Beiträge getaggt mit Binnenalster
Die Alster im Garten, dazu einen Brunnen wie diesen …
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Artikel, Foto, Hamburgs Binnen- und Außenalster, Hamburgs City (Rathaus, Alsterarkaden, Skulpturen, Erkundungsgänge ...) am 19/07/2015
Die heutigen Themen? Sagen wir, es geht diesmal einerseits um gerettete Fotografierrechte und andererseits um so etwas wie Wunschdenken bei Hitze. Das alles eingebettet in eine kleine, neue Hamburg-Erkundungstour.
Mittlerweile ist es nach kurzer Unterbrechung erneut ziemlich warm geworden. Daher habe ich diesmal Hamburgs Binnenalster und einen speziellen Brunnen dazu auserkoren, für Abkühlung zu sorgen, denn es heißt, das Gehirn lässt sich überlisten.
Wer jetzt über Sahara, Dürre und sengende Hitze liest oder Bilder von schwitzenden Saunagängern und fackelnden Kaminöfen anschaut, hat sozusagen selbst Schuld. Wer hingegen Wasser – in welcher Erscheinungsform auch immer – betrachtet, leidet gefühlt weniger unter Temperaturen von über 30 °C. Auch eine entsprechende Fotobeschau erfüllt angeblich schon diesen Zweck …
Glücklicherweise darf man ja weiterhin Fotos zeigen!
Sie haben sicherlich kürzlich in den Medien die Berichterstattung über die gefährdete Beibehaltung der „Panoramafreiheit“ verfolgt. Uns drohte plötzlich die Möglichkeit einer Anpassung an weitaus strengere Regeln anderer Länder der EU, was zur Folge gehabt hätte, dass diverse Aufnahmen nicht mehr hätten gezeigt werden können!
Schluss mit alles ist gestattet, solange sich das fotografisch festgehaltene Objekt nur im öffentlichen Raum befindet bzw. von öffentlichen Verkehrswegen aus fotografiert werden kann. (Personen ausgenommen).
Keinesfalls allein die Aufnahmen mit reinem Architekturmotiv, sondern auch im Außenraum entstandene persönliche Fotos mit zufälligen Gebäudebruchteilen im Hintergrund, der Zehe einer Skulptur, die von links ins Bild ragt … und, und, und. All das wäre auf einmal tabu gewesen. Plötzlich ein Ding der Unmöglichkeit – oder zumindest eines, das Anlass zu vermutlich ausufernden gerichtlichen Auseinandersetzungen gegeben hätte.
Und zwar nicht nur für diejenigen (so wiegelten einige Stimmen lässig ab), die Gewinn aus der Verwendung erzielen! Nein, auch als Privatperson mit nicht kommerziellen Absichten wären Sie unter Umständen in die Bredouille geraten – allein das Posten in Sozialen Netzwerken (Rechte werden dabei abgetreten, Einwilligungen gegeben) oder schon das Präsentieren via Blog (öffentlich mit erheblicher Verbreitung, Anzeigenschaltung zwar nicht durch Sie, jedoch durch Ihren Anbieter, Host, die Plattform oder was auch immer) hätte unklare Situationen geschaffen. Abmahnungen hätten Ihrerseits zumindest mühsam abgewehrt werden müssen.
Man stelle sich das einmal vor:
Sie hätten etwas auf Ihrem Foto gehabt, was Sie vielleicht sogar im Hintergrund gestört hätte, aber – wie Häuser es so an sich haben – sie lassen sich nicht wegschieben. Die Zehe der Skulptur haben Sie nicht einmal wahrgenommen! Sie wären meilenweit davon entfernt gewesen, irgendwie Reibach mit ihrem Schnappschuss machen zu wollen, geschweige denn tatsächlich zu machen, doch Sie hätten Kosten und Stress mit Ihren eigenen Fotografien gehabt, weil Sie hätten belegen müssen, dass Sie nichts daran verdienen!
Urheberrecht zu respektieren ist Ehrensache (und Gesetz), ist wichtig, unstrittig, muss eingehalten werden – aber nach einer derartigen Neuregelung hätte man sich nicht nur (die oft überflüssigen) Selfies verkneifen müssen. Das hätte die Welt verschmerzt. Schlimmer wäre gewesen, man hätte überhaupt nichts mehr fotografisch festhalten und bei öffentlichen Texten/Berichten zur Verdeutlichung anfügen können … Und vieles Vorhandene (und Informative) im Netz hätte gelöscht werde müssen.
Nun sind Thema und Entwurf gottlob seit dem 9. Juli 2015 (vorerst) vom Tisch. Und somit darf ich heute nahezu hemmungslos Gebäudeansichten und anderes vor Ihnen ausbreiten.
Sie haben es mittlerweile erkannt, ich war in der City. Dort tobt zurzeit wieder enorm das Leben! Die Schulferien starteten bereits in einigen Bundesländern; Hamburg selbst ist am Donnerstag hinzugestoßen. Sommerzeit, Sonne und blauer Himmel sind grundsätzlich ein beliebter Anlass für Touristen, gleich in großen Scharen die Hansestadt zu erkunden.
Wenn es zu anstrengend wird bei der Fülle, lässt es sich in den Nebenstraßen der Altstadt (Bereich zwischen Mönckebergstraße und Ballindamm) besser aushalten. Es ist nicht nur ein empfehlenswerter Ausweichplatz mit wesentlich mehr Beinfreiheit, es gibt dort außerdem eine große Auswahl an Coffeeshops (mit Draußenplätzen), welche Sie direkt in der Mönckebergstraße wenig finden.
Wenn Sie den Hauptbahnhof Richtung Glockengießerwall verlassen, halten Sie sich gleich rechts Richtung Kunsthalle und streifen dann parallel zu den Haupteinkaufsstraßen (Mönckebergstraße und Spitaler Straße) oder entlang der Binnenalster am Ballindamm Richtung Rathaus, Jungfernstieg und Alsterbootanleger.
Am Anleger Jungfernstieg entstehen Selbstportraits im Sekundentakt. Coole Location für ein Selfie-Shooting – wie es neudeutsch heißt. Neben einem ansprechend-intelligenten Grinsen ist ein schöner Hintergrund dafür das A und O! Es geht beim Verbreiten dieser Eigenaufnahmen zwar vorrangig um den Wunsch nach Anerkennung, doch die entsteht nicht allein übers Gesicht. Fast genauso wichtig ist, dass jeder Bildempfänger beim Betrachten sofort (neidvoll) erkennt, wo der Absender war. Je präsentabler das Ambiente, je bekannter und beliebter der Ort, umso mehr Aufmerksamkeit und umso höher der Neidfaktor.
Gelegentlich dient es natürlich zur Auffrischung des eigenen Gedächtnisses. Später beim Fotos durchschauen fällt es einem wieder ein: Mensch, guck mal! Hamburg! Da war ich damals … Bloß – ganz ehrlich – die Erinnerung setzt mit Sicherheit auch ein, wenn auf dem Foto nur die Alster (ohne Gesicht) zu sehen ist.
Schon interessant, oder? Tausende Selbstbildnisse fürs Netz, und das alles hätten sich die Leute jetzt abschminken können. Alsterhaus im Hintergrund? Abmahnung. Den ehemaligen Alsterpavillon mit erwischt? Abmahnung. Die Hausfassaden am Jungfernstieg? Bloß nicht! Am Ballindamm das Gebäude von Hapag Llyod, am Neuen Jungfernstieg das Hotel Vierjahreszeiten? Lieber nicht. Könnte Urheberrechte eines Architekten betreffen. Außerdem stehen auch noch einige Skulpturen in der Gegend …
Die Alsterarkaden? Die sind vielleicht alt genug, dass es risikolos ginge! Moment! Wie ist es nach Umbauten, Veränderungen? Sind die Lampen davor später hinzugekommen? Gelten Sie als Kunstobjekt? Was ist mit dem Denkmal nahe der Schleuse? Und die Schleuse selbst? Die ist neuer als der Rest …
Irgendwie schon schön, dass es keine weiteren Einschränkungen beim Fotografieren gibt. So kann ich eines der Häuser sogar heranholen, um Ihnen zu zeigen, dass sein Dach in fester Hand der Möwen ist. An heißen Tagen sitzen sie dort oben und lassen den Wind durchs Gefieder streifen, an kühleren Tagen hocken sie dicht an dicht auf den Flachdächern der Alsterdampfer, die sich bereits bei leichter Sonne angenehm erwärmen. Fußbodenheizung für das fliegende Volk.

Hamburg – Jungfernstieg – Das Dach des Eckhauses an den Alsterarkaden ist Lieblingsplatz der Möwen …
In Ermangelung ausreichender Flugkünste bleibt Ihnen und mir so ein Dachfirst zum Herunterkühlen verwehrt. Daher empfehle ich Ihnen alternativ einen Brunnen. Zur direkten Erfrischung – und weil er eine weitere Besonderheit aufweist!
Lassen Sie uns den kurzen Weg an der Kleinen Alster entlang zum Rathaus hinübergehen. Dort im Innenhof befindet sich das gute Stück …
Hier erkennen Sie gleich einen weiteren Grund für den großen Andrang in der Stadt. Den liefert der anstehende Triathlon, der jetzt am Wochenende erneut ausgetragen wird. Wer momentan als Tourist das Rathaus mit seinem Vorplatz fotografieren will, bekommt es nur gemeinsam mit dem Tribünenaufbau, weißen Zelten und Müllboxen vor die Linse …
Wissen Sie, wo sich dieser schöne öffentliche Briefkasten befindet? Das ist nicht so ein quietschgelber, wie ihn die Deutsche Post üblicherweise aufstellt oder –hängt. Zwei dieser polierten und edel wirkenden Exemplare befinden sich direkt im Eingangsbereich des Rathauses …
Im Innenhof ist von den Triathlon-Vorbereitungen hingegen nichts zu ahnen. Hier steht der Hygieia-Brunnen, ein sehr schönes, schon 120 Jahre altes Kunstwerk.
Hygieia. Ein Name, der nicht ganz so leicht hängenbleibt. Der Name Merkur bzw. Merkur-Brunnen wäre eingängiger und fast wäre es auch so gekommen, denn ursprünglich sollte der Handelsgott gleichen Namens die zentrale Figur des Brunnens darstellen. Als Symbol für Hamburg als Hafenstadt mit seinem Seehandel. Börse und Handelskammer gleich nebenan – das hätte gepasst.
Nur gab es 1892 in Hamburg eine fürchterliche Choleraepidemie, und so schwenkte man beim Brunnenbau 1895 kurzerhand um. Man änderte die Hauptfigur in der Mitte und schuf eine Erinnerung an das dramatische Ereignis und an die 8000 Hamburger, die anlässlich der Tragödie ihr Leben ließen. Die Zentralfigur, die Sie sehen, ist nun Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit (und Namensgeberin der Hygiene). Erkennen Sie das Wesen zu ihren Füßen? Den Drachen, den sie tritt? Er steht symbolisch für die besiegte Cholera …
Die anderen sechs Bronzefiguren, die sich rundherum verteilt am Beckenrand befinden, sagen etwas über die Verwendung und den Nutzen des Wasser aus. Sie erkennen auch, dass das Wasser über mehrere Etagen in Bewegung ist. Aus der Schale, die Hygieia hält, läuft es herab, aus der Brunnenschale wiederum ins Auffangbecken – und es gibt Speier! Das Brunnenwasser ist somit ständig in Bewegung.
Und jetzt kommt das Spezielle! Sehen Sie im Sockel die Öffnungen? Diese Stellen, die mit Ziergittern versehen sind und bogenförmige Abschlüsse haben?
Hier wird ständig die durch das Brunnenwasser heruntergekühlte Luft angesaugt und für die Klimatisierung der Räume im Rathaus genutzt!
Vielleicht fragen Sie sich genauso wie ich, inwieweit das möglich ist. Auf der einen Seite ist dort das große Rathaus mit einer respektablen Grundfläche, mehreren Geschossen und einer doch erheblichen Anzahl von Innenräumen, auf der anderen Seite dieser in seinen Abmessungen recht überschaubare Brunnen mit seinen sechs Bogenöffnungen.
Wie soll das funktionieren? Es kommt doch nicht genügend Frischluft für jeden Quadratmeter und Winkel des Hauses! Wie soll ein aufgeheiztes Riesengebäude hinreichend gekühlt werden?
Vielleicht ist ein Wärmetauscher im Einsatz? Möglicherweise reicht es, wenn ständig irgendein Part einer weiteren Anlage durch diesen Brunnen auf niedriger Temperatur gehalten wird – und die angeschlossene Anlage erst klimatisiert den „Rest“ des Hauses?
Wer mir hier als Techniker, Klima-/Brunnenfachmann oder sonstiger Wissender mehr erzählen kann – herzlich gerne! Ich wäre sehr dankbar und erfreut über jede Information!
Nun muss ich allerdings erst einmal meine eigenen Räume daheim herunterkühlen. Wenn man … Im Grunde … Wenn es es richtig bedenke … Ach, wissen Sie was?
Eigentlich hätte ich liebend gern die Alster im Garten und einen ebenso genialen Brunnen zur Kühlung meines Schlafgemachs!
Womit wir wieder beim Ausgangspunkt des heutigen Blogbeitrags angekommen wären:
Hitze und Wunschdenken.
Vorbeigeschaut: Triathlon in Hamburg
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Allgemein, Artikel, Foto, Hamburg, Hamburgs Events (Hafengeburtstage, Triathlon, Weihnachtsmarkt etc.) am 22/07/2012
Am vergangenen Wochenende (21./22.07.2012) war Hamburg zum wiederholten Mal Austragungsort des Triathlons. Es ging um das fünfte Rennen der Dextro Energy Triathlon ITU World Championship Series 2012 und um die Austragung der Deutschen Meisterschaft im Paratriathlon Sprint Elite.
Schwimmen, Radfahren, Laufen. Verschiedene Distanzen, je nachdem, ob die Elite im offiziell gewerteten Rennen antrat oder ob es sich um die zahlreichen, ebenfalls startenden Jedermänner handelte.
Ich habe am Sonnabend vorbeigeschaut und hinterlasse im Blog einige Eindrücke und Gedanken.
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Ich mache mich auf den Weg zur Innenstadt an die Binnenalster, dem Schwimmterrain und zum Rathausplatz, der Wechselzone und Zieleinlauf darstellt. Bin ich ein ausgesprochen großer Sportenthusiast? Nicht unbedingt, doch mir gefällt das Drumherum, die Atmosphäre. Ich möchte sehen, was der Triathlon in diesem Jahr wieder aus meiner Heimatstadt macht.
Schon in der U-Bahn sind mehr Fahrgäste als gewöhnlich. Der Anteil der Menschen, die Kameras mit sich führen, ist überproportional hoch. Vor allem die Herren haben sehr profimäßig aussehende Exemplare dabei, und beim Aussteigen am Jungfernstieg wimmeln plötzlich am Anleger Schwärme dieser „Profifotografen“. An diesem Wochenende werden mit ziemlicher Sicherheit wieder Trilliarden von Aufnahmen entstehen. Gut, dass mit jedem Bild, das geschossen wird, nicht irgendetwas von der Landschaft verschwindet, oder ein Mensch Stück für Stück weggeknipst wird …
Schnappschüsse zum Text habe ich auch vorgesehen, doch für richtige, qualitativ hochwertige, „sportliche“ Fotos als Dokumentation zu einem Sportevent, verweise ich gleich vorweg auf die Fotostrecken der Zeitungen und Nachrichtenmagazine, an Galerien in speziellen Fotoblogs, etc.
Die Innenstadt ist vom Boden bis auf etwa Augenhöhe kaum wiederzuerkennen. Wären nicht beim Aufschauen immer noch die bekannten Fassaden höherer Gebäude und vor allem die Kirchturmspitzen und der Rathausturm sichtbar, so fühlte ich mich unter Umständen örtlich versetzt. Der NDR sorgt für Musik und beschallt gutgelaunt die Innenstadt. Der Beat wummert aus den Lautsprecherboxen. Vor lauter Menschentrauben am Anleger Jungfernstieg ist anfangs kaum die Binnenalster auszumachen. Die in meinem Rücken liegende Straße Jungfernstieg ist gesperrt, wird flankiert von weißen Zeltpavillons, in denen es für diejenigen, die noch nicht mit ihrem Triathlon-Outfit zufrieden sind, zusätzliches Equipment gibt.

Wer noch Outfit-Ergänzungen benötigt, findet sie in einem der zahlreichen Zeltshops entlang des Jungfernstiegs
Entschieden habe ich mich an diesem Tag für die Starts der Jedermänner. Bei den Spitzensportlern, den Eliteathleten, die auch noch antreten, gehe ich natürlich davon aus, dass sie gut trainiert sind, es schaffen und es ihnen um das Superergebnis geht. Für sie ist halt einzig allein die Zeit immens wichtig.
Für mich spielt das nicht die Hauptrolle. Die Jedermänner (so um die 10.000 Anmeldungen und Startplätze gibt es) reizen mehr. Besonders, wenn in Sprint-Staffeln gleich ganze Familien antreten. Der Sohn übernimmt die Rennstrecke mit dem Rad, die Schwester das Laufen, der Vater stürzt sich todesmutig in die Binnenalster. Mutter filmt und feuert an, Opa holt Würstchen, Oma betreut geduldig den jüngsten Enkel. Das hat was! Da wird wirklich mitgefiebert!
Apropos todesmutig … Ist es eigentlich riskant, das Schwimmen im Alsterwasser?
Manche behaupten, nur das ihnen bekannte trinkbare Alsterwasser (anderenorts auch Radler genannt) wäre akzeptabel. Herrschaften, es geht ums Schwimmen!
Die Triathlon-Teilnehmer sollen die Binnenalster ja nicht austrinken!
Doch wie sieht es mit der Wasserqualität aus? Muss man mit Hautquaddeln rechnen, darf man sich verschlucken?
Bis in die 1940er Jahre gab es an der Außenalster mehrere Badestellen und Baden war ganz selbstverständlich. Am Schwanenwik befand sich die große (später zerstörte) Volksbadeanstalt. In den Jahren und Jahrzehnten danach verschlechterte sich die Wasserqualität, das Baden war, unter dem gesundheitlichen Aspekt betrachtet, nicht ratsam. Durch umfangreiche Verbesserungen am Sielsystem ist die Qualität wieder so gut, dass Messungen der Umweltbehörde ergaben: es kann geschwommen (und notfalls ohne Todesfolge geschluckt) werden.
Könnte.
Denn es gibt kein offizielles Bad! Zu teuer, zu gefährlich. Nicht wasserbedingt, sondern aufgrund des Schiffsverkehrs auf der Alster. Dampfer und Barkassen könnten in der Dämmerung schwimmende Personen übersehen. Außerdem ist das Ufer zu schlickreich und zu steinig.
Sie hat das im letzten Jahr wenig gekümmert. Die Alster-Nixe war für kurze Zeit Badegast in der Binnenalster …
Und wie steht es um die Wasservögel?
Ein paar Schwimmer – gezielt an dafür zugelassenen Stellen – würden hingegen das Brutgeschehen der vielen Alsterwasservögel wohl nicht stören.
Sagt man.
Hamburger, die sich um einen Startplatz beim Jedermann-Rennen beworben haben, haben übrigens für die Disziplin Schwimmen oft nicht nur im Hallenbad trainiert, sondern versuchten realitätsnah draußen in natürlichen Gewässern fit zu werden. Nicht wenige sind etwas außerhalb Hamburgs in die Nähe von Trittau gefahren, nach Großensee. Dort gibt es das gleichnamige Gewässer inkl. offiziellem Freibad (Naturbad).
Um jedoch auf den Triathlon zurückzukommen:
Sportler haben die Möglichkeit unter www.hu.hamburg.de aktuelle Informationen zur Wasserqualität abzurufen. Das Institut für Hygiene und Umwelt der Gesundheitsbehörde untersucht die Schwimmstrecke seit Anfang Mai und prüft auf Bakterien und Blaualgen-Konzentration. Bisher war alles okay. Die Alster ist nun einmal „naturtrüb“ und etwas bräunlich, keine Südsee mit Sandstrand.
Gegen eine spontane Algenblüte spricht übrigens die momentane Wassertemperatur von lediglich 17,3 Grad Celsius.
17,3 Grad C? Im Juli! Das ist definitiv nichts für mich!
Und für die Schwimmer hier?
Sie haben (wahrscheinlich im krassen Gegensatz zu den Elite-Athleten, die noch starten) längst nicht alle Neoprenanzüge an. Viele springen nur in kurzer oder bestenfalls wadenlanger Hose, aber bloßem Oberkörper ins Nass. Manche Rücken, die aus dem Wasser blitzen, haben die Farbe von Hummern, die ins Heiße getaucht wurden. Sie sind knallrot!
Die Riegen der Schwimmer starten momentan in relativ kurzem Abstand. Wie hält man die Teilnehmergruppen bloß auseinander?
Woher weiß jeder Schwimmer, wohin er gehört und jeder der Helfer, wen er wohin leitet und begleitet auf dem Wasser?
Simples Prinzip: die Farben der Badekappen ändern sich! Die rote Gruppe ist bei der Boje, die blaue Gruppe schon an der Reesendammbrücke, die mit den weißen Mützen startet als nächstes.

Triathlon – Jedermann-Start – Eine Gruppe bereits auf dem Weg zum Ziel, die nächste startet am Anleger Jungfernstieg
Ich frage mich an diesem Tag zum wiederholten Mal, wo all die regulären Profischwimmer der Alster, die ohne Badekappen, abgeblieben sind. Die Schwäne, Wildgänse, Möwen, Enten, Rallen …etc. Sie haben sich sicher genervt auf die Außenalster verzogen. Kann ein Schwan eigentlich stirnrunzelnd gucken? Wo sitzt seine Stirn und würde man sein Runzeln wahrnehmen? Wahrscheinlich wäre es leichter zu erkennen, wenn er den Kopf traurig hängen ließe oder so’n Hals kriegen würde.

Triathlon – Betrieb auf der Binnenalster – Netter Anblick für die ICE-Fahrgäste auf der Lombardsbrücke
Wenn ich mir das Foto ansehe, auf dem der ICE gerade die Lombardsbrücke quert, würde ich schon gern wissen, ob der ein oder andere Zugführer am heutigen Tage kurz sein Mikro anschaltet und verkündet:
„Verehrte Fahrgäste. Wir passieren gleich die Lombardsbrücke. Wenn sie hinunterschauen auf den Wanderweg an der Binnenalster, sehen sie die Läufer des gerade stattfindenden Triathlons. Bei den vielen kleinen, entfernten Punkte auf dem Wasser, handelt es sich nicht um von Kanus begleitete Wasservögel, es ist das schwimmende Teilnehmerfeld. Und hier ein Service ihrer Deutschen Bahn: Es besteht für Sie jetzt die Möglichkeit, den Reisezug am Bahnhof Dammtor, den wir gleich erreichen werden, zu verlassen – falls Sie sich auch gern mit ins Getümmel stürzen möchten.“
Und prompt folgt ein Mordsgedrängel und Geschubse im Gang …
Oder er erzählt ihnen Märchen.
„In Hamburg gibt es an jedem Sommerwochenende Zwangsschwimmkurse für Einheimische. Eine Wiedergutmachung der Behörden, denn seit durch deren Beschluss in den Schulen am Sachwimmunterricht gespart wird, kann kaum noch ein Hanseat schwimmen.“
Das Märchen ist übrigens nur der Kurs, das andere ist wahr.
Man sieht, die Strecke führt ein Stück auf die Binnenalster hinaus. Hilfsdienste sichern das Schwimmfeld. Bojen markieren die Wendepunkte. Zurück geht es unter der Reesendammbrücke hindurch in die Kleine Alster.

Triathlon 2012 – Jedermann-Start – Schwimmen – Unterquerung der Reesendammbrücke Richtung Kleine Alster und Rathaus (Ziel)

Hamburg – Triathlon – Bitte links hindurch! – Gleich eine Vorübung für die Profis, die zur Olympiade wollen … (Linksverkehr in GB)
Die Schwimmer, die unter dem Applaus der auf der großen Freitreppe sitzenden Zuschauer am Rathaus der Kleinen Alster entsteigen, begeben sich zur Wechselzone. Der Rathausplatz ist umgestaltet für den heutigen Anlass. Auf der sonstigen Freifläche sind Tribünen aufgebaut, der Zieleinlauf findet ebenfalls hier statt.
Weiter zum Platz vor dem Rathaus …

Hamburg – Triathlon – Einlauf auf dem Rathausmarkt – Teilnehmer des Jedermann-Felds. Vorne bereits Tafeln mit den Namen der Elite-Sportler, die später am Tag antraten
Manch einen, den ich dort laufen sehe, hätte ich bei nur flüchtiger Betrachtung nicht unbedingt für einen Sportler gehalten. Einige Teilnehmer haben durchaus Bauch oder generelles Übergewicht. Es gibt auch Damen und Herren reiferen Alters, denen man solche extreme Belastungsfähigkeit gar nicht zutrauen würde.
So kann man daneben liegen.
Einige, die hier ihr Werk vollbracht haben, stehen mit Kollegen an den Ständen und trinken Bier. Sei es ihnen gegönnt, doch vielleicht erklärt es, warum sie eben ein bisschen mehr Gewicht haben.
Kalorienverbrauchstabellen geben darüber Auskunft (natürlich abhängig vom Körpergewicht), wie viele Kalorien ein Mensch beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen verbraucht. Nehme ich mir diese groben Werte, dann verliert ein Jedermann-Teilnehmer während des Wettkampfs so um die 700 kcal. (Was mich erstaunt, ich dachte es wären unter dieser Belastung mehr)
Trinkt er danach zwei Bier (à 0,5 l), sind ca. 400 kcal direkt wieder da. Die alternativ oder auch zusätzlich getrunkenen Energy Drinks liefern pro 250 ml Dose etwa 120 kcal. Außerdem wird hier noch Dextro Energen Traubenzucker verteilt … Irgendwie muss das Loch ja wieder aufgefüllt werden.
Die ersten drei männlichen Elite-Athleten, die am Samstagabend ins Ziel liefen, schafften es in einer Zeit von 0:51.48/0:51.53 und 0:51:59 min.
Unglaublich! Das ganze Pensum in unter einer Stunde! Die sind schneller mit allem durch, als mein Waschmaschinenprogramm läuft und könnten theoretisch hinterher – schon wieder ausgeruht – noch die Wäsche aufhängen!
Solche Gedanken drängen sich dazwischen, während ich herumstromere.
An den Absperrgittern steht neben mir eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm. Sie hat eben ihren Mann entdeckt, der sich joggend auf der Laufstrecke nähert. Der Lütte erkennt den Vater ebenfalls:
„Papa! – Auch!“
Aha, er will mitlaufen. Er unterstreicht seine Absicht deutlich, indem er beginnt, wie ein Wildgewordener auf dem Arm seiner Mutter herumzuzappeln.
Andere Leute applaudieren den Teilnehmern oder haben zum Ausdruck ihrer Begeisterung mit Luft gefüllte, lange Stäbe (Samsung hat gesponsert) in der Hand, mit denen sie herumfuchteln, sich duellieren und Knallgeräusche produzieren. Blaue Plastik-Ratschen kommen ebenfalls zum Einsatz. Ein Krawall! Muss wohl so sein. Immerhin keine Vuvuzelas …
Es herrscht trotz der Fülle und ungeachtet des gelegentlichen Lärms eine sehr entspannte Atmosphäre. Polizei ist nirgendwo zu sehen, aber überall und unermüdlich präsent sind die Hilfskräfte von DRK, THW, Maltesern u. a. Manche lassen sich gar keinem speziellen Dienst zuordnen. Sie wirken gut vorbereitet und haben alles im Blick. Es funktioniert einwandfrei.

Triathlon 2012 – Wechselzone nahe des Rathauses am Ballindamm – Laufen und Radfahren stehen noch aus …
Obwohl halbhohe Metallgitter die Stadt durchtrennen, die die Laufstrecken kennzeichnen oder die Zuwegung zur Wechselzone mit den Fahrrädern, wird keiner wirklich behindert. Es wird auch keiner genötigt, kilometerweite Umwege zu gehen. Zwischendurch dürfen die Laufwege immer wieder passiert werden. Helfer leiten einen hindurch bzw. riegeln ab.

Vom Rathaus kommend, die Bergstraße querend und weiter Richtung Ballindamm. Die Sicherheitskräfte mit den gelben Westen regulieren den Fußgängerverkehr an den Durchgängen der Metallgitter. Hier hat der Läufer Vorrang …
Das Gejammer der Ladenbesitzer in den ersten Jahren der Veranstaltung (Dann kommt ja keiner mehr zum Einkaufen!) hat sich als nicht ganz zutreffend erwiesen. Viele verbinden beides – Triathlon plus Shoppen – oder holen die Einkäufe eben am folgenden Wochenende nach.
Solange nicht Wochentage mit davon betroffen sind, sind die Auswirkungen nicht so schlimm. Es gibt jedoch immer einen Prozentsatz Menschen, der lauthals jammert:
Wenn die Straßen gesperrt sind, komme ich da überhaupt nicht hin!
Genau. Drama! Denn eine Stadt wie Hamburg bietet selbstverständlich überhaupt keine Alternativen. Und öffentliche Verkehrsmittel gibt es in dieser Großstadt generell gar nicht …
Oft sei auch die Frage gestattet: Wollte derjenige denn wirklich an diesem Tag unbedingt genau dort hin?
Werden die Sperrungen hingegen zeitlich ausgeweitet und fallen zusätzlich auf reguläre Wochenarbeitstage, sind die Auswirkungen gravierender. Der Anlieferverkehr in der Stadt kommt zum Erliegen. Der Geschäftsverkehrt hakt. Das Berufsverkehrschaos bricht regelmäßig aus, weil trotz vorheriger Ankündigung jeder überrascht tut und ausprobiert, ob er nicht eventuell doch dort durch kommt. Das Gejammer über die Situation steckt prompt allgemein an (hochinfektiös!), die Unmutsäußerungen nehmen zu.
Man hat es beobachtet, als 2007 Hamburg erstmals die WM durchführte und von Donnerstag bis Sonntag mit entsprechenden Sperrungen durchzog. Es wäre beinahe das letzte Mal gewesen …
Heute tritt einerseits der Gewöhnungsfaktor ein, andererseits helfen die Erfahrungen der letzten Jahre. Für 2017 ist angedacht, möglicherweise das Finale der WM nach Hamburg zu holen, d. h. es wird nötig werden zu prüfen, was anlässlich einer solchen Veranstaltung zugemutet werden kann.
Es ist schön in Hamburgs City an diesem Tag. Das Wetter hält sich. Die Sonne schafft es gelegentlich sogar, kurz durchzublinzeln und zu zeigen, dass es sie noch gibt.
Die Annahme, dass eine derartige Großveranstaltung geschäftsschädigend sei oder nur Unruhe und Unannehmlichkeiten bringe, ist definitiv falsch. Die Menschen um mich sind sehr ausgeglichen, was man an einem normalen Allerweltssonnabend nicht immer feststellt. Dieses Wochenende herrscht Ausnahmezustand in meiner Stadt. Und das ist gut so.
Mir kommt es vor, als seien Events dieser Art (ganz besonders Open Air Sportveranstaltungen) einfach eine enorme Bereicherung für Hamburg und fördern (auch international betrachtet) ein positives Image.
Wo und wie sonst kann sich eine Stadt derart vorteilhaft präsentieren? Die Berichterstattung hat gewaltige Ausmaße angenommen. So etwas will mit irgendwelchen PR-Maßnahmen erst einmal erreicht werden!
Welche Stadt hat schon all die örtlichen Gegebenheiten, kann alle Voraussetzungen erfüllen?
Wir sollten sehr froh darüber sein, dass es so ist und wirklich die Chance nutzen, das vielgerühmte Tor zu Welt weit zu öffnen!
©Juli 2012 by Michèle Legrand
Sommer, Sonne, Alster … und wie ist es mit Ihnen?
Veröffentlicht von ladyfromhamburg in Allgemein, Artikel, Auf Entdeckung - Unterwegs im In- und Ausland (s. dazu auch weitere Spezialkategorien), Foto, Hamburg, Hamburgs Binnen- und Außenalster am 03/07/2012
Das vergangene Wochenende (30.06./01.07.) brachte sonniges Wetter und überaus angenehme, sommerliche Temperaturen nach Norddeutschland. Haben Sie Lust, dies auszunutzen und mit ans Wasser zu kommen?
Oben ohne?
Ich hätte heute hier im Blog für Sie Folgendes im Angebot:
Eine Rundfahrt mit dem Alster-Cabrio über die Hamburger Binnen- und Außenalster.
Sie überlegen noch?
Nur das Boot ist offen, oben ohne – Sie dürfen weiterhin geschlossen, sprich bekleidet bleiben.
Es wird eine kleine, kurzweilige Fahrt, einige wissenswerte oder unterhaltsame Dinge werden locker und unauffällig hineingestreut. Wir plaudern ein wenig, Sie können Fotos ansehen, entspannen sich ein bisschen und in gut zehn Minuten steigen Sie wieder aus. Trocken und ohne dass Empfindsamen unter Ihnen vom Seegang schlecht geworden wäre.
Letzte Chance! ;)
Es geht los …

Ablegen am Jungfernstieg mit dem Alster-Cabrio – Am Anleger befinden sich noch die Boote „Alsterwasser“, „St. Georg“ und „Eilbek“ (siehe auch Text)
Wir starten am Anleger Jungfernstieg direkt in Hamburgs Innenstadt nahe dem Rathaus. Hier legen viele Schiffe der Alsterschifffahrt zu ihren Rund-, Kanal-. Fleetfahrten, zu Dämmertörns oder sonstigen (gecharterten) Sonderfahrten ab. Es gibt ebenfalls gesondert einen festen Linienfahrplan, der Ein- und Aussteigen an insgesamt neun Anlegern ermöglicht.
Die Boote der weißen Alsterflotte sind unterschiedlicher Bauart. Es gibt die traditionellen Alsterdampfer mit voneinander leicht abweichenden Bautypen. Sie tragen Namen wie Goldbek, Eilbek, Susebek etc. Des Weiteren die Flachschiffe („MS Fleetenkieker“ u. a.), eine restaurierte Motorbarkasse („Aue“), einen Solarkatamaran („Alstersonne“), den erwähnten offenen Schiffstyp („Alster-Cabrio I und II“) sowie ein ZEMship („Alsterwasser“). ZEMship steht für „zero emission ship“, d. h. ein Fahrgastschiff, welches sehr fortschrittlich mit Brennstoffzellen – emissionsfrei und geräuscharm – angetrieben wird.
Von Zeit zu Zeit begegnet Ihnen auf der Alster sogar ein altes Dampfschiff. Wenn ein weißes Boot an Ihnen vorbeituckert, aus dessen Schornstein grauer Rauch quillt, dann ist es sehr wahrscheinlich die „St. Georg“. Sie gehört dem Verein Alsterdampfschifffahrt e. V.
Sie haben an diesem warmen Tag wirklich Glück, denn für uns steht das offene Boot abfahrbereit. Keine trübe Fensterscheibe, die die Sicht behindert, Sonne pur auf Ihrer Haut und ein bisschen frischen Wind um die Nase.
Sitzen Sie gut?
Bitte? Schwimmwesten?
Nein, die gibt es hier nicht. Sollten Sie hinausfallen, ist die Chance jedoch ziemlich groß, dass jemand hinterherspringt und sie rettet. Nicht nur das Alster-Cabrio, auch andere Boote würden sofort stoppen, beidrehen und sie wieder an Bord ziehen. Die Binnenalster ist zudem gar nicht so tief. Wenn Sie noch ein bisschen wachsen, können Sie fast darin stehen (2,50 m).
Die Binnen- und die Außenalster gibt es seit dem 13. Jahrhundert, als die Alster (der Fluss, dessen Quelle nördlich von Hamburg bei Henstedt-Ulzburg zu finden ist) zu Mühlenteichen aufgestaut wurde. Die Fläche der kleineren Binnenalster beträgt 18 ha, die der großen Außenalster 160 ha. Den großen See dürfen Sie sich etwa so groß wie das Fürstentum Monaco vorstellen. Hier beträgt die Wassertiefe ungefähr 3,50 m.
Wir erreichen gleich die Lombards- und die Kennedybrücke, die die beiden Seen voneinander trennen. Wenn man unter diesen steinernen Bauwerken durchfährt, hallt die Stimme plötzlich wie im Gebirge! Was gerade über uns hinwegrauscht, ist ein Fernzug. Einer von sehr vielen. Die Lombardsbrücke ist die Querung der Alster für Fern- und Güterzüge und mit 900 Zügen, die pro Tag über ihre Gleise fahren, die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Europas!
Der Autoverkehr nutzt die Kennedybrücke dahinter, die zusätzlich gebaut wurde, als das Verkehrsaufkommen immer größer wurde. Sie hatte anfangs den sehr logischen Namen Neue Lombardsbrücke und wurde erst nach der Ermordung John F. Kennedys 1963 ihm zum Gedenken in Kennedybrücke umbenannt.
Die Brücken liegen hinter uns, wir befinden uns nun auf der Außenalster. Rechts taucht das bekannte Hotel Atlantic auf. Sehen Sie doch einmal hoch zum Dach! Es sind Menschen oben! Wird dort gearbeitet, oder spielen sich vielleicht Dramen in dieser Höhe ab?

Hotel Atlantic – rechts auf dem Dach die Weltkugel mit den beiden Karyatiden (-> James Bond Szene, siehe Text)
Es gab dort oben tatsächlich schon einmal eine dramatische Begebenheit. 1997 wurden hier Szenen für den James Bond Film „Der Morgen stirbt nie“ mit Pierce Brosnan gedreht, der (oder sein Stuntman-Double) vor einem Killer über den Balkon an der Hausfassade hinauf auf das Dach flüchtete, bis hin zur Weltkugel rechts mit den beiden Karyatiden.
Was meinten Sie bitte?
Nein, es ist nicht schlimm! Machen Sie sich keine Gedanken!
Sie dürfen ruhig weiter James Bond Musik vor sich her summen …
Sollte sie noch der Begriff Karyatiden im Zusammenhang mit der Weltkugel beschäftigen – so werden in der Architektur Skulpturen von weiblichen Figuren, die eine tragende Funktion haben, genannt.
Ein Stückchen weiter, nahe der Gurlitt- Insel, treffen wir auf einen Herrn, der mitten im Wasser steht. In Hamburg gibt es an verschiedenen Orten insgesamt vier dieser auf Bojen befestigten Figuren von Stefan Balkenhol. Sie sind aus Eichenstämmen gefertigt, fast identisch, und die Kollegen befinden sich seit 1993 auf der Süderelbe in Harburg, im Serrahn in Bergedorf sowie auf der Elbe beim Museumshafen Övelgönne. Im Winter werden sie eingeholt.
Unser Boot nähert sich dem Schwanenwik. Schwanenwik bedeutet so viel wie Bucht der Schwäne. Hier sehen Sie rechts die 1952/53 entworfene Bronze „Drei Männer im Boot“ von Edwin Scharff. Bevor Sie allerdings fertig gegossen und aufgestellt war, starb der Künstler 1955. Er selbst hatte sich die Herren mit den hoch aufgerichteten Ruderstangen eigentlich an den (von ihm – so dachte er) umgestalteten Jungfernstieg gewünscht – nun steht die Bronze hier, die Figuren zum Wasser ausgerichtet.
Genau hier, in der Bucht der Schwäne, befindet sich die breiteste Stelle der Außenalster. Die Entfernung vom Ostufer zum Westufer hinüber beträgt ca. 1.200 m. Die Straße, die jetzt auf unserer Uferseite entlangführt, nennt sich Schöne Aussicht. Häuser mit dieser Adresse sind begehrt, rar und in ihrer Anschaffung äußerst kostspielig. Die Straße hat ihren Namen nicht ohne Grund, denn wer von hier aus über die Alster schaut, dem bietet sich ein großartiges Panorama! Der Blick erfasst die Silhouette der Stadt, zeigt all die markanten Kirchturmspitzen und eine Menge Himmel und Wasser drumherum!
Höher als alle Kirchtürme ist übrigens der Fernsehturm oder Heinrich-Hertz-Turm, wie er korrekt heißt. Er misst 279 m, ragt dementsprechend hoch in den Himmel. Ist riesig! Doch wer im Hamburger Hafen oder auch anderswo schon einmal die Queen Mary II gesehen hat, dem sei gesagt, würde man dieses Schiff hochkant an den Turm stellen, dann ragte es noch 66 m über die Spitze hinaus …
Es geht weiter am Gästehaus des Hamburger Senats vorbei. Es wird heute nicht mehr so viel genutzt wie z. B. zu jener Zeit, als Helmut Schmidt Bundeskanzler war. Er lud gern zu Gesprächen in seine Heimatstadt ein und quartierte seine Gäste an der Alster ein. Der Senat empfängt schon seit 1965 in dieser Villa und seither stiegen viele prominente Persönlichkeiten hier ab. Queen Elizabeth II hat sich als erste eingetragen. Kissinger war da, Yassir Arafat, Breschnew, der Dalai Lama, Giscard d’Estaing u. v. m. Auch der König von Tonga, für den das Bett verstärkt werden musste – er wog viereinhalb Zentner!

Gästehaus des Hamburger Senats (sehr versteckt, der Garten mit Bootsanleger liegt Richtung Feenteich)
Wir passieren jetzt die Feenteichbrücke, die den Eingang zum Feenteich bildet.
Nur eine von sehr vielen Brücken in dieser Stadt. Es gibt in Hamburg offiziell 2.376 Brücken (inoffiziell 2.500). Damit ist Hamburg die brückenreichste Stadt Europas und hat mehr Brücken als Amsterdam, London und Venedig zusammen! (Mit Brücken sind wirklich alle, nicht nur die über Wasserwege gemeint)
Ein Stückchen hinter der Feenteichbrücke und hinter dem Anleger Uhlenhorster Fährhaus (Uhlenhorst = Eulennest) befindet sich die Imam-Ali Moschee. Sie ist die viertälteste Moschee in Deutschland (Grundsteinlegung 1961, Einweihung 1963 und 1965).

Anleger „Uhlenhorster Fährhaus“ – Im Hintergrund die Imam-Ali Moschee, das Islamische Zentrum Norddeutschlands
Lassen Sie uns von der Außenalster einen kleinen Abstecher in den Langen Zug machen. Hier gibt es auch etwas, das Sie vielleicht sehen möchten. Beim Einbiegen passieren wir das Haus des Rudervereins der Hamburger Schulbehörde. Er wirkt momentan ein bisschen verwaist, was sicher daran liegt, dass die Schulferien schon begonnen haben. Aufgenommen wird hier nicht jeder, der eine Hamburger Schule besucht, sondern nur, wer als Schüler u. a. mindestens einen Notendurchschnitt von 1,2 vorweisen kann.
Über dem Club befindet sich die Wohnung des Hausmeisters. Er ist bereits ein älterer Herr, der – laut einem Gerücht – nicht in Rente gehen möchte, weil es für ihn bedeuten würde, dass er von diesem doch sehr schön gelegenen Plätzchen fortziehen müsste …
Ein kleines Stück weiter auf der rechten Seite taucht ein recht interessantes, eigenwilliges Haus auf. Der Hamburger Architekt Hadj Teherani hat es nach seinen Entwürfen bauen lassen.

… man sieht, dass auch der Garten in Wellen angelegt ist, so dass der Eindruck entsteht, das „Schiff“ gleite durchs Wasser
Es sieht aus wie ein Kreuzfahrtschiff von hinten, große Glasfronten bieten Ausblick und selbst der Garten wurde danach gestaltet. Der Rasen verläuft wellig, die Anpflanzung unterschützt zusätzlich den Eindruck, dass sich das „Schiff“ im Wasser befindet. Herr Teherani wohnt dort, allerdings nur im Parterre auf „lumpigen“ 210 qm. Es gibt insgesamt sieben Parteien in diesem Haus, für einen allein waren die Kosten wohl doch zu gewaltig. Unter anderem soll Hugo Boss hier seine Ferienwohnung haben. Eine verglaste Außenkabine sozusagen …
Während Sie noch weitere Villen links und rechts anschauen, gedenke ich einen Moment einer früheren Firma, bei der ich gern gearbeitet habe, die sich hier ganz in der Nähe, etwa am Beginn der Straße Bellevue, befand. Fast acht Jahre konnte ich in jeder Mittagspause schnell an den Langen Zug und vor zum offenen See spazieren, Alsterluft schnuppern, den Blick über das Wasser gleiten lassen oder Wasservögel beobachten. Die Firma gibt es mittlerweile nicht mehr – aber wenigstens die Alster, nicht wahr?
Die Sonne strahlt weiterhin, das Wasser glitzert, und die Fahrt führt Sie nun Richtung Krugkoppelbrücke. Am Ufer liegt die Straße Bellevue mit sehr noblen Häusern. Bellevue heißt im Grunde auch wieder Schöne Aussicht. Doch auf diese Art findet sich der Postbote leichter durch, als wenn das ganze Ostufer den gleichen Straßennamen hätte. ;)
Rechts von der Krugkoppelbrücke an der Straße Fernsicht, liegt das bekannte und gut besuchte Restaurant-Café „Bobby Reich“ mit Bootssteg, Bootslagerung und Bootsvermietung schon seit 1883.
Sie haben es natürlich bereits bemerkt: Auf der Alster fahren selbstverständlich nicht nur die Boote der Alstertouristik (Alsterschifffahrt). Hier sind auch viele Segler, Ruderer und Tretbootfahrer unterwegs. Es werden Regatten veranstaltet und Ruderrennen ausgetragen. Es gibt mehrere Ruderclubs an verschiedenen Stellen entlang des Ufers, die Segelschule Käpt’n Prüsse unweit des Hotel Atlantics und einige Verleihstellen für Segel-, Tret- und Ruderboote rund um den See. Lediglich weitere motorisierte Fahrzeuge sind nicht erlaubt, und es gilt zudem der Grundsatz: Vorfahrt haben immer die Alsterschiffe!
Unser Alster-Cabrio fährt noch unter der Krugkoppelbrücke hindurch, so dass Sie sehen können, wo der Alsterlauf hinführt. Schauen Sie bitte einmal nach rechts.
Von hier aus bleiben gut 50 km Wasserstrecke bis zur Quelle. Befahrbar mit den Schiffen der Alstertouristik sind allerdings lediglich noch die nächsten sieben bis acht Kilometer (Richtung Winterhuder Fährhaus).
Wir drehen und wählen die Route entlang des Westufers zurück. Dort sind die Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum, und das Alstervorland mit Alsterwiesen und Alsterpark ragt bis an das Ufer.
Unser Kapitän hat jedoch eben bemerkt, dass die Zeit knapp wird, empfiehlt, die Hüte festzuhalten und gibt Gas. Es dröhnt, der Boden vibriert, und der Lärm verhindert vorerst weitere Erläuterungen.
Immer noch Sonnenschein. Aber selbst wenn hier – wie in den letzten Wochen – sehr viel Regen fällt, besteht nie die Gefahr, dass die Alster oder ihre Fleete überlaufen. Zwei elektronisch gesteuerte Schleusen (Rathausschleuse und Schaartorschleuse) regulieren den Wasserstand und sorgen für einen gleichmäßigen Pegel.
Auch ansonsten können Sie beruhigt sein, denn schauen Sie jetzt einmal nach links: die Polizei ist schon da und passt auf …

Alsterrundfahrt: …. die Zeit drängt. Noch einmal Gas geben, dass der Boden unter den Füßen vibriert.
Wir lassen die Außenalster gleich wieder hinter uns und steuern erneut auf die Kennedybrücke zu. Haben Sie es erkannt? Im Wasser schwimmt ein „Seehund“ …
Geht es Ihnen gut?
Fühlen Sie sich noch wohl?
Ich hoffe, sie haben die leichte Schaukelei eben vertragen.
Ansonsten wird es jetzt wieder ruhiger, denn wir befinden uns nun wieder auf der Binnenalster. Was als leichter Sprühnebel auf sie niederkommt, ist die zart verpustete Gischt der großen Alsterfontäne.
Das schöne Gebäude zur Rechten ist das Hotel Vier Jahreszeiten, von dem ich Ihnen kürzlich schon den Eingang auf einem Nachtfoto zeigte. (Lesen Sie hier bitte freundlicherweise korrekt! Es heißt nicht Nacktfoto!) Das Vier Jahreszeiten ist immer noch eines der besten Hotels weltweit und dementsprechend sind die Preise. Ein Zimmer (nach hinten heraus, kein Alsterblick!) bekommen Sie bereits für günstige 430,00 €, die Präsidentensuite, die Sie rechts oben (dort, wo die schmalen Fenster sind) erkennen, kostet 4.900,00 € pro Nacht.

Das ALEX (früher Alsterpavillon) am Jungfernstieg, links der eigene Beach Club (Georgia-Beachclub-Lounge)
Wir sind fast am Ende unserer Rundfahrt, doch bleiben Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit noch sitzen! Im Gegensatz zu früher, werden wir heute nicht an der Pier vertäut. Am Anleger Jungfernstieg befinden sich an einigen Stellen senkrecht Metallplatten montiert, an Bord der Alsterschiffe hingegen gibt es Magneten. Das Anlegen erfolgt elektromagnetisch, und da es nicht reicht, einfach nur in die Nähe der Platten zu kommen und sich hoffnungsfroh anziehen zu lassen, muss unser Kapitän mit relativ viel Schwung dagegen halten.
Nun, Sie sind ja jetzt mental vorbereitet und halten sich am besten vorsichtshalber an der Sitzbank oder an ihrem Nachbarn fest. Wenn Sie ihn bisher noch nicht kennen, kann das nun mit einer guten Begründung nachgeholt werden. Starten Sie die Kontaktaufnahme vielleicht zwanglos mit einem: „Sind Sie auch so furchtsam?“ oder „Ihre Hände wirken auf mich irgendwie beruhigend!“

Ende der Alsterrundfahrt. Schön war’s. Der schlanke Herr in dunkler Hose und weißem, kurzärmeligen Hemd, der uns gerade den Rücken zuwendet – das war unser Kapitän.
Angedockt. Sie können ausatmen.
Hat es Ihnen ein bisschen gefallen?
Ich betone, es waren nicht immer oder ausschließlich die Erläuterungen, die der Kapitän von sich gab, doch ich fand, wir bräuchten zusätzlich noch ein bisschen Information.
Falls Ihre Beine sich erst wieder an Festland gewöhnen müssen, setzten Sie sich noch einen Moment hier auf die sonnenbeschienenen Sitzbänke und schauen dem Treiben zu.
Demnächst können Sie – wenn Sie denn wollen – auch einen Ausflug auf der Landseite mitmachen. Zu Fuß entlang der Außenalster.
Was halten Sie davon?
Ich sage rechtzeitig Bescheid …!
©Juli 2012 by Michèle Legrand
Wieder auf Entdeckungstour: Teil 2 – Gefiederte Hamburger und Quiddjes / Die Scherben an der Rathausschleuse
An der Alster, sei es Außenalster oder Binnenalster, trifft man auf eine sehr große Anzahl und auch Vielfalt von Wasservögeln. Vogelarten, die hier ständig leben und auch über den Winter bleiben, sind Sturmmöwen, Stockenten, Blässhühner (Blässrallen), Wildgänse/Graugänse, einige Lachmöwen, weitere Entenarten … – mit anderen Worten, vieles, was ich gar nicht genau identifizieren kann. Gelegentlich taucht ein farbenfroher Fremdling auf, der sich von der Elbe (oder der Nordsee) aufgemacht hat, und der Hamburg für einen Kurzbesuch attraktiv findet. Wenn ich die Namen der gefiederten Wesen nicht kenne, dann sind es meist Quiddjes. Das ist hier ein Ausdruck für Zugereiste oder Fremde. Die anderen sind bei mir folgerichtig die geborenen Hamburger. Bei denen gehe ich auch immer davon aus, dass sie sich untereinander wahrscheinlich „op Platt“ verständigen ;).
Richtige Hamburger sind die hier so typischen Alsterschwäne, die den Winter allerdings in ihrem Ausweichquartier, dem Eppendorfer Mühlenteich verbringen und dort ggf. auch Futter erhalten.
-> siehe auch: https://michelelegrand.wordpress.com/2011/11/22/bootsfahrt-im-november/
Wie kommen die anderen mit den kalten Temperaturen und dem Eis klar?
Sie sind findig, und sie passen sich an. In einer Stadt bleibt viel liegen, was zum Verzehr geeignet ist. Die Möwen sind in den letzten Jahren zudem bei ihrer Nahrungssuche frecher geworden. Obwohl in Hamburg das Füttern von Wasservögeln (bei Androhung einer Geldbuße von bis zu 5.000 Euro) verboten ist, halten sich nicht alle daran. Dadurch empfinden viele Vögel den Menschen nicht nur als ungefährlich, sondern als regelrechten Futterspender. Hat er was, soll er es gefälligst auch herausrücken!
Zur Zeit der Weihnachtsmärkte ging es schon so weit, dass den Besuchern der Gastro-Stände die Brötchen und andere Speisen im Sturzflug dreist aus den Fingern gerissen wurden. Es ist also ratsam, bei Besuchen des Jungfernstiegs, der Alsterarkaden, des Rathausmarktes und anderer Plätze an der Alster, möglichst keine Nahrungsmittel in der Hand zu haben. Es ist oftmals nämlich nicht nur ein einzelnes Federvieh, das sich nähert, sondern eine ganze Truppe, und die Szene erinnert dann eher an Hitchcocks „Die Vögel„.
Ich hatte also nichts bei mir am Mittwoch. Trotzdem hatten mich die Kollegen sehr genau im Blick!

Reesendamm – gegenüber Alsterarkaden. Die Möwen hoffen auf Essbares … Im Hintergrund die Rathausschleuse
Sie sitzen vorzugweise auf den Brückengeländern, auf Duckdalben (eingerammten Pfählen) oder zurzeit auf den immer noch herumtreibenden Eisschollen der Kleinen Alster. So heißt dieser Wasserabschnitt, der von der Binnenalster durch den Jungfernstieg und die Reesendammbrücke getrennt wird. An diesem Becken liegen auf der einen Seite die Alsterarkaden, und gegenüber ist die große Freitreppe am Reesendamm. Das Wasser wird direkt zur Schleusenbrücke geführt, unter der sich die Rathausschleuse befindet (Das Rathaus selbst ist ebenfalls in unmittelbarer Nähe)

Kleine Alster vor der Schleusenbrücke. Links Rathaus mit Stele/Relief von Ernst Barlach zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Errrichtet 1932
Die Alsterarkaden entstanden nach dem großen Stadtbrand von 1842. Das Gebäude hat einen weißen Anstrich sowie einen Arkadengang mit Rundbögen. Es wirkt sehr südländisch. (Vielleicht ist es meinen „Followers“ bei Twitter aufgefallen: Ich habe die Alsterarkaden seit Beginn als Hintergrundbild).
Das dunkle, schmiedeeiserne Geländer hat schöne, goldfarbene Motive eingearbeitet
Möwen nutzen diese Geländer gern als Ausguck, als Spähposten. Wo ist die nächste Beute …? Von hier aus haben sie einen guten Überblick darüber, was sich auf und auch neben der Kleinen Alster tut.
Während ich Fotos von den Alsterarkaden aus hinüber Richtung Rathaus schieße, hat eine der Möwen etwas entdeckt. Gegenüber auf der Freitreppe stehen zwei junge Männer mit einer McDonald’s Tüte. Von hier sieht es aus, als hätten sie Pommes Frites in der Hand. Die Möwe startet, zischt über das Wasser, dreht haarscharf bei und – zack! Sie war erfolgreich und kehrt mit Pommes im Schnabel zurück. Die Jungs sind am Wettern! Und ich werde misstrauisch beäugt, ob ich eventuell etwas streitig machen könnte …
Die Eisschollen der Binnenalster treiben unter der Reesendammbrücke hier herein. Sämtliche Vögel nehmen sie als Landepunkt und – wie es aussieht – als Floß. An der Schleuse, die geöffnet ist, rauscht das Wasser im freien Fall abwärts. Die eisigen, schon recht dünnen „Eisscherben“ werden davon angezogen. Die Tiere jedoch harren auf ihnen aus.
Es erinnert mich auf einmal an Filme, in denen unschuldige, nichtsahnende Touristen mit dem Boot oder Floß unterwegs sind. In Richtung der Niagara-Fälle, was sie selbstverständlich nicht wissen und natürlich erst kurz vor dem Absturz dahinter kommen, was dieses merkwürdige, ständig lauter werdende Rauschen zu bedeuten hat. Aufkommende Hektik, Panik, runter vom Floß, rette sich, wer kann …

Kleine Alster mit Eisschollen. Die Wasservögel immer noch auf dem Weg Richtung Schleuse, doch die ersten heben ab …
Genauso halten es die Vögel. Erst kurz bevor das Wasser sie mitreißen würde, wirken sie leicht überrascht und bequemen sich wegzufliegen. Manchmal reagieren sie etwas verdutzt und minimal panisch, wenn sie merken, dass der Untergrund glatt ist und dies den Start erschwert. Es klappt jedoch immer alles noch im letzten Moment.
Ansonsten, würde ihnen dies hier blühen:
In der Schleuse werden die Eisscherben gehäckselt und kommen doch sehr verkleinert auf der anderen Seite wieder zum Vorschein.

Ein Blick in das dahinterliegende Alsterfleet, in dem nun die zertrümmerten Eisplatten gelandet sind …
Hinter der Rathausschleuse befindet sich der Alsterfleet, der weiterführt Richtung Baumwall und dort in den Hamburger Binnenhafen (letztendlich die Elbe) mündet.
Ich fand es nach dem Besuch der Außenalster und der Binnenalster auch hier außerordentlich schön und entspannend. Blieb mir nur noch, mich von den neuen Möwenfreunden zu verabschieden und mich langsam wieder auf den Rückweg Richtung Hauptbahnhof zu machen. Zwischen Hauptbahnhof und Alster gibt es ein paar Dinge, die ich im dritten Teil der kleinen Blogserie gern zeigen möchte.
In Kürze:
-> Teil 3: Entdeckt! Zwischen Hauptbahnhof und Binnenalster! Von Spinnen, Zyklopen und Nackten …
©Februar 2012 by Michèle Legrand