Kostbare Zeit … und das Thema Weltuntergang wird jetzt zu den Akten gelegt!

Michèle Legrand  ©Foto: Andreas Grav (Ausschnitt)Vorweihnachtszeit. Und prompt kommt man zu nichts mehr! Hier herrscht schon seit einer kompletten Woche Funkstille.
Eine Woche … gähnende Leere!
Und Sie! Sie melden sich natürlich auch nicht! Sagen keinen Ton! ^^
Wie darf ich denn das auslegen, hm?
Geben Sie es ruhig zu, Sie sind heilfroh, dass wenigstens einmal Ruhe ist.
Nicht?
Ach, Sie sind selbst auch am rotieren?
Klar, das adventliche Zeitknappheitsproblem ist Ihnen nicht neu …
Bitte?
Exakt! Sie haben natürlich völlig recht, es ist nicht nur die generell vorbereitungsintensive Zeit vor Weihnachten, es ist auch dieser zusätzliche Zeitdruck durch den unsäglichen Weltuntergang am 21. Dezember.
Wenn es danach geht, ist die aufkeimende Weihnachtshektik eigentlich völlig für die Katz …
Stopp!
Soll ich Ihnen einmal hier – so unter uns – etwas verraten?
Kommen Sie bitte etwas näher, ich muss es leiser sagen, denn einige werden mich jetzt sicher steinigen. Es ist nämlich so:
Ich kann dieses Weltuntergangs-Gedöns nicht mehr hören!
Alles, was jetzt daraus entsteht!

Haben Sie schon einmal beobachtet, welches Verhalten diese Ankündigung bei vielen Menschen auslöst?
1)
Es gibt den Typ 1, der plötzlich überhaupt nichts mehr anpackt, weil die Welt in ein paar Tagen sowieso am Ende ist. Er glaubt selbstverständlich nicht daran, aber er nutzt es für alles und jedes als Ausrede, um sich vor Dingen zu drücken oder sich etwas zu gestatten.
Was soll ich die Aufgabe jetzt erledigen/aufräumen/helfen, wo doch hier bald Schluss ist?
– Ich kann weiter (fr)essen – denn ich sterbe ja eh am 21. Dezember!
– Was soll ich diese Sache klären, „bis dahin“ geht es auch gut ohne Einigung.
– Ich rauche/trinke/ rase, etc. weiter. Auf die paar Tage kommt es wirklich nicht an.
Typ 1 ist klar, dass er schwafelt, doch eine gute Ausrede ist es allemal – aus seiner Sicht.
2)
Typ 2 glaubt zwar auch nicht an den Weltuntergang, aber seine Logik weicht leicht ab. Sie sieht so aus:
Weil es theoretisch doch passieren könnte, vertagt er alle Aktivitäten auf einen Termin nach dem 21.12.2012. Rein vorsichtshalber.
– Du, ich warte mal ab, wegen Weltuntergang und so …
Mit Menschen des Typs 2 ist zurzeit auch nichts anzufangen.
3)
Mensch Typ 3 erlebt momentan einen Ausbruch von Kreativität. Er malt sich diesen Tag des Weltuntergangs in bunten Farben aus und schreibt irrwitzige Szenarien. Er erfindet quasi Stundenpläne für den Ablauf. Wo es wann startet, wer sich mit wem versammelt, wie das Menü (Apokalypse-Brunch) aussieht, wer zur Eröffnung singt, wie lange alles dauert.
Natürlich ist der UN-Sicherheitsrat involviert! Alles wird ein einziges Happening! Eine große Weltuntergangsfeier, bei der Brasilien gegen eine Weltauswahl Fußball spielt – letzteres las ich bei Facebook.
4)
Mensch Typ 4 ist von der ernsthaften Sorte und stets bemüht, die Hintergründe um die These des kommenden Untergangs zu klären. Auch zu erklären. Er möchte sich damit auseinandersetzen und versucht, seriös Fachwissen zu vermitteln.

Es gibt sicher weitere Wesen anderer Art, doch dabei wollen wir es vorerst bewenden lassen und kommen stattdessen zu meinem Einwand, es nicht mehr hören zu können.
Warum diese Abneigung?
Mir könnte es im Grunde herzlich egal sein, was wer wie oder wann über den Weltuntergang zu sagen hat.
Zu schreiben hat. Oder welche Informationen es darüber gibt.
Wer welche Späße dazu erfindet. Wie abgedroschen, überholt oder  überhaupt nicht witzig sie teilweise auch sein mögen.
Ich könnte auch die zweihundertfünfzigste Wiederholung milde lächelnd hinnehmen.
Kann ich es?
Weiterhin habe ich durchaus die Hintergründe verfolgt, studierte die Geschichte vom Langzeit-Maya-Kalender, die Theorien bezüglich des Sonnensystems und der Sternenkonstellation. Dort ist nicht unbedingt von einem Untergang im eigentlichen, ganz wörtlichen Sinn die Rede! Kein Versinken wie bei Atlantis o. ä. Oft wird von einem Übergang geredet …
Wir wissen demnach gar nicht, was genau uns erwartet!
Dennoch lähmt es die Leute in ihrem Handeln. Nicht, weil es sich so entsetzlich darstellt, vorgestellt wird – nein, es ist zu abstrakt, zu schwer greifen und zu begreifen – daher ist die Reaktion irrational, eher kindisch.

Für mich wirft die derzeitige Weltuntergangs-Beschau jedoch eine andere Frage auf, die ich für viel naheliegender halte. Ein Szenario, das greifbarer ist und mit dem wir uns daher besser auseinandersetzen oder darauf geeigneter reagieren können:
Hat schon einmal jemand daran gedacht, dass jeden Tag irgendwo für irgendeinen Menschen gerade die Welt untergeht?
Seine Welt?
Dass es gar nicht so selten ist?
Dass es nicht derart vage oder abstrakt ist wie die Ankündigung, mit der wir uns gerade herumschlagen oder mit deren Berichten uns die Medien zupflastern?
Naturkatastrophen, Terrorakte, Amokläufe, Kriege, Unfälle, Krankheiten, familiäre Zerwürfnisse, Tod eines nahestehenden Menschen, Notsituationen aller Art … alles Auslöser, die eine (persönliche) Welt untergehen lassen.
Die Welt eines oder auch mehrerer Menschen.
Immer wieder!

Würden auch diese betroffenen Menschen immer nur davon reden, dass sie jetzt gerade nichts tun könnten, weil doch Weltuntergang sei oder sich nicht getrauten mit dem Hinweis auf ein vielleicht kommendes Ende ihrer Welt?
Nein, sie würden für sich überlegen, ob sie damit weiterleben könnten und dann handeln. Und das Wissen um die Möglichkeit des Verlustes, würde sie dazu bewegen, sich ihrer Zeit bewusst zu sein und Dinge noch vorher zu tun – weil manche Momente und Gelegenheiten unwiederbringlich sind!

Mich stört das sinnlose Vergeuden der Zeit.
Mich irritiert das Verhalten, als hätten wir grundsätzlich noch alle Zeit der Welt – nämlich nach dem Untergang, an den nicht geglaubt wird.
Wir wissen nie, wie viel Zeit noch ist!

Es wird kein Langzeit-Mayakalender sein, der uns persönlich darauf hinweist, wann unser Ende gekommen ist. Es wird auch nicht als Neuigkeit in der Zeitung zu finden sein. Überhaupt sollte sich jeder darüber im Klaren sein, dass es nicht unbedingt erst dann passiert, wenn er damit rechnet! Es wird nicht immer gewartet, bis wir unseren Kram endlich geregelt haben!
Und was bedeutet das?
Es bedeutet nicht, dass Sie jeden Tag Angst haben müssen, dass Sie dran sind.
Es heißt nicht, dass Sie nicht heute noch etwas beginnen können – selbst wenn sich herausstellen sollte, dass Sie es nicht mehr lange fortführen könnten …
Es heißt nicht, dass Sie von nun an grundsätzlich vorpreschen müssen, panisch alles erledigen müssen …
Es heißt nur, dass Sie die Zeit nutzen sollen und bedeutet, dass sie wirklich kostbar ist!
Zu schade zum Vergeuden.
Schieben Sie nicht alles auf die lange Bank!
Und schieben Sie nicht diesen dämlichen Weltuntergang vor!

Wenn Sie noch irgendetwas Unerledigtes zu tun haben, irgendetwas, das Ihnen am Herzen liegt, dann tun Sie es jetzt!
Sie können es nicht vorher wissen – aber es könnte die letzte Chance sein!
Tun sie es deshalb.
Nicht, weil die Zeitung schon wieder reißerisch den 21. Dezember erwähnt.

Diese Art Weltuntergangs-Gedöns legen wir nun zu den Akten.

©Dezember 2012 by Michèle Legrand

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  1. #1 von menschentalent am 18/12/2012 - 22:25

    Reblogged this on Menschentalent's Blog.

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  2. #2 von Fotografikum am 18/12/2012 - 23:25

    es ist zeit apfelbäume zu pflanzen (ml) :) typ 5?

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    • #3 von ladyfromhamburg am 18/12/2012 - 23:32

      Daran habe ich in der Tat auch schon gedacht, Ernst. ;) Die Baumschule Herrenkamper Gärten macht das in den nächsten Tagen. Deshalb. Die sind Typ 5.

      LG Michèle

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  3. #4 von einfachtilda am 18/12/2012 - 23:31

    Ach je, an den Weltuntergang denke ich ja nun gar nicht :roll:
    Hatte es mal gelesen, hab aber anderes zu tun, als so etwas zu glauben und wenn sie untergeht…dann sind all meine kleinen und großen Sorgen verschwunden.

    Habs gut ;-)

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    • #5 von ladyfromhamburg am 18/12/2012 - 23:38

      Ich hoffe, deine Sorgen verschwinden auch so, bald – ohne dass die Welt dafür untergehen müsste. Ich wünsche dir alles Gute, Mathilda!

      LG Michèle

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  4. #6 von regenbogenlichter am 19/12/2012 - 00:05

    Du schreibst mir sowas von aus dem Herzen… ♥
    Danke für den guten und amüsanten Artikel. :-)
    Und eine ganz schöne Woche…
    Liebe Grüße
    Ute

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    • #7 von ladyfromhamburg am 19/12/2012 - 17:44

      Amüsant, liebe Ute? Wo es mir doch so ernst war …! ;-)
      Nur Spaß. Danke schön für deinen Kommentar und auch dir eine schöne Zeit.

      LG zurück,
      Michèle

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  5. #8 von Reinhard am 19/12/2012 - 21:49

    Ja, ich finde auch, dass der Weltuntergang regelmässig überschätzt wird.

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    • #9 von ladyfromhamburg am 19/12/2012 - 22:37

      Noch zwei Tage, Reinhard, dann werden wir genau wissen, ob wir es vielleicht unterschätzt haben … ;)

      LG Michèle

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  6. #10 von volkerhoff am 20/12/2012 - 10:06

    Der wahre Weltuntergang findet doch erst am 15.02.2013 statt. Da fliegt ein Asteroid ziemlich nahe an der Erde vorbei (näher als der Mond)…

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    • #11 von ladyfromhamburg am 20/12/2012 - 12:53

      Weltuntergänge drohen demnach immer freitags … ^^ Volker, ich werde es via deiner Gruppe „Astronomie und Raumfahrt“ weiter verfolgen. Ich hoffe doch, der Abstand reicht und der Asteroid schrammt an uns vorbei.

      LG Michèle

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  7. #12 von Silberdistel am 20/12/2012 - 22:50

    Dein Fazit gefällt mir. Man sollte jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und Sekunde gemießen und wirklich wahrnehmen. Leider gelingt auch mir das nicht immer, obwohl, ich versuche es wenigstens, wenn ich merke, das Leben eilt wieder einmal an mir vorbei.
    Liebe Grüße und eine besinnliche Weihnachtszeit. Ich werde auch morgen und übermorgen das tun, was mir Spaß und mein Leben ein wenig schöner macht – auch das Bloggen gehört dazu ;-)
    die Silberdistel

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    • #13 von ladyfromhamburg am 21/12/2012 - 01:04

      Liebe Silberdistel, danke schön für deinen Kommentar!
      Es lässt sich sicher nicht alles genießen oder alles stets so gestalten, dass immer konsequent Spaß und Lebensfreude vorherrschen. Ausschließlich. Das funktioniert nicht. Das Leben ist eben ein Mischmasch, was auch seinen Vorteil hat – denn so erkennen wir den wertvollen Unterschied. ^^ Und erkennen ebenfalls, dass es – in meinen Augen – eine fürchterliche Vergeudung ist, Dinge ständig zu verschieben oder sich nicht zu etwas durchringen zu können – mit an den Haaren herbeigezogenen Ausreden (s. vermeintlicher Weltuntergang)
      Schön, wenn du dir für dich vornimmst, Dinge zu tun, die dir Freude bereiten. Das ist wichtig, ist das eine. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass aber auch oft gerade Dinge, die im Zusammenhang mit anderen Menschen stehen, keinen Aufschub vertragen. Diese Momente nicht zu verpassen ist etwas, was nicht in dem Augenblick sofort den Spaß oder die Lebensfreude schafft, was aber für das eigene Wohl langfristig genauso wichtig ist. Verpasstes, Verdrängtes, Unerledigtes kann ewig belasten.
      Genug des ernsten Geschreibsels.
      Auch ich wünsche dir sowie deinen Lieben eine schöne Weihnachtszeit und sende herzliche Grüße!
      Michèle

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      • #14 von Silberdistel am 21/12/2012 - 23:40

        Ja, da muss ich Dir zustimmen, dass man sich nicht generell nur Angenehmes und Gutes rauspicken kann. Das geht einfach nicht. Aber auch, wenn man sich verpflichtet fühlt, jemandem zu helfen oder ihm beizustehen, ist es am Ende doch irgendwo eine Art von Zufriedensein mit sich und der Welt, weil man weiß, dass man jemandem eine Freude gemacht hat. Ich kenne das leider nur zu gut, dass ich manchmal unbequeme Dinge wegschieben möchte, aber weiß, dass es nicht geht, weil man dann jemanden verletzt. Hinterher ist man froh, weil man manchmal so unendlich viel Dankbarkeit erntet, die für das eigene Lebensgefühl und Zufriedensein wiederum unwahrscheinlich gut ist.
        Liebe Grüße von der Silberdistel, die von Deinen Gedankensprüngen immer wieder neu begeistert ist.

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      • #15 von ladyfromhamburg am 22/12/2012 - 13:35

        Freue mich sehr! Einerseits, dass du noch einmal so ausführlich darauf eingegangen bist und deine Sichtweise dazu auch anderen mitteilen magst! Andererseits jedoch auch sehr über deine Lust, hier im Blog dabei zu sein und meine Gedanken(sprünge) mitzumachen! Vielen Dank!

        LG – Michèle

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  8. #16 von volkerhoff am 17/02/2013 - 19:07

    Zu meinem Kommentar #10: Wer hätte das gedacht, dass wir am 15.02.2013 zwei kosmische Ereignisse erleben durften. Unglaublicher Zufall! Wobei es Zufälle meines Erachtens gar nicht gibt…

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    • #17 von ladyfromhamburg am 17/02/2013 - 21:59

      Hallo Volker, ich sah heute deinen Blogpost zu diesem Thema mit dem Link zum Video! Bezüglich der Sache mit den Zufällen bzw. ihrer Nicht-Existenz stimme ich dir zu.

      Schön, dass dir jetzt noch der Artikel mit dem Weltuntergangsthema und dein Kommentar aus dieser Zeit einfielen.

      LG Michèle

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