Didn’t It Rain? – Hugh Laurie und die Copper Bottom Band in der Hamburger Laeiszhalle

Sie hatten zuletzt Mailand, Budapest, Graz und Bratislava besucht und auf dem Tourneeplan folgen nach Mannheim Polen und Norwegen (Notodden Blues Festival 2014). Doch am vergangenen Donnerstag (24.07.2014) gaben sich Multitalent Hugh Laurie und seine sieben Mitstreiter – Gastsänger sowie exzellente Musiker der Copper Bottom Band – ein weiteres Mal in Hamburg die Ehre und erfreuten ihr Publikum in der voll besetzten Laeiszhalle. Ein Publikum, das die Musiker nach mehr als zweieinhalb Stunden mitreißenden Konzerts (ohne Pause!) begeistert feierte und lautstark um Zugabe bat.

Bühne Laeiszhalle, Hamburg - 24.07.2014 - Vorbereitungen für das Konzert mit Hugh Laurie und der Copper Bottom Band

Bühne Laeiszhalle, Hamburg – 24.07.2014 – Vorbereitungen für das Konzert mit Hugh Laurie und der Copper Bottom Band

Am 27. April 2011 trat der Mann, den viele zunächst nur als Schauspieler und das auch erst durch seine Rolle als Dr. Gregory House in der insgesamt acht Staffeln umfassenden US-Krankenhausserie HOUSE wahrnahmen und schätzen lernten, bereits ein erstes Mal als Sänger in der Hansestadt auf. Damals stellte er im Café Keese auf der Reeperbahn sein soeben erschienenes Debütalbum „Let Them Talk“ vor. Hugh Laurie präsentiert seinem Publikum darin eine Auswahl recht bekannter New-Orleans-Blues-Songs aus den vergangenen 100 Jahren. Ganz genau genommen handelt es sich um 15 als klassisch zu bezeichnende Gospel-, Blues- und Jazz-Standards mit viel Seele, die ein ganz besonderes Lebensgefühl vermitteln. Ihm und seiner Band gelang es bereits seinerzeit, diese Musik überaus authentisch zu präsentieren. Seinem Publikum gefiel es, die Anzahl der Konzertbesucher wuchs und daher war es nur natürlich, dass ein weiterer Auftritt in Hamburg bereits im Folgejahr, am 15. Juli 2013, diesmal im größeren Rahmen, nämlich als Open-Air-Konzert auf der Stadtparkbühne stattfand.
Währenddessen erschienen war allerdings – bereits im Mai 2013 – Album Nummer zwei mit dem Titel „Didn’t It Rain?“ Auf diesem Album erweitert und ergänzt Hugh Laurie sein Repertoire, nimmt mehr Einflüsse des Jazz wie auch des Rhythm and Blues und des Tangos mit hinein.Mit diesem Programm nun wartete er, erneut begleitet von der Copper Bottom Band, in der Laeiszhalle auf.
Wer sich fragte, ob Laurie als alleiniger Gesangssolist agieren würde oder überlegte, welchen Stellenwert die Band wohl hätte, dem wurde sehr schnell klar, dass die überaus talentierten und motivierten Musiker und (Gast-)Sänger eindeutig nicht nur eine Hintergrundrolle spielen würden. Drei Damen und vier Herren, die vielmehr eindrücklich bewiesen, wie enorm vielseitig, energiegeladen, stimmgewaltig und höchst professionell sie sind.
Gastsängerin Jean McClain (bekannt unter dem Namen Pepper Mashay) sei hier erwähnt (“I hate a man like you”), ebenso Gaby Moreno, die beim Sologesang, jedoch auch im zweisprachigen Duett mit Hugh Laurie (englisch/spanisch) ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellte (“Kiss of Fire”, “The Weed Smoker’s Dream”) und nebenher einige Titel auf der Gitarre begleitete.
David Piltch (Kontrabass), Elizabeth Lea (Posaune), Vincent Henry (Alt- und Tenorsaxofon, Klarinette, Mundharmonika) Herman Matthews (Schlagzeug) and Mark Goldenberg (Gitarre und Akkordeon) hatten während des gesamten Abends immer wieder Gelegenheit, ihre Klasse an den Instrumenten zu demonstrieren und erhielten dafür hochverdienten Zwischenapplaus.
Während der Songs staunte der Zuhörer, welch unterschiedliche Klänge den Instrumenten entlockt wurden. Bewunderung für David Piltch, der seinen Kontrabass durchaus wie eine singende Säge klingen lassen kann oder eine Elizabeth Lea, die mit ihrem Instrument schier verwächst und die Posaune so bespielt, dass einem spontan der Gedanke an einen sich heranschleichenden und abrupt losbrüllenden Tiger überkommt. Nicht minder genial die anderen Herren.
Dass die Männer der Band ebenfalls singen können zeigt sich, als sie zu viert mit Hugh Laurie und nur unterstützt durch seine Gitarrenbegleitung vor einem Mikrofon alten Stils „Up The Lazy River“ interpretieren.

Hugh Laurie selbst hält an diesem Abend alles geschickt zusammen. Die Fäden und seine Mitstreiter, ist quasi Vater der Band(e). Ein humorvoller Conférencier, Pianist, Gitarrist, Sänger, der sogar Tanzeinlagen – u. a. einen Tango mit Gaby Moreno – bietet!
Wer ihn außer in seiner Rolle als grummelnder, wahrheitsliebender und höchst eigenwilliger Dr. House bisher nicht kannte, der ahnt vielleicht nicht, dass er wesentlich facettenreicher ist, in ernsten wie amüsanten Filmen mitwirkte, extreme Vielseitigkeit zeigt und bereits in jungen Jahren Comedy in feinster Form zur Aufführung brachte. Während der Studienzeit in Cambridge als Mitglied der „Cambridge Footlights“ (Sketche und Stand-up-Comedy, u. a. mit Emma Thompson und seinem bis heute guten Freund Stephen Fry), später sehr erfolgreich (ebenfalls mit Fry) in der BBC-Sketchserie „A bit of Fry and Laurie“.
Bereits dort griff er zur Gitarre, saß am Piano und sang (wie nach vier Staffeln „A bit of Fry and Laurie“ auch in der Serie „Jeeves & Wooster“).
Man fühlte sich an diese Zeit erinnert, als der Brite zwischen den Songs seine verbindenden Ansagen machte, auf Zwischenrufe einging, auf Plüschtier-Geschenke reagierte und seine Mimik spielen ließ. Diese Einlagen minderten einerseits in keiner Weise die Ernsthaftigkeit des Konzerts, verhalfen andererseits jedoch zu einem sehr heiteren, unbekümmerten Abend, an dem Künstler wie Zuschauer offensichtlich gleichermaßen Spaß an der Mischung aus gefühlvollen Bluesrhythmen und entspanntem Geplauder zu haben schienen.
Dass er sein Publikum auch allein mitziehen kann, bewies er, als die Band für eine Einzeldarbietung des Briten die Bühne verließ und dieser – sich  am Piano begleitend – den Raum absolut beherrschte. Ungeteilte Aufmerksamkeit für ihn und „Louisiana 1927“, einem Lied, in dem es um die Überflutungen im Jahre 1927 und auch darum geht, was die Natur dem Menschen antun kann. Stille im Saal, derart, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können …

Gibt es eigentlich irgendetwas zu bemäkeln?
Nun, hätte Hugh Laurie sein für diesen Abend auserwähltes Sakko in einer der ersten Folgen von Dr. House getragen, wäre die Serie mit großer Wahrscheinlichkeit bereits nach der ersten Staffel abgesetzt worden.
Wäre es um den ersten Preis für das technisch beste Mikro und die exzellenteste Tonqualität (Abmischen, Klarheit/Deutlichkeit) gegangen – auch dafür hätte an diesem Abend leider keiner Trophäen einheimsen können.
Wenn es allerdings um Musikalität, Auswahl und Darbietung der Lieder, Authentizität, Zusammenspiel, Einsatz, Herzblut, Atmosphäre etc. geht – dann haben Hugh Laurie und seine Kollegen haushoch gewonnen. Bereits während des Konzerts hielt es die Besucher mehrfach nicht auf ihren Sitzen. Am Ende des Abends ließen sich die so begeistert Gefeierten unter großem Jubel zu sage und schreibe vier(!) Zugaben hinreißen. So schafft man sich Freunde!
Was sagte Mr. Laurie doch gleich noch über Hamburg?
„Hamburg is such a groovy place!“

Ein lohnenswerter Besuch, ein gelungenes Konzert, ein sehr schnell vergangener, kurzweiliger und überaus vergnüglicher Abend.
Hugh Laurie und Band dürften hier jederzeit wieder überaus gern gesehene Gäste sein.
Karten sollte man sich beim nächsten Konzert tunlichst sehr zeitig sichern!

©Juli 2014 by Michèle Legrand
Michèle Legrand

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  1. #1 von kowkla123 am 26/07/2014 - 16:21

    ich kenne sie nicht so sehr, Klaus

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    • #2 von ladyfromhamburg am 29/07/2014 - 21:37

      Viele kennen ihn und die Band noch nicht, Klaus – besonders dann nicht, wenn die erwähnte TV-Serie HOUSE vorher an ihnen vorbeiging. Es lohnt sich aber – vorausgesetzt man hat etwas Faible für die Blues-Richtung und findet – jetzt beim zweiten Album – auch den Tango-Einschlag reizvoll.

      LG Michèle

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  2. #3 von donna213 am 27/07/2014 - 01:45

    I did not know of his musical talents. He really is an accomplished man.

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    • #4 von ladyfromhamburg am 29/07/2014 - 21:34

      He is, Donna! Probably there are singers who can impress with a still more powerful singing voice but he is able to impress due to his charisma, his skills as far as playing of instruments is concerned and when it comes to „his“ music he is all doing with so much blood, sweat and tears. Furthermore he’s an excellent team player which made it a great pleasure to visit the recent concert.

      Thanks for commenting, Donna!
      -Michèle-

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  3. #5 von marliesgierls am 27/07/2014 - 17:44

    Da muss ich mich jetzt erstmal schlau machen und reinhören , und ich gestehe, dass ich auch in der Laieszhalle bnoch nicht war. Aber Du hattest auf jeden Fall eine schönen Abend und hoffentlich nicht so geschwitzt wie wir bei unserem gestrigen Konzert, einen schönen Sonntagabend, lg Marlies

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    • #6 von ladyfromhamburg am 29/07/2014 - 21:20

      Hallo Marlies,
      ich bin seinerzeit nur auf die Musik aufmerksam geworden, weil ich die anderen schauspielerischen Aktivitäten nebst Instrumenten- und Gesangseinsätze von Hugh Laurie lange verfolgt hatte und dadurch wusste, dass er höchst musikalisch ist. Diesen Stil (Blues, New Orleans …) hatte ich bei oder mit ihm allerdings noch nie gehört. Ich erwähnte im Blogpost bereits die frühen Schritte Richtung Musik. Danach war etwas Pause in dieser Hinsicht, später wohl auch aus Zeitmangel. Doch selbst in der Zeit, in der noch die langen Dreharbeiten für die acht HOUSE-Staffeln anstanden, war Hugh Laurie in den Drehpausen dazwischen oft Mitglied einer Band aus TV-Prominenten, die für Wohltätigkeitszwecke spielte („Band from TV“). Dort war sehr Unterschiedliches von ihm zu hören.
      Ich würde ihn stimmlich gar nicht einmal als herausragend bezeichnen, da gibt es sicher genügend, die besser sind, doch sein „Gesamtpaket“ und sein Gefühl für Musik ist schon stark. Und der „Kerl“ beherrscht Instrumente, das ist enorm! Sein früherer TV-Kollege und Freund Stephen Fry drückte es einmal etwas frustiert (nicht ernst gemeint) mit etwa folgenden Worten aus: „Man kann jedes Instrument zu Hugh rüberschmeißen, der spielt einfach alles!“.
      Marlies, die Laeiszhalle ist übrigens ein schöner Ort für Konzerte. Schöne Kulisse, angenehme Größe, generell guter Klang. Sehr empfehlenswert!

      (PS Bin leider spät dran mit antworten, doch im Moment nicht immer mit Internet versorgt.)

      LG Michèle

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      • #7 von marliesgierls am 30/07/2014 - 11:14

        Danke Michèle für den ausführlichen Kommentar, schade, dass ich das nicht gewusst habe, das ist auch Musik, die wir gerne mal hören. Das Problem ist, dass ich hier draußen nichts mit bekomme, also was so in Hamburg läuft, außer bei meinen Zahnarztbesuchen, wo ich die gute alte Litfaßsäule immer genau studiere. lg Marlies

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  4. #8 von Gabriela Scholz am 29/07/2014 - 17:33

    Ich war in dem Konzert. Der obige Bericht vom Konzert trifft voll zu, genau so war es!

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    • #9 von ladyfromhamburg am 29/07/2014 - 21:02

      Gabriela, Sie waren also auch dort? Ein schönes Erlebnis, oder? Ich freue mich, dass Sie offenbar einen sehr ähnlichen Eindruck vom Konzert hatten. Musik und Geschmack bzw. auch Hörempfinden (Tonqualität) oder Wohlfühllautstärke müssen ja nicht zwangsläufig völlig identisch sein, allerdings schien mir die Atmosphäre doch bei vielen anderen Gästen eine ebenso positive Stimmung auszulösen. Danke schön, dass Sie hier kommentiert haben!

      LG Michèle

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