Die roten Pumps oder Rabattaktionen nützen auch nicht so wirklich …!

Sie erhalten Post. Ein Unternehmen verkündet strahlend, dass es für Sie unglaubliche Neuigkeiten hat. Nur für Sie, weil Sie so ein toller Kunde sind.
Sie!
Man kennt Sie nämlich persönlich.
Doch, doch!
So persönlich, dass man Ihren Namen falsch schreibt und Sie mit Herr statt Frau anredet.
Vollmundig geht es weiter mit der Information, dass es Prozente hagelt, sobald Sie kommen. Aber richtig! So, dass sie in Deckung gehen müssen. Bonus, Rabatt, Nachlass, Punkte, Digits. Auf jeden Fall: die Gelegenheit!
Im Grunde wird alles verschenkt, und Sie bekommen obendrein Zugaben dafür, dass sie das Geschenkte annehmen.
Da wird jeder misstrauisch. Das glaubt sowieso keiner. Aber vielleicht ist ein klein wenig zutreffend, ganz eventuell könnte tatsächlich ein Vorteil dabei herausspringen.
Versuchen?

Verraten Sie mir doch bitte einmal: Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Rabattaktionen – speziell bei Kleidung und Schuhen (weniger bei technischen Artikeln)?
Gute?
Echt? Hm.
Hm. Hm.
Nein, es geht schon noch weiter. Ich überlege nur, woran es liegt, dass ich gerade eher wieder so ein Rabattaktionoberdebakelchen hatte. (Wörter ohne Trennstriche zu schreiben gibt Anlass zur Kreation von Wortneuschöpfungen, nicht wahr?)
Wo waren wir?
Richtig. Rabatte.

Klären wir vorab die Ausgangssituation:
Ich möchte mir gelegentlich gern ein neues Kleidungsstück gönnen. Sicher, auch Schuhe, wenn sie gerade dran sind. Allerdings trifft das gängige Klischee von Frauen und ihrer Liebe zu Schuhen nicht auf mich zu. Letztes Jahr habe ich genau ein Paar gekauft und keine einzige Handtasche!
Ich habe allerdings im Baumarkt einen elektrischen Hochentaster erstanden. Bin trotzdem eine Frau …
Doch, doch …
Eindeutig!
(Hochentaster. So stand es wirklich auf dem Karton des Geräts. Ohne Binde- oder Trennstriche. Der Hoch-ent-aster. Bauen Sie da bitte keinen Taster ein)

Zurück zur Kleidung. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber wenn ich Kleidung suche, kann ich meist gar keine Rücksicht auf Rabattaktionen nehmen, denn ich muss froh sein, wenn ich überhaupt etwas finde, was mir passt und gefällt. Es klingt möglicherweise so, als sei ich enorm schwierig, sehr anspruchsvoll und wählerisch in dieser Hinsicht, doch so extrem ist es wirklich nicht!
Es sieht nur folgendermaßen aus:
Ich bin aus dem Alter heraus, in dem man Bambis und Bärchen vorne aufgedruckt haben möchte.
Ich bin nicht der Pink-Typ.
Ich finde diverse Sprüche auf Shirts für mich unpassend.
Ich versacke in den meisten Größen.
Ich mag es nicht, wenn die Nähte krumm und schief sind und der Stoff Beulen wirft.
Krumpeliges (Crinkle-Look) finde ich bei anderen gut, an mir nicht. Ich möchte dann immer zum Bügeleisen greifen.
Nicht jeder Schnitt steht mir.
Ich mag keine kratzenden Sachen.
Ich mag keine Löcher in neuen Jeans.
Das Material soll nicht nach einmal tragen „auslabbern“ oder die Farbe verlieren …
Gut, vielleicht bin ich doch ein wenig pingelig.
Eigentlich möchte ich doch lediglich etwas Schlichtes, gut Verarbeitetes, atmendes Material, etwas, was ich durch Accessoires aufpeppen und verändern kann. Kleidung, die sich im Idealfall gut kombinieren lässt. Zeitlos ist. Richtung sportlich-elegant.

Stehe ich damit wirklich so allein da? Und offenbar bin ich auch die hoffnungslos konservative Kundin, die in keine Zielgruppe passt. Zu alt für dies, zu jung für das, zu blond für jenes und irgendwie auch falsch geformt.
Nach Ansicht einiger Köpfe bin ich allmählich in einem Alter, in dem Hauskittel an der Reihe sind und ich vier Nummern größer tragen sollte. Und Blockabsatz. Und Hosen mit Gummizug – aus Jersey!
Kommen wir wieder zum Kern: Kleidung/Schuhe plus Rabattaktion.
Wenn eine Rabattaktion läuft, die für bereits reduzierte Ware gilt, dann brauche ich im Grunde überhaupt nicht vorbeizuschauen, denn – jetzt mal ehrlich – habe ich schon nichts gefunden, als die Sachen noch ihren regulären Preis hatten, stehen die Chancen jetzt nahe Null, wenn nur noch die Reste ab Größe 44 auf dem Grabbeltisch liegen.
Ich kann mir höchstens den akzeptablen Stoff eines Riesenteils ansehen und überlegen, ob ich daraus zwei neue Teile basteln könnte. Ummodeln. Praktischer ist dann jedoch Meterware vom Ballen. Neu.
Folglich ist es aussichtsreicher, sich auf Rabattaktionen zu konzentrieren, die reguläre, nicht heruntergesetzte Ware betreffen.
Ich habe es heute versucht, und es ging in die Hose.

Ich hatte von einer Rabattaktion bei Görtz erfahren. Für nicht reduzierte Schuhe gilt auf wenige Tage begrenzt ein Rabatt von 30 %. Offenbar eine Aktion, die gar nicht in der Presse publik gemacht, sondern durch Mundpropaganda weitergetragen wird. Die Görtz Familie & Freunde Woche. Man braucht einen speziellen vierstelligen Zahlencode, um in den Genuss des Preisnachlasses zu kommen. Diese Zahl besitze ich auch.
Und?

Die roten Pumps ... eine Andeutung.

Die roten Pumps … eine Andeutung.

Gestern fiel ich dort förmlich über rote Pumps.
Nehmen oder nicht?
Jemand, der selten Schuhe kauft, überlegt rational.
Wie oft werde ich die tragen?
Lohnt sich das?
Andererseits, sie sind schon der Kracher …
Die Entscheidung vertagte ich auf heute. Manchmal muss man einfach noch eine Nacht darüber schlafen. Die Schuhe standen noch da (ein Zeichen!), sie passten und wurden genommen. Sie erfüllten alle Kriterien, die auf dem Werbecoupon mit dem Aktionscode genannt waren. Sie waren aus der neuen Herbst/Winter-Kollektion, sie hatten den Mindestpreis, sie waren nicht reduziert.
Was höre ich an der Kasse beim Bezahlen?
„Tut mir leid, aber die Schuhe von Tamaris gehören leider nicht dazu.“
Das steht nirgends! Ich habe noch dreimal nachgesehen!

Nächstes Geschäft. Bei Hunkemöller gibt es gelegentlich nette Dessous, die auch gut sitzen. Allerdings ist nicht immer alles in jeder Größe vorhanden. Ich reagiere fast euphorisch, weil ich etwas finde, was passt und richtig schön ist, schwanke lediglich noch kurz, ob ich wirklich beide Teile nehmen soll.
Doch!
Die Entscheidung ist gefallen.
An der Kasse fragt die Verkäuferin fröhlich:
„Haben Sie schon gesehen? Wir haben eine Rabattaktion! Wenn sie drei Teile nehmen, bekommen sie es für die Hälfte.“
Ich möchte aber doch gar nicht mehr …
Moment … Die Hälfte?
Es?
Wieso es?
Heißt es nicht sie?
Ich frage konkret nach:
„Alles für die Hälfte?“
„Nein, so meinte ich das nicht! Wenn Sie noch ein Teil kaufen, bekommen sie das dritte – oder vielmehr das günstigste Teil – für die Hälfte.“
Soso.
Ich spare also gewaltig, wenn ich ein Teil dazunehme, das ich nicht brauche.
Mein schlichtes Hirn meldet hingegen, dass ich mehr ausgebe, wenn ich noch ein unnützes Teil extra kaufe. Jedes Teil, das später  als Schrankhüter fungiert, ist auch zum halben Preis noch zu teuer.

Eigentlich wollte ich noch zu Karstadt. Die hatten mir nämlich per Post eine Rabattaktion angekündigt. Massig Prozente gepriesen! Misstrauisch geworden, hole ich mir die Benachrichtigungskarte noch einmal aus der Handtasche hervor und lese die Konditionen ein weiteres Mal durch.
Im Grunde gilt es wieder für 2/3 des Angebots überhaupt nicht. Und das letzte Drittel werden sie an der Kasse wahrscheinlich zerpflücken.

Ich lerne:  Sicher ist man nur, wenn definitiv eine Preisreduzierung für einen speziellen Artikel genannt wird. Grüne Schals zu fünf Euro. Kühlschrank Type XYZ zum Preis von 350 Euro. Porsche 90.000 Euro. Sreichhölzer 0,49 Euro.
Das ist klar, und es gibt keine unliebsamen Überraschungen an der Kasse. Es bleibt lediglich ein Restrisiko, dass der Artikel „leider, leider schon ausverkauft ist. Denn mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet.“

Ich beschließe, dass mein Kaufrausch schon lang genug angedauert hat und ich mit dem Ergebnis trotz Rabattpleite zufrieden sein kann.
Nur noch einen Cafè Latte zum Abschluss im Eiscafé …
Vielleicht sollte ich dort nach einer Rabattaktion fragen. Nach der Cafè-Latte-Treuekarte. So oft, wie ich in den letzten Jahren schon da war …

PS: Ich wurde bestürmt, wie denn meine neuen, roten Pumps aussehen würden (Na ja, rot halt …).
Falls es Sie ebenfalls beschäftigt und falls Sie interessiert, wie sich ein rational denkender, selten Schuhe kaufender Mensch, motiviert, ausgerechnet die auffallend roten Pumps zu nehmen, verraten Ihnen die nachfolgenden Fotos.

Die roten Pumps - Sie sehen generell gut aus ...

Die roten Pumps – Sie sehen generell gut aus …

Die roten Pumps ... doch auch von der anderen Seite vor anderem Hintergrund.

… doch auch von der anderen Seite vor anderem Hintergrund.

Die roten Pumps ... sie passen zum Teppich (schlagendes Argument!)

Die roten Pumps … sie passen zum Teppich (schlagendes Argument!)

Die roten Pumps (Tamaris)   ... auch von vorne positiv bewertet

Die roten Pumps (Tamaris) … auch von vorne positiv bewertet

Die roten Pumps  ... selbst Gymnastik (Liegestütze im Ansatz mit zuschauendem, verblüfftem Kaninchen) ist möglich

Die roten Pumps … selbst Gymnastik (Liegestütze im Ansatz mit zuschauendem, verblüfftem Kaninchen) ist möglich

Die roten Pumps ... durchaus auch etwas fürs Büro

Die roten Pumps … durchaus auch etwas fürs Büro

Die roten Pumps ... und weiterhin gartentauglich.

Die roten Pumps … und weiterhin gartentauglich.

Die roten Pumps ... Nicht zuletzt: extrem gut tragbar. Mit zwei Fingern.

Die roten Pumps … Nicht zuletzt: extrem gut tragbar. Mit zwei Fingern.

Die roten Pumps - .... doch sie sind absolut vielseitig!

Die roten Pumps – Doch, sie sind absolut vielseitig! Die Argumente überzeugten. Daher sprach alles für einen Kauf ….

So sieht es aus. Neugier befriedigt? ;)
Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrem nächsten Einkauf und hoffentlich (mehr) Erfolg bei einer Rabattaktion!

©September 2012 by Michèle Legrand

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  1. #1 von Fotografikum am 09/09/2012 - 17:57

    habe gerade einen 50,00 € gutschein von höffner bekommen. 50€ geschenkt ab einem einkaufswert von 100€. ausgenommen 31 (einunddreißig) marken und alle elektrogeräte.
    hochentaster führen sie nicht.
    lge

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    • #2 von ladyfromhamburg am 09/09/2012 - 18:11

      Dann treffe ich hier ja auf einen ebenso betroffenen Rabattvorgaukelkenner ;). Ist das nicht manchmal oberalbern mit diesen Aktionen?

      LG zurück
      Michèle

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