Ich ließ es schon durchblicken: es ist Zeit, wieder auf Kennenlern- und Erkundungstour in Hamburg zu gehen! Wer schon Gast in meinem Blog war, weiß, dass ich in lockerer Folge über meine Heimatstadt berichte und gern Freiwillige auf einen Streifzug durch schöne und/oder interessante Ecken der Hansestadt mitnehme.
Im Dezember waren es – dem Wetter damals angemessen – Dinge, die drinnen zu finden sind. Am Mittwoch dieser Woche hingegen schien traumhaft die Sonne. Was war also naheliegender, als sich auf den Weg zur Alster zu machen. Vorgehabt hatte ich es bereits am letzten Wochenende. Die zugefrorene Außenalster war offiziell zum Betreten freigegeben, ein Ereignis, das nicht oft vorkommt. Nur leider kam mir zeitlich etwas dazwischen.
Ich wollte es am 15.02. nachholen, und ziemlich unbekümmert dachte ich mir: Nun kannst du das Eis wenigstens noch sehen, wenn auch nicht mehr überqueren. Die Behörden warnten und untersagten mittlerweile, dies zu tun.
Auf meinem Weg vom Hauptbahnhof zur Alster gab es schon viel zu entdecken, und so erwartet Sie jetzt ein Mehrteiler. Chronologisch geordnet wäre schön und sinnvoll gewesen, doch heute ist ein regnerischer, trüber Tag, und daher setze ich einfach die Sonnenfotos an den Anfang.
Teil 1: Hamburg – Rund um die (Binnen-)alster bei strahlend sonnigem Winterwetter
Teil 2: Gefiederte Hamburger und Quiddjes / Die Scherben an der Rathausschleuse
Teil 3: Entdeckt! Zwischen Hauptbahnhof und Binnenalster! Von Spinnen, Zyklopen und Nackten
Die Alster. Beginnen wir für Auswärtige mit der Information, dass es in Hamburgs City die Alster in Seeform gibt.
Superschön!
Die Quelle der Alster liegt in Schleswig-Holstein (Henstedt-Ulzburg), der breiter werdende Fluss nähert sich Hamburg von Norden und bildet hier schließlich die Außenalster (ca. 164 ha) sowie die Binnenalster (ca. 18 ha), bevor er später – durch Schleusen und Fleete geleitet – in die Elbe mündet. Wem die Hektarangaben kein Bild von den Ausmaßen vor Augen produzieren, dem hilft eventuell dieser Vergleich: Die Wasserfläche entspricht einer Größe von ca. 365 bzw. ca. 40 Fußballfeldern!
Die Trennung von Außen- und Binnenalster verläuft an der Lombardsbrücke bzw. der Kennedybrücke (die beiden Brücken liegen hintereinander).
Ich wollte gestern meinen Augen nicht trauen, als ich auf das Ufer der südlichen Außenalster stieß. Kaum zu glauben, aber das meiste Eis war schon wieder verschwunden! Sonntag eine 20cm dicke Eisschicht, die Hunderttausende trug, heute fröhlich vor sich hin plätscherndes Wasser in weiten Bereichen. Nun, ich habe glücklicherweise ein Foto von meiner Tochter bekommen, das am vorigen Freitag entstand. Ich bitte, den kleinen Unterschied zu beachten …
Der Wind blies recht frisch um die Außenalster, so dass ich nach einer guten halben Stunde beschloss, mich mehr dem Bereich der Binnenalster zuzuwenden.
Auf dem Rückweg ein Blick auf das Hotel Atlantic. Im Vordergrund steht die Granit-Skulptur “Rhythmus im Raum“ von Max Bill. Über diesen Titel wurde oft diskutiert. Warum …? Wieso …? Oder auch: Nun, … irgendetwas wird er sich schon dabei gedacht haben …! Er hat (hauptsächlich) Formen entwickelt, die es so in der Natur nicht gibt. Manche erinnert dieses Werk allerdings an einen Totenschädel.
Etwas später ein weiterer Blick von der Kennedybrücke in Richtung der Straße „Alsterufer“ und zum Ruderclub.
Auch das gibt es. Auch in einer Stadt wie Hamburg ist es leider so, dass Obdachlose unter Brücken hausen müssen (Lombardsbrücke)
Nimmt man den langen, schmalen Tunnel, der durch das Mauerwerk der Lombardsbrücke zur Binnenalsterseite führt, erwartet einen am Ende plötzlich ein sehr schönes Panorama.
Der Blick geht hinüber zum Jungfernstieg mit dem Anleger für die Boote der Alsterschifffahrt. Die Silhouette Hamburgs mit seinen markanten Kirchtürmen (St. Jacobi-Kirche, St. Petri, St. Katharinen (fast verdeckt), Rathaus, St. Nikolai-Turm) taucht auf, und die Sonne lässt alles blitzen und glänzen.

Hamburg: Markante Kirchtürme der Hansestadt ->St. Jacobi-Kirche, St. Petri, St. Katharinen (fast verdeckt), Rathaus, St. Nikolai-Turm
Die Skulptur, die hier direkt am Ufer steht heißt Windsbraut und stammt von dem Hamburger Hans-Martin Ruwoldt, eigentlich bekannt als Tierbildhauer und Porträtist. Vielleicht braucht es deshalb hier einen zweiten und dritten Blick, um die Braut richtig zu erkennen und zu würdigen. Als ich am Mittwoch dort war, war es zufällig der Tag seines Geburtstags, der 15. Februar. Er wäre 121 Jahre geworden, starb allerdings schon 1969. Der Bildhauer lehrte zweitweilig an der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Von ihm gibt es insgesamt ca. 10 Skulpturen (Tiere und Figuren) in Hamburg. Geparde und Panther sind ein bei ihm beliebtes Motiv, jedoch auch Kraniche und weitere menschliche Figuren wie die Schreitende (bei den Grindel-Hochhäusern) und die Liegende (vor dem Bezirksamt Hamburg-Nord).
Bleibt man auf dieser Seite der Binnenalster, befindet man sich am „Neuen Jungfernstieg“, der Straße, in der auch das Hotel Vierjahreszeiten liegt. Am Ufer der Binnenalster dümpeln Einsschollen, doch so dünn, dass ich sie als ‚Scherben’ bezeichne.
Auf einer wirklich noch etwas dickeren Scholle, die noch keine Sonne abbekommen hat, begegnen einem die übriggebliebenen Reste der letzten Tage (wobei dieser Teil der Alster nie zum Betreten freigegeben war!).
Dort wo die Straße wieder auf den ‚richtigen’ Jungfernstieg trifft, stehen Menschen in der Mittagssonne und blinzeln auf das glitzernde Wasser. Die Mienen sind überaus freundlich. Es fehlt nur noch das Schnurren …
Natürlich ist es trotzdem noch kalt! Der frühere „Alsterpavillon“, der vor längerer Zeit umgebaut wurde und sich nun „Alex“ nennt, hat sämtliche Sommermöbel draußen – aber zusammengeschoben und die Schirme geschützt. Der hauseigene „Beachclub Georgia“ ist noch „closed“.
Die Alsterdampfer nehmen sicher bald wieder die Fahrt auf. Hier liegen sie allerdings zwischen eiskalten „Scherben“. Im Hintergrund am Ballindamm ist das Gebäude von Hapag Llyod zu erkennen.

Alsterdampfer auf der Binnenalster am Jungfernstieg, rechts zu sehen das Gebäude von Hapag Lloyd (dunklere Flaggen)
Ich habe mich stundenlang in der sonnigen Kälte herumgetrieben. Dies war ein kleiner Eindruck rund ums Wasser. Im nächsten Teil geht es Richtung Alsterarkaden und Schleuse. Eine Szene erinnerte mich an die Niagara-Fälle …, und wir widmen uns kurz dem Thema, was hier in der City auf welche Art „gehäckselt“ wird ;).
-> Teil 2: Gefiederte Hamburger und Quiddjes / Die Scherben an der Rathausschleuse -> Folgt kurzfristig!
©Februar 2012 by Michèle Legrand
#1 von Jasmin81 am 22/02/2012 - 19:21
Ach wie hatte ich die Zeiten vermisst, wo man als Kind schwerelos und voller Energie sich auf der zugefrorenen Alster austobte. Das sind Erinnerungen, die mit den neulichen Alstervergnügen wieder hochgekommen sind. Scheinbar war die ganze Stadt auf der Alster, denn vor lauter Menschen, konnte man kaum noch das Eis sehen :) was einen aber nicht den Spaß an der ganzen Sache nahm. Dieses Jahr werden wir „solche“ Moment wohl nicht mehr haben, da kann man nur hoffen, dass die Alster in Zukunft öfters zufriert, denn das war ein berauschender Moment und löste in einer Hanseatin diverse Heimatgefühle aus.
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#2 von ladyfromhamburg am 22/02/2012 - 20:38
Hallo Jasmin,
danke schön fürs Lesen des Blogbeitrags und für deinen Kommentar! Heimatgefühle? Das hört sich so an, als wärst du jetzt nicht mehr (ständig) in Hamburg. Freut mich, dass du trotzdem auf diese Art (s. dein Link oder eben Blogbeitrag hier) etwas teilhaben konntest an dem Hamburg-Alster-Feeling. ;)
LG- M.
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