Hamburg: Fleete, Bier und die Mahnung an der Tür

Ich war in der vergangenen Woche unterwegs und so habe Ihnen gleich etwas mitgebracht. Aus meiner
Stadt, aus einem Teil, der sich südlich der City am Zollkanal und am Binnenhafen befindet, also nahe der Speicherstadt.

Sie wissen, Hamburg ist eine wasserreiche Stadt. Es gibt nicht nur Elbe, Binnen- und Außenalster, Bille
und Seen, Hamburg hat auch zahlreiche Fleete, die das Stadtgebiet durchziehen.
Die Anzahl dieser Wassergräben war einst erheblich höher, doch viele gibt es mittlerweile nicht mehr.
Wenn sie nicht schon früher zugeschüttet wurden, dann spätestens nach Ende des zweiten Weltkriegs,
als nämlich Unmengen von Schutt aus Trümmern anfielen, die irgendwo hin mussten.

Wenn Ihnen heute jemand als seine Adresse „Am Katharinenfleet“ angibt, dann hüten Sie sich vor der
Idee, derjenige wohnte mit Blick aufs Wasser. Pustekuchen! Diesen Fleet gibt es nicht mehr, lediglich den Straßennamen.
Es gibt aber den Nikolaifleet. Um ihn und seine Umgebung geht es heute.

Hamburg - Blick auf den Nikolaifleet und die Kirche St. Katharinen (von der Straße "Holzbrücke" aus)

Hamburg – Blick auf den Nikolaifleet und die Kirche St. Katharinen (von der Straße „Holzbrücke“ aus)

Erinnern Sie sich an die Badeanstalt, den Tempel der Reinlichkeit, im vorletzten Blogpost, an dessen Platz heute ein rundes Parkhaus steht? Ich erzählte Ihnen, dass Mitte des 19. Jahrhunderts zur Zeit der Erbauung des Bades die Modernisierung der Stadt voranschritt und dabei die Wasser- sowie die Abwassersituation (Kanalisation, Siele) verbessert werden sollte.
Warum? Weil kaum einer regelmäßig, geschweige denn sauberes Wasser hatte! Die Zustände in den eng bebauten Gebieten besonders hier Richtung Hafen waren aus hygienischer und medizinischer Sicht katastrophal! Völlig untragbar.

Gleichzeitig sahen die Einsatzmöglichkeiten bei einem Brand nicht eben rosig aus. Schwierige Brandbekämpfung bei gleichzeitig erheblicher Brandgefahr.
Nahezu jede Häuserzeile hatte damals – üblicherweise an der Rückfront – Anschluss an einen Fleet (man sagt übrigens der, aber auch das Fleet). Vor dem Haus hingegen lief eine enge Straße vorbei.
Es war absolut üblich, Wohnen und Arbeiten an einem Ort zu erledigen. So wuselte es mächtig, wenn Familien dort lebten und gleichzeitig Waren angeliefert, gelagert, in Werkstätten verarbeitet und wieder abtransportiert wurden. Es war voll gestellt, Maschinen liefen, Feuer und Wasser kamen zum Einsatz. Der Anteil an Holz und anderen empfindlichen Rohstoffen und Materialien im Umkreis war beträchtlich, und daher brannte alles im Fall der Fälle wie Zunder.

Man musste in dieser Hinsicht sehr leidvolle Erfahrungen sammeln. Schauen Sie beim folgenden Foto einmal auf die Häuserzeile auf der rechten Seite und denken sich quasi dahinter. Es sind nämlich die Rückfronten der Gebäude der Deichstraße und genau dort, in der Deichstraße, brach 1842 der Große Brand aus, jenes verheerende Feuer, das sich Richtung Binnenalster durchfraß und erst nach drei Tagen gelöscht werden konnte. Die Flammen, die so viele Menschen das Leben kosteten und so viel vernichteten.

Hamburg - Nikolaifleet - Deichstraßen-Häuser rechts, links die Rückseite der Häuser der Straße Cremon

Hamburg – Nikolaifleet – Deichstraßen-Häuser rechts, links die Rückseite der Häuser der Straße Cremon

Die Konsequenz aus diesem Branddrama war, dass man Wohnen und Arbeiten zu trennen begann. Die Familien zogen nun Richtung Außenalster, siedelten links und rechts davon und schoben sich langsam weiter nördlich. Neue Wohnviertel entstanden. Im Zentrum selbst erfolgte die Konzentration auf Arbeit und Beruf.
Als wichtige Handelsmetropole startete Hamburg mit der Planung für den Bau der Speicherstadt sowie erster Kontorhäuser, die um die Jahrhundertwende herum nach und nach entstanden. Im Westen der Innenstadt vereinzelt und meist in Baulücken, im Osten der City wuchs ein richtiges Kontorhausviertel heran.

Hamburg - Kontorhäuser - Konzentration auf Stein,, Fliesen und Metall ...

Hamburg – Kontorhäuser – Konzentration auf Stein,, Fliesen und Metall …

Was denken Sie, warum dort in den Treppenhäusern alles so steinern gelassen wurde und man eher über  Mauerwerk und Fliesen sowie kunstvolle Metallgeländer in den Foyers und Stockwerken Akzente setzte, statt  zusätzliche, hölzerne Schmuckeinbauten vorzunehmen oder Dekoration ins Foyer zu stellen?
Sie ahnen es sicherlich. Man wollte das Brandrisiko minimieren und freie Bahn haben, um schnell eingreifen zu können, sollte doch einmal etwas passieren (Evakuierung, Brandlöschung etc.)

Hamburg - Eingangsbereich eines Kontorhauses ...

Hamburg – Eingangsbereich eines Kontorhauses …

Die Wasserversorgung auf hygienische Art und eine vernünftige Abwasserentsorgung waren die anderen Großprojekte, die angegangen wurden. Es ist kaum vorstellbar aus heutiger Sicht, dass aus den Fleeten das Wasser für die menschliche Versorgung – also auch das Trinkwasser! – gezapft wurde, obwohl gleichzeitig ungeniert und ungefiltert jegliche Abwässer, auch die Fäkalien (!), eingeleitet wurden. Auf welch simple Art die Einleitung sich vollzog, kann man an einer Stelle sogar heute noch erkennen.

Früher hatte jedes Haus zur Fleetseite hin einen Erker, der nach hinten bis über das Wasser hinaus ragte. Plumpsklo und Mülleimer! Der direkte Weg.
Das Haus in der Deichstraße mit der Nr. 37 wurde rekonstruiert, restauriert und selbst der Erker ist wieder an seinem Platz. Es sieht für mich heute allerdings mehr nach einem relativ offenen Balkon aus, doch vielleicht gab es früher mehr „Sichtschutz“ – oder die Menschen waren nicht so genant.

Hamburg - Nikolaifleet - Blick auf die Rückseite der Häuser der Deichstraße (rechts) - Haus Nr. 37 mit Erker (Vorbau) im 1. OG

Hamburg – Nikolaifleet – Blick auf die Rückseite der Häuser der Deichstraße (rechts) – Haus Nr. 37 mit Erker (Vorbau) im 1. OG (links neben dem verhängten Gebäude)

Ich muss Ihnen gestehen, mich hat etwas nachträglich in gewisser Weise leicht erschüttert. Ich bin über ein Relikt aus alter Zeit gestolpert. Es  enthält eine Ermahnung, die der Bierkeller Gröninger für seine Gäste parat hielt. Bereits seit dem 18. Jahrhundert war Gröninger eine der vielen Bierbrauereien der Stadt.

Hamburg - Haus Ost-West-Straße 47 (ehemals Gröningerstraße 22) - Gröninger

Hamburg – Haus Ost-West-Straße 47 (ehemals Gröningerstraße 22) – Bierkeller Gröninger

 

Hamburg - Gröninger - Im Hintergrund das Mahnmal St. Nikolai

Hamburg – Gröninger – Im Hintergrund das Mahnmal St. Nikolai

Als eines der ganz wenigen aus dieser Zeit, existiert das Brauhaus bis heute. Der Bierkeller befindet sich im Vorderhaus, einem barocken Alt-Hamburger Bürgerhaus (1761-1762 erbaut), in der Willy-Brandt-Straße 47.
So heißt sie seit 2005. Viele kennen diesen Teil der breiten und vielbefahrenen Straße immer noch unter der alten Bezeichnung Ost-West-Straße, doch auch die gab es nicht von jeher dort, sondern sie entstand erst einige Zeit nach dem Krieg in den Jahren zwischen 1953 und 1963.
Ursprünglich befand sich an ihrer Stelle ein Fleet, und nur direkt vor dem Haus der Brauerei lief eine schmale Straße, die Gröningerstraße. Damals besaß die Brauerei die Hausnummer 22. (Siehe auch Foto unten Inschrift im Mauerwerk links.)
Das alte Eingangsgewölbe ist immer noch da und mit ihm eine schwere Tür, auf der sich folgende Inschrift befindet:

Hamburg - Gröninger - Die Inschrift in der alten Tür ... (Sinn: Fleetwasser wird mittwochs fürs Bierbrauen gebraucht, daher den Fleet dienstags nicht verunreinigen)

Hamburg – Gröninger – Die Inschrift in der alten Tür …

Für meine blinden Bloggäste und zum generell einfacheren Lesen die Türinschrift noch einmal in Textform:
“Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, daß am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf!”

Oha! Möchten Sie noch ein Bier? … ^^

Die Lage damals verbesserte sich allmählich. Trotz allem kam es relativ spät (1892) doch noch einmal zum Ausbruch einer Cholera-Epidemie. Und wissen Sie warum?
Weil sich Senat und Bürgerschaft über Jahrzehnte nicht über Art und Bau einer Filteranlage an der Elbe einigen konnten und dort das Wasser immer noch ungereinigt verwendet wurde!
Der Sommer 1892 war heiß, der Wasserstand entsprechend niedrig, das Elbwasser dadurch sehr warm. Die Bakterien freuten sich, ideale Voraussetzungen für ihre Vermehrung, und die Stelle flussaufwärts, an der Wasser entnommen wurde, war bei Flut dem verschmutzten Sielwasser ausgesetzt …
Können wir nicht wirklich von Glück sagen, dass zumindest diese Zustände heute nicht mehr herrschen?

Sagen Sie, haben Sie eigentlich gemerkt, dass ich Ihnen ein Bild dazwischengeschummelt habe, das gar nicht „frisch“ ist? Das Laub am Baum (hinter dem schmiedeeisernen Schild des Bierkellers Gröninger) verrät es und die Tatsache, dass das Mahnmal St. Nikolai gut zu erkennen ist. In Wirklichkeit ist die Kirchenruine aktuell komplett eingerüstet – so wie auf diesem Foto.

Hamburg - Mahnmal St. Nikolai komplett eingerüstet ...

Hamburg – Mahnmal St. Nikolai komplett eingerüstet …

Sie haben es natürlich sofort erkannt, Sie sind ja alle allesamt sehr plietsch.

Genug für heute, oder?
Und falls Sie nun neuerdings merkwürdige Biertrinkbedenken bei sich feststellen … Herrschaftszeiten! Ehe Sie an Ihrem Gerstensaft herumwürgen, gehen Sie auf Nummer sicher und fragen nach beim Ordern! Klären Sie die Wasserherkunft einfach persönlich ab. Gerade wenn es vollmundig heißt: „nach uralter Brauart hergestellt“ …

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

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© by Michèle Legrand, Januar 2016
Michèle Legrand - freie Autorin - ©Fotograf Andreas Grav

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  1. #1 von leonieloewin am 24/01/2016 - 09:06

    Das wareb aber viele interessante Informationen aus Hamburg. Und ich freue mich sehr, dass Du uns so viel aus Deiner Stadt erzählen kannst. Ein Bier möchte ich im Moment nicht :-). Ganz lieben Dank fürs Mitnehmen, Zeigen und die schönen Fotos. Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag, Leonie

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    • #2 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 14:46

      Ich danke dir fürs Mitkommen, Leonie, und für dein Interesse an den Besonderheiten dieser Stadt (Hamburg) bzw. an dem, was ich hier darüber in den Blog einfließen lasse. Freut mich, wenn es dir gefiel.
      Auch für dich einen schönen Sonntag auf der Insel.

      LG Michèle

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  2. #3 von Sartenada am 24/01/2016 - 09:20

    Wow. You presented to us totally new Hamburg – Hamburg with canals. Your photos inspired us (! and my wife) to consider someday to make a visit to this “new Hamburg”. I love Your photos and my favorite ones are fifth from the top and second from the bottom. Thank You for this very interesting post.

    Happy Sunday!

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    • #4 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:01

      Hello Matti, thanks for taking the time to visit and comment here on the blog again. I’m glad that you liked this part of Hamburg, too. There are still a lot of these „Fleete“ (canals) but in former times the number was still significantly higher. Should you come to Hamburg one day, you might undertake a little boat trip at least through part of this canal system. Not all of them are visited by the excursion boats and it’s also tide-dependent which canal can be reached. Although the boats are rather flat, sometimes the gap between the water and the bridge is definitely too small.

      Thanks for leaving your friendly comment! Have and nice Sunday and my best regards also to Anja!
      Michèle

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  3. #5 von wol am 24/01/2016 - 10:08

    Biertrinken ist doch nur in Hamburg gefährlich. Oder etwa nicht?
    Sehr interessanter Artikel sogar für Süddeutsche!

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    • #6 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:07

      Ich muss ja gestehen, dass ich ein Oberbiermuffel bin, aber doch ein bisschen die *hüstel* leichte Rivalität zwischen den Brauereien im Süden und denen im Norden bzw. den offensichtlich sehr unterschiedlichen Geschmäckern mitbekommen habe. (Siehe auch den Kommentar von Josef aus München.) Als absoluter Bier-Nichttrinker kann ich nicht mitreden oder ein qualifiziertes Urteil darüber abgeben. Ich hoffe mal, jeder Bierliebhaber überlebt seine Trinkversuche – egal ob im Norden oder Süden. ^^
      Freut mich sehr, dass du auch als Leser, der nicht aus der Gegend hier ist, trotzdem Interesse an meiner Hamburg-Unternehmung und dem Blogbericht dazu hattest. Vielen Dank!

      LG Michèle

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      • #7 von wol am 24/01/2016 - 15:16

        Habe Hamburg schon ein paarmal besucht und war sehr angetan von der Stadt.
        Dieses Jahr tangierten wir die Stadt auf unserer Fahrradtour, mit der Fähre über die Elbe und weiter nach Dagebüll. War wunderschön!! Auch deshalb mein großes Interesse an deinem Blog.

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      • #8 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:34

        Ah, du kennst die Stadt also schon von Besuchen! Eine Fahrradtour bis hoch hinauf nach Dagebüll hört sich ja auch interessant und verlockend an. Von deinem Startpunkt aus aber eine gewaltige Tour! War in Dagebüll euer Endziel oder wartete dort wiederum eine Fähre zu den Inseln (Föhr, Amrum, Pellworm)?
        Mit der Fähre über die Elbe zu fahren ist natürlich auch eine sehr vorteilhafte Art, den Fluss zu queren, denn die Aussicht auf die Stadt ist von dieser Seite kommend und direkt vom Fluss aus betrachtet natürlich besonders schön.

        PS: Eine feine Sache, dass du über dein Interesse am Norden auf meinen Blog gestoßen bist. Freut mich!

        LG Michèle

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  4. #9 von Reinhold Staden am 24/01/2016 - 10:59

    Das sind ein paar tolle Anregungen für den nächsten Ausflug nach HH. Tolle Bilder und sehr interessante Informationen. Vielen Dank! LG. Reinhold

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    • #10 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:11

      Schau es dir gern selbst an. Es gibt einige interessante und auch geschichtsträchtige Stellen in dieser Region. Oder wirf einen Blick in die Treppenhäuser der Kontorhäuser. Auch das, was dort zum Vorschein kommt, ist zum Teil umwerfend. Ich habe hier im Blog schon darüber berichtet.

      Danke schön für deine Zeilen und fürs Vorbeischauen, Reinhold. Schönen Sonntag!
      LG Michèle

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  5. #11 von Josef am 24/01/2016 - 11:48

    Liebe Michèle, als Münchner könnte ich jetzt eine Pointe über Nicht-Münchner Bier loslassen. Das wäre aber etwas einfallslos und primitiv. Jegliches Wasser auf diesem Planeten kam irgendwann mit den Ausscheidungen der Lebewesen in Berührung. Deine Geschichte gefällt mir, weil sie menschlich, heiter und typisch für Hamburg ist. Vielen Dank und herzliche Grüße von München nach Hamburg, Josef

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    • #12 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:17

      Lieber Josef, offensichtlich muss ja das Münchner Bier der Oberkracher sein. :-)
      Ich schrieb schon im Kommentar an „wol“, dass ich von Bier so gar keine Ahnung habe. Tatsache ist, ich bekomme Bier schon gar nicht runter. Egal, ob nun mit Fleetwasser angereichert oder mit ganz sauberem. Würde ich etwas probieren, würde ich mit Sicherheit so gut wie keine Unterschiede bemerken. Mir würde nur die Farbe bei der Grobeinteilung in Pils, Altbier etc. eine Hilfe sein.
      Es freut mich, wenn der heutige Bericht nach deinem Geschmack war und er dir auch Unterhaltung brachte, obwohl es um eine Stadt ging, die für dich jetzt nicht unbedingt eine große Rolle spielt. Vielen Dank!

      Liebe Grüße auch von mir zurück nach München!
      Michèle

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  6. #13 von gsharald am 24/01/2016 - 12:33

    Zum Glück gibt es seit 1516 das deutsche Reinheitsgebot für Bier. :-)
    Danke für die Führung mit interessanten Hintergrundinformation durch einen Teil von Hamburg.

    Liebe Grüße
    Harald

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    • #14 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 15:28

      Hallo Harald, danke schön für deine Anmerkung bezüglich des Reinheitsgebots! Es scheint mir nur, es half in dem Fall nicht wo wirklich, denn trotz seiner frühen Existenz, konnte es im 18. und 19. Jahrhundert diese Sache mit dem Fleetwasser ja nicht verhindern. Das Reinheitsgebot besagte und besagt im Grunde lediglich, dass ins Bier nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser darf. Es wird zwar noch differenziert für untergäriges und obergäriges Bier (im ersten Fall müssen Gerstenmalze verwendet werden, im zweiten Fall ist auch Malz von anderen Getreidearten wie Weizen, Roggen, Dinkel erlaubt), doch was das Wasser angeht, hat ja keiner wirklich kontrolliert, wie seine Zusammensetzung war oder wie es um die Bakterienfülle stand.
      Wie auch immer, zumindest heute ist das Wasser sauber und mich freut es, dass dir die Informationen aus dem aktuellen Blogpost gefielen. ^^

      Schönen Sonntag und liebe Grüße!
      Michèle

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  7. #15 von Stefan am 24/01/2016 - 16:39

    Danke Michèle für den interessanten und unterhaltsamen Spaziergang. Vielleicht führt einer der kommenden Spaziergänge dich auf die andere Seite vom Nikolaifleet zum Cremon. Es sind mit die letzten Zeugnisse des alten Hamburg. Besonders die alten Fassaden in der Deichstrasse sind besonders schön. Die Brandursache wurde nie aufgeklärt und das Feuer muss unvorstellbar grausam gewesen sein, wie mir erzählt wurde. In den 70´er Jahren des letzten Jahrhunderts sollten die Häuser in der Deichstrasse abgerissen werden. Dank eines Bürgerentscheides konnte der Abriss vermieden werden und die alten Bauten wurden renoviert.
    Bier, das flüssige Brot, war einst ein Exportschlager aus Hamburg, zu Zeiten der Hanse. Unvorstellbar das aus dem dreckigen Wasser damals Bier gebraut und konsumiert wurde.
    Heute ist Bier wieder chic geworden, dank cleveren Marketing. So heißen Biersorten u.a. Kreativbiere und kommen auch wieder aus Hamburg. Auf jeden Fall ist die Geschichte des Bieres in Hamburg interessant,mit Höhen und Tiefen.
    Hab‘ einen entspannten Sonntag und liebe Grüße,
    Stefan

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    • #16 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 23:39

      Danke schön für deinen ausführlichen und meinen Post so gut ergänzenden Kommentar, Stefan. Ich bin schon öfter durch die Straßen dort geschlendert und habe mir die alten Häuser, aber auch die Veränderungen an den Fleeten angesehen. Auch drüben am Cremon oder die Stelle in der Deichstraße, die du ansprichst, an der der Brand 1842 ausbrach.
      Man kann heute wirklich sehr froh sein, dass es mit der Erhaltung und Restaurierung der Deichstraßenhäuser klappte und nicht alles dem Abriss zum Opfer fiel.
      Es gibt „Kreativbiere“? ;-) Das wusste ich noch gar nicht. Danke für deine Information! Was es nicht alles gibt …

      Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche, Stefan – und noch einmal vielen Dank für deine Anmerkungen!
      LG Michèle

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  8. #17 von marliesgierls am 24/01/2016 - 19:26

    Wie immer hoch interessant, was ich so über meine letzte Heimat erfahre. Es ist unglaublich, wenn ich mir die von Dir geschilderten Zustände mal so bildlich vorstelle, ein Graus, und wie gut und komfortabel haben wir es heut zutage.Erstaunlich, dass das Leben damals trotzdem funktioniert hat, wenngleich wir wohl bei den Erschwernissen uns ganz schön anstrengen müssten. Dafür geht man heute ins Dschungelcamp, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Ich bin schon sehr dankbar, dass ich in dieser Zeit und in diesem Land leben darf.
    Liebe Grüße Marlies

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    • #18 von ladyfromhamburg am 24/01/2016 - 23:53

      Es sind damals – vor Modernisierung der Wasserversorgung und bevor es Kanalisation und Siele gab – schon sehr viele erkrankt und haben es nicht immer überlebt. Die Zustände waren ja generell (nicht nur auf reine Hygiene oder die Wasserqualität bezogen) nicht gerade gesundheitsförderlich. Körperlich harte Arbeit, viele Kellerwohnungen, Feuchtigkeit durch die Gezeiten, alles auf engstem Raum … Und die richtigen Mittel (Medikamente) bei Erkrankung waren teilweise noch gar nicht erfunden. Wir haben es heute in der Hinsicht bedeutend besser.
      Deine Anmerkung bezüglich des Dschungelcamps hat mich echt zum Schmunzeln gebracht, Marlies. :-)

      Ich sende liebe Grüße hinüber auf den Hof! Einen guten Start in die neue Woche!

      LG Michèle

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      • #19 von marliesgierls am 25/01/2016 - 12:06

        Im Vergleich zu damals leben wir im Paradies! Da will ich mich öfters dran erinnern.
        Dir auch eine gute Woche, auch wenn es ziemlich trüb aussieht.
        Liebe Grüße Marlies

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  9. #20 von Silberdistel am 24/01/2016 - 20:07

    Na, da könnte einem das Bierchen ja wirklich fast auf den Magen schlagen ;-) Schon gruselig, wenn man bedenkt, wie es damals so mit den hygienischen Bedingungen aussah. Aber ich denke, das gab es auch in anderen Städten und nicht nur in Hamburg.
    Tja, dann trinken wir doch heute Abend lieber einen Wein :-D
    Liebe Grüße von der Silberdistel

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    • #21 von ladyfromhamburg am 25/01/2016 - 00:01

      Liebe Silberdistel, mit deiner Vermutung, dass es in anderen Städten ebenfalls so aussah, hast du vollkommen recht. Es gab nicht überall genau diese Situation mit den Fleeten, aber die Tatsache, dass Wasser zur Versorgung aus Flüssen oder Seen genommen bzw. Abwässer dort eingeleitet wurden, traf vielerorts zu. Überall dort, wo die Modernisierung vorankam, gingen die Erkrankungen (auch Epidemien) zurück. Zum Glück …
      So, du ziehst also Wein dem Bier jetzt vor? Ich schließe mich gern an und proste dir mal freundlich zu. ^^

      Liebe Grüße auch von mir zurück!
      Michèle

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  10. #22 von Garden Walk Garden Talk am 26/01/2016 - 19:36

    Now I know why I could not receive water with a dinner order. Just kidding. Sanitary conditions of the rivers really must have been a major problem. Fire too created so many difficulties in your country, from war to accidental fires. I never really thought about what happened to all the war debris. Too bad it had to go in some of the canals. Thank you for this history lesson. I love the photo in Hamburg (Hamburg – Nikolaifleet ) of the water scene with the houses. The architecture is really beautiful along these canal routes. I think I was fascinated most by seeing the canals and rivers in Europe. We don’t have places like that in the US with living so close and tightly to the water. Our building towns along them differs. We have the Niagara River adjacent to our city block. Roads and a parkway line the river and separate our houses from it. Of course the gorge is 183 feet down, too.

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    • #23 von ladyfromhamburg am 28/01/2016 - 17:53

      Donna, I noticed that you obviously had some problems to get your water during your stay in Germany. Isn’s it strange? Even we, living here in this country, sometimes think why isn’t it possible to get ordinary water with the dinner. Some restaurants are prepared to add a carafe with fresh water, but most or them would refrain from granting anything free of charge. They want you do order water in bottles at horrible prices. *sigh*

      I, myself, like this water scene at the „Nikolaifleet“ that you mentioned in your commentary. The setting is rather nice as soon as water comes into play. On the other hand the close situation of a house (to the water) is not as easy as one might think. There are still the effects of the tides and maximum humidity to be seen and felt (walls, fundaments …) But quite a lot of old buildings alongside these canals are beautifully restored or – if impossible due to extremely bad structural condition – new were constructed as infills. I’ll show you (at a later date) some of these older houses you could see on this particular recent picture but their front sides not their back sides.

      Thanks for telling a bit about your American way of erecting buildings close to the water, Donna! It was quite interesting to me!

      Best regards
      Michèle

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  11. #24 von ernstblumenstein am 27/01/2016 - 10:24

    Was für ein interessanter und informativer Bericht liebe Michèle. Ich bin gerne mit Dir unterwegs gewesen und konnte mich kaum sattsehen von den sehr schönen Aufnahmen.
    Hab dafür herzlichen Dank.
    Liebe Grüsse Ernst

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    • #25 von ladyfromhamburg am 28/01/2016 - 17:24

      Freut mich sehr, dass dir Aufnahmen und Bericht gefielen, Ernst. Dir noch einige milde, sonnige Tage, so dass vielleicht noch einmal eine Partie Pétanque drin ist.

      LG Michèle

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  12. #26 von kowkla123 am 27/01/2016 - 17:34

    Liebe Lady aus Hamburg, hat mir Spaß gemacht, wünsche einen guten Mittwoch

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  13. #29 von Maxima am 26/04/2016 - 18:00

    My friend Ilove your site so much With love maxima

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  14. #31 von Takako Takahashi am 15/05/2017 - 12:18

    Sehr geehrte Frau Legrand,
    ich und mein Mann waren bis vor 4 Jahren in Hamburg für 20 Jahren, und freute uns sehr über ihre schreiben und schöne Bilder.
    Wir wollen nächste Woche hier in unsere Heimat in Japan im Fernsehen etwas über Hamburg sprechen.
    Dafür benötigt einige Fotos von bräuhaus “ Gröninger“. Vielleicht dürfen wir Ihre Fotos im Fernsehenprogramm zeigen und darüber etwaige erzählen?
    Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie mir es erlauben könnten! Vielen Dank im Voraus und viele Grüße aus Hiroshima

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    • #32 von ladyfromhamburg am 15/05/2017 - 22:04

      Ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihr Interesse sowie Ihre nette Nachricht an mich. Ich möchte Ihnen auch zu Ihren ausgezeichneten Deutschkenntnissen gratulieren!

      Es freut mich sehr, dass Ihnen die Artikel über Hamburg hier im Blog gefallen. Was Sie über Ihr Vorhaben berichten, hört sich sehr interessant an! Prinzipiell habe ich überhaupt nichts dagegen, wenn Sie die im Artikel gezeigten Fotos dafür gerne verwenden möchten. Ich würde mich nur sehr freuen, wenn Sie vielleicht die Quelle der Fotos bei der Gelegenheit mit nennen würden (Sie könnten beispielsweise meinen Namen als Fotograf angeben oder den Link zum Blog).

      Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und natürlich auch viel Freude bei Ihrem Auftritt im japanischen Fernsehen! Viele Grüße aus Hamburg nach Hiroshima!
      Michèle

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      • #33 von Takako Takahashi am 16/05/2017 - 01:21

        Liebe Frau Legrand, vielen herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort und großzügige Verständnis für unsere Anfrage. Wir hatten damals ein japanisches Restaurant in Hamburg, aber jetzt seit 4jahren vertreiben wir ein deutsches Restaurant! Wir sind sehr glücklich viele japanische Gäste sich für deutsche Kultur interessiert sind. Wir werden nochmal ihnen berichten, wie diese Fernsehenaktion gelaufen wird.(wir werden über diese Tür von Gröninger sprechen,was damals Bürgermeister so ein Gesetz gegeben hat. Vielen Dank nochmals für ihre Hilfe, bis sehr bald! Familie Takahashi

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      • #34 von ladyfromhamburg am 16/05/2017 - 20:39

        Sehr gern! Und es würde mich sehr freuen, liebe Familie Takahashi, wenn Sie mir später noch von der Fernsehsendung berichten!
        Alles Gute!
        Liebe Grüße, Michèle

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