Hätten Sie Lust auf einen kleinen Streifzug? Ich würde Sie gern mitnehmen, um ein weiteres Mal durch die Parkanlage von Planten und Blomen in Hamburg zu spazieren. Ein bisschen pirschen, entdecken und beobachten …
Haben Sie es schon bemerkt?
Hier im Blog hat Planten un Blomen jetzt eine eigene Kategorie rechts auf der Startseite erhalten. Noch schneller sind die Artikel zu finden …
Warum erneut dorthin?
Sie waren als Stammgast des Blogs im Frühling, Früh- und Hochsommer und bei besonderen, weil seltenen Anlässen wie der mehrere Meter hoch aufragenden Agaven– oder der riesigen, nach Verwesung riechenden, nächtlichen Titanenwurzblüte dabei.
Sie haben die Wasserspiele – Fontänen bei Tag oder Konzert mit Wasserlichtorgel bei Nacht – erlebt, Sie kennen den Sommerflor der Staudenbeete. Sie saßen auf den Mittelmeerterrassen, liefen am alten Wallgraben, besuchten Kaskaden und Tropengewächshäuser. Auch den Narzissenhang, kleine Wege und geheime Winkel.
Was bleibt da noch für heute?
Heute sieht alles wieder ganz anders aus! Herbstpracht! Herbstzauber ist angesagt!
Diese Jahreszeit hat andere Farben und bringt eine andere Atmosphäre. Riecht anders! Klingt anders! Es ist ruhiger im Park. Das emsige Treiben, das sonst an warmen Sommernachmittagen herrschte, hat nachgelassen. Das Tempo hat sich verlangsamt.
Es hängt jetzt sehr häufig ein feiner Dunst in der Luft, Feuchtigkeit, die die Haare kräuseln lässt, für die jedoch das Aufspannen eines Schirms zu viel wäre. Manchmal mildert dieser Dunst ein wenig die Farbkontraste, wirft sich wie ein leichter Schleier über die jetzt noch blühenden Stauden, lässt das Bild etwas milchig und unscharf erscheinen, wie ein Gemälde von Monet.
Die Sonne schafft es häufig gar nicht, die Wolkendecke zu durchdringen und dennoch leuchtet es momentan im Park. Die Laubfärbung ist im vollen Gange und so scheint es, als hätten einige Bäume und Gehölze einen kleinen internen Lichtschalter angeknipst und damit für Beleuchtung gesorgt, die sie wirkungsvoll in Szene setzt. Unterschiedliche Glühbirnen verwenden sie obendrein – sämtliche Rot-, Orange- und Gelbtöne sind eingeschraubt.
Neulich habe ich von der IGS, der Internationalen Gartenschau, berichtet, die am zurückliegenden Sonntag (13.Okt.2013) zu Ende ging. Obwohl ich im Endeffekt positiv überrascht war (nach der vorausgegangenen, eher negativen Berichterstattung), blieb mir erstaunlich wenig haften oder berührte mich derart, dass der dringliche Wunsch entstand, wieder einmal dort vorbeizuschauen. Stattdessen stelle ich nach einem Besuch in Planten un Blomen aufs Neue fest, welche Pluspunkte diese Parkanlage hat und was im Umkehrschluss der IGS nach meinem Empfinden vielleicht gefehlt haben könnte.
Planten un Blomen erhielt mit dem Gartenarchitekten Karl Plomin einen Erschaffer, der nicht nur ein immenses Pflanzenwissen vorweisen konnte, sondern die Parkanlage bekam mit ihm gleichzeitig einen begnadeten Gärtner und Gestalter, welcher über eine führende, eine malende Hand verfügte, die ein Gesamtbild komponieren konnte. Eine Einheit, etwas Harmonisches.
Möglicherweise ist es das, was ich auf der IGS trotz vieler positiver Einzeleindrücke und der ein oder anderen schönen Stelle am Ende vermisste. Es wurde aus dem vielen Einzelnen im Endeffekt kein Ganzes, nichts Ineinandergreifendes und nichts Zusammengehöriges.
Um bei dem Beispiel mit dem Gemälde zu bleiben: Sie können zwanzig tollen Malern Pinsel und Farbtopf geben, ihnen freie Hand lassen bei der Auswahl ihrer Motive … alles gut. Sie werden tolle Ergebnisse haben! Aber nur so lange, wie Ihre Künstler Solisten bleiben und sie sie nicht zwingen, alle unabgesprochen auf derselben Leinwand zu malen.
Die Folge ist dann sehr häufig hier eine Prise Disharmonie (bis hin zum totalen Stilbruch), dort eine Unterbrechung, ein Stück daneben Überladung, etwas weiter der Farbschock für die Augen. Überforderung. Unterforderung. Reizüberflutung. Langeweile. Alles.
Planten un Blomen hingegen wirkt trotz Vielseitigkeit bei der Landschaftsgestaltung, trotz verschiedenster Wuchsformen und trotz Farbenvielfalt alles in allem miteinander verbunden. Alles ist fließend, geht ineinander über. Die Natur ist wohl geordnet, aber unauffällig. Nichts Oberakkurates.
Die Geräusche sind natürlich. Das Zwitschern der Vögel, das Murmeln und Plätschern des Wassers, der Wind in den Bäumen, nur sehr gedämpft der Lärm der Stadt. Menschlicher Lärm ist komischerweise kaum vorhanden. Entweder wird er geschluckt, ausgeblendet, oder es ist einfach so, dass sich die Ruhe, die der Park ausströmt, auf die Anwesenden überträgt. Wenn Sie richtig Radau brauchen sollten, dann müssen Sie schon zum Spielplatz gehen und dort mitmischen.
Ansonsten finden Sie hier Entspannung. Sie haben zwar unheimlich viel fürs Auge, doch es liegt an Ihnen, wie viel Sie wahrnehmen möchten. Sie werden nicht mit Reizen überladen, es gibt nichts, was Sie „schafft“, weil es sich Ihnen gnadenlos in den Weg stellt und ungefordert aufdrängt.
Es war eben ein Meister bei der Gestaltung am Werk – und sein Werk wird erhalten!
Farben, Formen und auch die Blühzeiten der Pflanzen waren für Karl Plomin im Park immer die Mittel des künstlerischen Ausdrucks. So wie Monet seine Gärten malte, so schuf er mit Gehölzen, Stauden, Sommerblühern oder Zwiebelpflanzen seine Werke, hatte dabei wie ein Maler ein Auge für Proportionen und Perspektive, für Linien, Sichtachsen etc. und besaß obendrein die Fähigkeit, wirklich ein artgerechtes und gleichzeitig optisch gefälliges Umfeld für bestimmte Pflanzenarten und -gruppen zu schaffen. Auch im Norden Deutschlands wirken diese Orte, so wie sie gestaltet wurden, völlig natürlich. Selbst ein Alpinum an einem kleinen Hang oder der japanische Garten wirken nicht deplatziert. Sie sind immer Teil mittendrin, nicht herausgepickt und mit der Pinzette irgendwo einzeln künstlich aufgesetzt. Der Übergang ist stets fließend.
Kommen Sie, lassen Sie uns ein bisschen über das Gelände streifen, mehr davon sehen und auch von der Herbstatmosphäre schnuppern. Denn die Erde riecht jetzt anders als noch vor einigen Wochen. Modriger, pilziger, erdiger …
Manche Bäume wirken von Weitem, als seien es Laubbäume. Beim Näherkommen erkennen Sie jedoch, dass es sich bei dem relativ hellgrünen „Behang“ um eine Benadelung handelt. Es sind Sumpfzypressen, die ursprünglich in den Sümpfen Floridas und Louisianas beheimatet sind, jedoch mit dem Klima hier und sogar den Verschmutzungen der Stadtluft recht gut zurechtkommen. Ruß, der sich auf den feinen Nadeln (man spricht eigentlich vom Blättern!) absetzt, behindert die Fotosynthese, denn weniger Licht kommt durch. Außerdem wird der Gasaustausch negativ beeinflusst, da die Spaltöffnungen blockiert werden. Doch bevor wirklich Schäden auftreten können und der Baum zu kränkeln beginnt, wirft er im Herbst einfach die kurzen benadelten Triebe ab. Die Sumpfzypressen befreien sich somit regelmäßig von schädlichen Umweltbelastungen. (Sie kennen das Nadeln abwerfen auch von den Lärchen)
Lassen Sie uns nachsehen, wer sich sonst noch im Park aufhält, dort lebt, sich ernährt, sich sonnt …
Gelegentlich haben SIe das Gefühl, Sie werden beobachtet. Und das Gefühl täuscht nicht.
Oder wenn Sie sich dem alten Wallgraben zuwenden …
Wen haben wir denn da …? Eine Ralle (Teichhuhn) gleitet – vor sich hin erzählend – durch eine bunte Blätterschicht.
Im Wallgraben leben außer den Rotwangen-Schildkröten noch Goldorfe, Goldfische, Brassen, Goldkarpfen und Rotfedern.
Und auch am See geht es sehr entspannt weiter. Die Vögel relaxen und strecken beim Putzen hingebungsvoll ihre „Ruder“ von sich.
Schön, oder? Falls Sie mittlerweile Lust bekommen und außerdem die Möglichkeit dazu haben, besuchen Sie den Park doch selbst noch einmal, bevor alles Laub zu Boden gefallen ist, bevor die Kälte Sie nicht mehr herauslocken kann, bevor die Blütenpracht ganz vorbei ist!
Es tut gut!
Bis Ende Oktober finden auch weiterhin die Wasserspiele und die abendlichen Konzerte statt, die momentan allerdings bereits um 21 Uhr beginnen.
Ich werde jetzt leider nach Hause müssen, daher verabschiede ich mich nun. Schön, dass Sie heute wieder als Begleitung dabeiwaren!
Oh, Moment …!
Wissen Sie, was ich mir just in diesem Moment überlegt habe?
Vielleicht – nein, setzten Sie sich lieber erst – vielleicht gehen wir auch noch einmal im Winter dorthin. In den Park. Bei Schnee und Eis.
So, jetzt wissen Sie’s! ^^
#1 von photofee am 14/10/2013 - 23:44
Besser kann man Planten un Bloomen gar nicht beschreiben. Das sind sehr schöne Fotos.
Ach ja: mit der IGS geht es mir genau so. Von meinem Gefühl her, passte da nicht viel zusammen. Hoffen wir, dass die Parkanlagen sich so entwickeln können wie Planten un Bloomen und die Wallanlagen!
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#2 von ladyfromhamburg am 15/10/2013 - 15:49
Danke schön für deinen Kommentar hier im Blog! Der Gedanke, dass es sich auf dem Gelände der IGS noch entwickeln muss, ist mir auch schon mehrfach gekommen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass z. B. die Zone in der die Naturwelten waren (schilfbewachsenes Areal, in dem sich die weißen Container mit den futuristischen Gärten gruppierten), ohne die Container gewinnt und sich dieser Bereich dann schon als Einheit mit der Umgebung präsentiert. Das könnte an weiteren Stellen ebenso der Fall sein. Wenn die Um- und Abbauten abgeschlossen sind, werde ich mir das Parkgelände mit Sicherheit wieder ansehen.
LG Michèle
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#3 von twilight am 15/10/2013 - 00:28
Sehr schöne Bilder! Dort bin ich auch spazieren gegangen und ich habe mich wunderbar gefühlt! Ist leider schon viel zu lange her.
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#4 von ladyfromhamburg am 15/10/2013 - 15:54
Rainer, du kennst Planten un Blomen sogar? Das freut mich! Du sprichst das „sich wunderbar fühlen“ an. Manchmal gehe ich genau deshalb dort hin.
Ich hoffe, dich führt dein Weg wieder einmal in diese schöne Parkanlage. Und nimm deine Kamera mit, es lohnt sich immer wieder! ^^
LG Michèle
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#5 von Follygirl am 15/10/2013 - 02:40
Vielen Dank fürs mitnehmen!
Was für ein schöner Spaziergang!
LG, Petra
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#6 von ladyfromhamburg am 15/10/2013 - 15:52
Gern geschehen, es freut mich, dass du dabei warst, Petra! Ich las übrigens gestern deinen Post und die Bemerkung zum Reader klicken. Sei gewiss, dass ich immer direkt in die Posts gehe. Alles andere kann man sich gleich sparen.
LG Michèle
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#7 von BambooBlog am 15/10/2013 - 05:28
Da muss ich wohl schnellsten zu Planten und Blomen und mir die Herbstpracht ansehen, bevor es vorbei ist!
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#8 von ladyfromhamburg am 15/10/2013 - 15:42
Ich würde es wirklich noch machen! Hallo, übrigens, ich freue mich, dich hier bei mir zu sehen! ;) Da ich aus deinem Blog weiß, dass du auch aus Hamburg kommst und für dich Planten un Blomen somit nicht unerreichbar ist, gibt es für dich vielleicht auch nichts Gravierendes, was dich abhalten könnte. ^^
LG Michèle
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#9 von Fotografikum am 15/10/2013 - 10:45
da hast du wieder tolle fotos gemacht!
lge
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#10 von ladyfromhamburg am 15/10/2013 - 15:38
Danke, Ernst! Wenn ein Profi das sagt, freut es mich wirklich besonders!
LG Michèle
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#11 von Sartenada am 16/10/2013 - 07:37
Sehr schöne Bilder!
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#12 von ladyfromhamburg am 16/10/2013 - 11:37
Danke, Matti! Liebe Grüße!
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#13 von Silberdistel am 16/10/2013 - 18:43
Ein sehr schöner Bericht! Ich war wieder einmal sehr gern dabei. Schon allein Deine Bilder und die Worte dazu sind sehr entspannend. Ich bin schon jetzt auf den Winter bei Planten un Blomen gespannt.
Liebe Grüße von der Silberdistel, die gerade die ganze Farbenpracht des Herbstes in der Rhön genießt – leider mit ein wenig viel Feuchtigkeit gewürzt
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#14 von ladyfromhamburg am 17/10/2013 - 18:03
Ich hoffe sehr, dass der Regen in der Region, in der ihr euren Wanderurlaub verbringt, noch vor eurer Heimkehr nachlässt! Doch die Farbenpracht habt ihr glücklicherweise trotz allem. ^^ Bitte bring ordentlich Fotos mit! Ordentlich ohne „e“ hinten (gute Bilder machst du generell ^^) – mehr im Sinne von „einen Haufen“. ;-)
Liebe Grüße und demnächst gute Heimfahrt!
Michèle
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#15 von ernstblumenstein am 24/10/2013 - 13:41
und Du kriegst von mir einen Haufen Komplimente für dein Planten un Blomen im Herbst, danke fürs mitnehmen und für die Führung. Chapeau! Ernst
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#16 von ladyfromhamburg am 24/10/2013 - 17:09
Über den Haufen freue ich natürlich sehr, lieber Ernst! :-) Vielen Dank! Schön, wenn es dir gefiel!
LG Michèle
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