten un Blomen - Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen - Auf den Ästen wird sich geputzt oder ausgeruht. Weibliche Stockente und ein Teichhuhn (Moorhen, Gallinula chloropus)

Planten un Blomen – Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Auf den Ästen wird sich geputzt oder ausgeruht. Weibliche Stockente und ein Teichhuhn (Moorhen, Gallinula chloropus)

Planten un Blomen - Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen - Ponton mit Badesteg - Mal probeweise  den Zeh eintunken ...

Planten un Blomen – Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Ponton mit Badesteg – Mal probeweise den Zeh eintunken …

Das sind meine absoluten Lieblinge hier. Keiner kann so relaxed abhängen wie diese Schildkröten!

Planten un Blomen - Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen - Sonnenbad der Schildkröten am ersten warmen Tag des Jahres - Rechts im Doppelpack ...

Planten un Blomen – Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen – Sonnenbad der Schildkröten am ersten warmen Tag des Jahres – Rechts im Doppelpack und alle recken ihre Hälse lang … ^^

Schön ist es hier draußen!
Nur lassen Sie uns dabei das Tropenschauhaus nicht völlig vergessen! Ich würde Ihnen u. a.  gern eine tolle Blüte und die wirklich interessanten  Fruchtansätze an einer Palme zeigen …

Tropenschauhaus

Begrüßung durch Fische am Beginn des Rundgangs im Tropenteil des Schauhauses …

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Können Sie die Fische noch gut erkennen_ Alles spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Beckens ....

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Können Sie die Fische noch gut erkennen?  Alles spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Beckens …

Wir kommen zum Puderquastenstrauch (Calliandra hematocephala), dessen Blüte auffallend ist  … Wie tausende ballförmig auf einem Nadelkissen angeordnete Stecknadeln – sogar mit kleinen Stecknadelköpfen!

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Die Blüte einer Calliandra hematocephala (Puderquastenstrauch aus Südamerika)

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Die Blüte einer Calliandra hematocephala (Puderquastenstrauch aus Südamerika)

Kennen Sie schon die Fischschwanzpalme Caryota plumosa?  (Fischschwanz  aufgrund der Blattform)
Und wussten Sie, was sich dort alles an Früchten und Samen entwickelt?
Schauen Sie mal!

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Schauen Sie einmal, was hier alles in verschiedenen Reifegraden an der Caryota plumosa, der Fischschwanzpalme wächst ...

Planten un Blomen – Tropenschauhaus –  Caryota plumosa, die Fischschwanzpalme, mit Früchten und Samen

Hätten Sie weiterhin gedacht, dass sich dieses Kunstwerk an einem Farn entwickelt?
Miquels Hornpalmfarn (Ceratozamia miqueliana) macht solche Sachen …

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Ceratozamia miqueliana (Miquels Hornpalmfarn)

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Ceratozamia miqueliana (Miquels Hornpalmfarn)

Im Subtropenteil des Tropenschauhauses sind die Azaleen im Moment am blühen …

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Azaleenblüte

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Azaleenblüte

Achtung! Jetzt wird es wieder feucht. Die Farngewächse haben ihren eigenen kleinen Bereich im Tropenschauhaus

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Bereich der Farne ...

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Bereich der Farne …

Durchatmen. Es wird wieder trockner … Der Sukkulenten-Bereich.

Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Sukkulentenhaus - Das letzte Mal, als wir hier so entlangschauten, wuchs die Agave weberi zum Dach hinaus ...

Planten un Blomen – Tropenschauhaus – Sukkulentenhaus – Das letzte Mal, als wir hier so entlangschauten, wuchs die Agave weberi zum Dach hinaus …

Ist Ihnen auch so warm nach dem Tropenklima?
Insofern sind die kühlend wirkenden Blautöne der vielen Zwiebelblüher beim Herauskommen gerade richtig …

Planten un Blomen - An den Mittelmeerterrassen - Noch ein bisschen von jedem etwas_Krokusse, Schneeglöcken, Märzenbecher und Sibirischer Blaustern

Planten un Blomen – An den Mittelmeerterrassen – Noch ein bisschen von jedem etwas: Krokusse, Schneeglöcken, Märzenbecher und Sibirischer Blaustern

Wir sollten zum See wandern und uns dort am Ufer eine Erfrischung gönnen. Ein Kiosk verkauft Kleinigkeiten, und es gibt Stühle und Tische direkt am Wasser. Im Sommer ist dort auch spätabends alles (inkl. der Liegewiese) belegt, denn dort finden die beliebten Konzerte bei gleichzeitiger Einschaltung der Wasserlichtorgel statt.

Planten un Blomen - Die Anschlüsse passen sich farblich der Umgebung an.^^

Planten un Blomen – Die Anschlüsse passen sich farblich der Umgebung an.^^

Wir sind gleich am Wasser. Die Blausternchen haben im Laufe der Jahre viele Flächen des Parks erobert  und sind nicht allein am Narzissenhang zu finden …

Planten un Blomen - Scilla bilden einen blauen Teppich unter den noch unbelaubten Bäumen ...

Planten un Blomen – Scilla bilden einen blauen Teppich unter den noch unbelaubten Bäumen …

Am See

Nun schau sich das einer an!

Die Wasservögel gehen wieder auf Tuchfühlung in der Hoffnung, etwas zu ergattern. Parkbesucher können hier spezielles Futter in einer Pappschachtel kaufen, ähnlich wie in manchen Wildparks oder Zoos.

Planten un Blomen - Am See - Bettelgraugänse

Planten un Blomen – Am See – Bettelgraugänse

Planten un Blomen - Am See - Wir bekommen Besuch ... Eine Stockentendame nähert sich.

Planten un Blomen – Am See – Wir bekommen Besuch … Eine Stockentendame nähert sich.

Planten un Blomen - Am See - ... es gibt nichts?  Dann geh ich halt wieder!

Planten un Blomen – Am See – … es gibt nichts? Dann geh ich halt wieder!

Planten un Blomen - Am  See - Auch hier sind die Reiherenten. Der Federschopf ist gut zu erkennen.

Planten un Blomen – Am See – Wie auch im Wallgraben, gibt es hier  Reiherenten. Der Federschopf ist gut zu erkennen.

Planten un Blomen - Am See - Die Reiherenten haben leuchtend gelbe Augen ...

Planten un Blomen – Am See – Die Reiherenten haben leuchtend gelbe Augen …

Haben Sie sich ein wenig entspannen können?
Die Sonne genossen? Sauerstoff getankt?
Bitte? Ihre Zeit wird knapp?
Gut, dann gehen wir auf direktem Weg zurück zum Ausgang Stephansplatz.  Wir werden gleich noch einmal kontrollieren, ob wir wirklich in Hamburg sind. Ah, da haben wir den Beweis … Der Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm)!  Das  ist eindeutig!

Planten un Blomen - ... und mittendrin der Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm)

Planten un Blomen – … und mittendrin der Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm)

Wenn Sie nach links hinübersehen, das ist der Bahnhof Hamburg-Dammtor, in dem sowohl Fernzüge als auch S-Bahnzüge ihren Haltepunkt haben.
Eine schöne Halle!
Wir könnten vielleicht beim nächsten Mal einen Abstecher dorthin unternehmen …

Planten un Blomen - ... ein Blick Richtung Dammtor-Bahnhof

Planten un Blomen – … ein Blick Richtung Dammtor-Bahnhof

Sehen Sie nur! Die Knospen und Kätzchen sind doch schon ganz beträchtlich gewachsen! Es kann nicht mehr lange dauern …

Planten un Blomen - ... doch nun erscheinen überall Kätzchen und die Knospen brechen auf.

Planten un Blomen – … doch nun erscheinen überall Kätzchen und die Knospen brechen auf.

Man kann sich hier auf dem Gelände von Planten und Blomen im Grunde trotz der Weitläufigkeit und trotz der zahlreichen Wege nicht verlaufen. Es gibt viele Tafeln und Wegweiser zur Orientierung.
Wussten Sie schon, dass manche Parkvögel zusätzlich eine wegweisende Funktion übernehmen? Diese Krähe zum Beispiel …

Planten un Blomen - Diese Krähe ist echt. Sie landete, als ich kam. Auf dem richtigen Schild. ^^ I

Planten un Blomen – Diese Krähe ist echt. Sie landete, als ich kam. Auf dem richtigen Schild. ^^

U-Bahn Stephansplatz. Ja, genau dort wollen wir hin!
Die Krähen landen immer dort, wenn Sie als Besucher vorbeikommen! Sie sind quasi Parkangestellte. Service-Personal. Sie rufen die Vögel natürlich vorher bei Ihrem Herannahen an den Schilderwald und sagen laut und deutlich Ihr Wunschziel! Dann setzt sich eine auf das entsprechende (richtige) Schild.
Krähen sind nämlich schlau …
(Psst … Glauben Sie bloß nicht immer alles!^^)

Wir müssen uns gleich trennen.
Wie hat es Ihnen im Park gefallen?
Planten un Blomen hat doch wirklich zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten – oder wie sehen Sie das?

Ich wünsche Ihnen weiterhin schönes Wetter (selbst, wenn es wieder etwas kühler wird) und die Zeit, es zu nutzen!

Hier noch die oben erwähnten Links zu den vorherigen, reich bebilderten Blogposts zum Thema Planten und Blomen:
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/05/28/genuss-pur-mitten-in-hamburg-planten-un-blomen-und-das-geheimnis-der-fehlenden-fensterscheibe/
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/07/27/erfrischend-wenn-die-hitze-uber-der-stadt-brutet-ein-abend-mit-wasserlichtorgelkonzert-und-mehr-in-planten-un-blomen/
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/09/11/nichts-wie-hin-planten-un-blomens-himmelssturmerin-agave-weberi-offnet-die-bluten/

©April 2013 by Michèle Legrand
Michèle Legrand - Michèle. Gedanken(sprünge) -  on WordPress.com

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Nichts wie hin! Planten un Blomens Himmelsstürmerin Agave weberi öffnet die Blüten!

Liebe Leser,
wenn Sie mir hier häufiger einen Besuch abstatten, erinnern Sie sich vielleicht an zwei Artikel dieses Jahres, in denen ich meine Bloggäste in eine wunderschöne Garten- und Parkanlage in Hamburg mitnahm: in das Reich von Planten un Blomen (Wallanlagen)
(Wer es nachlesen möchte: die Links zu den Posts finden Sie am Ende dieses Artikels)

Damals erzählte ich Ihnen auch von einer Besonderheit, die sich gerade im Sukkulentenhaus der Tropengewächshäuser an den Mittelmeerterrassen zu entwickeln begann.
Die größte dort wachsende Agavenart, eine Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss mit einem geschätzten Alter von 30 bis 40 Jahren, hatte im Februar begonnen, einen Blütenstand auszubilden.

Planten un Blomen - Die einen Blütenstand ausbildende Agave weberi am 26.05.2012

Planten un Blomen – Die einen Blütenstand ausbildende Agave weberi am 26.05.2012

Planten un Blomen - Dachfenster entfernt, da die Agave zum Himmel strebt ...

Planten un Blomen – Dachfenster entfernt, da die Agave zum Himmel strebt …

Eine absolute Seltenheit – noch dazu in unseren Breitengraden – denn erstens blühen Agaven nur einmal in ihrem ganzen Leben, und zweitens brauchen Pflanzen gerade dieser Größenordnung Jahrzehnte, um überhaupt zur Blüte zu kommen. In diesem Zeitraum bauen sie ausreichend Pflanzenmasse auf und sammeln Reservestoffe, um danach in wenigen Monaten einen Riesenblütenstand auszubilden und Samen anzusetzen. Das wiederum ist derart kräftezehrend, dass sämtliche Reservestoffe verbraucht werden und die Pflanze danach abstirbt!
Normalerweise ist die Pflanze mit dem ihr zur Verfügung stehenden Platz im Gewächshaus zufrieden, doch der Blütenstand dieser Agavenart kann eine Höhe von sieben bis acht Metern erreichen! Die Gärtner überlegten kurz und entfernten bereits im Frühjahr eine Dachfensterscheibe, um der emporstrebenden Agave einen Durchlass zu schaffen.

Hamburg - Planten un Blomen am Abend des 20.07.2012 -  ... und sie wächst und gedeiht: Der Blütentrieb der Agave hat mittlerweile Seitentriebe

Hamburg – Planten un Blomen am Abend des 20.07.2012 – … und sie wächst und gedeiht: Der Blütentrieb der Agave hat mittlerweile Seitentriebe.

Sie genießt es offenbar, denn seitdem trieb sie munter weiter (die aktuelle Höhe wird mit 7,1 m angegeben), bildete im Frühsommer in schon recht luftiger Höhe Seitentriebe und zeigte im späten Juli/Anfang August die ersten Blütenansätze. Jetzt hat sie begonnen zu blühen, braucht vielleicht noch ein paar warme Sonnentage, wie wir sie gerade in Hamburg genießen können, um sich überall in voller Pracht zu entfalten.
Man schätzt die Zahl der Einzelblüten übrigens auf ca. 1.500! Ein schöner und gleichzeitig ungewöhnlicher, leicht bizarrer Anblick!

Planten un Blomen: Die Agave weberi am 06.09.2012 - Himmelsstuermerin ...

Planten un Blomen: Die Agave weberi am 06.09.2012 – Himmelsstuermerin …

Planten un Blomen: Agave weberi am 06.09.2012 - Einem Baum nicht unähnlich ...

Planten un Blomen: Agave weberi am 06.09.2012 – Einem Baum nicht unähnlich … (Gesamthöhe 7,1 m!)

Planten un Blomen am 06.09.2012 - Die Blüten der Agave weberi einmal aus der  Nähe betrachtet ...

Planten un Blomen am 06.09.2012 – Die Blüten der Agave weberi einmal aus der Nähe betrachtet …

Wie wäre es, wenn Sie sich die Himmelsstürmerin und dieses seltene Schauspiel einmal selbst ansehen? Von außen geht es immer, wenn Sie in das Tropenschauhaus hinein möchten, so ist dies zu folgenden Öffnungszeiten möglich:

März bis Oktober
– werktags 9.00-16.45 Uhr
– Sa/So/feiertags 10.00-17.45 Uhr
(Einlass bis 30 min. vor Schließung)

Links zu vorangegangenen Artikeln und Fotos:
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/05/28/genuss-pur-mitten-in-hamburg-planten-un-blomen-und-das-geheimnis-der-fehlenden-fensterscheibe/
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/07/27/erfrischend-wenn-die-hitze-uber-der-stadt-brutet-ein-abend-mit-wasserlichtorgelkonzert-und-mehr-in-planten-un-blomen/

Einen ähnlichen Artikel von mir mit Datum vom 10.09.2012, finden Sie auch im Hamburger Wochenblatt online:
http://www.hamburger-wochenblatt.de/wandsbek/unser_hamburg/es-geht-los-planten-und-blomens-himmelsstuermerin-agave-weberi-hat-angefangen-zu-bluehen-d4216.html/action/lesen/1/recommend/1/

©September 2012 by Michèle Legrand

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Erfrischend, wenn die Hitze über der Stadt brütet … Ein Abend mit Wasserlichtorgelkonzert und mehr in Planten un Blomen

 Hamburg - Planten un Blomen an einem Sommerabend ... Wasserlichtorgelkonzert

Planten un Blomen: Der Parksee an einem Sommerabend … Wasserlichtorgelkonzert!

Wir haben 2012 ziemlich lange darauf warten müssen – auf sommerliche Temperaturen. Jetzt sind sie da … Schön, oder?
War dort eben ein klitzekleines Zögern?
Nun, wie es in unseren Breitengraden inzwischen fast schon üblich ist, steigt die Quecksilbersäule des Thermometers recht spontan und leidenschaftlich gern unerhört rasant. Uns Nordlichtern sind nicht 22-24 Grad Celsius über einen längeren Zeitraum vergönnt – nein, wir knacken die 30° Grad im Schatten Grenze von heute auf morgen. Wobei übermorgen halt oft schon wieder der Schal fällig wird – es funktioniert tatsächlich auch umgekehrt so.
Etwas anderes. Hamburg. Sie kennen das Klischee bezüglich der Hanseaten? Zurückhaltend, zu Understatement neigend, gern in ein maritimes Blau (anglophil angehaucht) gekleidet, ergänzt durch goldene Knöpfe (Herren) bzw. eine einreihige Perlenkette (Damen). Eine Hanseatin, ich bin auch eine, würde Ihnen den momentanen Zustand der Städter wie folgt erklären:
Uns ist – fügen Sie hier bitte ein dezentes Räuspern und eine kleine Kunstpause ein – … ein wenig warm.
Und was mich angeht: doch, mir würde jetzt die Perlenkette solo ausreichen.

Dennoch habe ich vor, Sie heute wieder mitzunehmen. Da ich allerdings davon ausgehe, dass Sie den Besuch einer Backstube brüsk ablehnen würden, treffen wir uns stattdessen in Planten un Blomen. Ehe Sie mosern, dass wir dort Ende Mai schon waren …
Ja, und?
Glauben Sie, Sie haben damals schon alles gesehen?
Es gibt etwas Spezielles, was Sie heute kennenlernen werden, denn diesmal wird es aus gutem Grund einen Abendspaziergang geben. Das hat weiterhin den Vorteil, dass die Glut der Sonne vorbei ist, mit ihr die Sonnenbrandgefahr, und die Schweißausbrüche sind um die Zeit auf ein Minimum reduziert. Ein lindes Lüftchen weht, Sie werden einige Ihnen noch unbekannte Ecken bestaunen können und zum Abschluss ein erfrischendes, berauschendes Wasserlichtorgelkonzert erleben. Wir können uns dazu auch so setzen, dass sie – sobald eine kleine Brise aufkommt – in Maßen angenehm kühle Gischtspritzer zur Erfrischung abbekommen.
Wie klingt das?
Falls Sie im Mai nicht dabei waren oder noch einmal rekapitulieren möchten – hier ist der Link zum Vorgängerartikel:
https://michelelegrand.wordpress.com/2012/05/28/genuss-pur-mitten-in-hamburg-planten-un-blomen-und-das-geheimnis-der-fehlenden-fensterscheibe/

Erinnern Sie sich noch an die Mittelmeerterrassen und die fehlende Glasscheibe im Dach des Kakteenhauses? Richtig, die große Agave (Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss) hatte begonnen, einen Blütenschaft auszubilden. Sie hatte begonnen, ihn wie einen Dorn, wie eine Fahnenstange himmelwärts zu treiben und dabei schon die vorhandene Dachhöhe um mindestens einen Meter überschritten. So war der Stand am 26. Mai, und neulich verrieten die Gärtner, dass sie mit der Blüte Mitte bis Ende August rechnen.
Mittlerweile ist einiges an Höhe hinzugekommen. Die Seitenverästelung, die Anfang Juli begann, ist mittlerweile fortgeschritten. Bereits jetzt gut zu erkennen, wo sich die Blütenstände ausbilden.

1_Hamburg - Planten un Blomen am Abend -  ... und sie wächst und gedeiht: Die einen Blütenstand ausbildende Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss

Planten un Blomen am Abend – … und sie wächst und gedeiht: Die einen Blütenstand ausbildende Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss am 20. Juli 2012

2_Hamburg - Planten un Blomen am Abend -  ... und fünf Sonnentage später (25.07.2012) am Abend (Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss)

Planten un Blomen am Abend – … und fünf Sonnentage später (25.07.2012) am Abend (Agave weberi J. F. Cels ex. J. Poiss)

Ein Blick hinab auf den zu Füßen der Mittelmeerterrassen liegenden Alten Wallgraben. Hier ist am Abend eine beschauliche Ruhe eingekehrt. Nur wenige Spaziergänger und einzelne Jogger sind Richtung Alte Wallanlagen unterwegs. Bedingt durch seine recht tiefe Lage im Vergleich zum Niveau der ihn umgebenden Straßen, entsteht dieses Idyll am Wassergraben. Niemand vermutet den viel befahrenen Gorch-Fock-Wall oder die Jungiusstraße in unmittelbarer Nähe.

3_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Palmlilien, Gräser und Disteln - Blick von den Mittelmeerterrassen hinunter zum Alten Wallgraben

Planten un Blomen am Abend: Palmlilien, Gräser und Disteln – Blick von den Mittelmeerterrassen hinunter zum Alten Wallgraben

4_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Perückenstrauch  (Cotinus coggygria)

Planten un Blomen – Perückenstrauch (Cotinus coggygria) beim Tropenschauhaus. Er wird noch plusteriger, „perückiger“ im Laufe der Zeit …

5_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - am Wallgraben

Planten un Blomen: Abends am Wallgraben …

6_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Kormorane im alten Wallgraben

Planten un Blomen – Kormorane im Alten Wallgraben (auf der Baumwurzel im Wasser, fast auf der anderen Uferseite)

6_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Staudenpracht am Alten Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen

Planten un Blomen – Staudenpracht am Alten Wallgraben unterhalb der Mittelmeerterrassen

8_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Zurückgeschnitte Eibe, die irgendwie ein Gesicht hat ...

Planten un Blomen – Abends am Wegesrand: Zurückgeschnitte Eibe, die irgendwie ein Gesicht hat …

Der Spazierweg ist frei.
Haben Sie Lust auf ein kleines Spiel, kein waghalsiges Experiment  – mehr  ein risikoarmes Abendabenteuer?
Stellen Sie sich bitte in die Mitte des relativ breiten Weges, drehen sich in Gehrichtung Alte Wallanlagen und schließen Sie die Augen.
Warten Sie einen Moment und lauschen Sie …

Was hören Sie?

Es ist Ihnen bisher vielleicht nicht aufgefallen, weil optische Reize Sie abgelenkt haben, aber irgendwoher rauscht es! Lassen Sie die Augen weiterhin geschlossen und gehen Sie langsam voraus. Der Weg führt leicht bergauf.
Es wird dunkler.
So etwas bemerken Sie auch mit geschlossenen Lidern! Ich verrate Ihnen, dass Sie links und recht von Bäumen umgeben sind, die über Ihnen zusammenwachsen und  ein grünes Dach bilden.
Das Rauschen kommt näher, wird intensiver, lauter …
Atmen Sie tief ein!
Sie riechen oder fühlen vielleicht auch auf der Haut, dass sich die Luft verändert hat. Sie ist reiner, kühler, leicht feucht.

Wenn Sie das Gefühl haben, jetzt sei das Rauschen unmittelbar neben Ihnen: Halten Sie!
Wenden Sie sich nach links und öffnen Sie die Augen!

Als ich es sah, erging es mir wie der Amerikanerin, die auch gerade aus der Gegenrichtung kommend dort eintraf, und ich möchte ihre treffenden Worte wiedergeben:
„Fucking gorgeous!“, war es, was ihr entfuhr.
Das erste Wort ist in seiner Bedeutung nicht unbedingt hanseatisch korrekt. Aber zusammen genommen sagt es alles. Es ist so traumhaft, umwerfend und großartig, bei dieser Geräuschkulisse auf die Steintreppen und die ihre Stufen hinabstürzenden und brodelnden Wassermassen zu schauen! Das Rauschen an den Niagara-Fällen kann doch kaum schöner sein!

10_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Wassertreppe

Hamburg – Planten un Blomen am Abend – Das Wasser rauscht die Steintreppen hinab …

Plötzlich werden Sie gewahr, dass es noch nicht alles war. Abgesehen von dem Rauschen, fällt Ihnen zusätzliches, vielfältiges Plätschern auf und Sie gehen, wie magisch davon angezogen, weiter. Neugierig, überzeugt, dass jetzt nicht noch etwas kommen kann, was Sie wieder derart umhaut. Vielleicht kommt Ihnen der Gedanke, dass das Wasser für diesen eben gesehenen Wasserfall irgendwoher stammen muss – eine Quelle braucht. Und richtig, kaum endet der baumbesäumte Weg am oberen Ende der Wassertreppe, entdecken Sie die Herkunft. Aus vielen offenen Rohrenden, die alle aus zwei sich gegenüberliegenden Steinwänden ragen, strömt Wassernachschub, fällt teilweise metertief hinunter in  Auffangbecken, von denen eines wiederum die Wassertreppe speist.
So schön!
So f…ing gorgeous!

11_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - ... direkt an der Wassertreppe weiteres fröhliches Rauschen und Geplätscher fröhliches Rauschen und Geplätscher

Planten un Blomen am Abend – … direkt an der Wassertreppe weiteres fröhliches Rauschen und Geplätscher

12_Hamburg - Planten und Blomen

Planten und Blomen …

13_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - ... direkt an der Wassertreppe weiteres fröhliches Rauschen und Geplätscher

Planten un Blomen am Abend – … aus den Rohrenden rauscht es hinab … Aus manchen wasserlosen Rohrstücken wachsen Pflanzen.

Wenn Sie die Kühle genossen und sich sattgesehen haben, unterqueren Sie gleich noch die folgende Brücke und werfen darunter und auch dahinter einen Blick auf den Boden. Hier wurden sehr schöne Mosaikmuster eingearbeitet!

14_Hamburg - Planten un Blomen am Abend -  Farbenfroh gelegte Muster am Boden

Planten un Blomen – Farbenfroh gelegte Muster am Boden

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir jetzt dringend zum Parksee aufbrechen müssen, denn pünktlich um 22 Uhr beginnt dort das Wasserlicht(orgel)konzert!
Wir streifen einfach quer durch die Parkanlage, kommen Sie vertrauensvoll mit mir mit …
Als Route zurück (wieder hinauf zum Tropenschauhaus), dient uns diesmal der rollstuhltaugliche Weg, der an der Wassertreppe beginnt und oben nahe der Bucerius Law School endet.

9_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Rechts das markante Gebäude der privaten Bucerius Law School mit dem Fernsehturm im Hintergrund

Planten un Blomen am Abend – Rechts das markante Gebäude der privaten Bucerius Law School mit dem Fernsehturm im Hintergrund

15_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - ... steht am Eingang zum Spielplatz

Planten un Blomen am Abend – … am Spielplatz vorbei, wo dieser Herr steht …

16_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Richtung Parksee_Ein Meer in blau ...

Planten un Blomen am Abend – … weiter Richtung Parksee: Ein Meer in blau …

17_Hamburg - Planten un Blomen am Abend -  ... und immer wieder Wasser

Planten un Blomen am Abend – … und immer wieder Wasser

18_Hamburg - Planten un Blomen - Schön in der Abendämmerung: die weißen Silberkerzen (Cimicifuga) und blühende Funkien

Planten un Blomen – Schön in der Abendämmerung: die weißen Silberkerzen (Cimicifuga) und blühende Funkien

Na bitte, wer sagt es denn!
Wir sind gut in der Zeit.
Von Mai bis einschließlich August starten die Konzerte um 22 Uhr, den ganzen September über um 21 Uhr. Von Oktober bis Ende April hingegen herrscht Winterpause.

Haben Sie eine ungefähre Vorstellung, was Sie erwartet?
Die Kurzfassung könnte so lauten:
Musik an, Wasser an, Licht an!
Wie nüchtern, wie langweilig, wie uninspirierend!
Ich verrate Ihnen ein bisschen mehr.
Sie kommen heute in den musikalischen Genuss des Karnevals der Tiere. Gratis! Sie lauschen ihm in der Dunkelheit, und sie erhalten gleichzeitig zusätzlich etwas  für ihre Augen, das Gemüt,  für Ihre Seele. Ihnen werden Farbenpracht und wunderschöne, anmutige, aber auch mitreißende Wasserspiele geboten werden!
Einige Male könnte Ihnen möglicherweise  ein Ooooh! und Aaaaaah! herausrutschen …
Es wird Sie beeindrucken! Sie und all die anderen, die sich hier sammeln, um sich ein solches Erlebnis nicht entgehen zu lassen.

Möchten Sie wissen, wie dieses kleine Wunder entsteht?
In den Parksee sind sowohl Wasserdüsen für Fontänen als auch Lichtstrahler für buntes Licht eingebaut. Am Ufer stehen mehrere in großer Höhe montierte Lautsprecher, die zwar keine Hi-Fi Qualität haben, aber ihren Zweck hinreichend erfüllen. Sie verbreiten die Musik, die dort an den Konzertabenden erschallt. Oft Klassik, doch es gab auch schon Rockstücke oder Filmmusik, zu denen für die Wasserlichtorgel eine Choreographie erarbeitet wurde.

Wie das funktioniert?
Während der etwa 30 min. andauernden Darbietung, wird von zwei Künstlern (live!) an der „Wasserlichtorgel“ und am „Lichtklavier“ gespielt. Während der eine die 13 Pumpenhebel für die Fontänen bedient, steuert der andere eine sehr große Anzahl von Tasten über ein zweimanualiges Licht-Keyboard und regelt auf diese Art 762 Lampen in fünf Farben.
Um sehen zu können, was sie „anrichten“, befinden sich diese beiden Personen in einem kleinen Raum direkt am Parksee, der Fenster direkt in Höhe der Wasseroberfläche hat. Wenn Sie sich auf der Wiese befinden, ist dieser Raum von Ihnen aus gesehen links (Richtung Café Seeterrassen).
Die Musik selbst ist nicht live. Sie kommt von CD, Band, aus der Konserve …

19_Hamburg - Planten un Blomen am Abend - Das Café Seeterrassen am Parksee erleuchtet und für eine besondere Feier dekoriert

Planten un Blomen … Ein Blick hinüber zum Café Seeterrassen. Erleuchtet und für eine besondere Feier dekoriert …

Die Hitze des Tages ist angenehmen Abendtemperaturen gewichen. Kaum Wind, die Dunkelheit setzt jetzt rasch ein. Nehmen Sie Platz und genießen Sie die Vorstellung. Gerade eben wurden die erst kurz zuvor eingeschalteten Parklaternen wieder gelöscht.
Es geht los!

20_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert Karneval der Tiere 20.07.2012

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

21_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert Karneval der Tiere 20072012

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

22_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert Karneval der Tiere

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“ – Mehr dazu (Artikel und Fotos) im Blog: Michèle. Gedanken(sprünge) – Juli 2012

25a_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert Karneval der Tiere

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

23_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert "Karneval der Tiere"

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

24_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert Karneval der Tiere 20072012

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

25_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert "Karneval der Tiere"

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

27_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert "Karneval der Tiere" 25.07.2012

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

Finale …

26_Hamburg - Planten und Blomen - Wasserlichtorgelkonzert "Karneval der Tiere" 25072012

Planten und Blomen – Wasserlichtorgelkonzert „Karneval der Tiere“

Vorbei. Schon … Eine halbe Stunde, die wie im Fluge verging.

Haben Sie gelegentlich die leichten Gischtspritzer gespürt? Empfanden Sie es nicht auch eher angenehm als störend an diesem warmen Tag?
Konnten Sie ein wenig erholen nach der brütenden Hitze des Tages oder sogar für einen Moment den Alltag vergessen und sich ein klein bisschen verzaubern lassen?
Falls es Ihnen gefiel – Sie dürfen selbstverständlich auch alleine wiederkommen! (Diese Wasserlichtorgel hat durchaus ein leichtes Suchtpotenzial …)

Bis zum Ende dieser Saison sieht das weitere Programm folgendermaßen aus:
01.-15. August Tango (Arr. Héctor Gonzáles-Pino)
16.-31. August (erneut) Karneval der Tiere (Arr. Birgit Winzler)
01.-15. September Filmmusik (Arr. Héctor Gonzáles-Pino)
16.-30. September Scheherezade (Arr. Tanja Naini)

Ich freue mich, dass Sie dabei waren und wünsche Ihnen noch weitere angenehme Sommertage! Vielleicht lesen wir uns demnächst wieder.

Anmerkung:
Ich hatte für Sie auch ein kleines Video vorbereitet, doch YouTube wies gleich nach Hochladen auf eventuelle urheberrechtliche Probleme hin (die Musik!).
Nun, reagieren wir mit einem gelassenen hanseatischen Pffft! sowie stoischem Blick darauf, greifen auf obige Fotos zurück und halten uns an unsere eh viel stärkere Kraft der Imagination.

©Juli 2012 by Michéle Legrand

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Genuss pur mitten in Hamburg: Planten un Blomen … und das Geheimnis der fehlenden Fensterscheibe

X -Planten un Blomen - Titelfoto, Blog Michèle. Gedanken(sprünge)
Es gibt etwas in meiner Stadt, was ich schon lange hier im Blog zeigen wollte. Etwas, von dem es zudem auch ein wenig zu berichten gibt  und wer hier öfter mitliest, der weiß, dass ich bezüglich ganz ausführlicher Fakten und Informationen zur (Vor-)Geschichte lieber auf die vorhandenen Quellen verweise, als diese hier erneut seitenweise haarklein wiederzugeben.
Mir geht es  eher um Dinge, die mir beim Besuch jenes Ortes durch den Kopf gehen, Erinnerungen und Gedanken, die hochkommen, Lebewesen – Mensch oder Tier –  die mir aus welchem Grund auch immer auffallen, um Fleckchen Erde, die einfach zu schön sind, um nicht gezeigt zu werden.
Meine Erkundungen geben idealerweise einen realistischen optischen Eindruck und Sie, als Leser, können bei dem persönlichen Touch, den jeder Blogpost enthält, entscheiden, ob Sie es genauso einschätzen und fühlen oder nie auf die Idee kommen würden, so zu denken.
Sie können sagen: Ja! Genau!  Sie können auch die Augenbrauen erstaunt hochziehend fragen: Echt?  Oder Sie brummeln: Also wirklich! Mir ist alles gleich lieb- denn Sie haben etwas empfunden! Darauf kommt es an.

Als es nach meinem Blogpost „Ich träume von Klatschmohnwiesen“ so vorzüglich mit dem Wetterwechsel geklappt hat (zwei Tage danach setzte der Sommer mit Temperaturen um 23-25°Celsius ein), machte  ich mich am Sonnabend, dem 26. Mai auf den Weg.  Mein Ziel: Planten un Blomen.
(Für Nichthamburger folgt nun doch eine kurze Erklärung:
Planten un Blomen ist ein Name aus dem Plattdeutschen und heißt ins Hochdeutsche übersetzt Pflanzen und Blumen. Es ist eine ca. 47 ha große Park- und Blumenanlage mit viel Wasser  (Bächen, Seen, Wassertreppen und –fontänen), mit Themengärten (Rosengarten, einem japanischen Garten u. a.), es gibt ein Tropenschauhaus (im Alten Botanischen Garten) und die davor liegenden Mittelmeerterrassen. Des Weiteren Freizeiteinrichtungen (großer Spielplatz, Wasserspiele für Kinder, in den Wallanlagen eine 4.300 qm große Kunsteis- bzw. Rollschuhbahn, Schachspielmöglichkeiten, Liegewiesen, Stühle, Restauration, Musikpavillon u. a.).
Schon in den Jahren zwischen 1930 und 1945 wurde die Grünanlage unter diesem Namen für die Niederdeutsche Gartenschau gestaltet. Bis 1930 war dort der zoologische Garten, dann ein Volks-, Vogel- und Vergnügungspark, der sich ab 1935 zu Planten un Blomen wandelte. In den 70er Jahren gestaltete man zusätzlich die Alten Wallanlagen (1616-1625 als Stadtbefestigung erbaut) zu öffentlichen Parks um und integrierte sie später. Alles zusammen trägt heute die Bezeichnung Planten und Blomen und ist ein Ort, der sehr gern von Hamburgern wie auch von auswärtigen Gästen der Stadt aufgesucht wird.)

Ich erwähnte gerade die Gartenschau der 30er Jahre. Auch danach war diese Gartenanlage noch dreimal Ort der IGA (Int. Gartenausstellung), nämlich in den Jahren 1953, 1963 und 1973.
Ich erinnere mich, dass ich die letzte als Kind mit meiner Mutter besuchte. Jeder spätere Besuch in der Parkanlage war und ist also auch ein wenig Rückkehr in Kindheitszeiten. Bei Orten, die Eindruck hinterließen, die das Gedächtnis einfach behält, findet immer eine Kombination aus Zeitreise und aktuellem Erleben statt. Es funktioniert bei positiven und negativen Erinnerungen gleichermaßen.
Wir wohnten damals im südlichen Schleswig-Holstein, eigentlich gar nicht so weit entfernt von Hamburg, doch es war zu der Zeit ein Abenteuer, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur IGA zu kommen. (Manche, die jetzt dort wohnen, stöhnen selbst heutzutage noch z . B. über Busfahrpläne und Linien, die ihren Betrieb grundsätzlich gegen 21 Uhr einstellen).
Unser Ausflug war daher minutiös geplant und musste akkurat eingehalten werden, denn wenn überhaupt ein Bus fuhr, dann mit mehrstündigem Abstand zum nächsten. Es ging  in aller Frühe los. Es bedeutete mehrmaliges Umsteigen und Anschlüsse erwischen, irgendwann das Erreichen der damals nördlichsten U-Bahnstation Hamburgs (Garstedt), um von dort aus in halbstündiger Fahrt zur Station Stephansplatz zu gelangen.
Man hatte es wirklich geschafft! Man war endlich dort!
Dort, wo sich die Welt traf, wo Trubel herrschte, wo alles bunt und prächtig war. In diesem Moment war es einem auch noch relativ egal, dass man irgendwann in ein paar Stunden in einem wesentlich ermüdeterem Zustand, die ganze Reise auch wieder zurück machen durfte …
Es gab die extra für diese Gartenausstellung aufgebaute IGA-Bahn, eine kleine Eisenbahn  (Seiten offen, jedoch mit Dach) auf Schienen, die durch das gesamte Gelände fuhr und haufenweise fußmüde oder generell lauffaule Menschen aufnahm. Vier Bahnhöfe wurden angefahren, etwa eine halbe Stunde dauerte die Rundfahrt. Wenn ich mich richtig entsinne, konnte man jedoch zwischendurch aussteigen, unterbrechen und wieder zusteigen. Es herrschte richtig Verkehr damals, denn ungefähr 15 farblich unterschiedlich aussehende Züge fuhren umher.
Ich weiß, dass es im Park seinerzeit Unmengen von Spatzen gab, ich sehe sie heute noch vor mir, wie sie durch die Gegend stoben, sich auf Banklehnen niederließen, immer in der Hoffnung, von den Besuchern die Krümel zu ergattern. Die Krümel von Brot und Keksen, nicht die Krümel von sich auflösenden Besuchern. Das hörte sich gerade missverständlich an …
Ist etwas davon geblieben? Die IGA-Bahn gibt es nicht mehr. Sie wurde noch ein paar Jahre weiter genutzt, dann fehlte Anfang der 80er Jahre ein Betreiber, und man mottete sie ein. Kurz danach wurden auch die weitaus meisten Gleise wieder entfernt. Eigentlich fast schade, denn es war eine schöne Idee, direkt durch blühende Beete fahren zu können.
Die Zahl der Spatzen ist extrem zurückgegangen! Vor einiger Zeit dachte ich, in Hamburg gäbe es fast keine mehr, doch seit etwa drei Jahren geht es wieder aufwärts. Der NABU fand bei seiner Winterzählung heraus, dass diese Vogelart hier in Hamburg zahlenmäßig an vierter Stelle steht. Bei mir im Garten sicher nicht. Dort kommen Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen, Gimpel, Finken, Zaunkönige, Amseln, Tauben, Krähen, Elstern und sogar Grün- und Buntspecht sowie Eichelhäher eher vor als ein Spatz (Haussperling).
In Planten un Blomen sind mir vermehrt Amseln aufgefallen. Da fast alle, die mir über den Weg liefen,  Nahrung im Schnabel transportierten, vermute ich, dass viele gerade mit dem Füttern ihrer Jungen beschäftigt sind. Die Formulierung „über den Weg liefen“ war übrigens absolut wörtlich gemeint. Man könnte momentan annehmen, die schwarzen Sänger seien in diesem Stadium (Nahrungssuche) flugfaul, denn sage und schreibe insgesamt fünf Amseln hüpften vor mir die Treppen zu Fuß herauf bzw. herab. Ein merkwürdiger Anblick, besonders derart gehäuft.
Was geblieben ist, ist der wunderschöne Garten. Es hat sich einiges verändert. Es sind nicht mehr die auf kurzen Effekt ausgelegten Riesenbeete mit einjährigen Sommerblumen, die vorherrschen, es sind nun Staudenbeete in Kombination mit Gehölzen und viel Wasser. Es ist der japanische Landschaftsgarten, der hinzukam (wie auch das Teehaus, indem von Zeit zu Zeit Teezeremonien stattfinden). Es ist die Gesamtgestaltung und Ausweitung der Parkanlage, die unheimlich dazu beiträgt, dass man während des Aufenthaltes dort in eine andere Welt abtaucht.
Die Straßen und typischen Stadtgeräusche sind auf einmal unendlich weit weg, die Luft ist eine andere. Düfte kitzeln in der Nase, das Gurgeln des Wassers, das die vielen Wassertreppen herunterrinnt und -sprudelt, ist Balsam für die Ohren.
Die Vielseitigkeit der Anlage mit den großen, recht weitläufigen Rasenflächen am Parksee einerseits und andererseits ihren vielen schmalen, unvollkommenen, halb zugewachsenen Wegen und Stufen, die abzweigen und in kleine Bereiche führen, in dunkle, verwunschene Nischen und idyllische „Zimmer“, die Höhenunterschiede ausgleichen und einen von den hoch gelegenen Mittelmeerterrassen am Tropenschauhaus hinunter zum Wallgraben führen, diese Vielseitigkeit macht das Verweilen so interessant. Man möchte jeden Winkel erkunden, jeden Weg, der ins Nirgendwo zu gehen scheint, begehen, neugierig schauen, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt.

1 -Planten un Blomen - Eingang am Stephansplatz - Fernsehturm im Hintergrund

Planten un Blomen – Eingang am Stephansplatz – im Hintergrund ist der Heinrich-Hertz-Turm (Fernsehturm, Höhe ca. 279 m) zu sehen

2 -Planten un Blomen - Radisson Blu Hotel am CCH

Zwischen den Pflanzen taucht das Radisson Blu Hotel am CCH auf. Es ist das höchste Hotel Hamburgs (108 m), 32 Etagen (davon 27 bewohnbar), mit 556 Zimmern und Suiten

3 -Planten un Blomen - Die Liegende von Ludwig Kunstmann

Auf dem Weg zum Tropenschauhaus passiert man den Platz dieser Dame: Die Liegende von Ludwig Kunstmann

4 -Planten un Blomen - Brücke

Abgebogen ins Gebüsch und sie entdeckt: die Brücke …

5 -Planten un Blomen - Auch hier ein Schloss an der Brücke - Taura und Virgo haben es hinterlassen

Auch hier ein Schloss an der Brücke … Taura und Virgo haben es hinterlassen

Natürlich frage ich mich, wenn ich dieses Schloss sehe, wie lange es wohl schon dort festgemacht ist. Ich stelle mir Taura und Virgo vor. Ob es wirklich die realen Namen sind? Oder ist es eine Abwandlung der Sternzeichen beider (Stier und Jungfrau)? Sind sie noch zusammen? Werden die „Parkwächter“ das Schloss an der Brücke lassen? Oder kommt Virgo mit dem Bolzenschneider, weil er Taura inzwischen doof findet? Nein. Sie werden heiraten, und in ein paar Jahren mit ihren Kindern auf der Brücke stehen, um beim Anblick des Schlosses heimlich ein Tränchen wegzuwischen.
„Mama, warum weinst du denn?“
„Ich hab nur Staub ins Auge bekommen, Aquarius.“
Wir bleiben natürlich bei den Sternzeichennamen. Aquarius (Wassermann) für den Jungen und Libra (Waage) heißt das Mädchen. So einfach ist das … Virgo wird sich räuspern, Libra auf die Schultern setzen und ihr dann beim Weitergehen versuchen zu erklären, warum Papa da einfach ein Schloss anhängen durfte und warum er es auch jetzt nicht abmachen will.
Doch kommen wir langsam wieder zurück zu  … PLANTEN UND BLOMEN!

Ich wende mich dem Weg zu, der zum Tropenschauhaus und den Mittelmeerterrassen führt und habe einen schönen Blick auf den unter mir liegenden Wallgraben.

6 -Planten un Blomen - Blick auf den alten Wallgraben und blühende Iris am Ufer

Blick auf den alten Wallgraben und blühende Iris am Ufer

Die Mittelmeerterrassen sind im Alten Botanischen Garten. Daran angrenzend befindet sich das Tropenschauhaus. Im Grunde sind es mehrere Pflanzenschauhäuser, die alle unter Denkmalschutz stehen. Eröffnet wurden sie anlässlich der IGA 1963, und es existieren verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Klimazonen (Tropen, Subtropen, Kakteen und andere Sukkulenten sowie ein Farnhaus). Der Eintritt ist frei, Spenden erwünscht (es gibt einen Kasten am Ausgang).

8 -Planten un Blomen - Blick vom Wallgraben zu den Mittelmeerterrassen und zum Tropenschauhaus des Bot. Instituts derUniversität

Blick vom Wallgraben zu den Mittelmeerterrassen und zum Tropenschauhaus des Botanischen Instituts der Universität

9 -Planten un Blomen - Aquarium am Tropenschauhaus - Fisch schleckt Scheibe ab

Etwas unscharf, aber speziell. Im Aquarium am Eingang des Tropenschauhauses schleckte dieser Fisch hingebungsvoll die Scheibe ab …

10 -Planten un Blomen - Tropenschauhaus

Der Urwald in der Stadt – möglich im Tropenschauhaus

11 -Planten un Blomen - Beeindruckende Stämme (Formen) und Borken haben einige Palmen

Beeindruckende Stämme (Formen) und Borken haben einige Palmen …

12 -Planten un Blomen - Tropenschauhaus (Subtropen-Bereich)

Tropenschauhaus (Subtropen-Bereich)

13 -Planten un Blomen - Tropenschauhaus - Bereich Kakteen und andere Sukkulenten

Tropenschauhaus – Bereich Kakteen und andere Sukkulenten

14 -Planten un Blomen - Tropenschauhaus - interessante Blattanordnung ...

Interessante Blattanordnung …(es stand kein Name dran, dürfte aber wohl eine Euphorbia-Art sein)

Im Kakteenhaus (Sukkulentenhaus) ist zurzeit etwas Besonders zu sehen. Im Januar dieses Jahres stellte man hocherfreut fest, dass eine der Agaven einen Blütenstand ausbildet. Das war schon aufregend. Doch momentan ist man regelrecht aus dem Häuschen, weil seit Februar feststeht, dass auch die größte Agave blühen wird. Das ist so besonders, weil Agaven nur einmal in ihrem ganzen Leben blühen. Man erklärt dort, dass die Pflanzen, um dieses Blühen bewerkstelligen zu können, viele Jahre – bei großen Arten oft Jahrzehnte – brauchen, ehe sie ausreichend Pflanzenmasse aufgebaut und Reservestoffe gesammelt haben, um danach in wenigen Monaten einen Riesenblütenstand auszubilden und Samen anzusetzen. Das wiederum ist so kräftezehrend, dass alle Reservestoffe verbraucht werden und die Pflanze danach abstirbt.

Bei der Pflanze im Kakteenhaus handelt es sich um eine Agave (weberi J. F. Cels ex. J. Poiss), deren Alter man auf 30 bis 40 Jahre schätzt. Was die Herrschaften vom Tropenhaus – abgesehen von ihrer Begeisterung – zusätzlich ein bisschen ins Schwitzen bringt, ist die Tatsache, dass der Blütenstand eine Höhe von sieben bis acht Metern erreichen wird! Das ist höher als die vorhandene „Deckenhöhe“. Man hat überlegt, eine Dachglasscheibe zu entfernen und hat es mittlerweile auch getan. Solange noch Frostgefahr war, gab es eine vorübergehende Schutzkonstruktion gegen Kälte, und natürlich ist immer die Sorge da, wie sich das Wetter wohl weiter verhält.
Ich stelle mir schwere Güsse vor und weiß nicht, wie man in dem Fall verhindern will, dass das ganze Kakteenhaus geflutet wird …
Als ich dort war, wuchs die Agave recht munter gen Himmel und genoss die frische Luft ganz offensichtlich. Ich würde zu gern sehen, wie sie in voller Blütenpracht aussieht …

15 -Planten un Blomen - im Hintergrund die Agave, die einen Blütenstand ausbildet

Im Sukkulentenbereich -> im Hintergrund die Agave, die einen Blütenstand ausbildet

15a -Planten un Blomen - Agave (weberi J. F. Cels ex. J. Poiss)

Agave (weberi J. F. Cels ex. J. Poiss) – Die Pflanze ist auch als solche schon recht imposant.

16 -Planten un Blomen, Dachfenster entfernt, da die Agave zum Himmel strebt

Dachfenster entfernt, da die Agave zum Himmel strebt …

Beim Verlassen des Tropenschauhauses steige ich noch einmal die Stufen zum Wallgraben hinab, denn ich habe im Wasser etwas entdeckt, was ich mir näher anschauen möchte:

17 -Planten un Blomen - Zwei sich im Wallgraben auf einem Baumstumpf sonnende Schildkröten

Planten un Blomen – Zwei sich im Wallgraben auf einem Baumstumpf sonnende Schildkröten …

Vermutlich sind es Rotwangen-Schmuckschildkröten, die hier lässig abhängen. Ich habe ein Weilchen zugesehen, wie sie genüsslich den Hals streckten und ihr Gesicht Richtung Sonne drehten. Es hatte etwas enorm Friedliches und Erhabenes. Es drückte Wonne aus. Wohlbehagen. Deshalb war ich sehr erstaunt, als ein Spaziergänger neben mir zu seiner Begleitung sagte: „Können die nichts anderes als herumliegen? Muss das öde für die sein!“
Ich glaube es eigentlich nicht … (Sie sehen, hier ist auch wieder ein Punkt, an dem wir sehr unterschiedlich empfinden können).

17a -Planten un Blomen - Wieder auf dem Weg zum Hauptgang - vorbei an rotem Mohn

Wieder auf dem Weg zum Hauptgang – vorbei an rotem Mohn

17b -Planten un Blomen - Mohn mit enormer Leuchtkraft ...

Aus der Nähe: Mohn mit enormer Leuchtkraft …

18 -Planten un Blomen - Arkadengang am CCH (Dammtor)

Arkadengang am CCH (Dammtor)

19 -Planten un Blomen - Wassertreppen mit kleinem Wasserfall (rechts sind noch Beine eines ausruhenden Besuchers. Vorher wateten erhitzte Menschen durch das Wasser)

Wassertreppen mit kleinem Wasserfall (rechts sind noch Beine eines sich ausruhenden Besuchers. Vorher wateten erhitzte Menschen durch das Wasser)

20 -Planten un Blomen - in der Nähe des Parksees

In der Nähe des Parksees …

20a -Planten un Blomen - durch das Unterholz weiter zum Parksee ...

Durch das Unterholz weiter zum Parksee …

Mich zieht es weiter zum Parksee, der auch schon zur Zeit des Zoos dort war.  Selbst eine Fontäne gab es zu damaliger Zeit bereits, die manchmal, bei ganz speziellen Anlässen, auch beleuchtet wurde. Heute nun erleben wir im Parksee die Wasserfontänen, die ein bisschen wirken wie Orgelpfeifen. Wenn sie abends von den unter Wasser liegenden Scheinwerfern bunt erleuchtet werden und zudem Musik dazu erklingt (synchron zu Licht und Fontänen), dann wird auch gern von der Wasserlichtorgel gesprochen.

21 -Planten un Blomen - kurz danach ist der Blick auf den Parksee frei und wer Glück hat, sieht die Wasserfontänen

Kurz danach ist der Blick auf den Parksee frei und wer Glück hat, sieht die Wasserfontänen

22 -Planten un Blomen - So harmlos fängt es an (man sieht die Installationen unter bzw. im Wasser)

So harmlos fängt es an (man sieht die Installationen unter bzw. im Wasser)

23 -Planten un Blomen - Parksee - Wasserfontäne

Parksee – Wasserfontäne: nächste Stufe …

24 -Planten un Blomen - Wasserfontänen
25 -Planten un Blomen - Parksee: Wasserfontänen
25a -Planten un Blomen - Parksee: Wasserfontänen

26 -Planten un Blomen - Parksee: Wasserfontänen

Wieder geordneter …?

27 -Planten un Blomen - Parksee: Wasserfontänen

… doch noch einmal mit Power!

28 -Planten un Blomen - Gleiche Position einen Moment später  - als wäre nichts geschehen ...

Gleiche Position einen Moment später – als wäre nichts geschehen …

Spaziert man vom Parksee weiter in Richtung Messehallen und Fernsehturm (Heinrich-Hertz-Turm, ca. 279 m hoch), gelangt man an Blumen und Sonnenuhr vorbei zu den idyllisch gelegenen Wasserkaskaden. In einigen Becken befinden sich große, runde Trittsteine, die nicht nur von Kindern gern genutzt werden, um Tieren und Pflanzen noch ein wenig näher zu sein. Vereinzelte Bäume im Uferbereich sorgen für lichten Schatten, in dem wieder andere Pflanzen gedeihen. Hier entwickelt sich momentan der Wald-Geißbart (Aruncus dioicus) und besondere Iris-Arten gedeihen, wie zum Beispiel die gelbe Variante, die mit Vorliebe von Hummeln und anderen Insekten angesteuert wird.

29 - Planten un Blomen - gut besucht bei dem schönen Wetter

Planten un Blomen ist gut besucht bei dem schönen Wetter …

30 -Planten un Blomen - so viele Mohnknospen - ich muss wohl noch einmal wiederkommen ...

So viele Mohnknospen – ich muss wohl noch einmal wiederkommen …

31 -Planten un Blomen - Sonnenuhr (nahe Parksee)

Sonnenuhr (nahe Parksee)

32 -Planten un Blomen - besonders schön bei diesem Wetter - auch leicht schattige Bereiche

Besonders schön bei diesem Wetter – auch leicht schattige Bereiche

33 -Planten un Blomen - heißgeliebt von den Insekten - die gelbe Iris

Heißgeliebt von den Insekten – die gelbe Iris …

34 -Planten un Blomen - Die Sonnen- und Putzplätze der Enten. Hier wird auch der Nachwuchs aufgezogen.

Bei den Wasserkaskaden: Die Sonnen- und Putzplätze der Enten. Hier wird auch der Nachwuchs aufgezogen.

35 -Planten un Blomen - Entennachwuchs

Planten un Blomen – Entennachwuchs

36 - Planten un Blomen - Entennachwuchs und Kinder, die ihn gern oft ganz nah von den Trittsteinen aus beobachten

Entennachwuchs und Kinder, die ihn oft auch gern ganz nah von den Trittsteinen aus beobachten

37 -Planten un Blomen - Flamingogruppe von Hans Martin Ruwoldt

Flamingogruppe von Hans Martin Ruwoldt

Ist es nicht erstaunlich, dass Flamingos trotz ihres längeren Halses nur 17 Halswirbel haben, ein Schwan aber 25?

38 -Planten un Blomen - Storchenschnabel (Geranium) und Funkien (Hosta) am Wasser

Storchenschnabel (Geranium) und Funkien (Hosta) am Wasser

39 -Planten un Blomen - nahe Ausgang Messehallen: die Discokugeln ;)

Nahe Ausgang Messehallen: die Discokugeln ;)

40 -Planten un Blomen - Bronzeplastik von Barbara Haeger - eine von drei "Weiblichen Gestalten", die 1953 anlässlich der IGA aufgestellt wurden

Beim Apothekergarten die Bronzeplastik von Barbara Haeger – eine von drei „Weiblichen Gestalten“, die 1953 anlässlich der IGA aufgestellt wurden

Im Bogen geht es weiter zum Apothekergarten, der zur IGA 1963 angelegt wurde. Es ist ein Arzneipflanzengarten, bei dem man im Laufe der Zeit allerdings Giftpflanzen aus Sicherheitsgründen durch Kräuter ersetzt hat.  Nicht alle,  z. B. Fingerhut (Digitalis) habe ich noch entdeckt. Der Garten hat eine interessante Form, denn er verbirgt sich hinter weißen Mauern, die sieben einzelne Höfe mit Heilpflanzen umgeben. Man spaziert auf gewundenen Wegen und durchschreitet nach und nach Bereiche mit unterschiedlichen Pflanzen, die in einem „therapeutischen Bezug zu einem Organ oder Organgruppen des menschlichen Körpers stehen“.

42 -Planten un Blomen - Der Eingang zum Apothekergarten (Heilpflanzen- und Kräutergarten) ...

Der Eingang zum Apothekergarten (Heilpflanzen- und Kräutergarten) …

Kaum habe ich  das schmiedeeiserne Tor hinter mir gelassen, empfängt mich ein Schwall Oregano-Duft.  Jeder Hof riecht anders. Da keiner sonst dort war, konnte ich  mich teilweise mit geschlossenen Augen vorantasten und Stück für Stück erriechen, ohne Gefahr zu laufen, andere anzurempeln.
In den Mauern sind vereinzelt Öffnungen zum Durchgucken, wie auf dem Foto zu sehen. Als großer Ginkgo-Fan habe ich mich natürlich sehr gefreut, neben einem der „Fenster“ einen Ginkgo biloba zu entdecken …

43 -Planten un Blomen - Apothekergarten mit gewundenen Gängen und weißen Mauern - gelegentlich ein Durchguck ... (und ein Ginkgo biloba)

Apothekergarten mit gewundenen Gängen und weißen Mauern – gelegentlich ein Durchguck … (und ein Ginkgo biloba)

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich schon mehrere Stunden im Park verbracht hatte. Und wenn einem das plötzlich bewusst wird, dann dauert es nicht mehr lange, bis das Gehirn sich  meldet und:
a) behauptet, dass die Füße weh tun
b) meint, dass es langsam Zeit wäre, an die Heimfahrt zu denken.
Gehört, getan.

41 -Planten un Blomen - Blüteninseln - immer wieder ...

Rückweg zur U-Bahnstation Stephansplatz: Blüteninseln – immer wieder …

44 -Planten un Blomen - schön die goldgelbe Laubfärbung des Baumes und die lilafarbenen Bälle des hohen Zierschnittlauchs (Allium) davor

Schön die goldgelbe Laubfärbung des Baumes und die lilafarbenen Bälle des hohen Zierschnittlauchs (Allium) davor. Verblüht sieht er (einige Sorten) ähnlich aus wie die Pusteblumen des Löwenzahns.

Der Ausgang ist erreicht, aber es war nicht das letzte Mal, und der zeitliche Abstand bis zum nächsten Besuch wird diesmal auch kürzer ausfallen.
Ich sage nur Mohnblüte, Agavenblüte, Laubfärbung Herbst …

Falls ihr/Sie auch Lust bekommen habt/haben, sei Ihnen gesagt, Planten un Blomen ist in jeder Jahreszeit einen Besuch wert, doch die schönsten Zeiten sind Frühsommer und Spätherbst. Demnächst, im  Juni, zeigen auch die Rosen im eigenständigen Rosengarten ihre ganze Pracht. Sie sind dieses Jahr etwas später dran, haben jedoch schon reichlich Knospen.
Es gibt genügend Sitzmöglichkeiten im Park (sowohl Bänke als auch schöne Stühle) und Liegewiesen (Decke mitnehmen!). Weiterhin bestehen die Möglichkeit sich zu verköstigen, falls kein Proviant mitgebracht wurde.
Oft ertönt Live-Musik (gratis) im Musikpavillon. Es kommt allerdings darauf an, welche Künstler auftreten. Von schön bis schaurig kann ein Besucher wirklich alles erleben. Heute war es Gebrüll ins Mikro, aber in einem verwunschenen Gang im Park spielten zwei Mädchen Querflöte und Geige, das klang gewaltig! Lassen Sie sich einfach überraschen!
Falls Sie mit Kinder kommen, nehmen Sie immer reichlich Wechselkleidung mit. Hier gibt es nicht nur den großen Spielplatz, sondern auch reichlich Wasserspiele. Da bleibt nichts lange trocken.
Und wenn Sie im Sommerhalbjahr abends durch den Park streifen, dann laufen Sie nicht vor 22 Uhr heim! Gehen Sie am Parksee vorbei und genießen Sie die das Konzert mit Wasserlichtorgel.

Das war es. Ich muss jetzt heim.  ;)

©2012 by Michèle Legrand

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